- Deutscher Titel: Bio-Creature - Rückkehr des Grauens
- Original-Titel: Biohazard: The Alien Force
- Alternative Titel: Biohazard 2 |
- Regie: Steve Latshaw
- Land: USA
- Jahr: 1994
- Darsteller:
Steve Zurk (Mike Reardon), Susan Fronsoe (Nikki Carstairs), Tom Ferguson (Quint), John Maynard (Lt. Warren), Josh Alexander (Det. Morley), Patrick Moran (Lynch, als Pat Moran), Dorothy Best (Caitlan Palmer), Ryan Latshaw (Ryan Palmer), Katherine Culliver (Shana Alexander), William Grefe (Mr. Babb), James L. Miles (Bio-Monster)
Vorwort
Bei der Triton Corporation geht Wunderliches vor. Vermutlich auch eher Böses, den normalerweise ergreifen Frauen, die ungefähr im 11. Monat hochschwanger sind, nicht ohne Not die Flucht. Diese hier (Maddisen K. Krown, JACK-O, HOLLYWOOD VAMYPR) tut’s, obwohl sie praktisch einen Einkaufswagen bräuchte, um ihre Plauze sinnvoll vorwärts zu bewegen. Ihre Ehemann (Paul Austin Sanders, DARK UNIVERSE) sieht auch nicht gesund aus, kann aber sein Weib auf den Rücksitz seines Straßenkreuzers und sich auf den Fahrersitz wuchten. Der freundliche Herr mit dem Raketenwerfer, der auf die Kalesche zielt, aber offenbar heute nur Knallfrösche eingepackt hat, die den Wagen (wenn wir mal freundlich beide Hühneraugen zudrücken, dass das in der Einstellung jetzt ein völlig anderes Auto ist) nur sanft anhebt, hört auf den Namen Quint (Tom Ferguson, JACK-O, DARK UNIVERSE, DEATH MASK) und ist ganz offensichtlich Tritons hauseigener Enforcer. Der sich jetzt aber einen Anschiss anhören muss, weil schwangere Auster & Co. entkommen sind – für diesen Anpfiff zuständig ist Dr. Phillips (Catherine Walsh, JACK-O, THE LAST SEPTEMBER), und wer so verkniffen aussieht und selbst einen Bazookaangriff für uangemessen milde hält, ist vermutlich auch niemand, der von Glücksbärchis aufgezogen wurde. Quint wirft sich in seinen BMW M3 und nimmt die Verfolgung auf.
Weder Quint noch Phillips haben bemerkt, dass die kleine Auseinandersetzung von neugierigen Augen beobachtet wurden – namentlich von Mike Reardon (Steve Zurk, ZWEI MÄNNER UM NATALIE, MATINEE), seines Zeichens Tritons ehemaliger Sicherheitschef, und Nikki Carstairs (Susan Fronsoe, RAPID ASSAULT – ENTSCHEIDUNG IM ATLANTIK), heiße Reporterin der „Post“ und auf der Suche nach einer ebenso heißen Story.
Die Flucht des Ehepaars endet, als es Quint gelingt, sie kurz vor ihrem Ziel in einen Mülltonnencrash in einer Sackgasse zu zwingen. Dies just, als das Baby entschieden hat, jetzt unbedingt auf die Welt kommen zu wollen. Der Papa kann zur Assistenz nicht viel beitragen, weil er gerade dabei ist, zu mutieren. Die Geburt selbst gestaltet sich auch für die werdende Mami unerfreulich, weil das, was da aus ihrer Mumu kraucht, kein freundlich plärrendes haarloses Minimenschlein ist, sondern ein fieses ekelhaftes Monster, das seine Mama prompt umbringt und dann in den Müll und sonstigen Street Trash davonschleimt. Quint sieht nur die schöne Bescherung und legt den zuckenden Papa sicherheitshalber um. Augenzeuge dieses wird wiederum ein bebrillter Typ, der, das sei verraten, derjenige ist, den die jüngst verblichenen Eltern eines frischgebackenen Waisenaliens eigentlich aufsuchen wollten – Dr. Lynch (Patrick Moran, VAMPIRE TRAILER PARK, DARK UNIVERSE, RETURN OF THE KILLER SHREWS). Der zieht es aber aus Gründen persönlicher Sicherheit vor, sich bedeckt zu halten. Quint verduftet zurück zu Triton.
Wo Reardon gerade einbricht, um belastendes Material zu finden (ob es ihm allerdings was bringt, eine 3,5-Zoll-Floppy in ein 5,25-Zoll-Laufwerk zu schieben, wage ich zu bezweifeln). Was Reardon jetzt sicher gerne wüsste, ist das, was Quint Dr. Phillips nach einer Rücksprache mit seinem Boss, Multisuperdupermillionär Donald Brady (Christopher Mitchum, BIG FOOT – DAS GRÖSSTE MONSTER ALLER ZEITEN, DER LETZTE DER HARTEN MÄNNER, H-BOMB – DER TAG DES INFERNOS, und in Südkorea ein so großer Star, dass BIOHAZARD 2 dort sogar zu einem Kinoeinsatz kam), ausgeheckt hat. Die ganze Operation soll spurlos verschwinden – Dr. Phillips soll ihre Experimente zukünftig im Hangar am Airfield durchführen. Das hiesige Gebäude wird Quint sofort + auf der Stelle in die Luft jagen. Reardon bekommt das buchstäblich ein paar Sekunden vor der Explosion mit und kann sich nur in letzter Sekunde retten…
Jetzt wird’s Zeit für ein bisschen Exposition. Woran Triton arbeitet, nennt sich Project LUCCY, frei nach der berühmten ersten Hominidin, und soll nichts Geringeres als die nächste Entwicklungsstufe menschlicher Evolution darstellen (was noch selten eine wirklich gute Idee war). Reardon stieß in seiner Position als Chief of Security auf Ungereimtheiten, begann Fragen zu stellen und wurde deswegen gefeuert. Nikki würde die Machenschaften von Triton auch herzlich gerne aufdecken, aber es fehlen noch die Beweise für unlauteres Spiel (naja, mit Raketenwerfern auf Schwangere schießen sollte jetzt selbst in den USA nicht gerade Volkssport sein). Jedenfalls drängt Nikkis Chefredakteurin langsam, aber sicher auf Ergebnisse.
Reardon hat nicht viel, aber eine Liste. Man muss nämlich wissen, dass, was immer Project LUCCY auch ist (und wir haben eine relativ sichere Vorstellung davon, dass Luccy schleimig, monströs und nicht handzahm ist), aus einem DNS-Brei von geeignet erscheinenden freiwilligen Spendern und Triton-Firmenangehörigen zusammengemantscht ist. Und weil Triton eine Evil Corporation ist, wurde die DNS einiger willkürliche ausgekuckter Spender vor dem Wurf in die große Suppenschüssel genetisch modifiziert (noch etwas, was noch selten eine gute Idee war). Reardons großer Spezialsuperplan ist es nun, die ihm bekannten Spender abzuklappern und zu hoffen, dass der ein oder andere davon irgendwelche verwertbaren Informationen hat, die am Ende zum untergetauchten Dr. Lynch, dem ehemaligen Projektleiter (a-HA!) führen. It’s not much, but it’s all we’ve got.
Lynch hat indes im Müll in der Gasse einen Kokon gefunden. Selbiger ist leer, was ihm zu denken gibt. Wird nicht der letzte bleiben, aber man wird dies prota- und antagonistentechnisch weitgehend ignorieren.
Reardons erster Kandidat ist der, humpt-humpt, Militärhistoriker Donner (Trevor David, BUG, THE TREEHOUSE). „Militärhistoriker“ ist in diesem Fall nichts anderes als ein hübscher Euphemismus für Neonazi und White Supremacist, und als solcher haust er natürlich in einer Hütte in der Einöde, mutmaßlich im Kreise ausgesuchter Schusswaffen, die liberale Commi-Bastards aus seinen toten kalten Händen klauben können. Und das können sie wirklich, denn Reardon und Nikki sind heute bestenfalls die zweiten Besucher des Hakenkreuzfreundes – zuvor war schon das Monster da und hat ihn filettiert. Reardon und Nikki suchen nach brauchbaren Hinweisen, hätten aber besser schon früher das Weite gesucht, denn Donner stand auch auf der Besuchsliste der Keystone Kops, äh, des dynamischen Ermittlungsduos Lt. Warren (John Maynard. Wer ist John Maynard? Und wie weit ist es noch bis Buffalo? DARK UNIVERSE, RAPID ASSAULT – ENTSCHEIDUNG IM ATLANTIK, HILFE, MEIN DAD IST UNSICHTBAR) und Det. Morley (John Alexander, MEN IN BLACK, HELLBOY 2, MEIN GROSSER FREUND JOE). Wohingenau, eh, warum genau die Cops sich für Donner interessieren, verrät uns keiner, dass sie sich JETZT für Nikki und Reardon interessieren, die wenig schuldbewusst neben Donners Leiche stehen, ist dagegen wohl verständlich.
Dass sich die Nosy Kids unter chronischem Verdacht einer peinlichen Polizeibefragung unterziehen müssen, spricht sich auch zu Triton durch. Bei der bösen Firma ist man inzwischen entschlossen, als losen Enden zu verknüpfen, und prinzipiell haben sie da die gleiche Idee wie Reardon. Die Spender abklappern und nach Lynchs Verbleib ausquetschen, dann aber abmurksen. Und am Ende Lynch. Und nebenher möchte Quint doch bitteschön, wenn’s nicht zu viel verlangt ist, das Monster einfangen, und das lebendig und am Stück, weil man will damit ja ordentlich weiterexperimentieren.
Reardon und Nikki entkommen der kompetenten Hand der dummnamischen Superbullen – als die nämlich einen weiteren mysteriösen Kokon in der Nähe des Tatorts Donner begutachten, vergessen sie leider, die Türen ihres unmarkierten Streifenwagens abzuschließen. Reardon und Nikki sind gut zu Fuß…
Der nächste auf den jeweiligen Listen der Spender ist Brandon Wellesley (Charles Maginnis), und der ahnt Ungemach auf sich zukommen, hat aber nicht die Absicht zu warten, bis es eintrifft. Vielmehr plant er die heimliche Ausreise mittels gefälschter Ausweispapiere, die ihm der „Fixer“ (Keith Tuxhorn) gegen geringes Entgelt zuschanzt. In der Kneipe sind die grausligen Morde (wie auch immer) zwischenzeitlich Tagesgespräch, und Mr. Babb (William Grefe, Regisseur von STING OF DEATH und DEATH CURSE OF TARTU) und sein Saufkumpan Mr. Esper (Gersh Morningstar, DEATH MASK) sind sich sicher, dass das Schlimmste ist, was der Gegend passiert ist, seit dieses Quallenmonster (STING OF DEATH) und der Indianerfluch (DEATH CURSE OF TARTU) vor dreißig Jahren Chaos angerichtet haben (hey, we have an extended universe here!). Quint beobachtet die Transaktion, muss aber gar nicht eingreifen, weil das Biomonster alles erledigt, was es zu erledigen gibt. Allerdings läuft es nach wie vor frei rum, und das wiederum gefällt Dr. Phillips nicht.
Die schöne Bescherung um Wellesley entdecken auch Nikki und Reardon, aber sie bemerken auch den herumscharwenzelnden Lynch und folgen ihm heimlich. Nach kurzen Missverständnissen haben Nikki, Reardon und Lynch schnell kapiert, dass sie letztendlich auf der gleichen Seite stehen und tauschen Erkenntnisse auf. Lynch, bekanntlich auch einer der Spender, erklärt, dass die genetischen Verbesserungen einiger Spender mit schrecklichen Nebenwirkungen verbunden sind, namentlich Akromegalie, dem unkontrollierten Wachstum von Knochen u.ä. Das ist eine höchst reale Krankheit, an der u.a. der berühmte Wrestler André the Giant litt, aber im echten Leben äußert die sich natürlich nicht so wie vorhin bei dem Ehemann (das soll’s nämlich gewesen sein) durch spontane Körperkaltverformung. Aber er hat auch gute Nachrichten. Die sind aber in Wahrheit eher schlecht, denn er weiß, was das Monster vorhat. Dumme Frage: WAS haben Monster gemeinhin in dussligen B-Filmen vor? Richtig, sie wollen unsere Frauen. Und auch unser Bio-Monster plagt der biologische Trieb nach Vermehrung… während das für das ausgekuckte Frauenzimmer mutmaßlich weniger verlockend ist, schränkt das zumindest die Liste abzuklappernder Vollpfosten ein, denn auf der Spenderliste stehen nur noch zwei Frauen, und eine davon wird sich Monsti aufgrund der genetischen Kompatibilität aussuchen – entweder Shana Alexander (Katherine Culliver, SPUREN VON ROT), eine freigeistige Künschtlerin, oder die alleinerziehende Muter Caitlan Palmer (Dorothy Best, EIN DUKE KOMMT SELTEN ALLEIN und Ehefrau von Latshaw-Kumpel James Best, dem dortigen tölpelhaften Sheriff).
Aufgrund des Umstandes, dass Lynch und Reardon Shana als eher schwierige Kantonistin kennen, beschließen sie, bei der härteren Nuss anzufangen. Shana ist gerade damit befasst, ihr gegenwärtiges Modell (Ken Kupstis, SAFE HAVEN: A ZOMBIE MOVIE) flachzulegen, als die Retter der Welt bei ihr klingeln. Von der wilden Geschichte, die das Trio Infernal ihr auftischt, will sie gar nix hören, sie ist nämlich eingetragenes Ehrenmitglied im Triton-Fanclub, da die Firma als Gegenleistung für ihre Verschwiegenheit nichts weniger als ihre gesamte künstlerische Karriere finanziert hat. Ist natürlich ein Standpunkt, an dem sich Reardon und seine Freunde die Zähne ausbeißen. Der sich pflichtschuldigst einstellende Auftritt des Monsters (natürlich erst nachdem Reardon & Co. sich wieder verzogen haben) könnte die Perspektiven dahingehend etwas verschieben, allerdings kaut sich das Monster erst mal an Shanas Beischlafpartner satt und wird dann mit ein paar Pistolenschüssen vertrieben. Die trotz erwiesener Totalinkompetenz immer wieder an sozialen Brennpunkten auftauchenden Dummcops können Shana daher zwar geschockt (und von einem Hulk-mäßig in das Monster morphenden Loverboy albträumenden… Fred Olen Ray stand damals auf Morphing-Effekte wie nichts Gutes), aber lebendig aufgefunden werden kann. Das, also das mit dem „lebendig“, ist aber ein sehr flüchtiger Aggregatzustand, denn dem Monster auf den Fersen ist Quint (der hat mittlerweile einen Monster-Detektor, der auf des Untiers Gen-Struktur eingepeilt ist, wie immer das auch gehen soll), schneidet auch hier alle überflüssigen Fäden ab und legt Shana und die Cops um. So long, my dumb coppers. Und danke, Shana, für’s Möpsezeigen.
Während ein Versuch Quints, das Monster mit einigen Triton-Unterlingen (selbstredend auch alle DNS-Spender) spektakulär und blutig scheitert, hat sich zumindest die Frage, wer des Monsters bevorzugter Mating-Partner sein wird, im Ausschlussverfahren beantwortet, es wird wohl Caitan Palmer sein. Reardon vereinbart ein Treffen mit der zukünftigen How-I-Met-Your-Mother an einem öffentlichen Ort, irgendeinem touristischen Badeort o.ä. Caitlan taucht tatsächlich mit ihrem Dreikäsehochsohn Ryan (the return of the inevitable great white hope Ryan „Son of the Director“ Latshaw, JACK-O, DARK UNIVERSE) am vereinbarten Meeting Point auf. Weil das Gute aber wie üblich zu dämlich ist und irgendwo auf Strandbänken hockt, kann sich der bestens informierte Quint als Reardon ausgeben. Bis der echte Reardon seine Hirnzellen zu einer Verbundschaltung bewegt hat, hat Quint den kleinen Ryan in seinen Wagen gehasselt und den Helden unter der Nase weg entführt. Lord Helmchen hatte völlig Recht. Zumal Quint und Phillips mit der Geheimwaffe flüssigen Sauerstoff auch fertig bringt, das Monster tiefzufrosten und so in ihren Gewahrsam zu bringen (ist das nicht normalerweise „liquid nitrogen“ und nicht „liquid oxygen“?).
Damit ist die Sach- und Rechtslage für den Showdown klar. Triton hat das Monster und Ryan, Reardon Ryans Mum, die potentielle Monstermaid. Nachvollziehbar, dass Quint in Bradys Auftrag auf einen kleinen Austausch unter Erzfeinden hinauswill. Gutens bleibt nichts anderes übrig, als auf diesen freundlichen Vorschlag einzugehen. Man trifft sich am Airfield-Hangar, der aktuellen Operationsbasis der Tritonschen Monsterbastelei. Ein Problem für die Weißhut-Fraktion ist der sich rapide verschlechternde Gesundheitszustand Lynchs, der sich von einem akromegalischen Anfall zum nächsten hangelt und, darüber ist er sich klar, nicht mehr lang machen wird.
Der Austausch wird zähneknirschend vollzogen. Quint will Caitlan umgehend in einen Schneewittchensarg packen und für spätere Verwendung schockfrosten, aber nicht mit Biomonsterlein, der sich aus seinem ganz offensichtlich aus Softgummi bestehenden „Käfig“ befreit und anfängt, ordentliches Chaos zu veranstalten. Wird das Monster vernichtet werden können? Bleibt Caitlan unbefruchtet? Muss der todgeweihte Lynch sich im Sinne der guten Sache heldenmäßig opfern? Werden Quint und Brady ihr Fett wegbekommen und Nikki und Reardon ein unverdientes Happy End erleben? Ich schätze, das könnt Ihr euch selbst ausmalen…
Inhalt
First things first: BIOHAZARD: THE ALIEN FORCE ist selbstverständlich nur ein “in-name-only”-Sequel zu Fred Olen Rays 1984er Monster-Romp BIOHAZARD; in Deutschland z.B. wurde die Verbindung durch den Verleihtitel BIO CREATURE- RÜCKKEHR DES GRAUENS einerseits verleugnet und andererseits trotzdem versucht, dem Streifen irgendwie den Sequelumhang anzutackern. Zu tun haben wir’s am Ende mit einer Ray/Wynorski-Co-Produktion (um 1994/95 rum arbeiteten die zwei ohne Zweifel Seelenverwandten öfter mal zusammen, was auch dazu führte, dass Ray für Wynorskis spätere Stock-Footage-Verwurstungs-Firmen Phoenician und speziell Royal Oaks viele Jobs übernahm) zu tun, die von Rays frequentem Kollaborateur Steve Latshaw inszeniert wurde – den kennen wir nun wiederum als Regisseur des ewigen Doc-B-Favoriten DARK UNIVERSE.
Während DARK UNIVERSE sich darauf beschränkte, seinen Cast durch die Sümpfe Floridas zu hetzen, versucht sich BIOHAZARD 2 (ich bleib mal bei der Kurzfassung) an etwas mehr Scope, an mehr kontemporären Feeling, und einer, hihi, durchdachteren Story. Es gibt ein mordendes Monster, ja, aber es ist vielleicht nicht mal das größte Monster des Films, geht es doch am Ende nur dem ihn angezüchteten Instinkten nach und versucht das Überleben seiner Spezies zu sichern, wohingegen der gewissenlose Triton-Boss Brady und seine ausführenden Exekutivschergen Phillips und Quint diese natürliche Ausrede nicht haben, sondern aus purem Profitstreben bzw. simplen Befehlsempfängertum Leben auslöschen, die das Bio-Monster sogar verschont hätte. Das ist sicherlich kein hochkomplexes Storytelling, aber eben auch eine kleine Ebene mehr als Monster-killt-und-muss-gekillt-werden wie in DARK UNIVERSE. Ist aber natürlich auch eine Ebene mehr, in der man sich verheddern kann, und ob das Script von BIOHAZARD 2 auch nur entfernte Andeutungen von Sinn macht (und da will ich gar nicht über die wissenschaftlichen Implikationen falsch verstandener Gen-Technik und –Mutation reden), überlasse ich dem fachkundigen Urteil des Lesers bzw. Zuschauers.
Was man zum „Verständnis“ des Films unbedingt wissen muss, ist, dass man keinen state-of-the-art-Horrorfilm Marke 1994 sehen wird, der mit Gore- und Splattereffekten um sich wird, um sein Publikum, wenn er es schon nicht erschrecken kann, getreu Stephen Kings Definition der „frisson“ wenigstens anzuekeln. Das ist nicht Steve Latshaws Art von Film. Wie auch sein Mentor/Förderer Fred Olen Ray sieht sich Latshaw in der Tradition des 1950er-B-Films und der Creature Features, wie sie eben die Low-Budget-Filmer dieser Ära von Roger Corman über Jack Arnold bis Ray Kellogg auf die Beine stellten. Der wesentliche Unterschied zwischen BIOHAZARD 2 und einem DER SCHRECKEN SCHLEICHT DURCH DIE NACHT ist die Farbe… ansonsten strahlen Latshaws Filme ganz bewusst die gleiche Art von Naivität aus, Charakterrollen werden noch vor der Titeleinblendung abschließend festgelegt und in der Folge nicht mehr entwickelt, und graphische Gewalt wird überwiegend nur angedeutet und nicht darin geschwelgt. Hell, selbst die obligatorischen nackten Tatsachen (präsentiert von Katherine Culliver) entspringen sichtlich nicht der „Vision“ des Filmemachers, sondern dem Willen, der Erwartungshaltung des Publikums wenigstens in diesem Punkt etwas entgegenzukommen. Diese Herangehensweise finden wir nicht nur hier, sondern auch in DARK UNIVERSE, JACK-O oder RETURN OF THE KILLER SHREWS, Steves bislang letztem (und B-Film-Basterds-gewürdigten) Creature Feature (DARK UNIVERSE z.B. sollte ursprünglich eine direkte Hommage an FIRST MAN INTO SPACE werden und als „Monster“ einen entstellten Astronauten in den Mittelpunkt stellen, bis Fred Olen Ray zwecks besserer Vermarktungschancen auf ein Alien-Monster umdisponierte). Sehr wahrscheinlich, dass viele Videothekenkunden, die ob 18er-Freigabe und reißerischem Covermotiv auf „zeitgemäßen“ Hardcore-Horror hofften, enttäuscht waren, ein bestenfalls vorsichtiges Update klassischer 50er-Monsterfilm-Tropes serviert zu bekommen (ich weiß, dass ich es 1994 war, als ich BIOHAZARD 2 in seiner deutschen VHS-Inkarnation erstmals sah. Hätte ich DARK UNIVERSE zuvor gesehen und die Latshaw-Connection erkannt, wäre ich sicher wohlwollender gewesen).
Am Ende des Tages bin ich mit DARK UNIVERSE allerdings trotzdem glücklicher als mit BIOHAZARD 2, da dem hiesigen Film einer von DARK UNIVERSEs Pluspunkten beinahe gänzlich abgeht – dieser gewisse Grad an self-awareness. DARK UNIVERSE weiß, dass es ein billiger 50er-inspirierter Monsterfilm ist und spielt sich auch so, selbst die Figuren scheinen zu realisieren, wo sie gelandet sind. BIOHAZARD 2 nimmt sich dagegen eine deutliche Spur zu ernst, will sozusagen ein bisschen beides sein, seine 50er-„Herkunft“ nicht verleugnen und trotzdem „modern“ sein, und lässt bis auf den kurzen William-Grefe-Cameo keinen Raum für selbstironischen Humor. Um aber „dark and gritty“ zu sein, die Ernsthaftigkeit durchzuziehen, fehlen dann aber sowohl die dramaturgischen als auch technischen Mittel. Dramaturgisch ist die Geschichte eine simple Nummernrevue, in der wir von einem Monster-Opfer zum nächsten springen – das wäre in einer, ich wiederhole mich, klassischen 50er-Monsternummer okay und ausreichend, aber nicht, wenn ich zumindest behaupte, eine „ernste“ Geschichte zu erzählen, und technisch… naja, die Effekte sind halt mal wieder nicht so speziell (auch hier wieder: in einem Film, der sich selbst nicht hundertprozentig ernst nimmt wie DARK UNIVERSE ist das verzeihlich, aber BIOHAZARD 2 will einen anderen Eindruck erwecken). Der Monstersuit ist zwar immerhin vom leider jüngst verstorbenen John Carl Buechler, aber eher aus der unteren Hälfte seiner Qualitätstabelle – er ist zwar schleimig und alienartig unförmig, aber das macht bei der „Entstehungsgeschichte“ des Monsters nicht wirklich Sinn (es sei denn, wir sehen das als Endstadium von Akromegalie), und was man als Mann im Suit damit anstellen kann (FX-Techniker James L. Miles steckt in Latex und Hartgummi), ist auch relativ überschaubar (und die finale Hubschrauberexplosion muss man schon mal gesehen haben. Nicht, weil sie so überzeugend ist; für den Raketenwerfer-„Treffer“ auf das Fluchtauto des schwangeren Paars leiht sich der Film übrigens eine Einstellung aus DAS GEHEIMNIS DES GRABMALS AM NIL).
Bei der Schauspielerkritik kann ich eigentlich den ganzen letzten Absatz wiederholen – bei DARK UNIVERSE war der Cast „in on the joke“, hier scheinen das nur der munter aufdrehende Chris Mitchum, Tom Ferguson, John Maynard und John Alexander zu sein (und die letztgenannten sind ja eh der comic relief). Alle anderen gehen mit unangebrachter (und ob ihres jeweiligen Talentrahmens nicht zu erbringender) Ernsthaftigkeit an die Sache, als gelte es, Shakespeare zu rezitieren. Steve Zurk als unser leading man ist ein ganz besonders abschreckendes Beispiel an Anti-Schauspiel, Susan Fronsoe, Catherine Walsh und Pat Moran (immerhin auch ein DARK-UNIVERSE-Veteran, der in Latshaws JACK-O dann das Monsterkostüm tragen durfte) gehen die Sache auch mit der falschen Einstellung der Ernsthaftigkeit ran. Etwas mehr Lockerheit, please.
Die Latshaw-Trifecta JACK-O, DARK UNIVERSE und BIOHAZARD 2 ist in einer limitierten 2-DVD-Box von Retromedia erhältlich. Alle Filme sind in ordentlicher 1.33:1-Bildqualität und mit sauberem Ton vertreten, jeder Film hat einen Audiokommentar mit Ray und Latshaw (die sich da auch munter ankeifen und angiften) als Extra spendiert bekommen.
BIOHAZARD 2 ist von den drei in dieser Box vertretenen Filmen wohl der schwächste, da er am heftigsten zwischen Latshaws „wir machen’s wie in den 50ern“-Mythologie und dem Versuch, trotzdem modernen Markt- und Publikumserwartungen zu entsprechen, zerrieben wird. Der B-Movie-Freund findet sicher noch einen guten Schuss Unterhaltung, aber mit der erwähnten Prise etwas mehr ironischem Selbstbewusstsein wäre hier mehr drin gewesen…
© 2019 Dr. Acula
BOMBEN-Skala: 4
BIER-Skala: 7
Review verfasst am: 27.08.2019