Blood Fingers

 
  • Deutscher Titel: Blood Fingers
  • Original-Titel: Tang ran ke
  • Alternative Titel: Brutal Boxer |
  • Regie: Shan Kwan
  • Land: Hongkong
  • Jahr: 1972
  • Darsteller:

    Sing Chen, Raymond Lui, Ni Tien, Shan Kwan, Mars, Wilson Tong, Corey Yuen, Chi Lo, Jackie Chan


Vorwort

Zwei Landeier kommen in die große Stadt, um ihren Onkel zu suchen. Dessen Restaurant gehört aber inzwischen einem gewissen King Chan, der auskunftet, ein alter Freund des Onkels zu sein, den aber nun auch schon ein Weilchen nicht mehr gesehen zu haben. Wie wär’s denn, wenn die beiden Brüder, wo sie sich doch schon in einer Auseinanderstzung mit Kings Goons als formidable Kämpfer ausgewiesen haben, für ihn arbeiten, bis sie Onkelchen finden?

Für die Erkenntnis, dass King Chan ein Schlimmfinger ist, der dem Onkel das Lokal auf gewalttätige Weise abgeluchst ist, vergebe ich nicht mal einen halben Gummipunkt, aber bis unsere Brüder das kapieren werden, wird der halbe Film vergehen. So arbeiten sich die Brüder in der Hierarchie der King-Schläger nach oben, der eine wirft ein Auge auf Kings Adoptivtochter, die er natürlich auch nur deswegen hält, weil auf sie eine reiche Erbschaft wartet.

Zufällig findet einer der Brüder den Onkel, der nun einen primitiven Suppenstand betreibt und dessen Sohn mit Kings Schlägern aneinandergerät. Mitten im schönsten Kampf identifizieren sich Onkel und Neffe, family reunion, happy times.

Allerdings ist King das ein mittelschwerer Dorn im Auge. Er lässt den anderen Bruder töten, killt versehentlich seine Adoptivtochter beim Versuch, ihr die Unterschrift unter die Erbabtretung aus dem Kreuz zu leiern, und sorgt auch dafür, dass der liebe gute Onkel eine Machete mittschiffs einfängt.

Sohn und verbliebener Bruder blasen zur großen Revanche, und da wird kein Auge trocken, kein Knochen ungebrochen und kein Bösewicht lebendig bleiben.


Inhalt

Beim Blick auf Poster und Baujahr des Streifens wird der geneigte Kenner bereits ahnen – ah, da wird Herr Chan bestenfalls ’ne Mini-Nebenrolle haben. Es ist nicht mal eine solche… Jackie ist einer von Kings Thugs aus der dritten Reihe, der nach vier Minuten einmal quer durchs Bild schliddert, sich die Rübe an einem Schrank anstößt und dann nie wieder gesehen wird. Immerhin – er bekommt eine Großaufnahme und darf einen lustigen Flunsch ziehen. Signs of better times to come?

Der Rest des Films ist Kung-fu-Dutzendware von der Stange. Shan Kwan, einem routinierter Darsteller, der’s offenbar auch mal mit dem Regieführen probieren wollte, fällt nichts besonderes ein, um seinen Streifen von der Vielzahl anderer 08/15-Low-Budget-Klopperfilme zu unterscheiden, die in den frühen 70ern in Hongkong entstanden. Zwar behaupten manche, „Brutal Boxer“ sei einer der ersten „kontemporären“ Kung-fu-Filme, aber „Young Tiger“ z.B., in dem Jackie auch eine kleine Rolle spielte, ist schon mal ein Jahr älter und spielt ebenfalls in der relativen Gegenwart.

Der „Plot“, wenn man ihn so nennen will, ist nicht mehr als bloßes Vehikel, um die Legion von Kampfszenen aneinander zu reihen (von „schlüssig“ oder „sinnvoll“ reden wir mal nicht). Dialogszenen dauern sicherheitshalber nie länger als drei-vier Minuten, dann findet sich wieder eine Gelegenheit, Dresche zu verteilen. Aus filmhistorischer Sicht ist vielleicht eins denkwürdig – der Streifen vergibt eine relativ große Rolle (die des Sohns des Onkels) an Mars, den wir aus vielen Jackie-Chan-Filmen als seinen Sidekick oder aus Nebenrollen kennen, und der hier, als Jackie sich noch damit zufrieden geben musste, fünf Sekunden im Bild zu sein, bereits einen „featured part“ hat und dabei auch wirklich gut aussehen darf (im Wrestling-Jargon sagt man dazu „made to look like a million bucks“). Man wagt die Hypothese, dass Mars, wäre er ein bisschen attraktiver, ein großer Star in his own right hätte werden können, aber sein Aussehen abonnierte ihn dann wohl auf den zwar gut kämpfenden, aber tölpelhaften character player.

Die Fights selbst sind über weite Strecken nothing special – noch hatte sich die von Bruce Lee angezettelte Revolution noch nicht bis ins Low-Budget-Lager durchgearbeitet, von Jackies akrobatischem Stil mal ganz abgesehen. Eine Ausnahme bildet der Showdown, und das nicht, weil die Qualität der Kampfchoreographie dann soweit besser wird, sondern weil die Brutalität zulegt – hier werden Gegner mit Stangen durchbohrt, Macheten landen in Köpfen und sogar Splattereffekte werden ausgepackt. Das ist für HK 1972 schon reichlich rüde und verdient sich tatsächlich mal einen halben Bonuspunkt für „gratitious violence“. Sag keiner, ich würde nicht ab und an auf meinen inneren Neandertaler hören.

Wer an Low-Budget-HK-Action seinen Spaß hat, wird auch den hier mögen, und wer ein bissl Herz für Grindhouse-Kung-fu-Violence hat, sollte zumindest den Showdown mal anchecken.

Zu finden unter dem Titel „Blood Fingers“ auf der schon mehrfach angesprochenen Jackie-Chan-SD-Blu-ray-Box.

2,5/5

(c) 2017 Dr. Acula


mm
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