Beautiful Girls vs. 200 Demons

 
  • Deutscher Titel: Beautiful Girls vs. 200 Demons
  • Original-Titel: 5ive Girls
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  • Regie: Warren P. Sonoda
  • Land: Kanada
  • Jahr: 2006
  • Darsteller:

    Ron Perlman (Father Drake), Jennifer Miller (Alex), Jordan Madley (Mara), Terra Vnesa (Cecilia), Barbara Mamabolo (Leah), Tasha May Currie (Connie), Amy Lalonde (Miss Pearce), Krysta Carter (Elizabeth), James Kidnie (Virgil), Richard Alan Campbell (Mr. Garrison)


Vorwort

Ort: eine streng katholische Mädchenschule. Musterschülerin und -gläubige Elizabeth, gesegnet mit einem speziellen Interesse für die, eh, dämonologisch relevanten Passagen der Bibel, wird Opfer eines Falls akuter Besessenheit – und verschwindet spurlos. Ihr Lehrer, Father Drake, kann ihr nicht helfen…

Fünf Jahre später – Alex Garrison findet sich in der Gesellschaft vier anderer Teenage-Girls, die von ihren jeweiligen Erzeugern als hoffnungslos unerziehbar abgehakt wurden, in der frisch wiedereröffneten Schule (für mehr als fünf Eleven hat’s aber nicht gereicht) wieder, wo Rektorin Miss Pearce ein Regiment führt, gegen das die früher an Ort und Stelle ausgeübte Pädagogik geradezu liberal wirkt. Gut, wenn die Klientel aus Junkies, Diebinnen und sonstigen Troublemakern besteht, mögen strip searches, wöchentliche Blut- und Urintests und Prügelstrafe ja einigermaßen, naja, nicht unbedingt angemessen, aber zumindest nicht völlig unverständlich sein.
Father Drake, von Pearce praktisch aus der Gosse (und der Trunksucht) geholt, in die er nach dem Verschwinden Elizabeths gestürzt war, ist der Stil „englisches Internat frühes 19. Jahrhundert“ zwar auch ein wenig zu hart, aber da er lediglich angestellter Lehrkörper ist (und mitsamt Pearce und den Girls der Sicherheit halber, vorgeblich, im Schulgebäude eingesperrt ist), halten sich seine Möglichkeiten des Protests in überschaubarem Rahmen. Andererseits sind die Girls definitiv auf der falschen Schule – die gehören durch die Bank in Professor Xaviers Schule für begabte Kinder – Alex ist Telekinetin, die blinde Cecilia hat das zweite Gesicht, Connie ist ausgebildete Wicca, Leah kann feste Materie durchdringen (allerdings, schränkt sie ein, keine Türen und Wände) und Mara ist Geistheilerin. Man möchte meinen, dass ein Zusammentreffen solcher außergewöhnlicher Begabungen kein Zufall ist, jedenfalls ist’s nicht unnütz, denn Alex wird schon buchstäblich Minuten nach ihrem Eintreffen von Geistererscheinungen, in Form eines jungen Mädchens in Schuluniform, geplagt. Ob diese spektralen Ausdünsuten etwas mit dem „verbotenen“ dritten Stock der Schule zu tun haben? Die Mädchen gehen der Sache auf den Grund…

… und entdecken prompt ein liebevoll gemaltes Pentagramm auf dem Fußboden eines alten Klassenraums (was sie nicht wissen können – dem, in dem sich Elizabeth einst verflüchtigte). Kein Wunder, denn sie sollten Hauptpersonen eines Rituals werden, in dem Elizabeth, die vom Dämon Legion in seine Welt geholt wurde, gegen unsere fünf Grazien ausgetauscht werden soll. Kein erbaulicher Gedanke…


Inhalt

Zunächst einmal gilt es festzuhalten, dass Euer lieber Doc sich doch langsam ein Smartphone zulegen sollte, damit er, wenn er fern der Heimat in Grabbeltischen wildert, sicherheitshalber in der OFDb nachschlagen kann, ob er nicht einen unnötigen Doppelkauf tätigt. Zu meiner Ehrenrettung – ich bin normalerweise nicht ganz blöd und weiß trotz zweitausenddrölfzig DVDs im Schrank (bzw. in mehreren Schränken) ziemlich genau, was ich habe und was nicht, aber wenn die doofen Publisher den Kram andauernd umtiteln, kann man schon mal den Überblick verlieren. Und so wusste ich Anfang des Jahres im Göttinger ProMarkt natürlich nicht, dass ich den frisch eingesackten „Beautiful Girls vs. 200 Demons“ (ein Titel, der gleich doppelt falsch ist – zum einen kämpfen die Mädels natürlich nur gegen einen Dämon, zum anderen repräsentiert der, Legion nämlich, laut interner Filmlogik nicht 200, sondern 2000 dämonische Gesellen. Aber vermutlich soll der neue deutsche Titel die Fans der kreativ betitelten Japan-Splatterbabe-Filme anlocken) unter seinem vormaligen deutschen Verleih- und Originaltitel „5ive Girls“ schon geraume Zeit in Form einer der beliebten Best-Tausend-Filme-auf-einer-halben-DVD-Boxen im Regal stehen habe. Wieder Dreieurofuffzich oder so in den Wind geschoben (aber auch nicht ganz, denn die bewussten Boxen haben selten den Originalton zu bieten, die Einzel-DVD aber schon).

Writer/Director Warren P. Sonoda, der zwischen Komödien und dem generell phantastischen Genre pendelt (u.a. inszenierte er mittlerweile „Merlin and the Book of Beasts“ für SyFy), kommt uns hier mit einem vergleichsweise konservativem Okkultgrusler im vermarktungsfreundlichen Teenieslashergewand und einer Prise „X-Men“. Ich bin wirklich der letzte, der sich über einen Film beschwert, in dem hübsche junge Dinger zeigen, was sie haben, aber ich erwähnte es schon manchmal, ab und zu wäre ich für einen Genrefilm mit 30+-Protagonisten persönlich verbunden. Sonodas Script hat ein gravierendes Plus und einen gravierenden Mangel. Das Plus: es verliert ü-ber-haupt keine Zeit. Die Teasersequenz verrät uns ungefähr, womit wir’s zu tun haben, die Ankunft der neuen Schülerinnen dauert in Filmlaufzeit keine fünf Minuten, und praktisch sofort nehmen die übernatürlichen Vorkommnisse ihren Lauf, da gibt’s kein langwieriges set-up, kein umständliches Etablieren der Charaktere (die bleiben dann auch – als kleineres Manko – recht schwach; was genau z.B. Alex angestellt haben soll – sie beteuert ihre Unschuld – verrät uns niemand und wenn man von Mara absieht, ist die „Schwererziehbarkeit“ der anderen Girls auch nur ein „informed attribute“; Sonoda selbst gab in den IMDb-Threads zu Protokoll, dass ihn weniger die Hintergründe denn die Charakterdynamik in der Gruppe interessierte); in klassischer Steigerungslaufmanier lässt Sonoda die Geschichte von „harmlosen“ Spukerscheinungen bis hin zur totalen dämonischen Präsenz (inklusive mildem Gesplattere) eskalieren. Auch wenn die Figuren nicht tiefschürfend aufgearbeitet werden, so haben sie doch distinktive, konsistente Persönlichkeiten, was sich auch in (zumindest in der Originalfassung) recht pfiffigen Dialogen äußert (zumindest in den ersten 60 Minuten, ehe sich der Streifen im Showdown hin einem low-budget-„Fallen“-Sampling ergibt; andererseits zitiert der Film schon vorher zwanglos aus Klassikern wie „Das Omen“ und baut launige, unaufdringliche references z.B. auf „Shining“ ein). Ziemlich elegant baut Sonoda noch einen zeitgemäßen Mini-Subplot ein, wonach Father Drake seinen minderjährigen Zöglingen vielleicht *etwas* zugeneigter war als es sich für einen aufrechten Gottesmann schickt (bzw. diese dem falschen Geschlecht angehören, ähempt), ohne das plakativ in den Vordergrund zu schieben.

Klingt alles ganz gut, aber jetzt komme ich noch zu dem oben erwähnten Skriptmalus – da versammelt das Buch fünf übersinnlich begabte Teenager, also quasi wirklich die X-Girls, und tut so, als wäre das ganze reiner Zufall! Keine Erklärungen für die Begabungen, kein „Plan“, dass diese paranormale Rrriotgrrrl-Brigade absichtlich in dieser Konstellation zusammengeführt wurde, nicht mal eine Andeutung – die in einem Film mit begreiflicherweise starken religiösen Bezügen -, dass es Gottes Wille war, die Mädchen als Anti-Dämonen-Einheit zu versammeln; Sonoda verschenkt da meines Erachtens komplett eine Erzählebene, eine groß angelegte mythologische Auseinandersetzung zwischen Gut und Böse zugunsten eines schlichten „fünf-Carries-gegen-einen-Dämon“-Szenarios (und yep, „Carrie“ ist ein großer Einfluss des Finales). Schade.

Andererseits – vielleicht auch ganz gut so, denn eine kanadische 3-Millionen-Dollar-Produktion hat wohl nicht die nötigen Mittel und Wege, den dafür notwendigen FX-Scope zu stemmen (bzw. würde dann irgendwo bei „Prophecy Teil Ölfzig“ rauskommen, und das kann auch keiner wollen). Seien wir also zufrieden damit, dass die Dialoge und die Charakter-Interaktionen durchaus stimmig sind, die references passen und die Auflösung (es gibt immerhin zwei Verdächtigte für die Position des Legion-Beschwörers, und die wahrscheinlichere ist’s dann auch – es wird auch recht früh verraten) inklusive des obligatorischen Kicker-Endes recht schlüssig ausfällt (und sogar, was man nicht unbedingt voraussetzen kann, sinnvollen Gebrauch von den Superfähigkeiten der Mädels macht). Wenn ich noch ein wenig meckern darf, dann, dass mir die Stauchung der Story auf, puh, wie lange ist das, anderthalb Tage, etwas zu gezwungen erscheint.

Grundsätzlich ist vom Handwerk her nichts gegen Sonodas Inszenierung zu sagen – klar, die Location (scheinbar ein echtes heruntergekommenes Schulgebäude o.ä.) ist nicht sonderlich attraktiv anzusehen – da die Kameramänner David Mitchell (Cyborg Soldier, dort aber etwas exaltierter) und Curtis Petterson (Yeti, „Lake Dead“, Direct Action, „Wishmaster 3/4“, „Abraxas“) in die Kategorie „solide, aber keine Künstler“ fallen, ist „5ive Girls“ kein Augenschmaus; der Film präsentiert sich schnörkellos, zweckmäßig, mit durchaus angemessener düsterer Atmosphäre, ober ohne großen visuellen „zing“. Das Tempo hält Sonoda hoch – der Schlussakt ist dramaturgisch sicherlich ein klein wenig konfus, aber noch im akzeptablen Bereich.
Nicht ganz glücklich bin ich mit dem Soundtrack – der Score von Craig McConnell („Autumn of the Living Dead“) ist ganz okay, aber einge Stellen, Passagen und Montagen werden von absolut unpassenden Alternative-Rock-meets-Rave-Stücken zugekleistert, die jegliche unheimliche Stimmung effektiv töten. Memo: Auch wenn man ein paar Indie-Bands an der Hand hat, die gerne Songs zur Verfügung stellen, muss man das nicht immer umsetzen – oder zumindest thematisch und/oder stimmungsmäßig passende Lieder verwenden und nicht grad das erstbeste, was von der Demo-CD runtergerippt werden kann…

Wo wir gerade bei den Negativa sind – da müssen leider noch die FX angeführt werden. Solang’s nur um geisterhafte Erscheinungen geht oder telekinetische Tricks geht, gibt’s keinen Grund zur Veranlassung, das ist ja recht simpel zu bewerkstelligen. Sobald aber Kollega Compjuta angeworfen wird, wird’s dann eher peinlich. Die schwarze Schlobbermasse, aus der sich die reinkarnierende Elizabeth schälen soll, haut ebensowenig vom Hocker wie Legions enthülltes CGI-Selbst und das halbseidene CG-Gesplatter für eben jene große Enthüllungsszene. Jupp, ich weiß, eine Produktion wie „5ive Girls“ schwimmt nicht im Geld, aber das ist auf dem Niveau eines schlechteren SyFy-Films und die sind a) noch billiger und haben b) meistens quantitativ mehr Computertricks. Die 16er-Fassung von MiB ist, den Gepflogenheiten des Labels zum Trotz, uncut, da die richtig grobe Kelle nicht ausgepackt wird. Angesichts fünf junger Dinger im Cast ist es logisch, dass wir zumindest (allerdings auch nur) einen Satz Brüste vorgeführt bekommen.

Womit wir nahtlos bei den schauspielerischen Leistungen angekommen wären und, sieh da, die sind gar nicht so übel. Ich würde niemand umgehend entweder für einen Oscar oder die Hauptrolle im nächsten Michael-Bay-Film vorschlagen (wobei auch keins der hiesigen Girls vom darstellerischen Leistungsvermögen her einen Rückschritt von Megan Fox verkörpern würde), für die Belange eines günstig hergestellten B-Horrors ist aber durchaus ehrenvoll, was die Mädels in ihren Schulmädchenuniformen (jau, wer diesem Fetisch anhängt, wird gut bedient) leisten. Jennifer Miller (Alex, zu sehen in „Lucky # Slevin“, „Bitch Slap“ und „American Pie präsentiert: Nackte Tatsachen“) ist sympathisch, gutaussehend (für alle Girls gilt, dass sie erfreulicherweise keine silikonaufgebesserten Supermodels sind, sondern durch die Bank einen glaubhaften girl-next-door-Look aufweisen. Macht das Ding gleich ’ne Ecke realistischer, auch wenn die Mädchen mir immer noch für die Teenie-Rollen 2-3 Jahre zu alt sind) und besonders ihr Zusammenspiel mit Jordan Madley (Mara, die „bitch“ der Gruppe, auch in „American Pie präsentiert: Nackte Tatsachen“ zu sehen, zdem in „Unrivaled“, „Shark City“ und einem Bit-Part in „The Tuxedo – Gefahr im Anzug“), die die insgesamt vielleicht beste Vorstellung im Film liefert, wirkt überzeugend natürlich.
Terra Vsena (Cecilia, „Degrassi: The Next Generation“, „Wrong Turn 4“), Barbara Mamabolo (Suck, „Man in the Mirror: The Michael Jackson Story“) und Tasha May (Connie, „An All American Fairytale“, und diejenige, die sich den No-Nudity-Kontrakt hat ausreden lassen) fallen nicht sonderlich ab, wobei Vsena den Bonus der besten Dialogzeilen hat.
Amy Lalonde („Diary of the Dead“) spielt die gestrenge Headmistress, die auch schon mal zum Rohrstock greift, mit Gusto; „Hellboy“ Ron Perlman überzeugt wie eigentlich immer durch pure Anwesenheit und hat zwei-drei nette Szenen; letztendlich ist seine Rolle aber nicht existentiell wichtig für den Film, wobei Sonoda das dramatische Potential des Alki-und-Mißbrauchs-Pfaffen ein wenig verschenkt.

Bildqualität: Die DVD aus dem Hause M.i.B. ist okay – passabler 1.85:1-Widescreen-Transfer, der insgesamt etwas, aber wohl beabsichtigt, unterkühlt daher kommt und leicht überdurchschnittliche Schärfe- und Kontrastwerte aufweist. Verschmutzungen oder Defekte gibt’s nicht.

Tonqualität: Deutscher (Dolby 5.1) und englischer (Dolby 2.0) Ton, wobei die englische Tonspur sicherheitshalber von mir bevorzugt wurde: gut verständlich, ohne Hintergrundrauschen, klar abgemischt.

Extras: Eine Trailershow in Form eines (in Worten: 1) abgezählten (Non-Genrefilm-)Trailers.

Fazit: Ein ganz sympathischer old-school-Grusler, der gen Ende ein wenig den Faden verliert und die aufgefahrenen Effekte nicht in der Qualität liefern kann, wie’s nötig wäre, aber den bis dahin aufgebauten goodwill nicht völlig verzockt – „5ive Girls“ könnte sicherlich besser sein, wenn das Buch etwas mehr aus den mythologischen Hintergründen entwickeln würde, aber für einen Film, von dem ich mir sprichwörtlich nichts versprochen habe (maximal ein bissl halbseidenen Splatter und Nudity, und das sind dann wieder die zwei Punkte, die nur spärlich geboten werden), war ich positiv überrascht; eine ordentlich gespielte, handwerklich bis auf die FX-Schwächen schnörkellos inszenierte Teen-„Omen-meets-Exorcist-meets-Carrie“-Melange, mit der man sich 90 Minuten die Zeit gut vertreiben kann. Sanfte Empfehlung.

3/5
(c) 2011 Dr. Acula


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