Beretta’s Island

 
  • Deutscher Titel: Beretta's Island
  • Original-Titel: Beretta's Island
  • Alternative Titel: One Man Weapon |
  • Regie: Michael Preece
  • Land: USA
  • Jahr: 1993
  • Darsteller:

    Franco Columbu (Franco Armando Beretta), Ken Kercheval (Barone), Elizabeth Kaitan (Linda), Van Quattro (Johnny Carrera), Arnold Schwarzenegger (als er selbst), Jo Campa (Celeste), Tammara Souza (Beverly), Leslie Ming (Sly), Audrey Brunner (Tina), Buck Holland (Father Pastore), Dimitri Logothetis (Interpol-Agent)


Vorwort

Franco Armando, genannt „Beretta“, war mal Interpol-Agent (weil er in seiner vorherigen Karriere als Boxer bemerkte, dass es weh tut, wenn andere Leute einem in die Fresse hauen), hat sich aber jetzt in L.A. zur Ruhe gesetzt, fährt mit seinem Motorrad rum und trainiert in der Muckibude mit seinem Kumpel Arnold Schwarzenegger.
Aber Interpol kann halt nicht ohne ihn – man braucht ihn, um einen internationalen Drogenlord namens Johnny Carreras dingfest zu machen. Das versucht Franco auch, wird aber beim Verprügeln von Johnnys Goons von zwei Drogenfahnderinnen festgenommen.

Nachdem man sich ja jetzt kennt, kann man auch gemeinsame Sache machen. Doch in Las Vegas geht Johnny den Cops wieder durch die Lappen, und Fahnderin Tina fängt sich eine tödliche Kugel mittschiffs ein. Franco kombiniert auf der Grundlage von sheer nothing, dass Johnny in seine (und Francos) Heimat Sardinien geflüchtet ist und macht sich mit der überlebenden Drogenfahnderin Linda auf die Selbstgestrickten.

Franco und Linda nisten sich bei Francos altem Freund Barone ein und der weiß in der Tat zu berichten, dass sich gar fürchterliche Dinge abspielen, seit in Sardinen tatsächlich Drogen gekauft werden können. Jugendliche klauen alten Omas die Handtaschen, Hunde und Katzen leben zusammen, das ganze sackokafliptische Szenario und Johnny ist mit seinem Partner Sly auch tatsächlich der Chef der ganzen Operation, die kolumbianischen Stoff nach Sardinien importiert, dort in Zement-Ziersäulen umfüllt und die dann nach Amiland verschickt. Nebenher hat Johnny aber auch Muße und Willen, junge Fußballspieler und schlechte Boxer süchtig zu machen und mehr oder weniger jeden totzuschießen oder totschießen zu lassen, der ihm quer kommt. Franco, Linda, Barone und seine Tochter Celeste setzen sich der kriminellen Pest entgegen…


Inhalt

Franco Columbu – ich kannte den Herren ja schon aus seinem 2003er-Goldstück „Ancient Warriors“ (mit Richard Lynch und Daniel „dem Dicken“ Baldwin), aber sein Magnus Opus ist zweifellos „Beretta’s Island“, aktuell in Teutonien unter dem Titel „One Man Weapon“ für einen halben Apfel ohne Eigelb auf Blu-ray erhältlich. Wer ist Franco Columbu? Nun, ein Bodybuilder, der in den 70ern auf dem Profi-Circuit ganz erfolgreich unterwegs war, in real life best buddies mit Arnie Schwarzenegger wurde und, nachdem der ihn bei ein paar seiner Projekte mit Bit-Parts bedachte, nach dem großen Actionstarruhm dürstete, der einem verdienten Muskelschinken ja wohl noch zusteht. Um Franco auf die Sprünge zu helfen, investierte Arnie tatsächlich zwei Stunden (!) Drehzeit in die paar Minuten Trainingssequenz, was jedem halbseidenen Publisher ganz akkurat ermöglicht, „starring Arnold Schwarzenegger“ aufs Cover zu malen, obschon der Film selbst Arnie bis auf einen „special thanks“-Credit nicht kreditiert.

Nun ist Muckis haben und auf Arnolds Freundschaftszigarrenversandliste zu stehen eine Sache, Filmstar zu werden eine andere, und da die Columbu-Sektion in der Videothek Eures geringsten Mißtrauens nicht gerade überquillt, hat das wohl nicht so recht funktioniert. Warum nur?

Zum einen natürlich, weil Columbu im Vergleich zU Arnie ein Gartenzwerg ist, der selbst von seinem weiblichen Co-Star Elizabeth Kaitan deutlich überragt wird. Zwerge sind nun mal keine besonders glaubwürdigen Action-Heroen, ganz egal, mit wieviel Steroiden sie sich ihren Bizeps aufgepumpt haben. Zum zweiten ist Columbu ganz unabhängig davon einer der miesesten Schauspieler, die jemals ihren Zinken vor eine Kamera gehalten haben, das ist schon ungefähr 8,5 auf der nach unten offenen Wiseau-Skala. Zum dritten hält Columbu es für nötig, die Welt mit einem Vanity-Vehikel zu beglücken, für das die Phrase „Mary Sue“ geradezu erfunden wurde. Columbus Helden sind die Größten, Stärksten, Besten, moralisch Integersten, good friend with everyone (man kann ein Trinkspiel draus machen, wie oft in „Beretta’s Island“ eine Figur, die wir nie zuvor gesehen haben, freudestrahlend auf Franco zuläuft, ihn umarmt und allgemein für die Wiederkehr des Erlösers auf Erden hält) und kann dann natürlich auch nicht falsch liegen, wenn er sich gegenüber der holden Weiblichkeit (in Form von Linda, die die Frechheit besitzt, weiblich UND Cop zu sein) als sexistischer Arsch outet, sie angrabbelt, obschon sie das nicht will, und das offenbar ganz ganz toll findet (er hat ja auch recht, am Ende kriegt er das Mädel). The film for the Trump presidency, good folks! Wozu auch passt, dass Leute killen Francos Lösung für so ziemlich jedes Problem ist (ersatzweise kann man auch was in die Luft jagen, aber das ist wohl mehr der optischen Abwechslung wegen).

Sein Gegenspieler Johnny Carreras ist eine Lachnummer, ein „Drogenmogul“, dessen garstige Untaten darin bestehen, ein Zehntliga-Fußballmatch zu manipulieren (selbstverständlich fällt ein junger Fußballmensch tot um, weil er einmal an Johnnys Drogen genascht hat) und auf „Freundschaftsboxkämpfe“ Geld zu setzen. Don Vito Corleone ist ein Waisenknabe. Dass Darsteller Van Quattro eine Flachpfeife ersten Ranges ist, macht die Sache natürlich auch nicht besser…

Jeder einzelne Shot dieses Films ist so unwahrscheinlich „awkward“ – Franco Columbo wirkt mehr als einmal „uncomfortable“, manche der Statisten scheinen keine Ahnung zu haben, was sie hier eigentlich sollen, und selbst Profis wie der altgediente „Dallas“-Alumnus Ken Kercheval (hier mit neckischem Mini-Pferdeschwänzchen) kommen rüber wie Amateure, die zum ersten Mal in ihrem Leben genötigt werden, fremde Texte aufzusagen. Gut, die Dialoge sind godawful, da kann man Ken verstehen.

Die Actionszenen sind gleichfalls lächerlich – ich will eigentlich nicht glauben, dass das die Schuld des Regisseurs ist, denn Michael Preece ist keine Vollnulpe, sondern langjährig routinierter TV-Regisseur, der Serien wie „Dallas“, „Falcon Crest“, aber auch „Walker, Texas Ranger“ betreute umd dem kinematische Grundregeln daher nicht völlig fremd sein sollten. Trotzdem sind auch die Actionszenen „komisch“ inszeniert und geschnitten und die Darsteller und Stuntleute in diesen Szenen teilweise hysterisch anti-talentiert.

Es ergibt sich wirklich nur ein wirklich gültiger Vergleich – „The Room“. Ähnlich wie Tommy Wiseaus filmisches Geschenk an die Menschheit ist auch „Beretta’s Island“ ein Produkt, dass sich nur aus der totalen Selbstüberschätzung seines Machers (Stars/Writers/Producers) ergeben konnte, und das so aussieht, wie die Traumvorstellung jedes Dreizehnjährigen, der seine erste Ballerfilme gesehen hat und sich selbst in die Hauptrolle fantasiert (dazu passt dann auch, dass der Film ungelogen mit einer ungefähr fünfminütigen Sequenz endet, in der Columbu mit der halbnackten Kaitan im Wasser plantscht; die Kaitan selbst ist übrigens Nerds bekannt aus dem großartigen „Slave Girls from Beyond Infinity“).

Es gibt nur ein denkbares Fazit – „Beretta’s Island“ ist ein Kunstwerk, ein Kuriosum, wie es nur selten arglose Filmzuschauer heimsucht, aber im richtigen mindframe, vorbereitet auf eine nahezu unfassbar-unvergleichliche Totalkatastrophe, an der schlicht von der Visage des Hauptdarstellers bis zum unangemessen energetischen Score für „pedestrian action“ alles falsch ist, ist ein Film, der dermaßen jeglicher greifbaren Realität agiert, ein geradezu unverschämtes Filmvergnügen. Den MUSS man gesehen haben!

4/5
(c) 2017 Dr. Acula


mm
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