- Deutscher Titel: Beauty and the Beast
- Original-Titel: Beauty and the Beast
- Alternative Titel: Die Schöne und die Bestie | Der Troll und das Biest | |
- Regie: David Lister
- Land: Austalien
- Jahr: 2009
- Darsteller:
Estelle Warren (Belle), Rhett Giles (Count Rudolph of Breslau), Victor Parascos (Das Biest), Vanessa Gray (Lady Helena of Augsburg), Tony Bellette (Otto), Chris Betts (Captain), Peter Cook (Duke Edward), Nicholas G. Cooper (Duke Henry)
Vorwort
In einem kleinen Königreich (bestehend aus einem Riesen-Schloß, einem Dorf mit drei Häusern, ungefähr 20 Einwohnern und mindestens einem adeligen Edelmann pro Bauern) herrscht König Maximilian XIII. Einem Monarchen mit Unglückszahl angemessen liegt er nur blöderweise grad im Sterben und hat noch blödererweise keinen passenden Thronerben hinterlassen. Demzufolge balgt sich das blaublütige Fußvolk um den potentiell zu erringenden Thron und ganz besonders scharf auf die sicherlich hochgradig prestigeträchtige Krone ist Graf Rudolph, der schon mal einen vor ihm in der Thronfolgeliste stehenden Rivalen unbürokratisch aus dem Fenster befördert. Nur mangelt’s ihm an Akzeptanz in der Bevölkerung (als ob das jemals nötig gewesen wäre… pöööh). Lady Helena, königreichsbekannte Hexe und Schwarzmagierin, offeriert ihre Hilfe – sie will auch nicht mehr als Königin werden (unter der prä-feministischen Klarsicht, dass der gemeine Pöbel Frau am Steuer nicht billigen wird. Sehr, eh, demokratisch orientierte Hexe). Rudolph ist die schwarze Kunst an sich nicht geheuer, er lehnt daher dankend ab.
Gleichzeitig wird die hübsche Belle, Tochter des örtlichen Waschweibs (und das funktioniert in diesem Paralleluniversum offenkundig wirklich als Äquivalent eines Waschsalons… die Kundschaft bekommt sogar Duftmischungen in die Dreckwäsche gesuppt) beim Kräutersammeln im Wald von einem Wolf angegriffen. Ein Armbrustbolzen aus dem Hinterhalt erlegt das Tier, doch der lebensrettende Absender legt keinen Wert auf Publicity. Kein Wunder, handelt es sich doch um das legendenumrankte „Biest“. Rudolph, dem die verwirrte Maid direktemang vor den Huf seines Gauls stolpert, wittert eine günstige Gelegenheit, in der Gunst der Landbevölkerung den ein oder anderen Prozentpunkt zuzulegen – das abgeschlagene Haupt des Biests sollte besser sein als jedes Wahlversprechen. Der Plan scheint aufzugehen, als ein Monster wenig später den allseits beliebten Dr. Thorne in seine Einzelteile zerlegt. Rudolph schwört unter dem Jubel des Volkes blutige Vergeltung, nur der alte Otto, ehemals Sheriff der Lokalität, findet die Sache nicht ganz so eindeutig, kann sich aber aufgrund akuten Herzanfalls nicht deutlich artikulieren. Belle wenigstens ist soweit beeindruckt, dass sie in die Wälder zieht und das Biest – das von Otto in der Tat seit Kindesalter geschützt wird – aufsucht. Das Biest gibt zu Protokoll, keinerlei Bluttaten begangen zu haben – stimmt auch, denn was Thorne und, während Belle und Biest schwatzen, ein ganzes Rudel von Rudolphs Soldaten filettiert, ist ein gemeingefährlicher Troll, den Helena herbeigezaubert hat. Nach einem weiteren Zusammentreffen mit der Hexe hat Rudolph endlich 2+2 zusammengezählt – der Troll begeht die Morde, Rudolph erlegt das Biest, presto, instant Königswürde. Zumal Helena noch ein weiteres gewichtiges Argument für die Biestterminierung auf Lager hat: das entstellte Monster ist niemand anderes als der von ihr höchstpersönlich verfluchte Königssohn und damit rechtmäßiger Thronerbe!
Es gelingt Helena, unter der Maßgabe, dass Belle und Biest einander zumindest nicht gänzlich unsympathisch sind, das Biest in eine Falle zu locken (in deren Rahmen auch Belles Mutter Opfer des gemeinen Böstrolls wird). Es gelingt Otto in letzter Sekunde, Rudolph davon abzuhalten, seinen Thronrivalen an Ort und Stelle aufzuspießen und eine ordentliche Gerichtsverhandlung zu installieren – das verschafft Otto und Belle Zeit, einen Biestrettungsplan auszubaldowern…
Inhalt
Ach ja, die „Schöne und das Biest“ – ein unsterblicher Klassiker, auch schon oft und gern verfilmt, vor allen Dingen aber als Thema a) gemeinfrei und b) so ziemlich jedem geläufig, daher c) ideal für den SciFi-Channel (bzw. inzwischen ja jetzt SyFy, zumindest jenseits des großen Wassers), um mal wieder einen Zwei-Stunden-Sendeplatz mit einem „original movie“ zu füllen. Hintergedanke war offenkundig, eine „dunkle Version“ des Stoffes zu drehen, was – streng genommen – völlig überflüssig ist, da die Geschichte ja von Haus aus nicht gerade eine peace, fun, pancakes-Nummer, sondern eine recht düstere Angelegenheit ist, wenn man nicht erst durch die frauengruselkompatible Hamilton-/Perlman-Fernsehserie oder den kindgerecht verwässerten Disney-Trickfilm mit der Materie vertraut gemacht wurde.
Egal – „düster“ sollte es dem Willen der Produzenten nach sein (zu denen mal wieder der ziemlich vor die Hunde gegangene Mark L. Lester, der sich schon ein ganzes Weilchen davon verabschiedet hat, zünftige Randalefilme wie „Die Klasse von 1984“, „Phantomkommando“ oder „Night of the Running Man“ zu dirigieren, sondern sich als SciFi-Zulieferer [siehe Yeti] verdingt, gehört), und der südafrikanische Regisseur David Lister (der mit einem Konzertfilm des afrikanischen Vokalensembles Ladysmith Black Mambazo debütierte, in der Folge allerhand vergessenswerten B-Quark abdrehte und sich 2003 schon mal an eine „Schöne und das Biest“-Version wagte, die er – für einen Südafrikaner sicherlich logisch – in Wikingerkreisen ansiedelte) lieferte gern (aber wir sind ja schon froh, wenn’s nicht grad Asylum oder Wynorski sind).
Wobei… naja… so richtig „düster“ ist diese unsere Neufassung der Legende nun auch nur, wenn man „düster“ zwanglos mit „Herunterfahren der romantischen Elemente“ übersetzt – von einer echten Liebesbeziehung zwischen Schöner und Biest kann in dieser Version kaum die Rede sein (wie auch, die Handlung findet über ein-zwei Tage hinweg statt und die Zeit, die Belle – subtil, subtil – mit dem Monster verbringt, dürfte auch nicht wirklich dafür ausreichen, zarte Bande zu knüpfen. Stört das Happy End natürlich keinen Meter Feldweg weit). Statt der dunkel-unheimlichen Love Story kommt uns Lister mit einer recht altmodischen Fantasyplotte um Machtkämpfe im Märchenland und wertet das Ganze mit ein paar recht rustikalen Splattereffekten auf. Das ist jetzt nicht gerade *die* Neuinterpretation eines altbewährten Mythos, die mich pausenlos aus den Schuhen haut, aber es ist zumindest ganz tauglich, um eineinhalb Stunden totzuschlagen. Das Handlungsgerüst ist simpel und beschränkt sich weitestgehend auf die erst versehentliche, dann absichtliche (und bewusst als Täuschungsmanöver eingesetzte) Verwechslung des schwarzmagisch erschaffenen Trolls mit dem sanftmütigen Biest und den damit einhergehenden Komplikationen – wie praktisch in jedem Film, in dem’s ein „liebes“ und ein „böses“ Monster gibt. Juxigerweise ist es weniger der okkulte Ansatz (mit schwarzer Magie und bösen Hexen), der für ein wenig Frohsinn und positive Stimmung im Script sorgt, sondern die vermeintlich eher langweilige Innenpolitik, denn während Lady Helena (wenigstens haben die Drehbuchautoren zutreffend erkannt, dass das Böse aus Augsburg kommt. Ha, wieder mit einem Teil der Leserschaft verscherzt) nicht gerade ein Ausbund an Intellenz ist (obwohl sie den kleinen Königssohn verflucht und in ein Monster verwandelt hat, kommt’s für sie extrem überraschend, dass das nunmehr erwachsene Biest, das durch die Wälder strolcht, ebenjener Thronfolger ist), ist Graf Rudolph ein richtiggehend interessanter Charakter – zumindest für, naja, sagen wir 75 % des Films. Denn obschon er im Finale natürlich den Endgegner der Guten und damit die Verkörperung der Schlechtigkeit schlechthin (äh) abgibt, ist er bis zu dieser drehbuchgewollten Simplifizierung für einen kleinen Horrorreißer eine erstaunlich ambivalente Figur. Ja, er ist ein fieser Wicht, der auf unrechtmäßige Weise nach dem Thron giert (und Konkurrenten notfalls eigen-schubsig aus dem Weg räumt), aber er sucht auch den Support der Bevölkerung, scheint also keine diktatorische Regierung anzustreben, und mit Helena will er anfänglich aufgrund akuter Abneigung gegen das Okkulte nicht zusammenarbeiten und willigt in die Partnerschaft erst ein, nachdem die Hexe ihm eingeredet hat, es gäbe keine Alternativen. Rudolph wird sozusagen „graduell“ böser (im Finale hat er dann, wie angedeutet, jegliche Contenance aufgegeben und ist sich für blanken Terror – den er trotzdem primär gegen adelige Konkurrenten und nicht gegen den Pöbel einsetzt – nicht zu schade.
Die Fraktion der Guten ist, wie üblich, dagegen natürlich langweilig – Belle hat außer ihren Möpsen, ihren attraktiv vom Minirock (sicherlich authentisch mittelalterliches Kleidungsstück) kaum bedeckten Beinen und ihren Botox-Lippen (sicherlich authentisch mittelalterliche Kräuterkosmetik) nicht wirklich irgendwelche über das rein anatomische hinausgehende Eigenschaften (und ihre ganze Beziehung zum Biest bleibt höchst unglaubwürdig und frei von jeglicher charakterlicher Chemie) und auch beim Biest bleibt wenig von der Tragik der klassischen Figur übrig (und muss ja letztlich auch nicht, da, SPOILER, wenn man das wirklich so nennen will, voran, zum glücklichen Ende das Monster samt seiner zerschlissenen Klamotten in einen waschechten Güteklassenprinz mit allem Tand und Zobel, den ein solcher Königssohn halt haben muss, um als gut gekleidet durchzugehen, transformiert). Dass die beiden aneinander etwas finden, muss man halt glauben (oder kann’s lassen); aber wenigstens sind sie im Vergleich zu Otto (der auch als gelegentlicher voiceover-Erklärbär fungiert und sich mit den unsterblichen Worten „Sie nannten mich Sheriff Otto, weil ich mal für Recht und Gesetz zuständig war“ – und ein anderer Reviewer merkt zutreffend an: „und weil mein Name Otto ist“ – einführt) noch nötig und nützlich für die Geschichte, dieweil Otto nur als Expositionsausplauderer und deus-ex-machina-Lösung gebraucht wird.
Man kann sich zudem über ein paar Script-Doofheiten beömmeln (einer von Rudolphs Soldaten, der in ein vom Troll heimgesuchtes Haus zwangsfreiwillig reingeschickt wurde, wird von ca. 20 Pfeilen seiner Kameraden durchbohrt, was, so wie die Szene gestaltet ist, nur funktioniert, wenn er sich absichtlich in jedes Projektil reingeworfen hat; später gelingt Belle, der ersten Chemikerin der Weltgeschichte, ein meisterlicher Wurf einer Kräuter-„Bombe“ in ein kleines Fenster in einem hohen Turm), aber letztlich arbeitet der Streifen bewusst oder unbewusst mit „fairytale“-Logik, ist also weitgehend kritikresistent (dass die Dialoge teilweise schauerlich sind, kann man an der Stelle ja beiläufig erwähnen, speziell, wenn Biest und Belle sich unterhalten).
Die handwerkliche und technische Seite offenbart erwartungsgemäß Licht und Schatten. Listers Pacing ist in Ordnung, er streut die Höhepunkte relativ geschickt über die Laufzeit und behilft sich, wenn alles andere scheitert, mit einem knackigen (aber meist durchschaubaren) Splattereffekt (abgerissene Arme, Köpfe, riesige Bißwunden), großartige Überraschungsmomente gelingen ihm allerdings nicht (da das Script sich freiwillig in ein recht enges Korsett einschnürt). Der betriebene Aufwand ist arg überschaubar – die Landschaftsaufnahmen sind recht schön (und wenigstens wurde solch billiger Fantasyschlonz einmal nicht in Rumänien gedreht), großartige Bauten gibt’s nicht, der Großteil des Films spielt unter freiem Himmel (an „Sets“ gibt’s Belles Haus, ein paar billige Schloss-Interiors und die Hütte des Biests), die Kostüme sind auch abseits Belles neckischem Röcklein nicht gerade das, was ich als glaubhafte Mittelalter-Kleidung einstufe (sondern eher danach, was ein paar LARPer oder renaissance-faire-Enthusiasten in ihren Schränken hatten und der Produktion stifteten). Ein paar matte paintings (teils CG, teils altmodisch) gaukeln ein wenig Scope vor (mit teilweise hilariösem Resultat – da redet das Biest davon, einen Unterschlupf „bei den Hügeln da drüben“ zu haben und im Bild sind zwei Felsspitzen von Matterhorn-Ausmaßen…), die CGI-Effekte für den Troll bewegen sich auf der bekannten und demzufolge verflucht mäßigen Qualität von Sci-Fi-Movies – halbwegs okay animiert, aber schwach ins Realbild eingebaut. Die Biest-Maske (offensichtlich ein wenig beeinflusst vom löwen-artigen Design des Perlman-Make-ups in der TV-Serie, aber ein wenig verwildert und „horrifiziert“ ist okay.
Estelle Warren, die man vor einigen Jahren recht massiv als kommendes Starlet pushte („Planet der Affen“, „Driven“, „Kangaroo Jack“), ehe die Produzenten einsehen mussten, dass sie in ihren kühnsten Träumen nicht mal in die Megan-Fox-Liga der schauspielerischen Qualität einbrechen kann (und, falls jemand ernstlich der Ansicht ist, Megan Fox könnte schauspielern… kann ich Euch für meine erlesene Kollektion aufblasbarer Waschmaschinen interessieren?), dilettiert fröhlich vor sich hin, ohne auch nur von leisesten Anflügen darstellerischen Talents behelligt zu werden (aber, hey, Brüste, Beine, Lippen… mehr braucht frau in dem Biz doch nicht…), Victor Parascos (ein paar Folgen der „Beastmaster“-TV-Serie) fehlt jegliche Gravitas, die eine Rolle, in der man ausschließlich unter einer Maske spielt (und wie sie ein Ron Perlman eben in Tüten hat), einfach verlangt – er hat auch nicht (in der O-Ton-Fassung) die entsprechend „gewichtige“ Stimme (vielleicht hätte man da einen geübten voice actor nachsynchronisieren lassen sollen). Vanessa Gray (in einem Biopic immerhin mal „I Love Lucy“-Star Carole Lombard gewesen und in Serien wie „The Strip“, „Dance Academy“ oder „Rescue Special Ops“ beschäftigt) probiert’s mit schierem overacting, so dass ich die bewusste Trübe Funzel für die beste schauspielerische Leistung wieder an Rhett Giles (Twin Daggers, King of the Lost World etc.) vergeben muss – der hat sichtlich ziemlichen Spaß an seiner Rolle, ohne in cartooneskes Chargieren zu verfallen und hinterlässt wieder einmal einen besseren Eindruck als so mancher seiner Einsätze für die Asylum-Truppe denkbar erscheinen ließ.
Bildqualität: Die BluRay von WGF/Schröder Media präsentiert den Film in anständigem anamorphen 1.85:1-Widescreen – das ist in der Tat einen soliden Kanten besser als die meisten DVDs aus diesem Hause, man scheint’s also auch bei den eher im Budget-Bereich ansässigen Publishern langsam hinzubekommen. BluRays zusammenzuzimmern, die diesen Namen zumindest halbwegs verdienen. Schöne Farben, gute Schärfe- und Kontrastwerte, keine Verschmutzungen, kein Pumpen, kein Flirren – durchaus schön.
Tonqualität: Wahlweise deutscher oder englischer Ton jeweils in DTS-HD MA 5.1. Die deutsche Synchro, die ich nur stichprobenartig angetestet habe, hört sich einigermaßen erträglich an (aber vielleicht sind auch meine Ansprüche mittlerweile gesunken), der zu präferierende englische O-Ton ist sehr gut verständlich und recht angenehm abgemischt. Optionale deutsche Untertitel sind vorhanden.
Extras: Nur eine knappe Trailershow (zwei Titel).
Fazit: Eine wirklich innovative, überraschende neue Herangehensweise an die klassische Thematik bringt uns diese Version von „Beauty and the Beast“ nicht – wenn man eben nicht der Meinung anhängt, schon der Gedanke, die düster-romantische Liebesgeschichte zugunsten eher „gewöhnlicher“ Fantasy-Horror-Action weitgehend zu kappen, wäre originell. Immerhin – und das ist mehr, als man über manchen SciFi-Channel-Film sagen kann – ist der Streifen ziemlich „watchable“; er ist nicht langweilig, bis auf die CGI (und generell die eher kostenbewusste Machart) halbwegs kompetent gearbeitet und über die erbärmliche darstellerische Leistung von Estella Warren kann man sich immerhin amüsieren. Nichts, was man unbedingt auf BluRay haben *müsste*, wenn einem die DVD-Fassung auf dem Grabbeltisch des geringsten Misstrauens entgegenpurzelt und man nicht mehr erwartet als ein splattrig angehauchtes Fantasy-Märchen ohne echte „Bedeutung“, kann man schlechter fahren. Bleiben lassen kann man’s natürlich aber auch…