Blaze Starr Goes Nudist

 
  • Original-Titel: Blaze Starr Goes Nudist
  • Alternative Titel: Blaze Starr Goes Back to Nature | Blaze Starr the Original | Blaze Starr Goes Wild | Back to Nature | Busting Out | Nature Girl |
  • Regie: Doris Wishman
  • Land: USA
  • Jahr: 1960
  • Darsteller:

    Blaze Starr (Blaze Starr)
    Andy (Ralph Young)
    Tony (Russ Martine)
    Gene Berk
    William Mayer
    Sandra Sinclair
    Stephen Bloom
    Allison Louise Downe
    James Antonio
    Warrene Gray
    Richard Johnson
    Mary Jo Walls
    Joan Bamford
    Craig Maudslay jr.
    Dolores K (Norris)
    Lee Abel
    Doris Wishman


Vorwort

Manchmal bin ich mir selbst nicht ganz sicher, unter welchen Gesichtspunkten ich meine Filmeinkaufsliste zusammenstelle. Nudistenfilme sind nun mit Sicherheit nicht ganz meine Welt (was nicht etwa damit zusammenhängt, dass ich irgendwas gegen Nudisten habe) und so bestünde also für mich keinerlei ernsthafte Motivation, mir so ein Filmchen tatsächlich anzusehen. Nun – im wirklichen Leben hab ich mir sogar einen auf DVD zugelegt, nämlich diesen, was grösstenteils daran liegt, dass man Titel von Something Weird Video ja erstens wörtlich nehmen und zweitens eigentlich fast schon blind kaufen kann. Zwei weitere Punkte fielen ins Kalkül – dem Namen Doris Wishman begegnet man, wenn man sich ein wenig tiefer mit der Trash- und Kultfilmszene beschäftigt als nur „Ed Wood“ in die Suchmaschine einzutippen, zwangsläufig und wenn eine Frau sich als Regisseurin auf das Gebiet der (S)Exploitation begibt, kann das eigentlich nur interessant werden. Zum anderen läutete selbst bei mir Ignoranten der Kulturgeschichte der Name „Blaze Starr“ ein zartes Glöckchen – in ihrer Glanzzeit war Blaze Starr eine der Top-Striptease-Tänzerinnen überhaupt und als „Spindluder“ sicher nicht sooo weit weg von Bettie Page (letztere hatte allerdings den Publicity-mässigen Vorteil, sich durchaus auch in Bondage ablichten zu lassen – allerdings arbeitete auch Blaze für und mit Irving Klaw [das sollte den angesprochenen Verkehrskreisen {yikes, krieg ich den blöden Juristenjargon nie los??} jetzt was sagen]. (Unnötig zu erwähnen, dass es Bettie auf DVD natürlich auch aus dem Hause Something Weird gibt). Und da´s ja eigentlich sowieschon wurscht ist, wofür man das Geld, das man nicht hat, zum Fenster rauswirft, durfte der freundliche UPS-Bote (nichtsahnend, of course) eines schönen Tages auch ein Paket mit diesem Inhalt im Büro abliefern. Nach erstem Ansehen konnte ich noch nicht so wirklich fassen, WAS ich da gesehen hatte. Erst jetzt, über ein Jahr später, konnte ich genügend Reserven mobilisieren, um mich ein zweites Mal diesem wahren Klassiker auszusetzen… ein würdiger Vertreter seiner Zunft für das glorreiche Jubiläumsreview Nummer 50… sit back & enjoy.


Inhalt

Unter den Opening Credits dürfen wir uns verschiedene Blaze-Starr-Fotos ansehen, dazu singt eine Dame „Going back to nature“ – der Song wird uns in verschiedenen Instrumental-Inkarnationen über die weitere Filmlaufzeit noch öfter begegnen und, ob Ihr´s glaubt oder nicht, it kinda grows on you (jedenfalls summe ich den Song jetzt immer noch vor mich hin).

Die Fotos sind Publicity-Aufnahmen, die Agent Tony seinem besten Pferd im Stall, der berühmten Schauspielerin Blaze Starr (sic) zwecks Begutachtung vorführt. Die beiden wollen übrigens auch heiraten (ob das an dem hinreissend hingemalten Schnurrbart des Agenten liegt?). Blaze´ Enthusiasmus lässt zu wünschen übrig, denn sie fühlt sich ein wenig burnt-out. Tony verspricht Blaze einen Urlaub in trauter Zweisamkeit, sobald der neue Vertrag unterschrieben ist. Blaze ist skeptisch, da wird doch bestimmt auch Publicity-Fuzzi Sid Hansen mit von der Partie sein wollen, vermarktet der doch schon die Hochzeit. Blaze nölt weiter herum, doch zu ihrem langen Monolog sehen wir nur Tony´s Visage (eeeh… kann Blaze sich so lange Texte nicht merken?). Das ist aber besser so, denn Blaze ist zweifellos die aller-aller-allerschlechteste Schauspielerin, die ich je gesehen habe (diese GESICHTSAUSDRÜCKE, dieses MIENENSPIEL, Wa-Huuuuaaha!!!) Nach etwas mehr Nölerei macht Blaze den Abflug. Justament da ruft Sid an und will sie sprechen, aber Tony kann nur mitteilen, dass die Gute sich erst mal nach Wer-Weiss-Wohin verabschiedet hat.

Blaze läuft durch die Gegend und sofort zwei Autogrammjägerinnen in die Hände (immerhin ZWEI – hm. Der Film will uns weismachen, dass Blaze Starr DER Star schlechthin ist. Denke mal, wenn Julia Roberts einfach so über´n Kudamm strollen würde, dürften ein paar Fans mehr aufmerksam werden). Blaze flüchtet sich vor den Zudringlichkeiten in ein (recht offensichtlich geschlossenes, da die Kassenvorhänge zugezogen sind) Kino. Das Kino, ein wahres Multiplex mit 20 (nein, nicht Sälen) Sitzen bekommt kollektive Stielaugen, als Blaze und ihr Dekollete sich in die erste Reihe setzen. Der Film des Tages ist ein Werbefilm einer Nudistenkolonie in Florida. Nach ungefähr zwei Minuten T & A kommt auch Hellchen Blaze auf den Gedanken. „Das ist ein Film über ein Nudistencamp.“ Bravo, toll aufgepasst, Superstar. „Die sehen alle so relaxed aus… und das ist nur 30 Meilen weg“. Hm, mir deucht, Blaze hat was vor, um sich auch etwas zu relaxen. Blaze fährt nach Hause und läuft zur Tür (ja, Doris Wishman ist eine Zeittotschlägerin und zeigt uns gerne lange Einstellungen, wie Blaze zu einer Tür geht etc. etc. – let´s call it padding, Laufzeitstreckung, für nicht Anglophile) (und überhaupt: WIE sie läuft!!! Jenseits eines Super-8-Familienfestfilms aus den frühen 70ern hab ich selten jemanden SO unnatürlich vor einer Kamera agieren sehen… als hätte man ihr einen Besenstiel ins Rektum gepropft). Kaum ist sie daheim, ruft Tony an und will wissen, wo sie gewesen ist. Im Kino, antwortet sie wahrheitsgemäss, und gar lustig wars. Tony kann weniger lachen, denn Sid drängelt. „Wenn ich noch einmal den Namen Sid höre, schreie ich,“ kündigt Blaze an. „Sid möchte…“ kann Tony noch sagen, bevor Blaze „Aü sagt und auflegt.

Pad-pad-pad. Blaze fixed sich einen Drink. „Ich bekomme das Nudistencamp nicht aus dem Kopf“. Pad-pad-pad. Blaze drückt eine Harlekinpuppe. Pad-pad-pad. „Ich könnte es mir ja wenigstens mal anschauen.“ Pad-pad-pad. Blaze liest umständlich eine Strassenkarte. Mein Gott, GET ON WITH IT!

Na gut, endlich geht sie (walk-walk-pad-pad) los, das Telefon klingelt, aber Blaze ignoriert´s. Es ist natürlich Tony, der gleich darauf von Sid angerufen wird. Keiner hat ´ne Ahnung, wo Superstar Blaze hingetigert ist.

Blaze fährt endlos lang (beinah möcht man meinen, die dreissig Meilen Fahrt werden in Echtzeit gezeigt), bis sie endlich vor einem Tor steht. Dahinter steht ein Typ, nur mit Shorts bekleidet. Es ist Andy, der Camp-Direktor, und der führt „Belle Flemming“, wie sie sich in einem spontanen Anfall von Cleverness nennt, gerne herum. Blaze möchte dem Camp beitreten, und Andy holt schon mal die Anmeldeformulare. Währenddessen sieht Blaze sich um und beobachtet nackte Damespielerinnen, nackte Bogenschützinnen (faszinierend: der Film ist ganz offensichtlich stumm geschossen, d.h. wenn z.B. die Bogenschützen lachen, ist nix zu hören, aber die Pfeile machen WHOOSH-Geräusche… give my regards to the post-production department…). Blaze expressed wieder einige ihrer – uuaaahh – eindrucksvollen Gesichter (denkt an ZOOLANDER, nur schlimmer, denn da war´s Comedy und hier soll´s ACTING sein). Andy bringt die Formulare, schnell wird ausgefüllt und Andy ist sicher, dass der Aufnahme nichts entgegensteht. Er führt sie noch ein bisschen rum und zeigt ihr die Picknick-Area, die Volleyballplätze (wo gerade ein Match „Mit Shorts“ gegen „Ohne Shorts“ steigt), dann führt er sie zurück zum Auto. Wenigstens fiel der Post-Production hier ein, durch Dubbing einen wüsten Continuity-Fehler auszubügeln, denn Andy sagt, dass er mal eben Blaze´ Auto hat wenden lassen (das steht nämlich jetzt falsch rum da). Kudos dafür.

Andy ist jedenfalls sofort unsterblich verliebt, soviel ist klar.

Blaze kommt nach Hause und geht wieder vom Auto zur Tür (pad-pad-pad). Blaze badet (pad-pad). Das Telefon klingelt, Blaze ignoriert´s wieder. Sie steigt aus der (überraschenderweise LEEREN) Wanne (pad-pad-pad). Das Telefon klingelt wieder und eine gewisse Meg ist dran und erkundigt sich, ob Blaze am Samstag zur Cocktailparty kommt. Na sicher doch.

Aber da kommt was dazwischen, denn Andy hat höchstpersönlich die Aufnahmebestätigung zur Post gebracht und Blaze ist begeistert, als sie das liest (AAARGH! DIESE MIMIK!) Sofort packt sie ihren Koffer (pad-pad-pad), um für´s Wochenende loszuziehen. Sid, der wieder irgendwas von Promo-Terminen daherfaselt, wird abgewürgt.

Also ab ins Camp, wo diverse Nackedeis dabei sind, Boot zu fahren, leider stellt sich diejenige, die schlussendlich im Boot sitzt, ausgesprochen DÄMLICH an (you gotta see to believe). Andy ist begeistert über Blaze´ Ankunft und führt sie in ihren Bungalow. „Kann ich sonst noch was für Sie tun?“ fragt er. Ja, durstig wär die Gute, und schon ist Andy unterwegs. Zu-Blöd-zum-Paddeln-Mädel liegt derweil in einer Hängematte und liest. Und schon ist Andy wieder da, mit drei Flaschen Coca-Cola (yeah, product placement… I guess not). „So durstig bin ich auch nicht,“ witzelt Blaze (haben wir gelacht!). Andy findet´s lustig. Dann geht er nach draussen, denn Blaze muss sich ja der Camp-Kleiderordnung unterwerfen. Und Blaze strippt. Denke ich. Denn die Spielverderberin Doris Wishman ZEIGT UNS DAS NICHT! BUUUH! Statt dessen sehen wir ein Pärchen Schach spielen (natürlich in the nude). Die nackte Blaze und Andy spazieren durchs Camp und Andy stellt ihr ein paar Nudisten vor, so z.B. Leslie, „unser Schwimm-As“. Selbstverständlich darf die nackte Leslie das gleich mal unter Beweis stellen und wir kommen in den Genuss von sinnlosen Unterwasseraufnahmen. Und nochmal. Und nochmal. Und nochmal. ES REICHT, DANKE!

Blaze ist wieder zuhause, offenbar ist es eine Woche später, denn sie bereitet schon wieder ihren Wochenendausflug vor. Tony ist etwas angefressen. „Das ist meine Sache,“ sagt Blaze. „Aber auch meine,“ meint Tony. (Wir sehen Blaze in diesem Dialog mal wieder nur von hinten…). Blaze salbadert, dass die Wochenenden ihr gehören und Tony ihr vertrauen möge. Tony fühlt sich aber ausgeschlossen, der Ärmste. Sniff.

Wieder im Camp. Andy tut so, als ob er auf einem Akkordeon das Titellied spielen würde (aber er tut verdammt SCHLECHT so, er sollte vielleicht wenigstens ein paar Tasten auf der Klaviatur drücken, so als kleiner gut gemeinter Tip am Rand). Die Menge tobt vor Begeisterung (anspruchsloses Völkchen). Andy schlägt Leslie vor, doch ihren „siamesischen Tanz“ vorzuführen. Gnade! Bitte keinen „exotischen Tanz!“. Zu spät. Leslie tanzt, aber wie – sie tanzt – IM SITZEN??? Okay, sie setzt sich hin, macht ein paar vage orientalische Armbewegungen und dazu ertönt Stock Music aus irgendeinem alten Abenteuerschinken. WUFF. Auch das geht vorbei. (Und ja, ich weiss, warum Leslie sitzt, ich komm gleich drauf zu sprechen). Dann dürfen wir unsere Nudies bei Erdbeerpflücken bewundern. Weiss der Geier, wie die ihre Körbe mitten auf einer Wiese, wo KEINE EINZIGE ERDBEERPFLANZE wächst, füllen, aber sie tun´s. Guess strawberries are attracted to nude women.

Blaze nimmt ein Sonnenbad, aber sie liegt irgendwie … verkrampft da. Tja, und warum nur? Wir sind zwar in einem Nudistenfilm, aber auch in einem Nudistenfilm aus dem Jahr 1960 und da gibt es doch noch ein kleines Tabu… no beaver! (Für in englischen Zweideutigkeiten Ungebildete: um Himmels willen darf kein Schamhaar zu sehen sein, von einem Schniedelwutz mal ganz zu schweigen). Also müssen unsere Beteiligten alle Register ihres Könnens ziehen, um ja nicht vor der Kamera ein Körperteil zu entblössen, das auf keinen Fall ins Bild darf. That´s pretty hilarious, wenn man drauf achtet.

Mittlerweile ist nicht nur uns, sondern auch Blaze aufgefallen, dass Andy stets behost durch die Prärie hüpft. Seine reichlich dumme Ausrede (anstelle zuzugeben, dass sein Filmvertrag nicht hoch genug dotiert ist): da er ständig in die nächste Ortschaft muss, um Sachen zu besorgen etc., lässt er das Höschen lieber gleich an. Feige Socke.

Wieder zuhaus… Blaze arrangiert ein paar Blumen (pad-pad-pad). Das Telefon klingelt (ächz). Tony ist dran, und obwohl Blaze schon wieder in den Vorbereitungen für ihren Wochenend-Trip ist, lässt er sich nicht abwimmeln und insistiert, Blaze umgehend zuhause besuchen zu wollen. Und schon isser da. „Ich mach mir Sorgen um dich,“ zirpt Tony, völlig uneigennützig, of course, denn Filmtycoon D.W. möchte langsam, aber sicher den neuen Vertrag unterschrieben sehen, sonst könnt´s vorbei sein mit der Filmkarriere. „Ich lass es drauf ankommen,“ sagt Blaze und düst einmal mehr ab (praktischerweise trägt sie immer, wenn sie Auto fährt, die selben Klamotten… ob das was damit zu tun hat, dass man die entsprechenden Aufnahmen dann nur einmal machen musste?). Tony verfolgt sie mit seiner Karre im Respektsabstand von ungefähr zehn Metern, aber immerhin, doch schon am Tor zur Nudistenkolonie hat auch Blaze das gecheckt. Tony ist schockiert. „Hier treibst du dich also rum, wenn das mal D.W. wüsste!“ „Is mir wurscht,“ entgegnet Blaze sinngemäss.

Allgemeines Pool-Geplantsche. Blaze Starr kann offenbar nicht schwimmen, denn sie hält sich recht verkrampft am Beckenrand fest. Die No-Beaver-Policy ist strikt in Kraft.

Blaze trifft ein paar andere Nudies an einer Wäschetrockenleine (pad-pad-pad), selbstverständlich silent (man achte auf die Körpersprache… Blaze ist ungefähr so natürlich wie ein Plastik-Gummibaum im Fenster). Andy und Blaze sprechen belangloses Zeug, immerhin entnehmen wir dem, das das Spielchen jetzt seit fünf Wochenenden sogeht.

Wieder bei Blaze daheim, Meg (nehm ich zumindest an) ist zu Besuch da und stellt fest, dass Blaze nie glücklicher ausgesehen hat (boah). Das muss wohl Liebe sein, analysiert sie. Blaze begibt sich zu Tony, der sie ab liebsten sofort ehelichen will. Blaze lehnt dankend ab. „Was ist mit mir?“ will Tony wissen. Blaze gibt dem Agenten einen amtlichen Korb. „Vielleicht sollten wir die ganze Sache vergessen.“ Na, zu Tony´s Glück waren Handys noch nicht erfunden, sonst hätte er das vermutlich im Naddel-Stil erfahren.

Im Camp assistiert Andy Blaze beim Bogenschiessen und „entführt“ sie zu einem – bekleideten – Spaziergang, um sie zum Dinner einzuladen. „Ich weiss nicht,“ nuschelt Blaze und Andy, der offenbar schon seinen Anteil Abfuhren kassiert hat, mimt den verständnisvoll Enttäuschten.

Tony wird zu D.W. zitiert, Blaze schwänzt nun schon seit geraumer Zeit diverse Public Appearances und hat den Vertrag immer noch nicht unterschrieben. Ultimatum: bevor D.W. sich ins Wochenende verabschiedet, ist der Vertrag endlich unter Dach und Fach. Tony verspricht Unterzeichnung für Samstag, 10 Uhr vormittags und lässt das Blaze ausrichten.

Im Camp regnets und ein Mädel macht einen Regen-Freuden-Tanz (pad-pad-pad).

Selbstverständlich hat Blaze den Termin sausen lassen, weswegen D.W. Tony zur Schnecke macht. Wenn Blaze keinen neuen Vertrag will, soll ihm das auch recht sein. Tony windet sich, aber D.W. vermutet nicht zu Unrecht, dass Tony genau weiss, wo Blaze sich aufhält.

Diverse uninteressante Dinge im Camp passieren, so spielen Andy und Blaze Schach.

Tony greift zu verzweifelten Massnahmen und fährt ins Camp, lässt sich nicht mal von Andy aufhalten, der deutlich macht, dass sie nicht gestört werden will. Tony´s Hartnäckigkeit setzt sich durch (da Andy ungefähr eineinhalb Sekunden benötigt, um sich weichklopfen zu lassen) und Tony platzt mit einem „Wir müssen reden“ in Blaze´ Domizil. Ausdrucksvoll rollt Blaze mit den Augen (WAAH! I CAN´T STAND IT ANYMORE!). Tony begeht den strategischen Fehler, auf der „und-das-ist-nun-der-Dank-für-meine-harte-Arbeit“-Routine rumzureiten und sogar noch anzudeuten, dass er bei D.W. vielleicht total aus dem Geschäft sein könnte. Blaze spielt ausnahmsweise mal Blitzmerkerin – „Darum geht´s dir also. Dem kann abgeholfen werden.“ Blaze teilt Tony unverblümt mit, dass er sich eine andere Klientin suchen kann und ruft D.W.´s Büro an. Der alte Zausel von Producer ist aushäusig, aber Blaze lässt ausrichten, dass sie sich in einer Nudistenkolonie befindet und wenn´s dem Herrn zu skandalös sein sollte, kann er sich seinen Vertrag eben in die Haare schmieren. Tony ist angemessen geschockt. Aber da – surprise, surprise, wem läuft Blaze (in ihrem unvergleichlichen Laufstil) in die Arme, als sie vor die Tür tritt… D.W., der schon seit Jahren in dieses Camp fährt, nur schon seit langem keine Zeit mehr dafür hatte. Andy ist überrascht, dass Blaze und D.W. sich kennen, aber die lange Geschichte will sie ihm beim Dinner erklären. Andy und Blaze wandern in die Botanik… (und Andy croont den wunderbar absolut unpassenden Schnulzenheuler „The moon is the lamp of love“ über die THE-END-Card…).

Halleluja, das is´n Ding. Immer wenn man glaubt, es könnte einen im Badmovie-Land nichts mehr erschüttern, wird einem was neues vor´n Latz geknallt. So ging´s mir bei erster Betrachtung dieses Streifens. Beim zweiten Mal war ich besser vorbereitet (d.h. ich hatte schon ein Bier intus – nüchtern ist der Streifen absolut ungeniessbar).

Dieser Film ist ein plotloses Monster. Es passiert absolut nix. Nada. Rien. Aber wer hätte das von einem Nackedei-Film schon erwartet? Hm. Es gibt immerhin ein paar Nudisten-Filme, die sich ansatzweise des Deckmantels einer Story bedienen (NUDE ON THE MOON, auch von Wishman, NIGHT OF THE BLOOD BEAST, NIGHT ON A BARE MOUNTAIN etc.) – hier ist von einer Story aber keine Spur. Wishman verlässt sich absolut darauf, dass die Zugkraft ihres „Stars“ den Film über seine armseligen 75 Minuten (und das auch nur, weil wirklich jede Belanglosigkeit erbarmungslos auf Zelluloid gebannt wurde) rettet. Gewagt, gewagt. Denn – die Vorstellung, dass Blaze Starr ein Filmstar sein soll, ist gelinde gesagt ERSCHRECKEND – die Gewerkschaft meiner „suspension of disbelief“ verkündete einen sofortigen Generalstreik und rief das Bundesverfassungsgericht an. Ich glaube (und nehme hier jede Herausforderung an), dass es schlicht und ergreifend NICHT MÖGLICH ist, SCHLECHTER zu agieren als Blaze Starr als „sie selbst“ in diesem Film. Jeder Fünfjährige im Krippenspiel hat nuanciertes Spiel drauf als Blaze. (Vielleicht ist der Film aber tatsächlich ein als Science-fiction-Film konzipiert und spielt in einem Paralleluniversum mit anderen Ansprüchen an Schauspieler als tatsächlich gut schauzuspielen – weiss man´s?) Ihre diversen Kollegen sind gewiss auch keine Leuchten und dürften in einem Ed-Wood-Film nicht mal dem Kamerassistenten die Frühstücksbrote reichen, aber gegen Blaze sind sie allesamt Oscar-Anwärter.

Gut, man muss berücksichtigen, dass Wishman den Film offenkundig stumm geschossen und dann nachsynchronisiert hat (und ich hab starke Zweifel, dass Blaze ihren Part selbst gesprochen hat), aber das Abliefern der Dialoge ist ja nur eine Sache, tatsächlich irgendwie zu „spielen“ eine andere – und wie gesagt, so wie Blaze durch den Film grimassiert und stolziert – selbst die alten Georges-Melies-Filme wirken natürlicher.

Und jetzt mal ganz chauvinistisch – die gute Blaze war meines Erachtens zum Zeitpunkt des Films doch schon auch über ihren optischen Zenit hinaus, vor allem gesichtsmässig (die schätzungsweise zwanzig Pfund Make-up tragen da sicher ihren Teil bei), abgesehen von gewissen herausragenden Eigenschaften im Brustbereich würde ich Blaze Starr in diesem Film nicht unbedingt als reine Augenweide bezeichnen (es läuft mit Sicherheit viel viel schlimmeres herum, aber Stielaugen tät ich nicht bekommen) (und zu ihrer Ehrenrettung sei gesagt: Die DVD liefert zwei Striptease-Sequenzen von Irving Klaw, wobei eine mehr ein exotischer Tanz als ein Striptease ist, mit, die wohl älteren Baujahrs als unsere Main Attraction sind, und da sieht Blaze wirklich gut aus – vielleicht liegt´s auch daran, dass rot vermutlich nicht wirklich ihre Haarfarbe ist, steht ihr net.)

Ralph Young, der stets behoste Andy (was für´n Nudist…), bildete eine Hälfte eines offensichtlich damals halbwegs populären Gesangsduos namens „Sandler & Young“ (nie von gehört) und trägt einen Schmerbauch vor sich her (trotzdem würde ich, als Frau, den Kerl jederzeit dem ekligen Tony-Typ vorziehen wollen) – und sein End-Credit-Song is a real hoot („The moon is the lamp of love“?? Das würd ich ja noch einsehen, wenn dazu eine romantische Vollmondszene spielen würde, aber in broad daylight?).

Tony ist ein unsympathischer Geselle, wie er im Buche steht, ist ungefähr so ausdrucksstark wie meine Thermoskanne und sein Bart, naja, den hab ich schon erwähnt.

Was gibt´s sonst zu berichten? Die Nudistenaktivitäten sind ungefähr so aufregend wie ein Video über ein Pfadfindertreffen. Jaja, ich weiss, es gibt nackte Busen und nackte Hintern, aber die sieht man ja heutzutage an jeder Litfasssäule, vom Fernsehprogramm gar nicht zu reden. 1960 mag das vielleicht noch aufregend gewesen sein, aber selbst das wage ich zu bezweifeln (wie so was aussieht, davon hat auch damals die Audience vermutlich zumindest schon mal gehört). Und die Nackedeis betreiben so aufregende Freizeitaktivitäten wie Brettspiele spielen, Blumen pflücken etc. Wahrlich aufregend. Das Thema „Sex“ bleibt vollkommen ausgeklammert (aber immerhin sei gesagt – die Campbesatzung ist leidlich attraktiv).

Eins allerdings fiel mir dann doch noch auf, hat vermutlich nicht wirklich was zu sagen, aber ich möchte es doch erwähnen – es ist ganz offenbar ein Film für ein weisses Publikum, will sagen Farbige finden in diesem Streifen nicht statt. Ich unterstelle hier keinen Rassismus, aber dafür war 1960 die Zeit wohl noch nicht reif. Just for completeness´ sake sei das kurz angerissen.

Kurz zusammengefasst: Exploitation-Value NADA, aber das haben wir ja für einen über vierzig Jahre alten Nudistenfilm nicht wirklich anders erwartet.

Inszenatorisch erweist sich Doris Wishman als ziemliche Schlaftablette. Ich gebe zu, es ist sicherlich nicht einfach, aus einer nicht vorhandenen Story einen abendfüllenden Spielfilm zu machen, aber das Zeit-Totschlagen in dieser Form war selbst für mich too much. Selten hab ich so viel belangloses Zeug gesehen, was kombiniert mit dem fürchterlichen Anti-Schauspiel der Starr und dem nicht viel besseren Agieren ihrer Kollegen dafür sorgt, dass man sich BLAZE STARR GOES NUDIST wirklich nach Möglichkeit nur mit einem gewissen Promillegrundwert einverleiben sollte, dann allerdings könnte es sein, dass man sich totlacht (und vor allen Dingen kann es sein, dass einem dann dieser jazzig-beschwingte Titelschlager, der auch aus einem Peter-Alexander-Film dieser Epoche stammen könnte, einfach nicht mehr aus dem Kopf gehen will, gerade so, wie´s mir jetzt geht).

Die Regisseurin selbst, bis heute aktiv, drehte später einige weitere Nudistenstreifen und erlangte Kultruhm mit den Chesty-Morgan-Vehikeln DOUBLE WEAPONS und DOUBLE AGENT 73 (die „73“ bezieht sich dabei auf die Oberweite der Hauptdarstellerin in Inches… go figure) und fiel u.a. noch 1983 mit dem extrem blutigen Splattermachwerk A NIGHT TO DISMEMBER (in bester Wishman-Tradition stumm geschossen und nachsynchronisiert) auf (jüngst auch auf DVD erschienen).

Something Weird hat den Film absolut edel auf DVD präsentiert – prächtige Farben, die schon fast künstlich wirken, ein für die Verhältnisse des Quellmaterials herausragend klarer Print, der Mono-Ton ist ebenfalls für das Alter (und die Art des Films, we ain´t talking Hitchcock here) herausragend (kein Vergleich zu manch anderer B-Film-Veröffentlichung aus diesem Zeitabschnitt). An Extras hat sich Something Weird nicht überschlagen (können, vermutlich). Neben dem Original-Kinotrailer, der ein Lachschlager für sich sind („the most amazing story you ever saw on the screen“ etc., ja, sure) bietet die DVD die zwei erwähnten Striptease-Sequenzen von ungefähr zusammengerechnet 12 Minuten Dauer und die „Gallery of Exploitation Art“, eine Zusammenstellung von Stills mit Werbematerial, Postern und Anzeigen für diverse Doris-Wishman-Filme.

Fragt sich also, ob man das wirklich in seiner B-Movie-Sammlung braucht. Vermutlich nicht wirklich… der Film macht in geeigneter Runde und Stimmung sicher einmal Riesenspass (aber wie gesagt – Besäufnis vorher und währenddessen nicht vergessen), aber ob man ihn dann noch mal aus dem Regal ziehen wird? Ich weiss nicht… ich bleibe ein wenig zweispältig. Ich hab mich heute zwar ganz gut amüsiert, aber ob der Film 2002 noch mal in den Player wandern wird, wage ich zu bezweifeln. Too much Blaze acting can damage your health. Sagen wir´s so – wenn jemand in der trauten Trashrunde die DVD in den Hut wirft, würd ich nicht nein sagen, aber die sauer verdienten eigenen Kröten tät ich nicht unbedingt investieren (leider ist´s für mich zu spät). Die Bier-Skala bezieht sich damit heute auf einmaligen, entsprechend vorbereiteten Konsum.

(c) 2001 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 9

BIER-Skala: 7


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