Ben-Hur – Sklave Roms

 
  • Deutscher Titel: Ben-Hur - Sklave Roms
  • Original-Titel: In the Name of Ben Hur
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  • Regie: Mark Atkins
  • Land: USA
  • Jahr: 2016
  • Darsteller:

    Adrian Bouchet (Judah Ben Hur), Jonno Davis (Adrian), Peter Ormond (Kaeso), Alan Calton (Cyprian), Marcello Walton (Atticus), Michael Bott (Cassius), Stephanie Beran (Veleda), Lara Heller (Lucia), Lucy Drive (Maria), Gana Bayarsaikhan (Khutu), Robert Lease (Dio)


Vorwort

Während der Regentschaft Kaiser Neros, in der römischen Provinz Lusitanien (dem heutigen Portugal). Die römischen Besatzer führen sich auf wie die übliche Axt im Walde und sind insbesondere der Ansicht, die einheimische Bevölkerung nach Belieben rumschubsen zu dürfen. KÖNNEN tun sie es sowieso. Als der Jungspund Adrian einer bedrängten Maid zu Hilfe eilen will, wird er von der ausführenden römischen Belästigungs-Patrouille amtlich verdroschen. Zum Glück kommt ihm ein unbekannter Kämpfer zur Hilfe, den die Römer ob seiner Kampftechnik für einen ehemaligen Gladiator halten.

Adrian versucht den Unbekannten für seine kleine private Widerstandsgruppe (immerhin, ihn eingerechnet, vier Köpfe stark) zu gewinnen, aber der Fremde verspürt wenig Lust, sich in eine richtige Auseinandersetzung mit den Römern hineinziehen zu lasse. Adrian solle vielmehr lernen, seinen Feinden zu verzeihen, philosophiert der Fremde und verschwindet.

Dass seine Soldaten von einem Fremden übel aufs Haupt geschlagen bekamen, pikiert den römischen Statthalter Cassius. Andererseits findet er’s nicht sonderlich überraschend, weil er seiner bescheidenen Ansicht nach vom Kaiser nur minderwertiges Soldatenmaterial zur Verfügung gestellt bekommt. Cyprian, sein Adjutant, schlägt vor, Nero mit Geschenken zu beschleimen und so besser ausgebildete Soldaten zu bekommen. Leider fällt Cassius nichts anderes ein als Nero ein paar lusitanischen Schnepfen für seinen reichhaltigen Konkubinenstall zu schenken. Frauenraub wird allerdings von Adrian und seinen Leuten mißbilligend beäugt und letztlich gelingt es ihm auch, den Fremden zu überreden. Der hilft bei der Befreiung der Mädchen und lässt sich zu guter Letzt auch breit schlagen, Adrians kleine Truppe zumindest grundlagentechnisch auszubilden.

Eine aktive Rolle im Widerstand gegen die Römer will er allerdings nicht übernehmen – ob seiner Vergangenheit kein Wunder, denn es handelt sich um Judah Ben Hur, den zum Christentum konvertierten jüdischen Prinzen, der, nachdem er zur Unterstützung seiner Glaubensbrüder in Rom die Katakomben hat errichten lassen, nun eigentlich in der Pampa einen friedlichen Lebensabend verbringen wollte.

Während Ben Hur die jungen Recken trainiert, heuert Cassius eine Truppe internationaler Söldner, geführt von dem früheren Gladiator Atticus, an. Eine Falle für den den Römern noch nicht namentlich bekannten legendären Helden ist schnell gestellt, und obwohl sich Ben Hur nach Kräften wehrt, sind die Söldner allein dank der numerischen Überlegenheit eine Nummer zu groß für ihn. Nur Atticus‘ Spleen, sich vor der von Cassius angeordneten Ort-und-Stelle-Exekution den Namen des Delinquenten geben zu lassen, verdankt Ben Hur für den Moment sein Leben. Atticus kennt nämlich die Geschichte Ben Hurs ganz genau und weiß, dass man in Rom ganz andere Summen für den Gefangenen bezahlen wird als Cassius ausspuckt.

Wird es Adrian und den Seinen gelingen, ihren Mentor zu befreien?


Inhalt

Ich hatte schon eine Weile nichts mehr von Asylum vor den Glotzern, und dass der Laden sich tatsächlich angesichts des (gefloppten) „Ben Hur“-Remakes an seine eigene Mockbuster-Variante getraut hat, war mir auch nicht klar, bis ich „Ben Hur – Sklave Roms“ bei Drogenmüller in der Auslage fand. Da war ich natürlich mal wieder verloren…

Nun dürften wir uns einig sein, dass „Monumentalfilm“ und „Asylum“ nicht gerade zusammengehen wie Nitro und Glyzerin – man wird beim Scope schön gehörige Abstriche machen müssen (sahen wir ja auch in „Hercules Unbound“). Asylum versucht daher gar nicht erst, eine Adaption des klassischen Lew-Wallace-Romans zu versuchen (den auch die meisten Filmversionen aber auch nur ausschnittsweise verfilmen, denn der Schmöker ist schon SEHR umfangreich und sehr breit in seiner Erzählung), sondern bringt uns ein ungefragtes Sequel des Stoffes ins Haus.

Wer nur die klassischen Filmversionen kennt, wird nicht unbedingt wissen, dass die Romanvorlage nicht etwas mit Christi Kreuzigung oder Ben Hurs Wiedersehen mit Mutter und Schwester endet, sondern in Rom, wo Ben Hur mit seinem eigenen Vermögen und dem seines Freundes Simonides – wie es Asylum tatsächlich richtig erwähnt – eine (im Wortsinne) Untergrundkirche erbaut, die als Katakomben bekannt wurde und den von Nero verfolgten Christen als Versteck und Versammlungszentrum diente. An dieses Romanende knüpft man bei Asylum an (insofern man „kurz im Dialog dran erinnern“ als „anknüpfen“ definieren will) und präsentiert anstatt des großen Epos um Verrat, Verurteilung und Erlösung eine sehr schlichte „gegen-die-bösen-Besatzer“-Geschichte, für die es gewiss nicht die Figur des Ben Hur gebraucht hätte – praktisch jeder „Held“, der mal ein Schwert in der Hand und einen Lendenschurz um die Hüfte hatte, wäre dafür in Frage gekommen – ein universell verwendbares Script also, und, wie üblich bei Asylum, tut es nicht mehr, als ein paar (vermeintliche) action set pieces halbwegs sinnvoll zu verbinden.

Gedreht vor zugegeben sehr pittoresken Waliser Landschaften fehlt es „Ben Hur“ freilich am notwendigen Mindestaufwand – wenn wir es mit römischer Besatzung, lokalem Widerstand und Söldnern zu tun haben, braucht’s ein bisschen Manpower im ganz klassischen Stil, also Statistenheere, aber das ist etwas, was sich Asylum noch nicht mal auf digitalem CGI-Wege leisten wollte (wohl auch eingedenk der Tatsache, dass das, als das Studio es zuletzt versucht hat, bei „Almighty Thor“, den Film nicht „epischer“, sondern nur peinlicher machte) – mehr als vier römische Soldaten (in für meine historischen Begriffe eher zweifelhaften Kettenhemden) auf einmal bekommen wir nie zu sehen, aber das scheint auch für eine einheimische Bevölkerung von maximal acht bis zwölf Figuren auch völlig ausreichend zu sein. Da fragt man sich mal wieder, wofür ein Weltreich den Aufwand überhaupt betreiben würde, wenn’s offensichtlich nichts und niemanden gibt, das oder der sich zu tyrannisieren lohnen würde…

Im Rahmen seiner begrenzten Ambitionen und Möglichkeiten tut das Script in etwas das Nötigste, um Ben Hur ins Geschehen als „reluctant hero“ zu integrieren und zumindest den Aspekt, dass Ben Hur nach seinem Erweckungserlebnis anlässlich Jesu Kreuzigung eigentlich den Weg der Gewaltlosigkeit eingeschlagen hat, nicht völlig zu vergessen, auch wenn das moralische Dilemma, vor das Ben Hur gestellt wird, nicht gerade tiefschürfend verarbeitet wird – man muss aber bei Asylum wohl schon loben, dass Ben Hur nicht gleich von Anfang an eine gnadenlose Römer-Killermaschine ist, sondern schon noch so in etwa über den Daumen gepeilt und mit allen zusammengekniffenen Hühneraugen die Figur, als die er im Roman und den größeren Adaptionen endet. Und angesichts Asylums track record, was christlich motivierte Filmereien angeht, sollte man sicherlich auch eher dankbar sein, dass „Ben Hur – Sklave Roms“ insgesamt mit dem Thema Religion sehr zurückhaltend umgeht…

Der Aufwand ist, wie schon angedeutet, sehr sehr überschaubar, und Mark Atkins inszeniert auch nicht grad um sein Leben – der Einsatz von Zeitlupe wird deutlich übertrieben (soll aber sicher auch die nicht unbedingt ausgefeilten Fähigkeiten der Darsteller, was das Kämpfen mit oder ohne Schwert angeht, kompensieren), die Kampfchoreographie ist alles andere als aufregend, und auch das sonstige Stuntwork dürfte niemanden beeindrucken, der vom berühmten Wagenrennen der 1925er bzw. 1959er Versionen auch nur gehört hat (zwar darf Ben Hur hier einen Streitwagen lenken, aber irgendetwas „action“-artiges wird damit nicht angestellt, und schon gar nichts, was wie ein Wagenrennen aussieht).

Der Score von Christopher Cano und Eliza Lawson (die aber immerhin auch einen netten Abspann-Song beisteuern) düdelt mal wieder nervtötend über die komplette Laufzeit.

Darstellerisch… naja, es hat schon Asylum-Filme mit mehr Starpower UND mehr schauspielerischer Kompetenz gegeben… Eine Mischung aus amerikanischen und britischen Nasen gibt sich die Ehre, angeführt von Adrian Bouchet („Alien vs Predator“, „Monuments Men“), der prinzipiell schon den passenden Look für den Grumpy-Older-Ben-Hur-Part hat, allerdings im Charisma-Department Defizite aufweist. Jonno Davis („Kingsman“) ist halbwegs passabel als ungestümer junger Adrian, und der Royal-Shakespeare-Company-Actor Michael Bott („Doctors“) gibt sich große Mühe, den Cassius und seine Dialoge mit der Gravitas des theatererprobten Mimen zu absolvieren. Marcello Walton („Rush – Alles für den Sieg“, und ebenfalls RSC-Performer) ist als Atticus ein ganz akzeptabler B-Minus-Schurke. Nicht gerade mit Ruhm bekleckert sich die holde Damenwelt, seien es Lara Heller („The Cut“) als Adrians geliebte Lucia, Stephanie Beran („Planet of the Sharks“, „P51 – Dragon Fighter“) als keltische Söldnerin im Auftrag der Römer oder Gana Bayarsaikhan (blink or you’ll miss her in „Wonder Woman“) als asiatische Söldnerin.

Was man zu Asylums „Ben Hur“ noch sagen kann und sollte – er hat zumindest eine gewisse Energie, die verhindert, dass sich größere Längen einfinden, aber summa summarum sind einfach Asylums Mittel zu begrenzt, um aus diesem Stoff einen auch nur halbwegs sehenswerten Film zu machen. Für Irrenhaus-Komplettisten…

(c) 2017 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 7

BIER-Skala: 3


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