Bionic Ninja – Formel des Todes

 
  • Deutscher Titel: Bionic Ninja - Formel des Todes
  • Original-Titel: Ninja Knight Thunder Fox
  • Alternative Titel: Bionic Ninja |
  • Regie: Godfrey Ho
  • Land: Hongkong
  • Jahr: 1988
  • Darsteller:

    Tanner (Mike Abbott)
    Brad (Marko Ritchie)
    N.A. Christopher Trevail
    N.A. Jonathan Woodhouse
    N.A. Maria Wu
    N.A. Morna Lee
    N.A. Mike Tien
    N.A. Joseph Hor
    N.A. John Wong
    N.A. Bob Lee


Vorwort

Joseph Lai-Lai-Lai, lalala-lala-la… huch, Ihr seid schon da? ´tschuldigung, war noch so in Gedanken…

Okay, ich weiß, dem ein oder anderen kräuseln sich bei der Erwähnung des Namens „Joseph Lai“ mittlerweile die Fußnägel auf, aber, wie ich den Reaktionen im Forum ja durchaus auch entnehme, es gibt den einen oder anderen, der mir auf dem Weg zur Lai-Heiligsprechung folgt. Abgesehen davon macht´s einfach auch ziemlich viel Spaß, die Lai-Reviews zu schreiben (jedenfalls mehr Spaß, als sich zu biederen TV-Thrillern u.ä. Schmalspurkost seitenweise Geistesblitze abzukrampfen).

Da ich bei meinen treuen Lesern mittlerweile solide Grundkenntnisse über Leben und Werk von Joseph Lai voraussetzen kann (Newbies finden in der Hall of Fame einen ganzen Schwung von Reviews, um sich da auf den gleichen Level zu bringen), brauche ich heute auch mal keine epische Einleitung. Nur soviel: Es scheint tatsächlich mehr als drei Leute zu geben, die sich Lai-Filme (ob versehentlich oder nicht) als deutsche DVDs kaufen, denn sonst würden die Label ja nicht pausenlos „neue“ auf den Markt werfen (auch wenn mich wirklich mal die Auflagenhöhe interessieren würde). Ziemlich frisch ist auch die Veröffentlichung von Bionic Ninja (allein bei dem Titel stellen sich bei mir schon wieder die Nackenhaare auf. Zwar gehe ich mit Meister Lai völlig darin konform, dass mit Ninjas alles besser ist, aber das „bionic“… shudder. Na, solang mir im Vorspann keiner erzählt, dass man einen Ninja mit Bionik im Wert von 6 Mio. Dollar aufgepäppelt hat, soll´s mir recht sein) von Best Entertainment (ja, ich weiß, momentan bin ich sowas ähnliches wie der Best-Hauptrezensent. Was kann ich dafür, wenn die soviel releasen, was hierher paßt?), schelmischerweise wieder als geschnittene 16er und (hoffentlich) ungeschnittene 18er Edition auf dem Markt. Eine gute Fee (im Klartext: mein verehrungswürdiger Sponsor Carsten) zauberte mir die 18er-Scheibe ins Haus – wer kann dazu schon „nein“ sagen, zumal mein Lieblingsknuddelschurke Mike Abbott wieder mal eine gewichtige (hüstel) Rolle spielt? Eben, ich zumindest nicht. Ein weiteres Faktum: wir müssen mal nicht raten, wer der Regisseur ist, denn Godfrey Ho gibt´s ausnahmsweise mal zu (zumindest, was die Screen Credits angeht, im echten Leben, stell ich mir vor, sieht das anders aus). Also, lehnt Euch zurück, nehmt Euch ´n Bier, ich schätze, es wird seltsam werden…


Inhalt

Du weißt, du befindest dich ein einer echten Prestige-Produktion, wenn dir anstatt einer ordnungsgemäßen Titeleinblendung ein Ausschnitt aus dem alten deutschen Videocover um die Ohren gehauen wird. Ungelogen, so beginnt unser Film… it sets the mood, wie der Anglophile sagt.

Unspektakulärer geht´s weiter. Nach den üblichen Hongkong-Impressinonen für die sonstigen Credits flüchtet ein junges chinesisches Huhn vor einem chinesischen Tunichtgut ein Treppenhaus hinunter. Letzerer erwischt sie allerdings und aut ihr ordentlich was vor die Kauleiste (hm, ist der Film wirklich ungeschnitten? Von einem Schlag bekommt doch selbst das glaskinnhafteste HK-Chick nicht blaue Flecken und blutige Wunden am ganzen Körper?).

Ein anderes China-Girl sucht am Hafen einen öffentlichen Fernsprecher auf und wird dabei von einem kaukasischen Typen kritisch beäugt (allein aufgrund letzterer Tatsache schließen wir, dass es sich dabei um zumindest teilweise neue Footage handelt). Unser Mädel ruft bei der „Bonnie & Brad Detective Agency“ an (klingt genau nach der Sorte Amateure, die ich im Krisenfall gaaanz sicher engagieren würde. Wenn´s denn wenigestens Bonnie & Clyde wären…). Allerdings geht keiner ran, da das Büro bis auf ein Six-Pack Coca Cola (hey, Product Placement in Lai-Filmen? Boah) und Sylvester-Stallone-Rambo-Poster verwaist ist. Das Mädel hängt notgedrungen auf (und wir bemerken einmal mehr, dass Lais Regisseure Einstellungen klingelnder Telefone für den Gipfel cinematischer Kunst halten müssen) und schlappt zum nächsten Postamt, um dort einen geheimnisvollen Umschlag in einen Briefkasten zu werfen – och nöö, bitte nicht den selben MacGuffin wie in Red Heat Conspiracy. Das wird ja langsam langweilig. Aber doch, so ist´s. Und der verfolgende Kaukasier ist genauso dämlich wie sein Kollege im referierten Film, würd´ er das Mädel umnieten, bevor es den Umschlag einwirft, könnten sich alle Beteiligten die nächsten 80 Minuten sparen (und der Reviewer sich z.B. einen vernünftigen Film ansehen, Bamboo House of Dolls z.B.)…

Im Detektivbüro klingelt erneut das Telefon und endlich erbarmt sich eine Flitzpfiepfe, die, so fürchte ich mal, unser, hüstel, Held werden dürfte, mal ranzugehen (vorher war er offenbar neues Cola einkaufen o.ä.). Ja, das ist Brad, und die Anruferin ist Bonnie. Da wir selbige nicht sehen, sondern nur ein Foto, das bei Brad auf´m Aktenschrank steht, eingeblendet wird, gehen wir mal stark davon aus, dass Bonnie und Brad die welterste Detektivbürogemeinschaft sind, die in verschiedenen Filmen agiert (Future Doc: genau so ist es – Bonnie ist die Protagonistin des Originalfilms, was man schon unschwer daran erkennt, dass sie Chinesin ist). Bonnie hätte einen neuen Job aufgerissen, aber Brad ist der motivierteste B-Movie-Held der Filmgeschichte. Er will Urlaub machen, hat keinen Bock und seine werte Partnerin kann ihm mit neuen Aufträgen und Klienten mal ganz gepflegt in die Tasche steigen (und der Tonfall, in dem er ihr dieses vermittelt, lässt auf ein wunderbares Betriebsklima schließen… ich hoffe, die beiden haben getrennte Büroräume). Aber es ist doch ein wichtiger Auftrag, gibt sich Bonnie hartnäckig – ein gewisser Tanner sei dabei, irgendeine Szene aufzumischen (was für eine Szene, hab ich trotz dreimaligem Rückspulen und in die Boxen kriechen beim besten Willen nicht verstanden), und über den sollen sie Informationen sammeln. „Laber mir nicht die Ohren voll“, ist Brad weiterhin nicht interessiert, er will in die Südsee jetten. „Das soll´s momentan schneien“, klärt Wetterfee Bonnie ihren Partner auf, der aber hat die Schnauze voll von ihren Belehrungen und knallt den Hörer auf die Gabel. Ja, der Mann ist mir bereits jetzt so sympathisch wie Fußpilz.

Das Telefon klingelt erneut. Brad ist stinkig, da er vermutet, Bonnie wäre noch immer am Apparat, aber es ist das Mädel von vorhin, Pam heißt sie und ist recht aufgelöst. Stört Brad immer noch nicht wirklih, auch ihr verklickert er, urlaubsreif zu sein und dringend zu seinem Flieger zu müssen. Ein Held. Eigentlich soll er aber auch nur Bonnie ausrichten (Pam hat gerechtfertigterweise sichtlich kein gesteigertes Vertrauen in Brad), dass sie, also Pam, von einem gewissen Decker verfolgt werde, der ihr ans Leben wolle. Bevor Brad sich das noch notieren kann (dass er irgendwelche Aktivitäten diesbezüglich einleiten will, möchte ich mal für ein Gerücht halten), hat Decker Pam aber schon am Kragen gepackt und vermutlich gekillt. Die abrupte Gesprächsbeendigung hält nun selbst Brad für eine angemessene Ausrede, seinen faulen Arsch aus seinem Bürostuhl zu bewegen und zu einer Investigation zu schreiten (gottseidank hat Pam ihm noch erzählt, dass sie von einem öffentlichen Fernsprecher in unmittelbarer Nähe des Detektivbüros anrief. Warum sie dann allerdings nicht gleich das Büro aufgesucht hat, wird ein Geheimnis bleiben, das sie ins kühle Grab mitnimmt). Brad findet die entsprechende Telefonzelle und Pams Handtasche. Dazu zieht er einen eher indifferenten Gesichtsausdruck.

Dieweil brütet ein dynamisches Duo chinesischer Cops (Männlein und Weiblein, Namen kriegen die beiden nie, also sind sie von nun an Bulle und Bullette. Einwände gegen diese Namensgebung nimmt Ihre örtliche Polizeidienststelle entgegen. Oder auch nicht) über garstigen Bildern einer übel zugerichteten Frauenleiche (ist das die Schnepfe aus dem Treppenhaus-Prolog? Ist es Pam? Ich weiß es nicht, und es wird uns auch niemand aufklären). Scheint nicht der erste Fall zu sein, denn die beiden spekulieren, ob sie´s mit einem wahnsinnigen Serienmörder zu tun haben, denn „nur ein Irrer bringt so was fertig“. Bullette fällt auf, dass dieses letzte, unidentifizierte Opfer ein Muttermal unter der rechten Achsel hat und spekuliert, dass dieser Umstand irgendeine Bedeutung haben könnte (hm, er könnte zumindest bei der Identifizierung hilfreich sein. Dass ein Serienkiller es auf Mädel mit Muttermalen unter der rechten Achsel abgesehen hat, halte ich dagegen für doch eher unwahrscheinlich). Der Bulle outet sich als ein nervenschwacher welcher, der angesichts der blutigen Bilder zu dem Schluß kommt, dass das Bullendasein ein „Scheißberuf“ sei (wie ich immer wieder sage: Hätt´st was g´scheit´s g´lernt…)

Anderswo spielt eine Horde chinesischer Beauties alberne Pool-Spiele, d.h. die Mädels spritzen sich mit Wasser voll, schubsen sich gegenseitig in den Pool und kichern dabei doof. Nur eine Lady beteiligt sich nicht an der Plantscherei, sondern pflackt auf einer Liege und lässt sich´s gut gehen. Da klingelt´s an der Gartentür (eine schwere zweiflügelige Angelegenheit von mittleren Festungsausmaßen. Wer immer der Besitzer dieser Anlage ist, er legt keinen Wert auf Spanner). Die Lady lässt ein Girl namens Jenny öffnen und sich verleugnen. Draußen allerdings steht eine aufdringliche junge Dame, die wir, da wir für solche Dinge ja ein Gedächtnis haben, als Bonnie identifizieren und die darauf besteht, mit „Miss Chen“ sprechen zu wollen. „Miss Chen“ ist also erstens die örtliche Chefin und zweitens die Dame auf dem Liegestuhl. Miss Chen grummelt ob des ungebetenen Besuchs, dass nur „ausgewählte Schülerinnen in diesem Camp ausgebildet werden“. Nein, zu Hilfe, zu Hilfe, ich mag keine chinesische Ausgabe von Girls Camp sehen müssen… „Ich hab was zu bieten“, behauptet Bonnie und wirft sich in ein paar lächerliche Posen. Die reichen Miss Chen erkennbar, um festzustellen, dass Bonnie ausgewählt genug ist und akzeptiert sie sofort als neue Elevin (wofür auch immer). Die Infiltration (und um eine solche wird´s sich angesichts Bonnies Stellung als Privatdetektivin, zumindest im Rahmen der neuen Plotline, ja wohl handeln) ist geglückt. Schwer war das aber nicht…

Miss Chen takelt sich für einen lauschigen Abend auf (und wir erfahren, dass sie mit Vornamen Judy heißt. Danke, das tippt sich doch schneller, hat ja nur die Hälfte Buchstaben). Doch Ringo, ihr Loverboy mit der verschlagenen Visage (ich möchte mal fast wetten, dass der ein Schurke ist) muss das romantische Beisammensein leider aufgrund dringlicher geschäftlicher Termine absagen (als Gentleman von Welt tut er das aber wenigstens nicht per Telefon, SMS oder Brieftaube, sondern persönlich). Judy ist tieftraurig bis beleidigt, aber Ringo versichert ihr ungeheuer glaubhaft, nur sie zu lieben usw. usf., verpisst sich aber dennoch umgehend und lässt die Geliebte einsam und verlassen an der Gartentür zurück. Tragisch.

Aaaah, da ist er, der Kuschelbär unter den Ninjas, Mike Abbott, und es überrascht mich nicht im geringsten, dass er erstens der böse Tanner ist und zweitens hinter einem Schreibtisch hockt und ein paar Untergebene zur Minna macht. Decker rapportiert, pflichtgemäß Pam eliminiert zu haben. „Und der Film?“, erkundigt sich Tanner (ah, wir präzisieren unseren MacGuffin). „Da haben wir vielleicht ein Problem“, druckst Decker herum und muss schließlich zugeben, dass er schnarchnasig genug war, Pam den Film postalisch verschicken lassen gehabt zu haben (eh, jetzt hab ich mich glaub ich irgendwo in der Grammatik verheddert. Bitte um Verbesserungsvorschläge für diesen Satz). Immerhin hat Decker eine Visitenkarte der Bonnie & Brad-Agentur gefunden (dabei hat Pam ihre Handtasche doch verloren?). „Immer dieser Brad“, grunzt Tanner (aha, er kennt den Kerl also, was aber nicht auf Gegenseitigkeit beruht. Schließlich klingelten vorhin keine Glöckchen bei Brad, als Bonnie Tanner erwähnte. Klingt alles wieder mal mächtig logisch). Decker verspricht, das unbürokratisch zu regeln. Besser wär das, warnt Tanner, ansonsten werde er sich nämlich überlegen, ob er „dein Arschloch als Dichtungsring“ verkauft (huch? Und ja, der Streifen befleißigt sich einer pseudowitzigen flapsigen Synchro). Decker verpfeift sich und Tanner wird angerufen, und zwar von einem gewissen Mr. Tiger, der berichtet, dass Ringo sich auftragsgemäß an Judy rangeschmissen habe (und dabei erfahren wir nun wieder beiläufig, dass Judy eine Modelschule betreibt. In welchem B-Film der jüngeren Geschichte war eine Modelschule jemals etwas anderes als eine Tarnung für ein Bordell/Mädchenhändler o.ä.?). Schön, meint Tanner, aber man hat andere Probleme, nämlich die Tatsache, dass Pam verräterisch gehandelt habe und man deswegen mal die ein oder andere Lektion austeilen müsse. „Niemand kann es mit dem großen Tanner aufnehmen“, plustert ebenjener sich selbstgefällig auf, „ich kenne die Bedeutung des Wortes ´Problem´ nicht!“ (Man schenke dem Kerl einen Duden).

Brad telefoniert mit Bonnie und teilt ihr mit, dass Pam verschwunden ist. „Da hab ich mal eine Informantin, und dann wird sie umgebracht“, seufzt Bonnie mäßig ergriffen (bitte haltet Euch diesen Satz im Gedächtnis, wir werden ihn noch zur späteren Verwendung brauchen). Brad hat immerhin seine Urlaubspläne zurückgestellt (elender Workaholic), um den von Pam als Verfoler ausgemachten Decker mal zu überprüfen (aber überarbeite dich nicht, Junge). „Für dich wär das ein Klacks“, schmachtet er aber sicherheitshalber sein Rambo-Poster an (dabei isser doch… nein, das wär ein Spoiler).

In der Modelschule schwingen die Girls ihre Stelzen mehr oder weniger rhythmisch zwecks Aerobic (Aerobict, sierobict und du robicst jetzt a…. sinnlose Reinhard-Fendrich-Reference) – wir wollen mal darüber hinwegsehen, dass die Räumlichkeit mehr nach Miss Chens Wohnzimmer als nach einem ernstlich hierfür zu verwendenden Tanzstudio aussieht. Den Mädels entgeht so natürlich, dass zwei Blödmänner (und damit sind sie absolut umfassend beschrieben) durch den Garten krauchen, ein paar spannerhafte Blicke durchs Fenster werfen und sich dann selbst in einlassen und verblüffen die Girls mit der knallhart recherchierten Feststellung: „Wir suchen ein Mädchen!“ (Ähhh…) „Was sind wir, Transvestiten?“, erkundigt sich eins der Mädel nach kurzer Bedenkzeit, aber die beiden Deppen suchen ein bestimmtes Mädchen namens Annie Chung (man sollte vielleicht gleich präzise Fragen stellen, dann klappts evtl. mit den sinnvollen Antworten). Judy verweigert die Auskunft und als die Dumpfheiner versuchen, handgreiflich zu werden, stürzt sich das halbe Dutzend Frauenzimmer mit gespreizten Fingernägeln und unter Zuhilfenahme sämtlicher unfairer Tricks (wie drei gegen einen etc.) auf die Idioten. Natürlich kommen zwei ausgebildete Profiganoven (die ja unzweifelhaft zumindest laut Script auf Tanners Lohnliste stehen) mit ein paar 50 Kilo leichten Grazien rein kampftechnisch nicht zurande (okay, es ist auch unfair, dass die Mädels sich einfach mal hochspeeden lassen. Macht den Kampf auch nicht eben realistischer). Die Kerle flüchten ins Freie an den Pool, wo fröhlich weiter gebalgt wird (Bonnie kuckt dabei amüsiert zu und greift nur in Notfällen ein, z.B. hängt sie einem der Kerle einen Schwimmreifen um den Hals, wodurch der Typ natürlich so gehandicapt ist, dass er von zwei anderen Girls vertrommen werden kann). Vor einem der Pfeifen baut sich ein Mädel mit herausgestreckter Brust auf, was den Kerl so schockiert, dass er panisch zurückweicht (Tittenangst?) und in den Pool stürzt. „Ich kann nicht schwimmen“, kreischt er wie nicht anders zu erwarten, nur um angesichts eines Rudels Weiber, das sich auf ihn zu stürzen gedenkt, beherzt ans rettende Ufer zu kraulen und mit seinem Kollegen das Weite zu suchen. Diese Gangsterbosse in Hongkong – greifen immer die letzten Versager als Personal ab… Kaum sind die schwächlichen Kerle geflohen, gibt Judy kleinlaut zu, dass Annie eine Schülerin von ihr war (welch Enthüllung).

Und, so´n Zufall, da schleppt sich gerade ein heftig verprügeltes Frauenzimmer vor die Tür, schafft´s gerade noch, die Klingel zu betätigen und bricht demonstrativ zusammen. Klare Sache, das ist die gesuchte Annie (schon Pech, wenn die Verfolger die Verfolgte überholen. Das, so wussten schon Clever & Smart, gilt es bei einer Verfolgung tunlichst zu vermeiden). Annie wird verarztet und in ein weiches Bett gesteckt, wo sie ihre dramatische Story erzählen kann. Die beiden Schlappschwänze von eben, so gibt sie an, hätten sie so zugerichtet (das spricht nicht für dich, Babe. So, wie die beiden Knaben sich gerade angestellt haben, sollten die ein echtes Problem damit haben, einem durchschnittlichen Vorschüler sein Pausenbrotgeld zu klauen), und wollten sie – shudder-gasp-wince – killen! Und warum? Nur so aus Spaß? Nein, Annie hat keine Lust mehr, auf den Strich zu gehen. Allgemeines Entsetzen unter den anderen Maiden. Wieso Strich? Hä? War Annie nicht glücklich verliebt? Ja, war sie, in einen Typen namens Little Dragon (ich bezweifle, dass der Name in seinem Perso steht und wenn doch, wandere ich sofort nach Hongkong aus), und am Anfang sei auch alles ganz doll gewesen… Trigger Flashback-Sequence here.

Die Rückblende wird von Annie per voiceover kommentiert und, der Music Supervisor wildert mal wieder in den illegalen Archivbeständen, von einer Instrumentalversion der Human-League-Ballade „Human“ beschallt. Wir sehen Annie und den kleinen Drachen (ist das nicht eigentlich nach typischer HK-Terminologie Bruce Lee?) in einem Schlafzimmer tanzen (mehr „unrhythmisch rumhampeln“, Annie erledigt diese Disziplin auch ungefähr so motiviert, als würde sie gerade ihre Einkommensteuererklärung zusammenschustern). Dragon, so erklärt uns Annie per voiceover, habe sie schamlos unter Drogen gesetzt, um bei der beabsichtigten Defloration auf geringeren Widerstand zu stoßen (ein echter Schuft). Eine kurze Softsexszene inkl. Beaver schließt sich an. „Von diesem Tag an lebten wir zusammen“, erläutert Present Annie (also, eine richtige Intellenzbestie scheint sie mir auch nicht zu sein. Ihr ist zwar offenbar klar, unter Drogen gesetzt worden zu sein, glaubt aber dennoch Dragons Heiratsversprechen? Naives Frauchen), und zwar in der Form, dass er sie als Sklavin gehalten habe. „Ich mußte alles tun, was er verlangte“, schluchzt Annie (tja, nennt man „Ehe“, harhar). Der Fiesling habe sie drogenabhängig gemacht und auf den Strich geschickt, um ihre Sucht zu finanzieren (naja, das ist zumindest vom wirtschaftlichen Standpunkt her gut gedacht). Eines schönen Tages, der kann wohl noch nicht lange her sein, entschied sie sich zur Flucht und haute deswegen Dragon einen gläsernen Aschenbecher über die Rübe (und davon scheint der Kerl tatsächlich eingegangen zu sein. Halten auch nix mehr aus, die Verbrecher. Bei einem Marmorascher hätt´ ich´s ja noch verstanden).

Klare Sache, denken die Modelschülerinnen, da müssen die Bullen ran. Kommt gar nicht in Frage, wehrt Judy ab, denn die Bullen würden Annie wg. Prostitution und Drogensucht einknasteln (das, so vermute ich mal stark, ist ´ne Schutzbehauptung, selbst ein rigides Strafrechtssystem sollte für Annie da doch einen soliden Ausnahmeparagraphen aus dem Hut zaubern können). Bonnie will die Annie angetane Gemeinheit nicht ungesühnt lassen und fragt sie, ob sie sich daran erinnern könnte, wo sie gefangengehalten wurde. Annie hat aber die gute Ausrede, im ständigen Drogenrausch gewesen zu sein und daher keine Einzelheiten zu Protokoll geben zu können, auch nicht, als die Mädels sie ziemlich unfreundlich anpfeifen, sich doch gefälligst zu erinnern (also, Psychologinnen werdet ihr auch nicht mehr, Babes).

Die beiden gerade verprügelten Volldrömel berichten dieweil ihr Fiasko ihrem Chef – und das ist, tadadatamm, niemand anderes als Judys geliebter Ringo (oooh, surprise-surprise). Die beiden erwinseln sich eine allerallerallerletzte Chance, Annie zu finden und, so lautet Ringos harscher Befehl, platt zu machen.

Erinnert sich noch einer der Leser an den Filmtitel? Bionic Ninja lautet der, ich helf Euch ja gern auf die Sprünge. Gut, dass wir mit Bionik kaum rechnen durften, war ja klar (schließlich gab´s in Red Heat Conspiracy auch keine Verschwörung, in War City Platoon keinen Krieg in der Stadt, in Savage Temptation keine Verführung und in High Sky Mission keine Fallschirmspringer o.ä.). Aber wenigstens ein paar Ninjas wären doch nett, oder? Joseph Lai ist mit Euch, liebe Brüder und Schwestern, und er weiß, was wir erwarten.

Brad fuchtelt irgendwo auf einem kleinen Plateau über Hongkong (dass Joseph Lai sicherlich in seinen sämtlichen Hongkong-basierten Filmverhackstückungen verwendete) mit seinem Ninja-Schwert herum, schlägt ein paar Saltos und tut allgemein so, als wäre er ein halbwegs vernünftiger Martial Artist. Hinter der nächstbesten Deckung hockt aber der böse Decker und ballert auf unseren Hero, der, being superior athlete and stuff, den Kugeln aber mühelos durch ein paar hübsche Flips ausweicht und eine Rauchbombe in Richtung des fiesen Attentäters wirft. Ehe wir auch nur Piep sagen können, haben beide Kontrahenten sich in ihre Ninja-Selfs transformiert – wow, wer sich heutzutage alles Ninja nennen darf… bei Brad hab ich ja damit gerechnet, aber dass Pickelfresse Decker auch einer ist – und er muss ja ein echter Ninja mit Gütesiegel sein, denn er trägt (hurra) das von Richard Harrison hoffähig gemachte Stirnband mit Ninja-Schriftzug (dito Brad. Sind scheinbar in die selbe Ninjaschule gegangen). Zwecks besserer Übersicht trägt Brad einen roten und Decker einen quietschgelben Ninjadress. Die beiden liefern sich ein wenig beeindruckendes Ninjaduell, bis es Decker wohl zu langweilig wird und er sich per Rauchbombe wegteleportiert. „Versager“, kommentiert Brad überheblich (war jetzt nicht unbedingt so, dass er viel besser gewesen wäre…).

Ringo beschäftigt sich dieweil mit Judy, der die ganze Angelegenheit mit Annie offenbar nicht so sehr ans Herz geht, als das sie nicht mit every sign of enjoyment duschen könnte (und wir dürfen wirklich alles sehen – für einen HK-Film, der m.E. einige Zeit vor der Einführung des Cat.III-Ratings entstand, ist der Originalstreifen erstaunlich freizügig). Ringo gesellt sich mit unter die Brause und wir gleiten in eine weitere Softcoreszene (ich wiederhole mich: erstaunliche explizit für einen solchen Film, Ringo lutscht sogar an Judys Nippeln – dzdzdz).

Die beiden Idioten brechen dieweil, während die Chefin des Etablissemangs ersichtlich anderweitig beschäftigt ist, in die Modelschule ein und stürmen den Schlafsaal (scheinbar pennen die Mädels wirklich in einem Raum, und zwar, wenn ich das richtig beurteile, auch nicht gerade luxuriös auf Matratzen auf dem Boden. Diese Modelschulen sind hab ich mir doch elitärer vorgestellt – doch Big Brother-beeinflußt?), worauf sofort eine Kissenschlacht entbrennt (ehrlich!). Bonnie, die bei Annie wacht, fühlt sich genötigt, nun doch ernstlich in den Kampf einzugreifen und ihre beeindruckenden (naja, sort-of) Kung-fu-Künste zu zeigen (der unübersichtliche Schnitt der Kampfszenen trägt aber nicht zum Sehvergnügen bei). Das hätte die dusselige Kuh aber mal besser gelassen, denn während sie damit beschäftigt ist, rumzukloppen, muss es wohl einem der nächtlichen Eindringlinge gelungen sein, in Annies Gemach vorzudringen und dort, wie von Ringo gewünscht, die Schickse zu plätten. Dumm gelaufen, Miss Bonnie. Du bist ´ne ganz dolle Detektivin.

Okay, ´ne Leiche am Hals ist was handfestes, jetzt lassen sich die Bullen nicht mehr vermeiden. Bulle und Bullette machen Judy die angemessenen Vorwürfe, sie nicht vorher informiert zu haben. Im Zuge der peinlichen Befragung rückt Judy damit heraus, dass Annie die Modelausbildung wegen eines angeblich erlesenen Jobangebots einer Werbeagentur geschmissen habe, sie aber leider nicht wisse, welche Firma genau dieses Offerte unterbreitet habe. Dass sie dabei semihysterisch und nicht wirklich voll überzeugend rumheult, verleiht ihrer Aussage, zumindest nach Ansicht von Bullette, keinen gesteigerten Wahrheitsgehalt. „Und das sollen wir ihnen glauben?“, zickt sie die am Boden zerstörte Judy an. Momentan bleibt ihr aber nix anderes übrig.

Schalten wir mal wieder um zu unserem Ninjafreund Brad. Der hat sich gerade ein Sixpack Löwenbräu (hochkarätiges Product Placement, wo man nur hinsieht) gekauft und geht seine Post durch. Der letzte Umschlag, den er in die Hand nimmt, ist – na endlich – der ominöse Brief von Pam mit dem bewußten Film. Pams Begleitbrief erläutert, dass Judys Modelschule in Wahrheit das Front End für einen Mädchenhändlerring sei (als hätte ich´s mir gleich gedacht), Judy mit Ringo zusammehänge, Ringo wiederum unter Tigers Fuchtel stehe und Tiger seinerseits dem guten alten Tanner berichtspflichtig sei (wie sich das alles nahtlos ineinanderfügt… ich bin tierisch beeindruckt). Die Fotos auf dem Film würden angeblich genügend Beweise liefern, um die ganze Blase „für immer“ hinter Gitter zu bringen (Mädchenhandel ist sicher ein gar schändliches Verbrechen, aber dass es für „lebenslänglich ohne Begnadigungsmöglichkeit“ reicht, halte ich, bei allem nicht gerechtfertigten Vertrauen in das HK-Strafrecht, für übertrieben). Gerade hat Brad fertiggelesen, da hat sich auch schon Decker in seinem Büro materialisiert und fordert ultimativ die Herausgabe des Films. „Leck mich am Arsch“, bescheidet Brad diese freundliche Bitte in perfektem Konversationston abschlägig, worauf Decker ihn mit einer MPi zu erschießen gedenkt. Sowas ähnliches wie eine Actionszene folgt, die aber selbst für Lai-Verhältnisse als uninspiriert eingestuft werden muss und dadurch beendet wird, dass Brad Decker einen Shuriken vor den Latz ballert. Muss ein vergifteter Wurfstern gewesen sein, denn Decker verröchelt, obwohl es sich um eine bestenfalls lächerliche Fleischwunde handelt, sofort und auf der Stelle (da fragt man sich, warum die Ninjas sich mit der Schwertfuchtelei und Kung-fu aufhalten, wenn sie Instant-Killer in Shuriken-Form dabei haben. Sind doch alles schamlose Selbstdarsteller, diese Ninjitsu).

In ihrer Verzweiflung sucht Judy Ringo auf, der jedoch zu ihrer gesteigerten Überraschung mit einem anderen Frauchen herumpoussiert. Sie stellt dieses Problem aber erst einmal hintenan, um sich dem Gravierenderen zu widmen: „Warum hast du Annie umbringen lassen?“ Man kann auch mit der Tür ins Haus fallen. Schließlich war Ringo der einzige, der wußte, wo Annie war (ach?). Ringo gibt ausweichend zu verstehen, dass er sich morgen telefonisch melden will, was Judy verständlicherweise nicht wirklich befriedigt und sie zu einer hysterischen Heuleinlage veranlaßt, mit der sie bei Ringo aber auf Granit beißt und der ihr von seiner neuen Freundin das Kompliment „Flittchen“ einbringt. Ringo nebst Schnepfe machen sich vom Acker, Judy heult wie ein Heulschlund, äh, Schloßhund, und Bonnie, die sie clevererweise auf ihrem Motorrad beschattet hat, nimmt die Verfolgung des fiesen Ringo auf. Die führt sie zu einem großen Appartmenthaus, dessen Treppenhaus uns ziemlich bekannt vorkommt (nämlich aus der Eröffnungsszene). Dort residieren Ringos unterbelichtete Schlägertypen. Diese berichten von der erfolgreichen Plättung der verräterischen Annie und holen sich dafür ihre verdienten Streicheleinheiten ab. „Gut, dann gehen wir wieder“, resümmiert Ringo zufrieden (wofür er seine Schlampe mitgenommen hat, werde ich so schnell auch nicht begreifen), die Spackos sollen ihm nur Bescheid geben, sollte Tiger sich melden (unbegreiflicherweise fiedelt der Soundtrack u.a. an dieser Stelle, also immer, wenn´s ganz besonders nicht spannend ist, Bernard Herrmanns Psycho-Score ein. Wild). Kaum ist Ringo weg, stürzt sich Bonnie auf seine Hiwis und vermöbelt sie. Der von ihr (m.E. fälschlicherweise) als etwas intelligenter ausgemachte Bursche soll ihr ein paar Fragen beantworten, und weil man eine höfliche Frage gerne mal etwas überzeugungskräftiger ausgestaltet, würgt sie ihn dabei mit einer Telefonschnur (seltsamerweise fängt der Gewürgte ob der Würgung an zu näseln. Kann ich jetzt rein anatomisch nicht nachvollziehen, bin aber auch noch nie erwürgt worden). Bonnie hält ihm ein Foto unter die Nase (von Pam, genauer gesagt, aber das erfahren wir erst Stunden später) und begehrt Auskunft über ihren Aufenthaltsort. Nach anfänglichem Leugnen empfiehlt der Bursche, sich diesbezüglich an Ringo zu wenden, ringt sich irgendwie frei und zückt ein Brotmesser. Es wird ein wenig weitergeämpft, bis Bonnie ihm schlußendlich sein eigenes Messer in die Plauze rammt. Leb wohl, Spacko, du warst ein guter Kamerad.

Bulle und Bullette lassen nicht locker bei Judy, denn sie vermuten zutreffenderweise, dass die Modelchefin mehr weiß, als sie zugeben will. Judy bleibt aber bei einem beherzten Schweigen.

Gemäß des Lai´schen Crimelord-Delegation-Gesetzes (näheres bitte bei Red Heat Conspiracy nachschlagen), muss Tanner jetzt mal wieder seine Henchmänner zur Sau machen und ein paar neue Killer auf Brad hetzen. Aus unerfindlichen Gründen möchte er, dass „diese Kanalratte“ innerhalb zweier Tage in die nächste Welt befördert wird.

Um mal wieder eine dezente Verbindung zwischen unseren beiden, hüstel, Plotlines herzustellen, ruft er anschließend Tiger an (nicht, dass wir Tiger dabei sehen würden. Telefongespräche sind was sehr praktisches für Filmverhackstücker wie Lai). Tiger soll sich nach Tanners Willen um Bonnie kümmern, während er selbst bezüglich Film und Brad Aktivitäten einleiten werde. „Nur Stümper haben Probleme“, rezitiert er (hm, angeblich weiß er doch nicht mal, was „Problem“ bedeutet? Naja, vielleicht hat ihm ja tatsächlich mittlerweile jemand ein Wörterbuch geschenkt).

Bonnie kehrt von ihrer Exkursion in die Schule zurück, gerade als Bulle und Bulletete unverrichter Dinge abziehen und beschließen, Judys Vorleben zu untersuchen (töfte Idee). Bonnie bemerkt ein verdächtiges Foto (extrem-zoom auf das Bild, aber was genau da drauf zu sehen ist, kann ich nur raten. Pam und Ringo?). Jedenfalls tut Bonnie nun Butter bei de Fische und verlangt von Judy ultimativ Auskünfte über Pams Schicksal, denn, und damit überrascht sie uns, die wir noch ihren vorigen leidenschaftlosen Satz über die „Informantin“ im Gedächtnis haben, Pam war ihre kleine Schwester (hä? Okay, ich weiß, dass Lai davon ausgeht, dass der typische Konsument seiner Filme nicht für 5 Cent mitdenkt, aber kann man sich vielleicht etwas weniger deutlich selbst widersprechen, bittedanke?), habe diese Schule besucht und sei spurlos verschwunden. Judy ist nicht in der Stimmung für einen ernsthaften Diskurs dieser Angelegenheit, kreischt hysterisch rum, man möge sie doch jetzt bitte in Ruhe lassen und überhaupt… Für Bonnie sicherlich eher unbefriedigend.

An der Fährenmole trifft Brad einen Informanten (extrem unauffällig, übrigens). Der hat tolle News, die ich ausnahmsweise mal sinngemäß zitieren möche: „Tigers Gang hat echte Nachwuchsprobleme. Die schicken jetzt sogar schon Nullhühner (?) auf den Strich. Denen steht die Scheiße bis zum Zäpfchen!“ (Wer bitte hat diesen Film synchronisiert? Atze Schröder im Verbund mit Ingo Appelt? Und was bitte sind Nullhühner?).

Ringo und der Tiger inspizieren die traurigen Überreste des von Bonnie angerichteten kleinen Massakers. Findet des Bosses Wohlgefallen begreiflicherweise nicht, weswegen er Ringo eine schwere Ohrfeige scheuert. Tiger hegt den Verdacht, dass Judy noch ihr kleines Plappermäulchen nicht halten habe können, aber Ringo versichert seinem Boss, dass Judy „harmlos“ sei. Nixdestotrotz weist Tiger seinen loyalen Untergebenen an, sie intensiv zu überprüfen und beim kleinesten Verdachtsmoment persönlich zu liquidieren. „Bei uns gibt es nur ja oder nein“, philosophiert der Tiger, „und kein entweder oder!“ (Über diesen Satz sollte man mal ein bis zwei Stunden nachdenken. Vielleicht aber auch nicht.)

Bonnie, auf der Lauer liegend, folgt auf ihrem Moped dem bösen Tiger zu dessen Hideout, einer von mächtigen Mauern umgebenen Villa auf´m Land.

Ihr angeblicher Partner Brad werkelt dieweil nicht an dem Fall, sondern am Motor seiner Karre,a ls das nächste Attentat auf ihn verübt wird. Ein Van (der übliche Kleinbus, der in wirklich JEDEM Lai-Film den Bösewichtern als Beförderungsmittel dient) rauscht heran, das Feuer wird auf unseren Hero eröffnet. Ein paar vermeintlich coole Sprünge, dann hat Brad auch schon seine eigene Knarre gezogen und den Schützen abgeknallt. Boah, that was mal wieder intense.

Das war sogar so intense, dass Tanner wütend einen Bleistift zerbricht (Wahnsinn, das war Mike Abbotts größte Actionszene in den letzten drei Lai-Filmen zusammengerechnet) und gemäß des Crimelord-Delegations-Gesetzes den nächsten Killer in der Reihe auf Brad hetzt. In völliger Verkennung der Sachlage ist dieser zuversichtlich, dass der Auftragskill „schon erledigt“ sei (da überschätzt sich aber einer ganz gewaltig).

Bulle und Bullete überwachen irgendwo irgendwen (ich vermute, sie stehen irgendwo vor der Modelschule). Ringo indes verklickert seiner geliebten Judy, dass er sie über alles liebe, das andere Weib nur seine Sekretärin gewesen sei (ja, gerade dann würde ich mir Sorgen machen!). Meine Güte, der Kerl raspelt Süßholz, dass es einem Diabetiker grauen sollte: „Ich lebe nur für unsere Liebe!“ (Wenn er so weiter macht, singt er bald Roland-Kaiser-Schlager).

Bonnie kehrt mal wieder in die Schule zurück und wird von Jenny erwartet, die wegen Judy besorgt ist. „Um die müssen wir uns keine Sorgen machen“, knurrt Bonnie (müssen vielleicht schon, aber sieht nicht so aus, als wäre Bonnie eingetragenes Mitglied des Judy-Fanclubs).

Judy ist beruhigt, weil Ringo nichts mit Annies Tod zu tun hat (? Wie kommt sie nu darauf?) und ist der Ansicht, dann ja guten Gewissens den Bullen erzählen zu können, dass der mysteriöse Arbeitgeber der Verblichenen niemand anderes als Ringos Agentur gewesen sei. Die Idee findet Ringo, was man in seiner Position ja auch verstehen kann, nicht ganz so knorke. Zwar ist er ein zartes Unschuldslämmlein, aber wenn die böse Konkurrenz von polizeilichen Ermittlungen erfahren würde, seien er und sein Laden ganz fix ruiniert (Judy ist wirklich erstaunlich dämlich, wenn sie diese schlechteste Ausrede, seit Fred Feuerstein wieder mal Wilma einen unerlaubten Bowling-Abend erklären musste, tatsächlich frisst).

Während Ringo sich unter die Dusche stellt, inspiziert Judy seinen Waschbeutel (sollte er den beim Duschen nicht eigentlich dabei haben? Dachte immer, das wäre der Sinn so eines Kosmetikkoffers für Sackträger?) und findet dort – something or other (zwei Szenen später kann ich das Teil als Rasiermesser o.ä. von mittelalterlichen Barbier-Ausmaßen identifizieren). Zu dramatischer Musik, als würden wir uns mindestens dem Höhepunkt von Basic Instinct nähern, walzt sich Ringo aus der Dusche und auf Judy. Next softcore scene, aber dankenswerterweise eher kurz, weil wir schnell mal zu Bonnie umschalten müssen, die nachdenlich auf den Swimming Pool der Modelschule starrt (zieh Zementschuhe an und wirf dich rein, Mädel, dann ist alles vorbei).

Wie alle Kerle ratzt Ringo nach vollzogenem Akt auf seiner Geliebten ein (deswegen sollten Frauen Wert darauf legen, oben zu liegen. Ist gesünder, vor allem, wenn der Sexualpartner mehr als neunzig Kilo auf den Rippen hat). Judy angelt nach dem Rasiermesser und beabsichtigt wohl, warum zum Geier auch immer (hat sie seine laue Ausrede doch nicht akzeptiert? Trotzdem eine leichte Überreaktion…), selbiges Ringo ins Kreuz zu jagen. Wider Erwarten wird Ringo durch ihr Rumgerutsche unter seinem Astralkörper wach und scheint das als Einladung für eine zweite Runde Matratzenakrobatik zu halten. Nö, stopp, der hat doch was anderes im Sinn – er würgt Judy nämlich zu Tode (und gar dramatisch fällt das Messer zu Boden. Judy, du verdienst es nicht besser. Selbst gewürgt hättest du noch lang genug Gelegenheit gehabt, den Piekser gewinnbringend einzusetzen.)

Nächste offizielle „Wir-tun-so-als-hätten-unsere-beiden-Filme-was-miteinander-zu-tun“-Szene. Brad ruft in der Schule an, bekommt aber nur Jenny an den Apparat. Sie soll Bonnie nur ausrichten, dass Judy tot in einem Hotel aufgefunden wurde (und das weiß er nun wieder genau woher?). Übrigens hält er es nicht für nötig, sich namentlich zu identifizieren, so dass Jenny, als sie kreischend zu Bonnie rennt, um die schlimme Kunde zu überbringen, nur von „einem Mann“ stammeln kann (hochprofessionelle Detektive, alle beide. Sollte ich tatsächlich mal nach Hongkong auswandern und einen Privatschnüffler brauchen, erinnert mich daran, nicht versehentlich die beiden Nasen zu engagieren). Bonnie und Jenny eilen ins Hotel, wo die Polizei sie gerne einen Blick auf den Kadaver werfen lässt (auch daran hege ich gewisse Zweifel). Jenny ist die Betroffenheit pur: „Sie war eine wundervolle Frau!“ (Hm. Das lasse ich mal so stehen und bewundere statt dessen lieber den noch viel wundervolleren Pan&Scan-Transfer, bei dem wir mal wieder von den sprechenden Personen maximal die Nasenspitzen sehen. Große Könner am Werke). Bonnie schließt sich den allgemeinen Trauerbekundungen nicht an, sondern rauscht ab, rast zu Ringos Büro/Wohnung/whatever, wo der gerade irgendwohin fahren will, und verprügelt ihn. Nachdem Ringo sich von seinem anfänglichen Schock erholt hat, fängt er tatsächlich an, sich semikompetent zu wehren, aber Bonnie tritt ihm ordentlich in den Hintern, würgt ihn (mit dem Würgen haben´s die hier aber) und hält ihm Pams Foto vor die Glotzbuchten. „Kenn ich nicht“, keucht Ringo und fängt sich dafür eine solide Rechte ein (übrigens habe ich selten Blutergüsse und blaue Flecken gesehen, die erkennbar aufgeschminkter aussahen als die hier). Leichte Schläge auf den Vorderkopf können das Denkvermögen auch gelegentlich ankurbeln, jedenfalls fällt Ringo ein, dass er das Girl schon mal gesehen hat und bietet an, Bonnie zu ihr zu bringen (wie er das wohl wieder meint). Dummerweise fällt justament in dieser Sekunde einem Nachbarn/Passanten/whatever das Getümmel auf offener Straße auf und Bonnies kurzfristige Verwirrung nutzt Ringo, sich loszureißen, in sein Auto zu stürzen und Gas zu geben. Bonnie schwingt sich auf ihr Bike und braust hinterher (die Verfolgungs“jagd“ ist mal wieder so dynamisch und vor allen Dingen wohl ohne Drehgenehmigung inszeniert worden, dass ein Motorrad auf der Abbiegespur des Highways die Verfolger rechts überholt).

„Du spielst mit deinem Leben, Schmalzbacke“, warnt Bonnie Ringo (ja, sie zieht mal neben seine Schleuder, nicht, dass ihr meint, das wär ein kleiner Klönschnack an der Ampel). Entnervt stellt Ringo seine Kalesche ab und flüchtet in die nächste Fußgängerzone, Bonnie hinterher. Ringo spurtet in eine Kellerkneipe und grinst dreckig, denn das ist sichtlich die Stammkneipe seiner gedungenen Schläger und die haben ihre Macheten immer griffbereit. „Macht sie fertig“, grölt er und die Jungs machen sich ans Werk. Zwar sind sie für die überlegenen Hand- und Fußkantenschwingkünste der Dame keinerlei Herausforderung, aber sie halten sie immerhin lange genug auf, dass Ringo sich durch die Hintertür verdrücken kann. Wo sie schon mal dabei ist, killt Bonnie wenigstens drei oder vier der Schergen (Memo an die Henchmen: Wenn ich schon mit der Gegnerin erwiesenermaßen nicht fertig werden, sollte ich wenigstens nicht mit Waffen auf sie losgehen, mit denen sie mich umbringen kann).

Ringo heult sich bei Tiger aus, der es schon ein wenig amüsasnt findet, dass er vor einem schwachen Frauenzimmer ausgerissen ist. Als Ringo allerdings petzt, dass Bonnie sich nach Pam erkundigt hat, hört für Tiger der Spaß auf: „Bring mir ihren Kopf!“ (Und, bei der Gelegenheit, auch den von Alfredo Garcia).

Auf Brad wird das nächste Attentat verübt, und der Van ist wieder mit von der Partie (ich wundere mich allerdings stark, dass die Produzenten das Lai-Treppen-Axiom vergessen haben. Keine einzige Actionszene auf einer Treppe! Ich bin enttäuscht! Auf nix ist mehr Verlass). Dank ihrer erstaunlichen logistischen Fähigkeiten ertappen die Fieslinge Brad auf einer einspurigen Waldstraße und gehen auf frontalen Kollisionskurs. Brad teleportiert sich per Rauchbombe in die nahen Wälder, die Bösmänner ballern ein wenig und dann grinst Brad debil in die Kamera und die Szene hört auf. Äh, irgendwie, eh, fehlt mir da jetzt was… z.B. die Auflösung der ganzen Szene (ja, ich weiß, man kann nicht alles haben).

In einem unerwarteten Anfall von Kompetenz hat die Hongkong Police zwei (in Worten: ganze zwei) Streifenbullen als Wachtposten für die Modelschule abgestellt – deren Aufgabe ist weniger der Schutz der Mädels (was treiben die eigentlich alle noch da, wenn die Lehrerin die Radieschen von unten betrachtet? Ihr könntet eigentlich nach Hause gehen), als die Dingfestmachung von Bonnie, der von Polizeiseite jeder mögliche Blödsinn zugetraut wird (welche Hinweise sie dafür haben, ist die nächste unbeantwortbare Frage). Bonnie schleicht sich ein, nimmt Jenny beiseite und erzählt ihr brühwarm, dass Tiger für Judys und Annies vorzeitiges Ableben verantwortlich ist. Jenny wäre, liegt ja auch irgendwie nahe, dafür, das den Bullen zu erzählen, aber Bonnie ist sich sicher, dass die nichts besseres zu tun hätten, als Tiger nach einem Tag gegen Kaution auf freien Fuß zu setzen (Scheiß-Rechtsstaat). Dieweil uns die Soundtrackspur mit ein paar Klängen aus A Nightmare on Elm Street erfreut, stellt Jenny fest, dass „nicht mal Rambo eine Chance gegen Tiger“ hätte (uh, also, eh, Jennymädel, abgesehen davon, dass ich arge Zweifel daran hege, dass du überhaupt wissen kannst, wer Tiger ist, hast du jemals einen Rambo-Film gesehen? Wer die vietnamesische Armee und die bösen Russen in Afghanistan im Alleingang besiegen kann, für den dürfte ein laues zwölftklassiges HK-Gangstersyndikat nicht mal eine müde Handgranate Wert sein).

Indes erkundigen sich Bulle und Bullette bei den Streifenhörnchen, ob Bonnie mittlerweile eingetroffen ist, was die Hörnchen nach bestem Wissen und Gewissen verneinen. Die Bullette bringt Berichte, wonach es in einer Kellernkneipe eine „Schlägerei“ (ah, so nennt man das also in Hongkong, wenn ein halbes Dutzend Kerle mit der Machete auseinandergenommen wird. Lockere Sitten herrschen da, möchte nicht wissen, wie dann ein richtiges „Massaker“ bei denen aussieht. Atombombeneinsatz?) unter weiblicher Beteiligung gegeben habe, mit Bonnie in Verbindung. Bulle ist positiv amüsiert-beeindruckt: „Sie hat mit 200 Jahren Knast am Tresen aufgeräumt!“

Im Anmarsch sind auch die Bösen, sprich Ringo und einer seiner Henchmen, um die geforderte Kopfbeibringungsaktion durchzuführen. Ob der wahnsinnigen numerischen Überlegenheit der Gesetzeshüter (immerhin ganze 4) ziehen die beiden aber flugs die Schwänzchen ein und verzupfen sich: „Tiger wird das verstehen!“ (Ganz sicher, Jungs, ganz sicher). Dennoch stellen Ringo & Co. sich blöde genug an, so auffällig vom Acker zu fahren, dass die Bullen sich sicherheitshalber die Autonummer notieren und einen Kennzeichencheck veranlassen (Und jetzt alle: „Ihr seeeid soo blööööd, ihr seeeid so blöööööd!“).

Die Erwähnung von Rambo hat Bonnie ersichtlich auf Gedanken gebracht. Sie schwingt sich in ihren schwarzen Kampfanzug (inklusive silber-schwarzem Stirnband, aber ohne „Ninja“-Schriftzug…) und bewaffnet sich mit einer Armbrust (irgendwie hab ich´s momentan mit Armbrust-Filmen). Jenny zieht ´nen Flunsch. „Bitte komm zurück, du bist meine beste Freundin“, schnieft sie (Ihr kennt Euch jetzt gerade mal zwei-drei Tage, tu nicht so). Bonnie bittet Jenny, die Streifencops abzulenken, damit sie sich unbeobachtet rausschleichen kann.

Ringo übertreibt indes schamlos bei Tiger: „Da waren überall Bullen!“ (Gesehen haben kann er maximal zwei) – „Wir hatten so viel Chancen wie ein Schneeball in einem Hochofen!“ (Aber offensichtlich genug Zeit, sich blöde Metaphern auszudenken). Tiger ist verblüffenderweise tatsächlich verständnisvoll und gelobt, die Sache morgen persönlich in die Hand zu nehmen.

Stichwort „persönlich in die Hand nehmen“, das ist auch bei Tanner angesagt, dem man (im Gegensatz zu uns armen Zuschauern) erzählt hat, dass und wie der neueste Anschlag auf Brad ein erneuter Schuß in den (Hoch-?)Ofen war. „Brad, du Bastard“, schnaubt er…

Bevor wir aber die Brad-/Tanner-Plotline abschließen können (bekanntlich immer der krönende Abschluß eines Lai-Films), brauchen wir erst noch den Showdown des Ursprungsfilms. Jenny lenkt die Streifenhörchen mit ein paar Gratiszigaretten ab, und so kann sich Bonnie unauffälig verdrücken (zum Glück sind die Cops wohl auch noch taub, denn den Motorenlärm ihres Mopeds sollte man als aufmerksamer Bulle eigentlich schon hören). Sie fährt zu Tigers Anwesen und beginnt sofort damit, seine namenlosen Wachtposten niederzumetzeln, und zwar mit Armbrust und einer Wurf-Würgebola (? Das Mädel ist wirklich gut ausgestattet, dafür, dass sie im Originalfilm eigentlich ja nur eine x-beliebige Große Schwester ist. Und selbst für Privatdetektive dürften solche garstigen Waffen kaum zum Standardrepertoire gehören) – zu beachten ist an dieser Stelle die grandiose pantomimische Darbietung eines namenlosen Tiger-Henchmen, der so tut, als würde er auf zehn Meter Entfernung von Bonnie per Bola gewürgt. Großes Kino TM. Außerdem ist sie unfair, denn sie killt auch Thugs, die sich mit erhobenen Händen ergeben haben. Buuh! Nichtsdestotrotz gelingt es den Verteidigern des Blödsinns, äh, des Anwesens, Alarm auszurufen: „Die Wahnsinnige ist wieder da!“ (Eh? Wieso „wieder“?) Allgemeine Martial-Arts-Kampfhandlungen entbrennen, Ringo gelingt es, sie mit einer Machete anzuritzen, was Bonnie aber erst richtig sauer macht. Sähe trotzdem schlecht für sie aus, weil die Fieslinge sogar mal soweit gehen, sie gleichzeitig zu zweit anzugreifen, aber mittels ihrer Würgebola zieht sie sich a) aus der Affäre und b) Ringos Waffenbruder die Kehle zu (grandios mal wieder der P&S-Transfer. Links sehen wir ein Fitzelchen des Opfers, rechts ein Fitzelchen von Bonnie und dazwischen die gespannte Würgeschnur. Scheiß-Widescreen, wa?). Jetzt geht´s Ringo an den Kragen. Angesichts der unhaltbaren Situation sieht sich Ringo gezwungen, Tiger als Pams Killer zu verpetzen. Bringt ihm persönlich jetzt nicht wirklich viel, denn Bonnie killt ihn trotzdem.

Eher unintelligenterweise hat sie aber ihre Armbrust weggelegt und solcherlei Dummtun wird umgehend bestraft, z.B. von Tiger, der sich das Ding greift und ihr einen Bolzen ins Bein jagt (vielleicht sollte der Trottel von Obergangster seine Gegnerin einfach killen und nicht erst foltern und dämlich dabei grinsen). Zum Glück für Bonnie rauschen da plötzlich (woher? Wie? Warum?) Bulle und Bullette ins Areal, was den Tiger ein wenig irritiert, jedenfalls lange genug, dass Bonnie sich eine weggeworfene Machete schnappen und ihn damit umlegen kann. Hurra.

Bleibt nun noch der Murks mit Brad und Tanner zu klären. Offensichtlich kann man sich unter Ninjas (ach, wundert Euch das, dass Tanner selbstredend auch ein Ninja ist?) zu einem Showdown verabreden, jedenfalls trifft man sich auf staubiger Piste. Tanner trägt einen schwarzen Ninjadreß. „Du hast verloren“, blökt Brad (das sagt man doch nicht vorher! Was´ne Trübtasse), was Tanner begreiflicherweise anders sieht. Brad gelobt die Vernichtung des Kontrahenten, Tanner hält sich kurzfristig für Mohammed Ali: „Ich bin der Größte!“

Nun kann man sich von Ninja zu Ninja nicht einfach so auf die Glocke hauen. Nö, man muss ein blödsinniges Spiel spielen. Ich finde es sowieso etwas unsportlich von BEIDEN, dass sie sich mit Knarren bewaffnet haben, aber die braucht man für den Schwachsinn, den sie sich ausgedacht haben. Sie leeren ihre Magazine und legen die Kugeln auf den Boden. Dann flic-flacen sie wild in der Gegend rum, greifen dabei jeweils eine ihrer Kugeln, somersaulten in die nächstbesten Gebüsche und feuern den jeweils einen möglichen Schuß ab. Repeat. Nach dem zweiten Durchlauf wird das Spielchen Tanner (übrigens perfekt gedoublet von einem Stuntman, der ca. 50 Kilo leichter ist als er und eine völlig andere Frisur hat) zu langweilig – bzw. man schießt sich gegenseitig die Knarren aus der Hand, und da man die Dinger ja unmöglich wieder aufheben kann, wird die nächste Disziplin Schwertkampf eröffnet. Nachdem sich herausstellt, dass Brad auch da mithalten kann, zückt Tanner eine Pump-Gun (die hat der Schelm in weiser Voraussicht dort deponiert, wo Brad ihn zielsicher hinprügelt. Ich liebe Schurken, die sich auf alle Eventualitäten vorbereiten). Brad wirft verzweifelt sein Katana gen Tanner. Das Schwert prallt gegen Tanners Brust, explodiert (?!!?!!) und der ENDE-Schriftzug wird – über ein Standbild der Explosion – eingeblendet. Verdammte Hacke, ist das plöd!!!

Inhaltsangabe eigentlich vollständig besprochen – die Streifen unterscheiden sich ja eigentlich nur marginal voneinander. In der Nachbetrachtung kann der geneigte Reviewer dann nur zum drölfzigsten Mal auf den Abseitigkeiten herumreiten, mit denen die Produzenten versuchen, ursprüngliches und neu gedrehtes Material in einen gemeinsamen Kontext zu bringen und die filmischen Qualitäten des Originals beleuchten.

Naja, ganz so einfach will ich es mir (und Euch, höhö) dann doch nicht machen, aber ich denke, ich kann mich relativ kurz fassen. Natürlich ist auch Bionic Ninja beknackt ohne Ende und ebenso natürlich ist der Titel Bionic Ninja das fetzigste, was der Streifen zu bieten hat. Für eine typische Lai-Filmkannibalisierung kristallisiert sich allerdings schnell heraus, dass man sich hier vergleichsweise wenig Mühe mit neuen Aufnahmen gemacht hat, das ist sicherlich die IFD-Produktion mit der geringsten Quote an neu gedrehten Szenen (wenn man vielleicht mal von der ein oder anderen verstümmelten 16er-Fassung absieht). Dafür haben diese neuen Szenen etwas, was man bei Streifen wie Savage Temptation oder Red Heat Conspiracy schmerzlich vermisst hat – Ninjas!! Ninjas! Everything´s better with Ninjas! (Wiederhole ich mich? Kann nich´ sein). Okay, es ist sehr wenig Ninja-Krempel und richtig viel Ninja-mäßiges tun die drei abgezählten (und natürlich streng kaukasischen) Superkämpfer nicht (ein-zwei Rauchbomben-Teleporationstricks, ein Shuriken-Wurf und ein bissl Swordsplay, dafür bedienen sie sich auch profaner Mittel wie primitiven Shoot-outs und absolvieren den Großteil ihrer Kämpfe nicht mal in Maskerade. Das Duell Decker vs. Brad ist das einzige, in dem die Kombattanten tatsächlich komplette Ninja-Dresse inklusive Maske und „Ninja“-Stirnband tragen. Keine Ahnung, warum dies nicht durchgehalten wurde, aber vielleicht hatte der Requisiteur vergessen, die Masken und Stirnbänder für die zweite Drehstunde einzupacken), aber es IST Ninja-Krempel (selbstverfreilich aber absolut un-bionischer Ninja-Krempel). Selbstverfreilich fragt man sich, an welcher Ninja-Sonderschule für Unbegabte sämtliche hier präsentierten Ninjitsu promoviert haben, denn derart schnarchnasige Absolventen schickt selbst der mitfühlendste Ninja-Meister nach dem achtundvierzigsten Semester vermutlich nur darum mit einem Diplom in die große weite Welt, damit er die betreffende Fresse bloß nicht mehr sehen muss…

Die Interaktion mit dem Urfilm hält sich in engen Grenzen – auf die normalerweise obligatorische Szene, in der versucht wird, eine „neue“ mit einer „alten“ Figur in einer Szene agieren zu lassen, hat man sicherheitshalber verzichtet und sich ausschließlich auf das weniger aufwendige Prinzip „wir lassen die miteinander telefonieren“ beschränkt. Und obwohl man so den Weg des geringsten Widerstands ging, was die Verbindung der beiden Plotlines angeht, hat man sich trotzdem in den selbst gelegten Fallstricken verfangen: dass Pam in der „neuen“ Plotline lediglich Bonnies Informantin, in der „alten“ Story dagegen ihre Schwester ist (was ja schon irgendwo ein kleiner feiner Unterschied ist, meint Ihr nicht?) ist schon reichlich kurios…

Im übrigen ist der „alte“ Film ein relativ straighter Reißer, dessen Story (wenn wir mal davon ausgehen, dass der „Schwester“-Plotangle dem Originalfilm entlehnt ist) zwar auch schon ungefähr tausendmal (und sicher 999mal besser) durchexerziert wurde, aber zumindest keine größeren Debilitäten erlaubt (d.h., würde man die Ninja-Szenen um Brad und Tanner abziehen, könnte man den Rest für einen relativ schlüssigen Film halten). Ein paar Sachen machen im neuen Kontext natürlich wenig Sinn (dass Judys Modelschule die Tarnung für einen Mädchenhandel ist, erschließt sich eigentlich nur aus dem entsprechenden Statement der Cops; im Film sieht´s eher so aus, als würde Tigers Gang sich höchstens gelegentlich mal aus dem Repertoire der Beauties bedienen und dies auch ersichtlich ohne Wissen Judys). Die Martial-Arts-Szenen sind halbwegs kompetent und liegen so ungefähr auf dem Level unterklassiger HK-Fließbandproduktionen a la Ultra Force, Born to Fight & Co., auch wenn die hauptdarstellende Actrice (sie kommt mir zwar irgendwie bekannt vor, aber namentlich unterbringen kann ich sie nicht) sicher in Körperbeherrschung und Kampfkunstfähigkeiten nicht mit den Stars des Femme-Fatale-Subgenres, also Damen wie Moon Lee oder Yukari Oshima mithalten kann. Die Martial-Arts-Szenen sind schon im Originalfilm teilweise etwas unglücklich montiert (sicher hat die Nachbearbeitung durch IFD Films nicht wirklich geholfen) und , ich wiederhole mich, das Hochpitchen der Geschwindigkeit in Kampfszenen halte ich nach wie vor für eines der unglückseligsten Stilmittel, das jemals einem HK-Filmemacher eingefallen ist. Solche hochgespeedeten Fights haben keinerlei Dynamik mehr, sondern wirken dafür allenfalls lächerlich (besonders augenfällig ist das in den beiden Szenen, in denen Ringos Idiotenbrigade von den Models verprügelt wird), aber „lächerlich“ ist ja irgendwie auch wieder der Grund, aus dem wir uns Lai-Filme ansehen, ernsthaften Kampfsport erwarten wir da doch sicher nicht.

Godfrey Ho hat für die neuen Szenen sicher maximal einen Drehtag vergeudet, der alte Film liegt auch von der Inszenierung her auf dem Level der zitierten Fließbandserien – manchmal überrascht die Kameraführung durch sehr obskure Zooms. Ein Verbrechen an sich stellt der einmal mehr munter zusammengeklaute Soundtrack dar (Highlights oben im Text geschildert).

Darstellerisch lässt sich wie üblich wenig sinnvolles beisteuern. Knuddelninjabär Mike Abbott ist der lebende Beweis, dass im Universum von Joseph Lai wirklich jeder, also auch du und ich, absolut glaubwürdig und überzeugend als Ninja durchgeht, bestreitet wie üblich 90 % seiner Szenen hinter einem Schreibtisch (aber wenigstens hat er mal ein anderes Büro, Abwechslung rult) und muss sich keinerlei Martial-Arts-Aktivitäten befleißigen, das übernimmt sein Stuntman (und das ist lustig genug, denn aus Mike Abbott könnte man mindestens zwei von der Größe seines Stuntman schnitzen). Ich schätze mal, dass Brad von Marko Ritchie gespielt wird (jedenfalls wird er an zweiter Stelle kreditiert). Leider kans Ritchie in keiner Sekunde mit renommierten Action-Charaktermimen wie Hans Haraldser, Frank Jurasz, Brent Gilbert oder Edowan Bersmea aufnehmen (im Klartext: wenn man selbst gegen DIE wie ein beklagenswerter Amateur aussieht, sollte man es mit der, hüstel, Schauspielerei [im allerweitesten Sinne] doch lieber bleiben lassen und eine erfolgversprechendere Karriere als Pizzabote, Werbeprospektausträger oder abschreckendes Beispiel ins Auge fassen). Die Darsteller im Originalfilm sind, soweit man das beurteilen kann, für HK-Low-Budget-Verhältnisse gar nicht mal so schlecht. Bonnie ist, wie gesagt, als Kampfkünstlerin keine Granate, aber auch kein Rohrkrepierer, Judy übertreibt gar nicht mal so, wie sich das oben vielleicht manchmal anhört (und es im Billig-HK-Film gang und gäbe wäre), die Schurken allerdings sind relativ uninteressante Pappkameraden ohne Wiedererkennungswert.

Ich schätze mal, dass die vorliegende KJ-Fassung von Best nicht den ungekürzten Gesamtzustand des Films abbildet – zumindest in einer neuen Szene fehlt die komplette Auflösung (oben angemerkt) und auch die ein oder andere weitere Gewaltszene scheint mir leicht cut zu sein. Dafür präsentiert sich der Streifen erstaunlich freizügig mit full female nudity incl. Beaver und vergleichsweise expliziten Softsexszenen. Lustig ist allerdings mal wieder der deutsche Untertitel, der „Die Formel des Todes“ lautet. Wie Ihr sicherlich obiger ausführlicher Berichterstattung entnommen habt, ist von einer Formel, geschweige denn einer des Todes, weit und breit nüscht, aber auch gar nüscht, zu hören, sehen, riechen oder schmecken. Gut, „Die Formel des Todes“ hört sich natürlich schicker an als „Duell der talentfreien Nasenbären“, was aber akkurater wäre…

Die Bildqualität ist, wie nicht anders zu erwarten, grauenerregend, wenn man unvorbereitet an die Sache rangeht, aber noch deutlich besser als bei meinem Lieblingsfilm Crackdown Mission. Der 4:3-Vollbildtransfer ist, wie auch schon liebgewordene Gewohnheit, unscharf, vergrieselt und verschmutzt, von einigen Bildstörungen gepeinigt und erfreut darüber hinaus das Herz durch die gruselige Pan&Scan-Abtastung.

Ausnahmsweise hat Best sich beherrscht und beschränkt sich auf einen deutschen Dolby Digital-2.0-Track (kein Split, yay!) – das Hintergrundrauschen ist deutlich vernehmbar, aber noch nicht wirklich störend, die Sprachqualität größtenteils ausregend, aber an einigen Stellen scheint man beim Tonschnitt der DF Probleme gehabt zu haben, hört sich so an, als würden gelegentlich mal einzelne Silben verschluckt.

Die bewährte Special-Bonus-Trailershow mit altbekannten Titeln rundet das Gesamtpaket adäquat ab.

Last Words: Bionic Ninja ist nicht der Überhammer des Lai-Imperiums, den ich angesichts der Tatsache, dass endlich mal * echte * Ninjas durch die Gegend springen, erhofft hatte. Natürlich ist der Film relativ hysterisch, aber es gibt Titel aus dem Lai-Katalog, die wesentlich wahnsinniger sind, weil Originalfilm und neues Material noch weniger zusammenpassen und „inspirierter“ (d.h. durchgeknallter) miteinander kombiniert werden. In Bionic Ninja ist das Ausgangsmaterial einfach zu straight, um selbst durch den Ninja-Krempel so abgedreht-bizarr zu werden, wie man es vielleicht erhoffen konnte. Dennoch macht der Streifen dem Lai-Die-Hard-Fan natürlich einen gehörigen Eimer Spaß – immerhin haben wir einen echten Ninja-Kampf (cough-cough), extrem debile neue Darsteller, eine wunderbar pseudoflippig-trashige deutsche Synchronisation und die angemessen grottige DVD-Präsentation. Nicht das Highlight des IFD-Schaffens, aber ein würdiger weiterer Mosaikstein in meiner Lai-Sammlung…

(c) 2005 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 8

BIER-Skala: 6


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