Battle Royale 2

 
  • Deutscher Titel: Battle Royale 2
  • Original-Titel: Battle Royale 2: Survival Program
  • Alternative Titel: Battle Royale 2: Requiem |
  • Regie: Kinji Fukasake, Kenta Fukasake
  • Land: Japan
  • Jahr: 2003
  • Darsteller:

    Shuya Nanahara (Tatsuya Fujiwara)
    Shiori Kitano (Ai Maeda)
    Takuma Aoi (Shugo Oshinari)
    Nao Asakura (Ayana Sakai)
    Haruka Kuze (Haruka Suenaga)
    Riki Takeuichi (Riki Takeuchi)
    Mitsugo Sakai (Yuma Ishigaki)
    Kyoko Kakei (Miyuki Kanbe)
    Maki Hayada (Yoko Maki)
    Kitano („Beat“ Takeshi Kitano)


Vorwort

Einige Monde ist es mittlerweile her, seit Battle Royale über nichtsahnende westliche Filmkonsumenten herfiel und einschlug wie die sprichwörtliche Bombe. In Deutschland wurde der kontroverse Reißer vom Feuilleton zwar mit Nichtachtung gestraft (was mich immer noch um so mehr wundert, als der Streifen relativ kurz nach dem Schulmassaker von Erfurt in die Videotheken kam und normalerweise ja bei allem, was ansatzweise so aussieht, als könnte es brave Teenage-Musterschüler in blutrünstige Killermaschinen verwandeln, aus den Kreisen der üblichen Verdächtigen Zeter & Mordie geschrieen wird, und, seien wir ehrlich, wann wäre es passender gewesen als bei Battle Royale?), aber in Zeiten, in denen der asiatische und speziell japanische Genre-Film nicht ganz zu Unrecht von Fans und Kritikern, die sich mit solchen “Abseitigkeiten” wie Horror, SF, Splatter und derber Action befassen, als Quell der Erneuerung gefeiert wird, entwickelte sich der Film doch zu einem euphorisch beklatschten Erfolg – der Doc, immer dabei, wenn es einen aktuellen Trend auszuschlachten gilt, war seinerzeit etwas zurückhaltender (man kann’s, wenn man will, unter Battle_Royale nachlesen) – der Streifen war und ist alles andere als schlecht, hätte aber um einiges besser und wirkungsvoller sein können (schon allein die enervierende Flashback-Inflation trübte den Filmfluss gewaltig, und die Sinnhaftigkeit der Story an sich muss mir auch noch bewiesen werden).

Sei’s drum, als Versuch eines gesellschaftskritischen Splatter-Action-Films (was sowieso schon eine recht denkwürdige Kombination darstellt) mochte Battle Royale zwar letztlich nicht erfolgreich gewesen sein, bot aber zumindest einigen Stoff zum Nachdenken, beinharte Action und Takeshi Kitano als Darsteller – kann man nicht meckern.

Als relativ früh der Plan einer Fortsetzung bekannt wurde, gehörte der Doc nicht unbedingt zu der Fraktion, die begeistert mit den Hufen scharrte und sich das Erscheinungsdatum im Kalender rot anmerkte. Zu sehr drängte sich die Befürchtung auf, dass Kinji Fukusako, der verdienstvolle Genre-Altmeister, und seine Produzenten der Versuchung nachgeben könnten, den selben Stoff einfach noch mal zu drehen (prinzipiell könnte man ja aus dem Konzept eine wundervolle Endlos-Serie drehen…), aber ein alternatives Konzept einer schlüssigen Fortsetzung, die dennoch noch was mit dem Originalfilm gemein haben würde, wollte mir auf die Schnelle auch nicht einfallen.

Nun, Kinji Fukasako sollte mit der Realisierung des Sequels aus tragischen Gründen eh nicht viel zu tun haben – die Dreharbeiten hatten gerade begonnen, da verstarb der Regisseur an einem schweren Krebsleiden. Das Kommando am Set übernahm daraufhin sein Kenta, der bereits im Auftrag seines alten Herrn das Drehbuch geschrieben hatte. Was er dann nach langen und aufwendigen Dreharbeiten vorlegte, stieß dann prompt bei den zahlreichen Fans des Originals auf ungefähr so viel Begeisterung wie ein Halloween-Film ohne Michael Myers bei der dortigen Klientel. Womit schon ausgedrückt wäre, dass Battle Royale II offensichtlich doch nicht der selbe Film ist wie Battle Royale… das allein machte den Doc schon wieder neugierig (schließlich finde ich auch Halloween III ziemlich knorke, und mit der Meinung steh ich ja auch relativ allein auf weiter Flur).

Also dann… ich versuche mich kurz zu fassen, schließlich dauert der Film beinahe doppelt so lang wie der zuletzt besprochen The Phantom from 10,000 Leagues, und das Review soll ausgedruckt schon 18 Seiten lang werden (irgendwann schaffe ich es noch, dass meine Reviews länger werden als die Drehbücher der besprochenen Filme… wenn das passiert, kommt bitte vorbei und erschießt mich).

Ach ja, und da es sich um einen relativ aktuellen Film handelt und vielleicht mehr Leute als sonst über Google hierher kommen – die obligatorische SPOILER-Warnung…


Inhalt

Soderla, bevor’s so richtig losgeht, müssen wir uns erst mal mit notwendiger Exposition befassen (allerdings nur insoweit, was sich zwischen den beiden Filmen getan hat – wer Teil 1 nicht gesehen hat, steht zwar nicht gerade auf hoffnungslos verlorenem Posten, aber wird nicht unbedingt von Anfang wissen, was abgeht). Drei Jahre sind seit den Ereignissen aus Battle Royale vergangen, bei denen Shunya Nanahara und seine Freundin Noriko Nakagawa das Spiel überlebten (bitte entsprechende Hintergrundinformationen im oben verlinkten Review zu Teil 1 nachzulesen) und in den Untergrund gingen. Das Battle-Royale-Gesetz besteht weiterhin, Shunya und Noriko bekämpfen das System ebenso weiterhin. Und zwar mit harten Bandagen…

Nach einem schönen Kameraflug über Tokio sehen wir nämlich eine ganze Gruppe von Wolkenkratzern (darunter ein Paar identischer Zwillingstürme – ich hab schon subtilere Andeutungen gesehen) idyllisch in Folge eines vernichtenden Terroranschlags idyllisch in einer gigantischen Staubwolke in sich zusammensacken. Jup, Shunyu und Noriko verstehen keinen Spaß und haben eine Terrorgruppe namens “Wild Seven” gegründet (es möge aber bitte mal einer den Japanern sagen, dass sie saublöde Namen für ihre Terror- oder Ganovenkollektive erdenken. – “Crazy 88’s”, “Wild Seven”, haben die ‘ne Zahlenobsession da drüben?).

Die Konsequenz der Machthabenden ist nicht irgendeine sinnvolle Antiterror-Maßnahme (oder am Ende noch die Abschaffung des doofen Battle-Royale-Gesetzes), sondern, ta-daa, ein neues “Spiel”, das mit dem “Millennium Anti-Terrorismus”-Gesetz aus der Taufe gehoben wird (allein der Name des Gesetzes teilt schon munter weitere Seitenhiebe aus) – Battle Royale 2: Survival Program ist geboren. Na, irgendwie kann man die Reaktion der Regierung schon verstehen – würde mich auch nicht unbedingt amüsieren, wenn Shunyu, wie er’s hier tut, per TV nette Grußbotschaften wie eine generelle Kriegserklärung an alle Erwachsenen ausrichtet. Okay, Shunyu hat ein paar schlimme Erfahrungen gemacht, aber irgendwie scheint mir der Kerl doch *ganz leicht* überzureagieren.

Wenden wir uns einer der – vorgeblich – zentralen Figuren des Films zu: Shiori Kitano, die im ersten Film kurz angesprochene Tochter des Lehrers und BR-Zeremonienmeisters (und verstorbenen) Kitano . Die hat nun auch ein mittelschweres Trauma abbekommen – erstens mal natürlich das gewaltsame Ableben ihres Daddys (was zugegeben nicht wirklich lustig ist, auch wenn der Kerl mindestens der Beihilfe zum staatlich sanktionierten Massenmord schuldig war), zweitens, und das ist wohl das größere Problem für sie, wegen seiner Affektion zu Noriko, die sich in dem aus Teil 1 bekannten, von Kitano geschaffenen Kunstwerk zeigt (wir erinnern uns: dort war Noriko als einzige Überlebende dese Spiels abgebildet, und dass Kitano in Noriko mindestens so was wie eine Ersatztochter sah, hatte der Originalfilm auch deutlich gemacht). Shiori ist also emotional schwer verwirrt und sah nur einen Weg, sich über ihre Gefühle hinsichtlich des Vaters klar zu werden – die Teilnahme an einer Battle Royale, auch wenn das für sie allerhand Klimmzüge bedeutete, um an eine Schule versetzt zu werden, deren Schülerschaft sich aus allerlei gescheiterten Existenzen, disziplinlosen Punks und sonstigen Verlieren zusammensetzt (wobei mir trotzdem eines nicht ganz klar ist: nach der internen Logik der Filme wird die teilnehmende Schulklasse zufällig ausgesucht, aber eine Szene in BRII scheint zu implizieren, dass Shiori sich explizit für das Spiel, via Internet, natürlich, anmeldet? Okay, ich kann kein Japanisch, vielleicht vermittelt die entsprechende Website auch nur Informationen über das Spiel).

Die nächsten Minuten verbringen wir, basically, mit einem Aufguss des ersten Films. Shioris Klasse feiert, kurz vor Weihnachten, nach einem schlammigen Rugby-Match (interessant genug, dass Männlein und Weiblein zusammen Rugby spielen – ich würde mal behaupten, dass diese Sportart nicht unbedingt ein Musterbeispiel für Chancengleichheit der Geschlechter ist. Alas, was Frau nicht umbringt, macht sie härter, oder wie war das noch?). Nach dem Spiel geht’s per Bus auf einen Ausflug in gehobener, weil Nach-Abschluss-Stimmung, ein Rugbyball kreist und wird von allen, bis auf den blonden Takuma, der ein wenig mürrisch wirkt, unterschrieben, alle sind gut drauf und schlafen irgendwann ein…

Wie kaum anders zu erwarten, kommen unsere Youngster wieder zu sich, als ihr Bus in ein Militärcamp einfährt (sie bemerken auch, dass die schicken elektronischen Halsbänder, die sie auf einmal alle tragen, vermutlich kein Farewell-Geschenk ihrer Schule zum erfolgreichen Abschluss sind) und dort von schwerbewaffneten Soldaten und hysterisch kreischenden TV-Reporterinnen (offensichtlich ist das Spiel mittlerweile die offizielle japanische Antwort auf Big Brother und hat Millionen Fans, die wohl begeistert das Eintreffen der neuen Kandidaten begaffen). Die Schüler geraten verständlicherweise etwas in Panik, werden aber durch die Militärmacht aus dem Bus, dafür aber in Tarnanzüge gehasselt und in einen käfigartigen Raum gepfercht. Und wieder ist es einer ihrer Lehrer (diesmal aber sogar der aktuelle und nicht ein früherer), der sich als Vertreter der Staatsmacht entpuppt – Riki Tekuichi (in getreuer Tradition des ersten Teils agiert Riki unter seinem Realnamen); aus dem nett und fröhlich grinsenden Kumpeltyp im Rollkragenpullover ist innerhalb weniger Minuten ein glühender Fanatiker geworden (der seine Ledermäntel ersichtlich im Neo-Fanshop bezieht). “Merry Christmas,” wünscht Riki grimmig und begibt sich an die Tafel, um dort Ländernamen anzuschreiben: “Japan, China, Nordkorea…” Während Riki seinen Geographieunterricht für Fortgeschrittene abzieht, beschließen zwei Mädel, einen zum Scheitern verurteilten Fluchtversuch zu unternehmen (die Gitter sind there for a reason, Mädels!), der von dem Batallion bewachender Soldaten aber schnell und mit harter Hand beendet wird. Riki lässt sich von all dem nicht stören: “Peru, Laos, Vietnam, Kambodscha”, labert er. Na, wer findet als erster den Zusammenhang, bevor Riki mit “Afghanistan” endet? Richtig, das sind alles Länder, die die Vereinigten Staaten von Amerika in den letzten 60 Jahren bombardiert haben (was das alles mit dem Battle-Royale-Gesetz zu tun hat, ist fraglich, aber es ist schickes America-Bashing). Ein Schüler versucht, Riki per gezieltem Messerwurf zu entleiben (auch das hatten wir im ersten Film schon, originell isses bislang nicht), was den Teacher nur wenig beeindruckt (er reicht dem Messerwerfer den überdimensionierten Zahnstocher auch mit einem launigen “Spar dir deine Waffen auf” zurück), vielmehr kommt er endlich zur Sache. Ein Jahr ist nach dem Terrorangriff auf Tokio vergangen und Shunyu hat sich mit seinen Getreuen auf eine Insel zurückgezogen (warum sollte er das tun?). Die Staatsmacht verspürt wenig Neigung, auf die Kriegserklärung des Halbstarken einzugehen und ist daher auf den schlauen Plan verfallen, dass den Krieg dann doch gefälligst die Kinder unter sich ausmachen sollen – Battle Royale II! Hurra!

Der ausgesprochen idiotische Plan der Regierung sieht vor, dass die auserwählte Schulklasse auf die Insel verbracht und dort innerhalb von 72 Stunden Shunyu und seine Bande vernichten soll (jetzt stellt sich der Logiker natürlich schon die Frage, warum man unausgebildeten Teenagern, die vermutlich zum ersten Mal in ihrem Leben eine Knarre in die Hand hält, eine Aufgabe überträgt, die eine berufsmäßige Armee nicht schneller und effektiver erledigen könnte). Zwecks besserer Unterhaltung für die Erwachsenen werden die Schüler in Mädel/Junge-Paare eingeteilt (den ganzen Schmarrn, den Riki von wegen “zwei Seiten im Leben, die Sieger und die Verlierer” und einem weißen Strich, den die “Sieger” übertreten müssen, womit sie sich als spielbereit orten, erspare ich mir mal) – was’n Glück, dass die Klasse pari-pari aufgeht (in meiner alten Schulklasse wäre das ein echtes Problem geworden, bei 20 Mädchen und sieben Jungs). Jede Menge Zeit wird totgeschlagen, wenn die aufgerufenen Schüler sich dramatisch entscheiden, ob sie nu lieber sofort exekutiert werden wollen oder doch die zweifelhafte Chance des Überlebens via Spiel wählen. Nur Punk Ryo Kurasawa, dem der Rinderwahnsinn schon in die Frisur gestiegen ist (laues Abziehbild aus dem ersten Film, wenn man mich fragt) und Shiori entscheiden sich ohne größeres Nachdenken pro Spiel. Entschieden contra Spiel stellt sich allerdings Takumas bester Freund Shintaro, der sich, Fleißkärtchen dafür, auch die Rechnung aufgemacht hat, warum zum Geier die Kids diesen Job erledigen sollte. Seine Weigerung bleibt standhaft, auch nachdem ihm Riki als kleine Motivationshilfe ins Bein schießt. Es kommt, wie’s kommen muss, Shintaro erweist sich als erkenntnisresistent und wird deswegen graphisch erschossen, worauf Takuma eine mittelschwere Krise erleidet. Plötzlich beginnt das Halsband von Shintaros Zwangspartnerin zu ticken. “Ooops,” grinst Riki, hat er doch glatt vergessen, eine Kleinigkeit zu erwähnen. Die Halsbänder sind so programmiert, dass sie automatisch in die Luft fliegen, sollte der Partner permanent das Atmen einstellen, ach ja, und mehr als 50 Meter voneinander entfernen dürfen sich die Partner auch nicht (inwiefern dabei noch ein effektives Kämpfen möglich sein soll, mögen mir größere Militärstrategen verraten, jedenfalls scheint’s trotzdem so, dass die Beseitigung Shunyus bei der Regierung eine wesentlich niedrigere Priorität genießt als das Abmurksen unschuldiger Teenager. Sonst würde man sich doch wohl eine etwas erfolgversprechendere Anti-Terror-Strategie einfallen lassen). Das Mädel panikt verständlicherweise, versucht, den toten Shintaro zum Weiterleben zu überreden und schreit dann nach ihrer Mami. Nützt auch nix. Das Halsband geht hoch und jede Menge Kunstblut sploddert gegen die Kamera. Lecker (für die Gorehounds: das Halsband lässt nicht gleich den ganzen Kopf explodieren, sondern reißt “nur” den Hals auf). Ach ja, und die beliebten Bodycount-Einblendungen zum Mitzählen (2 down, 40 to go) dürfen natürlich auch im Sequel nicht fehlen.

Extrem lustigerweise (gähn) ist das folgende Spektakel jetzt in einzelne “Missionen” unterteilt (soll das eine Anspielung auf Computerspiele sein? Hm, dann wäre das vielleicht gar nicht so unclever, wie ich zunächst vermutete…). Am 23.12. um 6 Uhr früh (irr, welch unchristliche Zeit, selbst beim Bund musste ich da gerade mal aufstehen…) geht’s los, mit dem Landemanöver. Nachdem sich erst mal ein paar unserer Schüler die Seele aus dem Leib kotzen (es gibt Images, auf die ich doch immer wieder gern verzichten kann und full frontal vomiting gehört da eindeutig dazu) und ich meine Augen auf die schicke neumodische DV-Hi-Def-Jerky-Schmerky-Kameraführung (das mag bei 28 Days Later funktioniert haben, aber ganze zehn-fünfzehnminütige Sequenzen in diesem Stil zu zelebrieren, führt dazu, dass ich es fast den Seekranken nachtue und mir mein Essen noch mal durch den Kopf gehen lasse. Es ist einfach anstrengend, kopfschmerzanregend und lässt mich dankend Stoßgebete gen Himmel schicken, dass ich den Film nicht auf großer Kinoleinwand sehen musste) umgepolt habe (mehr oder weniger erfolgreich), haben wir auch schon kapiert, dass wir uns in einer Saving Private Ryan-Gedächtnissequenz befinden (dafür muss ich den Spielberg-Schmonz noch nicht mal gesehen haben). Unsere tapferen Schüler geraten unter heftigen Beschuss von Land – der ein oder andere geht drauf und/oder über Bord der Schlauchboote. Ob es eine richtige Knalleridee war, die Halsbänder mit genügend Sprengkraft auszustatten, dass das explodierende welche eines Mädels, dessen Partner getiltet wurde (die werten Mitschüler sind leider nicht überlebenstechnisch genug gepeilt, um das Girl kurzerhand über Bord zu schubsen), gleich ein ganzes Schlauchboot in einen Feuerball verwandelt, sollten sich die Verantwortlichen noch mal in einer ruhigen Stunde überlegen. Zwölf Schüler erreichen also noch nicht mal den Strand – na, der Bodycount jedenfalls hat ordentlich was zu tun (das nimmt ja schon Hot Shots Part Deux-Verhältnisse an).

Hach, einen ganz besonders doofen Plot Point hab ich glatt vergessen – wie in Teil 1 ist die Insel wieder in “Danger Zones” aufgeteilt – wer sich zum falschen Zeitpunkt in der falschen Zone aufhält, macht BUMM (dito mit Verzögerung folgerichtig auch der Partner) – konnte ich das im ersten Film noch als wesentlichen Bestandteil des Spiels akzeptieren, ist es hier nur noch blöde (wird das per Satellit überwacht? Ansonsten wäre es ein wenig, eh seltsam, die Insel aufwendig in Zonen aufzuteilen, wenn dort doch der böse Feind sitzt).

Gut, am Strand geht das hektische Geballere weiter. Eins der Girls verliert die Nerven und schickt sich an, eins der Schlauchboote für die sofortige Heimfahrt zu requirieren, was aus nachvollziehbaren Gründen (tja, der Hals ist doch noch näher als das Hemd…) nicht die ungeteilte Begeisterung ihres Partners findet. Beim Versucht, sie von dieser Aktion abzuhalten, wird er von den Verteidigern des Blödsinns in Fetzen geschossen, konsequenterweise kann sich die Ausreisewillige fürs nächste Leben schon mal ‘nen neuen Kopf suchen. BOOM! 2 down, 26 to go (hm, wie soll der Film bei dem Tempo 2 ¼ Stunden gehen?).

Mission 2, “Securing Ammo” steht an. Die lebenswichtige Munition wird in winzigen Kistchen an Fallschirmen vom Hubschrauber aus abgeworfen, so wie ich das sehe, pro Schüler eine Kiste. Zwecks spezieller Fiesheit gibt’s neben wirklich brauchbaren Waffen (die komplizierteren kommen inklusive Gebrauchsanweisung, ist doch nett) auch Nieten (der erste Teil löste das, eh, witziger, und was soll das eigentlich sein, was der arme Unglückliche mit dem Lospech da aus seiner Kiste pult? Klopapierrollen? Man, im echten Krieg wäre der vermutlich sehr populär!). Die in drei Gruppen aufgeteilten Schüler (weil: der Angriffsplan sieht drei Angriffspunkte vor – beweist die Idiotie der Planungsstrageten – 40 geteilt durch 3? Da muss sich notgedrungen ein Pärchen trennen!) machen sich waffentechnisch aufgerüstet auf – eine Gruppe bezieht temporäre Zuflucht in einem verlassenen Gebäude (die ganze Insel ist mit zum Kriegsspielen bestens geeigneten Ruinen übersät), allerdings geht ihnen ein Mädel ab, das ist nämlich leicht verwirrt in eine Todeszone abgewandert. Persönliches Pech für ihren Partner, der aber eh schon zu Klump geschossen wurde. So kann der wenigstens, nachdem sein Girl erwartungsgemäß BOOM gemacht hat, den Heldentod sterben und seinen Kumpanen den weiteren Vormarsch decken (inklusive einiger melodramatischer “Kümmert euch nicht um mich, geht!”-Sprüche übers Helmradio). 2 down, 24 to go.

Takuma spielt ob des Ablebens eines weiteren seiner Freunde mal wieder Zeitbombe und ballert volle Kanne gegen den Gebäudekomplex, aus dem das Verteidigerfeuer dringt.

Mittag, zwar nicht Mittagspause, aber zumindest Zeit für eine kleine Zwischenbilanz von MC Riki. Die imposante Gefallenenliste, verlesen zu den Klängen von “Stille Nacht, Heilige Nacht” (hübsch), findet aber nicht dese Meisters Wohlgefallen. Er ist von seiner Klasse ziemlich enttäuscht (sind das nicht die meisten Lehrer? Berufsrisiko, oder?), die vielfältigen Tode sind ihm nicht “individuell” genug (den Betroffenen hat’s sicherlich gereicht. Abgesehen davon: what did you expect? Bei der Landung in der Normandie schlugen die massenhaft niedergemähten alliierten Landungstruppen auch keine spektakulären Saltos – gäbe allerdings dem Wort “Todesspirale“ eine völlig neue Bedeutung, hähä – um ihre Offiziere zu beeindrucken). Und verdammich, hab ich tatsächlich erst ein Drittel meiner Notizen aufgearbeitet? Uh-oh. Auf’s Gaspedal drücken ist wohl die Devise, sonst sitz ich Weihnachten noch da.

Takumas Gruppe ruht sich gerade ein wenig aus – seine Freundin Nao ist ob des allgemeinen Kämpfen und Sterbens ein wenig angepisst und Klassenkameradin Kuze spritzt sich, da Diabetikerin, ihr Insulin – sie hat nur das recht fiese Problem, nicht genug Medikamente dabei zu haben, weil sie sich begreiflicherweise nicht auf einen längeren Geländeausflug eingestellt hatte. Hm, man sollte erwarten, dass der Film darauf noch zurückkommt (tut er aber nicht, Grüße von Future Doc).

Gruppe 3 (also nicht die von Ryu oder Takuma) latscht dieweil in ein Feld von Stolperdrähten (Shunyu und seine Teen-Terror-Truppe haben offenbar bei den einschlägigen Vietnam-Filmen gut aufgepasst). Die ausgelöste Sprengfalle katapultiert ein bedauernswertes Opfer sans Laufgräten eine Etage höher an eine der rumstehenden Ruinen, seine Partnerin verscheidet aufgrund Halsbandeinsatzes – Ryu will seinen Kumpels zu Hilfe eilen (was er dabei hilfreicherweise anstellen möchte, außer NICHT gegen Stolperdrähte zu latschen, und auf die Idee könnten die Betroffenen auch selbst kommen), wird aber von Shiori (you remember her? Eine unserer eigentlichen Hauptfiguren?) mit vorgehaltener Waffe daran gehindert – sie will Shunyu meucheln und sich davon nicht durch Nebensächlichkeiten wie das massenhafte Verbluten ihrer Schoolmates abhalten lassen (eine Streberleiche gibt’s halt immer. Hm, die “Leiche“ war jetzt gar nicht mal beabsichtigt…). Trifft sich vielleicht auch besser so, denn bei der Stolperdraht-Truppe gibt’s zünftigen Mayhem, als die Leiche des ursprünglich halbierten Kameraden von der Hausruine ins Drähtefeld stürzt und jede Menge fieser Fallen auslöst. Resultat: 6 down, 18 to go.

Mission 3 – “The Assault“: Shunyu hat seine Residenz in einem notdürftig zusammengeflickten “Ruinenturm” aufgeschlagen. Die diversen herumstehenden Mauern etc. bieten den Angreifern sogar vernünftige Deckung (die Sequenz wirkt wirklich sogar so wie die Disziplin “Assault” in der guten alten “American Gladiators”-Show. Sollte für die Nasen von der IMDB doch bestimmt für einen “references”-Eintrag reichen). Der leicht emotionale Takuma erschießt versehentlich eine seiner eigenen Kameradinnen (wirklich, äh, lustig, wär’s geworden, wenn’s seine eigene Partnerin gewesen wäre. Würde dann sicher als Selbstmord zählen, oder?). Im angestrengten, blutigen (und wieder gewohnt hektisch-Hi-Def-DV-gefilmten…) Geballer fällt einer der Verteidigerinnen beim konzentrierten Blick durchs Zielfernrohr eine erstaunliche Tatsache ins Auge: die Angreifer tragen Battle-Royale-Halsbänder (die großen BR-Logos auf den Uniformen der Kids hat sie allerdings übersehen. Zeit für Besuch bei Fielmann)!

Die überlebenden Angreifer infiltrieren ein – rätselhafterweise unter Wasser stehendes – Gebäude, werden dort aber von Shunyus Leuten umringt und ultimativ zur Niederlegung ihrer Waffen aufgefordert. Takuma wäre durchaus bereit, aufzugeben, nicht aber Ryu, dem es doch etwas nahe geht, dass so viele seiner Freunde draufgegangen sind (ich bin mir noch nicht ganz sicher, ob ich das für eine konsequente Charakterentwicklung halte oder nicht). Er erschießt vielmehr einen der arg jugendlichen Verteidiger, worauf ein weiterer Shoot-out entbrennt, in dem Ryu schließlich einen knackigen Kopfschuss kassiert. Scoreboard: 6 down, 12 to go.

Während Shunyu seine neuen Gefangenen inspiziert, beginnen die Halsbänder der Überlebenden verdächtig zu ticken. Im Bemühen, eine größere Sauerei (muss man ja alles irgendwann wieder aufwischen) zu vermeiden, befiehlt Shunyu seiner Kollegin Maki, den “EMB” bereit zu machen (das behaupten zumindest die Untertitel der HK-DVD – gemeint ist natürlich ein “EMP”, elektromagnetischer Puls also, ein Plot Device, dessen Anwendung sämtlichen Drehbuchautoren der Welt unter pain of pain verboten werden sollte). Warum die Terroristen/Rebellen über ein EMP-Gerät verfügen, wird mir sicher niemand befriedigend erklären können (das von Maki hingeworfene “das wollten wir doch für unsere Flucht aufheben” reicht mir jedenfalls nicht). Das Gerät wird rangeschafft, aber nicht rechtzeitig genug, um ein explodierendes Halsband verhindern zu können. Splodt! Immerhin – die restlichen 11 Überlebenden sind für den Moment weiter Überlebende (gratitious Maximum Overdrive-Reference), aber das überwachende Militär bemerkt scharfsinnig, dass der Kontakt zu den Spielern abgebrochen ist und schickt daher auf Rakis Geheiß die Fußtruppen los.

Der 24.12. bricht an (Happy Birthday to me, Happy Birthday to mee…) – Takuma und seine Freunde sitzen etwas ratlos inmitten Shunyus seltsamer Community, in der’s auch eine Handvoll Steppkes (früh übt sich, was ein Terrorist werden soll, wissen wir ja auch aus dem Nahen Osten) und mindestens ein Baby gibt (tsk? Underage sex? I’m shocked!). Shunyu zündet für jeden im Kampf Getöteten eine Kerze an und salbadert philosophischen Dummfug über das “Symbol aller Guerillakämpfer”, die gute alte AK-47 (Herr Kalaschnikoff bedankt sich für die unnötige Werbung – ‘ne Che-Guevara-Flagge wäre mir sympathischer gewesen) ab und versteigt sich in einen Flashback… In der Zeit zwischen Teil 1 und Teil 2 waren er und Noriko (die bislang so verdächtig abwesend ist, dass ich schon wüste Spekulationen hinsichtlich ihres Ablebens zelebrierte) u.a. in einem gewissen Land, das unser geliebter Verteidigungsminister mit den Worten “die Landesverteidigung beginnt am Hindukusch” in Diskussionen einzubringen pflegt (gemeint ist Afghanistan), in Deckung und dort hat unseren Shunyu die Erkenntnis wie ein Schlag zwischen die Augen getroffen – obwohl das Land jahrzehntelang Krieg aushalten musste, war die Bevölkerung nett & freundlich & die Kinder immer lächelnd, immer vergnügt, und dieses “offene Lächeln” der Kinder habe ihm und seiner ganzen Generation die böse Erwachsenenwelt gestohlen (yargh, ich glaub, ich muss gleich brechen). Takuma fragt sich mit Recht, ob sein Gegenüber tassenmäßig noch vollständig sortiert ist. Gut, Shunyu hat einen validen Punkt, als er Takuma wiederum fragt, ob er denn meine, er und seine Freunde könnten, einen ordnungsgemäßen Ausgang des Spiels vorausgesetzt, denn mirnix-dirnix ihr normales Leben fortsetzen. Nein, vielmehr gelte es, weiterzukämpfen, bis der letzte Erwachsene niedergemacht sei (und wenn das soweit geklärt ist, kann der bis dahin vermutlich greise Shunyu gleich mit sich selbst weitermachen) und “wir so offen lächeln können wie die Kinder (in Afghanistan).” Lächeln hin, Erwachsene her – ich möchte nicht unbedingt mit einem afghanischen Kind tauschen, sorry.

Mittlerweile greift die japanische Armee an (das hätten sie also wirklich OHNE die Battle-Royale-Spieler längst tun können). Shunyu versucht, Takuma weiterhin davon zu überzeugen, dass die Schüler nicht seine Feinde seien. Shiori wirft, ebenfalls nicht ganz zu Unrecht ein, dass die ganze Lächel-Schmächel-Geschichte, wenn’s denn sein “Punkt” sei, ein ziemlich blöder Punkt wäre, wenn man dafür unschuldige Menschen killen muss. Weitere metaphysische Diskussionen erübrigen sich aufgrund des Angriffs der Soldaten, und zumindest bei denen hat Shunyu keine größere Hemmungen. Niedergemetzel Galore. Shiori macht Anstalten, Shunyu entleiben zu wollen, aber der wedelt ihr relativ unproblematisch das Gewehr aus der Hand und kann sich einen besserwisserischen “Wenn du töten willst, dann drück ab”-Spruch nicht verkneifen. Takuma ballert mittlerweile aus allen verfügbaren Rohren auf die Soldaten, die verzweifelt und vergeblich um Verstärkung nachsuchen (“Wir werden hier abgeschlachtet!” Prima Bild, dass die Berufsstreitkräfte hier abgeben…), aber Riki kaut nur diabolisch auf seinen Tic-Tacs. Takuma meuchelt einen Soldaten, der ihn sterbend ein “ich… hab… doch… auch… Familie” entgegenröchelt (ja, und? War ja jetzt nicht gerade ein feiges Attentat von hinten, sondern ein Kampf und Leben und Tod. Hätte Takuma vorher eine genealogische Untersuchung in Auftrag geben sollen?).

Der 25.12. bricht an, eine verwundete Schülerin stirbt (1 down, 10 to go) und Takuma platzt mal wieder der Kragen, er geht auf Shunyu los und verwickelt ihn in einen Zweikampf. “Du bist nicht besser als die Erwachsenen,” schreit er, “die Toten sind für dich auch nur eine weitere Kerze!” “Ich wünschte, es könnte aufhören,” gibt sich Shunyu ganz humanistisch, zumal tatsächlich auch ihm klar ist, dass er irgendwann mal doch ein Erwachsener sein wird, ob’s ihm nun passt oder nicht. “Das Beste, was wir tun können, ist der Toten zu gedenken!” Obwohl das nicht wirklich irgendwas erklärt, motiviert odre sonstwiet, scheint Takuma diese Einsicht zu genügen. Whatever. Shiori findet dieweil ein intaktes Piano (yeah, sure), erinnert sich an ihre entsprechende Ausbildung und klimpert sich in einen Flashback (für einen Moment befürchtete ich, der Streifen würde jetzt dazu übergehen, wie sein Vorgänger in einer Flashback-Orgie jeglichen erzählerischen Faden verlieren). Und das heißt: Zeit für den Cameo-Auftritt von Takeshi Kitano. Hier etablieren wir mal schnell, dass Shiori ihren Vater wirklich hasste, u.a. weil er ihren Geburtstag verwechselt und überhaupt nicht der Superdaddy war. “Dir wär’s am liebsten, ich täte das,” seufzt Kitano und deutet mit universell verständlicher Gestik ein gepflegtes Hirnrauspusten an (und, obwohl ich das normalerweise nicht innerhalb des Reviews tue, ich muss Kitanos schauspielerische Glanzleistung in einem so kurzen Auftritt hervorheben) – snüff, dabei hatte er doch ein Geschenk für sie, obwohl’s einen Tag zu spät war. “We all want someone to know,” philosophiert Shiori. Auch Takuma flashbackt – ihn zieht’s an den Tag zurück, als ihn seine Mama mit ein paar guten Wünschen, aber auch relativ herzlos an der Loser-Schule ablieferte und ihn dort allein zurückließ (ja, I think I get the Intention – die Erwachsenen kümmern sich nicht um die Bedürfnisse ihrer Sprösslinge. Ist ja auch keine absolut neue Idee). Und wo wir gerade beim Flashbacken sind, lässt sich auch Shunyu nicht lumpen und blendet sich in die Zeit seiner Terroristen-Ausbildung bei seinem Onkel (will jetzt nicht bei BR I nachschlagen, aber war da nicht ein anderer Charakter der Neffe eines Profi-Gorillas, eh, -Guerillas? Maybe I SHOULD check. Ok, I did und ich hatte Recht – Shinji Mimura war dort der Neffe des Terroristen, und da laut Cast-Angaben der Terrorist, gemimt übrigens von niemand anderem als Sonny Chiba himself, als Mimura bezeichnet wird, vermute ich mal, um dem Autor nicht zu viel schlechtes zu unterstellen, dass Mimura Shunyu als Freund seines Neffen unter seine Fittiche genommen hat) – damals, im Zuge einer offensichtlich für die Guerillas sehr verlustreichen Operation, reichte Mimura die bewusste Kalaschnikoff symbolisch an Shunyu weiter (passing the torch, gelle?)

Während Riki in seiner Kemenate das Foto eines Mädchens anstiert (ich hab das Girl nicht erkannt, sorry, aber es reichte, um eine bloße Wiederholung des Kitano-Noriko-Angles aus BR I zu befürchten) und einen leichten Nervenzusammenbruch erleidet, bereitet Shunyu eine weitere Grußadresse an die Welt vor – seine Computerexpertin hext ihn ins Fernsehprogramm, wo er vor seinem “Wild Seven”-Banner seine Kriegserklärung an die Erwachsenenwelt erneuert (der Junge ist sicher ein Quotenkönig). Nach den üblichen “wir werden nie verschwinden etc.”-Schwafeleien kommt er zu seinem Höhepunkt: “Niemand hat den Frieden erreicht, ohne dafür zu kämpfen. Wenn wir das vergessen, kann der Frieden genauso gut Hundescheiße sein!” (Er? Öh? Najaaa, wenn er meint! Riki findet das übrigens recht witzig). Dann betet Shunyu die Liste der amerikanisch bombardierten Länder (in exakt der gleichen Reihenfolge wie Riki zuvor, think about that!) runter und wendet sich explizit an die Kinder der Welt: “Rise up and fight together!” (Macht sich gut im Kinderprogramm), wider die alten Regeln, für eine neue, bessere Welt. In diesem Sinne frohe Weihnachten. Kaum sind seine letzten Worte verklungen, schlagen auch schon Raketen auf der Insel ein. Absender derselben sind weder aufgebrachte Fernsehzuschauer, die wegen Shunyus Geschwafel den Weihnachtssegen des Papstes oder den letzten Teil des ZDF-Adventsvierteilers verpasst haben, auch nicht die japanische Armee (auch wenn mich das durchaus auf die Idee bringt, warum die glorreichen Streitkräfte Nippons die Methode nicht mal spaßeshalber probiert haben), sondern…

Ha, gemein, gelle?

Na, so schwer ist das Rätsel aber auch nicht, oder? Okay, Riki und seine Militärs wundern sich schon, wer sich da ins schöne Spiel eingemischt hat, aber der japanische Premierminister klärt per Videokonferenz auf. Es handelt sich um ein gewisses, nie namentlich benanntes Land, das in Zusammenhang mit der schon zweimal rezitierten Bombardierungsliste steht… Und diese Supermacht fühlt sich von Shunyus Drohungen so an Bein gepinkelt, dass sie erstens die Raketen als freundliche Botschaft geschickt und zweitens ein Ultimatum gestellt hat: binnen 12 Stunden möchten die Japaner doch bitteschön Shunyu entsorgen, sonst würden sie das selbst tun. Der Premierminister erteilt die üblichen präzisen Aufträge: “Tun sie irgendwas! Jagen sie die Insel in die Luft! Ist doch egal, wenn da noch ein paar Kinder rumlaufen!” Riki kann nicht glauben, was er da hört, sagt selbiges und stiert den Premier finster an. “Sie sind ein Erwachsener,” erinnert der Chef seinen Spielmeister und erinnert an das bewusste Land und seine Power. “Ein Land, das alles bombardiert, was ihm nicht passt? Nennen sie das erwachsenes Verhalten?” dröhnt Riki, reißt sich das Hemd auf und offenbart – ein Explosivhalsband (nein, ich weiß nicht, warum er das trägt), schmeißt was gegen den Bildschirm und stürmt wutentbrannt aus dem Kontrollraum. Der kommandierende Offizier der Militärs hat weniger moralisch-ethische Bedenken als Riki und bestätigt den Auftrag, alle Terroristen auszulöschen (wie schon gesagt, das hättet ihr früher auch haben können). Und ja, doch, ich glaube, ich spüre leichten Anti-Amerikanismus (was ja durchaus im Sinne des japanischen populistischen Zeitgeists ist – die nationalistische japanische Fraktion ist ja seit Ende des WKII durchaus der Ansicht, die jeweiligen Regierungen würden sich zu sehr den amerikanischen Wünschen unterordnen, was nach dieser Lesart eine Demütigung darstellt. Und global chic ist’s ja derzeit auch).

Beim Raketenangriff wurde Takuma mit der zuckerkranken Kuze verschüttet – das Mädchen stirbt, nachdem sie ihm noch ihre geheime Affektion für ihn verraten hat (Melodrama, pures Melodrama). Die Leiche wird am Strand auf dem Scheiterhaufen verbrannt, wozu sich die restlichen neun Überlebenden versammeln und irgendwie… ausdruckslose Blicke blicken. Shunyu greift sich Takuma und berichtet, dass seine Gruppe schon vor einigen Monaten einen Tunnel entdeckt habe, der bis aufs Festland führen könnte. Takuma soll die Spieler und die Kinder der Terrorgruppe in Sicherheit bringen.

Der 26.12. bricht an, der “letzte Tag”. Shunyu und seine Getreuen bereiten sich auf den glorreichen “final stand” vor, aber unser Terrorführer vergisst nicht, die symbolträchtige Kalaschnikoff dem vielleicht zwölfjährigen Dreieinviertelkäsehoch Jin in die Hand zu drücken. Eins der Mädchen aus dem Spieler-Lager (sorry, aber bei 50-60 Teenage-Japanern könnt Ihr nicht von mir verlangen, dass ich mir jeden Namen merke) hat sich entschieden, an der Seite der Wild Seven zu kämpfen und auch Shiori weigert sich, die Flucht anzutreten, weniger aus ideologischen Gründen, sondern “nur”, weil sie jetzt verdammt auch noch mal auch sehen will, wie die ganze Geschichte ausgeht.

Die Schlacht beginnt und wird von beiden Seiten mit kompromissloser Härte geführt – die Soldaten sterben wie die Fliegen (auch, wenn ich mich wiederhole, der Ausbildungsstandard der japanischen Streitkräfte würde mir nach diesem Film ernstlich zu denken geben), dafür macht auch die Militärmacht kein Federlesen und hat sichtlich zum “Deguello” geblasen – nix mit “Gefangene machen”, gelle. Takuma führt seine kleine Gruppe durch den Tunnel, hat aber plötzlich Gewissensbisse. “Wenn ich jetzt davon laufe, wende ich etwas sehr wichtigem den Rücken zu” (z.B. dem recht sicheren Tod? Meinjanur). Nao ist klar, worauf ihr Boyfriend hinauswill – er mag zurück und an Shunyus Seite gegen die bösen Erwachsenen kämpfen. Tatsächlich finden sich zwei weitere Freiwillige unter den Spielern, darunter auch eine Brillenschlumpfausgabe von Nerd, von der ich ehrlich überrascht bin, dass der tatsächlich noch lebt (ich hatte dem Kerl eine Lebenserwartung von mehreren Millisekunden gegeben, als ich ihn zum ersten Mal bei der “Einteilung” gesehen habe).

Shunyu kämpft heftig und, durch den Tod zahlreicher seiner Getreuer zusätzlich dem Wahnsinn näher gebracht, zunehmend “far out”, vor sich hin. Takuma und seine Kumpels stürzen sich ins Getümmel, aber Freiwilliger #1 beißt nahezu sofort ins Gras, Brillenschlumpf folgt nach einer schweren Verwendung mit einem der Wild-Seven-Typen in einer ruhmreichen Selbstmordaktion. 2 down, 7 to go.

Shunyus Second-in-command Sakai schmeißt den Löffel, kann aber noch voller Pathos “hört nicht auf zu kämpfen” röcheln. Während die Armee nun auch schwere Artillerie einsetzt und heftiges Bang-Boom-Bonanza entbrennt, erkennt Maki, dass die Sache, zumindest was das erfolgreiche Halten der Inselfestung, verloren ist und aktiviert den – obligatorischen – Selbstzerstörungsmechanismus; selbstlos, wie die Holde ist, hasselt sie ihren geliebten Führer, Takuma und Kitano zur Flucht und wird zur Belohnung dafür von der einfallenden Staatsmacht in handliche kleine Stückchen geschossen.

Shunyu wird in einen Zweikampf mit dem Obersoldaten verwickelt – er rammt dem Offizier ein Rohr in die Plauze, aus dem hübsch malerisch das Blut herausrinnt (sieht irgendwie, eh, pervers aus). Der Offizier weigert sich, einfach so zu sterben, versucht Shunyu aufs Korn zu nehmen, wird aber von Takuma mit einem Granatwerfer o.ä. (man vergebe mir, ich sehe seit fünfundzwanzig Jahren Action-Filme, aber die Fachterminologie wird mir ein Rätsel bleiben. Pazifist, you know…) in den Orkus gepustet. Da stellt sich auf einmal ein neuer Gegner in den Weg – oder ist es ein Gegner??

Es ist… Riki, im Rugby-Outfit, samt Ball und Halsband. Was er eigentlich will, ist mir nicht klar (und vermutlich auch nicht unseren drei überlebenden Helden). Er salbadert dummes Zeug darüber, dass er doch so gern mit den Kindern Rugby gespielt habe, aber auch seine komplette Familie bei Shunyus großem Bombenanschlag (Twin Towers, you remember) verloren habe usw. usf. Dennoch, weil die Liebe zum Vaterland offensichtlich stärker ist als die zur Familie und er in Shunyu Nippons letzte Hoffnung auf eine amerikafreie Zukunft sieht (ich interpretiere hier wüst ins Blaue), treibt er Shunyu & Co. zur Flucht (wenn er sie nicht ein paar Minuten lang mit seinem ergreifenden Monolog aufgehalten hätte, könnten die schon über alle Berge sein), und schreitet selbst, mit plötzlich, warum auch immer, tickenden Halsband zu einem spektakulären Rugby-Versuch (für Nicht-Sportfans: “Versuch” heißt in dem Fall nicht, dass er was probiert, sondern das Äquivalent zu einem Touchdown legt) per beherzter (und nicht wirklich glaubhafter…) Sprungeinlage (ich versuche, einen passenden Screenshot zu stricken). Das Timing war jedenfalls richtig, denn Rikis Hals wird im dramaturgisch richtigen “Aufschlag”-Moment gefetzt. Wie schon gesagt – Sinn ergibt das alles nicht, aber es wirkt cool (eh, na ja, es soll wohl cool wirken), liegt vollkommen neben der Spur und erklärt absolut nix; dagegen war Kitanos Ende in BR hochgradig schlüssig konstruiert (gut, es erklärt immerhin halbseiden, dass Riki bei seinem vorhergehenden Nervenzusammenbruch das Bild seiner Tochter angestiert hat)..

Die Flüchtlinge im Tunnel erblicken das sprichwörtliche Licht am Ende desselben; Shunyu, Takuma und, jetzt auch mit vollem Waffeneinsatz, Shioro, ballern um ihr Leben. Shioro wird von dem Gerüst, auf dem unsre Helden um sich schießen, als gäbe es kein Morgen und vor allem keine Munitionssorgen, geschossen. Shunyu will zur Rettung schreiten, fängt sich aber selbst ein paar Kugeln ein. Trotzdem kann er, dank Takumas Rückendeckung, das Mädel in einen Keller schleppen, wo Shioro sich nach Noriko erkundigt. Shunyu dämmert nun doch etwas – und auf Nachfrage offenbart sich Shioro endlich als Kitanos Tochter. “Noriko lächelt und sieht dich mit offenen Augen an,” schwärmt Shunyu – Shioro flashbackt noch mal kurz zu Daddy Takeshi, ehe sie bereit ist, in Frieden zu sterben – und mit ihrem letzten Atemzug erkennt, dass sie ihren Vater nicht einmal im Leben “Daddy” genannt hat (in einer schlechten Sitcom wäre das jetzt schon einen kollektiven Publikums-Seufzer wert) – Familie ist also etwas, was von zwei Seiten versucht werden muss, erkennt sie (für sie leider zu spät).

1 down, 6 to go. Takuma und Shunyu sammeln ihre letzten Waffen auf und stürzen sich ins aller-aller-allerletzte Gefecht (per Weißblende).

Während eine Totale der Insel diverse Explosionen zeigt (tja, auch Makis Selbstzerstörungs-Sprengsätze verrichteten ihr Werk), informiert uns eine Einblendung über das Spielende – “Game Void”, das Spiel wird nicht gewertet (sicherlich eine herbe Enttäuschung für alle Oddset-Tipper). Der Verbleib der Überlebenden ist unbekannt.

Das wäre jetzt sicher der passende Zeitpunkt für das Ende gewesen, aber nein, wir müssen noch epilügen, eh, -logen.

3 Monate später, am Hindukusch… Die als Einheimischen verkleideten Spieler und Kinder aus der Tunnelgruppe stehen erwartungsvoll an einem Gebirgspass rum und warten auf bessere Zeiten – oder doch auf das (trotzdem sie völlig überraschend treffende!) Eintreffen von Shunyu und Takuma! (Deus ex machina, würd ich mal sagen – wie zum Geier wollen die beiden die Inselbelagerung überlebt haben und entkommen sein?). Jin kann Shunyu die Kalaschnikoff zurückgeben. Auch Noriko ist da – und ihr gesteht Shunyu, dass “wieder einmal mein Bestes nicht genug war”. Noriko öffnet ihm die Augen für die allgegenwärtige Schönheit der Natur und der Jahreszeiten (?). Dann heißt es Abschied nehmen – Takuma zieht mit den ehemaligen Spielern seiner Wege, Shunya und Noriko fahren ihrerseits mit den Wild-Seven-Kindern einem ungewissen, aber vielleicht sogar optimistischen Schicksal entgegen, denn eins hat Shunyu gelernt: “Wir haben eine Zukunft, solange wir von ihr träumen können!”

Wow, ich hab mich tatsächlich kurz gefasst (das nennst du KURZ??? – Anm. des Setzers; wohl, ich hab einiges von meinen Notizen weggelassen – Anm. des Autors). Battle Royale II ist, wie überraschend, doch ein gänzlich anderer Film als Battle Royale ([Loriot]Ach?[/Loriot]). Das Sequel versucht sich an einem Mittelweg zwischen den ganz oben angesprochenen Alternativen eines bloßen uninspirierten Aufgusses des ersten Films mit einem Satz neuer Cannon-Fodder-Charaktere und der ansonsten gleichen Story und einer inhaltlichen Fortführung der Story des ersten Teils. Wie eigentlich immer, wenn ein Film sich aber letztlich nicht traut, eine der beiden möglichen Schienen zu befahren, ist das Endresultat nichts Halbes und nichts Ganzes. Trotzdem möchte ich nicht vorbehaltlos in den “BR II saugt”-Chor einstimmen, obwohl der Film insgesamt sicher mehr Schwächen als Stärken aufweist.

Battle Royale konnte man, trotz aller exploitativen Action und der nicht wirklich geglückten Filmstruktur, trotz allem als zynisch-gallige gesellschaftskritische Satire sehen; gerade die Tatsache, dass der Film (basierend auf einem Roman, dessen Autor mit der Fortsetzung nichts zu tun hat) Raum für multiple Interpretationsmöglichkeiten bietet, ist eine seiner großen Stärken (ganz abgesehen davon eben, dass man ihn auch ohne Hirn als harten Actionfetzer ansehen konnte). Im Bemühen, BR diesbezüglich zu toppen, verliert Kenta Fukasaku, der Autor und Ersatz-Regisseur, allerdings die Bodenhaftung und jegliches Gespür für gekonnten Einbau politischer und sozialkritischer Elemente und verfällt auf plumpen Anti-Amerikanismus als Grundlage für das komplette Script – ein zwingend logischer Zusammenhang zwischen der Filmstory und dem konsequenten America-Bashing ergibt sich dabei nicht; vielmehr scheint es so, als ob Fukasaku “einfach” das modische Anti-America-Movement im Gefolge des Irak-Krieges mit dem latenten nationalistischen Minderwertigkeitsgefühl gewisser Kreise Nippons im Bezug auf die Sieger- und Besatzungsmacht kombinierte und dann irgendwie versuchte, das verzweifelt in einen Kontext mit der eigentlichen Geschichte des Originalfilms zu setzen. Ziel verfehlt, sag ich da mal. Wie an dieser Stelle schon mehr als genug ausgeführt, bin ich alles andere als ein Freund der amerikanischen Außenpolitik der letzten Jahre (und ein wahrer Satz wird Riki ja durchaus in den Mund gelegt, Ihr könnt Euch sicher zusammenreimen, welchen ich meine), aber Fukasakus Symbolik ist mir doch ein wenig arg simpel (vor allem die tricktechnisch zwar schlichte, aber durchaus eindrucksvolle Szene der einstürzenden Twin Towers hätte es wohl nicht gebraucht und kratzt schon haarscharf an der Grenze des guten Geschmacks) – man braucht nicht gerade viel Fantasie, um den Konflikt Jugendliche-Erwachsene in den Konflikt “freie Welt”-”Amerika” umzudeuten (genauer gesagt, man braucht gar keine Fantasie, weil der Film, in grober Verkennung der Tatsache, dass eben exakt die nicht definitiv bestimmbare Aussage des ersten Films zu seiner Wirkung beitrug, diese Message nicht nur mit dem Vorschlaghammer, sondern auch noch zusätzlich der Dampfwalze und dem Supertanker ins Hirn des Zuschauers planiert). Ich will, wie gesagt, nicht verhehlen, dass ich mit der ein oder anderen vom Film vertretenen Ansicht durchaus sympathisiere, aber die verwendeten Stilmittel sind zu einfältig, zu primitiv, um einigen durchaus vertretbaren Standpunkten Wirkung verleihen zu können (und den ganzen Schwachfug um die Kinder in Afghanistan, aus dem kann sich Fukasaku für meine Begriffe gern Gel machen und gepflegt in die Haare schmieren – der ein oder andere Zusammenhang scheint Mr. Anti-America doch nicht ganz klar zu sein, oder meint er tatsächlich, dass er unter einem Taliban-Regime Filme machen dürfte?).
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Cover der Hongkong-DVD

Sei’s drum. Der anti-amerikanische Schnickschnack ist also, wie wir festgestellt haben, durchaus dem Zeitgeist entsprechend und in gewissen Teilen nicht unberechtigt, aber plump und wenig bis gar nicht durchdacht. Verlassen wir also diesen Aspekt und wenden uns dem Film und seiner Struktur als solches zu.

Man kann über BR und seine Flashback-Orgien lästern, wie man will, das Original war wesentlich erfolgreicher damit, aus seinen Figuren Charaktere zu machen, mit denen man sich identifizieren konnte (oder die man zumindest erfolgreich hassen konnte). Battle Royale II tut nichts dergleichen. Der neue Satz Spieler muss praktisch ohne jeglichen Background auskommen, das sind reine Zählkandidaten, die keinen anderen Zweck haben, als im Filmverlauf mehr oder weniger blutig eine Reinkarnationsstufe weiter befördert zu werden. Das macht den Film bis etwa zur Hälfte, als die eigentliche Story in Schwung kommt, relativ “uninvolving”, da wir es mit einer Vielzahl von Figuren zu tun haben, deren Beziehungen untereinander nicht klar sind und die sowieso selten mehr als drei Zeilen zu sagen haben, ehe sie erschossen werden oder ihnen der Kopf weggesprengt wird. Dem Film mangelt es einfach an einer zentralen Figur – auch der erste Teil hatte damit sicher seine Probleme, was bei einem Cast von über 40 Sprechrollen natürlich immer eine Gefahr ist, aber er fokussierte dann doch relativ eindeutig auf Noriko und Shunyu (oder Shuya, wie er in der deutschen Fassung genannt wird – was davon akkurat ist? No idea). Im Sequel fehlen solche durchgängig beobachteten Figuren – Shioro Kitano, die anfänglich als Protagonistin aufgebaut wird, versinkt schnell im Hintergrund, in ein-zwei Szenen taucht sie unvermittelt auf, um dann eigentlich erst im Showdown wieder gebraucht zu werden, wobei ihr ganzer innerer Konflikt, der durchaus Potential für Drama hätte, auch nicht befriedigend aufgelöst wird (eins, was man BR II wohl guten Gewissens vorwerfen kann, ist, dass er sich zumeist für die simpelste Lösung entscheidet). Auch Takuma verschwindet immer wieder für längere Zeiträume aus der Handlung, und besonders seine Beziehung zu Nao, die ja wohl das Äquivalent zum Shunya/Noriko-Angle aus dem Vorgänger darstellen soll, bleibt blass, da vor allem für Nao überhaupt nichts übrigbleibt, wodurch sie sich identifizieren könnte (Takuma bekommt wenigstens den ungefähr einminütigen Flashback, der seine eigene “schwere Kindheit” verdeutlichen soll). Bleibt Shunya selbst, der aber in der ersten Filmhälfte, die quasi exklusiv der neuen Runde des Spiels gehört, nicht stattfindet und erst im zweiten, hüstel, “storyintensiven” Abschnitt des Streifens zur tragenden Hauptfigur wird – wobei die Wandlung seines Charakters zum relativ kaltblütigen Terrorpapst für mich nicht unbedingt eine logische Zwangsläufigkeit aus den Geschehnissen des ersten Teils darstellt – die ziemlich unverhohlene Sympathie für den Einsatz terroristischer Methoden, indem Shunya trotz aller Ecken, Kanten und angedeuteter, aber nie wirklich aufgelöster innerer Konflikte, zum nachahmungswürdigen Helden stilisiert wird, kann man in Zeiten wie diesen schon als wahlweise mindestens unangenehm, zynisch oder schlicht menschenverachtend (ha, Hausrocker, jetzt fang ich auch schon damit an!) sehen. Neutral gesagt: ein Sympathieträger ist Shunya für mich nicht. Ziemlich verzweifelt ist auch das Bemühen des Films, einen Kitano-Nachfolger zu installieren. Riki Takeuchi fehlt die Dramatik des Kitano-Charakters, dessen Groll auf die Jugend man ja noch irgendwie nachvollziehen konnte. Riki scheint mehr oder weniger ein Sadist aus Spaß an der Freud’ zu sein, ein Mittel, dem Anti-Amerikanismus Ausdruck zu verleihen, ohne direkt einen der Protagonisten dafür verschleißen zu müssen. Der Riki-Charakter ist zwar, dazu komme ich später noch, sicher mit Gusto gespielt, aber der wohl am schlechtesten geschriebene des Films – seine vollkommen idiotische Todesszene ist so dermaßen daneben, dass ich sie sicher zu einer der dümmsten Filmszenen des 21. Jahrhunderts nominieren kann (der ganze Plotpunkt um sein Halsband und seinen Freitod bleibt sowieso vollkommen unverständlich).

Strukturell unterliegt der Film, wie schon angemerkt, einer strikten Zweiteilung. Die erste Hälfte, in dem die Schüler gegen den in diesem Fall noch gesichtslosen Feind anrennen (hier ist durchaus eine Vietnam-Allegorie spürbar, bei der eine Simplifizierung auf Angreifer=Amerikaner=Böse, auch wenn die “Soldaten” unter Zwang stehen, was aber durchaus auch wieder eine Anspielung auf das Verheizen der amerikanischen Jugend im Vietnamkrieg gesehen werden kann, und Verteidiger=Vietcong=Gut zulässig ist), tut für die Handlung nicht mehr zur Sache, als den Cast auf ein vertretbares Maß zurechtzustutzen, die zweite Hälfte dient dann der Fortschreibung der eigentlichen Geschichte (auch wenn, wie ich mich wiederhole, nicht in einer Art und Weise, wie sie sich aufdrängen würde), wobei natürlich auch in dieser Filmphase nicht vergessen wird, in regelmäßigen Abständen eine blutige Actionszene einzubauen. Die zweite Hälfte ist auch die, die praktisch exklusiv zur Charakterisierung genutzt wird, wobei das aus dem ersten Film bewährte (hüstel) Stilmittel der Flashbacks die Waffe der Wahl ist. Da die Charaktere aber durch die Bank nicht die Stärke des ersten Films erreichen, ist die emotionale Wirkung des Films dann doch eher gegen Null tendierend.

Womit eigentlich nichts anderes übrig bleibt, als den Film auf seine Action-Inhalte zu reduzieren – Battle Royale konnte man, wenn man wollte, als schlichten Actionfilm konsumieren, Battle Royale II *muss* man eigentlich als solchen konsumieren, weil die politischen Seitenhiebe (hüstel, wenn man das Seitenhiebe nennen kann…) ob ihrer Plumpheit nicht funktionieren und die emotionale Distanz zu den gesichtslosen Charakteren nicht überbrückt werden kann. Als harter Actionreißer funktioniert Battle Royale II aber bestens – sofern man sich mit dem von mir im obigen Text mehrfach angesprochenen hypermodernen DV-Stil anfreunden kann. Die hektischen, unrhythmischen und leicht übelkeitserregenden Kameramovements verleihen den Kampfszenen durchaus ein dokumentarisches Flair und sind zweifellos ähnlichen filmischen Experimenten wie in Private Ryan geschuldet und mögen Fans dieses Filmstils sicherlich in Begeisterungsstürme versetzen; der Doc musste sich aber schon recht überwinden, um sich daran zu gewöhnen (zuerst spekulierte ich sogar noch, mein Player hätte einfach mit einer RC3-Disc Kompatiblitäts- und Ruckelprobleme, bis mir irgendwann die Glühbirne aufging, dass das ein bewusst eingesetztes Stilmittel ist). Es macht den Film jedenfalls sehr anstrengend zu verfolgen, so dass einem trotz der eigentlich durchaus temporeichen Inszenierung, die sich nur sehr wenige Atempausen nimmt, die über 130 Minuten Laufzeit durchaus bewusst werden. Okay, das ist ganz offensichtlich eine Frage des persönlichen Geschmacks und selbst ich, der diese Art der Kameraführung nicht wirklich schätzt, attestiere durchaus Wirkung, aber trotzdem halte ich das Mittel für “overdone”, es wird mir zu oft und zu viel eingesetzt. Weniger ist manchmal mehr, ich fühlte mich allerdings doch ab und zu an die Michael-Bay-school-of-action-filming erinnert.

Der betriebene Aufwand ist durchaus beachtlich – ich glaube zwar nicht, dass der Streifen ein immens hohes Budget nötig hatte, aber er sieht verdammt gut aus. Wenn Pyrotechnik eingesetzt wird, dann auf hohem Niveau, und wenn mal, sehr selten, auf CGIs zurückgegriffen wird, ist das auch überzeugend (und der Eröffnungs-Kameraflug über Tokio bis hin zum Terroranschlag auf die Wolkenkratzer ist wirklich spektakulär, das ist nicht mehr Godzilla-Niveau). Alles ist sehr rasant und sehr laut, es kracht und scheppert ohne Ende. Natürlich ist kein Review über Battle Royale II komplett ohne eine zumindest kurze Anmerkung über den Splattergehalt. Selbstverfreilich ist auch dieser Teil der Saga blutig wie die Seuche – allerdings sind die Effekte nicht gerade von übertriebenem Abwechslungsreichtum gezeichnet. Die Halsexplosionen sind zweifellos drastisch und auch technisch gut gemacht, aber man verlässt sich vielleicht etwas zu sehr auf dieses Gimmick (wirklich, äh, “nett”, fand ich allerdings den mit dem Rohr geplätteten Offizier). Wie schon beim Vorläufer wird der gewünschte Schock nicht unbedingt durch die graphische Explizität der Effekte erzielt, sondern durch die schlichte Tatsache, eben Teenager auf diese Weise abzumurksen (selbstverständlich gehe ich aber mit jedem konform, der diesen Film für nicht jugendgeeignet hält).

Battle Royale II versucht ebenfalls, das musikalische Konzept des ersten Teils der beinharten Action mit klassischer Musik zu kopieren, ohne die entsprechende Wirkung zu entfalten – lediglich Rikis Bodycount-Aufsage-Einlage zu “Stille Nacht” würde ich zu den wirkungsvolleren Momenten des bewussten Einsatzes “unpassender” Musik zählen.

Zu den Schauspielern, die ich, wie Stammleser wissen, bei asiatischen Filmen immer “sehr gern” beurteile – das asiatische Kino hat halt ganz einfach eine völlig andere Tradition, als das man mit den Mitteln westlicher Kritik wirklich objektiv urteilen könnte. Egal, ich probier’s trotzdem – die Herrschaften werden’s ja wohl kaum lesen…

Tatsuya Fujiwara greift seine Rolle als Shunyu aus dem ersten Teil wieder auf, wobei es mir allerdings manchmal so vorkommt, als wäre dem zwischenzeitlich wohl zum Teenie-Idol mutierten Schauspieler die Richtung, in die Kenta Fukasaku seinen Charakter entwickelte, nicht immer glücklich ist. So wirkt sein Spiel eher distanziert. Ai Maeda (Shiori Kitano) hat damit zu kämpfen, dass ihr Charakter und sein Konflikt, der wohl einer der zentralen des Films sein soll, “underwritten” sind – es wirkt manchmal alles wie ein verzweifeltes tie-in zum ersten Teil (und eine Ausrede, um Takeshi Kitano für einen Cameo-Auftritt verpflichten zu können), jedenfalls mehr so als wie ein schlüssiger Bestandteil der Story der Fortsetzung. In einigen Momenten deutet Maeda (vielleicht am bekanntesten durch einen Auftritt im letzten Teil der modernen Gamera-Trilogie) allerdings an, ähnlich wie ihr Filmvater, durch Zurückgenommenheit und minimalistische Mimik maximale Wirkung entfalten zu können. Wenn ihr Charakter nur mehr zu tun gehabt hätte… Ein großer Schwachpunkt des Casts ist für mich Shugo Oshinari als Takuma, den wir letztendlich wohl als eigentliche Hauptfigur sehen müssen. Oshinari schafft es praktisch nie (okay, auch er wird natürlich vom Script im Stich gelassen), seinem Charakter Tiefgang zu verleihen. Seine emotionalen Ausbrüche bleiben unglaubwürdig, sein Wechsel auf die Seite Shunyus ist, weder dramaturgisch noch durch schauspielerische Leistung, nachvollziehbar – zudem geht sein ständig irgendwie erstaunt-verständnisloser Blick schnell auf den Seier.

Highlight des Streifens ist sicherlich Riki Takeuchi (Fudoh, Miikes drei Dead or Alive-Streifen), der erstens offenkundig celebrity genug ist, um wie Kitano in Teil 1 unter Realname zu agieren, und zweitens kein Problem damit hat, sich overacting-halber zum Affen zu machen. Takeuchi legt mehr Spielfreude an den Tag als der Rest des Ensembles zusammengenommen – sein Charakter ist zwar wirklich nicht mehr als ein lauer Aufguss der Takeshi-Rolle aus dem ersten Film, aber er macht zumindest das beste draus, er gibt dem Zuschauer was zu kucken und zum sich drüber amüsieren. Cameos absolvieren wie erwähnt God of Cool Takeshi Kitano (bemerkenswert, wie es Kitano gelingt, mit seinem vielleicht zweiminütigen Kurzauftritt seinen Charakter aus dem ersten Teil nicht nur wieder aufzugreifen, sondern ihm noch zusätzliche Facetten zu geben) und Altmeister Sonny Chiba (Kill Bill).

In Deutschland hat sich, wie beim ersten Teil, Kinowelt der Erstauswertung angenommen (von der wohl überflüssigsten Tinbox des Jahrtausends, der marketing-PE zu Teil 1, wollen wir mal an der Stelle nicht reden). Sparschwein Dr. Acula griff aber anstatt zur deutschen VÖ auf die aus Hongkong, wo Battle Royale II bei Universe als preisgünstiges Doppel-DVD-Set erschienen ist. Disc 1 präsentiert den Hauptfilm und sonst nix, dafür aber in feiner Bildqualität, an der’s nichts zu meckern gibt (ich bin mir nur nicht schlüssig, ob das ca.1.85:1-Widescreen des Transfers das originale Aspect Ratio ist, aber es sah mir nicht so aus, als würden Bildinformationen fehlen. In den technischen Disziplinen Kanten- und Detailschärfe, Kontrast, Farben und Kompression jedenfalls findet man wenig Grund zur Meckerei (erfreulich, dass Hongkongs Videolabel mittlerweile erkannt haben, dass man auf DVD durchaus besseres Bild als auf VHS erzielen kann; zu Laserdisczeiten war das nicht so) – manchmal ist mir das Bild, gerade in den angesprochenen DV-Sequenzen, fast schon zu scharf, sonst auf der etwas weichen Seite. Verunreinigungen und Bildstörungen sucht man erfreulicherweise vergebens.

In Punkto Ton hat der Kunde die Wahl zwischen einem (nicht getesteten) dts- und einem Dolby-5.1-Track, der keine Fragen offen lässt. Er ist laut und differenziert, mit klaren Dialogen (für diejenigen unter uns, die japanisch können) und durchaus geeignet, die Nachbarn bei passender Lautstärke und später Stunde auf den Plan zu rufen. Da das Medium DVD sichtlich für das untertitelbedürftige Hongkong erfunden wurde, sind Subs in traditionellem und einfachem Chinesisch sowie Englisch selbstverständlich (und bis auf den “EMB” vermeidet die englische Sub-Spur bis auf einzelne Tippfehler größere Klöpse).

Disc 2 ist für die Extras reserviert. Jetzt könnte man meinen, wenn schon eine ganze Disc für zusätzlichen Schmu zur Verfügung steht, wäre das Ding auch nur so zugekleistert mit Bonusfeatures, aber das ist dann doch nicht so. Neben “Starfiles”, also kurzen Biographien zu Kinji Fukasake und Takeshi Kitano (ob der doch eher vernachlässigenswerten Beteiligung meines großen japanischen Idols eher unnötig) findet sich der Trailer, ein etwa achtminütiges “behind-the-scenes”, bei dem wir Kinji Fukasake beim auditioning und Probeaufnahmen über die Schulter sehen dürfen (ganz nett, obwohl unkommentiert – ich möchte bei Kinji Fukasake jedenfalls kein Schauspieler gewesen sein), das gut siebenminütige “making-of” entpuppt sich als alles andere als eine Dokumentation, sondern als schlichtes Promo-Video (man könnte auch extended trailer dazu sagen) ohne jeglichen Wert. Unter “Gala and Orchestra” versteckt sich eine gut 18-minütige unkommentierte Dokumentation über eine, hah, Gala-Vorstellung mit Orchester – zunächst gibt ein Symphonieorchester einige Stücke aus dem Soundtrack zum besten, dann treten Regisseur Kenta Fukasake und die Hauptdarsteller auf die Bühne (bzw. werden hydraulisch auf die Bühne gehören) und geben ein paar Allgemeinplätze von sich, die mehr oder minder alle auf “die Dreharbeiten waren hart, aber eine tolle Erfahrung. Viel Spaß beim Film” hinauslaufen. Auch nicht gerade gehaltvoll. Die Still Gallery bietet einige wenige Standbilder aus dem Film, und unter “more attractions” gibt’s doch immerhin ganze zwei weitere Trailer (u.a. auf den ersten Teil). Insgesamt nicht unbedingt das, was zwangsweise eine eigene Bonus-DVD rechtfertigt, aber dafür immerhin sind alle Extras auch englisch untertitelt ansehbar.

Nun, da die Disc bei einschlägigen Versendern derzeit nicht wirklich viel kostet, will ich nicht meckern.

Fazit: Natürlich – und nicht wirklich überraschend – kann Battle Royale II seinem jetzt schon kultigen Vorgänger in keiner Form das Wasser reichen. Sozialkritische Schärfe wich plumpem politischem Populismus, spürbare Emotionalität einer schlichten Bodycount-Mentalität ohne Tiefgang. Konsequenterweise ist Battle Royale II daher nur noch als schlichter Actionfilm goutierbar, von jeglicher gesellschaftlicher Relevanz disqualifiziert sich der Film durch seine einseitige und moralisch zumindest arg zweifelhafte, wenn nicht sogar verwerfliche Parteinahme. Als simpler Metzelfilm allerdings funktioniert der Streifen durchaus – er ist aufgrund seiner filmischen Machart etwas anstrengend anzusehen, aber flott, aktionsreich und ordentlich hart inszeniert. Bei allem, was ich an dem Film auszusetzen habe, und das ist, wie Ihr sicher bemerkt habt, wenn Ihr dieses ewig lange Review bis zum bitteren Ende durchgelesen hat, ganz verdammen kann ich ihn nicht, dazu ist der Streifen einfach handwerklich-professionell zu gelungen. Seht ihn euch als Action-Film ohne Tiefgang an und erwartet keine gesellschaftskritischen Statements und ignoriert die verzweifelte anti-amerikanische Message, und Ihr werdet nicht enttäuscht werden.

(c) 2004 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 6

BIER-Skala: 5


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