Batman vs. Teenage Mutant Ninja Turtles

 
  • Deutscher Titel: Batman vs. Teenage Mutant Ninja Turtles
  • Original-Titel: Batman vs. Teenage Mutant Ninja Turtles
  •  
  • Regie: Jake Castorena
  • Land: USA
  • Jahr: 2019
  • Darsteller:

    voice-cast (Englisch):
    Troy Baker (Batman/Joker), Eric Bauza (Leonardo), Darren Criss (Raphael), Kyle Mooney (Michelangelo), Baron Vaughn (Donatello), Carlos Alazraqui (Bane), Cas Anvar (R’as al Ghul), Rachel Bloom (Batgirl), John DiMaggio (Mr. Freeze), Keith Ferguson (Baxter Stockman/Two-Face), Brian George (Alfred), Ben Giroux (Robin), Tom Kenny (Penguin), Andrew Kishino (Shredder)


Vorwort

In Gotham grassiert eine Serie von Einbrüchen und Diebstählen in bzw. aus High-Tech-Labors. Barbara Batgirl Gordon ist zufällig vor Ort, als die geheimnisvolle unbekannte Bande die Powers-Labors überfällt, um dort einen neuen Super-Generator zu klauen. Die Diebe sehen verdächtig nach Ninjas aus, aber bevor Babs sich in ihr Bat-Gewand schwingen und Ninja-Arsch treten kann, greifen noch geheimnisvollere Unbekannte an – eine Art von Echsenmenschen?

Die Echsenmänner sind natürlich niemand anderes als die Teenage Mutant Ninja Turtles, die den weiten Weg von New York nach Gotham auf sich genommen haben, weil Shredder und sein Foot-Clan, unschwer als die Technologie-Diebe zu identifizieren, ebenfalls ihre Operationsbasis nach Gotham verlegt haben.

So ziemlich alle beteiligten Parteien sind zu der Erkenntnis gekommen, dass das logische nächste Ziel der Gang die Wayne-Laboratorien sind, wo an einem „Wolkensäer“ gearbeitet wird. Dieweil Batman eine Falle vorbereitet hat, glaubt auch der Pinguin, von der Lage profitieren zu können – wenn er den „Wolkensäer“ zuerst klaut, kann er ihn teuer an den Unbekannten verscherbeln. Die Turtles halten Pinguin irrtümlich für Shredders lokalen Partner und liefern sich einen Kampf mit dem Regenschirmfetischisten und seinen Schlägern, während Shredder und der Foot-Clan in den Wayne Laboren erkennen müssen, dass Batman das Gerät bereits an einen sicheren Ort gebracht hat. Shredder und Batman kämpfen ohne definitiven Ausgang, bis der Blechsamurai sich im Schatten einer Rauchbombe verpisst.

Der Caped Crusader trifft im Rahmen der Verfolgung auf die Turtles, und da weder der eine noch die anderen voneinander wissen (für die Turtles ist ein „übernatürlicher Verbrechensbekämpfer“ in Gotham ein urbaner Mythos, und die olle Fledermaus weiß begreiflicherweise nichts von den im Verborgenen in NY operierenden Kröten), kommt es zu einem weiteren Kampf, den Batman klar gewinnt.

Während Batgirl und Batman überlegen, auf welcher Seite die Turtles stehen und auch die sich nicht sicher sind, ob nicht Batman Shredders Partner ist, wird ausgerechnet Robin Zeuge des Treffens der wahren partners-in-crime. Shredder hat sich mit R’as al-Ghul zusammengetan. Dem unsterblichen Assassinen verlangt es nach dem Ooze und einer Maschine, die den Mutagenglibber über Gotham verteilen kann, um die ganze Stadtbevölkerung in rasende Monster zu verwandeln. Die Gegenleistung für Shredder ist ein kleiner Besuch in der Lazarus-Grube. Nur fehlt halt immer noch der Wolkensäer als entscheidender Bestandteil der Maschine.

Um in Ruhe an diese ranzukommen, hat R’as ein Ablenkungsmanöver ausgetüftelt. Mit Shredder, Foot und Liga der Assassinen überfällt er Arkham Asylum, um den Joker zu befreien…

Indes hat Donatello mit seinen Computerwizardfähigkeiten den Standort der Bathöhle ausfindig gemacht. Robin und Batman staunen nicht schlecht, als die Turtles dort auftauchen. Es gelingt, die Missverständnisse zu klären und schnell wird beschlossen, für den Moment gemeinsame Sache zu machen. Und diese gemeinsame Sache besteht zunächst mal damit, Arkham Asylum aufzusuchen und dort die Lage zu peilen.

Die ist allerdings schlichtweg katastrophal, denn Shredder hat Joker einen Vorrat an Ooze übergeben und der hat es sich und den anderen einsitzenden Superschurken (Mr. Freeze, Two-Face, Scarecrow, Poison Ivy, Bane und Harley Quinn) injiziert. Die sind schon im Normalzustand und in dieser Menge ein harter Brocken, aber an den mutierten Monsterversionen (Freeze wird z.B. zu einem riesigen Eisbären) scheinen sich die Helden die Zähne auszubeißen, wobei Batman besonders die Undiszipliniertheit der Turtles wurmt. Zu allem Überfluss gelingt es Joker, Batman mit dem Mutagen zu infizieren – und nun verwandelt sich der größte Detektiv der Welt in eine leibhaftige Riesenfledermaus.

Eins ist jedenfalls klar – Gothams und New Yorks Helden sind beschäftigt, während sich Shredder und R’as an den Pinguin halten, der den Wolkensäer entdeckt und gestohlen hat. R’as kann nun an die Erfüllung seines Plans gehen – das Mutagen kombiniert mit Jokers patentiertem Wahnsinns-Serum wird dafür sorgen, dass Gothams Einwohner sich in Stücke reißen…


Inhalt

DC und die Adaptionen seiner Helden – ein Kapitel für sich. Während das Arrowverse trotz gewisser soapiger Tendenzen durchweg gute Unterhaltung bietet (und sich auch daran erinnert, dass Comic-Adaptionen auch mal Spaß machen dürfen), ist das DC-Kinouniversum bekanntlich eine ziemliche Brachlandschaft – zumindest was die Flagschiffe Batman und Superman angeht („Wonder Woman“ war ja zumindest brauchbar, und „Aquaman“ ein großer Spaß). Und dann gibt es noch die Animationsabteilung – die begann eigentlich ziemlich ordentlich (und bemühte sich sogar um Continuity), ist mittlerweile aber dazu übergegangen, nicht weiter miteinander verbundene Einzelgeschichten, auch nach den elementaren Graphic Novels (wie „The Killing Joke“ oder „The Dark Knight Returns“), von höchst wechselhafter Qualität zu erzählen. Während die Adaptionen meist solide sind, ohne der Comicvorlage arg viel hinzuzufügen, sind die Originalstories manchmal… sehr bizarr („Batman Ninja“, ich rede mit dir!).

Während man auf den ersten Blick nun ein Crossover zwischen Batman und den Turtles ebenfalls für reichlich bizarr halten könnte, ist das so ungewöhnlich nicht – die Turtles haben praktisch mit jedem denkbaren Property bereits crossovered, und mit Batman im Besonderen schon zwei jeweils sechsteilige Comic-Miniserien hinter sich, auf deren erster der Film sehr lose basiert.

Um die vielleicht auffälligste Frage, wie zum Geier Batman und die Turtles ins gleiche „Universum“ kömmen, drückt sich der Streifen couragiert. Während die Comicreihe Paralleluniversen heranzog, ist es hier einfach Tatsache, dass Turtles und Batman in der gleichen „Continuity“ existieren und es also sowohl Gotham City als auch New York City gibt. Der Gedanke, dass die Turtles von Batman gerüchteweise gehört haben und er als „übernatürliche Präsenz“ gilt, die die Kröten für eine urbane Legende halten, ist nett (auch, dass Michelangelo sich fragt, warum in Gotham haufenweise Zeppeline rumschwirren) und kommt ja auch dem Grundgedanken hinter der Batman-Figur einigermaßen nahe. Auf den ersten Blick klingt es natürlich auch logisch, dass Batman seinerseits von den Turtles nichts weiß, da die im Allgemeinen ja nicht an die große Glocke hängen, wer oder was sie sind – andererseits sollte der selbsternannte „größte Detektiv aller Zeiten“ schon mal davon gehört haben, dass es in New York nun wieder allerhand Sichtungen seltsamer grüner Bösewichter verprügelnder Kerle gibt. Batman, you know nothing…

Shredders Zusammenarbeit mit R’as ist durchaus verständlich – die Lazarus-Grube und die damit einhergehende praktische Unsterblichkeit ist mit Sicherheit etwas, worauf die olle Blechfresse scharf sein könnte. R’as‘ Plan zur Zerstörung Gothams durch Mutagen-Monster scheint mir nicht ganz so in character zu sein – das ist mir zu sehr ein „evil for evil’s sake“-Plan, und zumindest der R’as, den ich aus den Comics kenne, stand eigentlich über solchen Dingen.

Dramaturgisch kann man bemängeln, dass der Mittelakt mit dem Kampf um Arkham Asylum und die mutierten Superschurken mit dem eigentlichen Plot nicht wirklich etwas zu tun hat, aber es erlaubt dem Film, eine Reihe populärer Figuren zu integrieren, die Bedrohung durch das Ooze zu verdeutlichen (und, natürlich, gibt R’as und Shredder die erwünschte Deckung, um in Ruhe ihre eigenen Pläne weiterzuverfolgen). Der aus dem Turtleverse etablierte Fakt, dass das Mutagen den jeweiligen Charakter des Delinquenten verstärkt und veräußerlicht, wird hier dankbar aufgegriffen – Mr. Freeze wird zu einem Eisbären, Scarecrow natürlich zu einer Krähe, Two-Face zu einer zweiköpfigen Wolfskreatur. Die beiden Schurkinnen erhalten besonders passende Transformationen – Poison Ivy wird zu einem Pflanzenmonster (das im Kampf ganz besonders unnütz ist, weil sie sprichwörtlich Wurzeln geschlagen hat) und Harley Quinn zu einem dem Joker ergebenen Hund (der Clown Prince of Crime selbst wird zu einer Schlange, was wohl in der Tat dem Joker in animalischer Sicht am Nächsten kommt).

Seinen komödiantischen Reiz gewinnt der Film natürlich durch die Gegenüberstellung des über-ernsten Batman und der – besonders ohne Anleitung von Splinter, der in NY geblieben ist – unkontrollierbaren und stets zu Scherzen und Popkultur-Referenzen aufgelegten Turtles-Rasselbande, deren Charakterisierung auch gut getroffen ist (Donatello ist der Computernerd, Michelangelo der Witzbold, Leonardo der temperamentvolle Hitzkopf und Raffael der „brooding loner“, der demzufolge auch der erste der Grünlinge ist, der als verwandte Seele einen echten Draht zu Batman entwickelt). Das führt natürlich zu Konflikten – nicht nur zwischen Batman und den Turtles, sondern auch zwischen ihm, Robin (Damian Wayne-Inkarnation) und Batgirl, die Grumpy Bat darauf aufmerksam machen, dass die Turtles als Familie funktionieren, wie die „Bat-Familie“ es auch tut (und auf einer humorigeren Ebene muss sich Alfred damit fertigwerden, dass die Turtles und insbesondere Michelangelo über keinerlei Manieren verfügen). Das Script schafft es dabei, die komödiantischen Aspekte voll auszunutzen, ohne den Charakteren untreu zu werden (es sei denn, man will Batmans joviales „It’s pizza time“ zum Abschluss als breaking character verstehen).

Highlight unter den Figuren ist – wer sollte es anders sein – Michelangelo, der angesichts Batmobil, Bathöhle und Bat-Gadgets mehr als einmal die Beherrschung verliert (und sich auch in den offiziellen Pinguin-Fanclub eintragen würde, wäre der nicht ein Fiesling). Aber es kommt eigentlich jede Figur gut zur Geltung. Auch und vor allem Shredder – es ist nach langen Jahren der Sozialisierung speziell durch die 90er-Trickserie nicht ganz einfach, den Blechkopf als echte Bedrohung zu sehen, aber dem Film gelingt’s. Shredder (übrigens verstärkt durch Fliege Baxter Stockman, womit dann auch klar wäre, dass die hiesigen Turtles tatsächlich primär in der Continuity der 90er-Serie stehen) ist eindrucksvoll, hat Batman im ersten Kampf am Rande der Niederlage und hält sich auch im Rematch mehr als ordentlich (wohingegen die Turtles vom bereits durch Shredder geschwächten Batman erst mal die grünen Hintern versohlt bekommen) – und auch R’as darf sich als wirklich gefährliche dämonische Bedrohung profilieren (die Zusammenarbeit seines Assassinen-Clans und der Foot-Ninjas liegt zudem ja eigentlich auf der Hand).

Es wäre dabei dringlich zu erwähnen, dass „Batman vs. Teenage Mutant Ninja Turtles“ kein Kinderprogramm ist. Im Rahmen der Handlung wird von den Bösewichtern ein ordentlicher Bodycount aufgetürmt (und das auch on-screen), mit dem Höhepunkt einer Enthauptung. Ich bin beinahe überrascht, dass das hierzulande mit FSK 12 durchgeht…

Technisch gibt’s wenig auszusetzen – die Animation ist besser als bei einigen der jüngeren run-of-the-mill-DC-Animateds, die ich gesehen habe. An das etwas kantige Aussehen der Turtles muss man sich (wie gesagt, mit den 90ern-Turtles sozialisiert) erst mal gewöhnen – der Kunstgriff, ihre Animation ansatzweise im sprunghaften Japan-Anime-Style zu gestalten, erweist sich als durchaus passender Kontrast zum gewohnten DC-Stil, mit dem Batman und seine Cronies gezeichnet werden.

Das Tempo ist hoch, die Actionszenen sind mitreißend, mein einziges kleines Beckmessern richtet sich an die nicht überzeugende Integration von 3D-Objekten in die 2D-Animation (Batmobil und Turtle-Van). Das ist aber auch ein pet peeve meinerseits und wird von anderen Zuschauern vielleicht nicht als so störend empfunden.

Ich habe mich sicherheitshalber an die englische Sprachfassung gehalten und enthalte mich daher jedes wertenden Kommentars zur deutschen Synchronisation. Die englische Version verzichtet überwiegend auf Stunt-Casting, sondern setzt primär auf bewährte voice actors. Ausnahmen sind SNL-Alumnus Kyle Mooney als enthusiastischer Michelangelo, Cas Anvar („The Expanse“) und Rachel Bloom als Batgirl. Shredders Stimme hätte ich mir etwas tiefer und druckvoller gewünscht, aber auch das ist Jammern auf hohem Niveau.

Ziemlich süß ist übrigens auch der Abspann, in dem anhand Variationen zahlreicher klassischer Comic-Cover eine Historie der Begegnungen zwischen Bats und Turtles zelebriert wird… (dieweil der Vorspann in seinem s/w-Stil Remineszenzen an die ursprünglichen Comic-Auftritte der Turtles weckt).

Bild- und Tonqualität der Warner-DVD sind erwartungsgemäß gut, als Extra gibt’s einen achtminütigen „sneak peek“ auf den nächsten Animated-Film, eine Adaption der wohlgelittenen Graphic Novel „Batman: Hush“.

„Batman vs. Teenage Mutant Ninja Turtles“ ist jedenfalls der Stoff, auf den ich gewartet habe – ein rasanter, komischer und dabei charakterfester comic-ride. Frank Miller würde vermutlich im Grabe rotieren, wäre er nicht noch am Leben, und schon allein das macht diesen Film noch mal um eine Klasse besser… Bat-Cowabunga!

© 2019 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 2

BIER-Skala: 8


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