Battle Royale

 
  • Deutscher Titel: Battle Royale
  • Original-Titel: Battle Royale
  • Alternative Titel: B.R. | B.R. Act |
  • Regie: Kinji Fukasake
  • Land: Japan
  • Jahr: 2000
  • Darsteller:

    Shuya Nanahara (Tatsuya Fujiwara)
    Noriko Nakagawa (Aki Maeda)
    Shougo Kawada (Taro Yamamoto)
    Kazuo Kirayama (Masanobu Ando)
    Mitsuko Souma (Kou Shibasaki)
    Takao Chigusa (Chiaki Kuriyama)
    Megumi Etou (Sayaka Ikeda)
    Hiroki Sugimura (Sousuke Takaoka)
    Shinji Mimura (Takashi Tsukamoto)
    Tatsumichi Ohki (Guoki Nishimura)
    Toshimora Oda (Shigehiro Yamaguchi)
    Oneesan (Yuko Miyamura)
    Kitano („Beat“ Takeshi Kitano)
    Yukie Utsumi (Eri Ishikawa)
    Satomi Noda (Sayake Kamiya)
    Yuko Sakaki (Hitomi Hyuga


Vorwort

Eigentlich komisch… in so ziemlich jedem Land der Erde gab´s heftige Kontroversen um diesen Film, angefangen von Japan, wo sich Politiker Gedanken drüber machten, ob sowas den erlaubt sei, über die USA, England etc. Nur ausgerechnet in Deutschland, Hort der politischen Korrektheit und des vorauseilenden Jugendschutzes, kam Battle Royale mit wenig Trara und ohne grosses begleitendes Mediagedöns (wenn auch mit dem von mir bislang nicht georteten Sticker „FSK-geprüft, keine Vermietung und kein Verkauf an Kinder und Jugendliche“ versehen) in die Videotheken. Und das hier! Nach Bad Reichenhall! Nach Erfurt! Shock! Vermutlich sind die meisten „Verantwortlichen“ für öffentlichkeitswirksame Aufschreie noch nicht auf den Trichter gekommen, dass nicht nur amerikanische Horrorfilme die deutsche Volksjugend in blutgierige Mordmonster verwandeln können, sondern so´n Spass auch mal aus Far East kommen kann. Kann meinetwegen so bleiben 🙂

Gut, zugegeben – im üblichen vorauseilenden Gehorsam hat Kinowelt, der deutsche Rechteinhaber, gleich mal nur eine um vier-fünf Minuten (restliche Differenz üblicher PAL/NTSC-Verlust) gekürzte Fassung vorgelegt. Da diese gekürzte Fassung ja auch nicht mal einen FSK-18-Segen bekommen hat, hätte der Verleiher ja eigentlich ein gutes Werk für den Kunden vollbringen können und eine ungeschnittene Fassung in die Videotheken bringen können (dass dieser Film in ein paar Wochen oder Monaten auf dem Index landet, halte ich für unvermeidlich – unsere Jugendämter haben ja selten besseres zu tun, wie z.B. Missbrauchsfälle aufdecken, bedürftige alleinerziehende Mütter unterstützen etc. Funny times we live in) – wäre ja dann eigentlich auch schon wurscht gewesen.

Falls Ihr jetzt tatsächlich noch nichts von dem Streifen wissen solltet und Euch wundert, warum dann ICH so einen Terz drum mache… nun gut, in diesem Film metzelt sich eine Gruppe von 42 Teenagern staatlich sanktioniert gegenseitig nieder. Eigentlich nicht der Stoff, aus dem in diesem Land die Träume von der sauberen Leinwand sind.

Gut, lang genug um den heissen Brei rumgeschwafelt, dieses Alterswerk des verdienten Trashfilmers Kinji Fukusake (die legendäre US-/Japan-Kooperation The Green Slime, ein Fan-Favourite bei jedem B-Film-Festival jenseits des grossen Wassers, geht auf sein Kerbholz), ist vielleicht nicht politisch korrekt (ehh… „vielleicht“??? I´m kiddin´ myself), auf jeden Fall aber einen Blick wert.


Inhalt

Bevor´s mit dem Film losgeht, informiert uns (je nach Sprachfassung) ein Erzähler bzw. Untertitel über die gröbsten Voraussetzungen. In einem unbezeichneten Land (das aber seeehr verdächtig nach Japan in very very very near future aussieht) ist die Lage ungefähr so rosig, wie es die Wirtschaftsweisen gebetsmühlenartig derzeit über Deutschland verbreiten – 15 % Arbeitslosigkeit, was schlappe 10 Millionen Einzelschicksale ausmacht (sind wir ja nicht so weit weg von), die Jugendkriminalität blüht und lumpige 80.000 Schüler haben regelmässig was besseres zu tun, als ihre jeweiligen Bildungsanstalten aufzusuchen. Um dem allen Einhalt zu gebieten, kam die Regierung auf die grandiose Idee, das „Battle-Royale-Gesetz“ zu verabschieden, um den aufmüpfigen Neuntklässlern Mores zu lehren.

Heftiger Presseaufmarsch und Blitzlichtgewitter begleitet die Landung eines Militärhubschraubers – dessen Passagierin, ein fuffzehnjähriges, blutüberströmtes Mädchen, die verstört-irre in die Kameras lächelt. Should it be…??? (Well, of course!)

Okay, weiter im Text – lernen wir die Klasse 9b irgendeiner Mittelschule kennen. Da wäre z.B. Nanahara, dessen Mama sich aus dem Staub gemacht hat, und als wäre das nicht genüg, hat sein Vater sich auch mitten in der heimischen Wohnstube aufgeknüpft und seinen Abschiedsbrief auf einer Klorolle (!! Andererseits, für japanische Schriftzeichen ist das nicht das allerunpraktischste) hinterlassen, Credo: „Gib nicht auf, halt dich wacker!“ This guy sure is a role model. Noriko hat ihrerseits eines Tages das Pech, nicht mitzubekommen, dass die komplette Klasse schwänzt und steht so ziemlich blöde da, als sie als einzige Schülerin im Klassenzimmer von Lehrer Kitano (Takeshi! Takeshi!) steht. Kitano wirft ihr einen traurigen Blick zu und wird auf dem Gang von einem messerwetzenden Schüler ins Bein gestochen. Scheint also eine vollkommen durchschnittliche US-Schule zu sein…

Egal, das schönste Schuljahr geht mal zu Ende und die 9b macht in voller Stärke (und mit neuem Lehrer) einen Klassenausflug. Nanahara fällt zwar die erstaunliche Militärpräsenz auf, macht sich aber auch keinen gesteigerten Reim drauf, da Noriko, die mehr oder weniger heimlich in den Knaben verknallt ist, ihn mit selbstgemachten Keksen abzufüttern versucht. Einige Zeit später wacht der eingedöste Nanahara aus seinem Schlummer auf und stellt zu seinem mittelgrossen Entsetzen fest, dass der Rest der Klassenbelegschaft samt Lehrer bewusstlos in den Sitzen hängt und Fahrer und Stewardess Gasmasken tragen. Nicht nur das, die Busbegleiterin haut Nanahara mächtig eins auf die Rübe, was ihn prompt wieder ins Land der Träume bringt.
Unsere lieben Schüler kommen wieder zu sich – in einem Klassenzimmer und mit elektronischen und irgendwie fies aussehenden Halsbändern geschmückt. Bevor sie sich noch grossartig darüber wundern können, stürmt auch schon das Militär das Areal und allen voran ihr alter Lehrer Kitano (der nach dem Messerstecherzwischenfall, der sich vorgeblich in der 7. Klasse ereignet haben soll, das Handtuch geworfen hatte) und stellt erst mal zwei neue Mitschüler vor – Kawada und Kirayama, die beide nicht wirklich vertrauenerweckend aussehen und vermutlich Ärger bringen werden. Kitano hebt zu einer Erklärung an, die mit dem Battle-Royale-Gesetz zu tun hat, aber mehr in allgemeines „Die Jugend von heute ist respektlos und dafür

verantwortlich, dass das Land kaputt ist“-Geschwafel abgleitet. „Nieten wie ihr zerstören das Land,“ wie sich Kitano wörtlich ausdrückt. Darum, und damit kommen wir nun zum entscheidenden Punkt, soll sich die Klasse gegenseitig abschlachten, bis nur noch einer übrig ist. Und da ihr verständnisvoller junger Klassenlehrer dagegen war, dass ausgerechnet die 9b diesen Part übernehmen soll, wurde er einfach vom Militär erschossen – die Leiche wird als drastische Massnahme dem entsetzten Jungvolk zur Anschauung präsentiert. „Er war ein Versager,“ kommentiert Kitano bissig, bevor er ein Video startet – „Richtig kämpfen mit Battle Royale“ – ein MTV-mässiges VJ-Girl (auch ungefähr so sympathisch) erklärt die Regeln des Spiels – die Kids befinden sich auf einer 10 km^3 grossen Insel, die abgesehen vom Militär unbewohnt ist. Zwei Schüler stören die Regelkunde, aber Kitano hat seine Methoden, um zur Ordnung zu rufen – ein quick geschleudertes Kampfmesser landet in Norikos Arm und zwei Schüler werden von der fröhlich um sich ballernden Soldateska geplättet. Für nötige Aufmerksamkeit ist nunmehr gesorgt und die Einführung kann weitergehen. Die Kids erhalten einen Rucksack mit Kartenmaterial, Taschenlampe, Wasser und Brot zwecks Verpflegung und eine „Waffe“ – um den Spassfaktor zu erhöhen, wird letztere aber zufällig zugeteilt und kann was echt powervolles wie ´ne MP oder zumindest effektives wie ´ne Axt, aber auch absolut nutzlosen Dünnpfiff beinhalten. Zudem ist die Insel noch in Zonen eingeteilt, die nach einem gewissen Rhythmus, der den Kids aber immerhin als Hilfsmittel vom Lehrer (also Kitano) mitgeteilt werden wird, zu Gefahrzonen werden – hält man sich zu lange in einer solchen auf, explodiert das Halsband des Betreffenden (das ansonsten auch alles Wissenswertes wie Identität, Position und Puls des Trägers weiterfunkt) – die Idee kennen wir ja aus Wedlock oder Running Man. Nun könnte ein cleverer Teenager auf die Idee kommen, sich einfach irgendwo im Gewölle zu verstecken, um abzuwarten und Tee zu trinken (was ja durchaus japanisch wäre), darum kommt zur Erhöhung des Entertainmentfaktors ein Zeitlimit – sollten nach drei Tagen wider Erwarten noch mehrere Überlebende auf der Insel herumkrauchen, explodieren der Einfachheit halber sämtliche Halsbänder. Als zusätzlicher Motivationsschub ist das sicherlich nicht zu verachten.

Ein Schüler namens Motoguchi (nicht zu verwechseln mit Moto Guzzi – wie schon erwähnt, bin ich mir für den dümmsten Kalauer nicht zu schade, hehe) bekommt auf entsprechende Anfrage erklärt, dass der Sieger frei ist, seiner Wege zu ziehen (mehr aber auch nicht – ´ne fette Prämie oder so wär doch auch ´n Anreiz gewesen). Im übrigen habe ein neutrales Losverfahren entschieden, welche 9. Klasse denn dran glauben muss (das ist ein Plotpunkt, mit dem ich ehrlich gesagt ein GROSSES Problem habe, dazu führe ich in meiner unten stehenden Bewertung noch aus), allerdings, so Kitano, seien die Kids ganz generell an ihrem Schicksal schuld, weil „ihr uns Erwachsene verarscht!“ (Habt Ihr das gehört, Kinnings? So better behave yourself!). Dann werden die Jungs und Mädels nacheinander, immer ein Büblein, dann ein Mägdelein, in die Pampa gescheucht. Kawada und Kirayama, deren genauer Hierseinsgrund nicht erwähnt (und auch von keinem erfragt wurde), kloppen sich gleich mal um einen Ausrüstungssack – ja, mit den Jungs wird´s sicherlich ordentlich rappeln.

Als Nanahara logeschickt wird, stolpert ihm gleich mal das Mädchen Tendo entgegen und heult, nicht mehr zu wissen, was sie machen soll. Antwort erübrigt sich, denn in ihrem Hals steckt schon ein Armbrustbolzen und Tendo verröchelt. Verantwortlich dafür ist ein fetter, eh, stattlicher Junge, der sich offenbar recht flott an seinen Wurstfingern ausgerechnet hat, dass gleich am Ausgang warten und alles der Reihe nach abballern eine recht erfolgversprechende Taktik wäre. Irrtun, hat er nicht, denn er kann´s gar nicht fassen, was er angestellt hat und wird prompt from some other guy (entschuldigt, aber erwartet von mir nicht ernsthaft, dass ich 40 Japaner gleichen Alters unfallfrei auseinanderhalten kann) mehr versehentlich im Handgemenge entleibt. Nanahara und Noriko schlagen sich gemeinsam in die Büsche und stellen fest, dass sie bei den „Waffen“ ganz gehörig tief ins Klo gefasst haben … Nanahara (den ich von nun an kurz „Nanä nennen werde, um mir wenigstens ein paar Buchstaben zu sparen) verfügt über einen gemeingefährlichen Deckel (!), Noriko immerhin über ein Fernglas. Kurzer weitgehend bedeutungsloser Flashback zu ihrem gemeinsamen Freund Nobu, der beim Aufruhr im Klassenzimmer gerade eben ins Gras gebissen hatte. Noriko macht sich Vorwürfe, weil sie Nobu überredet hatte, bei der Ausflugsfahrt überhaupt mitzukommen, aber Nana, dessen bester Freund, Waisenhauskumpel und Gitarrenlehrer Nobu war, beruhigt sie, schwört Rache und ausserdem, Noriko zu beschützen.

Während Kitano im Kontrollraum (mit dem üblichen Schmafusi von Gazillionen Monitoren) Norikos Kekse frisst, wird Kirayama von einer Gruppe Jungen abgefangen und, da er scheinbar nur mit einem Fächer bewaffnet ist, für leichte Beute gehalten. Alas, Kirayama ist ein fieserwelcher, zückt seine verborgene MPi und mäht das halbe Dutzend mühelos nieder, um dann sein persönliches Waffenarsenal mit den Goodies der Verblichenen aufzufrischen.

Nicht jeder ist fähig, mit dieser ins Extrem abgeglittenen Survivor-Ausgabe Schritt zu halten – das Mädchen Ogawa und another guy beschliessen (naja, wie im richtigen Leben beschliesst SIE und ER muss es mit ausbaden) gemeinschaftlichen Selbstmord und hüpfen von einer angemessen hohen Klippe in die rauhe See. Ein anderes Girl, Megumi, hat sich in einer Hütte verschanzt (falls ich´s noch nicht erwähnt haben sollte – die Insel war dereinst bewohnt und wurde für Battle Royale evakuiert, daher finden sich noch etliche Relikte dessen, was man gemeinhin Zivilisation nennt), wo sie von einem anderen Mädel, Mitsuko, aufgestöbert wird. Obwohl Mitsuko einen verschlagenen Gesichtsausdruck ihr Eigen nimmt (und das mit dem Vertrauen insbesondere dann in life-or-death-Situationen eine kitzlige Sache ist, wenn man vorher nicht unbedingt zum gegenseitigen Freundeskreis gehört hat), ist Megumi blöde genug, Mitsuko hereinzubitten und ihr sogar ihre „Waffe“, einen recht harmlosen Elektroschocker, vorzuführen. Mitsuko zeigt ihr wahres Gesicht (nicht wahrhaftig überraschend), überwältigt Megumi und demonstriert ihr ihre eigene Waffe, eine Sichel. Fatal fatal.

Der Morgen bricht an (bis jetzt war Nacht, ´tschuldigung) und begleitet von den Klängen des Radetzky-Marsches (!!) gibt Kitano die Gefahrzonen für die nächsten Stunden bekannt. Nana und Noriko haben sich zum Meeresufer durchgeschlagen und pondern ihre Möglichkeiten, werden aber von Ohki (wer immer das auch ist) angegriffen. Nana nimmt den Kampf auf und im Handgemenge wird Ohki von seiner eigenen Waffe abgemurkst. Aus dem Gebüsch springt Moto Guzzi und macht sich daran, Nana zu plätten, wird aber seineseits vom plötzlich auftauchenden Kawada mit der Schrotflinte umgelegt. Von Nana und Noriko will Kawada überraschenderweise (noch?) nichts, denn er ist auch erst mal an der Aufstockung seines Waffenvorrats interessiert und Fernglas und Deckel reizen ihn nicht sonderlich. Vom nächstgelegenen Hügel aus rufen plötzlich zwei Mädchen, dass sie nicht kämpfen wollen und man doch gemeinsam nach einem anderen Ausweg suchen solle. Kawada hält das (wie ich spontan auch) für einen eher plumpen Versuch einer Falle, aber N & N (jetzt wird´s noch kürzer) wären nicht abgeneigt, doch bevor etwas unternommen werden kann, werden die Girls (eines davon übrigens heimlich in Nana verknallt) von einer MPi umgelegt (also vermutlich von Kirayama). Kawada quittiert das mit einem Schulterzucken, schlägt sich in die Büsche und gibt unserem nominellen Helden-Duo noch den guten Rat, die Situation als das, was sie ist, zu akzeptieren.

Mitsuko dagegen hat sich mit der Sachlage hervorragend angefreundet und ist auf dem besten Wege, zur offiziösen Superschurkin unseres Films zu werden – sie geht auf ein weiteres Girl los, ebenfalls auf der Suche nach besserer Offensivbewaffnung. Das vermeintliche Opfer wehrt sich aber frecherweise und scheint sogar die Oberhand zu gewinnen, hat jedenfalls Zeit für ein paar gutgemeinte Beleidigungen a la „Schlampe“ (Mitsuko erfreute sich also auch schon prä-Battle-Royale eines guten Images), aber Mitsukos weinerliche Entschuldigungsversuche dienen nur dem Zeitgewinn, bis sie den Elektroschocker ausgepackt hat und dadurch den entscheidenen Vorteil gewinnt, um ihre Kontrahentin mal persönlich überprüfen zu lassen, ob das mit dem Leben nach dem Tod wirklich hinhaut.

Noriko, die ja, falls das jemand vergessen haben sollte, noch an ihrer Kitano-bedingten Armverletzung leidet, ist ausgepowert und fiebrig (jaja, Infektionen können ´ne böse Sache sein). Der Karte entnimmt Nana, dass auf der Insel eine Klinik existiert(e) und schleppt sein Girl da hin. Die Klinik wird allerdings von Kawada in Beschlag genommen, doch der erweist sich als Gutmensch genug, um die beiden nicht nur einzulassen, sondern Norikos Wunde professionell zu behandeln und sogar noch was schmackhaftes in der Klinik-Küche zu brutzeln. Auf die Frage nach dem Warum belässt er es bei einem nicht authentisch klingenden „mein Vater war Arzt“.

Noch ´n paar Charaktere mehr gefälligst? Bitte schön… (irgendwie ist das immer eines meiner Probleme mit asiatischen Filmen… ohne dreissig Sprechrollen geht´s bei denen wohl kaum, wie soll man da den Überblick behalten, noch dazu, wo die doch alle gleich aussehen?? Schätze, wir weissen Teufel haben doch ´ne weniger ausgeprägte Auffassungsgabe als wir glauben). Enter Sugimura und Mimura. Ersterer stösst zufällig auf letzteren und zwei Buddies, die einen alten Generator gefunden und zum Laufen gebracht haben und damit Mimuras Laptop befeuern. Der, also Mimura, nicht der Laptop, ist Computer-Whizz und hofft, mit seinen Fähigkeiten als Hacker einen Ausweg zu finden. Sugimura wird herzlich eingeladen zu helfen, aber der hat andere Pläne – seine „Waffe“ ist ein GPS-Navigationssystem, das sogar die Positionen der Mitspieler anzeigt und damit will er zwei Mädchen finden, Chigusa und Kotihiki. Scheidende soll man nicht aufhalten, findet Mimura, aber wenn Sugimura zufällig Nana findet, soll er dem Bescheid sagen, wo er Mimura finden kann (gewagte Einstellung – kann ja gut sein, dass man früher befreundet war, aber was sollte Nana theoretisch daran hindern, Mimuras Einladung anzunehmen und dann alles, was dort kreucht und fleucht, über den Haufen zu ballern?).

Mimura findet heraus, dass die Halsbänder auch über Mikrofone verfügen, mit denen die Spielleiter die Kandidaten überwachen, daher bedient er sich seines Laptops und dem guten alten Texteditor, um seinen Kumpels seine Einkaufsliste mitzuteilen: Pflanzendünger, Pestizide, Leichtöl, Schwefel etc. sollen die auftreiben (also ab zum nächsen Obi mit Gartencentrum) (Interessanterweise kommt auf den Plot Point „mithören“ für ´ne ganze Zeit niemand mehr zurück, auch Mimuri nicht, der in folgenden Szenen fröhlich über seine Pläne brabbelt…).

Chigusa (die von Sugimura gesuchte) ist beim Joggen (!) und träumt dabei eben von Sugimura (wohl ein weiterer Fall von heimlicher Verliebtheit), wird aber von some-guy-or-other (genauer gesagt, „some-other-guy“, nämlich den, der den dicklichen Armbrustbesitzer gekillt hatte und sich auch dessen Waffe angeeignet hat) gestellt. Dem steht´s wohl nach einer ordentlichen Vergewaltigung, zumindest ist er scharf auf Chigusa und erkundigt sich diskret, ob sie denn noch Jungfrau sei. Derartiges EIndringen in die Intimsphäre verbittet sie sich, woraus unser Freund messerscharf schliesst, dass das dann wohl noch zutreffend sei und Sugimura „keinen hochgekriegt“ hätte. Man bedroht sich gegenseitig, es kommt zu einem kleinen Handgemenge, in dessen Verlauf ein Bolzen losgeht und Chigusas kostbares Gesicht kratzt (argh, hätte am Wochenende nicht Barbarella kucken sollen… sofortiger Flashback zu „My face! My pretty face!!!“). Verständlich- und wenig überraschenderweise ist Chigusa nun ernstlich böse und macht sich daran, den Knaben mit ihrem Kampfmesser zu verhackstücken, aber nur, um sofort Mitsuko und ihrer Wumme gegenüberzustehen. Schwer verletzt gelingt Chigusa mit Müh & Not die Flucht – Sugimura findet sie gerade rechtzeitig, um ihr noch seine Liebe zu gestehen, bevor das Mädel den Abschied einreicht.

Nun werden die Spielbedingungen ein wenig verschärft – gab´s bislang „Gefahrzonen“ nur dreimal in sechs Stunden, ist ab sofort jede Stunde eine Zone tödlich.

N & N hausen immer noch bei Kawada, der angesichts der inniglichen Verbundenheit der beiden in Laberlaune kommt und uns seine langerwartete Backstory vermittelt. Vor drei Jahren hat er schon einmal am Battle Royale teilgenommen und – logischerweise, sonst könnte er uns das kaum erzählen – gewonnen. Aber unfreiwillig, denn eigentlich hatte er vor, gemeinschaftlich mit seiner Freundin Keiko heldenmütig nach Ablauf der Dreitagesfrist zu sterben. Da wurde aber nix draus, da Keiko in sprichwörtlich letzter Sekunde umgelegt wurde (Flashbacks rulen in diesem Film übrigens okay). Überleben hat seinen Preis, wie sich herausstellt, denn nun habe man ihn absichtlich sitzenbleiben lassen (DREIMAL hintereinander??? Bei uns fliegt man da doch von der Schule…), damit er nun als erfahrener Veteran das Spiel „in Gang bringen“ könne. Aber eigentlich hat er nur vor, am Leben zu bleiben und zu ergründen, wieso Keiko ihn im Tode angelächelt habe. Noriko spekuliert, dass sie sich damit für seinen (wenn auch mangelhaften) Schutz bedanken wollte und diese Erkenntnis löst bei Kawada den spontanen Wunsch aus, N & N weiter zu helfen, er kenne einen Weg, wie sie alle überleben könnten, aber er bittet sich Vertrauen aus – verraten wird die Methode erst, wenn´s soweit ist.

Weiteres muss vertagt werden, denn draussen vor der Tür gibt´s Ärger in Form von Kirayama, der gerade mal wieder einen Schüler plättet, obschon der eine kugelsichere Weste als Gimmick erhalten hat (merke: kugelsicher heisst nicht „sicher gegen Samuraischwerter o.ä.“) Kawada ist angewidert – denn Kirayama ist ein Freiwilliger, der das Spiel aus blossem Jux und Dollerei und der guten Laune wegen mitmacht. Kawada macht noch einen Treffpunkt mit Noriko und Nana aus, falls man getrennt wird, und dann wird Kirayama auch schon aufdringlich und verschafft sich Einlass in die Klinik. Nana, elender Held, der er ist, nimmt es auf sich, den sichtlich irren Knaben Kirayama wegzulocken und in einen heftigen Kampf zu verwickeln, den er nur deswegen überlebt, weil Sugimura auf seiner Seite eingreift. Dennoch wird´s bestenfalls ein Unentschieden, denn Kirayamas Arsenal (und seine Motivation wohl auch) sind denen der GUTEN überlegen, die sich durch einen beherzten Sprung ins kühle Nass seinem Zugriff entziehen.

Mimuras Kumpel haben ihm alles gewünschte geliefert und jetzt erfahren sie auch warum – Mimuras Onkel ist Berufsrevoluzzer und hat ihm auch das Handbuch „Anleitung zum Guerillakrieg“ überlassen und mit dem will Mimura nun zum Angriff gegen das System blasen. Aus seiner Bewusstlosigkeit erwacht Nana in einem Leuchtturm und face-to-face mit dem Mädel Utsumi, die ihm erklärt, dass Sugimura ihn hierher gebracht habe, dann aber gleich weitergezogen sei. Nana ist schwer angeschlagen und heftigst bandagiert, und auch sonst geht´s ihm nicht gut. Utsumi berichtet, dass der Leuchtturm ein reines Mädchenkollektiv sei, die anderen Mädels keine Jungs dabei haben wollten und sie ihn daher vorsichtshalber einsperren müsse. Nana, immer noch von purem Gutmenschentum beseelt, verklickert Utsumi, dass Kawada einen Weg kenne, sie alle zu retten und sie das doch mit ihren Girls besprechen solle. Tut sie auch (während Mitsuko weiter fröhlich vor sich hin metzelt, she´s got the hang of it…), doch da ist das Problem, dass Nana Ohki gekillt hat und der war der Boyfriend von Yuko, einem Mitglied des Mädchenkombinats (ich sag doch, dass ist echt unübersichtlich). Auch wenn der Rest der Mädels Nanas These, es habe sich um einen Unfall gehandelt, in Anbetracht der Tatsache, komplett unbeschadet das Spiel überleben zu können, Glauben schenkt, ist Yuko echt nachtragend und vergiftet die Nana zugedachte Essensportion. Die reisst sich aber Yuka (und dann heissen die auch noch fast gleich… mann, Japaner, denkt an westliche Reviewer…) untern Nagel, spachtelt, kotzt Blut und krepiert. Das bringt Zoff ins Mädchenpensionat – innerhalb weniger Sekunden verdächtigt jede jede andere, für die heimtückische Vergiftungsaktion verantwortlich zu sein und bevor man sich´s versieht, haben sich die Mädel gegenseitig unter heftigstem Bleigewitter blutigst inhumiert (wie Terry Pratchetts Assassinen sagen würden). Einzige Überlebende des Massakers, ist, welch´ Ironie, Yuko, die sich unter einem Tisch versteckt hat, sich einredet „das ist nicht meine Schuld“ (isses doch, Baby, isses doch), trotzdem ein schlechtes Gewissen bekommt, Nana (der ob des lautstarken Geballers ein wenig nervös wurde) befreit und sich dann vom Leuchtturm stürzt. Padauz.

Kawada und Noriko haben sich derweil schon am Treffpunkt eingefunden, wo Noriko pennt und von Kitano träumt, der in diesem Traum aber kein blutrünstiges Monster, sondern ein einsamer alter Mann ist, der mit Noriko Eis am Stiel isst.

Speaking of Kitano, bei dem bimmelt das Handy. Seine Tochter ist dran – Frau Kitano ist krank, und wenn der Herr nicht bald seinen Hintern deswegen nach Hause schwingt, braucht er gar nicht mehr zurückzukommen, „der egozentrische alte Mistkerl“.

Unser Freund Nana schleppt sich derweil mehr tot als lebendig durchs Gewölle und flashbackt zu seinem alten Herrn zurück, der sein ganzes Leben lang ein pathetischer Verlierer (und Langzeitarbeitsloser…) war. Seine Abschiedsbotschaft „Gib nicht auf“ gibt Nana aber dennoch die Kraft, weiterzustolpern. Noriko hält´s nicht mehr aus und stürmt ins Grüne, um Nana zu suchen, entgegen Kawadas Hinweis, dass die betreffende Zone gleich zur Todeszone werden wird, immerhin hetzt er hinterher. Noriko findet auch nicht Nana, sondern Mitsuko in killender Absicht, die aber von… Kitano verscheucht wird, der plötzlich (es regnet übrigens) mit einem Schirm auftaucht, zusieht, wie Nana auch zum Orte des Geschehens stolpert, Noriko seinen Regenschirm vermacht und wieder verschwindet. Eh. Ich sag mal: ???

Sugimura hat indes Kotohiki aufgestöbert, die ihn allerdings in ihrer Panik kurzerhand tot schiesst. Sterbend kann Sugimura ihr noch ins Ohr hauchen, dass er sie immer geliebt hat (polygamer Zeitgenosse für einen Fuffzehnjährigen) und er ihr nur helfen wollte. Kotohiki verzweifelt vor sich hin und fragt sich, was sie nun tun soll. „Sterben,“ meint die liebe Mitsuko und ist hilfsbereit genug, dabei zu assistieren. Viel hat sie aber auch nicht davon, denn sie wird wiederum von Kirayama über den Haufen geschossen. Zwar ist sie nicht gleich ganz hinüber, sondern geht noch kurz mit ihrer Sichel auf den Irren los (gut, sie ist nicht viel weniger irre…), letztendlich beisst sie aber trotzdem ins Gras.

Kawada, Nana und Noriko machen sich auf zu Mimura, auch wenn das durch eine Todeszone führt (heck, dieses ganze Geschwafel über die Gefahrzonen nervt mich – da kommt NIE was dabei raus!), der gerade heftig dabei ist, EUREKA zu brüllen, während seine Kumpels nicht nur eine rege Molotov-Cocktail-Produktion aufgezogen haben, sondern auch mit Propangasflaschen (sollte man auf einer Insel für diese Zwecke nicht rumliegen lassen) richtige Bomben gebastelt. Und Mimura, der Superhacker (mit dem völlig unrealistischen Anschlag – rein schreibtechnisch -, den Hacker in solchen Filmen halt so drauf haben) hat einen Virus programmiert (in Java, was Sun sicher freuen wird) und schleust den, ohne weitere Probleme, direkt in den Rechner der Kommandozentrale ein – es zahlt sich halt nicht aus, wenn man den Computern für solche Spiele ´nen Internet-Zugang beschert. Dort stellt man zwar fest, dass ein böser Virus zuschlägt und das System sich selbst überschreibt, ein Backup-System hat man aber nicht am Start – für volle 15 Minuten herrscht Totalausfall, und das ist genau Mimuras Plan, denn in der Zeit will er mit seinen Bomben & Granaten das Hauptquartier der bösen Überwacher in die Luft jagen. Könnte theoretisch funktionieren, aaaber… da sei Kirayama vor, der legt nämlich darauf Wert, auf die sportliche Methode zu gewinnen, taucht zur Unzeit bei Mimura auf und eliminiert spielend dessen Kumpel. Mimura greift daraufhin zur Verzweiflungstat und sprengt seine gesamten Explosiva mitsamt sich selbst in die Luft und hofft, Kirayama dabei mitzunehmen. Die übliche Sekunde zu spät kommen Kawada & Co. an und sehen nur noch die flammende schöne Bescherung und den daraus hervorstrauchelnden Kirayama. Jetzt nimmt Kawada die Sache persönlich in die Hand und duelliert sich mit dem Freiwilligen, wobei er den entscheidenden Vorteil hat, dass er im Gegensatz zu dem nicht geblendet ist. Trotzdem bezahlt er den Sieg im Zweikampf mit einigen schweren Verletzungen.

Kawada, Nana und Noriko wären damit die letzten drei Überlebenden und sammeln sich am Strand. Auf die Frage, was Nana denn, back in the real world, nun treiben werde, entgegnet dieser, dass er den Erwachsenen noch nie getraut habe und er deswegen versuchen werde, ein ANSTÄNDIGER Erwachsener zu werden (hm. Whatever THAT means). Wo man gerade bei „Vertrauen“ ist, schön blöd war´s, so Kawada, dass Nana und Noriko IHM vertraut haben, denn er gedenke sie jetzt umzunieten, die Geschichte mit dem „Ausweg“ sei nur ein Köder gewesen, und Nana und Noriko wären ihm gleich als die geeignetsten Naivlinge aufgefallen, denen man die Story andrehen könnte, danke schön. Diese Entwicklung hört man, ebenso wie die nachfolgenden zwei Schüsse, in der Kommandozentrale, die wieder online ist, natürlich gern. Die Uniformträger möchten am liebsten gleich den Müll entsorgen (angeblich die Leichen identifizieren, aber die wissen doch, wer draufgegangen ist, die Namen wurden sogar in den „Nachrichten“ für die Spieler durchgegeben?), aber Kitano winkt ab und lässt die gesammelte Baggage abreisen. Ist er geläutert ob des grausigen Spiels? Jedenfalls veranstaltet er nach Abmarsch des Militärs für einen leeren Sportplatz eine Gymnastikstunde, als Kawada aus dem Gebüsch stolpert und den Siegerlorbeer abholen will, bzw. eher den Heimflug. Kitano lobt die gute Arbeit, hätte aber da noch eine kleine Anmerkung… er weiss nämlich etwas, was wir nicht wissen, nämlich dass Kawada die Halsband-Mikrofone deaktiviert hat (es würde mich ECHT interessieren, wie Kawada das hingekriegt haben will) und das ist nunmal Betrug, schon zückt Kitano die Kanone, doch da stürmen Nana und Noriko den Raum (keine ganz so grosse Überraschung mehr, denn sobald die Geschichte mit den Halsbändern einmal aus dem Sack gelassen ist, ist uns ja alles klar). Kitano freut sich (unenthusiastisch), sie zu sehen: „Hat´s Spass gemacht?“ Ist ihm aber nicht so unrecht, denn jetzt kann er erstens nochmal drauf rumreiten, dass die ganze Welt ihn zum Teufel wünscht, inkl. Frau & Kind (eeeh, also ehrlich, wen wundert das?), und zweitens enthüllen, dass er künstlerisch veranlagt ist – er führt den verblüfften Kids ein Gemälde (oder ´ne Art Collage) vor – die stilisierte Insel mit dutzenden Kinderleichen und der einzigen Überlebenden Noriko (sieht allerdings nicht so aus, als hätte ein alter Pädagoge das Ding gebastelt als vielmehr ein Vierjähriger mit wenig Begabung) – potz, der alte Sack steht auf Noriko, Päderast, elender. Noriko ist verständlicherweise erschüttert und bringt ihre Knarre in Anschlag, bringt´s aber ebenso naturgemäss nicht übers Herz, abzudrücken. „Mach doch, erschiess mich,“ klischeet Kitano und zückt seine eigene Waffe, „sonst erschiess ich dich!“ Spät, aber nicht zu spät, kickt Nanas Heldengen ein und er mäht Kitano nieder – dabei, nochmal Ironie pur, ist Kitano nur mit einer Wasserpistole bewaffnet… Da klingelt Kitanos Handy wieder. Zu allgemeiner Überraschung (inkl. meiner) erhebt sich Kitano, pflanzt sich auf die Couch und nimmt das Gespräch an. Es ist seine Tochter, und der verklickert er, dass er nicht nach Hause käme, echauffiert sich darüber, dass sie ihn „verantwortungslos“ nennt, erschiesst sein Handy, knabbert den letzten verbliebenen Keks und kratzt endlich ab.

Irgendwoher haben unsere drei Überlebenden ein Boot aufgetrieben (convenient, isn´t it?) und schippern gen Festland. Könnte alles eitel Freude sein, doch Tragik nimm deinen Fortlauf… Kawadas schwere Verletzungen fordern ihren Tribut und nach dem Rauchen der letzten Zigarette und dem Verständnis, dass Keiko ihm dereinst mit ihrem Lächeln „Auf Wiedersehen“ gesagt habe, verabschiedet sich auch er in die nächste Welt.

Ein Steckbrief informiert uns, dass Nana und Noriko wegen Mordes gesucht werden – tja, bei Falschspielern ist das System unerbittlich und so werden unsere tapferen Überlebenden in ein Leben im Untergrund, ständig auf der Flucht, gezwungen, was sie zwingt, sich zu bewaffnen, aber sie versichern uns, ihre Waffen niemals leichtfertig einzusetzen… Le Finis.

In Japan müssen seltsame Kräuter wachsen und die Japaner mischen sich das Zeug offenbar auch in ihren Tee. Und wenn sie dann richtig breit sind, schreiben sie Bücher und/oder drehen Filme. Gut, das ist spätestens seit dem vierten Godzilla-Film keine bahnbrechende Neuheit mehr, aber in letzter Zeit scheinen so einige Japaner gehörig am Rad zu drehen, angefangen von den Guinea Pig-Filmen über Takeshi Kitanos eigene Filme bis hin zu Miike & Co. mit Audition, Versus (sehr bald hier) etc. pp. Auch Battle Royale muss man zweifellos in diese New Wave des japanischen Genrekinos einordnen, auch wenn (der jüngst während der Arbeiten am obligatorischen Sequel – ein Gedanke, der sich nicht unbedingt aufdrängt, denn was will man in einem zweiten Teil schon wesentlich neues erzählen? – verstorbene) Fukusake ein Veteran ist (und ehrlich gesagt anhand seiner Vita nicht unbedingt derjenige ist, dem ich einen Film wie diesen zugetraut hätte, but I´m not an expert in this matter) und daher vielleicht nicht ganz in diese „new school“ einzureihen ist.

New wave hin, Veteran her, Battle Royale ist ein seltsamer Film. Wer sonst ausser den Japanern könnte wohl auf den Gedanken kommen, einen Unterhaltungsfilm (im weitesten Sinne) über 40 Schulkinder, die sich gegenseitig niedermetzeln, zu machen? Eben. Okay, ich weiss, es gibt denn Lord of the Flies (und wenn Buch bzw. Verfilmung keine Inspiration für Battle Royale waren, will ich Papa Schlumpf heissen – die andere Inspiration sind ebenso offensichtlich Reality-Shows; Parallelen gibt´s sicher auch zu dem King/Bachman-Roman The Long Walk (dt. Todesmarsch)), aber der Grundgedanke ist ein anderer – bei Lord of the Flies kämpfen die Kinder, weil sie aufgrund Schiffbruchs (oder wars Flugzeugabsturz? Ist ja auch salami) auf sich allein gestellt sind, ums Überleben und kämpfen letztendlich aufgrund unterschiedlicher Ansichten, wie mit dieser Lage umzugehen ist, gegeneinander, während Battle Royale einen solch vergleichsweise hehren Gedanken nicht nötig hat.

Das „Schöne“ an Filmen wie Battle Royale ist, dass man sie ganz nach eigenem Gusto interpretieren kann. Seht her, die Jugend von heute ist tatsächlich so schlimm, wie wir alle befürchten! Seht her, so weit kommt es, wenn wir reaktionäre Regierungen ans Werk lassen! Seht her, man kann tatsächlich keinem über 30 trauen! All diese Thesen lassen sich mit mehr oder weniger guten Argumenten vertreten (das auf der DVD vertretene Interview mit Fukusake – in reiner Textform, btw – verrät, dass der Regisseur selbst das eher wie Don Siegel mit seinen Body Snatchers sieht, eine spezielle Botschaft, so sagt er , wolle er nicht verkünden, aber nach seiner politischen Agenda scheint er selbst Aussage Nr. 2 zu favorisieren). Und natürlich kann man den Streifen auch ganz ohne Aussage als simplen Gemetzelfilm sehen, klar…

Aber das ein Film offen interpretierbar ist, sagt noch nichts über seine Qualität aus, und wenn wir ehrlich sein wollen (wie selbstredend immer, hehe), das Drehbuch, najaaa, hat seine Lücken (die aber wohl auch im Original-Roman, ein Bestseller in Japan mit 300.000 verkauften Exemplaren, schon so stehen). Erst mal mein ganz grundlegendes Problem: was zum Geier soll das komische Battle-Royale-Gesetz der Regierung an der miesen wirtschaftlichen Lage der Nation ändern? Einfach nur 40 potentielle zusätzliche Arbeitslose abmurksen? Wahnsinnig effektiv, dafür so einen Aufstand zu treiben… Jugendkriminalität bekämpfen durch Abschreckung? Funktioniert auch nicht, denn wenn das Auswahlverfahren rein nach dem Zufallsprinzip funktioniert, hat ja keiner einen Anreiz, sich systemkonform zu verhalten, denn das bringt ihm ja auch keine besseren Chancen, dem Battle Royale zu entgehen – das hätte nur Sinn ergeben, wenn die betreffende Klasse aufgrund ihres sozialen Verhaltens gewählt bzw. in die Lostrommel gekommen wäre. So gesehen ist schon die Grundprämisse ziemlich fragwürdig, was dem Film dann doch etwas an Wucht nimmt, weil man sich schlicht und ergreifend fragt, was das ganze soll (und überhaupt, würde eine „Öffentlichkeit“, welcher Art auch immer, solcherlei Gesetze billigen?). Heck, selbst das von mir angesprochene Ausloben eines tollen Gewinns für den glücklichen Sieger würde der Angelegenheit ein wenig mehr Sinn geben.

Auch sonst ist die Story nicht frei von Schwächen – die Kids verwandeln sich – zumindest grösstenteils – ein wenig arg schnell in blutrünstige Killermaschinen (vom Umgang mit schweren automatischen Waffen und gewiss auch nicht einfach zu bedienenden Geräten wie einer Armbrust, den die Kinder in Nullkommanix, ohne jegliche Erfahrung oder Anleitung, drauf haben, will ich gar nicht reden). Ich bin nun zugegebenermassen ein Weilchen aus der Schule raus, aber diese Killermentalität ist mir fremd (in meiner Klassengemeinschaft hätten wir, obwohl wir auch nicht alle die besten Freunde waren, sicherlich erst mal überlegt, ob´s nicht irgendwelche anderen Möglichkeiten gäbe, als sich gegenseitig umzubringen, zumindest 90 % von uns :-)) – zudem fehlt einigen Charakteren einfach ein wenig Background, das ist natürlich der Tatsache geschuldet, dass es einfach zu viele sind. Sicher kann man da nicht jede speaking role mit entsprechender character motivation versorgen, aber drei zentrale Figuren bleiben mehr oder minder unerklärlich: Mitsuko, die ohne Umschweife zur kaltblütigen Killerin wird (zur Ehrenrettung sei gesagt: die Special Edition klärt per Flashback auf, dass Mitsuko sexuell missbraucht wurde – da der Film aber auch so schon vor Flashbacks nur so wimmelt, die mehr als einmal den Flow des Films empfindlich durcheinanderbringen, muss man sich da wohl schon bedanken, dass der normale Cut wenigstens DIESEN Flashback auslässt), Kirayama, bei dem mich schon interessiert hätte, aus welchen Beweggründen er freiwillig am Spiel teilnimmt, und, das ist vielleicht am wichtigsten, Kitano. Sure, der Film deutet an, dass Kitano aufgrund der Respektlosigkeit der Schüler zum BR-Befürworter geworden ist und da ist auch sein Crush auf Noriko, aber das ist nicht „fleshed out“. Wenn Kitano gewollt hätte, dass Noriko das Spiel gewinnt, hätte er doch ins Spiel eingreifen können (und zwar nicht nur damit, dass er ihr einen Regenschirm schenkt) – und wenn er auf die Maid steht, warum lässt er zu, dass sie überhaupt am Spiel teilnimmt? Strange kind of love.

Die Hauptpersonen unter den Kids, Nanahara, Noriko und Kawada fahren in der Hinsicht relativ gut, auch wenn Noriko ebenfalls nicht über umwerfenden Background verfügt, aber ihre Beziehung zu Nanahara entwickelt sich recht glaubhaft und er selbst hat zu seinem Glück einen einigermassen befriedigenden Charakter-Hintergrund, ebenso wie Kawada (abgesehen davon, dass ich es extrem unglaubwürdig finde, dass die Authorities drei Jahre in Folge seine Versetzung in die nächste Klasse blockieren, nur damit er grad jetzt das Spiel anheizen kann – einmal, das hätte ich schlucken können). Gut, die Drehbuchquibbles will ich damit mal abhaken, ich hab ja oben im Text noch einige Sachen angedeutet, die mir aufgefallen sind. Nur soviel muss ich noch sagen: der britische Humor ist ja bekanntlich ein schwarzer, und einer, der mir sehr gefällt, aber wie z.B. der Rezensent der altehrwürdigen „Times“ reinen Gewissens vom Humor des Streifens reden kann, eh, das erschliesst sich mir nicht ganz – von ein-zwei satirischen Überspitzungen abgesehen (das MTV-mässige Regelkunde-Video fällt da ein) ist Battle Royale hundertprozentig ernsthaft und ganz bestimmt nicht zum Lachen (es sei denn, die englische Fassung ist anders synchronisiert) – es sei denn, man findet es per se unheimlich witzig, wenn sich Fünfzehnjährige nach allen Regeln der Kunst gegenseitig das Licht ausblasen; ein Augenzwinkern oder gar grandioser over-the-top-Approach a la Brain Dead konnte ich jedenfalls nicht bemerken (aber ich bin ja auch nur ein armer kleiner Internet-Reviewer und schreibe nicht für die Times. Warum eigentlich?).

Vom rein handwerklichen Standpunkt aus kann Battle Royale grösstenteils überzeugen. Fukusake wartet mit erstaunlichen Anflügen von Style auf, die ich dem alten Knacker nun wirklich nicht zugetraut hätte (will nicht despektierlich klingen, aber, um im zeitlichen Kontext zu bleiben, ich bezweifle, dass einer der Typen, die hierzulande in den 60ern Edgar-Wallace-Filme runtergekurbelt haben, problemlos heutige Sehgewohnheiten adaptieren könnten), das Tempo ist grösstenteils hoch, der Film nimmt sich im Handlungsfortgang nur wenige Atempausen – wenn da nicht die Flashbacks wären, die den Streifen entschieden zu oft ausbremsen und gelegentlich nicht wirklich etwas zur Story oder zum character development beitragen. Ansonsten kann ich technisch nur mosern, dass gelegentlich etwas abgenudelte Stock Footage für establishing shots verwendet wird. Die Actionszenen sind ausgesprochen blutig inszeniert und auch recht packend, leider nur oftmals in entscheidenden Bits in der DF gekürzt (so bleibt z.B. die Szene mit dem Messerwurf Kitanos und dem Geballere der Soldate sehr unübersichtlich – erst durch Nachschlagen in internationalen Quellen ging mir auf, dass Noriko doch NICHT durch das Messer, sondern einen Streifschuss verletzt wurde, das Messer traf ein anderes Mädchen. War zu faul, das jetzt im Fliesstext zu korrigieren, wenn jemand mosert, weiss ich wenigstens, dass er nicht bis zum Ende gelesen hat) – so entgeht dem deutschen Zuschauer zum Bleistift auch, wie genau sich Kirayama Einlass in die von den Helden besetzte Klinik verschafft (und das ist, eh, eine sehr interessante Methode). Gut, auf einige Gore-Eskapaden muss derjenige, der sich mit einer deutschen Fassung des Films begnügt, verzichten, was bleibt, ist allerdings auch ordentlich blutig und dürfte Genrefreunde allemal zufriedenstellen.

Bei fernöstlichen Schauspielern fällt es mir recht oft schwer, das Gezeigte richtig einzuordnen – grundsätzlich ist das ganz einfach eine andere Schauspielschule. Dennoch fand ich, dass die Jugendlichen bzw. ihre Darsteller gute Jobs abliefern, besonders Shibasaki, Yamamoto und Maeda (abgesehen mal vom üblichen Problem von Teeniefilmen, die meisten wirken zwei-drei Jahre zu alt). „Beat“ Takeshi Kitano ist auf jeden Fall meine erste Wahl, wenn irgendwann mal Japan die „Night Watch“-Romane aus Pratchetts Discworld-Zyklus verfilmt, um Captain Vimes zu spielen. Stoneface pure. Aber das ist nun mal sein Image, da müssen wir (und er) durch. Ausserdem ist er seit Takeshi´s Castle (immer noch keine Wiederholung auf DSF… grummel… ihr zeigt doch sonst jeden Scheiss zehnmal) doch deutlich gealtert.

Umfangreiche Angaben zu den einzelnen Darstellern erspare ich mir an dieser Stelle, ausser Kitano kennt hier sowieso keiner jemanden, zumindest nicht ohne zehnminütige Internet-Recherche. Daher als Schlusswort zu diesem Kapitel: die darstellerischen Leistungen sind durch die Bank okay, da kann man nicht meckern.

Abgesehen davon, dass es sich, wie erwähnt, um eine gekürzte Fassung handelt, kann man das auch nicht bezüglich der DVD-Präsentation von Kinowelt. Brav, wie es sich gehört, spendierte Kinowelt anamorphic widescreen, wahlweise deutschen Ton oder japanische Originalfassung (mit ausblendbaren Untertiteln, für Puristen) sowie als Extras das erwähnte Text-Interview sowie ein einstündiges Making-of (mit dem ich mich aber aus Zeitgründen – rental! – nicht befasst habe) sowie eine gut zwölfminütige Pressekonferenz mit den Hauptbeteiligten direkt am Set (japanisch mit dt. Untertiteln). Sag einer, man könnte nicht auch anständige DVDs für den hiesigen Markt zusammenpfuschen. Bild und Ton sind, selbstverfreilich, auch von guter Qualität (zu Dolby kann ich dank immer noch bestehenden Ausfalls meiner Anlage nix sagen).

Gut, kommen wir zum Fazit: Battle Royale ist auf seine Art ein denkwürdiger Film – ein wenig unausgegoren, was seine Story angeht, aber provokant. Nicht immer ergibt alles Sinn und seine mögliche politische Ambition verpufft ein wenig aufgrund der ein wenig verqueren internen Philosophie des Streifens, aber es lohnt sich schon, den ein oder anderen Gedanken nach Filmende zu fassen (und sei´s „What the hell were they thinking?“). Und natürlich kann man das Hirn auch gut gänzlich ausschalten und Battle Royale als das sehen, was der Film in seiner Quintessenz letztlich ist – ein gut blutiger Actionfilm with a difference, und wenn man nur mit diesem Anspruch rangeht, sind die Schwächen der Geschichte dann ja auch egal – eine Abwechslung zu amerikanischen oder auch Hongkong-Action-Werken, und zwar eine gehörige, ist´s allemal. Alas, man (sprich: die Producer) hätte daraus wirklich eine Granate machen können, wenn man die ganze Angelegenheit ein wenig mehr durchdacht hätte. Auf der anderen Seite – ich stelle mir gerade ein US-Remake vor und beim blossen Gedanken daran kräuseln sich mir die Fussnägel…

Kurz und gut: die Chance zum „thinking man´s action movie“ knapp verfehlt, aber immerhin ein blutiges, hartes, etwas anderes Spektakel mit gewisser politischer Würze.

(c) 2002 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 5

BIER-Skala: 6


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