Beast You!

 
  • Deutscher Titel: Beast You!
  • Original-Titel: Sorority Babes in the Slimeball Bowl-O-Rama
  •  
  • Regie: David DeCoteau
  • Land: USA
  • Jahr: 1988
  • Darsteller:

    Andras Jones (Calvin), Linnea Quigley (Spider), Robin Stille (Babs, als Robin Rochelle), Hal Havins (Jimmie), John Stuart Wildman (Keith), Brinke Stevens (Taffy), Michelle Bauer (Lisa, als Michelle McClellen), Kathi O’Brecht (Rhonda), Carla Baron (Frankie), George „Buck“ Flower (Janitor, als C.D. LaFleur), Michael D. Sonye (The Imp, als Dukey Flyswatter)


Vorwort

Calvin, Jimmie und Keith sind selbst auf der nach unten offenen College-Loser-Skala ganz besonders erbärmliche Nullen. Mädchen sind für sie ein eher theoretisches Konstrukt – man weiß, dass es sie gibt und dank billiger Tittenmagazine auch, wie sie ohne Klamotten aussehen, aber dass eine sie ernstlich ranlassen würde, steht selbstverständlich im Traum nicht zur Debatte.
Aber … hat zumindest an diesem langweiligen Abend, der ansonsten im Kreis von Bierdosen, schlechten Filmen im Fernsehen und Busenheftchen verbracht würde, ein As im Ärmel – er weiß, wo Delta Gamma Phi, die angesagteste aller weiblichen College-Schwesternschaften, heute Abend ihre neuen Bewerberinnen initiiert – das sollte lustig werden und mit reizvollen An- und Einblicken verbunden sein.

In der Tat haben sich Babs, Oberchefin von Delta Gamma Phi, und ihre Sekundantinnen, bereits in ihre traditionellen Initiationsroben geworfen, um Taffy und Lisa, zwei hoffnungsvolle Schwestern-Anwärterinnen, in die Gesellschaft einzuführen. Wie das an amerikanischen Colleges so üblich ist, liegen hierfür schon Requisiten wie ein wohl nicht zum Rudern gedachtes Paddel und Schlagsahne bereit. Unsere drei jungen Spanner haben also ordentlich was zu glotzen. Doch der Fensterplatz reicht ihnen nicht, sie wollen näher ran an die Action – insbesondere, weil die Bewerberinnen sich nach der Schlagsahneaktion duschen dürfen. Ungeschickt lässt jedoch grüßen und das Trio Dummfernal wird auf frischer Tat ertappt.

Babs ist eine unbarmherzige Oberschwester – dafür, dass die drei verhinderten Voyeure den Initiationsritus gestört haben, werden sie gleich mit den Bewerberinnen bestraft. Als letzte Stufe der Initiation sollen Taffy und Lisa in die Shopping Mall einbrechen und aus der dortigen Bowlingbahn eine Trophäe stehlen, und die Jungs müssen helfen.

Mir fällt kein vernünftiger Grund ein, warum das Debilkommando sich auf diesen Deal einlässt, aber täten sie’s nicht, hätten wir keinen Film und das wär auch irgendwie doof. Also auf ans Werk – was weder Jungs noch Mädels ahnen ist, dass Babs‘ wertem Erzeuger die Mall gehört und es für den fiesen Töchtling kein Problem darstellt, in das Einkaufszentrum und den dortigen Kamera-Überwachungsraum einzudringen, das Treiben der Nulpenfraktion zu beobachten und vielleicht da und dort ein wenig missgünstig einzugreifen.

Dabei wäre das gar nicht nötig, denn Schwierigkeiten stellen sich sowieso ein. So stoßen die Trophäenjäger zunächst mal auf Spider, eine junge, flippige Einbrecherin, die an den Collegenieten gleich einen besonders großen Narren gefressen hat. Und als der ausgekuckte Bowlingpokal durch unsachgemäßes Hantieren zu Bruch geht, entpuppt sich dieser als nun mehr Ex-Gefängnis eines Imps. Der Mini-Dämon scheint zunächst dankeswillig zu sein und erfüllt diverse Wünsche seiner Befreier. Calvin und Spider kommt das Vieh allerdings spanisch vor, weswegen sie auf Wish Forfillment der übernatürlichen Art danken verzichten. Gute Idee das, denn der Imp ist als solcher natürlich ein heimtückischer welcher – nicht nur, dass die erfüllten Wünsche sich schnell als Lug und Trug erweisen, der kleine fiese Mööp möchte seine Befreier auch ganz gerne mit einem flotten Spruch auf den Lippen umlegen. Und in Babs und ihren Kameradinnen findet er – unfreiwillig zwar, aber was will man gegen schwarze Magie schon machen – Helfershelfer, die sich als untote Handlanger ganz gut machen…


Inhalt

David DeCoteau und Charles Band, das war eigentlich immer eine produktive Verbindung. DeCoteau, der mit seinem ersten Horrorfilm „Dreamaniac“ bei Band vorstellig wurde und einen derart positiven Eindruck hinterließ, dass er in allen Band’schen Schaffensphasen, die folgen sollten, mit von der Partie war, gehört wohl zur Minderheit im Business, die auf Charlie nix kommen lässt (und wohl auch nie exorbitant beschissen wurde), wirkt heute noch in unterschiedlichsten Funktionen an Full-Moon-Produktionen mit und beteiligt sich auch an den Wiederauswertungen der „Klassiker“. So z.B. an „Sorority Babes in the Slimeball Bowl-o-Rama“s (Titel des Jahrhunderts) aktueller Blu-Ray-Auswertung, die in europäischen Gefilden zunächst von den umtriebigen Briten von 88 Films unters Volk gebracht wird. Wie der Maestro selbst in einer kurzen Videoeinführung erläutert, fand man – wie das bei Charles Band so üblich ist – in irgendeinem vergessenen Lager in einem Haufen Schutt das Original-35-mm-Kameranegativ („Sorority Babes“ wurde tatsächlich noch echt auf Film gedreht und hatte sogar einen kleinen Kino-Run inklusive Booking in der 42nd Street in New York, der Quintessenz des Grindhouse-Kino-Begriffs, worauf DeCoteau tierisch stolz ist) und so konnte für die Blu-Ray, im Gegensatz zu den bisherigen Heimkinoveröffentlichungen, auf Top-Quellmaterial zurückgegriffen werden, dem dann auch ein brandneuer 2K-HD-Transfer spendiert wurde. Um zumindest das vorwegzunehmen – das hat sich allemal gelohnt, denn „Sorority Babes“ sieht jetzt wirklich bildschön aus…

Der Film, der in Deutschland unter dem etwas rätselhaften Titel „Beast You!“ veröffentlicht wurde, vereinigt drei der Top-Scream-Queens der 80er: Linnea Quigley („Return of the Living Dead II“, „Creepozoids“), Michelle Bauer („Hollywood Chainsaw Hookers“, „Das Geheimnis des Grabmals am Nil“) und Brinke Stevens („Slave Girls from Beyond Infinity“, „Teenage Exorcist“) – eine gewinnbringende Kombination, aus der ganz augenscheinlich auch eine Freundschaft wurde, zumindest arbeiten die drei Mädels auch heute noch gern miteinander zusammen („Trophy Heads“, „3 Scream Queens“). Wer da noch mehr Gründe braucht, um eine Sichtung allein schon aus wissenschaftlichen Gründen für sinnvoll zu halten, ist mutmaßlich hier auf der falschen Website.

Insofern ist „Sorority Babes“ *inhaltlich* nicht sonderlich originell – es ist der Ultra-Low-Budget-Take auf den sprücheklopfenden übernatürlichen Killer, und Charlie Band dürfte allein schon beim Gedanken an potentielle Imp-Replikas im Schritt etwas, ehm, erregt worden sein, passt der abgebrochene Gartenzwerg-Dämon ja wunderbar in Charlies Killer-Mini-Kreaturenfimmel (wäre der Film aktuellen Baujahrs, könnte man sich im Full-Moon-Webshop sicher 1:1-Nachbildungen für geringes Entgelt bestellen und die nächsten vier Sequels wären schon im Crowdfunding-Stadium…). Wie in den späten 80ern durchaus üblich, wird die Chose auch abseits der herumalbernden Killerfigur nicht weiter ernst genommen und bindet in die Horror-Klischees eben auch solche aus der typischen „Revenge of the Nerds“-College-Comedy-Fundgrube ein. Dafür, dass sich auch Drehbuchautor Sergej Hasenecz sicher keine gesteigerten Gedanken über Sinn, Zweck und tieferen inneren Zusammenhang der Plotte gemacht hat, verbinden sich die Comedy- und Horror-Elemente aber ganz passabel, DeCoteau hat, wenn er Bock auf’s Projekt hat, durchaus ein Händchen sowohl für das eine als auch das andere, und bei „Sorority Babes“ war der gute David offenbar motiviert genug.

Auch wenn die Plotte nicht wirklich gehaltvoll ist und die Gags weniger lustig sind als DeCoteau und Hasenecz sich das vermutlich vorgestellt haben, so zieht sich doch ein Geist des „good friendly violent fun“ durch das Prozedere, und insofern passt es auch ganz gut, dass der Streifen in Sachen Splatter/Gore zurückhaltend bleibt und nur wenige explizit blutige Sequenzen auffährt; der Film ist nunmal mehr Komödie als Schrecken (es halten sich zwar hartnäckig Gerüchte über einen blutigeren Director’s Cut, aber ich vermute mal, hätte es einen solchen gegeben, wäre der Blu-Ray-Release sicher der perfekte Zeitpunkt gewesen, ihn ans Licht der Öffentlichkeit zu zerren). DeCoteau inszeniert bei dieser Gelegenheit vergleichsweise konservativ, schwerpunktmäßig auf das komödiantische Timing ausgerichtet, ohne Schnörkel, aber flott und nicht uneffektiv. Scripttechnisch könnten die Dialoge da und dort spritziger sein – speziell die Kommentare des Imps sind eher gewollt komisch als wirklich originär witzig.

Effekttechnisch gibt’s, wie schon gesagt, wenig an blutigen Effekten. Die Animation des Imps ist für das Budget in Ordnung. Freunde nackter Tatsachen kommen durchaus auf ihre Kosten, hierfür sind primär Brinke Stevens und vor allem – und das ist grundsätzlich ein Vorzug – Michelle Bauer zuständig; Linnea Quigley bleibt dagegen zugeknöpft. Der Soundtrack ist passabel – neben einem wirklich auf diese schöne cheesy 80er-Art catchy Titelsong („Here in Darkness“) und einigen anderen brauchbaren Songs wird auch der „Creepozoids“-Score wiederverwertet.

Der Cast ist, wie ebenfalls erwähnt, durchaus gefüllt mit B- bis C-Prominenz. Zu Linnea, Michelle und Brinke muss ich an dieser Stelle sicher nicht viel sagen – Linnea Quigley bietet hier eine ihrer besseren Darbietungen, Michelle Bauer kann in meinen Augen praktisch nichts falsch machen, speziell, wenn sie sich aus den Gewändern schält, der weltgrößte Brinke-Stevens-Fan werde ich nicht mehr werden, aber ihre Wichtigkeit für die Scream-Queen-Branche werde ich nicht bestreiten. Das Deppentrio auf männlicher Seite wird gespielt von Andras Jones („Horror in the Attic“, „A Nightmare on Elm Street 4: The Dream Master“, „The Demolitionist“) als Calvin, Hal Havins („Welcome Home, Roxy Carmichael“, „Night of the Demons“) als dicker Jimmie und John Stuart Wildman („Lethal Pursuit“, „Terror Night“) als Keith, wobei ich es nicht verkehrt gefunden hätte, hätten Jones und Wildman die Rollen getauscht. Als Sorority-Chefin Babs begrüßen wir Robin Rochelle („American Fighter IV“, „The Slumber Party Massacre“), die eine durchaus couragierte Performance (und auch optisch ansprechend im Dominatrix-Outfit… eh) abliefert. Leider nahm sich Robin 1994 das Leben. Als ihre Sidekicks fungieren Kathi O’Brecht („Linnea Quigley’s Horror Workout“) und Carla Baron („Terror Night“, „Hack-o-Lantern“). Einen kleinen Part als Hausmeister, der unseren Helden die Hintergrundgeschichte des Imps erklärt, absolviert George „Buck“ Flower („Zurück in die Zukunft“, „Sie leben“, „The Fog“). Den Imp spricht Michael D. Sonye („Star Slammer: The Escape“, „Hollywood Chainsaw Hookers“) in seiner Dukey-Flyswatter-Persona.

Die Blu-Ray von 88 Films verfügt, wie schon angedeutet, über brillantes Bild (1.85:1-Widescreen), sauberen Ton (endlich versteht man den Imp mal richtig… der alte Cult-Video-DVD-Release war da ziemlich mau), neben der Video-Einführung durch DeCoteau auch über einen Audiokommentar, Trailer, eine kurze Interview-Sequenz mit Brinke Stevens und ein bisschen improvisierte Dukey-Flyswatter-Soundbits, die Stuart Gordon zum Lachen bringen.

Insgesamt kann „Sorority Babes“ nicht ganz mit DeCoteaus besten Werken („Dr. Alien“, „Alien Arsenal“, „Puppet Master 3“, nach meiner bescheidenen Ansicht) mithalten, macht aber dem Fan von Low-Budget-Kappes schon ordentlich Spaß und gewinnt in der neuen Blu-Ray-Fassung doch noch mal deutlich an Leben. Für Empire-/Charles-Band-Komplettisten ist die Scheibe unverzichtbar, und wer seinen Fun an einer kleinen, anspruchslosen Horror-Comedy haben kann, dem wird hier geholfen!

(c) 2017 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 6

BIER-Skala: 7


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