Batman Ninja

 
  • Deutscher Titel: Batman Ninja
  • Original-Titel: Batman Ninja
  •  
  • Regie: Jumpei Mizusaki
  • Land: Japan
  • Jahr: 2018
  • Darsteller:

    voice-cast (Englisch):
    Roger Craig Smith (Batman/Bruce Wayne), Grey Griffin (Catwoman/Selina Kyle), Tony Hale (Joker), Tara Strong (Harley Quinn/Poison Ivy), Eric Bauza (Two-Face), Adam Croasdell (Nightwing/Alfred Pennyworth), Will Friedle (Red Robin), Tom Kenny (Pinguin), Yuri Lowenthal (Robin/Red Hood), Fred Tatasciore (Gorilla Grodd/Deathstroke)


Vorwort

Gorilla Grodd hat (fast) alle wichtigen Superschurken Gothams zu einer mysteriösen Präsentation nach Arkham Asylum geladen. Klare Sache, dass Batman da mal nach dem Rechten sehen muss. Grodd präsentiert das „Quake Engine“, eine Zeitmaschine, mit der der Schurke von Welt natürlich allerhand Unsinn anstellen kann. Batman greift also ein, es kommt zu einem größeren Kampf, in dessen Verlauf die Zeitmaschine aktiviert wird…

Als Batman wieder zu sich kommt, findet er sich im feudalen Japan der Tokugawa-Zeit wieder und wird praktisch sofort von Samurai angegriffen, die die strikte Order haben, jeden, der sich verkleidet wie eine Fledermaus, auf Sicht aufzuspießen. Eine geheimnisvolle Frau, die ihm mehr oder minder zu Hilfe eilt, entpuppt sich als Catwoman, die nötige Exposition vermitteln kann. Bei der Aktivierung der Zeitmaschine wurden alle Anwesenden in diese Epoche geschleudert – sie zB. ist schon zwei Jahre hier, weil Batman ein paar Sekunden nach Grodd vom Impuls der Maschine erwischt wurde, hat sich seine Ankunft verzögert.

Der plötzliche Influx einer Horde Superschurken war für Japan nicht wirklich gut – die diversen Schufte haben sich schnell zu Warlords und Machthabern aufgeschwungen und kämpfen nun untereinander um die Vorherrschaft, außer Two-Face, der sich – für den Moment – als Vasall des derzeitigen Obermotzes verdingt. Und der ist niemand anderes als der Joker, der auch auf Grodds Zeitmaschine und damit der Möglichkeit der Rückkehr sitzt. Zum Glück wurden auch Alfred und das Batmobil in die Vergangenheit versetzt, so hat Batman seiner Ansicht nach eine realistische Chance gegen den Joker, der mit Harley Quinn seinen Staat in die beginnende Industrialisierung getrieben hat. Bats greift „Arkham Castle“ an, doch dort hat der Joker einiges an Geheimwaffen installiert, die Bats‘ technische Gadgets ausschalten.

Batman muss sich geschlagen zurückziehen, doch findet er Verbündete – Ninjas, die sich unter Berufung auf eine alte Prophezeihung zum „Fledermausclan“ zusammengeschlossen haben und die Ankunft eines legendären Kriegers erwarten, der in Japan wieder Recht und Ordnung herstellen wird. Logisch, gemeint ist Batman. Und da auch seine diversen Sidekicks Nightwing, Red Robin, Red Hood und Robin sind schon seit Jahren hier und haben sich japanische Kampfkünste angeeignet. Eher unerwartet ist die Unterstützung von Grodd, der sich in die Berge zurückgezogen hat, dort im Kreise seiner Affen lebt, und eigentlich wieder nach Hause möchte. Doch da ist eben der Joker im Weg. Grodd schlägt ein Zweckbündnis vor und Batman geht darauf ein.

Tatsächlich gelingt es den vereinten Kräften von Grodd, Batman und Freunden nebst Ninjas, den Joker und Harley Quinn zu besiegen. Diese scheinen den Selbstmord der Gefangenennahme vorzuziehen. Aber Batman hat nicht viel zu lachen, denn Grodd hintergeht Batman und Catwoman, die in Grodd das Ticket zur Heimkehr sieht, schließt sich dem Gorilla unbürokratisch an.

Das alles nagt an Bruce Waynes Selbstvertrauen, aber der Ninja-Clan und seine Freunde stehen zu ihm. Batman kann verhindern, dass Red Hood Joker und Harley Quinn tötet, die nach der Schlacht mit Grodd ihr Gedächtnis verloren haben und als friedliche Bauern leben. Während Batman und sein Clan sich auf die sich sicher irgendwann ergebende Gelegenheit vorbereiten, Grodd eins überzubraten, ist der langsam bereit, zur Endphase seines Plans überzugehen (sehr zur Freude der ungeduldigen Selina Kyle). Zur Vervollständigung seiner Maschine benötigt er noch drei Konverter, die die anderen Superschurken als Kraftquelle für ihre jeweiligen Burgen verwenden. Er fordert die Rivalen zum ultimativen Kampf, doch gerade als Grodd auf der Siegerstraße zu sein scheint, taucht der Joker, wieder ganz sein lustiges Selbst, auf und übernimmt Grodds gewaltigen Kampfroboter…

Sieht schlecht aus für Batman und seine tapferen Freunde, aber erneut erhält die olle Fledermaus unerwartete Hilfe…


Inhalt

Dass das DC Animated Universe das DC Cinematic Universe locker k.o. schlägt, ist unter Film- und Comicnerds allgemeiner Konsens. Allerdings auch, dass das DCAU nach einem qualitiativ überwältigenden Auftakt unter der Warner-Prämisse, unbedingt jeden Monat einen neuen Klopper auf den Videomarkt zu schmeißen, stark nachgelassen hat – merkt man an immer kürzeren Laufzeiten von nur noch knapp über einer Stunde, Schwächen in der Animation und lustlosen Storys, man konnte als Fan froh sein, dass antizipierte Adaptionen wie „Killing Joke“ oder „The Dark Knight Returns“ mit einem „überflüssig, aber ansehbar“ quittiert werden konnten und nicht noch retroaktiv die Legenden der Comic-Vorlagen schändeten. Dreh- und Angelpunkt des DCAU ist ohne weiteres Batman, was prinzipiell keine schlechte Idee ist, weil eine zentrale Figur auch in einem ungeheuer reichen Universum nicht verkehrt ist, Batman weltweiten Wiedererkennungswert besitzt und nun mal auch einer der interessantesten und vielschichtigsten DC-Charaktere ist, aber auf der anderen Seite… DC sitzt auf einem so ungeheuren Fundus an Figuren, man könnte auch mal mit anderen Charakteren etwas anstellen (weswegen ich z.B. „Justice League Dark“ mochte, der trotz Batman-Beteiligung eben einige weniger populäre Figuren in den Vordergrund rückte. Auch die „Brave and the Bold“-Trickserie ist da positiv zu erwähnen, die Figuren wie Blue Beetle oder Plastic Man einer breiteren Öffentlichkeit präsentierten).

„Batman Ninja“ kam mit einem gewissen Hype, unüblich für den DC-Animated-Release-of-the-Month, und wurde mir von Leuten, auf deren Meinung ich normalerweise etwas gebe, wärmstens empfohlen. Und es ist erst mal nicht so schwer zu verstehen, warum – die amerikanische DC-Animationsabteilung, die in ihrer Akkord-Tretmühle zu ersticken scheint, hat mit dem Film nichts zu tun, es ist eine rein japanische Produktion, mit japanischem Drehbuch, japanischer Regie, japanischer Animation. Und die Kmbination Batman + Ninja, die passt einfach irgendwie, denn was sonst ist Batman als der ultimative urbane Ninja, der aus den Schatten heraus zuschlägt.

Ich war also gespannt wie ein Flitzebogen, was Jumpei Mizusaki (bislang hauptsächlich als Animator an Videogames tätig) und seine diversen Co-Kreatoren auf die Beine stellten. Co-Kreatoren? Ja, da nagen wir schon vorsichtig am Problem des Films. Offenbar sollte „Batman Ninja“ verschiedenen Animations-Teams die Chance geben, unterschiedliche Segmente des Films zu animieren. Mizusaki war dann wohl so etwas wie ein „supervising director“, der dafür Sorge trug, dass die von den unterschiedlichen Teams gestalteten Sequenzen einen flüssigen Film ergeben. Was mich an dieser Herangehensweise wurmt, dürfte klar sein – es kommt zwangsläufig zu einem „clash of styles“ (denn wenn man nicht unterschiedliche Animationsstile präsentieren wollte, welchen Sinn hätte dann die Aufteilung außer theoretisch schnellerer Arbeit? Aber bei Trickfilmen kann ja eh an zigtausend Sequenzen gleichzeitig gearbeitet werden), und das mag Sinn ergeben bei bewusst als solchen angelegten Kompilationsfilmen wie „Animatrix“ oder „Dante’s Inferno“, die zwar eine übergreifende Geschichte erzählen, aber andererseits eben sehr bewusst in als solche gekennzeichnete Episoden unterteilt sind und, wenn wir Glück haben, stilistisch der jeweiligen Kurzgeschichte einigermaßen entsprechen. „Batman Ninja“ will aber auch ein kohärenter Spielfilm mit durchgängiger Handlung sein und da beißt sich für meine Begriffe die Katze in den Schwanz.

Zu einem guten Teil sind die Unterschiede merklich, aber nicht störend – da ist mal das Charakterdesign etwas anders, da der Animationsstil etwas gröber. Es gibt aber auch Differenzen, die aus dem Film förmlich herausreißen, z.B. der Umstand, dass die Hauptfiguren im DC-Animated-Universe-typischen „realistischen“ Look gehalten sind, die Hintergrund-Statisten aber im üblichen simplifizierten japanischen Serien-Anime-Stil (think „Heidi“). Es ist ein störender Kontrast, aber immer noch nicht so „schlimm“ wie die künstlerische Entscheidung, nach der Schlacht mit Grodd und dem Joker eine längere Sequenz einzubauen, die auf japanischer Aquarellmalerei und Holzschnittkunst basiert. Das sieht zu Beginn zugegeben recht hübsch aus, wenn diese Gemälde-Postkarten-Hintergrundansichten für eine Montage verwendet werden, aber wenn sich dann tatsächlich die Story dort fortsetzt und die Animation und die Charakterdarstellung immer gröber, stilisierter und eben den traditionellen japanischen Kunstdarstellungen angeglichen wird, bis man teilweise nur noch raten kann, was in der entsprechenden Szene überhaupt dargestellt wird, ist das ausgesprochen nervig. Es ist ein mutwillig gesetzter Stilbruch, von dem sich der Film trotz der nachfolgenden Wiederherstellung „normaler“ Animation kaum mehr erholt. Was allerdings auch an der Fortentwicklung der Geschichte liegt.

Die Story selbst, erdacht von Kazuki Nakashima („Terra Formers“, „Kamen Rider“, „Hidden Fortress“) ist erst mal nicht sonderlich der Rede wert. Der „Kniff“, die ganze DC-Belegschaft nach Japan zu verfrachten, wird nicht sonderlich schlüssig dargelegt, ist auch im Filmkontext nichts als ein blöder Zufall, und dass Gothams versammelte Superschurken bei Verfügbarkeit einer Zeitmaschine keinen größeren Plan aushecken, als über Teile Japans zu herrschen, wo ihnen bei temporärer Zusammenarbeit die komplette Menschheitsgeschichte als Spielfeld zur Verfügung steht, ist nicht besonders aufregend, aber natürlich dem Umstand geschuldet, dass „Batman Ninja“ eine japanische Produktion für den primär japanischen Markt ist und auch dem durchschnittlichen Japaner das Hemd näher als die Hose, also die Heimat wichtiger als irgendwelches Ausland ist. Letztlich zieht der Film aus seinem historischen Setting aber keinen bemerkenswerten Gewinn, belässt es dabei, das Shogunats-Japan als Backdrop zu nutzen, der für die Geschichte selbst keine explizite Relevanz hat, genauso wenig wie die Ninja eine gewichtige Rolle spielen oder zumindest die Ninja-Kampftechniken Einfluss auf Batman ausüben. Batman ist sowieso ziemlich fehlcharakterisiert, wird von Selbstzweifeln zerfressen und fühlt sich ohne seine Gadgets aufgeschmissen – das entspricht so gar nicht dem Bruce Wayne, der in seinen meisten anderen Inkarnationen auch ohne seine technischen Hilfsmittel immer einen Weg findet. Hier braucht er Hilfe, die nicht mal von seinem Bat-Team kommt, sondern aus der japanischen Mythologie (und dem typischen Wahnsinn japanischer Tokusatsu- und Supersentai-Fernsehserien).

Denn was für mich „Batman Ninja“ endgültig versenkt, ist sein Schlussakt, der breit ausgewalzte Showdown. Ich bin sicher der letzte, der etwas gegen großformatige Actionszenen hat, zumal der Animationsfilm da ganz einfach Möglichkeiten hat, die Live-Action nur eingeschränkt oder bei Mega-Giganto-Zillionen-Budget hat, aber was die Japaner sich hier ausgedacht haben, ist nicht „Batman“, sondern „Power Rangers“ (oder eben „Kamen Rider“).

Warum? Weil bei den Japanern augenscheinlich nicht mal „Batman im japanischen Mittelalter“ ohne Riesenroboter geht. Die diversen Superschurken (die bis auf Joker, Harley Quinn und Grodd allenfalls Beiwerk sind. Mit von der Partie sind Pinguin, Poison Ivy, Two-Face und Deathstroke. Oh, und ein ziemlich sinnloser Cameo von Bane als Sumoringer) haben ihre jeweiligen Festungen allesamt in Superzords verwandelt und natürlich besteht der Höhepunkt des Films darin, dass sich auf Grodds Geheiß (weil die anderen Schurken minus Joker unter seiner mentalen Fuchtel stehen) zu seinem Super-Duper-Megazord zusammenfügen (technologische Kenntnisse des 21. Jahrhunderts hin oder her, ich möchte schon sehen, wie Grodd & Co. das mit den Mitteln des mittelalterlichen Japans hinbekommen haben, zumal von den Schurken nur Grodd ein technologisches Genie ist). Einer Bedrohung im kaiju-Format kann natürlich nur durch eine ebensolche Gegenreaktion effektiv bekämpft werden, und so verbinden sich (nachdem Grodd nach Jokers feindlicher Übernahme des Megazord wieder mal die Seiten gewechselt hat) zigtausende Affen zu einem Supermegariesenaffen und als der auch der Aufgabe nicht gewachsen ist, verbinden sich die Affen mit zigtausenden Fledermäusen (die der Ninja-Fledermausclan zweifelsfrei kommandieren kann) zu einem… Mega-Riesen-Batman. An der Stelle machte mein Verstand winke-winke, meine suspension of disbelief erschoss sich und mein unbedingter Wille, „Batman Ninja“ gut finden zu müssen (Batman UND Ninjas. Wie soll das theoretisch irgendwie getoppt werden?) löste sich in Rauch auf. Die olle Fledermaus hat in ihrer knapp achtzigjährigen Geschichte viel mitmachen müssen und alles in Würde überlebt (auch wenn DC im Cinematic Universe hart daran arbeitet, das zu ändern), aber das ist der Punkt, an dem zumindest ich sage – bis hierher und nicht weiter, eigentlich war’s schon mindestens ein Schritt zu weit, das ist nur noch albern (und erinnert mich ein wenig an die japanische Spider-Man-TV-Serie aus den 70ern, wo der freundliche Netzschwinger aus der Nachbarschaft ja auch einen Riesenroboter pilotierte). Japanische Produktion für den japanischen Markt gut und schön, und ich steh auf Riesenroboter, die sich die Blechbirnen einschlagen, mindestens so sehr wie der nächste Nerd, wahrscheinlich sogar noch mehr (eingedenk der Tatsache, dass ich jeden „RobotJox“-Teil in mehreren Formaten im Regal stehen habe), aber es gibt Properties, bei denen ich mir sehr wünsche, dass bei den etablierten Traditionen geblieben wird, bitteschön.

Na gut, lassen wir das Thema. Die Actionszenen sind ziemlich hektisch, aber mit einer nicht zu verleugnenden Energie inszeniert, wobei ich die Albernheit des Zord-Kaiju-Finales mal nicht mitrechne. Der Voicecast ist okay, aber nicht herausragend. Roger Craig Smith („Avengers Assemble!“) ist mir als Batman etwas ZU eindimensional, Tony Hale („Stranger than Fiction“, “Veep“) gibt dagegen einen ziemlich couragierten Joker ab, der die Gratwanderung zwischen adäquater Umsetzung des hyper-manischen Clown Prince of Crime und nervigem Gekreische recht gut bewältigt. Tara Strong („My Little Pony“) spricht Harley Quinn und macht das gut (sie spricht auch Poison Ivy, aber die hat ungefähr drei Lines), Grey Griffin („DC Superhero Girls“, dort Wonder Woman) ist brauchbar als Catwoman.

Bild- und Tonqualität der Warner-Blu sind sehr gut, zur deutschen Synchronfassung kann ich nichts aussagen, da ich mir die nicht angesehen habe. Als Extras gibt’s japanischen O-Ton, zwei Making-of-Featuretten und einen Clip von der Präsentation des Films bei der New York Comic Con. Dazu findet sich auch der hysterisch komische Trailer zu „Teen Titans Go to the Movies“ – wenn mich nur der Animationsstil entfernt ansprechen würde…

Fazit also – eine saftige Enttäuschung. Ich hatte viel erwartet und bekam statt einer düsteren „Batman“-Geschichte mit japanischem Einschlag (also quasi einem „Wolverine“ in animierter Form) eine inkohärentes Kuddelmuddel aus nicht zusammenpassenden Stilen und einer so typisch japanischen „wenn im Zweifel, dann am Ende eine Riesenroboterschlacht“-Erzählung. Nee danke, das war nix.

© 2018 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 7

BIER-Skala: 4


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