Billy the Kid kehrt zurück

 
  • Deutscher Titel: Billy the Kid kehrt zurück
  • Original-Titel: Billy the Kid Returns
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  • Regie: Joe Kane
  • Land: USA
  • Jahr: 1938
  • Darsteller:

    Roy Rogers (Roy Rogers/Billy the Kid), Smiley Burnette (Frog Millhouse), Lynne Roberts (Ellen Moore, als Mary Hart), Morgan Wallace (J. B. Morganson), Fred Kohler (Matson), Wade Boteler (Pat Garrett), Edwin Stanley (Nathaniel Moore), Horace Murphy (Mr. Miller), Joseph Crehan (Marshal Dave Conway), Robert Emmett Keane (Mr. Page)


Vorwort

New Mexico – es tobt der übliche Konflikt zwischen den im Vertrauen auf die Landnahmeversprechungen der Regierung neu zugezogenen Farmer und den gierigen und immer Weideland brauchenden Viehzüchtern. Die Siedler mögen moralisch und juristisch im Recht sein, nutzt jedoch nichts, wenn Marshal Conway unverblümt zugeben muss, dass ihm schlicht alle Mittel fehlen, den vor Mord nicht zurückschreckenden Ranchern entgegenzutreten. Nur Billy the Kid, der gefürchtete milchgesichtige Outlaw, steht auf Seite der Siedler, die schlappen 21 Morde auf seinem Konto sind jedoch für das Auge des Gesetzes ein eher intolerabler Minuspunkt. Und deswegen legt Sheriff Pat Garrett Billy denn auch, als der sich der Festnahme entziehen will, um.
Just am nächsten Morgen reitet Roy Rogers, auf Jobsuche, nachdem sein Deputy-Dienstverhältnis in Texas wegen fortgeschrittener Jugendlichkeit gekündigt wurde, in die Gegend ein und wird, da er zufälligerweise Billys völliges Ebenbild ist, allgemein für den Revolverhelden gehalten, dessen terminale Unpässlichkeit noch kein Allgemeingut ist. Roy wird daher erst mal zum Marshal geschleppt, wo er sich aufgrund des Umstandes, singen und Gitarre spielen zu können – und Billy the Kid nach bekannter Sach- und Rechtslage völlig unmusikalisch ist -, Luft verschafft. Pat Garrett klärt das Missverständnis auf und dem Marshal geht ein mittlerer Kerzenständer auf. Wo ihm doch Personal zum Schutz der Siedler fehlt, Billy bekanntlich auf deren Seite kämpfte und Roy das absolute look-a-like des dahingeschiedenen Gesetzlosen ist, aber ein braver Bursche ist, was spräche dagegen, Billys Tod geheimzuhalten und Roy in dessen Identität als gesetzlich legitimierten Protektor der Siedler anzustellen, vorausgesetzt, er übernimmt nicht Billys lästige Angewohnheit, alles und jeden totzuschießen? Garrett ist skeptisch, war Billy doch auch mal ein offiziell Guter und Bewunderer des legendären Garrett, aber der Plan wird beschlossen, verkündet und umgesetzt.
Schnell ist „Billys“ Flucht aus Garretts Gewahrsam inszeniert und den Viehzüchtern Morganson und Matson schlottern die Knie – naja, nicht wirklich, aber sie wissen, dass mit Billy nicht gut Kirschen essen ist. Der Plan geht also einigermaßen auf – statt ihre Häuser anzuzünden und widerwillige Siedler abzuknallen, beschränken sich die Rancher auf Versuche, den Farmern ihr Land zu Spottpreisen abzukaufen. Und auch den neu angekommenen Kolonialwarenhändler Moore, dessen Tochter Ellen sich wohl durchaus vorstellen könnte, mit Billy/Roy romantisch involviert zu werden, hätten die Rinderbarone gerne wieder umgehend los. Ein entsprechender Drohbesuch wird von Billy/Roy allerdings in eine totale Demütigung der Rancher umfunktioniert. Trotz aller Erfolge bleibt ein Problem – eine Strafverfolgung der bösen Rancher ist praktisch zwecklos, da die lokalen Machthaber über Korruption, Erpressung oder schlicht geschäftliche Verbundenheit von jeder örtlichen Jury problemlos freigesprochen werden würden. Nur vor einem Bundesgericht könnte ein Prozess erfolgreich sein, aber dafür braucht’s erst mal ein passendes Bundesverbrechen. Also muss Roy ein solches federal crime hinkonstruieren…


Inhalt

Ich hab ja schon verschiedentlich angekündigt, dass ich mich, wenn schon nicht regelmäßig, dann doch zumindest ab und zu, mit dem von mir absolut vernachlässigtem Western-Genre befassen möchte. Ich würde nie behaupten, beim „Großen Preis“ als Spezialgebiet „Geschichte der Pferdeoper ab 1890“ wählen zu können – ich kenne die wesentlichen Klassiker, kann „High Noon“ von „Spiel mir das Lied vom Tod“ unterscheiden, weiß, wer John Wayne oder Audie Murphy sind, etc., aber zum Fachmann macht mich das nicht. Nun, es ist nie zu spät und selten zu früh, um sich weiterzubilden.

Da wir hier nunmal bei badmovies.de sind und es nicht zur Regel machen wollen, zu großen Klassikern das vierhundertölfzigste „ja, find ich auch“-Review zu verfassen, soll’s bevorzugt um den B-Western gehen, davon gibt’s ja sprichwörtlich Tausende, denn die Dinger ließen sich, da man Sets ja immer wieder verwenden konnte und sich jetzt auch nicht gerade monatelang Gedanken um denkwürdige Drehbücher machen musste, schnell und billig runterrotzen – wobei „runterrotzen“ jetzt wieder zu despektierlich ist, denn ein nicht zu unterschätzender Anteil dieser B-Western wurde mit handwerklicher Sorgfalt erstellt, waren sie doch für ihre produzierenden Studios, speziell wenn es sich um kleinere, unabhängige Schmieden handelte, echte moneymaker, deren Stars erstaunliche Popularität gewinnen konnten, und die man dann doch nicht in technisch mauen Kloppern verheizen wollte.

Seit Mitte der 30er Jahre etablierten sich einige, teilweise erstaunlich langlebige Serien, getragen zumeist von einem mehr oder minder charismatischen Hauptdarsteller wie Buck Jones, Gene Autry oder eben Roy Rogers. Speziell Autry und Rogers verdankten ihre Karrieren dem Umstand, dass die Studios das neue technische Mittel des Tonfilms voll ausnutzen wollten und Akteure suchten, die nicht nur unfallfrei auf einem Pferd sitzen und den Revolver lässig um den Zeigefinger kreisen lassen konnten, sondern auch ihre Stimmbänder musikalisch zu verwenden wussten – der „singende Cowboy“ war im B-Western ab 1934-35 quasi unerlässlich. Rogers, mit bürgerlichem Namen Leonard Slye, spielte ab 1930 in mehreren Country-Gruppen in Kalifornien und gründete 1934 mit Bob Nolan seine eigene Gruppe, die „Sons of the Pioneers“, die schnell auch Filmaufträge bekamen, zunächst als „special attraction“, die hauptsächlich eben für musikalische Auflockerung sorgen sollten. Bereits 1937 trennte sich Rogers von den „Pioneers“, um eine Solokarriere zu starten – der Split schadete auch den „Sons of the Pioneers“ nicht, die wie Rogers auch ab 1938 ihre eigene B-Film-Reihe bekommen sollten. Erfolgreicher war allerdings Rogers, der (anfänglich mit einer Wochengage von schlappen 75 Dollar) bis 1952 90 B-Programmer abdrehte, teilweise über 70.000 Fanbriefe im Monat erhielt und nach Ende seiner Filmkarriere noch eine 100 Episoden lange eigene TV-Show landete, ehe er sich zur Ruhe setzte und nur gelegentlich wieder im Fernsehen auftauchte (z.B. für eine kurzlebige Neuauflage seiner TV-Show 1962, eine Episode von „Wonder Woman“, bei der der erzkonservative Rogers insistierte, dass Lynda Carter gefälligst ein etwas weniger freizügiges Kostüm zu tragen habe, und zuletzt als er selbst in zwei Folgen von „Ein Colt für alle Fälle“). Nebenher wurde er für seine Verdienste um die Country-Musik gleich zweimal in die Country Music Hall of Fame gewählt, einmal als Mitglied der „Sons of the Pioneers“ und einmal als Solokünstler.

„Billy the Kid kehrt zurück“ markiert das zweite Star-Vehikel für Rogers nach dem überraschend politisch geprägten Streifen „Under Western Stars“ (in dem Rogers sich in den US-Kongress wählen lässt, um die Wasserversorgung kleiner Rancher, die durch einen Staudamm gefährdet ist, zu sichern. Natürlich bleibt’s nicht bei Reden und Debatten, sondern es wird auch geritten und geschossen. Und für eine Oscar-Nominierung für den Song „Dust“ reichte es auch noch). Auch wenn Roy Rogers wieder einen Charakter namens Roy Rogers spielt (wie in den allermeisten seiner Filme), handelt es sich nicht um ein Sequel (zumindest nicht, soweit meine oberflächliche Recherche das hergibt); inhaltliche Bezüge waren eh überflüssig, da sich 99 % der B-Western, speziell der Serienware, nach einer zu diesem Zeitpunkt bereits erprobten, bewährten und nicht ohne Not zu ändernden Formel abspulten (die sich bis hin zu „Lucky Luke“ zog) – der Held kommt in eine neue Stadt, findet eine zu beschützende Maid und einen bösen Schurken, der selbige drangsaliert (wahlweise ihre Eltern, Verwandten oder Freunde), siegt am Ende und bekommt das Mädchen, nur um im nächsten Film auf den Ausgangspunkt zurückgesetzt zu werden – so funktionierten Roy Rogers, Gene Autry, die Lone-Ranger-Filme und wie sie alle hießen (so manch einen kennt man hierzulande am Ehesten durch Verarbeitung in „Western von Gestern“. Hach, Fuzzy, was ist aus dir eigentlich geworden?).

Mit dieser feststehenden Formel als Gerüst und nicht mal einer Stunde Laufzeit sollte es also ziemlich schwer sein, einen wirklich sehenswerten B-Western dramaturgisch zu stemmen, aber Joe Kane, der in knapp vier hektischen Jahren schon über 30 B-Western als Regisseur betreut hatte, und Drehbuchator Jack Natteford, der schon in Stummfilmzeiten hauptsächlich Western schrieb, sich aber ab und an auch in anderen Genres versuchte, erledigen unter den Bedingungen einen guten Job, wobei natürlich hilft, dass Schreiber dieser Zeilen nun nicht gerade jede Woche einen dieser Baukasten-Western ansieht und daher die genreüblichen Mechanismen und Mannerismen für mich vergleichsweise „frisch“ wirken. Unbenommen jedenfalls ist, dass „Billy the Kid kehrt zurück“ eine ganze Menge Plot in seine knappen 53 Minuten Laufzeit packt, und trotzdem Platz für ein paar Action-set-pieces und nicht weniger als sieben musikalische Darbietungen reservieren kann – was freilich bedeutet, dass der Streifen durch ebenjenen Plot mindestens mit dem Intercity rauschen muss. Vieles wird angerissen, nichts kann ausformuliert werden – weder der Prolog mit Billy the Kid (aus dem kaum wirklich deutlich wird, dass er auf der Seite der Siedler steht), noch Roys Backstory oder seine bestenfalls noch angedeutete Romanze mit Ellen. Ein potentiell interessanter Subplot muss in knapp drei Minuten abgehandelt werden (Pat Garrett traut Roy nicht gänzlich über den Weg, weil Billy einstmals auch als „Guter“ angefangen hat, und als es so aussieht, als hätte Roy dem Ladenbesitzer Moore Geld gestohlen – das er aber nur an sich genommen hat, um die eigentlichen Bösewichter abzulenken -, fühlt er sich in seinem Mißtrauen bestätigt. Hätte man dem Film fünfzehn Minuten mehr Zeit gegeben, wäre da sowohl Raum für character drama als auch vielleicht noch eine zusätzliche Actionszene gewesen, aber im fertigen Film erklärt Ellen Garrett einfach, dass Roy das Geld längst zurückgegeben hat, und damit ist alles gesagt). Einen Ehrenpunkt verdient sich das Script für das recht clevere Finale – anstelle eines feisten Shoot-outs, wie er im Klischeebuch der Formelwestern steht, löst „Billy the Kid kehrt zurück“ das Dilemma, dass den Bösewichtern mit „normalen“ rechtlichen Mitteln nicht beizukommen ist, mit einem juristischen Trick (SPOILER: Roy tut so, als würde er einen Haufen Pferde klauen und steckt dies über seinen Sidekick den Bösen. Die eignen sich die Pferdeherde an und werden dann von der herbeigerufenen Armee kassiert, weil unter den geklauten Gäulen ein Armee-Zossen ist, und dessen Diebstahl ist die gewünschte „federal offense“ SPOILERENDE). Das ist fraglos vergleichsweise „unsportlich“ (und ich möchte auch wetten, ein wirklich guter Anwalt sollte die Anklage problemlos in ihre Einzelteile zerlegen), aber es ist immer wieder erfrischend, wenn cookie-cutter-Helden, denen man nicht mal zutraut, sie würden im Stehen pinkeln, zu hinterhältigen Plänen greifen.

Joe Kane hat keine Zeit zu verschwenden – „Billy the Kid kehrt zurück“ ist daher, von der knappen Spielzeit mal abgesehen, eine ausgesprochen kurzweilige Angelegenheit (wenn man bedenkt, dass man sich regelrecht altern fühlt, während man den auch nicht viel längeren The Beast of Yucca Flats kuckt) – ein wenig problematisch ist, dass Kane mit seiner besten Actionszene (Billy the Kid flüchtet unter Beschuss aus einem brennenden Gebäude) einsteigt und diese nicht mehr toppen kann – diese Anfangssequenz ist sehr modern und dynamisch gestaltet, mit beweglicher Kamera und auch tatsächlich viel Bewegung *vor* der Kamera. Die nachfolgende Action-Einlagen können damit nicht mehr mithalten – zwar ist das alles sehr routiniert gefilmt, aber auch eben sehr knapp, sehr gedrängt – länger als eine Minute, so scheint’s, darf eine Verfolgungsjagd, eine Kampfszene oder ein wenig Pulveraustausch nicht dauern; es fällt dann eben auch den Besten schwer, in eine solch kurze Zeitspanne wirklich memorable oder wenigstens mitreißende Action zu packen (außer er heißt Jackie Chan). Wobei – Roys Sprung (samt Pferd) von einer sicher ca. 10-15 m hohen Klippe in einen Fluß (ode See) sieht wirklich gefährlich aus (vor allem für’s Pferd) und wurde deswegen wohl wegen vermuteter animal cruelty in der neuesten britischen DVD-Fassung geschnitten.
Ernstliche Versuche von character development finden sicherheitshalber nicht statt, dafür aber ist positiv anzumerken, dass die inflationäre Anzahl von Songs recht flüssig in den Narrative integriert wird – keine Musicaleinlage wird wirklich „außerhalb“ des Filmkontexts dargeboten; entweder die Sangeseinlage entwickelt sich aus der Handlung heraus (z.B. wenn Roy durch eine kleine Melodei beweisen muss, nicht Billy zu sein, oder wenn Frog Millhouse, Roys Freund, der als Handlungsreisender für Musikinstrumente durch die Prärie zieht, mit seiner Kapelle ein Ständchen als Werbung für Moores neuen Laden darbietet) oder Roy singt vor sich hin, wo ein unmusikalischer Kuhtreiber einfach schweigend reiten würde oder fluchend sein Lager aufbaut. Die Songs, allesamt nicht das, was man heute unter klassischem Country verstehen würde, sondern durchaus „normale“, genreunabhängige 30er/40er-Musicals (mit Ausnahme der für den Narrative unwesentlichen Texte), sind also keine „showstopper“ in negativer Hinsicht – für den Konsumenten, der mit singenden Cowboys an sich jetzt aber eher weniger anfangen kann, kann’s aber natürlich eine Geduldsprobe werden, wenn innerhalb von 20 Minuten glatte vier Lieder angestimmt werden, anstatt dass Roy, wie es sich für einen zünftigen Westernhelden gehört, ein halbes Dutzend Pferdediebe o.ä. in den Staub schießt.

Wie gesagt – hat man sich damit arrangiert, dass Roys Gimmick nun mal das des „singenden Cowboys“ ist und er wohl oder übel deswegen die ein oder andere kleine Weise trällert, stellt man fest, dass „Billy the Kid kehrt zurück“ über flottes Pacing, eine recht lebhafte Kameraführung, für die Entstehungszeit schnellen Schnitt und sauber inszenierte Action verfügt (einzig das Hochspeeden einiger Verfolgungen verewigt sich auf der Minus-Seite, es ist hier jedoch nicht halb so schmerzhaft wie in so manchem Sammo-Hung-inszenierten Kung-fu-Epos). Ganz ohne comic relief, verkörpert durch Frog Millhouse, geht’s natürlich in einem 30er-Jahre-B-Film nicht, wobei aber positiv zu bemerken ist, dass der gewollte Humor weder krampfhaft noch zu dominant erscheint, sondern im Gegenteil sogar den ein oder anderen guten Lacher verbuchen kann.

Roy Rogers, der hier ausnahmsweise mal, da in Doppelrolle auch den „echten“ Billy spielend, auch mal einen ambivalenteren Charakter, der kein moralisches Problem damit hat, Leute umzubringen, geben darf, ist im zarten Alter von knapp 27 ein echtes „babyface“ – das macht’s durchaus schwer, ihm den erfahrenen Westmann abzukaufen (aber für Billy the Kid ist er eine Prachtbesetzung), und in den wenigen Charakterszenen zeigt sich deutlich fehlende Routine, das wirkt doch noch recht steif und unbeholfen, aber in seinen Actionszenen kann er überzeugen und dass er das Charisma eines likeable-all-around-good-guy mitbringt, den Männer als Vorbild und Frauen als anzuhimmelnden Traumprinzen sehen können, deutet sich bereits an.
Smiley Burnett aka Fred Millhouse, ein Multiinstrumentalist, der 100 Musikinstrumente beherrschte, war eigentlich hauptamtlicher Gene-Autry-Sidekick, half aber bei Bedarf auch in anderen B-Western-Serien als musikalischer und komödiatintischer Heldenfreund aus. Im Vergleich zu vielen anderen comic-relief-Akteuren ist seine Darbietung sozialverträglich, da vergleichsweise zurückhaltend.
Lynn Roberts („Dick Tracy Returns“) hat als potentielle love interest praktisch nichts zu tun, außer Rogers züchtig schöne Augen zu machen. Morgan Wallace („Dick Tracy“, „The Mystery of Mr. Wong“, „The Third Sex“) und Fred Kohler („Deluge“) agieren als Schurken sowohl seriös genug, um ernst genommen werden zu können, andererseits aber auch mit der nötigen angezogenen Handbremse, um den Fokus nicht von der Performance des apostrophierten Stars abzulenken. Wade Boteler („The Green Hornet“, „Buck Rogers“) ist überraschend effektiv als Pat Garrett – man wünscht sich wirklich, der Film würde sich ein wenig mehr Zeit nehmen, um sein Verhältnis zu Billy und später Roy etwas detaillierter auszuformulieren.

Bildqualität: Carol Media macht’s sich einfach – den Vollbildprint hat man unbefangen direkt beim amerikanischen PD-Anbieter Mill Creek geklaut und dessen Logo-/Wasserzeichen einfach mit einem eigenen simplen „WESTERN-KLASSIKER“-Logo abgedeckt. Klar, Mill Creek kann sich, da nicht Rechteinhaber, nicht beschweren, aber man versteht durchaus, warum der amerikanische Publisher auf die Idee kam, überhaupt ein Logo einzublenden, bei der diebischen Konkurrenz. Weil man im Hause Carol auch sonst auf Qualität keinen gesteigerten Wert legt, hat man sich mit der NTSC-Konversion offensichtlich keinerlei Mühe gegeben, speziell in der Anfangsphase hat das Bild immer wieder einen heftigen Lila-Stich, dessen Flackern doch arg irritieren kann. In der zweiten Filmhälfte gibt sich das dankenswerterweise. Schärfe- und Kontrastwerte sind für die Grabbeltischklasse knapp unterdurchschnittlich, der Verschmutzungsgrad für einen 70 Jahre alten B-Film tragbar.

Tonqualität: Carol hat eine neue deutsche Sychro anfertigen lassen, die man allerdings unter der Schublade „Pornosynchro“ ablegen kann und sie deshalb tunlichst ignorieren sollte. Die Originaltonspur liegt erfreulicherweise vor – recht dumpf und verrauscht, aber, wenn man die Lautstärke hochdreht, noch gut verständlich.

Extras: Eine Bildergalerie.

Fazit: Ein sympathischer B-Western der „singin‘ cowboy“-Kategorie, getragen von einer laufzeitbedingten straffen Erzählweise und einer sicheren Hand des Regisseurs, der Genrefreunde trotz seiner weitgehenden Formelhaftigkeit kurzweilig zu unterhalten weiß. Roy Rogers ist in seiner zweiten Hauptrolle schauspielerisch noch überfordert, beweist aber Ausstrahlung und musikalisches Talent. Kurzum – solides Entertainment, sofern man mit Western-Musicals aus Uropas Zeiten prinzipiell etwas anfangen kann. Wer auf solches Futter steht, sollte aber eher nicht zur Carol-Media-Scheibe, sondern lieber gleich zu einer von Mill Creeks preiswerten 50er- oder 100er-Boxen greifen.

3/5
(c) 2009 Dr. Acula


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