Blood of 1000 Virgins

 
  • Original-Titel: Blood of 1000 Virgins
  •  
  • Regie: Charles Band
  • Land: USA
  • Jahr: 2013
  • Darsteller:

    Nikki Leigh (Host), Colin Rodgers (Druide)


Vorwort

Playboy-Playmate Nikki Leigh führt durch einen bunten Strauß von Horror-, Sexfilm- und Exploitationtrailern von 1953 bis 1984, die im weitesten Sinne etwas mit dem Thema „Jungfräulichkeit“ (und ggf. Methoden, diese loszuwerden) zu tun haben…


Inhalt

Wie wir bereits verschiedentlich besprochen haben, ist Charles Band nicht totzukriegen – egal, wie oft er pleite geht, irgendwie rappelt er sich immer wieder auf und auch wenn Full Moon heutzutage Filmchen herunterkurbelt, die mit Budgets im niedrigen fünfstelligen Dollarbereich auskommen und nur mit sämtlichen zusammengekniffenen Hühneraugen als „abendfüllend“ durchgehen, eins kann man nicht wegdiskutieren, er *ist* immer noch im Geschäft und mit [Full Moon Direct] ist er mal wieder am Puls der Zeit, bietet dort nicht nur mittlerweile sein fast komplettes Backprogramm auf DVD an, sondern lässt auch mittlerweile Goodies auf Blu-Ray pressen, bietet wie in guten alten Zeiten alle möglichen Devotionalien an und hat einen eigenen Streaming-Service am Start. Man kann sagen was man will, aber Mr. Band geht mit der Zeit…

So hat sich Charlie auch das Banner „Grindhouseflix“ ausgedacht, unter dem hauptsächlich re-releases von Filmen, die er dereinst als „Wizard Video“ produzierte und/oder vertrieb, herausgebracht werden. Zusätzlich gibt’s die Schiene „Grindhouseflix Originals“ für von attraktiven jungen Damen moderierte Trailer-Kompilationen. „Blood of 1000 Virgins“ ist der erste Release dieser Schiene (mittlerweile gibt’s noch eine zweite mit dem Schwerpunkt Nazisploitation).

Von den Host-Segmenten darf man nichts großartiges erwarten – Nikki Leigh tummelt sich in leichten Gewändern (die aber nicht fallen) in einem Schlafzimmer-Set und moderiert kurz das jeweils nächste Segment auf harmlos-sexy Weise an. Wichtig sind dann schon die Trailer an sich, die locker thematisch sortiert werden – es geht um „weibliche Jungfrauen“, „männliche Jungfrauen“, „Gründe, warum man lieber Jungfrau bleiben sollte“, „Dinge, die Jungfrauen jagen“ und „die Rache der Jungfrauen“. Diese Untergliederung ist natürlich eher als lockere Orientierungshilfe denn stringente Einordnung gedacht.

Folgende Trailer werden dargeboten (ich hoffe, ich bekomme aus dem Kopf die Einordnung und Reihenfolge einigermaßen hin):

Segment „weibliche Jungfrauen“: „The Curious Female“ (1970, mit Angelique Pettyjohn). Ein Dating-Computer macht zu allgemeiner Überraschung seiner Betreiber drei Jungfrauen ausfindig. Das führt zu Orgien.

„The Mighty Peking Man“ (1977, mit Danny Lee und Evelyne Kraft). Hongkongs King-Kong-Rip-off – Expedition findet und fängt im indischen Dschungel Riesenaffen nebst Blondine. Destruction ensues.

„Run, Virgin, Run“ (1970, mit Michaela Martin, Jochen Busse). Deutsche Sexkomödie aus der „Lederhosen“-Zeit, Originaltitel „Die Jungfrauen von Bumshausen“. In einem bayerischen Bauerndorf gibt’s eine wahre Geburtenschwemme, obwohl die Männer des Ortes durch die Bank über 70 sind…

„A Virgin in Hollywood“ (1953, mit Dorothy Abbott). Eine Reporterin erforscht die Abgründe, die sich in Hollywood auftun.

Segment „männliche Jungfrauen“:

„I Like the Girls Who Do“ (1973, mit Gunter Ziegler, Alena Penz). Noch ’ne deutsche Sexkomödie (Originaltitel: „Liebesjagd durch 7 Betten“). Um an eine fette Erbschaft ranzukommen, muss Thomas in sieben Tagen sieben Frauen flachlegen.

„The Teacher“ (1974, mit Angel Tompkins). Lehrerin treibt’s mit Schülern – interessanterweise ein ernst gemeintes Crime-Drama, das vom Trailer als flockige Sexkomödie verkauft wird.

„Charlie and the Hooker“ (1977, mit Beatriz Galbo). Ein paar Ministranten auf der Suche nach dem ersten Sex. Spanische Sexkomödie.

„The Harrad Experiment“ (1973, mit Don Johnson und Tippi Hedren). Der Chef der Harrad-Uni will überkommene monogamische Vorstellungen brechen und spannt daher offensichtlich „unkompatible“ Studenten unterschiedlichen Geschlechts zu Zimmergenossen zusammen.

„Mother Goose a-go-go“ (1966, mit Tommy Kirk). Der frischverheiratete Ted bekommt’s im Schlafzimmer nicht hin – die Abhilfe: LSD!

„Let’s Do It“ (1982, mit Greg Badford). Freddy drückt sich, weil Jungfrau, vor Sex. Schlecht, weil seine Freundin langsam, aber sicher ultimativ einen vollzogenen Liebesakt verlangt.

Segment „warum man lieber Jungfrau bleiben sollte“:

„Teenage Mother“ (1967). Später Scare-Flick: Die fünfzehnjährige Arlene verführt die Kerle reihenweise, bis sie – nach einem unfreiwilligen Gangbang – schwanger wird.

„The Depraved“ (1971, mit Christina Lindberg). Junges Ding wird von bösen Tunichtguten zu unzüchtigen Fotos und noch schlimmeren Akten gezwungen. Schwedischer Sexthriller.

„The Devil Within Her“ (1975, mit Joan Collins, Donald Pleasence). Auch bekannt als „I Don’t Want To Be Born“. Joan Collins bringt ein vom Teufel besessenes Baby zur Welt.

„Chatterbox“ (1977, mit Candice Rialson, Rip Taylor). Penolope hat eine sprechende Vagina – und die wird zum Star…

„Let Me Die A Woman“ (1977, mit Deborah Harten, Harry Reems). Doris Wishmans magnum opus – eine Dokumentation über Geschlechtsumwandlungen!

„The Dead Are Alive“ (1972, mit Alex Cord, Samantha Eggar) – aka „Das Geheimnis des gelben Grabes“. Bizzaro-Giallo um Archäologen, die mit einem etruskischen Grab offensichtlich auch etwas sehr sehr böses ausbuddeln.

Segment „Dinge, die Jungfrauen jagen“:

„Caged Virgins“ (1971, mit Marie-Pierre Castel). Jean Rollins „Requiem for a Vampire“. Zwei junge Frauen geraten unter den Bann eines Vampirs.

„Andy Warhol’s Dracula“ (1974, mit Udo Kier). Paul Morrisseys geschmackssichere Dracula-Adaption.

„Brides of Blood“ (1968, mit Kent Taylor, Beverly Powers). Auf einer einsamen Südseeinsel stehen die Bewohner unter der Fuchtel von mutierten Monstern, die sie mit Jungfrauen-Opfern besänftigen – ein Eddie-Romero-Klassiker…

„Virgin Witch“ (1972, mit Ann und Vickie Michelle). Eine Model-Agentur erweist sich als Fassade für einen Satanskult.

„Lucifer’s Women“ (1978, mit John Carradine). Dracula arbeitet als Psychiater, um an neue weibliche Opfer zu kommen. Al Adamson baute aus einem etwas älteren Hardcore-Film ein „eigenes“ Werk…

„The Devil’s Wedding Night“ (1973, mit Mark Damon, Rosalba Neri). Obskurer italienischer Vampir-Krams, co-dirigiert von Joe D’Amato (hauptamtlich aber von Luigi Botzella).

Segment: „Rache der Jungfrau“:

„Act of Vengeance“ (1974, mit Jo Ann Harris). Eine Gruppe vergewaltigter Frauen macht sich daran, sich an ihrem Peiniger, einem Irren mit Hockeymaske (!), zu rächen.

„The Blood Spattered Bride“ (1972, mit Simon Andreu). Lesbische Vampire aus Spanien, lose basierend auf Sheridan LeFanus „Carmilla“.

Thriller – En grym film (1973, mit Christina Lindberg). Klassiker – siehe ausführliches Review.

„Invasion of the Bee Girls“ (1973, mit William Smith, Anitra Ford). Die Frauen in einer amerikanischen Kleinstadt entwickeln einen mörderischen Sex-Hunger.

Die Axt (1977, mit Leslie Lee, Jack Canon). Siehe ausführliches Review. Kurios: der Trailer macht das Mädchen zum „Schurken“ des Films… Trailertitel: „The Virgin Slaughter“.

„Ms. .45“ (1981, mit Zoe Lund). Abel Ferraras Rape’n’Revenge-Klassiker.

„Savage Street“ (1984, mit Linda Blair). Linda Blair auf Rachefeldzug gegen die Typen, die ihre Schwester vergewaltigt und ihren Freund ermordet haben.

„Deadly Weapons“ (1974, mit Chesty Morgan). Chesty killt mit ihren 73-Zoll-Titten. Ein weiterer Doris-Wishman-„Classic“.

Insgesamt haben wir’s also mit 30 Trailern vom Ultra-Low-Budget-Schmand bis hin zu halbwegs seriös gemeinten Filmen zu tun. Nicht alle sind Schenkelklopfer vor dem Herrn, manche (bzw. die von ihnen beworbenen Filme) vielleicht etwas *zu* bekannt für den aufgeklärten Vielkucker, aber insgesamt wird durchaus Amüsemang geboten. Highlights sind sicherlich der todernst gemeinte „Teenage Mother“, „Chatterbox“ und „Let Me Die A Woman“, aber auch einige der anderen Trailer machen durchaus Lust darauf, sich den vollständigen Film mal zu Gemüte zu führen; und wenn alle Stricke reißen, kann man sich immer noch darüber beömmeln, wie verzweifelte Distributoren versuchten, Gurken, die schon in ihren ersten fünf Inkarnationen niemand sehen wollte („Die Axt“), künstlerische Vampirfilme wie „Requiem for a Vampire“ oder deutsche Sexklamotten dem Grindhouse-Publikum schmackhaft zu machen…

Nackte Tatsachen gibt’s der subject matter halber in Hülle und Fülle (wenn auch dem Alter der Streifen angemessen recht buschig…), die verschiedenen Horrorfilme werden überwiegend mit wenig blutigen Ausschnitten gewürdigt (sex sells, anyway).

Bildqualität: Die Qualität der Trailer ist naturgemäß sehr schwankend (praktisch alle Trailer werden in 1.85:1-Widescreen – anamorph) gezeigt, aber die meisten sind noch durchaus ansehnlich. Ein Totalausfall ist (leider) der Trailer für „Brides of Blood“, der selbst im Rahmen einer solchen Kompilation nicht durch die Qualitätskontrolle kommen sollte.

Tonqualität: Hier gilt ähnliches – man darf bei ollen Trailern keine Wunderdinge erwarten. Man versteht, was man verstehen soll, und damit hat’s sich.

Extras: Neben einer knapp zehnminütigen Einführung in das Grindhouse-Konzept durch Meister Charlie persönlich (der hier natürlich überwiegend seine persönlichen Erlebnisse als Jungproduzent schildert) gibt’s ein kurzes Interview mit Nikki Leigh, eine Grindhouseflix-Trailershow sowie ein recht witziges Musikvideo, das komplett aus alten Trailern zusammengebastelt wurde und unter die – teilweise verfremdeten – Texte einen Dancebeat legt.

Fazit: Ich hätte mir vielleicht den ein oder anderen spektakuläreren (wahlweise vom Content oder vom Unterhaltungswert) Trailer gewünscht, aber der Fan gepflegten Exploitation-Schunds kommt hier sicher auf seine Kosten. Die Host-Segmente mit Nikki Leigh sind gelinde unnötig, aber die Dame ist schmuck anzuschauen, da will ich mich nicht beschweren. Da die Scheibe bei amazon.com für knapp zehn Dollar weggeht, macht man als Freund fein schmandiger Trailer nicht viel verkehrt, und die ein oder andere Anregung für zukünftige Einkäufe findet man sicherlich auch…

3/5
(c) 2014 Dr. Acula


mm
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