Batman: The Dark Knight Returns

 
  • Deutscher Titel: Batman: The Dark Knight Returns
  • Original-Titel: Batman: The Dark Knight Returns
  •  
  • Regie: Jay Oliva
  • Land: USA
  • Jahr: 2012/2013
  • Darsteller:

    Peter Weller (Batman/Bruce Wayne), Ariel Winter (Carrie Kelly/Robin), David Selby (Commissioner Gordon), Michael Emerson (Joker), Mark Valley (Superman/Clark Kent), Paget Brewster (Lana Lang), Maria Canals-Barrera (Ellen Yindel), Robin Atkin Downes (Oliver Queen), Michael Jackson (Alfred Pennyworth), Wade Williams (Harvey Dent/Two-Face), Michael McKean (Dr. Wolper), Conan O’Brien (David Endochrine)


Vorwort

THE DARK KNIGHT RETURNS
Gotham ist ziemlich vor die Hunde gegangen, seit Batman vor zehn Jahren – einerseits aufgrund des Todes von „Robin“ Jason Todd, andererseits aufgrund des Verbots von Superhelden-Aktivitäten durch die US-Regierung – in Rente gegangen ist. Polizeichef Gordon steht im Kampf gegen die gewalttätigen Straßengangs auf verlorenem Posten. Besonders die „Mutanten“, eine besonders brutale Gang, die im Laufe der Zeit von Allerweltsvandalismus zu Entführung, Mord und Totschlag aufgestiegen ist, terrorisiert die Stadt. Bruce Wayne lebt indes das Leben eines zurückgezogenen, exzentrischen Millionärs und holt sich seine Kicks bei Autorennen. Doch auch wenn er es Gordon oder Alfred gegenüber nicht zugeben würde, die Verbrechensbekämpfung fehlt ihm und angesichts des immer stärker werdenden öffentlichen Drucks auf die Polizei und Gordon, der kurz vor der Pensionierung steht, beschließt Bruce, das Kostüm wieder anzulegen. In seiner ersten Amtshandlung vertrimmt die Fledermaus ein paar Mutanten, die zwei Teenager-Mädchen angreifen wollen. Eins der Mädchen, Carrie Kelly, ist von Batman, der für Menschen ihres Alters mehr Mythos und Legende denn historischer Fakt ist, so beeindruckt, dass sie sich ein Robin-Kostüm zulegt und damit nachts um die Häuser zieht…

Indes wird Harvey Dent alias Two-Face nach erfolgreicher Operation seiner Narben und, wie sein Psychodoktor Dr. Wolper vermutet, als geheilt aus Arkham Asylum entlassen. Dent verliert allerdings keine Zeit, seine Karriere als Superschurke wieder aufzunehmen und mit einer Bombendrohung die Stadt in Aufregung zu versetzen. Wie Batman, der Dent nach nur kurzem Kampf das Handwerk legen kann, feststellen muss, ist Dents Psyche viel zu derangiert, um wieder ein „normales“ Leben führen zu können. Two-Face besiegt, kann Batman sich um das Problem der Mutanten-Gang kümmern, denn der geheimnisvolle „Leader“, Chef der Mutanten, lässt den Bürgermeister ausknipsen und will die Stadt übernehmen. Batman und Gordon arbeiten wie in alten Zeiten zusammen – nicht zur Freude des neuen Bürgermeisters, der designierten neuen Polizeichefin Ellen Yindel und dem US-Präsidenten selbst, der Superman, inzwischen bloße Marionette der Regierung, beauftragt, Batman zurück in den Ruhestand zu quasseln. Batman lehnt ab – und knöpft sich den Mutantenhäuptling vor dessen versammelter Mannschaft zum Showdown vor.

Während amerikanische und sowjetische Truppen sich auf der Karibikinsel Corto Maltese einen kleinen beschaulichen Krieg liefert, in dem Superman die amerikanische Wunderwaffe und Schiffe versenken mit den Russkis spielt, erschwindelt sich der Joker vermeintlich reumütig bei seinem Psychofritzen, dem erwähnten Dr. Wolper, einen Talkshowauftritt, um „seine Seite“ der Geschichte darzustellen, womit er bei Wolper, der Batman weniger für ein Symptom als vielmehr die Ursache allgemeinen Superschurkentums hält, offene Türen einrennt. Doch natürlich nutzt Joker den Fernsehauftritt dazu, das gesamte Talkshowpublikum umzubringen und zu entkommen. Batman, der mittlerweile Carrie Kelly offiziell als neuen Robin unter seine Fittiche genommen hat, muss sich seiner Erz-Nemesis auf dessen Turf, einem vom Joker übernommenen Vergnügungspark, stellen.

Nun aber wartet die letzte entscheidende Aufgabe auf Batman. Da sich der Caped Crusader nicht dem Regierungswillen unterwerfen und sich wieder zurückziehen soll, wird Superman beauftragt, alle notwendigen Mittel zu ergreifen, um den Dunklen Ritter auszuschalten. Batman ahnt, dass es zu einem Entscheidungskampf zwischen ihm und Supie kommen wird. Unterstützung erhält er von Oliver Queen, dem ehemaligen Green Arrow, der sich als einziger Held der Regierung widersetzt hat und in den Untergrund gegangen ist, und Teilen der frühren Mutanten-Gang, die sich als „Söhne Batmans“ reformiert haben. Für einen der beiden Helden wird es der letzte Kampf werden…


Inhalt

zWenn wir über „The Dark Knight Returns“ reden wollen, müssen wir zunächst über Frank Miller reden. Wir erinnern uns (sofern wir was mit Comics am Hut haben, und das sollten wir als Nerds von Welt natürlich) – bevor Frankieboy die erbauliche Karriere eines Vollzeitbeklopptis eingeschlagen hat (exemplarisch nachzuvollziehen an im Nachhinein seine eigene Legende schändenden Werke wie „All Star Batman and Robin“, von Comicfans leibevoll „Assbar“ abgekürzt, oder „Holy Terror“) war er mal eins der Darlings des internationalen Comicfantums und sogar der seriösen Kritik. Miller kam in einer Zeit zu Comics, als selbst die Starautoren und -zeichner der großen Verlage überzeugt davon waren, dass das Medium Comic in ein paar Jahren mausetot sein würde. Seine ersten Chancen erhielt er von Neal Adams, der gerade bei DC in den frühen 70ern viel dafür tat, den „Kinderkram“ etwas erwachsener werden zu lassen. Seinen Durchbruch feierte er allerdings bei der Konkurrenz von Marvel, wo er den „Daredevil“ gründlich entstaubte und „gritty realism“ in die Welt der gezeichneten Bilder einbrachte. Der kommerzielle und kritische Erfolg dieses Runs überzeugte Jenette Kahn, 1981 frischgebackene DC-Chefin, den Jungstar umgehend anzuheuern. DC war damals (wie so häufig, hust) von Marvel hoffnungslos abgehängt worden und Kahn war sich klar, dass es mit „einfach weiterwurschteln“ nicht besser werden würde, man vielmehr einige kalkulierte Risiken eingehen musste. Miller wurde mit dem Versprechen völliger kreativer Kontrolle und Eigentum an von ihm geschaffenen Properties geködert – in der Branche damals völlig undenkbare Gutzis für Comicschreiber. Miller dankte es mit der ausgesprochen erfolgreichen Miniserie „Ronin“ und bekam auf dieser Grundlage einen Freifahrtschein für eine Batman-Geschichte – damals wie heute das Kronjuwel im DC-Kosmos. Miller war nach eigenen Worten einigermaßen „terrified“ (Daredevil war im Vergleich ja im Marvel-Universum bis dato bestenfalls ein third-tier-Charakter), machte sich dann aber mit seinem bewährten Daredevil-Inker Klaus Janson ans Werk und lieferte einen modernen Klassiker ab, die erste (oder zumindest eine der ersten) Superhelden-Graphic-Novel, die – zusammen mit Alan Moores „Watchmen“ – unter Beweis stellte, dass dieses nie richtig ernst genommene Genre nicht nur hart und realistisch sein, sondern auch ernsthafte, wichtige gesellschaftliche, moralische, philosophische und ethische Fragestellungen aufgreifen konnte.

„The Dark Knight Returns“ war nie kanonisch – Miller durfte sich aus der reichen Batman-Historie aussuchen, was er an Figuren, Situationen und Motivationen brauchen konnte, formal ist „The Dark Knight Returns“ die erste „Elseworlds“-Story -, aber Miller etablierte viele Themen und Charakterisierungen, die mehr oder minder stark in den offiziellen Kanon integriert wurden (Miller selbst passt die laufende Batman-Continuity in seinem späteren Batman-Run an „The Dark Knight Returns“ an, das Ergebnis wurde als „Batman: Year One“ als Trade und später als animierter Film herausgebracht) und vor allem auch in den Film-Adaptionen ihren Abdruck hinterließen; nicht nur, wie ganz offenkundig, in Christopher Nolans „Dark Knight“-Trilogie, sondern schon in den Burton-Batmans. Komplexe wie „sind Superschurken und -helden sich einander bedingende Seiten der gleichen Medaille?“, „sind Superhelden psychologisch genauso verkorkst wie die Schurken?“, und, zentral, „verursachen Helden erst das Auftauchen von Schurken?“ sind heutzutage Standard-Themen des Superheldengenres. Aber auch der Backdrop eines reaktionär-faschistisch dystopischen Backgrounds mit Regierungen, die sich um ihr Machtmonopol gebracht sehen und alles kontrollieren wollen, und das konsequente Ende der Geschichte fanden ihren Widerhall z.B. in Alan Moores „V for Vendetta“.

Kein Wunder also, dass man sich bei Warner Brothers schon länger mit dem Gedanken an eine Verfilmung trug. Joel Schumacher schlug die Serie als Quellmaterial für das Sequel zu „Batman Forever“ vor, bevor man sich für „Batman & Robin“ entschloss; danach brachte Schumacher das Thema als Alternative für den fünften Batman-Film ins Gespräch (ebenso wie „Year One“), weil er glaubte, den Fans nach der Quatschorgie „Batman & Robin“ einen ernsten, dunklen Batman-Film zu schulden. Nolan verwendete, wie gesagt, Elemente aus der Miniserie in seiner Triloge, und auch Zack Snyder griff auf einige Elemente in „Batman vs. Superman“ auf. Bei DC und Warner entschied man sich schließlich, den Stoff als zweiteiligen Animationsfilm zu realisieren – nicht die schlechteste Entscheidung, denn für ein Weilchen fuhr das DC-Animated-Universe mit den Live-Action-Verfilmungen locker Schlitten. Mittlerweile sind beide Teile als Integral-Cut in einer „Deluxe Edition“ erschienen, und die hab ich mir zu Gemüte geführt. D.h. mit dem vierten Absatz werde ich tatsächlich anfangen, ein ganz klein bisschen auf den Film einzugehen.

Ein Problem, das speziell die DCAU-Filme haben, die auf speziellen Storyarcs basieren, ist die sklavische Werktreue. Ich weiß, gerade bei den Live-Action-Filmen aus dem DC-Universe meckern wir Nerds gerne rum, dass die Vorlagen geschändet werden, aber 100 % Übernahme aus den Comics ist eben auch nicht das Gelbe vom Ei – denn dann haben die Adaptionen den Malus, dass sie dem ursprünglichen Werk nicht wirklich etwas hinzufügen, durch die zusätzliche Ebene der Animation nichts gewinnen (ein Musterbeispiel dafür ist z.B. der jüngst besprochene „Killing Joke“). Auch bei „The Dark Knight Returns“ kann man sich schon die Frage stellen, wozu es einen kreditierten Drehbuchautor gebraucht hat, wenn Dialoge und Situationen ebenso 1:1 aus dem Comic übernommen wurden wie die Kameraeinstellungen die Panels mimikrieren. Der Animationsstil ist gegenüber dem grimmigen Realismus der Comic-Vorlage natürlich simplifiziert und steht in der Tradition der animierten TV-Serien, die ja – unter Berücksichtigung technischer Verbesserungen und besserer zeitlicher Bedingungen – den kantigen Look des DCAU hauptsächlich definieren. Superman und Batman (sowie der Mutant Leader, aber bei dem ist das irgendwie Programm) sind als Muskelberge gezeichnet, die mindestens so breit sind wie hoch und dabei einen Körperfettanteil von 0,00 % aufweisen. Und Batmans Kinn… auf dem können ganze Formationen Standard tanzen, also, wem „Crimson Chin“ aus den „Fairy Oddparents“ übertrieben vorkam, sollte erst mal eine Großhandelspackung Valium schlucken.

Prinzipiell muss man sich damit anfreunden, dass der eher cartoonige Stil des DCAU nicht immer mit den ernsten, düsteren, tragischen Plotten korrespondiert (auch „Killing Joke“ hatte dieses Problem). Arrangiert man sich allerdings mit dieser Schere, stellt man fest, dass der Film schon ordentlich animiert ist und, wie gesagt, viele Details der Vorlage peinlich genau abzubilden versucht, so z.B. auch, dass der US-Präsident (unschwer als Ronald Reagan zu identifizieren, was seinerzeit auch eine Neuheit im DC-Universum war, wo man bis dahin vor dem Einbau realer Figuren zurückscheute) als grimassierender Zombie dargestellt wird. Dramaturgisch erweist sich die für die serialisierte Comic-Publikation zwangsläufige episodische Struktur der Story als nicht unproblematisch – „eigentlich“ haben wir’s mit vier abgeschlossenen Kurzgeschichten zu tun, und die werden bis auf das set-up und gelegentliche Vorgriffe auf spätere Entwicklungen des Superman-Subplots auch ziemlich sauber getrennt gehalten. Man hat weniger das Gefühl, einen einzigen „runden“ Film mit organischem Flow zu folgen als vier zusammengetackerten Serienepisoden. Das liegt natürlich zum einen daran, dass die Deluxe-Edition halt wirklich zwei zusammengetackerte Filme umfasst, zum anderen am nun schon mehrfach referierten ehrfürchtigen Ansatz der Animationsabteilung, an den Vorlagen nicht herumzupfuschen und die Fans zu verärgern – dem Film als *Film* hätte es nicht geschadet, ab und an von der Comic-Struktur abzuweichen und öfter mal Plots parallel zu erzählen, um einfach mehr Drive in die Geschichte zu bekommen und nicht nur eine eskalierende Abfolge von Kämpfen zu werden.

Andererseits – langweilig wird „The Dark Knight Returns“ sicher nie, die Actionszenen sind kernig, das Tempo flott – Jay Oliva, der lustigerweise für beide großen Comichäuser Animationsfilme gedreht hat und auch für beide Rivalen an den Live-Action-Filmen werkelt, hat doch noch ein besseres Gespür für Timing und Action als Sam Liu, der „Killing Joke“ inszenierte. Der Score von Christopher Drake ist ausgezeichnet und würde auch einem Live-Action-Film gut zu Gehör stehen. Drake komponiert derzeit auch die Scores für Kevin Smiths aktuelle Filme.

Der Voicecast bedient sich nicht der üblichen Verdächtigen der DC-Trickfilme. Auch wenn Kevin Conroy für viele Fans der definitive Voice-Batman ist, Peter Weller ist keine üble Alternative, speziell für einen in Ehren gealterten Batman/Bruce Wayne (außerdem kommt er so nun endlich mal dazu, eine Frank-Miller-Geschichte zu veredeln, nachdem er sich aus „RoboCop 3“ ja lieber rausgehalten hat). Ariel Winter („Modern Family“, „Excision“) bringt den Enthusiasmus von Carrie Kelly auf den Punkt, David Selby („Falcon Crest“) gibt einen überzeugenden Gordon ab. Wade Williams („Prison Break“) ist mir als Harvey Dent etwas *zu* weinerlich, Michael Emerson („Person of Interest“) ist als Joker brauchbar, aber eben auch kein Mark Hamill. Mark Valley („Boston Legal“, „Human Target“) macht sich als Superman nicht schlecht. Michael McKean („This is Spinal Tap“, „Earth Girls Are Easy“) bringt als Dr. Wolper etwas Comedy ein, Conan O’Brien cameo-iert als Late-Night-Talkshow-Host. „Simpsons“-Regular Tress MacNeille spielt (u.a.) eine von den Jahren gezeichnete Selina Kyle.

Die Blu-Ray der „Deluxe Edition“ kommt mit umfangreichem Bonusmaterial – fünf Folgen aus den diversen „Batman“-Trickserien, eine Featurette über Carrie Kelly, eine abendfüllende Dokumentation „Frank Miller’s The Dark Knight Returns“, die Millers frühe Karriere und den Entstehungsprozess des Comics ausführlich, aber sicher nicht abschließend beleuchtet, und mehr. Da die Scheibe mittlerweile günstig vertickt wird, sollte man auf jeden Fall zu dieser Edition greifen und nicht die Einzel-Discs erwerben.

Insgesamt – „The Dark Knight Returns“ macht der Vorlage keine Schande, bringt die Botschaften und Themen des Comics adäquat auf den Bildschirm, verleiht der Geschichte andererseits auch keine neue Dimension – im Gegensatz zu „Killing Joke“ macht die Adaption hier zwar deutlich mehr Sinn (schon allein, weil die Vorlage mehr Fleisch hat), aber auch hier gilt – wer die Comics gelesen hat, braucht den Film nicht unbedingt und umgekehrt. Ohne die tonnenschwere Last des Comics auf den Schultern bringt „The Dark Knight Returns“ aber zweieinhalb Stunden guter und tiefsinnigerer Unterhaltung.

(c) 2017 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 3

BIER-Skala: 7


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