Black Sea Raid

 
  • Deutscher Titel: Black Sea Raid
  • Original-Titel: Black Sea Raid
  •  
  • Regie: Jeno Hodi
  • Land: USA
  • Jahr: 1998
  • Darsteller:

    Daniel Bernhardt (Rick Haley), Steve Parrish, Dellis Lavalle, Michael Bunata


Vorwort

Einer russischen Waffeninspektorin fällt auf, dass finstere Gesellen beim Abbau von in Tschetschenien stationierten Atomwaffen ein kleines Raketchen unterschlagen haben. Sie vermutet zurecht foul play und informiert ihren Ex-Mann Ivan. Kaum hat sie ihm erklärt, was los ist, wird sie von Agenten unter dem Vorwand radioaktiver Verstrahlung eingesackt und in eine psychatrische Anstalt gesteckt (was bekanntlich der ideale Aufenthaltsort für Strahlenopfer ist, vor allem wegen der therapeutischen Wirkung von Elektroschocks gegen Verstrahlung). Ivan, nicht dumm, erinnert sich seinerseits an seinen alten Kumpel, den CIA-Agenten Rick, der gerade in Moskau spektakulär eine Geiselnahme tschetschenischer Freischärler blutig beendet hat. Das Meeting der alten Freunde wird aber von bösen Attentätern gestört, die Ivan umbringen. Rick hinterläßt den russischen Ordnungskräften einen amtlichen Leichenberg und trommelt, inoffiziell gedeckt von seinen Vorgesetzten, ein paar alte Buddys aus seiner Spezialeinheit zusammen, um Natalia, die Inspektorin, zu befreien. Dank der Mithilfe eines einheimischen Waffenschwarzhändlers gelingt die Operation relativ problemlos (abgesehen von den ca. 200 russischen oder tschetschenischen Soldaten, die im Verlauf der Befreiungsaktion gekillt werden, aber irgendwas ist ja bekanntlich immer). Basisdemokratisch entscheidet das Team, es nicht bei der Befreiung zu lassen, sondern auch noch gleich die Atombombe zu requirieren, bevor die Tschetschenen diese einsetzen oder auf dem internationalen Schwarzmarkt verhökern. Tatsächlich gelingt es Rick und seinem Team, sich die Bombe zu krallen, doch als bei der vereinbarten Übergabe an die Autoritäten anstatt des erhofften roten Teppichs ein schwer bewaffnetes Killerkommando auf unsere Helden los geht, dämmert ihnen, dass sie auf sich allein gestellt sind…


Inhalt

DTV-Actionfilm-Gesetz Nr. 1: „Je unbekannter der Star auf dem Cover und je peinlicher seine in Bezug genommenen Filme, desto schlimmer sollte der Film sein“. Daniel Bernhardt ist nun vielleicht nicht der unbegabteste Action-Recke der jüngeren Filmgeschichte (es gibt immerhin noch einen David Bradley), aber mit Screen Credits wie „Bloodsport 2 -4“ und „Mortal Kombat – Die Serie“ sollte man sich vermutlich nicht zu weit aus dem Fenster lehnen. „Black Sea Raid“, auch bekannt unter dem Titel „Special Forces“, eine amerikanisch-ukrainische Billigproduktion, ist, zugegeben, nicht ganz so übel wie der legendäre Ultratrashklopper „Strike Zone“ (die absolute Krone des Schaffens von Frank Zagarino), aber auch kein Ruhmesblatt für die vor und hinter der Kamera beteiligten Personen.

Der vernachlässigenswerteste Aspekt eines billigen Actionfilms ist natürlich immer das Drehbuch und da macht „Black Sea Raid“ keine Ausnahme. Der Film hat schon mal ein ganz grundlegendes Problem – ihm fehlt eine zentrale Schurkengestalt. Der „Feind“ bleibt seltsam namen- und gesichtslos (bis zum Ende des Films war mir ehrlich gesagt nicht klar, wer eigentlich die Rakete ursprünglich hatte und wer sie gemopst hat. Russische Renegaten? Truppen der tschetschenischen Republik-Regierung? Es wird tatsächlich nicht aufgelöst), gelegentlich wird angedeutet, dass hinter dem ganzen Treiben eine großangelegte Verschwörung auf höherer Ebene steckt, ohne dass dieser Plotpunkt entscheidend weiterverfolgt wird, aber dem Film fehlt einfach der personifizierte Strippenzieher – okay, so gesehen umschifft der Streifen ein Klischee nahezu aller billigen Actionfilme, aber ein Klischee wird ja zumeist deswegen ein Klischee, weil es funktioniert. Dadurch, dass der zentrale Dreh- und Angelpunkt der Story eben nicht das Niedermachen eines durchgeknallten Psychopathen/Diktators/Terroristen/whatever ist, sondern mehr oder minder nur die Frage, ob, wie und wenn ja, vollzählig oder nicht, unsere Helden aus der ganzen Angelegenheit wieder rauskommen, muss der Film ohne ein wesentliches Element einer ordnungsgemäßen Actionplotte auskommen und das führt dazu, dass dem Streifen gegen Ende einfach die Puste ausgeht, rein storytechnisch gesehen (Spoiler ahead: Letztlich fiel das wohl auch den Autoren auf, die für den Showdown auf den Kunstgriff verfielen, ein Mitglied des Heldenteams auf die Idee kommen zu lassen, die Atombobe auf eigene Faust zu verscherbeln). Es macht den Film insgesamt etwas „uninvolving“, will sagen, Nu Images „Operation Delta Force“-Reihe wirkt dagegen wie mitreißendes Drama. Die üblichen Schelmereien eines billigen Actionfilms (die Helden mischen mühelos ganze Armeen auf) bleiben selbstredend intakt.

Regisseur Jeno Hodi hat auch – schon allein budgetbedingt – nicht die Möglichkeiten, aus der Story einen zumindest groß aussehenden Actionfilm zu machen. Die Action beschränkt sich auf relativ blutleere Shoot-outs (lediglich ein etwas knackigerer Kopfschuß ist zu verzeichnen) und kompetente, aber wenig aufregende Martial-Arts-Fights (choreographiert von Daniel Bernhardt selbst), großangelegte Pyro-Spielereien wie bei der Konkurrenz von Nu Image bleiben Mangelware (zwar explodiert da und hie was, aber vor wirklich kostspieligen Angelegenheiten wie z.B. der Explosion eines Kampfhubschraubers drückt sich der Film mit eher bescheideneren Mitteln – nicht so debil wie „Strike Zone“, aber auch nicht gerade so, dass es nach professionellem Filmmaking aussieht). Abgesehen aber von wenigen missglückteren Special Effects gibt sich der Streifen aber vom handwerklich-technischen Aspekt keine größeren Blößen. Hodis Inszenierung ist geradlinig und, wie der ganze Film irgendwie, unspektakulär. Der betriebene Aufwand ist vergleichsweise bescheiden, die production values sind überschaubar – ein wirkliches „set piece“, wie es Nu Image-Filme gemeinhin auszuzeichen pflegt, hat der Streifen nicht zu bieten, dafür aber eine Vielzahl von „normalen“ Actionszenen, die, vor allem gen Finale hin, nur selten von störender Handlung und/oder Charakterentwicklung unterbrochen werden.

Daniel Bernhardt macht seine Sache relativ gut – die halbwegs originelle Idee des Films, die klassische Söldner-Action durch ein wenig Martial Arts aufzupeppen, spielt ihm sicherlich in die Karten, so dass er sich zumindest in den Actionszenen hinter seinen Rivalen aus der C-Klasse der Actionhelden nicht verstecken muss. Ein Charismabolzen ist er zweifellos nicht und größere dramatische Fähigkeiten lässt er auch nicht durchblicken. Der Rest des Ensembles ist kaum der Rede wert – erstens handelt es sich um weitgehend unbekannte Akteure (oder wer kann mit Namen wie Steve Parrish, Dellis Lavalle oder Michael Bunata was anfangen, ohne in der IMDB nachzuschlagen?), die mit klischeehaften Charakteren (Hitzkopf, Jungspund, etc.) ausgestattet sind und kaum Gelegenheit haben, irgendwelche individuellen Duftmarken zu setzen.

Bildqualität: Erschienen ist „Black Sea Raid“ beim Schweizer Label Eagle Entertainment in einer „ungeschnittenen Version“ (spricht dafür, dass es auch eine 16er-Fassung von dem Teil gibt). Eagle legt einen 4:3-Vollbild-Transfer von eher zweifelhafter Güte vor. Das Bild ist recht grobkörnig geraten, unscharf und könnte gelegentlich auch einen Schuss mehr Kontrast vertragen. Zoom-Spielereien sollte man tunlichst lassen, es sei denn, man zählt Klötzchenzählen zu seinen bevorzugten Hobbies. Man hat sicher schon schlimmeres gesehen, aber auch schon VHS-Kassetten, die besseres Bild zu bieten hatten.

Tonqualität: In Sachen Audiotrack überschlägt sich Eagle förmlich und legt eine Mono-(!)-Tonspur (ausschließlich Deutsch) vor. Wow, technischer Overkill, High End-Hifi, wohin man sieht. Im Rahmen der dadurch deutlich begrenzten technischen Möglichkeiten ist die Tonspur noch relativ genießbar, wenngleich sehr undynamisch abgemischt (soweit man bei Mono von „Mix“ sprechen kann). Anhören kann man sich’s, aber Dolby-Puristen können den Strom für die Anlage getrost sparen.

Extras: Neben zwei Trailern aus dem Eagle-Programm, die wir auch von anderen Releases des Labels kennen, hat man einem gewissen Guido Keller, seines Zeichens „the world’s best Nunchaku artist“ die Möglichkeit geboten, in einem dreiminütigen „Demo“ seine Kunst zu zeigen. Imposant, wirklich… (und vor allem so filmbezogen…).

Fazit: „Black Sea Raid“ ist erwartungsgemäß kein Film, der das Subgenre „Spezialeinheit-Actionfilm“ neu erfindet. Der Streifen grast von der Machart her bewährtes Territorium ab und schafft es dabei, noch weniger als viele seiner Kollegen eine plausible Story zu erzählen. Zu etwaigen politischen Botschaften will ich an dieser Stelle gar nichts ausführen. Wer anspruchslose Action mag, wird sicher auch hier auf seine Kosten kommen, wobei ich als Zielgruppe am ehesten die Klientel ausmachen würde, denen „Strike Zone“ zu trashig, die „Operation Delta Force“-Serie andererseits zu aufwendig war. Ich für meinen Teil würde Nu Images flotte und höherwertig produzierte „Delta Force“-Reihe aber jederzeit vorziehen. Die DVD von Eagle gehört gewiss nicht zu den Referenzscheiben… vor allem der Mono-Ton stößt schon ein wenig sauer auf…

2/5
(c) 2006 Dr. Acula


mm
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