Beast – Unheimliche Tiefe, The

 
  • Deutscher Titel: Beast - Unheimliche Tiefe, The
  • Original-Titel: Cruel Jaws
  • Alternative Titel: Jaws 5: Cruel Jaws, Shark Terror - Das Biest aus der Tiefe, Fauci crudeli |
  • Regie: William E. Snyder (= Bruno Mattei)
  • Land: Italien/USA
  • Jahr: 1995
  • Darsteller:

    David Luther (Francis Berger), Samuel Lewis jr. (George Barnes), Scott Silveria (Bob Soerensen), Richard Dew (Dag Soerensen), Kirsten Urso (Susy Soerensen), Sky Palma (Glenda), Norma J. Nesheim (Vanessa), Gregg Hood (Bill Morrison), Carter Collins (Ronnie Lewis), Natasha Etzer (Gloria Lewis), Larry Zience (Larry), Jay Colligan (Tommy), Coleman Ray (Glenn), Dick Robison (Ramon) u. a.


Vorwort

Hach, meine erste Besprechung für Badmovies. Sollte die nicht etwas Besonderes sein? Als meine Wahl auf „The Beast“ fiel, war er regelmäßiger – sogar sehr, sehr regelmäßiger – Gast im RTL2-Nacht- und manchmal sogar Vormittagsprogramm (in einer um alle Gewaltszenen bereinigten Kinderfassung), so daß es eigentlich unmöglich war, dem Film auszuweichen. Folglich war auch mir das nicht gelungen.

Warum ich mich aber nun ausgerechnet auf diesen Film einließ? Das hatte mehrere Gründe: der rumpelige Schnitt, die schlechten Schauspieler, die geradezu dreist wiedergekäute „Der weiße Hai“-Storyline (was bereits der Originaltitel „Cruel Jaws“ oder der markerschütternde Alternativtitel „Jaws 5“ (!) erahnen ließ) und viele Haiszenen, die mir irgendwie verdächtig bekannt vorkamen, obwohl ich sie doch eigentlich das allererste Mal gesehen haben müßte. Oder etwa nicht? Die folgenden 90 Minuten würden Aufklärung geben.

Zu dem Zeitpunkt der Erstsichtung (auf Videokassette – wie nostalgisch!) wußte ich auch noch nicht, daß sich hinter dem in allen Fernsehzeitungen immer als US-TV-Film angekündigten „The Beast“ in Wirklichkeit eine Co-Produktion mit Bella Italia verbarg, und der Regisseur, der sich hinter dem Pseudonym William E. Snyder versteckte, kein Geringerer als Schund-Urgestein Bruno Mattei („Hölle der lebenden Toten“) war. Da würden heutzutage natürlich sofort die Alarmglocken schrillen.


Inhalt

Ohne richtigen Vorspann gleich ab ins Getümmel: Ein Schiff, das auf dem Meer vor sich hin treibt. Passagiere sind ein alter Sack mit Schirmmütze, der sich wohl Kapitän des Kahns schimpft, und zwei Taucher. Der Alte gibt letzte Anweisungen und fleht seine zwei Kumpane an, ruhig zu bleiben, immerhin könnte die Küstenwache was mitbekommen. Aha, wir wissen Bescheid: Das Trio plant moralisch Verwerfliches. Einer der Taucher beruhigt sein Gegenüber und erklärt dem Zuschauer, was Sache ist. Man will streng geheimes Material der US-Navy bergen (oha), das an Bord der gesunkenen Cleveland lagert, es dann verkaufen und stinkreich werden. Jaja, wer’s glaubt…

Mit Harpunen bewaffnet gehen sie nacheinander von Bord, und die unspektakulären Opening Credits laufen über die Unterwasseraufnahmen. Die Taucher schwimmen ins Wrack, das in der Totalen von oben irgendwie wie ein Spielzeugschiffchen aussieht (würd‘ mich echt nicht wundern, wenn’s eins wäre). Es dauert nicht lange, und die beiden machen unerwartete Bekanntschaft mit Herrn Hai, der unseren Freunden zur Begrüßung nicht etwa brav zunickt, sondern eine der beiden Harpunen auffrißt. Die verbliebene Harpune wird vergeblich in Richtung Hai abgeschossen, dafür scheinen sie ihn erst einmal verjagt zu haben.

Unterdessen bekommt der Seebär an Deck es langsam mit der Angst zu tun und funkt seine zwei Kumpane an. Man solle doch bitteschön endlich wieder auftauchen, weil der Sauerstoff nur noch für drei Minuten reiche (der Plan scheint ja echt gut durchdacht gewesen zu sein, wenn schon nach höchstens fünfminütigem Tauchgang der Sauerstoff knapp wird). Unten passiert derweil Unglückliches: Einem der Taucher reißt irgendwie der Sauerstoffschlauch, der andere versucht zu helfen und mit ihm nach oben zu schwimmen (ob die zwei das erfüllt haben, was sie erfüllen wollten, wage ich nicht zu beurteilen, denn die Bildqualität könnte besser sein). Doch dann geschieht der nächste Schreck: Der Hai ist wieder da, aufgrund einer unübersichtlichen Schnittfolge kann man jedoch keine Details erkennen; das Schicksal der Taucher ist aber auf jeden Fall besiegelt. (Diese Szene ist sogar recht wirkungsvoll und noch ziemlich raffiniert montiert, wenn man bedenkt, daß beim Angriff ganz offensichtlich auf Stock Footage zurückgegriffen wurde. Und bei den Haiszenen davor anscheinend auch.) Kaum hat der Hai die zwei Menschenleben ausgelöscht, folgt das nächste Opfer – und wer sollte das anders sein als der ängstliche Seebär? Eine Unterwasseraufnahme von einem Hai, der nahe unter dem Schiff schwimmt, suggeriert uns, daß er das Boot gerammt hat. Der Alte stößt gequälte Schreie aus, ehe auch sein letztes Stündlein schlägt. Hastige Schnitte ersparen uns nähere, wahrscheinlich visuell ohnehin nicht darzustellende Einzelheiten.

Nachdem Mattei in den ersten fünf Minuten bereits all sein Können eindrucksvoll bewiesen und offenbar schon verbraucht hat (ohne Flachs: ich fürchte, das könnte tatsächlich die beste und spannendste Sequenz des ganzen Films gewesen sein), wechseln wir jetzt den Tag und den Schauplatz. Wir sind wieder an Land, strahlendster Sonnenschein liegt über der Küste Floridas. Die Kamera verweilt auf einem Wohnwagen, der den milchgesichtigen Jungspund Billy als Fahrer und seine Freundin Vanessa beinhaltet. Diese diskutiert mit ihrem Sitznachbarn, was sie denn dieses Jahr im Urlaub machen wollen, nachdem sie letztes Jahr Jagd auf Killerwale gemacht haben (das muss ja mal’n aufregender Urlaub gewesen sein!). Billy schlägt eher Segeln und Tennisspielen vor, aber nur wenn’s seiner Freundin genehm sei. Die freut sich wahnsinnig über diese Pläne. (Ist es nicht üblich, daß man seine Pläne schon vor dem Urlaub festlegt und nicht erst wenige Minuten vor der Ankunft?) Am Zielort angekommen beweist Vanessa ein goldenes Näschen: „Für mich riecht das Ganze nach Fischurlaub!“ Wohl wahr…

Vanessa und ihr lieber Billy besuchen das „Aquarium“. Nein, sie gehen nicht tauchen, vielmehr besuchen sie eine Delphinschau. Wir werden Augenzeugen, wie die niedlichen Tierchen durch die Luft wirbeln und allerlei Kunststücke vollbringen, ein kleines Mädchen namens Susy (soll im Folgenden für die sentimentalen Momente sorgen, weckt aber vom ersten Moment an Mordgelüste – tut mir ja auch leid) wird von ihnen gar durchs Wasser gezogen. Freundin und Freund sind ganz begeistert und strahlen übers ganze Gesicht. Unter den Zuschauern ist auch ein Hulk-Hogan-Verschnitt (nur kleiner und ohne Muskelmasse), der sich als Susys Vater herausstellen soll. Susy und das junge Paar kennen sich offensichtlich schon länger, was ich daraus schließe, daß das kleine Mädchen deren Namen kennt und fröhlich ein Gespräch mit ihnen beginnt. Vor allem mit Vanessa tauscht die süße Maus (würg) eine Menge Schmeicheleien aus. Susy: „Du bist noch schöner als im letzten Jahr.“

Dann hat Susy genug vom Schwimmen mit den Delphinen und lässt sich von „Hulk“ (hier nennt er sich Dag) aus dem Wasser ziehen. Diese Aktion zwingt Billy und Vanessa zu traurigen Gesichtern, denn die kleine Susy sitzt leider im Rollstuhl (ooooh). Susy indes scheint mit ihrer Situation sehr gut klarzukommen und lädt freudestrahlend ihre große Freundin Vanessa dazu ein, den neuen Seehund kennenzulernen. Beide ziehen von dannen, was uns bei einem echten Männergespräch zwischen Dag und Billy (die sich auch gut kennen) die Möglichkeit für ein paar Hintergrundinformationen gibt: Dag ist der Besitzer des „Aquariums“ und hat vor einigen Monaten seine Frau bei einem Unfall verloren, während Töchterchen seitdem an den Rollstuhl gefesselt ist. Finanziell sieht’s wohl auch nicht so prall aus, es sei denn, die Badesaison wird gut und Sohnemann Bob (welch‘ einfallsreiche Namen!), Sonnyboy und im besten Teenageralter, gewinnt die Segelregatta. Bob selbst, der mit einem gewissen Larry (sein Kumpel? sein Bruder? Keine Ahnung!) dem Gespräch interessiert gelauscht hat, gibt zu, daß die Chancen dieses Jahr für einen Sieg gut stünden, weil er auch im Winter fleißig trainiert hätte. (Wer sagt denn, daß deine Konkurrenten das nicht auch getan haben, Bobbyboy?)

Im nächsten Moment taucht der wohl größte Jammerlappen der Sheriff-Geschichte auf, den man sich vorstellen kann – hier heißt er Francis Berger (David Luther), wahrlich ein Martin Brody (Roy Scheider) für die Ärmsten der Armen. Und das soll unser Hauptdarsteller sein? Zumindest steht sein Name an erster Stelle. Na, das kann ja was werden!

Francis, offenbar auch Hiob von Nebenberuf, hat ganz schlimme Neuigkeiten für Dag: Samuel Lewis, ein einflußreicher Hotelkettenbesitzer, hat einen Räumungsbefehl für ihn ausgestellt. Innerhalb von 30 Tagen muss er von hier verschwinden. Billy beteuert, wie leid ihm die ganze Sache tue, aber Dag entpuppt sich als hoffnungsloser Optimist: Immerhin seien 30 Tage ’ne lange Zeit, da kann noch viel passieren. Man benötige nur eine Pachtvorauszahlung von 15 Jahren, merkt Bob ergänzend an. Wahrlich keine Kinder von Traurigkeit, die beiden…

Einen Realisten gibt’s dann aber doch noch, und das ist der emotionale Larry, den der Räumungsbefehl wenigstens ’n bißchen zu jucken scheint. Man müsse Lewis mal ordentlich die Fresse polieren. Doch Dag schwächt diese Drohung ab und beschwört Francis, sie nicht ernstzunehmen, er sei noch jung und aufbrausend.

Nachdem das auch geklärt wäre, begrüßt Francis endlich Billy, und zwar so überrascht, daß man meinen könnte, daß er ihn bis eben gar nicht wahrgenommen hat, obgleich der nur wenige Zentimeter hinter Dag gestanden hat. Jetzt bekommen wir auch ein Bild, wer Billy ist: Er ist Meeresbiologe (sozusagen der zweite Richard Dreyfuss) und erzählt Francis, daß er insgesamt 18 Monate auf See gewesen sei.

Wir wechseln den Schauplatz. Zwei badebereite Teenager, ein Männchen und ein Weibchen, toben ausgelassen und kichernd wie die Kleinkinder am Strand herum. (Tja, frisch Verliebte können unausstehlich sein!) Während ihres lustigen Herumtollens taumeln sie an eine Stelle, an der ein Schwarm Möwen, laut krächzend, durch den Sand kraucht. Das kann natürlich nichts Gutes bedeuten, die beiden Nervensägen erschrecken, denn was liegt da mausetot am Strand? Richtig, eine angeknabberte, schwer verstümmelte Wasserleiche. (So eine Szene gibt es auch in „Der weiße Hai 2“ mit einem angeknabberten Wal.) Die dürfen wir in Nahaufnahme begutachten, und eins muss man den Verantwortlichen lassen: Das Ding sieht wirklich ganz passabel aus. (Dafür wird aber auch schon ein Großteil des Budgets draufgegangen sein, denn etwas ähnlich Überzeugendes bekommen wir ab jetzt nicht mehr zu sehen, informiert mich Future Doc. Das wußten wohl auch die Verantwortlichen und zeigen in den nächsten Minuten die Leiche immer mal wieder in Nahaufnahme.)

Unser Meeresbiologe Billy wird von Francis zum Fundort bestellt. Letzterer vermutet, es könne eine Schiffsschraube gewesen sein (autsch! Immer wieder diese Cops!). Doch Billy belehrt ihn eines Besseren: Es war ein Hai! – Francis: „Ein Hai? Das ist ja wohl nicht Ihr Ernst?“ – Billy (eingeschüchtert): „Vielleicht war’s auch ein Killerwal.“ – Francis (aggressiv): „Ich erwarte eine präzise Antwort von Ihnen!“ – Billy: „Eine Autopsie ist das Einzige, was Ihre Frage beantworten kann.“ (Dieser Mann hat wirklich Ahnung!)

Ein Leichenbeschauer zeigt beim Anblick der Leiche Nerven (ach, du liebe Güte! Eine Leiche! Völliges Neuland für einen Pathologen…), bestätigt nach dem ersten Schock aber Billys Vermutung: Das war ein ziemlich großer Hai!

Samuel Lewis, der bereits erwähnte Schurke, der es doch glatt wagt, von Dag und seiner Sippe Pachtzahlungen einzufordern (legitim, aber das Drehbuch sagt: „Frechheit!“), hängt in seiner Wohnung grad mit dem Bürgermeister – charismatisch wie eine Leberwurst – ab, als Francis und Billy hereinplatzen und die Neuigkeiten weitererzählen. Wie nicht anders zu erwarten (denn wir merken ja schon, daß es die größte Leistung der Autoren war, große Teile aus dem „Der weiße Hai“-Skript mittels Copy & Paste ins eigene Drehbuch einzufügen), schenken sie den Worten keinerlei Glauben: „Was ist schon passiert? Menschen sterben immer mal wieder unter fragwürdigen Umständen.“ Lewis kann es als Arschloch vom Dienst natürlich nur darum gehen, daß die Badesaison hervorragend wird (in einem Anflug von Kreativität also ihm und nicht ausschließlich dem Bürgermeister), da ist eine Haigeschichte nicht unbedingt förderlich. Experte, der er ist, weiß er natürlich, daß eine Schiffsschraube die Unfallursache gewesen sei, und der Bürgermeister fügt ergänzend hinzu, daß vor zwei Minuten der Pathologe angerufen hätte und meinte, er könne sich geirrt haben. (Ich sage ja: Die Tastenkombinationen Strg + C und Strg + V wurden eigens für „The Beast“ erfunden.) Aber aufgemerkt: Nur ein Hai sei zu so etwas fähig, so ist sich Billy sicher, und das sei – der Tigerhai. (Das ist der schiere Einfallsreichtum, Leute. Kein weißer Hai, ein Tigerhai!)

Zwei jugendliche Unsympathen auf der Lauer. Der eine ist Ron, Lewis‘ Sohn, der mit seiner Frisur wohl einen auf Patrick Swayze machen will, der andere Tom. (Ron. Und Tom. Die Drehbuchautoren waren in der Namensgebung wirklich unvorstellbar kreativ.) Beide sind auf der Suche nach knackigen und leicht vernaschbaren Mädels. Ron hat ein Auge auf Vanessa geworfen, schade nur, daß die mit dem Langweiler Billy rumhängt. Gloria wiederum, Schwester von Ron und demzufolge auch Lewis‘ Tochter, vereinbart ein abendliches Date mit – TADAA! – Bob, dem Sohn von Dag, womit Konflikte vorprogrammiert wären.

Tom versucht währenddessen ausgesprochen subtil, Vanessa und ihre Freundin Glenda anzubaggern, stellt sich ihnen in den Weg und gibt sich als Bikinikontrolleur aus, der schauen müsse, ob Silikon im Spiel sei. Haha, sehr witzig, meinen auch die Girls und schubsen ihn unsanft weg und brüllen ihm, um ihm seelisch noch eins mitzugeben, völlig uncharmant „Dumpfbacke“ um die Ohren. Hat wohl nich‘ ganz geklappt, mein lieber Tommy…

Lewis gönnt sich was Alkoholisches. Sein Sproß stürzt rein und will wissen, was Billy und Francis vorhin bei seinem Daddy wollten. Der erzählt ihm die Geschichte vom fiesen Hai, was Ron dazu veranlasst, lautstark einen komplett hirnrissigen Verdacht zu hegen. Dag stecke dahinter, und zwar aus Rache für die Räumung. Glücklicherweise ist Lewis von zwei Dummbatzen der etwas Hellere und erklärt ihm, daß sein Intimfeind ja nichts davon hätte, da der immerhin selbst auf großen Tourismus angewiesen sei und eine derartige Geschichte für sein „Aquarium“ nicht gebrauchen könne. Da Lewis darauf nicht anspringt, versucht es Ron mit der Miese-Petze-Nummer und setzt seinen Vater davon in Kenntnis, daß sich zwischen Gloria und Bob etwas anbahne. Das ist schon viel schlimmer und bedeutet natürlich noch mehr Krieg zwischen den ohnehin gespannten Familienverhältnissen Lewis/Soerensen. Lewis schwört Rache (man kann’s auch übertreiben), doch Ron rückt mit einem genialen Plan heraus. Diabolisches Grinsen.

Abenddämmerung am Strand, die allerdings eher danach aussieht, als wäre die Szene am Tag gedreht und erst nachträglich verdunkelt worden. Ein turtelndes Liebespaar. Hemmungsloses Geknutsche, bei dem sich die weibliche Fraktion als reichlich unromantisch herausstellt, denn sie will lieber schwimmen. Er folgt ihr nach kurzem Zögern nach, und wer nur einen Haifilm gesehen hat, dürfte jetzt wissen, daß sie das Wasser nicht zweisam wieder verlassen werden. Unten lauert die Gefahr, der Hai sagt wieder Hallo. (Es ist diese Szene, die aus einem dreisten Plagiat eine Unverschämtheit macht, stiehlt Mattei doch allen Ernstes die wunderschöne Unterwasseraufnahme auf das durch das Mondlicht schwimmende Mädchen direkt aus dem Anfang von Spielbergs Original.) Das Viech verknuspert das Girlie, ohne mit der Wimper zu zucken, wenn es denn eine hätte. Ihr Begleiter kann nichts mehr für sie tun, bleibt aber wenigstens am Leben.

Susy und Gloria spielen unterdessen mit dem Seehund und den Delphinen, werden aber von Dag und Bob gestört: Es ist Zeit fürs Abendessen für Susy, doch die quengelt und will lieber weiter mit den Tierchen spielen (wenn wir mit der Kleinen nicht eh schon sämtliche Stock-Footage-Haie füttern wollen würden, dann wäre spätestens jetzt der richtige Zeitpunkt – nicht nur wegen ihrer nervtötend grellen Synchronstimme, sondern auch wegen der unvorstellbar übertriebenen Mimik unserer Susy-Darstellerin), muß sich aber letztlich geschlagen geben.

Bei Bob und Gloria geht wirklich was: Er darf sie nach Hause begleiten und eine weitere Herz-Schmerz-Szene einleiten (er klagt ihr sein Leid: Dag habe sich seit dem Tod seiner Frau sehr verändert, Susy sei so bedauernswert, die bevorstehende „Aquarium“-Schließung stehe an, dann noch der Hai – ach, Bob, du Ärmster!), die in einem zärtlichen Kuss mündet, der empfindlich durch drei unliebsame Gesellen gestört wird. (Irgendwie hab‘ ich’s ja geahnt, der Film verzichtet wirklich auf jede Überraschung.) Einer von ihnen ist natürlich Ron, der seiner Schwester erstmal ordentlich ins Gesicht schlägt (echte Geschwisterliebe!), was Bob, elender Held, wiederum nicht auf sich sitzen läßt und Ron eine blutige Nase verpasst. Allerdings wird er von Rons beiden Begleitern an den Armen festgehalten und an weiteren Schlägen gehindert. Nachdem Gloria nach Rons Aufforderung mindestens die Fliege macht, bekommt der arme Bob eine Lektion erteilt, die auch noch sein Daddy zu spüren bekommen werde, wie Ron anfügt. Er und seine Gangmitglieder treten unseren Good Guy zusammen und ziehen dann Leine, weil sie noch einiges zu erledigen haben. Was wohl?

Das erfahren wir in der nächsten Szene. Die Gang dringt heimlich in das „Aquarium“ ein und füllt tote Fische mit Strychnin und Rattengift. Dies soll den Delphinen vorgesetzt werden. Da hören sie Geräusche und verduften fluchend, nicht ohne zuvor einen Fisch in den Pool zu werfen, den Delphindame Daisy genußvoll verzehrt. (Ich weiß ja nicht, was der Hintergrund der Familienfehde ist, was eine solche doch schon recht happige Straftat rechtfertigen würde, aber meines Erachtens spinnen die alle.) Schon kommen Dag und Bob angelaufen (ähm… wurde letzterer nicht vor wenigen Minuten noch exzessiv verprügelt? Oder ist es doch Larry? Wenn die mal den blöden dunkelblauen Kamerafilter wegnehmen würden, täte ich es vielleicht erkennen), finden einen vergifteten Fisch und bemerken, daß Daisy sich seltsam benimmt. Grung genug für Dag, um Billy zu wecken.

Währenddessen wird Francis von einem Unterling aus dem Schlaf geklingelt, weil der männliche Part des Turteltäubchenpärchens von vorhin behauptet, seine Freundin sei von einem Hai gefressen worden.

Wieder bei Dag. Billy und zwei Tierärzte behandeln die kranke Daisy und geben ihr per Spritze ein Gegenmittel, das innerhalb von wenigen Sekunden grandios anschlägt und den Delphin in seinen alten putzmunteren Zustand versetzt. Das ist im Übrigen so beiläufig erzählt, daß ich mich frage, warum man diese Szene überhaupt einbauen mußte.

Der nächste Morgen: Wieder bei Francis, der wohl inzwischen mit dem Freund der Gefressenen gesprochen hat und sich mit einer eleganten Hockwende über das Treppengeländer des Polizeireviers schnurstracks auf den Weg zu Billy macht. Dieser schaut sich gerade Hai-Dias an. Francis erzählt ihm vom neuerlichen Opfer, woraufhin Billy bereits Schlimmes befürchtet: „Da kommt eine Menge Ärger auf mich zu.“ Nicht nur auf dich, Billy, nicht nur auf dich.

Lange nicht mehr im „Der weiße Hai“-Skript gewildert, was, Bruno? Jetzt aber. Francis: „Was wissen wir eigentlich über Haie?“ – Billy: „Sie sind stark wie Lokomotiven und haben das Maul voller Schlachtermesser – und sie schwimmen, fressen und pflanzen sich fort. Das ist eigentlich alles.“ – Francis: „Also wäre jeder, der an der Regatta teilnimmt, in Lebensgefahr…“ – Billy: „Wir haben leider nur zwei Möglichkeiten: ihn umbringen oder das Risiko eingehen.“ (Wie wär’s mit einer dritten Möglichkeit: die Regatta einfach absagen? Sorry, schon wieder zu viel gedacht…)

Im „Aquarium“. Lewis besucht höchstpersönlich eine Delphinschau, um einigen Leuten das Grundstück zu zeigen, auf dem das neue Hotel gebaut werden soll, nämlich eben hier, im „Aquarium“, wie er nicht ohne Häme in Richtung des anwesenden Dag erklärt. Für einen Evil Capitalist ist Lewis allerdings ganz schön wenig evil, denn er stellt Dag in Aussicht, ihm so viel Geld zur Verfügung zu stellen, daß er lange Zeit nicht arbeiten muß. Aufrechter Kerl, der Dag nun einmal ist, nimmt er das Angebot nicht an (selbst schuld), sondern reagiert reichlich ungehalten: „Sie sind doch ein Charakterschwein!“ – Lewis: „Wie bitte?“ – Dag: „Ich hab‘ gesagt, daß Sie ein Schwein sind!“ Darüber ließe sich nun trefflich streiten, zumindest in dieser Sache. Dann aber wirft Dag ihm vor, seine Delphine vergiftet zu haben. Lewis stellt sich dumm (war ja auch nicht seine Idee), gibt dem „Wikinger“ (wie Dag im Filmverlauf unfairerweise öfter mal genannt wird) aber mit auf den Weg, daß Bob seine Finger von seiner Tochter lassen solle, sonst würde der auch im Rollstuhl enden. Nun gut, wenn meine Tochter nun nicht unbedingt Susy wäre, könnte sich Lewis nun auf einen Schlag in die Fresse gefaßt machen, doch Dag hat ja seine treuen Mitarbeiter, die für ihn die Drecksarbeit erledigen. Auftritt Seehund, der Lewis anstupst, so daß der unter lautem Platschen in den Pool stürzt. Jetzt haben nicht nur Dag und Töchterchen Susy was zu lachen, sondern auch der Zuschauer. (Ein genialer Schachzug der Drehbuchautoren, die ernste und zutiefst traurige Geschichte mit innovativem Humor der Extraklasse aufzupeppen.)

In der nächsten Szene ist Lewis wieder trocken. Gemeinsam mit Chief Francis stattet er dem Bürgermeister Jefferson einen Besuch ab – und teilt dabei mächtig aus. Francis sei von seiner Haigeschichte ja wie besessen, und der Wikinger sei ein Verbrecher, weil er Lewis heute ins Wasser gestoßen hätte (wie wir alle wissen, war’s zwar der Seehund, allerdings gebe ich zu, daß ich diese weitaus weniger lächerlich klingende Notlüge sogar verstehen kann). Francis ist das egal und zügelt ihn, immerhin würden die Touristen durch die aktuellen Vorfälle ohnehin abgeschreckt, da sei Dag doch gänzlich unwichtig. Er appelliert an Jefferson, der Hai sei wie eine Maschine, die Regatta dürfe daher nicht stattfinden. Kommt gar nicht in die Tüte, findet Lewis, ist aber wenigstens zu einem Kompromiss bereit. Wie wäre es damit, Hainetze auszulegen? Der Bürgermeister hält das für eine exzellente Idee. Francis ist weniger begeistert: „Das könnte ein Festessen für den Hai werden.“ Sehr schön, erinnert mich ruhig in jeder Szene daran, daß ich mal wieder „Der weiße Hai“ gucken könnte – da höre ich diese Dialoge nämlich von professionellen Schauspielern gesprochen.

Billy und Vanessa knutschen leidenschaftlich, werden jedoch im schönsten Moment von Party-Pooper Francis gestört. Man brauche Billys Hilfe, da die Haikäfige nun angekommen seien. Wofür es Billy da als Meeresbiologen braucht? Weiß nicht. Vanessa jedenfalls reagiert empört und stellt zurecht die Gretchen- – oder besser – Grätchenfrage „Fisch oder ich?“. Billy entscheidet sich für Fisch, Vanessa zischt wutentbrannt mit Glenda zu einer Party ab.

Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber ich brauche mal wieder was fürs Herz. Zeit also für eine kleine anrührende Familienszene. Dag sitzt am Bett von Susy und will ihr als Gutenachtgeschichte ein Märchen vorlesen. Doch vorher hat sie noch ein paar Fragen: „Warum fressen Haie eigentlich Menschen?“ – „Ich glaube, weil sie hungrig sind. Haie sind immer hungrig.“ – „Blutet man, wenn man vom Hai gefressen wird? – „Ja.“ Dag will das Thema abschließen, aber Susy will noch ihren Abschlußkommentar abgeben: „Wenn ich angegriffen werden, boxe ich ihm auf die Nase.“ (Ich dir auch gleich, Susy.) Außerdem ist sie sich sicher, würde sie von ihren tierischen Freunden beschützt werden, die würden den Hai nämlich in Stücke reißen. (Was man halt in dem Alter so für Phantasien hat, diese kleine Psychopathin…) Dann liest Dag seiner Tochter endlich ein Märchen vor, und wir werden Zeuge des wahrscheinlich schnellsten (und unüberzeugendsten) Einschlafvorgangs der Filmgeschichte: Kaum fünf Sekunden vergehen, und schon befindet sich Susy im Land der Träume. Man meint regelrecht die Regieanweisungen im Hintergrund zu hören: „Ja, jetzt mach die Augen zu. Gut. Kopf leicht zur Seite drehen. Richtig, gut so.“

Vanessa und Glenda sind mittlerweile auf der Party angekommen und lassen sich gleich von Ron und Tom (der laut eigener Aussagen auch „Sexmaschine“ genannt wird) angraben. Unverständlicherweise (na gut, vielleicht sind sie auch notgeil wie Hulle) fallen sie auf die einfallslosen Komplimente rein und durchleben eine 180-Grad-Wendung, denn gestern haben sie die beiden noch als Vollidioten abgestempelt (Stichwort: „Dumpfbacke“). Ron offenbart Vanessa, wie einsam er doch wäre, und sie springt doch glatt darauf an und lässt sich zu einem Abgang Richtung Strand überreden. Nur Sekunden später taucht Billy auf, der wohl selbst gemerkt hat, daß das Auspacken von Haikäfigen eigentlich nichts ist, womit er sich beschäftigen müßte (mal ganz zu schweigen davon, daß ich eigentlich davon ausging, er würde dort Urlaub machen wollen – stattdessen aber wird er eigentlich in jeder Szene seit seiner Ankunft in Beschlag genommen), schon gar nicht spät abends im Dunkeln, erfährt aber von Glenda, daß sie gerade mit Ron abgehauen sei.

Am Strand haben auch schon Gloria und Bob ihren Spaß und kuscheln ziemlich unbeholfen miteinander. (Das Risiko, bald im Rollstuhl zu sitzen, geht Bob naiverweise ein. Gut so. Wo die Liebe hinfällt.) Irgendwo in der Nähe kommen auch Vanessa und Ron hinzu und gehen miteinander im Meer schwimmen, wo sie spontan zu knutschen anfangen (Langweiler Billy mal eben innerhalb von fünf Minuten einfach vergessen – so sind sie, die Frauen von heute). Glenda und Tom sind im Wagen hinterher gekommen und freuen sich diebisch über einen Streich, den sie ihnen gleich spielen werden. Über ein Megaphon geben sie sich als Küstenwache aus. Ein echt starker Gag, der bei den vier Beteiligten ein minutenlanges Gelächter hervorruft. Der Hai kraucht derweil durch das Meer, Spannungsmusik ertönt, aber die Badenden fliehen rechtzeitig aus dem Gewässer, Hai zieht beleidigt ab. So können Ron und Tom wegen des ebigen Späßchens den Mädels noch ein bißchen Sandcatchen vorführen. Muß jetzt eigentlich nicht sein, finde ich.

Am nächsten Tag findet eine Pressekonferenz statt, auf der Francis die Öffentlichkeit informiert, daß man Schutzgitter errichtet hätte und überall Beobachtungsposten aufgestellt wären. Somit sei die Regatta absolut sicher, und Lewis‘ Schlussworte „Es wird nichts passieren. Sie haben mein Ehrenwort drauf“ kann der Genrekenner schon jetzt als Nonsens abstempeln.

Tatsächlich tummeln sich überall Hubschrauber und Menschen mit Ferngläsern. Der Stock-Footage-Hai lungert ebenfalls in der Nähe des Strandes rum, hat es aber noch nicht geschafft, die Barrieren in Form der Hainetze zu überwinden. Francis sitzt auf einem Wachturm, wird aber sodann – analog zu „Der weiße Hai 2“ – von einer Familie (Vater, Mutter, Sohn) mit übelster Schaulust belästigt. Vater: „Hier soll ein Hai sein, der Menschen frißt.“ – Francis: „Da war ein Hai, aber der ist längst wieder weg.“ Der Vater zeigt sich verärgert, ist man doch die ganze Strecke umsonst gefahren. Dabei habe man Sohnemann einen echten Hai versprochen. (Hätte echt lustig werden können, wenn ein höchstens Zehnjähriger live vor Ort ist, wenn ein Hai gerade sein blutiges Unwesen treibt. Zählt Verantwortungsbewußtsein für Eltern denn gar nichts mehr?)

Dann passiert etwas, womit man nicht rechnen konnte: Man entdeckt den Hai. Vom Hubschrauber aus werden zwei Kugeln auf ihn abgefeuert, wobei die letzte tödlich ist. (Angeblich hat der Schütze den Hai am Kopf getroffen, doch der Zuschauer bekommt kein Bildmaterial geliefert, sondern augenscheinlich nur Doku-Aufnahmen von einem friedlich im Wasser schwimmenden Hai aus der Vogelperspektive. Von einer Kopfwunde rein gar nichts zu sehen.)

Francis ist froh, man hat den Hai getötet. Alles Friede, Freude, Eierkuchen und wir können an die Analyse gehen. Doch nicht mit Billy: Als er sich den Racker näher anguckt, reagiert er skeptisch. Das Maul ist viel zu klein – und die den toten Hai betrachtende Susy (ich an Dags Stelle würde versuchen, sie von derartigen Greuelbildern fernzuhalten, aber vielleicht hofft ihr Vater insgeheim auch auf einen Schock fürs Leben, damit ihr Gequäke aufhört) stellt eine Frage über den Tigerhai, die offensichtlich Heiterkeit auf das Gesicht des nervlich bisher so überstrapazierten Betrachters zaubern soll: „Sag, Daddy, heißt das, daß sein Daddy ein Hai war und seine Mami ein Tiger?“ (Schade, das mit dem Schock fürs Leben hat bei ihr nicht geklappt.)

Lewis ist unterdessen fleißig dabei, allen Reportern in ihre Blöcke zu zitieren, daß die Gefahr gebannt sei. Während Billy Dag gegenüber offen seine Zweifel äußert (warum nicht gleich die entsprechende Szene aus „Der weiße Hai“ in den Film schneiden?), hören Lewis und Jefferson zufällig mit und reagieren genervt (vor allem Lewis). Der behauptet, Billy hätte zu viele Filme gesehen, worauf er erwidert: „Schneiden Sie ihn doch auf, dann werden wir schon sehen, was er im Magen hat…“ (Mein Gott, wo hab‘ ich das bloß schon gesehen? Ich komme nicht auf den Filmtitel.)

Im nächsten Augenblick Aufruhr, denn ein Schiff läuft ein, und zwar das von Ramon (falls ihr euch fragt, wer denn Ramon ist – das ist der alte Seebär mit der Schirmmütze ganz vom Anfang; ich weiß, das Skript verlangt uns einiges an Denkarbeit ab). Es ist total zerstört, und Dag, der mal eben widerrechtlich Polizeiarbeiten durchführt (stört aber keinen), findet an Deck ein blutiges Tuch. Für Lewis kein Grund, die Regatta abzublasen. (Warum auch? Der angebliche Hai ist doch inzwischen gefangen!) Vielmehr fordert er, daß der Haikadaver ins Meer herausgebracht werden solle. Der Bürgermeister indes hegt erste Zweifel. (Warum? Nochmal: Aber der angebliche Hai ist doch inzwischen gefangen! Inwiefern spricht das Auffinden von Ramons Schiff dafür, daß hier ein falscher Hai im Spiel sein könnte?)

Und dann ist es endlich soweit: Nur noch wenige Minuten bis zur Regatta. (Ups, habt ihr die vergessen? Ich auch fast.) Muskulöse Teenager machen ihre Segelboote fertig, Dag gibt seinem Sohn letzte Anweisungen. Francis und Billy sind in Sorge und drücken die Daumen, daß alles gut geht. Ron indes stört sich eher daran, daß seine geliebte Schwester wieder mit Bob zusammenhockt und stößt die böseste Drohung aus, die jemals jemand in einem italienischen Haihorrorfilm äußerte: „Ich reiß‘ ihm den Arsch auf, daß er aussieht wie’n Osterhase!“

Die Regatta beginnt. Die jugendlichen Zuschauer toben und feuern ihre Lieblinge an, und pünktlich dazu ist auch der ECHTE Hai an den Schutzgittern zugange. (Ich gehe davon aus, ihr seid nicht wirklich davon ausgegangen, daß die Plotline um den Hai schon erledigt ist, um nun unvermittelt bis zum Ende in ein actiongeladenes Regatta-Filmchen umzukippen, oder?)

Faszinierende Surfszenen. (Eher nicht, weil man in den Nahaufnahmen eindeutig erkennen kann, daß die prominent nebeneinander plazierten Ron und Bob zwar so eine Art Segel in der Hand halten, aber einfach nur bewegungslos vor blauem Himmel herumstehen. Ich gehe sogar so weit und behaupte, daß alle Surfszenen um die Schauspieler herum nicht originär für diesen Film inszeniert wurden. Mir riecht das verdammt nach „The Last Jaws“, einem anderen italienischen mehr schlechten als rechten Vertreter, der versuchte, auf der Haifilmwelle mitzuschwimmen, obwohl sie 1981 eigentlich schon abgeflaut war, aber das hat in Italien ja noch keinen Filmemacher an irgendwas gehindert.) Ron, unfair wie er ist, stößt Bob mitten im Rennen samt Brett um, so daß er ins Wasser fällt und sich den Sieg abschminken kann (hirnig, wie Bob ist, macht er das natürlich so offensichtlich, daß sich Dag & Co. mittels Blick durchs Fernglas echauffieren können, womit ihm eine Disqualifikation sicher sein dürfte), doch das wird nun ohnehin nebensächlich, da der Hai irgendwie in einem von der Kamera unbeobachteten Moment einen Weg durch die Gitter gefunden hat und ein Tohuwabohu anrichtet. Er fängt bereits damit an, Surfsegel umzustoßen, was Dag und Francis mit dem Fernglas entsetzt beobachten.

Am Strand und im Wasser brechen Massenpanik aus – wie auch beim Zuschauer, denn die folgenden Szenen sind an Stümperhaftigkeit nicht zu überbieten. Regisseur Mattei verquirlt einmal mehr seine selbst gedrehten Bilder mit Bildern aus anderen Filmen in selten beknackter Weise. („The Last Jaws“ ist reichlich mit dabei.) So passiert es, daß ein Surfer von unten im Wasser gefilmt plötzlich eine ganz andere Kleidung trägt als zuvor. Dag und Billy (die Autoritäten schlechthin) brüllen, daß die Regatta abgebrochen sei und alle sofort an Land müssen. (Danke, Leute, wäre wohl keiner von denen von selbst drauf gekommen.) Das ist nicht mal ansatzweise dramatisch, zumal Effekte völlig fehlen. Alles, was man zu sehen bekommt, sind willkürlich eingebaute Blutlachen im Wasser.

Nachdem der Hai genügend unter den Surfern gewütet hat, befinden sich plötzlich auch Susy und Vanessa in Gefahr, denn der Hai zerstört auch den Steg, auf dem sie stehen. (Insert weiteres „The Last Jaws“-Footage hier, und sogar die Szene aus dem originalen „Der weiße Hai“, in der der große Weiße mit Quints Stoffetzen an den Zähnen Brody in der sinkenden Orca attackiert, ist für Sekundenbruchteile dabei.) Es gibt noch mehr Opfer, da stößt Susy mit ihrem Rollstuhl gegen ein Hindernis und purzelt ins Wasser. KREISCH! Nicht Susy! (Nein, stimmt ja gar nicht: Go, Hai, go!) Vanessa springt todesmutig ins Wasser und kann Susy im letzten Moment retten – puh! –, dafür stirbt die Retterin selbst den Heldentod. Auch ihr (Ex-?)Freund Billy kann daran nichts mehr ändern. (Schnittfehler auch hier: Von oben trägt Vanessa einen einteiligen Badeanzug, von unten jedoch eine Hose und ein T-Shirt.)

Hätten wir das auch überstanden. Inzwischen ist der Abend angebrochen. Unsere Helden befinden sich im Krankenhaus, in dem gerade Susy auf einer Barre Richtung Krankenzimmer gekarrt wird. Die Ärztin faselt gegenüber Dag und seinem mitgebrachten Anhang was von momentanem Schock, Susy könne am nächsten Tag aber wieder nach Hause. Diese ist sogar wieder richtig redselig, fragt nach Vanessa – Dag notlügt, sie sei okay – und stellt fest: „Der Hai war wirklich böse.“ (Danke, wäre ich nie drauf gekommen.) Inzwischen nähert sich Lewis der Truppe und läßt Journalisten gegenüber ausrichten, daß er alle Konsequenzen trage. (Warum eigentlich er? Ist nicht eigentlich der Bürgermeister derjenige welche, der zur Rechenschaft gezogen werden müßte?) Dag und auch Francis schlagen Lewis vor, 100.000 $ für die Ergreifung des Hais auszugeben. Billy, noch äußerst mitgenommen, geht ihm gar an den Kragen und schimpft, er habe Vanessa auf dem Gewissen, kann aber zurückgehalten werden. Lewis beteuert kleinlaut, er habe immer das Wohl der Stadt gesehen. (Wie Vaughn in „Der weiße Hai“ auch.) Francis wirft ein, man könne Lewis in der Presse zum Verantwortlichen für das Massaker abstempeln. (Was haben die nur alle mit Lewis? Der Bürgermeister ist verantwortlich. Es sei denn, auf diesem Fleckchen Erde hat ein Hotelkettenbesitzer mehr Befugnisse als ein Bürgermeister. Allerdings stimmt es natürlich, daß sich Lewis quasi wie ein Bürgermeister aufführt, während der echte sich schön aus allem raushält.) Letztlich willigt Lewis ein, ein Kopfgeld von 100.000 $ zu zahlen.

Nächster Tag. Dag, über dessen Befugnisse man an dieser Stelle ebenfalls diskutieren darf, erklärt nochmals mehreren potentiellen Haijägern die Gefährlichkeit dieses Hais. Es könnte ja sein, daß das bisher irgendjemand nicht mitbekommen hat. Auf Ron und Tom trifft das auf jeden Fall zu, denn als Bösmannfraktion sind die zugleich natürlich auch die unbelehrbaren Dummköpfe. Ein Kopfschuß müsse ausreichen, sagen sie, was Dag nicht gefällt. Er verlangt mehr Respekt. Billy, der den Verlust von Vanessa erstaunlich schnell weggesteckt hat, weiß, daß zwischen den Augen und unter der Flosse die Schwachstellen des Hais wären (tun wir mal so, als würde das für die Handlung noch wichtig werden). Er ergänzt, daß der Hai genau weiß, wann jemand in der Nähe ist. Man habe also zwei Möglichkeiten: ihn an Land kommen zu lassen oder ihn zu töten, „andernfalls tötet er zuerst.“ (Bibber!)

Was braucht ein Haifilm dringender als ein drittes Nasenloch? Richtig, die Mafia. 😛 Zu unserer großen Überraschung unterhält sich ein gefährlich aussehender Rammbock von der örtlichen Mafia mit Menschenfreund Lewis. Er beschwört ihn, den Hai sofort aus der Welt zu schaffen und wirft ihm vor, daß er die Regatta fortsetzen ließ, anstatt sie abzublasen. (Armer Lewis. Für alles wird er verantwortlich gemacht.) Die Freunde in New York wären nicht gerade begeistert, Lewis gesteht seine Fehler ein. Er scheint also obendrein noch in illegale Geschäfte verwickelt zu sein. Ron hört das Gespräch heimlich mit, und als der Rammbock gegangen ist, berichtet sein Daddy, daß die Immobilienpreise in den Keller gehen, wenn nicht bald der Hai stirbt. Familie geht Ron über alles und so verspricht er Papa, ihm den Haikopf zu holen.

Gesagt, getan – schon am nächsten Tag (oder meinetwegen auch am selben Tag oder zwei Tage später oder fünf Jahre später, genauere Zeitangaben kriegt man hier sowieso nicht geliefert) trifft er sich mit Glenda, Tom und einer anderen gesichtslosen Baracke (Name mir unbekannt, wird, glaube ich, auch gar nicht genannt), um letzte Vorbereitungen für die Haijagd zu treffen. Glenda hat gut mitgedacht und eine Schusswaffe von ihrem Vater mitgebracht. „Er vertraut auf dieses Ding!“ (Das ist in meinen Augen eine Schrotflinte – ich bin kein großer Waffenexperte –, die bekanntlich sehr wirksam gegen Monsterhaie ist, aber mich wundert bei so viel geballter Dummheit auf einen Haufen gar nichts mehr.) Scheint jedenfalls ein sehr liebevoller Vater zu sein, wenn er seine Tochter damit auf die Pirsch schickt. Und schwupps besteigen sie das Schiff und stechen in See.

Unsere drei Freunde Dag (mal eben locker in Kauf nehmend, seine Tochter zur Waise zu machen), Bob und Billy tun es ihnen gleich und lassen Susy mitsamt Gloria allein zurück, die ihnen hinterherwinken. Gloriose Musik ertönt, und weil man die nicht auch noch bei „Der weiße Hai“ klauen wollte, muß diesmal „Star Wars“ (!) herhalten. Mich wundert der laxe Wert von Urheberrechten in Italien minütlich mehr. Hat hier keiner irgendwann Veto eingelegt und in die Runde gefragt, ob Onkel Spielberg (bzw. in diesem Fall John Williams) wohl damit einverstanden ist. Oder gilt „The Beast“ tatsächlich als offizieller fünfter Teil der „Jaws“-Reihe, weshalb die Wiederverwurstung geduldet werden darf?

Dag, der diesen Morgen offensichtlich einen Clown gefrühstückt hat, reißt ein paar müde Witzchen, über die er selbst am meisten lacht (froh, dich aus den Klauen deiner Tochter befreit zu haben? Wäre ich ja auch), und erzählt über seine Karriere als Walfänger. Billy gefallen die Scherze gar nicht, er sieht sich deshalb genötigt, Matt Hooper aus „Der weiße Hai“ fast wörtlich seinen Spruch zu klauen: „Der Hai, nach dem wir suchen, ist ein besonderer Hai. Er ist irgendwie anders. Ich würd‘ sagen, er ist anormal.“

Noch guten Mutes sind Ron und seine Freunde. Sie schmeißen einen riesigen Fleischklumpen ins Wasser, um den Hai damit zu ködern. (Schade, an der Stelle hätte ich einen Spruch à la „Den Braten habe ich meiner Alten aus der Tiefkühltruhe geklaut“ erwartet, wenn wir doch schon so fleißig „Der weiße Hai“ abkupfern.) Die Aufnahmen des aus dem Schiff hängenden Fleischstücks wurden – bestimmt autorisiert – einer Hai-Dokumentation entliehen, was man nicht nur an der wechselnden Größe des Klumpens erkennen kann, sondern auch an der grobkörnigeren Bildqualität der Archivaufnahmen.

Das war erstmal wieder genug Action (Action? Welche Action?), also zurück zu Gloria, Susy und den Delphinen. Susy gesteht Gloria, daß sie nicht mehr gern mit den Delphinen spielt und unbedingt hier weg will, weil „wir uns nur Luftrösser gebaut haben.“ Gloria korrigiert: „Du meinst wohl Luftschlösser.“ – Susy: „Ist das nicht dasselbe?“ (Ich hätte nichts dagegen, den Drehbuchautoren ein solches Luftschloß über den Schädel zu zimmern.) Susy betont ihre innerliche Zerrissenheit: „Ich will hier nicht weg, ich will aber auch nicht hierbleiben.“ Das Los eines Kindes ist ein schweres.

Just machen Ron und Konsorten Bekanntschaft mit Stock-Footage-Aufnahmen eines Hais. Ron schießt reichlich unmotiviert mit der Schrotflinte auf den Hai. Den stört’s nicht sonderlich, sondern er rammt das Boot. (Sind das da im Hintergrund Eisberge bei den gezeigten Unterwasseraufnahmen des Hais?) Das Schiff gibt bedauerlicherweise den Geist auf. Verzweiflung macht sich breit. Der Namenlose der vierköpfigen Besatzung schlägt vor, den Köder wieder ins Wasser zu werfen, was allgemeine Zustimmung findet. (1. Wann haben sie den Köder eigentlich wieder reingeholt? 2. Warum soll er ausgerechnet jetzt, wo das Boot keinen Laut mehr tut, wieder reingeworfen werden? Lebensmüde?) Die Antwort auf die zweite Frage folgt auf dem Fuß: Damit wir natürlich Zeugen einer Dokumentarfilmszene werden können, die sich abermals sichtbar vom eigens gedrehten Material unterscheidet. Dort schnappt ein Hai, der wiederum ganz anders aussieht als alle anderen bisher im Film dargestellten Haie/Haimodelle, gierig nach einem ebenfalls Stock-Footage-Fleischklumpen. Die Frage, für wie blöd Mattei seine Zuschauer hält, müssen wir hier, glaube ich, nicht weiter ausführen. Naja, jetzt wird’s immerhin voll spannend: Die Leine, an der das Fleisch befestigt ist, reißt, woraufhin Ron ins Wasser fällt und dem Hai als willkommene Zwischenmahlzeit dient. Effekte? Nö, lassen wir mal lieber. Rote Farbe im Wasser reicht.

Nun hat der Hai aber im wahrsten Sinne des Wortes Blut geleckt. Glenda kommt in ihrer Panik (nach dem eingebauten Haisprung an Bord der Orca aus „Der weiße Hai“) auf die grandiose Idee, Benzin aus einem Kanister auf den Hai zu kippen, um ihn dann anzuzünden – könnte funktionieren, wenn sie den Kanister mal loslassen und das Benzin nicht auf das Deck, sondern auf das Monster schütten würde. Vielleicht hätten diese zwei groben Fehler von Glenda aber gar keine negativen Konsequenzen, wenn Tom nicht noch einen dritten Fehler beginge und mit seiner Pistole auf den Hai und nicht auf den Kanister schießen würde. So macht es bumm (Stock-Footage-Schiffsexplosion im Anmarsch!), und ich bin geneigt zu sagen: Noch niemals hat den Tod jemand mehr verdient!

Die Heldenfraktion, der wir ja ohnehin mehr die Daumen drücken (Susy ist ja nicht mit dabei), hören den Lärm und wollen dem auf den Grund gehen. Francis wird in der Zwischenzeit bereits darüber informiert, daß die Küstenwache eine Explosion von Lewis‘ Boot gemeldet hat. (Schwer auf Zack, die Küstenwache. Nicht wegen der gemeldeten Explosion, aber daß sie sogar den Eigentümer des Boots identifizieren konnte.) Francis tut das einzig Richtige und befiehlt, alle Schiffe zurück an Land zu holen und Lewis die böse Nachricht vom Tod seines Sohnes zu überbringen.

Bob stellt fest, daß das Ruder streikt. SCHOCK! Dag ärgert sich und trampelt sofort in den Maschinenraum, um das Problem zu beheben, bemerkt aber umgehend, daß die Ursache im Wasser zu suchen ist und will sich das Schiff von außen näher ansehen, doch sein treuer Sohnemann Bob kommt ihm zuvor und taucht selbst unters Schiff.

Francis, als offenbar einzige Polizeiautorität des Ortes, ist inzwischen bei Lewis eingetroffen und teilt dem die traurige Kunde mit. Obendrein erbittet er von Lewis einen seiner Helikopter, um die Bestie eigenständig zu besiegen. (Einen eigenen Polizeihubschrauber scheinen die hier also nicht zu haben.) Lewis willigt verbittert ein.

Bob hat mittlerweile den Grund für die Schiffsprobleme herausgefunden: Ein Seil hat sich im Propeller verfangen. Doch da – wieder Spannung! Sowas in der Art. Der Hai kommt angeschlichen, doch ehe er Happa-Happa machen kann, behebt Bob in letzter Sekunde das Malheur und kehrt unversehrt an Deck zurück. Der kleine Racker dreht (mal wieder) beleidigt ab. An Bord berichtet Bob von einer weiteren Entdeckung: Auf dem Meeresgrund befindet sich ein Schiffswrack. (Oha, schlagen wir etwa den Bogen zur einleitenden Szene?) Da kommt ein Hubschrauber der Küstenwache angeflogen, und man teilt dem Trio mit, sofort umzukehren – was Dag und seine Crew dann auch tun.

Francis, den wir ja eigentlich für unseren Brody-Ersatz gehalten haben, der irgendwann auch noch aufs Meer hinausfährt, steigt blind vor Haß in den georderten Helikopter ein und hebt zusammen mit dem Piloten ab. Es dauert nicht lange, und er erblickt mit seinem Fernglas den Übeltäter aus der Hai-Doku. Blitzschnell zieht er seine Jacke aus und schmeißt ebenfalls einen Fleischklumpen (hat der ihn wenigstens seiner Alten aus der Tiefkühltruhe geklaut?) aus dem Hubschrauber. Offenbar hat er allen Ernstes vor, den Hai per Hubschrauber an der Leine an Land zu hieven. Ähm, ich habe ja schon viel gehört, aber ist das wirklich eine gute Idee – und vor allem: Ist das technisch überhaupt durchführbar? Egal, der Doku-Hai und irgendein anderer Film-Hai (aus der Totalen aufgenommen – beinahe könnte man glauben, daß das zur Abwechslung eigens für den Film gedrehtes Haimaterial ist), die aber ein und derselbe Hai sein sollen, beißen jedenfalls an, aber er ist zu groß und schwer. „Wir werden einen größeren Helikopter brauchen!“, stellt der Pilot erstaunlich nüchtern fest. (!! So kann man den kultigen „Wir werden ein größeres Boot brauchen“-Spruch von Brody in „Der weiße Hai“ natürlich auch veralbern. Ihr habt sie echt nicht mehr alle.)

Also wird das Maschinengewehr (!) ausgepackt, um seinen Dienst zu tun. Francis: „Ich blas‘ dir dein bisschen Gehirn weg!“ (Das sagt der Richtige!) Es sieht so aus, als würde er den Hai nicht mal ankratzen, und so kommt, was kommen muss: Er fällt ins Wasser und wird Haifutter. So viel zu meiner These, Francis wäre ein zweiter Brody… Ein harter Schnitt beendet die Szene. Was sonst noch passiert, bleibt der Phantasie des Zuschauers überlassen. Anzunehmen ist, daß Pilot und Hubschrauber ähnlich viel Glück wie Francis haben. Eine Hubschrauberexplosion jedenfalls haben die Macher offenkundig nicht im Archiv gefunden.

Wieder zurück auf Lewis‘ Anwesen. Der Rammbock von der Mafia von vorhin ist wieder zu Besuch und liest seinem Gegenüber ob der neuen Vorkommnisse die Leviten. Als würde der hilf- und ratlose Lewis nicht schon genug leiden. Augenscheinlich erkennt der Mafioso aber, daß von Lewis nicht mehr viel Hilfe zu erwarten ist und so schickt er seine beiden besten Männer los, die er zu diesem Anlaß gleich mitgebracht hat, um den Hai wegzupusten, die 100.000 $ Belohnung einzukassieren und Lewis‘ Geschäfte zu übernehmen. Und mit „beste Männer“ meine ich Lloyd Christmas und Harry Dunne aus „Dumm und Dümmer“ in dumm. Gloria hört heimlich mit (so richtig mit Geheimniskrämerei hat die Mafia das in diesem Film nicht – vorhin durfte ja schon der nun tote Sohnemann mithören) und stellt ihren Papa zur Rede, macht ihm Vorwürfe, das Leben ihres Bruders nur wegen seiner Partner geopfert zu haben. Dafür kriegt sie eine schallende Ohrfeige (man achte auf Schlagstärke der Hand und den dazugehörigen Klatschton), und als sie mit Dag und dessen Anhang reden will, schließt Lewis sie in ihr Zimmer ein, und zwar solange, „bis das alles vorüber ist“. (Kann ja noch dauern.)

Inzwischen dürfen nicht nur Dag, Bob und Larry (auch mal wieder mit dabei), sondern auch der Zuschauer in einem Institut, zu dem sie sich Zutritt verschafft haben (keine Ahnung, wieso, weshalb, warum – hat Billy einen Schlüssel?), durch Billy endlich erfahren, was es mit der Eingangssequenz auf sich hatte. Das gesunkene Schiff hatte einen genmanipulierten Hai geladen (ui, völliges Neuland), der es sich jetzt darin gemütlich macht und alles drumherum als sein Jagdgebiet ansieht.

Wie in vielen Filmen üblich reicht ein abgeschlossenes Zimmer nicht aus, um Kinder festzuhalten, so daß es für Gloria ein Leichtes ist, über den Balkon ihr Zimmer zu verlassen, zu fliehen und prompt zu ihren Freunden zu rennen. Die (bzw. eigentlich eher Billy) haben währenddessen bereits einen Plan ausgetüftelt, wie man den Hai besiegen könnte. Also, anschnallen, liebe Leser, der Plan: Man füllt das Schiff mit Dynamit und sprengt es mit dem Hai in die Luft. Wow. (Damit würde man auch ganz sicher die Schwachstellen des Hais zwischen den Augen und unter der Flosse erwischen – ein grandioses Ding, das der Billy da rausgehauen hat!)

Gloria stürmt in den Raum (man frage sich nicht, woher sie weiß, daß die Lumpen hier rumlungern) und berichtet aufgeregt, daß sie neben einigen anderen schlimmen Sachen eben mitgehört hätte, daß drei finstere Gesellen es aufs „Aquarium“ abgesehen hätten. (Worauf genau? Ich weiß es nicht!) Da fällt es Dag wie Schuppen von den Augen: Susy ist dort momentan ganz allein. (Ich zweifle mehr und mehr an der Liebe des Vaters zu seiner Tochter. Kaum mit einem Schock aus dem Krankenhaus entlassen findet er es eine dolle Idee, sie ohne Babysitter zu Hause zu lassen. Aber wie gesagt: Ich kann es ihm nicht verdenken.)

Alle stürmen aus dem Gebäude – und lassen nicht nur die schriftlich festgehaltenen Pläne liegen, sondern schließen obendrein auch nicht ab. Augenscheinlich hat Gloria ein kleines Augenproblem, denn direkt vor dem Haus parken die zwei Gorillas, die sie eben noch in ihrem Haus beobachtet hat, mit ihrem Wagen, und nur wenige Zentimeter laufen die Gutmenschen an den beiden vorbei, ohne daß es Sweetheart Gloria auffallen würde. Somit folgt die Strafe auf dem Fuß: Die Gorillas (im Folgenden Lloyd und Harry genannt) brechen ins Institut ein, nehmen die Pläne näher in Augenschein und verschwinden damit.

Dag, als Hulk-Hogan-Verschnitt in der Hierarchie die unangefochtene Nummer eins, teilt die Gruppe auf: Bob und Larry sollen die Boote überwachen (?), Billy die Papiere holen (tja, gleich mitnehmen wäre einfacher gewesen), und Dag selbst bleibt mit Gloria am Schwimmbecken (Susy schläft zwar im Haus, aber ja, Dag, bewacht mal lieber das Schwimmbecken und die Delphine – Depp). Gleichzeitig plant er, morgen früh um sechs mit seiner Belegschaft aufzubrechen. Billy findet derweil nur noch ein leeres Büro vor und flucht. (Mein Mitleid hält sich in Grenzen.)

In einer selbst für diesen Film herrlich bescheuerten Szene kommen Bob und Larry ins Bild gerannt, stellen im Bruchteil einer Sekunde fest, daß es hier unverdächtig aussieht, ehe die Dummbatzen von den noch dümmeren Lloyd und Harry niedergeschlagen werden. Danach knüpfen sie sich Dags Boot vor und fummeln da offensichtlich irgendwas dran rum. Sollen sie’s machen. Jeder, wie er will.

Diese Fummelei hatte jedenfalls nur einen Grund: So können sich am nächsten Morgen Lloyd und Harry ihrerseits mit einem Boot auf Haijagd machen (schlecht bestellt um die Mafia, wenn das das beste Personal ist, was sie aufbieten kann – oder ist das am Ende der subtile Plan des Mafiabosses, seine Unterlinge ohne eigenes Zutun loszuwerden?), während Dag erst noch an seinem eigenen Kahn fuhrwerken muß, um ihn wieder flott zu bekommen – was ihm auch problemlos gelingt. Es wäre ja für Lloyd und Harry auch zu schwer gewesen, das Boot gleich zu verschrotten oder anzuzünden. Stattdessen schraubt man halbherzig an der Technik herum. Ich sag’s ja: Selbst der Begriff „Dummheit“ wäre zu viel der Ehre für die beiden Blödmänner.

Wo wir gerade vom dummnamischen Duo sprechen: Das hat mit Hilfe der von Billy ausgearbeiteten Pläne die Heimstatt des genmanipulierten Hais ausgemacht, und der Stärkere des blöden Duos taucht – ausgestattet mit Giftpfeilharpune – in das Wrack, um dort dem schwimmenden Unhold den Garaus zu machen. Ich nehme noch Wetten entgegen: Schafft er’s? Wer hier einen Euro einsetzt, möge mir bitte auch gleich sein übriges Geld geben.

Es ist schon irgendwie schade: „Der weiße Hai“ hatte Persönlichkeiten wie Brody, Hooper und Quint, die gemeinsam in See stachen, um das titelgebende Monstrum zu besiegen. In „The Beast“ müssen wir mit einer schwächlichen Version von Hulk Hogan, nämlich Dag, und drei blassen Taugenichtsen, nämlich Bob, Billy und Larry, vorlieb nehmen. Gloria kommt nicht mit, darf aber dafür auf Susy aufpassen. (Ich an Glorias Stelle wäre ja lieber mitgekommen, wenn ich die Wahl hätte. Aber generell kann man Dag wohl dankbar sein, daß er nicht Lewis als Babysitter engagiert hat. Zuzutrauen wäre es ihm.) Zum Abschied kurz vor dem neuerlichen Wasserausflug sammelt Sonnenschein Susy weitere Niedlichkeitspunkte (würg): „Gib dem Hai einen Boxer auf die Nase von mir!“ (Ihren Optimismus hätte ich gern. Schon mal mit dem Gedanken gespielt, Kleine, daß dein Papi auch getötet werden könnte?) Gloria und Bob hingegen können sich schwerer voneinander trennen. Das Mädel bricht wenig überzeugend in Tränen aus.

Der Mafia-Taucher bekommt es indes im Schiffswrack völlig überraschend mit dem Hai zu tun. Da die Tricks wieder zu aufwendig gewesen wären, um eine solche Attacke zu zeigen, baut Mattei halt mal wieder eine Szene aus „The Last Jaws“ ein, in der ein Gummihai an die Wasseroberfläche kommt und einen Taucher halb im Maul hängen hat. Nach dem Willen des Regisseurs war das aber der Mafia-Taucher und der ist nun tot. (Hat jemand auf ihn gesetzt? Tja, Pech gehabt.) Der zurückgebliebene (im wahrsten Sinne des Wortes) Mafioso an Deck bekommt Panik und darf einen Augenblick später ebenfalls sein Ableben feiern: schreiender Dummkopf – Stock-Footage-Hai taucht erneut auf – Aufnahme von Stock-Footage-Haimaul – schreiender Dummkopf weg. Die Illusion ist perfekt, genau wie die Effekte. Und der Zuschauer fragt sich: Was, verdammt nochmal, hatte nun dieser Mafia-Subplot in der Geschichte zu suchen? Dieser Handlungsstrang ist ja wohl voll ins Leere gelaufen. Kein Wunder, daß Mattei und sein Team sich ansonsten lieber gleich teils 1:1 am „Der weiße Hai“-Skript entlanghangelten, wenn am Ende so ein Scheiß dabei rauskommt.

Somit müssen wir jetzt all unsere Hoffnung auf das Heldenquartett setzen. Wir kommen zum knalligen Finale, das sich gewaschen hat. Unter pathetischer Musik (ja genau, es ist wieder „Star Wars“, wieder John Williams und wieder dasselbe Stück wie vorhin) laufen die vier Helden ein zweites Mal aus. Schon einen Moment später haben sie den Ort erreicht, an dem sich das Schiffswrack befindet, und sie bereiten das Dynamit vor. (Woher sie das haben? Keine Ahnung! Vielleicht hat Dag mal für den Fall der Fälle ein paar Stangen im Keller gebunkert…)

Schließlich gehen Billy, Bob und Larry tauchen, um das Dynamit am Schiffswrack anzubringen. Dag hält an Bord nach dem Hai Ausschau. Bis die drei Taucher dorthin schwimmen (während das Wrack in der Oberansicht immer noch wie ein Spielzeugschiffchen aussieht) und es ihnen völlig problemlos gelingt, die Sprengladungen dort anzubringen, führt der Regisseur uns noch ein kleines Repertoire an Unterwasserarchivmaterial vor, das er irgendwo gefunden hat (boah, eine Muräne, wow, ein Tintenfisch). Zwischenzeitlich darf Larry noch einmal auftauchen, um sich von Dag ein rätselhaftes gelbes Kästchen abzuholen (offensichtlich eine Art Zeitzünder). Es ist spätestens diese Szene, in der man deutlich erkennen kann, daß das Wasser, in dem er schwimmt, höchstens vier Meter tief ist.

Ich merke doch schon: Die Leserschaft hält es vor Spannung nicht mehr aus, und so kommt es, wie es kommen muß: Der Racker taucht endlich auf. Dag sieht ihn als Erstes, gerade als er ganz gemütlich ein Schlückchen Bier trinken will, und ihm fallen fast die Augen aus (1A-Schauspielerleistung!). Er ist der Meinung, mit einer Schrotflinte den Hai abknallen zu können, der sich erwartungsgemäß jedoch wenig beeindruckt aufmacht, Richtung heimatlichem Wrack abzutauchen.

Bob und Larry beenden ihren Tauchgang, doch sogleich fällt ihnen auf, daß Billy noch fehlt. Also beschließt Bob, der Held, nach ihm zu tauchen und ihn hochzuholen. Aufgrund der schlechten Unterwasserbildqualität weiß ich nicht so genau, was Billy genau passiert ist, aber anscheinend nichts Schlimmes, denn es sieht so aus, als wolle er mit Klopfgeräuschen wie annodazumal Brody mit dem Stromkabel in „Der weiße Hai 2“ den Hai anlocken. Schwer keuchend gelangt er aber an die Wasseroberfläche. Problem: Nun fehlt Bob! Und warum? Die Zündschnüre sind nicht miteinander verbunden! Schockschwerenot! Könnt ihr fühlen, wie ich zittere?

Ehe der Hai (diesmal zur Abwechslung mal wieder einer aus irgendeiner Doku) kraftvoll zubeißen kann, hat er alles wieder heile gemacht und ist auch schon wieder an Deck. (Von Schnitt-Technik hat Meister Mattei offenbar auch noch nichts gehört. Eben noch ist Bob im Schiff, Sekunden später schon oben. Folglich sieht es so aus, als hätte er nur wenige Sekunden gebraucht, um wieder an die Oberfläche zu kommen.) Und weil das nun wirklich genug der Spannung war, geht das Dynamit gleich hoch, und mit ihm der Hai, dem dabei glatt der Kopf abfliegt. (Geht mir ähnlich, bei so viel Stuß.) Der eher schauerlich schlechte und eine Sekunde andauernde Effekt dürfte mit irgendeinem haiähnlichen Gummifisch im Aquarium bewerkstelligt worden sein, und ich bin mir nicht mal sicher, ob nicht auch der von irgendwo geklaut ist. (Laut IMDb gehört jedenfalls auch d’Amatos „Shakka“ zu den beklauten Opfern. Mattei klaut bei Joe d’Amato. Es ist eine verrückte Welt, in der wir leben.) Ob Gummihai oder nicht, die vier Giganten schert das eh nicht. Sie liegen sich jubelnd in den Armen und schreien ihre Freude heraus. Sieg! Es war so aufregend. Echt.

Elegante Überleitung zu hochspringenden Delphinen im „Aquarium“. Der Zuschauer bekommt zum Abschluß noch ein paar Kunststücke der possierlichen Viecher geliefert. Die Zuschauermenge tobt, auch Susy ist ganz aus dem Häuschen, sogar Lewis ist anwesend – allerdings nur aus dem Grund, um Dag einen Scheck als Belohnung für den toten Hai zu überreichen. Der dürfte für die Rettung des „Aquariums“ ausreichen. Tja, nun hat Lewis seinen Sohn an den Hai verloren, hält auch noch Wort, was die Belohnung angeht, und was ist der Dank? Gerade als er den Besuchern die frohe Kunde von den 100.000 $ für Dag und sein „Aquarium“ verkünden will, taucht ein Seehund hinter ihm auf, stupst ihn an – und Lewis fällt wieder ins Wasser. Schallendes Gelächter, Dag grölt vor Lachen gar wie ein wildgewordener Psychopath, letzter Zoom auf die strahlende Susy (ich hoffe, sie hat sich später die Zähne richten lassen), und alles ist gut – ENDLICH ENDE!

Jepp, das, was ich da eben gesehen habe und ihr gelesen habt, war natürlich eine totale Lachnummer. Nichts, aber auch gar nichts Positives kann man hier vermerken. Nichts, rein gar nichts funktioniert hier. Bruno Mattei scheint seinen Ruf als einer der unfähigsten und untalentiertesten Regisseure aller Zeiten festigen zu wollen und legt hier etwas vor, das selbst für italienische Verhältnisse (wobei die USA ja zu dieser Produktion auch was beigesteuert hat) schon erstaunlich inkompetent ist.

Wenn dies wirklich ein Versuch gewesen sein sollte, einen konkurrenzfähigen Horrorfilm zu drehen – und davon gehe ich stark aus, da der Streifen bierernst und nicht etwa parodistisch daherkommt –, dann ist der aber auf ganzer Linie gescheitert. Allein die Idee, aufgrund fehlender Geldquellen gänzlich auf ein eigenes Haimodell zu verzichten und dafür Szenen aus anderen Haifilmen und -dokumentationen in die darum aufgebaute Handlung einzubetten, ist schon ein starkes Stück, aber immerhin kurios genug für Freunde des schlechten Geschmacks, um sich daran erfreuen zu können. Hätte man sich wenigstens die Mühe gemacht, mit dem Archivmaterial sorgfältig umzugehen, um Anschlußfehler zu vermeiden, aber nein – hier wurden offensichtlich so viele Sequenzen wie möglich in den Film gestopft und in keinster Weise darauf geachtet, ob sie nun gerade passen oder nicht. Selbst wenn Mattei versucht, das durch blitzartige Schnitte zu kaschieren, kann man spielend leicht erkennen, wenn Menschen plötzlich Hosen tragen, die sie in der anderen Kameraeinstellung eben noch nicht anhatten, oder Männer mit kurzen Haaren sich plötzlich in Frauen mit langen Haaren verwandeln. Oben habe ich ja hoffentlich genügend Beispiele gegeben, wie schlampig die Verantwortlichen gearbeitet haben – mit Ausnahme der Eingangssequenz, die – wie bereits erwähnt – das Beste am ganzen Film ist, wenn sie auch keinen mehr vom Hocker reißen wird, der mehr als einen Horrorfilm gesehen hat. Nur an dieser Stelle beweist die Filmcrew, daß man Archivmaterial mit selbst gedrehtem Filmstoff durchaus geschickt verbinden kann. Aber den Rest? Da ist selbst Ed Wood sorgfältiger mit seinem Stock-Footage umgegangen.

Ähnlich peinlich sind Matteis verzweifelte Versuche, dem Zuschauer zu suggerieren, daß einige Szenen abends oder nachts spielen. Die Wahrheit ist – und das sieht ein Blinder mit dem Krückstock: Nicht eine einzige dieser Szenen wurde abends oder nachts gedreht, sondern am hellichten Tag bei strahlendem Sonnenschein. Mattei hat hier bloß einen Blaufilter auf die Linse geklatscht, und gut is‘. So kommt nie das Gefühl einer Nacht auf, zumal hin und wieder die Sonne durchschimmert.

Hinzu kommt der völlig einfallslose, weitgehend ebenfalls aus Spielbergs Klassiker „Der weiße Hai“ kopierte Plot. Die meisten Momente rufen unausweichliche Déjà-vus hervor, etwa wenn der vermeintliche Hai gefangen wurde oder der Meeresbiologe vorschlägt, ihm den Bauch aufzuschneiden, um nachzusehen, was er im Magen hat. Da kommen überhaupt keine eigenen Ideen, wie man die Geschichte ein wenig variieren könnte (okay, abgesehen vom Mafia-„Plot“), und der Einfall mit dem zur Killermaschine hochgezüchteten Hai ist so alt, daß er fast schon wieder neu ist. Die platten, mitunter unvorstellbar dämlichen Dialoge und Sprüche, die vor allem aus Billys Mund kommen, beleidigen das Gemüt und sind unfreiwillig komisch. Man kann dabei eigentlich nur noch mit dem Kopf schütteln. Das alles tut schon ganz schön weh – besonders auch die vom Regisseur als ach so witzig gemeinten Momente, wie der Seehund, der Lewis zweimal ins Wasser schubsen darf. Die Gags haben solch einen langen Bart, wirken so krampfhaft – unglaublich, daß die in einem Film von 1995 noch einmal aufgewärmt wurden. Grausam, grausam! Und die an den Rollstuhl gefesselte Susy, die vermutlich deshalb mit in die Handlung eingebaut wurde, damit sie aufgrund ihres Schicksals beim Zuschauer Mitgefühl erweckt, geht – sicherlich nicht nur in der deutschen Fassung – mit ihrer grellen Stimme, aber auch mit ihren bescheuerten Fragen dermaßen auf die Nerven, daß ich nichts dagegen gehabt hätte, wenn sie dem Hai zum Opfer gefallen wäre.

Haarsträubende Logikfehler (Wie schafft der Hai es, die Schutzgitter zu durchbrechen? Wie kann ein angeblich so fürsorglicher Vater wie Dag seine Tochter in der Nacht ganz alleinlassen, sie aus der Nähe einen toten Hai anschauen lassen – und vor allem: Wie kann er bloß so ungehemmt das Risiko eingehen, sie zur Waise zu machen, indem er auf Haijagd geht?) und stereotype Protagonisten (Lewis, Ron und Tom die unverbesserlichen Bösewichte, die nicht eine positive Charaktereigenschaft besitzen, und das, obwohl Lewis eigentlich nie als der Schurke rüberkommt, als den das Drehbuch ihn darstellen möchte; Dag, Gloria, Bob, Billy, Larry und Francis die uneingeschränkt Guten, die nicht eine negative Charaktereigenschaft besitzen; Vanessa und Glenda, die naiven Dummerchen, die sich debilen Vertretern wie Ron und Tom an die Hälse werfen), die sich vom Charakter her überhaupt nicht weiterentwickeln, verärgern zusätzlich, wenn man nicht gerade Trash-Fan ist. (Andererseits ist es natürlich ein Haifilm und da will man Action sehen und keine tiefschürfenden Charakterdramen.) Kein Klischee wird ausgelassen, alles ist schon dagewesen und absolut vorhersehbar (mit Ausnahme vielleicht von Francis‘ in der Tat überraschendem Tod – den Sheriff hätte man dann doch eher im Finale auf dem Schiff erwartet als den Batzen an Sonnyboys und Blödmännern).

Dies alles sind Aspekte, die viel zu schwer wiegen, um den Film zumindest in den unteren Durchschnitt zu hieven.

Was „The Beast“ allerdings endgültig den Todesstoß versetzt, sind die fehlenden Effekte. Ein Horrorfilm braucht nun einmal Effekte – und die hat dieser Film nicht. Alles, was man zu sehen kriegt, sind Blutlachen im Wasser, die Leiche, die anfangs am Strand gefunden wird, ein aus dem Haimaul herausragender Körper und einmal – oben nicht erwähnt – blitzschnell ein abgerissenes Bein (das wiederum ist Material aus „Der weiße Hai“). Ansonsten gönnt Mattei einem keinerlei blutige Details, nie ist der Hai gemeinsam mit einem seiner Opfer im Bild. Stattdessen immer das gleiche Schema: Hai schleicht sich an, begleitet von billigster Spannungsmusik (wenn man nicht gerade bei Williams und anderen talentierten Komponisten räubert), abwechselnd Hai und Opfer im Bild, dann ein grober Schnitt. So bekommt man weder den Hubschrauberabsturz noch Francis‘ Ableben und Verspeisung im Bild zu sehen – und nach Details lechzt ein Filmgucker nun mal, wenn er einen Haihorrorfilm sieht. Daraus würde an sich gähnende Langeweile resultieren, wenn nicht die teilweise wirklich saublöden Sprüche (hier sei auch noch einmal das „Wir werden einen größeren Hubschrauber brauchen“-Zitat erwähnt), die Szenennachstellungen aus „Der weiße Hai“ und das lustige Aus-welchem-Film-stammt-diese-Szene-Quiz wären. Eine Frechheit ist das furchtbar laue Finale, das man nicht weniger aufregend hätte gestalten können – und ideenlos ist es sowieso. Aber irgendwie paßt das auch wieder. Erst unendlich lange vermeintlich Spannung aufbauen, und sie dann in einer zweisekündigen Explosion und einem schwachen Effekt entladen.

Kommen wir zu den Schauspielern, die zum großen Teil den Namen „Schauspieler“ eigentlich gar nicht verdienen. Völlig zu Recht habe ich die Gesichter der Darstellerriege bisher nur in diesem Film erlebt. Allen voran David Luther als Sheriff Francis Berger, der dermaßen jämmerlich daherkommt, daß man es kaum glauben mag. Zu keinem Zeitpunkt des Films strahlt er auch nur den Hauch Charisma aus, und sympathisch ist er erst recht nicht. Völlig gelangweilt agiert er und setzt einen Gesichtsausdruck auf, daß man meinen könnte, er wüßte, in welch einem bescheuerten Murks er mitwirkt. (Was ihn wiederum sympathisch machen würde…) Am besten schneidet da noch George Barnes als Samuel Lewis ab, der zwar hemmungslos chargiert, es aber gerade dadurch fertigbringt, ein bißchen Stimmung in die Bude zu bringen. Sicherlich ebenfalls nur eine mäßige Leistung, aber immer noch der ausdrucksstärkste Akteur. Richard Dew als Dag Soerensen dagegen ist schrecklich. Nicht nur, daß der Zuschauer ihm die Rolle des liebevollen Vaters nicht eine Sekunde abnimmt, nein, seine schauspielerischen Fähigkeiten stehen denen des Ex-Wrestlers Hulk Hogan (dem er durchaus ein wenig ähnelt) in nichts nach. Und was für ein toller Darsteller Hogan ist, brauche ich wohl niemandem zu erzählen…

Den Rest kann ich mir eigentlich schenken, das Teenager-Ensemble weist keinerlei Qualitäten auf: Scott Silveria als Bob mag zwar rein äußerlich den Traum vieler Mädchen verkörpern (für mich ist das aber eher so ein Typ „schmieriger Sonnyboy“, den eigentlich keine Frau dufte finden kann, aber ich habe schon oft festgestellt, daß mein Geschmack nicht maßgebend ist – allein schon seine debile Grinsefresse beim Surfen), schauspielerisch ist er eine Null; Sky Palma als dumme Nuß Glenda übernimmt eine äußerst undankbare Rolle und ist damit überfordert (ihre Gesichtsausdrücke sind aber immerhin die unterhaltsamsten). Gregg Hood als Billy schießt an Ausdruckslosigkeit den Vogel ab: ein über und über nichtssagendes Milchgesicht. Kirsten Urso als Susy (im Film als „Kristen Urso“ kreditiert – ha, hat sie verdient!) spielt ihre Rolle gnadenlos übertrieben und hat eine penetrant nervende Synchronstimme (erwähnte ich das etwa schon?), wofür sie selbst natürlich nichts kann, dennoch ist jede Szene mit ihr eine Qual. Eigentlich soll sie ja den Süßlichkeitsfaktor in die Höhe treiben, aber wie eigentlich immer, wenn unfähige Leute hinter der Kamera sitzen, geht das bei Kinderdarstellern gewaltig in die Hose.

Die billige Orgelei von Ales Thomas, die sich offiziell „Musik“ schimpft, ist wenig bemerkenswert, aber dafür hat er ja das Glück, daß ihn Komponisten wie John Williams unterstützen durften – auch wenn der davon wahrscheinlich gar nichts wußte. Ich gehe davon aus, daß er nicht der Einzige ist, dessen Score in diesen lächerlichen TV-Film gebuttert wurde. Falls nicht geschehen, würde ich den Beklauten durchaus eine Klage empfehlen, ebenso wie Steven Spielberg, vor dem Mattei ebenfalls keinen Halt machte. Eigentlich unglaubliche Methoden.

Bleibt das Fazit: „The Beast“ ist in jeder Hinsicht ein unterirdisches, grauenvolles Machwerk, das aber gerade wegen seiner durchgängigen Schwächen und der Unfähigkeit der gesamten Filmcrew gewaltig unterhalten kann, angefangen bei den dämlichen Dialogen, die zum Teil Schenkelklopfer sind, fortgeführt mit dem katastrophalen Schnitt und dem schier grenzenlosen und dreisten bis unverschämten Diebstahl aus anderen Filmen. Ich jedenfalls habe noch nie so viele Anschlußfehler in einem Film gesehen, die eigens abgekurbelte Handlung und das fremde Haimaterial finden nie zusammen und sind völlig nachlässig zusammengestümpert worden. Empfehlenswert ist „The Beast“ auf alle Fälle für jeden Trash-Fan, allein damit man sehen kann, was sich einige Filmemacher einfallen lassen, um Geld zu scheffeln.

Bruno Mattei hat sich wahrlich selbst übertroffen. Wie gesagt: Auf die Idee, einen Haifilm ohne Haimodell zu drehen, muß man wirklich erstmal kommen.


BOMBEN-Skala: 9

BIER-Skala: 6


mm
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