Battle for Terra

 
  • Deutscher Titel: Battle for Terra
  • Original-Titel: Battle for Terra
  • Alternative Titel: Terra |
  • Regie: Aristomenis Tsirbas
  • Land: USA
  • Jahr: 2007
  • Darsteller:

    Evan Rachel Wood (Mala), Luke Wilson (Lt. James Stanton), Brian Cox (General Hemmer), Justin Long (Senn), David Cross (Giddy), Amanda Peet (Maria), Dennis Quaid (Roven), Chris Evans (Stewart Stanton), James Garner (Doron), Rosanna Arquette, Beverly D’Angelo, Danny Glover (Präsident Chen), Ron Perlman, Danny Trejo


Vorwort

Auf einem Ringplaneten geht eine friedliebende Rasse von Aliens, die wie offensichtlich die gesamte Fauna des Planeten flugbegabt ist, ihrem naturverbundenen Leben nach. Nur Mala, ein abenteuerlustiges und technikbegeistertes Mädchen, geht mit ihrem Erfindungsgeist nicht nur Freund Senn, sondern auch den Ältesten ein wenig auf die Nerven. Bis eines weniger schönen Tages ein gigantisches Raumschiff über dem Planeten erscheint – es ist die „Arche“ der Menschen, die nach der Vernichtung ihrer Heimat und der Kolonien (selbstverschuldet, wie sonst) auf der Suche nach einem bewohnbaren Planeten sind. Da die Arche kurz vor dem Auseinanderfallen ist, wird der Ringplanet (originellerweise von den Menschen „Terra“ getauft) trotz menschen-lebensfeindlicher Umwelt als geeignet für die Besiedelung angesehen. Dass da schon ’ne intelligente Spezies drauf lebt, ist den Hardlinern um General Hemmer wurst. Bei einem ersten Überfall auf die Terrianer-Siedlung wird Malas Vater entführt. Wütend zwingt Mala ein Schiff der Menschen zum Absturz. James Stanton überlebt den Crash, da es seinem Hilfs-Roboter Giddy gelingt, Mala zur Hilfe zu überreden. Als Gegenleistung für die Lebensrettung verlangt Mala, zu ihrem Vater gebracht zu werden. Stanton willigt ein. An Bord der Arche wird Stanton von Hemmer als Kriegsheld für Propagandazwecke ausgenutzt und als ihm Mala in die Hände fällt, zwingt Hemmer den renitenten Stanton mit einem perfiden Trick, sich für eine Seite, nämlich die der Menschen zu entscheiden. Da das Konzil der Menschen Hemmers Invasions- und rücksichtslosen Terraforming-Plänen ablehnend gegenübersteht, putscht sich Hemmer an die Macht und ruft den Krieg aus. Die Terrianer sind nicht so hilflos, wie es zunächst den Anschein hat, trotzdem sieht es für sie ziemlich schlecht aus…


Inhalt

Es gibt beim FFF immer wieder Filme, die man überhaupt nicht auf der Rechnung hat und nur ins persönliche Programm nimmt, weil im Parallelkino grad noch was uninteressanteres läuft und man nicht zwei Stunden unnütz im Café sitzen will, ehe der Abendfilm anfängt. So kam ich zu „Terra“, dem computeranimierten Debütlangfilm des hauptamtlichen Special-Effects-Künstlers Aristomenis Tsirbas (in seiner Funktion als FX-Whiz arbeitete er an „Star Trek: Deep Space Nine“, „Star Trek: Voyager“, „Titanic“, „Dogma“, „Enterprise“ oder „Hellboy“), eine abendfüllende Version seines bereits 2003 entstandenen 7-Minuten-Kurzfilms gleichen Namens.

Die Erwartungen waren daher zumindest bei der Doc/Wortvogel-Delegation eher gedämpft – und wie so oft, wenn man mit der gepflegten „erwarten-se-nix“-Haltung an einen Film herangeht, wird man positiv überrascht.

Klar, die Story ist verhältnismäßig schlicht gestrickt und von einer naiven Moral geprägt (und, wie der Wortvogel in seinen heiligen Hallen richtig feststellte, wenn der Bund Naturschutz jemals einen Film – außer vielleicht „Eine unbequeme Wahrheit“ – sponsorn sollte, dann ist es dieser); das naturverbundene und mehr als nur latent technik- und fortschrittsfeindliche Terrianer-Volk, das mit sich, der „Mitschöpfung“ und dem Universum in Einklang ist (aber natürlich nicht SO in Einklang, um sich nicht ein paar Waffensysteme in der Hinterhand zu halten) und die bösen umweltzerstörenden, militaristischen und technikaffinen Menschen, die – zumindest diejenigen, die sich durchsetzen, das Konzil besteht ja aus Weicheiern – auf die Idee einer friedlichen Koexistenz gar nicht kommen und nur schwarz-weißes „wir oder sie“ kennen. „Terra“ (wenn ich meckern will, dann an dem extrem generischen Titel…) richtet sich aber an wohl hauptsächlich an ein jugendliches Publikum, womit die „unkomplexe“ Story aber schon eine gewisse Rechtfertigung erfährt (schließlich haben wir hier auch einen Film mit Message vor uns). Innerhalb dieser selbstauferlegten Beschränkungen ist „Terra“ (vom Regisseur selbst) aber exzellent, stringent und in sich schlüssig geschrieben. Die Charaktere sind vielschichtiger als die simple Grundprämisse vermuten lässt (Mala hat trotz ihrer Freundschaft zu Stanton kein Problem damit, gegen die Menschen für ihre Heimat zu kämpfen und auch Stanton selbst muss lange mit sich ringen, ehe er sich in der Frage Loyalität oder Freundschaft endgültig entscheidet – bis dahin hat er, vermuten wir, schon eine Menge Terrianer gekillt). Highlight des Films ist sicherlich eine ziemlich perfide angelegte Szene, in der Stanton sich auf Hemmers Geheiß zwischen Mala und seinem Bruder, die in einer vom General ausgeheckten Todesfalle stecken, entscheiden muss – die Entscheidung für einen bedeutet zwangsläufig den Tod des anderen; selbstverständlich gibt es eine (unsportliche :-)) Lösung für dieses an sich unlösbare Problem, aber die Szene wirkt dennoch heftig und nachhaltig. Es ist generell ein Film, der trotz seiner letztlich positiven Message recht düster (für einen CGI-Animationsfilm) daherkommt – es wird fleißig gestorben (wenn auch off-screen) und, naja, die Zerstörung der Erde ist wohl an sich düster genug. Humor ist die Sache des Films nicht – für lustige Aufheiterung sorgt nur gelegentlich Stantons Assistenten-Roboter Giddy, der aber auch wichtige Plot-Funktionen übernimmt und nicht nur als Sprücheklopfer fungiert.

Letztlich habe ich nur zwei kleine (und daher sicherheitshalber mit SPOILERwarnung versehene) Issues mit dem Script – es drückt sich um den dramaturgisch eigentlich notwendigen Tod von Senn, Malas Freund, sondern zieht die gute alte „haha, hat doch den Absturz überlebt“-Karte, und die etwas fragwürdige Heldenverklärung Stantons). Abgesehen von diesen minimalen Schönheitsfehlern ist „Terra“ beeindruckend erzählt (ausformuliert, also in Drehbuchform gebracht, wurde die Geschichte übrigens von Evan Spliotopoulos, der bis dato hauptsächlich an diversen Disney-DTV-Fortsetzungen wie „The Little Mermaid: Ariel’s Beginning“, „Pooh’s Heffalump Movie“ oder „König der Löwen 3“ mitgeschrieben hat).

Tsirbas inszeniert die Geschichte in wunderbarem Tempo – geruhsamen, geradezu lyrischen Passagen setzt er knackig-mitreißende Actionszenen entgegen, in denen es knallt, rumpelt und scheppert. Das Design des Films ist verhältnismäßig schlicht, was die Landschaften angeht, das creature design ist unschwer erkennbar an der irdischen Unterwasserwelt angelehnt (die Terrianer erinnern ein wenig an Seepferdchen, es gibt „Himmelswale“ etc.), aber es ist eine schöne Abwechslung zum üblichen Look von SF-Filmen. Die CGI selbst kann nicht mit den Marktführern von Pixar und Dreamworks mithalten, aber speziell die Animation der Terrianer und ihrer Planeten-Genossen ist gut gelungen; mit der Animation von Menschen haben die B-Klassen-CGI-Trickser aber noch so ihre Schwierigkeiten, das sieht noch sehr hölzern, zu kantig, zu sehr nach Actionfigur aus (und von Haaren wollen wir mal gar nicht reden, weswegen man Stanton sicherheitshalber gleich als Glatzkopf angelegt hat).

Der Score von Abel Korzeniowski ist ausgezeichnet; der polnische Komponist, für den „Terra“ die erste Hollywood-Produktion darstellt, legte u.a. 2004 einen neuen Score für Fritz Langs „Metropolis“ vor.

Für die Verhältnisse einer unabhängigen Produktion, die vermutlich mit keinem üppigen Budget gesegnet war, konnte Tsirbas einen inspirierten und interessanten voice cast zusammenstellen. Mala wird von Evan Rachel Wood („Across the Universe“, „S1m0ne“, „Zauberhafte Schwestern“) gefühlvoll gesprochen, für Stanton übernimmt Luke Wilson („My Super Ex-Girlfriend“, „The Royal Tenenbaums“, „Echt blond“) und macht den Charakter etwas weniger „hart“ als er animiert wurde. Bösmann Hemmer wird von Routinier Brian Cox („Rob Roy“, „The Ring“, „X-Men 2“) mit angemessenem Gusto gesprochen. David Cross („Scary Movie 2“, „Arrested Developoment“) sorgt als Stimme des Roboters Giddy für den (sparsam eingesetzten) comic relief, in weiteren wichtigen Sprechrollen begrüßen wir Amanda Peet („Syriana“, „Identity“, „X-Files 2“), Justin Long („Stirb langsam 4.0“), Dennis Quaid (naja, den solltet Ihr ja noch kennen…) und James Garner („Detektiv Rockford“, „Maverick“). Gastrollen übernehmen Prominente wie Rosanna Arquette, Beverly D’Angelo, Danny Glover („Lethal Weapon“), Danny Trejo („From Dusk Till Dawn“) und der auf dem FFF eh unvermeidliche Ron Perlman („Hellboy“). In einer deutschen Fassung wird diese Star-Power natürlich gnadenlos untergehen.

Es ist schon seltsam – während die großbudgetierte live-action-Kino-SF zwar immer bombastischer, aber auch immer dümmer wird (da braucht man nicht weiter als zu „Star Wars“ zu kucken), findet intelligente SF, die das Hirn des Zuschauers nicht beleidigt, offensichtlich nur noch im Animations-Bereich statt (gut, das ist sie auch billiger zu bewerkstelligen) – schließlich war der letzte GUTE ernsthafte SF-Film, an den ich mich erinnern kann, „Titan A.E.“ (und der ist auch schon wieder acht Jahre hier). „Terra“ erreicht nicht ganz diesen hohen Level, ist aber auf jeden Fall besser, cleverer und gehaltvoller als eigentlich alles, was Majorstudios uns seit der Jahrtausendwende vorgesetzt haben, da beißen auch leichte Abzüge in der CGI-B-Note und die harmlos-naive Moral keinen Faden ab. Für mich einer der beiden „sleeper hits“ des FFF. Schön, dass auch solche Filme ihren Platz im Festival haben.


mm
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