Black Scorpion: The Television Series

 
  • Original-Titel: Black Scorpion: The Television Series
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  • Regie: Tim Andrew, Greg Aronowitz, David Blass, Alexander Cassini, Gwyneth Gibby, Mike Mickens, Rachel Samuels, Rob Spera, Susan Tuan, Scott Valentine, Jeff Yonis, Stanley Yung
  • Land: USA
  • Jahr: 2001
  • Darsteller:

    Darcy Walker/Black Scorpion (Michelle Lintel)
    Don MacDonald (Ben L. McCain)
    Steve Rafferty (Scott Valentine)
    Veronica/Tender Lovin´ (Enya Flack)
    Slugger (Steven Kravitz)
    Specs (Shane Powers)
    Capt. Strickland (Guy Boyd)
    Minerva Stone/Medusa (Lisa Boyle)
    Torchy Thompson (Dave Mustaine)
    Dr. Noah Goddard/Breathtaker (Adam West)


Vorwort

DVDs sind ´ne geile Sache, das ist mal klar. Bild und Ton klasse, lässt auch nach der 100ten Ansicht nicht nach, nimmt wenig Platz weg, und wenn ordentlich Specials dabei sind, kann man sich selbst an einem 90minüter stundenlang festbeißen. Hinzu kommt der Vorteil, dass man DVDs auch auf dem Notebook anschauen kann, was eine angenehme Unabhängigkeit von Ferneher und Videorekorder bedeutet.

DVD-Box-Sets sind noch besser. Da bekommt man oftmals komplette Serien in einer Schachtel, und kann im Gegenzug gleich einen halben Regalmeter Videos der Mülltonne übereignen.

Aber Vorsicht! Den Kauf von, sagen wir mal, den kompletten „X-Files“ sollte man sich gut überlegen, denn a) sind die acht Staffeln in silber vergleichsweise teuer, und b) steht doch die Frage im Raum, ob man sich die Episoden wirklich noch einmal ansehen wird. Staub fangen DVDs nämlich ebenso gut wie Videos.

Aus diesem Grund hält sich meine DVD-Sammlung bei den Box-Sets in Grenzen. Da gibt es nur „Babylon 5“ (muss, weil habe ich ein Buch drüber geschrieben), „Red Dwarf“ (beste SF-Sitcom aller Zeiten, mit brillanten Audio Commentaries), „Spaced“ (Sitcom über britische SF-Nerds, leider nur zwei Staffeln) und „The Tick“ (alle Episoden auf einer Scheibe, das geht auch trotz magerer Extras in Ordnung).

Das alles interessiert euch nicht. Ihr fragt euch: Wann kommt der Dewi endlich zur Sache? Dranbleiben!

Also, seit ein paar Wochen habe ich einen DVD-Rekorder mit Festplatte. Und nun konvertiere ich meine gesamte Video-Kollektion auf die Rohlinge, um Platz zu schaffen, und weil mir alles, was analog ist, sowieso auf die Eier geht. Das dürfte euch auch erklären, warum der Meister dieser Site ständig mit obskuren Kassetten „beschenkt“ wird.

Als alter Sammler von Superhelden-Verfilmungen hatte ich natürlich aus den USA auch einen Batzen Kassetten mit der Serie „Black Scorpion“. Der Gedanke, alle 22 Episoden mühsam auseinander zu fleddern, die Werbeblöcke herauszuschneiden, und dann zu brennen, machte mir Grausen. Nur durch Zufall stellte ich fest, dass es seit Neustem ein Box-Set der Serie gibt. Und besonders preiswerte US-Versender bieten das Set für 35 Dollar an. Wie praktisch.

Damit wanderten die BS-Kassetten in den Müll, und meine Kreditkarte wurde erneut geschunden. Seit einer Woche bin ich nun stolzer Besitzer der kompletten Superhelden-Serie aus der Werkstatt von Roger Corman. Und weil mich das Material mehr als beeindruckt, habe ich mich entschieden, es euch mal näher vorzustellen.

Es sei allerdings angemerkt, dass ich keine Zusammenfassungen aller 22 Episoden schreiben werde. Wer das sucht, ist hier richtig: TVTome.


Inhalt

Fangen wir mit der Vorgeschichte der Serie an. „Black Scorpion“ begann als kleine Reihe von zwei TV-Filmen aus der Feder von Craig Nevius, dem wir auch den leider nie veröffentlichten „Fantastic Four“-Streifen verdanken. Er kreierte die Figur der Polizistin Darcy Walker, die in Angel City Dienst schiebt. Weil sie das Gefühl hat, dass dem Gesetz zu viele Bösewichter durch die Lappen gehen, verkleidet sie sich des Nachts als „Black Scorpion“, eine knapp in Leder gehüllte Vigilantin. Außerdem, und das ziehe ich mir nicht nicht aus der Nase, fühlt sie sich im Domina-Outfit sexy genug, um ihrem Cop-Partner endlich mal an die Wäsche zu gehen.

In den TV-Filmen spielte Erotik-Darstellerin Joan Severance die Hauptrolle. Als Frau mit Klasse, die so gar nicht in die Softcore-Klischee passt, hätte Severance eigentlich eine echte Karriere verdient gehabt. Als Superheldin schlägt sie sich einwandfrei, auch wenn es seltsam erscheint, dass sie ausgerechnet hier ein Body Double für die einzige Nacktszene braucht – nach diversen Playboy-Pictorials sollte das doch kein Problem darstellen.

Die beiden TV-Filme wurden zwar vom gleichen Team gedreht, sind aber stilistisch sehr unterschiedlich. Der erste (in dem es Black Scorpion mit dem Bösewicht „Breathtaker“ zu tun bekommt) ist eher düster und action-betont. TV-Film Nummer zwei hingegen ist knallbunt, und versucht sich an schrägen Kameraeinstellungen und Gimmicks. Das passt auch gut zu den Bösewichtern „Aftershock“ und „Gangster Prankster“, gegen die es hier geht. Trotzdem wirkt das Sequel etwas weniger „kernig“ als das Original.

Beide Filme waren durchaus erfolgreich – nach der Ausstrahlung auf dem Sender Showtime machten sie noch ordentlich Kasse im Bereich Video. Mittlerweile kann man die Streifen auf DVD kaufen (mit soliden Extras).

Gleich ins Reich der Fantasie verweisen möchte ich aber schon an dieser Stelle die von Corman und Nevius mehrfach geäußerte Behauptung, BS sei besonders in Deutschland ein so großer Erfolg gewesen, dass man einfach weitermachen musste. Tatsache – die Streifen sind irgendwann mal spät nachts bei RTL rausgehauen worden, und haben nach meiner Erinnerung keine nennenswerten Quoten eingefahren.

Trotzdem – das Klingeln der Registrierkasse brachte den Produzenten auf eine Idee – „Black Scorpion“ war eigentlich eine perfekte Figur für eine TV-Serie! Auf eigene Kosten stampfte Corman satte 22 Episoden aus dem Boden, die alle nach dem selben Muster gestrickt waren: Irgendein Bösewicht in wildem Kostüm ist entschlossen, Angel City platt zu machen, bis ihm BS dazwischen funkt. Es gibt ein bis drei Verfolgungsjagden (immer mit Explosion), und sämtliche Frauenrollen sind mit Playmates besetzt (insgesamt satte 17). Für die Fans gibt es dann noch Gaststars, da könnte man vor Nostalgie weinen – Adam West und Frank Gorshin aus „Batman“, Lou Ferrigno aus „Hulk“, Sam Jones aus „Flash Gordon“, etc.

Als Hauptdarstellerin hatte Joan Severence abgedankt, und Corman wollte Julie Strain. Es gab sogar Kostümtests für die B-Movie-Queen. Aber es stellte sich schnell heraus, dass Julies Ruf als Softpornoschlampe bei den TV-Sendern nicht gerade Freudensprünge auslöste. Also suchte Corman ein frischeres Gesicht – und fand die ehemalige Miss Kansas Michelle Lintel. Diese mag zwar nicht mit dem Marktwert und den Prachtbauten von Queen Strain mithalten können, wirkt aber erheblich sympathischer.

Um Kosten zu sparen, bedienten sich die Macher von BS in Cormans reichhaltigem Archiv, und bauten alles, was sie an Actionszenen finden konnten, mehr oder weniger sauber in die Serie ein. Zwar tönte der Meister, 20 Millionen Dollar (Privatgeld noch dazu!) investiert zu haben, aber ich bin schon zu lange dabei, um so etwas noch zu glauben. 8-10 Millionen halte ich für deutlich realistischer. Für 22 Episoden ein echtes Schnäppchen.

Theoretisch konnte das Projekt nicht schief gehen – Superhelden sind in, knackige Mädels gibt es haufenweise zu bestaunen, ein paar Kult-B-Stars geben sich die Ehre, und die Action ist reichhaltig bemessen. Wahrlich genug, um mit der Konkurrenz à la „Renegade“ oder „Palm Beach Duo“ aufzuräumen, oder?

Denkste.

Nun muss ich gestehen, schon immer ein Fan von Roger Corman gewesen zu sein, auch wenn er in den letzten Jahren fast nur noch Käse produziert hat (der Markt für seine Art von Filmen ist allerdings auch brutal). Ich habe seine Biographie gelesen, und auch diverse Schmöker über seine Filme. Es gehört zu meinen Träumen als Autor, einmal einen Film für ihn zu schreiben.

Aber Corman hat keine Ahnung, wie Fernsehen funktioniert. Ich habe selber 10 Jahre in der Branche gearbeitet, und ich weiß, welche Fehler man vermeiden muss, wenn man eine Serie auf die Beine stellen will (ich habe sie selber alle gemacht). Corman tappte in jedes Fettnäpfchen beim Versuch, „Black Scorpion“ zu etablieren.

Er dachte nämlich, TV-Serien funktionieren ungefähr so wie Filme mit vielen Sequels. Aber das ist grundfalsch. Im B-Markt ist es legitim, immer die selbe Story aufs Neue durchzukauen. Die Videothekenkunden sind meist auf der Suche nach „more of the same“. Der TV-Zuschauer zappt allerdings nach der dritten Episode mit der gleichen Handlung auf Nimmerwiedersehen weg. Und Kultstars und Bimbos sind im Fernsehen überhaupt kein Zugpferd.

Kurzum – „Black Scorpion“ sah und sieht mehr wie eine Sammlung von zu kurzen B-Movies aus, denn wie eine TV-Serie.

Nein, es hätte interessante Charaktere und pfiffige Storys gebraucht, um BS zum Erfolg zu verhelfen. Aber genau die konnte er nicht bieten – in alter B-Tradition hatte er nur Klischees vorzuweisen.

Der böseste Fehler war aber zweifellos, die Serie komplett vorzufinanzieren. Das macht in der Branche niemand, und das aus gutem Grund – wenn man nämlich dann keinen Abnehmer findet, kann man sich einsalzen lassen. Serien werden deshalb in enger Zusammenarbeit mit dem Sender entwickelt, der sie dann auch ausstrahlen will.

So verwundert es dann auch nicht, dass es in den USA zwei Jahre brauchte, bis der Sci-Fi-Channel BS billig einkaufte – ein Deal, mit dem Corman kaum glücklich gewesen sein kann. In großen Märkten wie Deutschland ist die Serie noch gar nicht gelaufen.

Dabei ist die Serie nicht schlecht. Klar, alles ist ein wenig repetitiv, aber es ist auch bunt, laut, und schnell. Die Mädels sind… na ja, sagen wir mal, groß, und die Bösewichte durchgeknallt. Michelle Lintel ist richtig nett, und was die technische Seite angeht, kann man kaum meckern: Das Scorpion-Mobil geht als „cool“ durch (samt der Morphingeffekte), und alle Kostüme können sich auch mit größeren Produktionen messen.

Sicher nicht „Buffy“ oder „X-Files“, aber wenn man bedenkt, dass sogar Dreck wie „Immortal“ (Lorenzo Lahmarsch, ihr erinnert euch) und „Kung Fu: The Next Generation“ besser läuft, darf man a seinem Verstand zweifeln.

Nun aber ist BS komplett auf DVD angekommen, und damit auf dem Medium, für das es wie geschaffen ist. Und siehe da – die Fan-Reaktionen sind ekstatisch. Man lese nur mal die Rezensionen bei Amazon.

Nicht nur das – ganz gegen die Gewohnheiten von Trash-Produzenten (von Full Moon mal abgesehen) ist das Box-Set mit Extras gepflastert.

Alle 22 Episoden sind in ordentlicher Qualität auf 6 Scheiben verteilt. Man sollte aber keine visuellen Genüsse à la „Matrix“ erwarten, denn die Serie wurde nicht gerade auf High Quality-Material gedreht, und bei den Nachtszenen wird es mitunter etwas körnig. Und sobald Footage aus alten Corman-Filmen auftaucht, heißt es sowieso beten.

Die Box selber ist schick, knallbunt, und hat ein Booklet, in dem neben einem Episodenführer auch noch eine schicke Louis Rojo-Artwork von Black Scorpion zu finden ist (diese finden wir auch noch auf DVD).

Die ersten zwei Episoden besitzen jeweils zwei Audio-Kommentare, insgesamt also vier. Michelle Lintel und die Produzentin klingen zwar nett, haben aber außer ein paar putzigen Anekdoten nicht viel zu bieten. Produzent Craig Nevius, ein echter Comic-Geek, ist da deutlich besser. Er bringt wirklich viel interessante Hintergrund-Infos rüber. Die Audio Commentarys wirken insgesamt etwas hastig zusammengestoppelt, was sich in nicht editierten Patzern und Versprechern äußert. Trotzdem – Lob dafür.

Es gibt noch ein paar Promos, die in verschiedener Länge die beiden TV-Filme und die Serie anpreisen. Diese eignen sich perfekt, um Freunde davon zu überzeugen, dass BS die Ansicht lohnt. Schade nur, dass man hier die kuriose 45-Minuten-Fassung des ersten BS-Films wegelassen hat, die Corman nur schneiden ließ, um die Tauglichkeit des Konzepts in Serienlänge zu beweisen.

Der Soundtrack ist auf DVD 6 ebenfalls enthalten, und wird zu einer Diashow aus der Serie abgespielt. Geht in Ordnung, zumal die Musik der Serie durchaus anständig ist.

Wie es sich gehört, findet man unter den Extras auch ein Making of, „Behind the Sting“ benamst. Es wird von Adam West im „Full Irony“-Modus moderiert. Ehrlich gesagt fand ich dieses TV-Special besser als die meisten Making ofs von großen Kinofilmen. Es ist alles dran, was muss, und Michelle Lintel sieht „behind the scenes“ noch erheblich leckerer aus als in der Serie (und trägt ein cooles Top mit der Aufschrift „Boys hate me“, was ich bezweifeln möchte).

Die Filmographien sind der übliche oberflächliche Schmand – aber ohne wäre natürlich auch blöd.

Mit Hilfe des „Black Scorpion Screensaver“ kann jeder die downtime am eigenen PC mit Bildern aus der Serie verschönern.

Die Erwähnung optionaler spanischer Untertitel muss nicht sein, oder?

Natürlich kann man nun sagen, dass Bilderserien der beteiligen Busenwunder nett gewesen wären. Aber dann wäre das Box-Set nicht mehr so jugendfrei gewesen wie die Serie. Und das ist sicher eine der größten Enttäuschungen – trotz der versammelten Playboy-Riege von Patricia Ford bis Shae Marks gibt es nur „cock tease“, aber kein Fleisch zu sehen. Das heißt im Klartext: wir sehen den anatomisch unrealistischen Damen bei SCHAUSPIELERN zu.

Gruselig.

Na ja, Schwamm drüber. Kommen wir zum Fazit.

Fazit: Als DVD-Box zum extrem moderaten Preis ist „Black Scorpion“ ein echter Kracher für Superhelden- und Corman-Fans. Mehr Material für weniger Geld geht nicht. Und mehr Spaß auch nicht. Die hätten noch mehr Folgen drehen sollen.

Hausrocker Dewi hat gesprochen!

P.S.: Wer sich nun fragt, woher das signierte Bild bei diesem Review kommt – das ist eine eigene Story wert. Ich war in LA auf einer Party. Wie üblich – nur Filmnasen. Irgendwann sprach ich mit Danny Bilson und Paul DeMeo (Rocketeer, Flash), und dabei fiel auch der Begriff „Black Scorpion“. Danny deutete auf einen Typen in der Ecke, und meinte: „Der Kerl da ist mit der Produzentin verheiratet.“ Ich also rübergestiefelt, und kräftig Konversation gemacht. Als der gute Mann merkte, dass mein Interesse nicht geheuchelt war, ließ er sich meine Karte geben. Was soll ich sagen – am nächsten Morgen hing an meiner Hoteltür eine Tüte voll mit Black Scorpion-Kram – Pressematerial, Fotos, die „Black Scorpion“-Ausgabe der Femme Fatales, und auch zwei signierte Bilder von Michelle Lintel. Was habe ich mich gefreut!

(c) 2003 Torsten Dewi


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