Black Water

 
  • Deutscher Titel: Black Water
  • Original-Titel: Black Water
  •  
  • Regie: David Nerlich, Andrew Traucki
  • Land: Australien
  • Jahr: 2007
  • Darsteller:

    Diane Glenn (Grace), Maeve Dermody (Lee), Andy Rodoreda (Adam), Ben Oxenbould (Jim), Fiona Press (Pat)


Vorwort

Endlich Urlaub! Grace und ihr Lebensabschnittsgefährte Adam packen noch Gracens kleine Schwester Lee („klein“ heißt in dem Fall 22 Lenze jung) ein und machen sich auf in die australischen Regenwälder… Nach dem Besuch einer Krokofarm schlägt Adam eine „alternative“ Fisch- und Flußtour vor, was von der Damenwelt mangels ernstlicher anderweitiger Optionen akzeptiert wird. Leider verpassen unsere Urlauber das entsprechende Boot und gehen notgedrungen das Angebot des wenig vertrauenswürdigen Jim ein, eine improvisierte Angeltour zu unternehmen. Tief in den verwinkelten Seitenarmen des Flusses kommt’s, wie’s kommen muss. Eine übellaunige XXL-Krokohandtasche greift das Boot an und verarbeitet mit Jim den einzigen, der sich halbwegs mit dem Thema „Überleben in der Wildnis“ auskennt, zu Krokodilchappi. Die Touris retten sich auf den nächstbesten Mangrovenbaum. Dank des hohen Wasserstandes ist an Flucht auf dem Landweg nicht zu denken und das Boot ist erstens vom Kroko umgedreht und zweitens knapp außer Reichweite gezerrt worden. Was tun? Während Adam, praktisch veranlagt, dafür wäre, das Risiko einzugehen und sich das Boot wiederanzueignen, plädieren die eher furchtsamen Frauen für „Abwarten und auf Hilfe hoffen“. Adam wird überstimmt – aber als nach endlosen Stunden auch Grace und Lee klar wird, dass sich auf absehbare Zeit kein Mensch in diese Gegend verirren wird, gewinnt der Plan der Bootrückeroberung wieder an Boden, zumal Adam darauf spekuliert, dass das Krokodil sich verzogen hat. Böser Irrtum…


Inhalt

Ja, stimmt schon, völlig richtig. Streng genommen ist „Black Water“ nix anderes als „Open Water“ (gemischt mit dem alten Louis-de-Funes-Heuler „Balduin, der Sonntagsfahrer“). Zum Glück widerstanden die Regiedebütanten Nerlich und Traucki bei ihrer down-under-Variante des Themas auf jegliches pseudodokumentarisches Flair, sondern entschieden sich dafür, die (angeblich auf Tatsachen beruhende) Geschichte als echten FILM zu erzählen. Danke schon mal dafür.

Damit rückt sich „Black Water“ natürlich stärker in Richtung „klassischer“ Tierhorror, da man „Open Water“ ja eher als „novelty gimmick movie“ klassifizieren muss. Als solcher versucht „Black Water“ sich allerdings nicht an cartoonesken Monsterfilmen wie Lewis Teagues seligem „Horror-Alligator“, den Nu-Image-„Crocodiles“ oder gar Fabrizio de Angelis‘ lustigen „Killer Crocodiles“ zu orientieren, sondern müht sich um realistische Darstellung, wozu z.B. auch gehört, dass sich Meister Krok, der schon nach kurzer Anlaufphase erstmals zuschlägt, sich in der Folge gern längere Auszeiten in Punkto physische Präsenz nimmt. Das Script thematisiert (leider nicht so tief, wie man hoffen möchte) weniger das „Monster“ (wenn wir mal bei dem Terminus bleiben wollen) denn die „Angst vor dem Monster“, die die kleine Gruppe lähmt. Leider wird der psychologische Aspekt etwas unter Wert geschlagen, nicht nur, was den gerade erwähnten „Angstfaktor“ angeht, sondern auch die Gruppendynamik (insofern ist die Reihenfolge der Todesfälle – das wird ja jetzt wohl nicht als Spoiler zählen, immerhin verrate ich nicht, wer überlebt :-), dramaturgisch ungünstig gelöst, da der größte „Spannungsfaktor“ zuerst „gehen“ muss). Irgendwann etwa nach Halbzeit ergibt sich der Streifen relativ kampflos dem hysterischen Kreischen und hört auf, sich für Feinheiten zu interessieren.

Kollege Wortvogel Dewi merkt zurecht an, dass dem Film spannungstechnisch abträglich ist, dass die Protagonisten sich eigentlich immer in relativer Sicherheit befinden (nämlich auf dem Baum) und jede Krokoattacke letztlich davon verursacht wird, dass eine der Figuren aus (mehr oder weniger) freien Stücken mindestens einen Fuß ins Wasser setzt. Andererseits fand ich es zumindest mal eine nette Abwechslung, Charakteren zuzusehen, die nicht den Intelligenzgrad von drei Jahre altem Wasa-Knäckebrot aufweisenm, sondern sich vergleichsweise vernünftig und – im Rahmen der Situation – abgeklärt verhalten (dass es ihnen nichts hilft… naja, wir wollen ja einen spannenden Film sehen, gelle?). Genrebeliebte Blödheiten und Klischees werden so weitgehend umschifft.

Filmisch lebt der Streifen von seiner exotischen und in schönen Bildern eingefangenen Location und der Tatsache, dass man sich seitens der Macher bemüht hat, soweit möglich mit echten Krokodilen zu arbeiten (nix CGI, aber einige creature props hat man dann wohl doch verwendet, alldieweil ich bezweifle, dass selbst das gutwilligste 10-Meter-Kroko den Regisseuren den Gefallen tut, senkrecht aus dem Wasser zu springen). Diese Pluspunkte in Sachen Realismus können aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass dem Film gelegentlich der sprichwörtliche Tritt in den Hintern fehlt. Etwas zu oft gefällt sich der Streifen in schön anzusehenden, aber sich irgendwann auch wiederholenden Einstellungen unserer im Baum sitzenden Helden, ohne dass ihm dazu noch etwas gewinnbringendes einfällt (auch da hat Herr Wortvogel korrekterweise bemerkt, dass ein Blick auf die rein weltlichen Probleme, die sich zwangsläufig entwickeln, wenn man ’nen Tag auf ’nem Baum hockt, bis auf einen kurzen Verweis auf sich entwickelnden Durst weitgehend ausbleibt. Dadurch hätte man aber etwas mehr Drive, etwas mehr Spannung, etwas mehr Drama in die Story bringen können). Dazu passt auch, dass sich die Intensität der Krokodilangriffe nicht steigert, der „Bedrohungslevel“ nimmt nicht zu, dadurch zieht sich auch die Spannungsschraube nicht so konsequent an, wie’s sein könnte; ist aber wohl dem „realitätsnahen“ Anspruch geschuldet.

Härtetechnisch hält sich „Black Water“ lange zurück, erfreut uns aber gegen Ende dann doch noch mit angeknabberten Leichen, ein paar prosthetics und blutigen Bisswunden. Dürfte aber für meinen Geschmack mit FSK 16 durchgehen. Der Score von Rafael May ist größtenteils angenehm, trägt aber in den Actionszenen gelegentlich etwas zu dick auf.

Kein Vertun gibt’s bei den Darstellern, die komplett aus dem Aussie-TV rekrutiert wurden. Diane Glenn (u.a. auch mal in der Endlos-Soap „Neighbours“ beschäftigt, wo auch die Karriere einer gewissen Kylie Minogue begann) und Maeve Dermody drängen sich zwar nicht unbedingt optisch als Geschwisterpaar auf, haben aber gute Chemistry; Dermody bewältigt auch ihre Charakterentwicklung souverän. Andy Rodoreda vermag ebenfalls zu überzeugen.

Fazit – „Black Water“ ist kein Klassiker vor dem Herrn, aber zumindest mal wesentlich angenehmer zu kucken als „Open Water“, das offenkundige Vorbild, zumindest, was das Szenario angeht. Handwerklich-technisch ohne Makel, gut gespielt, könnte „Black Water“ eine etwas höhepunktorientiertere Dramaturgie vertragen, eine fühlbarere Steigerung vom ersten bis zum dritten Akt; so läuft „Black Water“ in stetem, aber halt auch gleichförmigen Fluss von opening zu end credits. Nett anzuschauen, aber schlussendlich nicht wirklich memorabel; ein solider Zwischendurchhappen…


mm
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