Blackenstein

 
  • Original-Titel: Blackenstein
  • Alternative Titel: Black Frankenstein | The Black Frankenstein |
  • Regie: William A. Levey
  • Land: USA
  • Jahr: 1973
  • Darsteller:

    John Hart (Dr. Stein), Ivory Stone (Dr. Winifred Walker), Joe De Sue (Eddie Turner), Roosevelt Jackson (Malcolmb), Andrea King (Eleanor), Nick Bolin (Boris), John Dennis, Andy C, Cardella di Milo, Karin Lind, Yvonne Robinson, Liz Renay, Gerald Soucie


Vorwort

Ich eröffne dieses Review mit einem Geständnis. Ich bin kein großer Blaxploitation-Fan. Das mag seltsam anmuten, da dieses spezifische Genre nach allgemeinem Dafürhalten viele Highlights hervorgebracht hat, die zu den anerkannten Klassikern des B-Movietums gehören, dito einige Trash-Klopper, die ihresgleichen suchen, aber – im Großen und Ganzen kann ich damit nichts anfangen. Mir fehlt natürlich jede Art von angemessenem Background für die Würdigung von Blaxploitation – sei es ethnisch, kulturell, politisch oder ideologisch, aber eine erkleckliche Nummer von B-Film-Fans scheint sich durch diese auch sie betreffende Einschränkung, kurz gesagt „das falsche Publikum“ für das Genre zu sein, nicht in ihrem Enjoyment von Superfly, Shaft & Dolemite gestört zu fühlen. Liegt also wahrscheinlich doch an mir.

Das heißt aber natürlich nicht, dass ich die Wichtigkeit dieser Filme im Zusammenhang mit dem Civil Rights Movement, der Selbstfindung der farbigen amerikanischen Bevölkerung und der Entwicklung einer eigenständigen „Filmkultur“ – etwas, was es seit den in den 40ern ausgestorbenen „race movies“ nicht wirklich gab -, abstreiten würde, ebenso wenig die ikonische Ausstrahlung von Blaxploitation-Stars wie Fred Williamson, Jim Brown oder besonders Pam Grier, aber ich habe, warum auch immer, meist mehr Spaß, wenn diese Leute in Filmen agieren, die nicht dezidiert unter Blaxploitation fallen – Williamson z.B. in seinen billigen Action-Krachern aus den 80ern oder Pam Grier in den „Women in Cages“ oder „The Big Doll Houses“ dieser Welt.

Dennoch ist eins nicht wegzudiskutieren – wer mit einem gewissen Vollständigkeitsanspruch über die wunderbare Welt des B-Films dozieren will, der muss sich ab und an auch mit Blaxploitation befassen. Irgendwo in den tiefsten Untiefen meiner DVD-Sammlung harrt noch BLACK GESTAPO seiner Sichtung, und als sich jüngst die Gelegenheit bot, die US-DVD von BLACKENSTEIN für den sprichwörtlichen Apfel-Ei-Cocktail käuflich zu erwerben, musste ich auch nicht lange überlegen. Und ich kam sogar dazu, mir das Ding zeitnah anzusehen…

Warum also BLACKENSTEIN (oder BLACK FRANKENSTEIN, für die bedauernswerten ohne Hirn geborenen Menschen, die die geistige Verbindung von BLACK zu ENSTEIN nicht ohne fremde Hilfe ziehen können)? Wie so oft im B-Bereich ist der Erfolg eines Anderen verantwortlich für die Existenz eines Films. Der „Andere“ war in diesem Fall einmal mehr American International Pictures, die 1972 BLACULA in die Kinos brachten und damit all the money verdienten – der Low-Budget-Film war einer der kommerziell erfolgreichsten Filme seines Jahrgangs und staubte sogar bei den Saturn Awards den erstmals vergebenen Preis für den besten Horrorfilm ab. AIP hatte ursprünglich daran gedacht, als Nachfolgeprojekt BLACKENSTEIN in Angriff zu nehmen, verzichtete aber zugunsten eines „richtigen“ Sequels, SCREAM, BLACULA, SCREAM. Eher untypisch für eine Klitsche, die dafür berühmt und berüchtigt war, so oft zu einem Brunnen zu marschieren, bis der so ausgetrocknet war, dass man nicht mal mehr Sand rausbekam, empfahl AIP in Person des Oberhonchos Samuel Z. Arkoff die Idee dem rivalisierenden Produzenten Frank R. Saletri, der sich dann prompt ans Werk machte, hastig ein Drehbuch schrieb und den Debütanten William A. Levey (später Schöpfer großartiger Werke wie WHAM BAM, THANK YOU SPACEMAN!, SKATETOWN U.S.A. oder HELLGATE) auf den Regiestuhl pflanzte. Saletri brachte für den Rest seines Lebens nichts weiter zustande – 1975 kündigte Variety seine Produktion von BLACK THE RIPPER an und verriet auch einige Namen des Casts, aber das ist auch die einzige Spur dieses Projekts. Saletri wurde 1982 in seinem Haus in Hollywood erschossen aufgefunden. Der Mord wurde nie aufgeklärt.

On this depressing note… wenden wir uns dann doch lieber dem Film zu. Vorhang auf für BLACKENSTEIN!


Inhalt

Wir beginnen direkt im Labor unseres heutigen Aushilfs-Mad-Scientist, der, um das mal vorwegzunehmen, allerdings nicht wirklich mad ist. Dr. Stein (John Hart, DIE FREIBEUTER VON LOUISIANA, THE PHYNX, CHEERLEADERS BEACH PARTY) arbeitet guten Gewissens im Dienste der Menschheit, und sein Faktotum/Hausmeister/Butler/Laborgehilfe Malcolmb (der spektakulär benamste Roosevelt Jackson, der zwanzig Jahre später in einer kleinen Rolle in CHINA HEAT wieder auftauchte) hilft, wo er nur kann. Wer als Zuschauer der Ansicht ist, Steins Labor-Ausstattung wäre angemesssen strickfadenig, kann sich entspannt und als offiziell zertifizierter Kenner zurücklehnen, denn es IST Kenneth Strickfadens Original-FRANKENSTEIN-Labor-Equipment von 1931. Noch wissen wir nicht, woran genau Stein forscht , aber es ist auf jeden Fall mit jeder Menge Laborkolben, die mit bunten Flüssigkeiten gefüllt sind, Schaltern und Schalttafeln und elektrischen Entladungen aller Art verbunden. Da fühlt man sich gleich wie zuhause.

Während Stein vor sich hin steint, landet ein hübsches junges schwarzes Frauenzimmer in L.A., schnappt sich ein Taxi und gondelt zu Steins schlossartigem Anwesen. Ein Klingeling und Malcolmb, in treuer Igor-Tradition in Nullkommanix an der Pforte, obwohl grad noch im Labor im Keller gesehen, öffnet. Die Dame stellt sich als Dr. Winifred Walker (Ivory Stone, of sonst nothing) vor und begehrt, ohne Termin eine Audienz bei Dr. Stein (grows funny creatures) zu wollen. Stein, versichert sie Malcolmb, wird sie ganz sicher sehen wollen (an dieser Stelle: WINIFRED! I love this name, it’s so whack! Oder wenigstens war es mal – heutzutage kann man ja seine Tochter Manly McManface taufen, und niemand wird sich wundern). Malcolmb trottet ab, um die Besucherin zu melden und so, wie er läuft und spricht, eher laaangsaaaam und monoton, hätte ich beinahe jede Wette abgeschlossen, dass er selbst ein zusammengebasteltes Monster oder wenigstens ein Zombie ist, aber ich hätte verloren.

Winifred hat Recht, was Stein angeht. Der Eierkopf ist absolut begeistert, sie zu sehen, handelt es sich bei Winifred doch um seine ehemalige Schülerin. Man hat sich drei Jahre nicht mehr gesehen, weil Winifred an der Ostküste weiter studiert hat und dort ihren Doktortitel in (festhalten) „physics“ gemacht hat. Der Film will offenkundig darauf hinaus, dass Walker jetzt eine Doktörin der Medizin ist, macht sie aber unbefangen zu einer Physikerin, weil „physician“ und „physicist“ halt doch nicht one-and-the-same sind. Seufz. Wenn Z-Schreiberlinge clever sein wollen (Future Doc: der Film wird ein NOCH schöneres Beispiel dafür haben). Winifred hat aber Steins Karriere und Arbeit über die einschlägigen medizinischen Journale weiter verfolgt und natürlich auch mitgekriegt, dass Stein zwischenzeitlich einen Nobelpreis im Regal stehen hat (für diese berufliche Reputation scheint mir sein gegenwärtiger Status etwas bedenklich niedrig zu sein, aber meinetwegen ist er nicht richtig mad, sondern nur exzentrisch und vom normalen Wissenschaftsbetrieb und seinen Annehmlichkeiten für erfolgreiche Forscher angeödet. Jedem Tierchen sein Plaisierchen).

Nun ist es nicht so, dass Winnie the Pooh nicht auf einen reinen Freundschaftsbesuch um der alten Zeiten willen hereingeschneit ist. Ihr Verlobter, der den strategischen Fehler beging, in Vietnam auf eine Landmine zu latschen, ist in ein kalifornisches Veteranenhospital verlegt worden und natürlich möchte Winifred rein geographisch näher bei ihm sein. Uuuund zudem hegt sie die Hoffnung, dass Steins noch unspezifiziertes Forschungsgebiet von Nutzen bei der Behandlung von des Minenopfers noch ebenso unspezifizierten Verletzungen. Warum der Film um beide Sachen ein solches Drama macht, wenn er’s eine Szene weiter in einem verfickten voice-over-Dialog ausplaudern wird, bleibt das Geheimnis von William A. Levey. Jedenfalls ist Stein willig, den Verunglückten am nächsten Nachmittag im Veteranenhospital mit Winnie zu besuchen.

Gesagt, gedingst. Während der Autofahrt begehrt Stein nun doch nähere Auskünfte über Art und Umfang der Verletzungen und Winnie gibt zu, dass ihr Eddie (Joe DeSue, and he’s an ugly mofo. Der muss 30 cm Penis haben, um ein Weib wie Winnie abzubekommen) es mit offenbar mit seinem Fantum für JOHNNY GET HIS GUN deutlich übertrieben hat. Arme weg, Beine weg – wenigstens hat er seinen Kopf weit genug von der Explosion weggehalten, er kann nach wie vor hören, sehen und sprechen. So arg viel hat er aber nicht davon, denn seine dezent vorgetragene Bitte nach etwas Eiskrem für seinen rauen Hals wird von dem Pfleger (John Dennis, FRANKENSTEIN JUNIOR, HÖHENKOLLER) abschlägig beschieden. This being an blaxploitation movie würde ich keinen verurteilen, der meint, der Pfleger würde sich aus rassistischen Gründen an Eddie abarbeiten, aber – der Kerl ist zweifellos ein Arschloch, aber kein Rassist. Seine herzliche Antipathie Eddie gegenüber resultiert aus schlichtem Neid – auch er hatte sich freiwillig zum Militärdienst gemeldet und sogar schon eine Abschiedsparty gefeiert und Geschenke von seinen Freunden bekommen, war dann aber durch den Medizincheck gerasselt. Die Ablehnung führte dazu, dass er nicht nur die Geschenke zurückgeben musste, sondern auch generell unten durch war, und seitdem hält er nicht nur das Gequassel von Patriotismus für große gequirlte Walkotze, mit der man ihm im Mondenschein begegnen kann. Und Eddie? Der ist doch eigentlich selbst schuld, hat ihn doch keiner gezwungen, zur Armee zu gehen und ein Freak, ein Creep zu werden (das ist eigentlich die einzige persönlich gezielte Beleidigung, und auch die bezieht sich schlechterdings nicht auf Eddies Hautfarbe, sondern seine aktuelle conditio armbeinlosis).

Wo Stein und Winni grad günstig ins Krankenzimmer latschen, bekommen sie auch noch eine paar Unhöflichkeiten ab, dann verzieht sich der Pfleger. Eddie is quite depressed, und das Winifred auftaucht, passt ihm gar nicht, denn er hat ihr zu verstehen gegeben, dass es für beide Parteien am besten sei, wenn man die Beziehung unbürokratisch beende. Aber Winnie, warum auch immer, liebt ihren Eddie heiß + innig und lässt sich auch von seiner abweisenden und runterziehenden „kill me“-Mentalität nicht unterkriegen. Und sie hat ja auch eine Überraschung für Eddie – Dr. Stein (lets them run into the night) ist hier, um zu helfen, und das in seiner Eigenschaft als… drumroll… FRIEDENSNOBELPREISTRÄGER für die Entschlüsselung der DNS-Struktur! Ehm. 2019 halte ich alles für möglich, man kann schließlich auch Friedensnobelpreisträger dafür werden, nicht George W. Bush zu sein und trotzdem mit Drohnen tausende Menschen plattzumachen, aber mir deucht, in den 70ern hatte die Akademie noch Standards…

Sei’s drum. Auch diese Enthüllung macht noch nicht unbedingt direkt deutlich, warum Eddie sich ob Steins Anwesenheit ein Bein abfreuen sollte (uuuh… too soon?), doch Stein erklärt – eines seiner speziellen Spezialgebiete ist die Arbeit an künstlichen Gliedmaßen, und wenn Eddie nichts gegen ein paar lange und schwierige Operationen und ebenso lange und schwierige Nachsorgebehandlung hat, spricht aus seiner Sicht eigentlich nichts dagegen, dass der Kriegsversehrte bald wieder auf eigenen Füßen über Felder und Wiesen hüpfen könnte. Eddies Antwort ist ein eher so minderenthusiastisches wenn’s-denn-sein-muss-„ja“, aber das ist Winnie und dem Doktor genug. Und so karrt am nächsten Tag eine Ambulanz Torso-Boy in Steins Privatklinik.

Dort hat es sich auch Winifred häuslich eingerichtet, die den Job als Stens offizielle Forschungsassistentin angetreten hat. Zu ihrer und unserer Überraschung erklärt uns Dr. Stein (they become great rock musicians), dass er gegenwärtig noch ein paar andere Patienten unter seinem Dach beherbergt. Im Rahmen der alltäglichen Visite kann Winnie sie auch kennenlernen. Da hätten wir z.B. Eleanor (Andrea King, DIE BESTIE MIT DEN FÜNF FINGERN, DIE PIRATENBRAUT [1950]), über neunzig Jahre alt, aber dank Steins spezieller Antifaltenkur sieht sie keinen Tag älter aus als Mitte 50. L’Oreal & Co. würden für diese Formel mutmaßlich töten, aber es gibt noch ein Problem. Um die Wirkung aufrechtzuerhalten, muss sich Eleanor alle zwölf Stunden einer Injektion unterziehen, und versäumt sie die Spritzen für länger als 24 Stunden, wird eine rapide Alterung auf ihr tatsächliches Alter und darüber hinaus einsetzen. Das, gebe ich zu, würde höchstens Uschi Glas nicht an der Vermarktung des Pamps hindern, aber mit Winifreds dynamischer Unterstützung hofft Stein, die Kinks der Rezeptur in Bälde ausbaldowert und ausgemerzt zu haben.

Ein Zimmer weiter liegt Bruno Stragor (BOTSCHAFTER DER ANGST, und eigentlich im echten Leben Komponist und Chorleiter), dessen Anamnese schon mehr mit Eddie zu tun hat, er ist seiner linken Laufstelze unterhalb des Knies verloren gegangen, aber Stein hat schon ein neues Unterbein mittels „Laserverschmelzung“ drangeschraubt und behandelt die Verbindungsstelle mit seiner auf das persönliche Wohl des Patienten abgestimmte DNS-Formel. Wenn die Behandlung abgeschlossen wird, wird Stragor nicht nur wieder Sackhüpfen können, sondern die Schweißnaht wird völlig unsichtbar sein. Soweit so gut, aaaaaaaaaaaaaber… auch hier kämpft Dr. Stein (and their time is right) noch mit der Tücke des Objekts bzw. unerwarteten Nebenwirkungen, derentwegen er auch nicht seinen Apotheker fragen kann. Brunos *rechtes* Bein hat durch die Behandlung eine irgendwie komische gelb-orange Farbe angenommen und… ist schwarz gestreift! D.h. Bruno kann sich evtl. für eine Rolle in CATS bewerben, weil er sein eigenes Tiger-Make-up mitbringt, aber für den Hausgebrauch ist diese Verfärbung doch eher unerwünscht. Stein mutmaßt, dass seine DNS-Formel eine gewisse genetische Regression ins Animalische verursacht, hofft aber, dass sich diese side effects ausschalten lassen, sobald er seine experimentelle RNS-Formel soweit einsatztauglich hat, um die DNS-Formel dadurch zu ersetzen (ich habe die felsenfeste Überzeugung, dass Mr. Saletri weder eine Ahnung davon hat, was DNS, RNS oder die Unterschiede zwischen diesen Nukleinsäuren sind). Auch dabei soll Winifred natürlich mithelfen.

Aber vorrangig muss natürlich Eddie geholfen werden. Wieder einmal bleibt der Film aufgrund schierer technischer Inkompetenz genaue Einzelheiten über Art und Weise von Steins Arbeit am Torso schuldig, aber es hat mal wieder viel damit zu tun, Strickfadens Equipment an die Grenzen seiner Belastbarkeit zu bringen. Es blitzt, es entlädt sich elektrisch, Schalter werden hektisch umgelegt usw., aber alles scheint zu allgemeiner Zufriedenheit zu laufen. Ehe wir uns versehen, hat Eddie wieder einen vollständigen Satz Gliedmaßen. Auf seine Stimmungslage wirkt sich das nur unwesentlich aus, aber als Stein später zumindest mal die neue rechte Pfote des Patienten auswickelt und ihn mit einer Nadel piekst, stellt sogar Eddie erfreut fest, dass er seinen Mittelfinger spüren kann. Can I get an Amen, motherfuckers?

Das ist jetzt alles für Eddie sehr erfreulich und Zeuch, aber… wenn ich mich nicht schwer täusche, haben wir hier (nicht viel) für einen Monsterfilm bezahlt, also sollten wir langsam dahingehend die Kurve kriegen. Bis jetzt ist das ja nichts anderes als ein entsetzlich blödes medizinisches Drama. Wie also kriegen wir unseren Filmzug auf das Gleis „mörderische Monster-Rampage“? Why, with a bizarre love triangle!

Es verblüfft uns nämlich Malcolmb, der bislang so wirkte, als hätte man bei ihm außer den total grundsätzlichen Motorik- und Sprachzentren alle anderen Bereiche des Gehirns erfolgreich abgeklemmt, aber nun auf einmal steht er bei der verblüfften Winifred auf der Matte. Seit diese nämlich die Türschwelle zu Steins Anwesen übertreten habe, sei der Aushilfs-Igor nämlich unsterblich und unrettbar in sie verliebt. Das betrachtet Winifred nun zwar als ganz possierliches Kompliment, aber sie stellt unmissverständlich klar, dass ihr Herz einzig und allein Eddie gehört (Malcolmb ist jetzt auch kein Adonis, aber scheint mir zumindest eine kleine Verbesserung Eddie gegenüber zu sein. Naja, Geschmacksverirrung kommt bei Frauen ja öfter vor), und Malcolmb da keine Chance habe, especially, wo Eddies vollständige Genesung quasi vor der Tür steht. Wie die meisten Sackträger ist Malcolmb ob der geäußerten Hoffnung Winifreds, dies alles würde ihrer Freundschaft (von der wir bislang nun auch nicht wirklich etwas mitbekommen haben), keinen Abbruch tun, minderbegeistert. You’re being friendzoned, bro, und damit kann man ja so ziemlich jeden Kerl auf meterhohe Palmen bringen.

Malcolmb macht sich die naheliegende mentale Rechnung auf. Wenn das elementare Hindernis für eine glückliche gemeinsame Zukunft mit Winifred Eddie heißt, muss der halt aus der Gleichung entfernt werden. Malcolmb begibt sich ins Labor und macht sich an der speziell für Eddie zusammengepantschten DNS-Formel zu schaffen. Das wird doch alles kein gutes Ende nehmen…

In der Nacht werden Stein, Winifred und Malcolmb von Schreien und Krakeelen geweckt. Das ist aber nicht der Rede wert, es ist nur Bruno, der eine weitere Nebenwirkung der DNS-Formel demonstriert. Ab und zu wird er ein wenig aggressiv (und spricht dann in russischer Zunge), aber das ist nicht weiter schlimm. Mit vereinten Kräften legen Malcolmb und Stein ihm ein Zwangsjäcklein ein, und kaum hat er es um, legt sich Bruno wieder friedlich zur schlafenden Ruh. That was important, I guess?

Dr. Stein (one night he cloned himself) und Winifred ahnen von der bösartigen Manipulation natürlich nichts, und machen sich ans Werk, um die letzte Operation vorzunehmen, die aus Eddie wieder einen vollwertigen bewegungstauglichen Menschen machen wird. Also wird erneut die Strickfaden-Technik angeworfen, wieder blitzt und blubbert es, und wieder sind Stein und Winifred hochzufrieden mit ihrer Arbeit.

Das böse Erwachen kommt, als Doktor und Doktöse den Patienten nach dem Erwachen aus der Narkose auf seinem Zimmer aufsuchen. Eddie gibt zu Protokoll, sich irgendwie gar nicht recht zu fühlen. Stein schiebt’s auf postoperativen Stress, der sich legen wird, aber Winifred kuckt den Patienten mal etwas genauer an – und ist schockiert! Über Eddies Augen hat sich ein neandertaler-anmutender Stirnwulst gebildet! Gut, das hat Ronaldinho nicht an einer Fußballerkarriere gehindert (uh-oh), wird aber dennoch von den Ärzten (nicht aus Berlin) für ein alarmierendes Alarmsignal gehalten. Und das heißt – auf in die Bathöhle, bzw. ins Kellerlabor, und nachgeforscht, was zum Henker denn da jetzt schief gelaufen ist.

Zunächst aber kommen unsere wissenschaftlichen Koniferen auf keinen grünen Zweig (ja, ich reite den Koniferen-Gag zu Tode. Und? Was wollt Ihr dagegen tun?). Was immer aber Eddie sich eingefangen hat, es wird schlimmer. Seine Nase plättet sich, seine Körperbehaarung nimmt auch an Stellen, wo dies allgemein unwillkommen ist, zu, und seine Fähigkeit zu artikulierter verbaler Kommunikation nimmt proportional ab. Wäre das ein Knorkator-Song, ich würde spekulieren DER WIRD ZUN SCHWEIN!

Okay, Verschweinung können wir getrost ausschließen, aber Dr. Stein (put his brother on a shelf) ist besorgt. Besorgt genug, um Eddie aus seinem luxuriösen Krankenzimmer in eine Abstellkammer-mit-Pritsche direkt neben dem Labor zu verlegen, die mit einer Gittertür abschließbar ist. Sieht ein gaaanz klein wenig aus wie ein Dungeon…

Der erste Bluttest ist unergiebig, also ordert Stein eine Wiederholung an. Eddie etwas abzuzapfen gestaltet sich auf seiner nunmehr eingeschränkten Kooperation einigermaßen schwierig und Winifred ist verzweifelt. Malcolmb würde sich ins Fäustchen lachen, bekäme er nicht mit, dass aus seiner Sicht die Situation nach wie vor bei status quo ante bellum steht. Abwarten und schwarzen Tee trinken, heißt die Devise. Man lässt Eddie in seinem Kerker alleine liegen. An dieser Stelle ein Hinweis an zukünftige WissenschaftlerInnen, die sich vor ähnliche Probleme gestellt sehen: Es empfiehlt sich, den Patienten nicht KOMPLETT ANGEZOGEN inklusive Hemd, Hose und Stiefel ins Krankenbett zu legen, denn wenn der auf die Idee kommt, einen kleinen unabgesprochenen Spaziergang zu unternehmen, erleichtert ihm das die Sache ungemein.

Eddie hat mittlerweile eine hohe Denkerstirn, gegen den Boris Karloffs Make-up bescheiden aussieht, und sich eine ungesunde blau-metallic-Gesichtsfarbe angeeignet und ist offenbar mehr als 2 Meter groß. Klare Sache – in L.A. wird der Bursche nicht weiter auffallen. Eddie wird in der Folge sicher nicht mehr durch zerebrale Meisterleistungen auffallen bzw. können wir gesichert davon ausgehen, dass von Eddie im Persönlichkeitssinn nicht mehr wahnsinnig viel übrig ist, aber eins hat sich in seinem beschädigten Brägen festgesetzt – da war mal so ein Kerl, der war nicht so besonders nett zu ihm. Also torkelt Eddie gestreckten Fußes im klassischen Frankenstein-Gang mit den vorgestreckten Armen (den wir, wie wir wissen, der Entscheidung verdanken, in FRANKENSTEIN VS. THE WOLF MAN alle Referenzen dahingehend, dass das nunmehr von Bela Lugosi gespielte Monster blind sei, zu streichen) zum Veteranenhospital, findet den Hintereingang und dann auch seinen speziellen Freund ,der gerade dabei ist, sich im Waschraum den Stress und Dreck einer langen Schicht aus den Poren zu schrubben.

Eddie greift den Pfleger an, was aus Gründen nur als Schattenspiel hinter einem Duschvorhang gezeigt wird, und rupft ihm als finishing move den rechten Arm direkt aus dem Schultergelenk – nur um dann einen herzhaften Biss daraus zu nehmen und vernehmlich zu schmatzen. Während uns die Kamera einen liebevollen Blick auf des Pflegers Schulterstumpf gönnt und damit deutlich macht, dass die Zeiten vornehmer Zurückhaltung hiermit beendet sind und wir von jetzt an actually einen auf Splatter-Horror machen, nimmt Monsterlein den Restarm als Wegzehrung mit und stapft von hinnen.

Auf dem Heimweg kommt Eddie an einer Wohnsiedlung vorbei und encountert einen Wauwau, der den komischen großen blau-schwarzen Mann ankläfft. Jene akustische Wortmeldung stört das Liebesspiel des das zugehörigen Hauses bewohnenden weißen Liebespaars (Liz Renay, Ex-Geliebte des Gangsters Mickey Cohen, und zu sehen in Stephen Apostolofs DER RITT DER LADY GODIVA, John Waters‘ DESPARATE LIVING und Ted V. Mikels THE CORPSE GRINDERS 2 und MARK OF THE ASTRO-ZOMBIES, und Gerald Soucie, normalerweise Make-up-Künstler, nicht nur für diesen Film, sondern auch SWITCHBLADE SISTERS, FIVE LOOSE WOMEN oder ICH GLAUB, MICH TRITT EIN PFERD). Sie besteht darauf, dass er dem Grund des Gebells auf die Spur geht, und als dann auch er nicht zurückkommt, macht sie sich selbst auf die nackten Füße. Endresultat: ein totes Liebespaar und mutmaßlich auch ein toter Hund (buuh!). Das beigefügte Bildmaterial scheint zu implizieren, dass Eddie sich auf der Dame Kadaver ein Picknick einlegt und dafür eine Dose Wiener Würstchen und helle Tomatensoße aufgemacht hat, aber, pffuraahz, das sollen tatsächlich ihre Eingeweide sein, in denen das Monster fröhlich herummatscht. Jep, wir sind von null auf Extrem-Gore (wenn auch der dilettantischen Art) in nicht mal zwei Minuten. Dies erledigt habend kehrt Eddie in seinen heimatlichen Kerker zurück und legt sich wieder hin. Gute Nacht.

Dr. Stein (but when he fell asleep that night) und Winifred forschen weiterhin erfolglos nach der Ursache für Eddies Mutation und Wegen, sie rückgängig zu machen. Wider Erwarten hat die Polizei die Leichen gefunden und sich zusammengereimt, dass alle drei Morde auf das Kerbholz ein und desselben Übeltäters gehen müssen. Der Polizeicaptain Wosshisname (DER GROSSE DIKTATOR, HELLZAPOPPIN, TAGEBUCH EINES MÖRDERS) und sein schwarzer Lieutenant Jackson (James Cousar, FRIDAY FOSTER, BLACK SAMSON) sind deshalb auf Klinkenputztour in der Nachbarschaft unterwegs und stellen auch Stein ein paar unverbindliche Fragen nach eventuell auffälligen Absonderlichkeiten. Als das Interesse der Cops sich auf seine Patienten richtet, ist Stein geistesgegenwärtig genug (obwohl er eigentlich keinen Anlass dafür hat), Eddie als einen Mann ohne Arme und Beine und damit schlechterdings mörderischer Umtriebe unfähig zu beschreiben. Die Cops sind’s zufrieden.

Am nächsten Tag macht sich das Monster auf zu einer weiteren Tour des Terrors. Lacking any special personal opponents muss Eddie auf zufällige Opfer lauern. Aber es ist L.A., there will be enough dumb people. So z.B. ein weiteres junges weißes Paar (Beverly Haggerty und Daniel Fauré, letzterer aus dem hiermit von mir dringlich gesuchten Cirio-Santiago-Klopper FLY ME. I NEED DIS!). Er parkt sein Cabrio in einer abgelegenen Ecke eines Parks und möchte ihr gern an die Wäsche und mehr noch an die darunter liegenden Körperteile gehen, sie allerdings hat darauf so gar keinen Bock, sondern würde bevorzugt wieder nach Hause gekutscht werden. Er ist einer von der „no means yes“-Fraktion und fummelt weiter, bis das Girl die Faxen dicke hat und an Ort und Stelle aussteigt, um lieber fußläufig das Weite zu suchen. Dieweil die Krone der männlichen Schöpfung beleidigt den ersten Gang einlegt, um eine erfolgreiche Karriere als Incel zu beginnen, findet sie anstelle des erhofften Weiten nur unser freundliches eingeweidewühlendes Monster aus der Nachbarschaft. Big bad oops.

Weil wir jetzt so viel Aufregung am Stück hatten, müssen wir jetzt mal wieder die Bremse reinhauen und schalten daher um in einen Nachtclub, den „Parisian Room“. Eine R’n’B-Band beendet gerade ihren Set und es übernimmt ein Stand-up-Comedian (Andy C), der zunächst einen kurzen Witz erzählt, der den einzigen direkten Bezug auf Rassismus des Films enthält (es ist ein „we don’t serve colored people here“-Witz, dessen Pointe Ihr Euch sicher denken könnt), ehe er in einen langwierigen, umständlichen und worst-of-all geradezu monumental unlustigen „talking dog“-Witz abbiegt, dessen vermeintliche Pointe dann auch noch vom verhunzten Soundmix ertränkt wird. Dem anspruchslosen Publikum (inklusive zwei witzigen Typen im Partnerlook-Pimp-Outfit, über die ich auf Anhieb lieber einen Film sehen würde) gefällt’s. Andy C kündigt den Headliner des Abends an, Cardella DiMilo (DOLEMITE, HUMAN TORNADO), eine dicke Ersatz-Ella-Fitzgerald, die bereits den Soundtrack durch zwei ziemlich schauerliche Blues-Stücke verunstaltet hat und nun eine weitere Nummer zum Besten geben darf. Dankenswerterweise (vielleicht bin ich doch ein Rassist… mit R’n’B kann ich nämlich auch nichts anfangen) entscheidet sich Levey, den Auftritt nicht in voller Länge abzufilmen, sondern schaltet um in die back alley hinter dem Club, wo Andy C einen Glimmstengel durchzieht.

Die Raucherpause wird durch das Vorbeitrapsen des Monsters gestört, aber für Andy interessiert sich Eddie nicht – vielmehr für das schwarze Pärchen (Marva Farmer, VIDEO VIXENS!, THE CANDY TANGERINE MAN, und Robert L. Hurd). Eddie hat ganz offenbar eine prinzipielle Abneigung gegen jahreszeitlich bedingte romantische Gelüste… Der Kerl, ein 40-Kilo-Lauch, wie er im Buch steht, entscheidet sich lebensmüder Weise für einen Kampf gegen das Monster und wird totgeknufft. Das Mädel flieht, aber in eine Sackgasse, und wird ausgeweidet.

Bei der Polizei ist man zumindest halbwegs froh, einen Augenzeugen in Form von Andy C aufgetrieben zu haben, andererseits würde ich angesichts seiner Beschreibung eines „15 Fuß hohen Schattens“ darauf schließen, dass in seiner Zigarette vielleicht doch nicht nur Tabak eingedreht war…

El Monstro kehrt heim und das zur rechten Zeit, denn justament jetzt hat sich Malcolmb ins schwarze Köpfchen gesetzt, dass Warten zwar des Gentlemans Zier ist, aber er kein Gentleman sein will und in Winifreds Zimmer platzt, um sie zu vergewaltigen. Als das Monster ins Zimmer platzt (wobei ich vermute, dass der monsterifizierte Eddie nicht wirklich etwas anderes vorhatte als Malcolmb), geht er auf den Rivalen los. Während Winifred in ihrem süßen Pyjama in Richtung Labor flieht, wo Dr. Stein (it crept up from behind) Überstunden schiebt, findet Malcolmb in einem Wandschrank eine Knarre und ballert auf das Monster, das zu seiner Bestürzung (und aus keinem vernünftigen Grund) kugelfest ist. Abgang Malcolmb.

Wo Eddie schon mal dabei ist, begibt er sich ins Nebenzimmer, um Bruno zu ermorden. Auch dieses stolze Werk verrichtet, ist der monströse Mörder nun gewillt, auch im Labor aufzuräumen und schreitet vorsichtig die Treppe hinunter. Blödblinse Eleanor (die gibt’s noch!) hält es angesichts des Anblicks von Brunos Leiche für angemessen, zu kreischen. Eddie lauscht ergriffen und kehrt stehenden Fußes um, und erledigt dann auch Eleanor in kurzem Kampfe. Es war sehr wichtig, dass wir diesen Charakter eingeführt und einen romantischen Subplot zwischen ihr und Dr. Stein (and thought, well never mind) impliziert haben. Dass Eleonor während ihrer Ermordung rapide altert, habe ich ehrlich nur der Zusammenfassung der englischen Wikipedia-Seite entnommen…

Aufgrund Winifreds Schilderung erkennt Stein spät, aber zu spät, dass Eddie zu einem Monster mit schon ordentlicher Tötungsstrecke geworden ist. Die Wissenschaftler fliehen ins Labor, Eddie hinterher. Winifred versucht die offiziell vorgeschriebene „es-muss-doch-noch-etwas-von-dem-Mann-den-ich-liebe-in-dir-sein“-Karte auszuspielen und es scheint nicht gänzlich ohne Wirkung zu bleiben, aber das können wir auch wieder vergessen, weil Stein doof genug ist, den wandelnden Kleiderschrank mit Mordgelüsten anzugreifen. Das Handgemenge ist kurz und schmerzhaft, zumindest für Stein, der in die Hochspannungsanlagen geworfen wird (selbstverständlich nicht direkt on-screen, denn das Strickfaden-Zeuchs ist teuer und darf nicht beschädigt werden, schließlich braucht das Mel Brooks noch). Und so wird Dr. Stein (took a syringe, and blew out his life… hab ich das nicht schön hingedeichselt?) – ein wenig unverdientermaßen, aber das ist halt Berufsrisiko – völlig überraschend Opfer seiner eigenen Schöpfung. Eddie verpisst sich, ohne Winifred ein Schamhaar zu krümmen. Der rasch eingetroffene Jackson kann nur noch Winnie trösten – bahnt sich da eine Ersatzbeziehung an?

Aber was macht Eddie? Der findet ein hübsches weißes Girl (Dale Bach), das mit seinem Dune-Buggy irgendwo hin fahren wird. Wird sie nicht, denn Eddie haut sie k.o. und trägt sie von hinnen. Warum, wenn er bisher alle seine Opfer direkt getötet hat? Keine Ahnung, aber jeder Frankenstein-Film braucht eine Sequenz, in der das Monster irgendjemanden, bevorzugt eine Frau oder ein Kind, durch die Gegend trägt, dann eben auch BLACKENSTEIN. Der Weg führt das ungleiche Paar in ein Lagerhaus, wo es dem Mädel gelingt, sich irgendwie vom Monster loszureißen. Auch das hat letztlich nur den Wert, ein-zwei Minuten zu füllen, in denen das Monster langsam stapfend immer in Sichtweite des herumsprintenden Girls bleibt. Irgendwie tut der Film so, als müsste uns das Schicksal dieses Mädchens interessieren. Tut es aber nicht, und als Eddiemonster es endlich erwischt, zuckt der geplagte Zuschauer mit einem „so what“ die Schultern.

Wichtiger ist da schon das Eintreffen der Polizei und insbesondere deren vierbeiniger Abteilung, des CANINE CORPS! Vernünftig, das sind wahrscheinlich auch die intelligentesten Bullen des County. Zwei Dobermänner stellen das Monster schnell und fletschen die Zähne, und weil das Monster in den letzten fünf Sekunden vergessen hat, dass es schon einen Haufen Leute UND einen Hund umgebracht hat und daher eigentlich auch mit selbst scharf gemachten Dobermännern keine gesteigerten Probleme haben sollte, leistet es keine Gegenwehr, als die Hunde ihre Hacker in den Monsterkörper rammen, ganze Fleischfetzen herausreißen und sie an Ort und Stelle vertilgen (ich behaupte nicht, dass ich weiß, wie die Polizei ihre Hunde trainiert, aber ich vermute doch, dass sie nicht darauf abgerechnet werden, Verdächtige zu fressen!). Damit endet Eddie, Tragik, nimm deinen Durchlauf, als Hundefutter. Friede seiner Jelly.

Es gibt genau EINE Sache, die ein Film mit dem Namen BLACKENSTEIN unter keinen, keinen, wie auch immer gearteten Umständen sein darf – langweilig. Und wenn ich schon so anfange, dann könnt Ihr Euch vermutlich denken, was BLACKENSTEIN ist – langweilig.

In diesem Fall kann ich das nicht auf kulturelle Unterschiede und Verständnisprobleme schieben – BLACKENSTEIN mag ein Blaxploitationfilm sein, aber er wurde von weißen Leuten gedreht, die also mit einer „keine Ahnung, was wir hier tun, aber eigentlich ist es auch Wurst“-Einstellung an die Sache gingen. Mit schlappen 80.000 Dollar Budget ausgestattet hat dieser Film nicht vor, irgendeinen politischen Kommentar abzugeben, und ich bin mir noch nicht mal sicher, ob Levey und Saletri jenseits des Umstands, schwarze Darsteller für die Hauptrollen zu verpflichten, irgendeinen Gedanken daran verschwendeten, ob und wie sie ihren Film für ein schwarzes Publikum interessant machen könnten; hier war nur an ein schnelles cash-in zu BLACULA gedacht und finanziell hat sich das der Überlieferung nach durchaus ausgezahlt, 2 Millionen Dollar soll BLACKENSTEIN während seines theatrical run eingespielt haben).

Die Maus beißt den Faden nicht ab – jedes andere Problem, das BLACKENSTEIN hat, und das sind eine elende Menge, könnte ich irgendwie, nun,… nicht „übersehen“, aber akzeptieren und womöglich sogar als ein Plus aus Trash-Gesichtspunkten sehen, aber dass der Film bodenlos langweilig ist, OBWOHL ER ES NICHT SEIN MÜSSTE, ist eine Tatsache, die nicht wegdiskutiert werden kann, und die auch etwaige Trashwerte nicht ausgleichen können. BLACKENSTEIN braucht einfach schon mal viel zu lange, um die Puschen zu kommen – bis Eddie auf dem OP-Tisch liegt, ist der Film praktisch halb rum und das kann sich nach James Whales FRANKENSTEIN eigentlich kein Epigone mehr leisten. Wir wissen, worum’s geht – es wird ein Monster erschaffen, das aus diesem oder jenen Grund auf Rampage geht, und das wollen wir sehen. Und zwar spätestens am Ende des ersten Akts. BLACKENSTEIN erdreistet sich ja dann auch noch, noch nicht mal mit der OP in die Story-Vollen zu gehen, sondern dann erst noch den Umweg über Malcolmbs Liebeskummer einzuschlagen, bevor wir dann nach, wenn ich mich recht erinnere, knapp 50 Minuten (von 87) ein Monster haben, das überhaupt im Stande ist, auf Rampage zu gehen. Und wenn es das dann tut… bleibt’s auch langweilig.

Eine wesentliche Komponente des Frankenstein-Mythos ist die Definition des Monsters als „tragische Kreatur“, und wiewohl auch BLACKENSTEIN versucht, in diese Richtung zu rutschen, indem Eddie nicht durch sein eigenes Zutun (oder das seines „Schöpfers“), sondern durch die bewusste Sabotage eines Dritten, der eigene Ziele verfolgt, zum Monster wird, wird es, denke ich, kaum jemanden geben, der am Ende des Films, wenn das Monster von den Hunden zerrissen wird, eine Träne des Mitleids vergießt. Das mag daran liegen, dass Eddie auch vor seiner Monsterifizierung keine sympathische Figur ist (tragisch, vielleicht, aufgrund seiner Kriegs- und Minengeschichte), daran, dass wir nicht wirklich wissen, *was* genau Malcolmb mit der DNS-Formel macht (und warum es aus Eddie ein Mordmonster macht), oder daran, dass Joe DeSue der miserabelste Schauspieler ist, den ich in meiner nunmehr fast zwanzigjährigen badmovies-Reviewertätigkeit vor die Pupillen bekam. „Everybody cry when big monkey die“, sagte Dino DeLaurentiis mal auf die Frage, warum er KING KONG remakete, bei BLACKENSTEIN dürfte das eher „everybody happy when monster die because film then over“ sein. Dazu kommt freilich auch, dass die Monsterattacken hundsmiserabel gefilmt sind – in den meisten Szenen hat man bestenfalls eine vage Vorstellung davon, was eigentlich vor sich geht (siehe meine obigen Anmerkung zum Kill an Eleonor).

Das Stichwort „hundsmiserabel gefilmt“ passt aber ohne weiteres auch auf den kompletten Rest des Films. William A. Levey ist, zugegeben, ein „first-timer“, allerdings sieht BLACKENSTEIN trotzdem so aus, als ob er körperlich nicht dazu in der Lage ist, eine Szene ordentlich aufzusetzen, sie zu beleuchten, einzurichten, oder eine Einstellung auch nur semi-interessant zu gestalten (er bekommt offenbar aber auch keine Hilfe von Robert Caramico, einem veteran-Low-Budget-DOP, der u.a. auch ORGY OF THE DEAD fotografierte). Es gibt keine einzige gekonnte Szene, keinen wirkungsvoll aufgebauten Scare, keinen gelungenen Einsatz von Atmosphäre, obwohl die Location/das Set der Stein-Privatklinik nicht untauglich wäre (andererseits könnte man da am ehesten eine Art Hammer-light-Film draus machen, und das ist bei einem Blaxploiter nicht unbedingt das primäre Ziel).

Das Drehbuch ist, wie aus den obigen Elaboraten sicher zu entnehmen ist, außerordentlich stupide, sowohl, was die Details als auch das Große + Ganze angeht (okay, okay, ich kaufe z.B. noch halbwegs, dass das Monster kannibalische Gelüste pflegt, wenn die DNS-Formel eine Regression ins Animalische bewirkt, auch wenn ich schon dran zu kauen habe, aber was zur Hölle macht das Monster bulletproof?) – ich will gar nicht darüber nachdenken, was unser guter Herr Writer-Producer Saletri zum Thema RNS/DNS alles falsch verstanden hat (okay, wahrscheinlich nicht viel, weil er maximal mal davon gehört hat, dass das irgendwas mit Genen zu tun hat).

Furchtbar ist auch die Musik – Original-Musik gibt’s sowieso nur in Form der schon erwähnten schauderhaften Blues-Stücke, die von Cardella DeMilo performt werden [ich hab nicht mal was gegen ihre Stimme, nur gegen die furchtbaren Songs), der Rest des Scores ist aus stock music zusammengestellt, und die hat mindestens 20, wenn nicht 40 Jahre auf dem Buckel; der Film HÖRT sich also an wie ein 40er-Jahre-Billig-Horrorfilm…

Die Special FX sind, sobald wir mal mit dem Gore-Part losgehen, erstaunlich rüde für seine Entstehungszeit, aber auch grauenvoll schlecht. Es mag sich übertrieben angehört haben, wenn ich oben davon rede, dass der erste Gedärm-Effekt so aussieht, als hätte man einfach eine Dose Würstel mit Soße über dem Bauch der bedauernswerten Aktrice ausgeleert, aber… es SIEHT so aus. Tut mir ja auch leid! Scary ist daran natürlich nichts, aber in ein-zwei Momenten ist es wenigstens ein bisschen eklig. Das Monster-Design orientiert sich vage an dem Universal-Karloff-Design, und zumindest die blaue Fresse und den Quadrat-Afro, die man dem Monster verpasst hat, sollte man einmal kurz gesehen haben.

Sex ist die Sache des Films dann auch nicht. Marva Farmer zeigt kurz ihre Brüste (sie dürfte auch das Poster-Modell gewesen sein), Ivory Stone lüftet die Bluse auch mal für ein paar Sekunden in der „attempted rape“-Sequenz. In beiden Fällen lautet das Urteil des erfahrenen Chauvis: Nice, but not overly impressive.

Damit haben wir dann auch den Bogen zur Schauspielerschelte geschlagen. Ein Großteil des Casts sind lupenreine Amateure – Joe DeSue z.B., dessen totale Unfähigkeit damit zumindest teilweise entschuldigt ist, der wie auch Liz Renay zu Frank R. Saletris Mandanten gehörte. Saletris Haupterwerbsquelle war nämlich eine Anwaltskanzlei. Wo er Ivory Stone aufgabelte, hat er ins Grab genommen – dafür, dass sie auch Amateur ist, schlägt sie sich einigermaßen wacker, aber eine Schauspielkarriere jenseits des Z-Films hätte sie auch beim erklärten Willen, in der Branche zu bleiben, nie gemacht. Unter grauenvoll verbuchen wir auch die Leistungen von Roosevelt Jackson und Nick Bolin, warum zum Henker Saletri (der übrigens für den Rest seines Lebens immer wieder BLACKENSTEIN-Sequels androhte. Vielleicht hat ihn deshalb jemand erschossen…) für die Nichtigkeiten-Rolle der Eleanor mit Andrea King eine verdiente B-Leading-Lady der 40er und 50er aus dem Ruhestand holte, bleibt sein Geheimnis (vermutlich war sie auch Klientin seiner Kanzlei), Andy Cs „Comedy“ verstößt gegen geltendes Waffenrecht und die meisten Nebendarsteller sind einfach nur blah. Mit intakter Würde kommen eigentlich nur John Hart, der seinem Dr. Stein den guten alten professionellen college try verpasst, und John Dennis, dessen leidenschaftliche große Anti-Alles-Rede an Eddies Krankenbett eine bessere Umgebung verdient hätte, aus der Sache raus.

Die US-DVD von Xenon ist ungeschnitten und zeigt den Film in ziemlich ramponiertem 4:3-Vollbild, der Ton ist weitgehend zweckmäßig, an manchen Stellen aber auch stark verrauscht. Als Zusatzmaterial gibt’s nur ein paar Trailer aus dem Xenon-Programm. Es gibt mittlerweile auch eine Blu-Ray von Scream Factory!, die neben anderen Extras auch den zensierten 78-minütgen TV-Cut beinhaltet (warum auch immer man sich den ansehen sollte).

Summa summarum – BLACKENSTEIN ist furchtbar langweilig, dusslig geschrieben, inkompetent inszeniert und überwiegend amateurhaft gespielt. Da dem Film abseits des Garagen-Samplings des FRANKENSTEIN-Motivs auch keine politische, ideologische oder kulturelle Idee oder Botschaft innewohnt, die den Kram wenigstens innerhalb eines Blaxploitation-Kontexts eine gewisse Existenzberechtigung verschaffen würde, sondern sich einfach auf „Frankenstein with black people“ beschränkt, kann man den Hobel eigentlich getrost vergessen. Tauglich ist der höchstens als exzellentes Beispiel dafür, wie man’s in jeder Beziehung NICHT machen sollte.

© 2019 Dr. Acula


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BIER-Skala: 3


mm
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Hubert Farnsworth
Hubert Farnsworth
13. September 2019 10:01

Black Gestapo ist leider ebenfalls ziemlich langweiliger Mumpitz, selbst wenn man, wie ich, eingefleischter Blaxploitation-Fan ist.

Dr. Acula
Dr. Acula
16. September 2019 20:04

Ich befürchte es… immerhin hab ich die DVD grad wiedergefunden und werde das in absehbarer Zeit überprüfen 🙂