Batman hält die Welt in Atem

 
  • Deutscher Titel: Batman hält die Welt in Atem
  • Original-Titel: Batman
  • Alternative Titel: Batman: The Movie | Lynvingen |
  • Regie: Leslie H. Martinson
  • Land: USA
  • Jahr: 1966
  • Darsteller:

    Adam West (Bruce Wayne/Batman), Burt Ward (Dick Grayson/Robin), Lee Meriwether (Catwoman/Miss Kitka), Cesar Romero (Joker), Burgess Meredith (Pinguin), Frank Gorshin (Riddler), Alan Napier (Alfred), Neil Hamilton (Commissioner Gordon), Stafford Repp (Chief O’Hara), Reginald Denny (Commodore Schmidlapp)


Vorwort

Alarm für das dynamische Duo – ein anonymer Informant hat Batman und Robin geflüstert, dass Industriekapitän und Erfinder Commodore Schmidlapp, der mit seiner Yacht vor Gotham kreuzt, in Gefahr ist. Wie Batman bzw. sein Unterschenkel schnell feststellen muss, handelt es sich um eine Falle: anstatt eines rettbaren Commodore hat die Fledermaus einen explodierenden Hai am Fuß. Zum Glück hat der Superheld von Welt immer sein Haiabwehr-Batspray dabei, sonst hätten wir einen Kurzfilm. Solch Teufelei kann nicht allein auf dem Mist eines Superschurken gewachsen sein, nur die kombinierte Bosheit des Jokers, des Pinguins, des Riddlers und von Catwoman kann hinter dem Vorfall stecken. Und dieses Terrorkombinat muss dann wohl Pläne von geradezu globaler Bedeutung wälzen. Tut es auch – mit Hilfe von der neuesten Erfindung des tatsächlich gekidappten Commodore, einem „Deyhdrator“, der menschlichen Körpern die Flüssigkeit entzieht und sie in (wieder rehydrierbaren) Staub verwandelt, haben sie’s auf nichts weniger als den UN-Sicherheitsrat abgesehen. Batman und Robin stehen einem solchen Ansinnen natürlich im Wege und müssen ausgeschaltet werden – ein Versuch des Pinguins, in der Maske des Commodore mit ein paar dehydrierten Henchmännern im Gepäck die Bathöhle zu infiltrieren, schlägt fehl, also schlägt der Riddler ein neuerliches Kidnapping vor… Catwoman soll, getarnt als sowjetische Journalistin Kitka, Bruce Wayne erst ver- und dann entführen. Batman, so der Plan, wird dann schon schnell zur Rettung schreiten und kann in aller Ruhe eliminiert werden. Prinzipiell ein ganz guter Plan, aber als alte Batman-Fans wissen wir, dass da ein gewaltiger Haken dran ist…


Inhalt

Es war so um 1987 rum, die Erde und der Doc waren noch jung, Dinosaurier bevölkerten den Planeten, und im Fernsehprogramm hatte man gemeinhin die Wahl zwischen Pest und Cholera, also ARD und ZDF. Es war die Zeit, in der die Sender vorsichtig mit dem Konzept „Zuschauerbeteiligung“ experimentierten, so das ZDF mit seinem „Wunschfilm der Woche“ im Sommerprogramm. Der geneigte TV-Konsument konnte mit Hilfe seines Telefons (wenigstens noch nicht über Abzocktelefonnummern) zumeist unter drei angestaubten Ladenhütern wählen, die eh schon zwölf, achtzehn oder neunundzwanzigmal ausgestrahlt worden waren, aber ab und an tummelte sich – offenbar rein aus Versehen – ein Streifen darunter, den der Sender sich unter normalen Umständen nicht ausstrahlen trauen wollte, weil man ihn irgendwie im Kleingedruckten des letzten Filmeinkaufsvertrages übersehen hatte. So z.B. „Batman hält die Welt in Atem“, die quietschebunte Verfilmung der Abenteuer der verbrechensbekämpfenden Fledermaus, die mit überwältigendem Resultat – zur Bestürzung der normalen ZDF-Zielgruppe und vermutlich auch der Senderverantwortlichen – gewann. Ich erinnere mich noch gut an die Protestbriefe entrüsteter Zuschauer, die die „Volksverblödung“ auf Gebührenbasis verurteilten (wenn ich jedes Mal einen Brandbrief schreiben würde, wenn Florian Silbereisen mit Andy Borg schunkelt, käme ich aus dem Tippen nicht mehr raus). Der gemeine Zuschauer – sprich in diesem Falle moi – hatte (wir erinnern uns, wir befinden uns im Pleistozäikum des Medienzeitalters, von Internet und solchen Scherzen träumte niemand in seinen kühnsten Nachtmahren) selbstredend keine Ahnung, dass es sich bei dem stolzen Filmwerk, das vermutlich auf sämtlichen Schulhöfen der Republik am Montag darauf Tagesgespräch war, lediglich um ein spin-off einer ollen TV-Serie handelte, die deutsche Fernsehschirme erst, na, 10-12 Jahre später zieren sollte (okay, es ist nervig, wenn man eine wandelnde Batman-Enzyklopädie im Forum hat, die sich auch noch „Riddler“ nennt. Dauerte also doch nur zwei Jahre bis zur TV-Ausstrahlung der Serie, aber ich hab den Kram definitiv erst ’97 gesehen). Weswegen mir hier eine historische Abschweifung erlaubt sein soll.

Mitte der 60er Jahre trug sich das amerikanische Network ABC mit dem vagen Gedanken einer Serie im Comic-Stil. Produzent William Dozier, dem das Projekt angetragen wurde, hielt überhaupt nichts davon, aber da er und sein Stammautor Lorenzo Semple jr. nach einem gestrandeten Pilotfilm beim Network einen Schuss frei hatten, machten sie sich ans Werk ,d.h. Semple schrieb den Pilotfilm einer Batman-Serie (da Semple der Ansicht war, wenn man schon eine Comic-Serie machen wollte, könnte man ja gleich einen realen Comic adaptieren), der von ABC ohne weiteres angenommen und umgehend – da die 1965er-Serien-Saison für den Sender schlicht katastrophal verlaufen war – ins Programm gehievt wurde. Dozier und Semple orientierten sich an den obskuren „Batman“-Serials aus den 40ern, die gerade in Campus-Kinos erfolgreich liefen, und bedienten sich sogar des Kunstgriffs, ihre Geschichten als Zweiteiler, mit Cliffhanger, zu erzählen – ABC stellte zwei Sendeplätze pro Woche bereit (und deswegen verabschiedete sich der Erzähler, Dozier selbst, nach dem Cliffhanger stets mit „tune in tomorrow, same Bat-time, same Bat-channel“).

Semples Konzept (er schrieb die ersten Folgen und war in der Folge als script supervisor tätig und erledigte notwendige rewrites), auf intentional camp zu setzen, erwies sich als Volltreffer, bescherte dem Sender sensationelle Quoten und den Hauptdarstellern Adam West und Burt Ward für einige Monate immensen Starruhm. Schon mit der zweiten Staffel allerdings ließ die Qualität der Drehbücher nach – Semples Meinung nach setzten die neuen Autoren zu sehr auf groben Slapstick und vernachlässigten sein „high camp“-Konzept zugunsten puren Nonsens. Noch während einer desaströsen dritten Staffel (in der die Cliffhanger aufgegeben und die Budgets so zusammengekürzt wurden, dass Batman und Robin teilweise nur noch vor Papp-cut-outs anstelle echter Kulissen kämpften) zog ABC den Reißleine und stellte die Serie nach insgesamt 120 Episoden ein – nicht ohne gewissen Einfluss auf den Batman-Comic-Kanon zu haben: Mr. Freeze hieß in den Comics ursprünglich Mr. Zero und wurde erst nach seinen Serienauftritten auch in den Comics umbenannt und Catwoman, deren Präsenz man nach dem comic-book-rage der 50er stark zurückgefahren hatte, durfte sich auch in den Heften nun wieder zeigen.

Was nichts daran ändert, dass „Batman“ 1966 richtig „heiß“ war und daher der Gedanke an einen Kinofilm aufkam. Es existieren unterschiedliche Versionen über die Entstehung des Films – während die meisten Film- und Fernsehhistoriker davon ausgehen, dass der Film zuerst geplant worden war, um quasi als „Pilotfilm im Kino“ zu fungieren (und die Serie besser im Ausland bekannt machen zu können) und nur wegen des überhasteten Starts der Fernsehserie erst nach der ersten Staffel erschien, erinnert sich Drehbuchautor Semple (und der müsste es eigentlich wissen) nicht daran, dass davon die Rede war, die Serie aus dem Film „herauszuspinnen“, sondern der Film erst im Laufe der ersten Staffel geplant worden war (und zwar recht simpel – Dozier sagte, wir brauchen einen Batman-Film, Semple schlug vor, die vier populärsten Schurken der Serie zu verwenden und der Produzent sagte okay.) Das erhöhte Budget erlaubten den Machern, zusätzliche Gimmicks und Gadgets wie Batcopter, Batboot und Batcycle einzubauen (trotzdem reichte es finanziell später nur dazu, stock footage dieser Gadgets in der Serie zu verwenden).

Trotz allem war der Film kein sonderlich großer Erfolg – ob es daran lag, dass die „Batmania“ ihren Zenit bereits überschritten hatte oder, wie Semple vermutet, Fox einfach zu wenig Promotion für den Streifen machte, kann man dahingestellt sein lassen – es dauerte eben gut 20 Jahre, bis der Film wiederentdeckt wurde und seitdem als Camp-Klassiker sondershausen gilt und allenthalben gute Kritiken einfährt.

Womit klar ist – „Batman hält die Welt in Atem“ fährt voll die bunte, quitschvergnügte und absolut nicht ernstzunehmende (oder -gemeinte) Schiene der TV-Serie und wer das für Verrat an den Comics hält, sollte sich vor Augen halten, dass die Batman-Comics Anfang/Mitte der 60er genauso aussahen. Nach dem schon erwähnten comic-book-scare der vorhergehenden Dekade hatten die Publisher in der Angst, staatlicher Zensur zu unterfallen (der „comics code“ war eine freiwillige Verpflichtung der Herausgeber, um eben weitergehenden staatlichen Eingriffen zu entgehen), praktisch alles, was irgendwie als „offensiv“ aufgefasst werden konnte, aus ihren Veröffentlichungen verbannt – es brauchte erst die Initialzündung durch die „Neuen“ auf dem Comic-Markt, Marvel Comics, und speziell natürlich den realistischen Approach der „Spider-Man“-Serie Ende der 60er/Anfang der 70er, um Superheldencomics wieder ernsthafter, düsterer werden zu lassen (wie lange es noch bis zu Frank Miller und seiner Dekonstruktion des Batman-Mythos „The Dark Knight Returns“ dauern sollte, ist noch ’ne andere Geschichte). Betrachtet man den Streifen und sein Script aus dieser Perspektive, wird einem klar, dass es Semple wirklich gelingt, aus der Not (die nicht minder alberne Comicvorlage) eine Tugend (nämlich camp quasi als Kunstform) zu machen. Seien es die wortspiel- und stabreimreichen Dialoge, die beknackten Rätsel des Riddlers („Was wiegt sechs Unzen, ist gefährlich und sitzt in einem Baum? – „Ein Spatz mit Maschinengewehr.“ OF COURSE!), völlig bescheuerte Gimmicks wie das U-Boot des Pinguins mit paddelnden Entenfüßen anstatt Schrauben und natürlich die hanebüchenen Schlägereien mit den KA-POW-ZZAP-SPLOT-Soundword-Einblendungen (auf die Idee ist Semple übrigens richtiggehend stolz), das mag schon „goofy“ sein, aber es ist selten wirklich *blöd* (ich weiß, das ist jetzt ein für beide Seiten fieser Vergleich, doch man mache sich mal den Spaß und vergleiche diesen Film mit der auch lustig gemeinten philippinischen Variante Alyas Batman en Robin), die versuchte, diesen campy-fun-Stil der Serie und des 66er-Films zu emulieren).

Insofern ist dem Script natürlich schwer mit den Mitteln herkömmlciher Drehbuchkritik beizukommen – negativ fielen mir dann eigentlich nur noch zwei Momente auf, in denen Batman unbeabsichtigterweise ziemlich trottlig wirkt: dass er Kitka/Catwoman nicht (wieder-)erkennt und er seltsamerweise nach Pinguins Überfall auf die Bathöhle glaubt, der echte Schmidlapp hätte die dehydrierten Gangster unwissentlich eingeschleppt (und zumindest bei Punkt 1 stimmt mir auch der Drehbuchautor zu – ein Ruhmesblatt für den größten Detektiv des DC-Universums ist’s jedenfalls nicht). Beschweren könnte man sich noch darüber, dass der Joker als Charakter recht verschwendet ist (von den vier Schurken ist er jedenfalls derjenige, der am wenigstens zur Story beiträgt – und da der Riddler in der 60er-Jahre-Inkarnation eh dem Joker sehr ähnlich ist, ist die Entscheidung, den Joker koste es, was es wolle, im Film zu haben, noch etwas fragwürdiger).

Ungeachtet des beabsichtigten Hochfahrens der camp values (inspieriert auch durch die aufkommende Pop-Art-Bewegung um Warhol und Liechtenstein – see, ich kann den Kram sogar mit Hochkultur in Verbindung bringen) kann man eins nicht verleugnen: der Streifen hat eine ungeheure Energie und Freude an dem, was er tut – die ersten vierzig Minuten inszeniert Regisseur Martinson, ein Spezialist für Fernsehserien und -filme mit nur wenigen Ausflügen auf die Kinoleinwand (darunter der Kennedy-als-Kriegsheld-Schinken „Patrouillenboot PT 109“, die Raquel-Welch-Actionkomödie „Feuerdrache“oder der von Ted V. Mikels erdachte Agentenschmu „Missile X – Geheimauftrag Neutronenbombe“; das second unit wurde übrigens von niemand anderem als Ray Killer Shrews Kellogg geleitet) in fulminantem, atemberaubenden Tempo. Natürlich ist es für den Film von Vorteil, sich nicht langwierig mit origin story und Charakterhintergründen aufhalten zu müssen, Martinson und Semple konnten davon ausgehen, dass die Fans durch die Serie ja bereits bestens informiert waren.

Ein wenig ins Stocken kommt die Chose mit dem Terz um den pseudo-romantischen Subplot mit Catwoman und Bruce Wayne und den sich anschließenden Entführungsfirlefanz (was daran liegt, dass Adam West und Lee Meriwether nicht gerade die Welt in Flammen setzen, was Chemistry angeht. Fast könnte man glauben, dieses Segment wäre hauptsächlich deshalb so aufgebläht, damit Alan Napier als Alfred ein bissl was zu tun bekommt. Die arme Madge Blake als Tante Harriet hat nicht mal eine einzige Line), zum Finale hin gibt’s dann aber wieder genügend Action und schräge Einfälle (und natürlich ist klar, wenn man Lee Meriwether im Catwoman-Suit hat, *muss* natürlich auch ein bissi die Karte jugendfreier Romantik/Erotik gespielt werden).

Auch wenn das Budget des Streifens nicht unermeßlich hoch war, so war’s doch mehr als das für die Serie, und es wird ausgenutzt – Batcopter und Batboot sind coole Zugaben (zum eh schon unübertrefflich grandiosen Batmobil. Egal, was alle künftigen Batman-Versionen auspackten, das 60er-Batmobil ist der ungekrönte König der Batmobile), die auch ordentlich in Punkto Screentime gewürdigt werden, das Batcycle … weniger (nicht nur, dass es vom Coolness-Faktor gegen die anderen Vehikel abstinkt, es sieht regelrecht gefährlich aus, speziell der abspaltbare Seitenwagen, der, wie Adam West sich erinnerte, eh nur selten dahinrollte, wohin er rollen sollte) und wer Sequenzen wie die „exploding shark“- oder besonders die „wohin-mit-der-Bombe“-Szene (die von Martinson gegenüber der Drehbuchfassung stark ausgebaut wurde) gesehen hat, wird sie kaum vergessen können. Wer in einem Film wie diesem tatsächlich darauf achtet, kann zahlreiche Anschlussfehler bewundern, aber bemerkenswerter sind die wagemutigen Kamerawinkel, die von Howard Schwartz (fotografierte später „Futureworld – Das Land von Übermorgen“ und war in den 80ern Stamm-DOP der ersten „Airwolf“-Staffel) im Schurken-Hideout (einer Taverne namens „Benbow Inn“, Stevenson bedankt sich) ausgelotet werden und die Roger Christian offensichtlich für Battlefield Earth als ausgesprochen nachahmenswert erachtet (ohne zu beachten, dass sie sich bei „Batman“ eben *auf* diese Szenen im Schurken-HQ beschränken, um deren derangierte Denke eben auch optisch zu verdeutlichen).

Nicht zu vergessen ist der extrem lässige Score, der abgesehen von Neal Heftis legendärem Batman-Theme von Nelson Riddle (musikalischer Leiter so manchen Bing Crosby- oder Frank Sinatra-Specials) komponiert wurde und gut ins Ohr geht.

Zum Cast: ein erheblicher Reiz der Serie und des Films liegt – so komisch es sich anhören mag – in den darstellerischen Leistungen. Die Produzenten trafen die weise Entscheidung, dass erstens name actors nur für die Gaststar-Schurkenrollen verwendet werden sollten und zweitens auch nur diese wirklich over-the-top agieren sollten. Im Umkehrschluss wirkt Adam Wests stoische Ernsthaftigkeit, mit der er absurdeste Schlüsse zieht und schrägste Dialoge spricht (und dies noch auf William-Shatner-artige Weies mit „awkward pauses“ zwischen den Worten) um so besser (wie überhaupt West generell ein ähnlicher Typus wie Shatner ist; nicht nur vom Schauspielerischen her als auch mit der Frustration, nach dem Serienerfolg keine vernünftigen Rollen mehr zu bekommen und sich erst mit gewisser Altersmilde selbstironisch mit seinem berühmten Part versöhnt zu haben). Wests „deadpan“-Attitüde – die noch ein bisschen heftiger rüberkommt, alldieweil er in einem lächerlichen Kostüm steckt – ist der ideale Kontrast zum bunten, überdrehten Chaos um ihn herum. Und auch das ist unverkennbar, die Chemistry mit Burt Ward, der völlig ohne schauspielerische Erfahrung zur Serie kam (und es dort nicht leicht hatte – einerseits musste er viele seiner Stunt selbst machen, andererseits drohte Dozier ihm immer wieder an, ihn wegen „Allüren“ aus der Serie schreiben zu lassen), stimmt. Auch Ward bleibt „ernsthaft“, allerdings etwas intensiver und aufgedrehter als West, ist sozusagen als Robin so etwas wie Batmans emotionaler Spiegel.

Der Schurkencast ist dagegen eindrucksvoll überdreht und aufgezogen – während Cesar Romero (der sich für die Joker-Rolle nicht den Schnurrbart abrasieren wollte, weswegen die Stoppeln einfach überschminkt wurden), verdienter Mime der 50er, für den „Batman“ noch lange nicht den Höhepunkt an Trashigkeit darstellen sollte (es verschlug ihn ja auch in den japanischen Monsterfilm), keinen großen Eindruck schinden kann (gut aufgelegt ist er trotzdem), gelingt dies Pinguin Burgess Meredith (der seine Karriere schon in den 30ern begann und für den „Batman“ Kickstart zu einem zweiten Karrierefrühling sein solte, die ihn noch in Stallones „Rocky-Serie trug) und vor allem Frank Gorshin (der sich bis dahin mit kleineren Rollen und einem Impersonator-Act über Wasser gehalten hatte) als Riddler mühelos – ungebremste Spielfreude und grenzenloser Wille zum Comic-Nonsens (Meredith z.B. erdachte viele der Pinguin-Mannerismen wie seinen Watschelgang oder das „Quaken“ selbst).

Eine Sonderrolle im „Batman“-Kanon nimmt Lee Meriwether ein, die die Catwoman-Rolle von Julie Newmar, die für den Film wegen anderweitiger Verpflichtungen unabkömmlich war, übernahm (für die weitere Serie aber wiederum durch Eartha Kitt ersetzt wurde). Meriwether ist sozusagen die „straight woman“ zu den drei bekloppten großen Jungs und ihre Figur die einzige mit gewisser Restratio, was zur Folge hat, dass sie nicht sonderlich viel lustiges zu spielen hat (dafür aber in ihrem Kostüm lecker aussieht).

Alan Napier („Island of the Lost Woman“) als Alfred, Routinier Neil Hamilton (der noch in Stummfilmen angefangen hatte und u.a. tragende Rollen in „The Return of Dr. Fu Manchu“ und „Tarzan, der Affenmensch“ spielte) als Commssioner Gordon und comic-relief-Figur (in einem Comedy-Film…) Stafford Repp als O’Hara, allesamt Stammkräfte der TV-Serie, bekommen alle in ein-zwei Szenen die Möglichkeit, sich ein wenig in Szene zu setzen.

Bildqualität: Nachdem die TV-Serie aufgrund vielfältiger Rechtegeplänkel zwischen Warner Bros. (den heutigen Rechteinhabern an Batman), DC Comics, Fox und dem Estate von Produzent Dozier veröffentlichungstechnisch auf Eis liegt, ist der Film einziger fürs Heimkino erhältlicher Bestandteil der 60er-Jahre-Show. 2001 erstmals auf DVD erschienen, gibt’s nun eine erweiterte Neuauflage auf BluRay. Der Film selbst kommt in hübschem 1.85:1-Widescreen, das sicherlich keinen Vergleich zu aktuellen Veröffentlichungen aushält, für einen über 40 Jahre alten bestenfalls „middle-budget“-Film richtig gut aussieht. Ein paar kleine vereinzelte Effekte und einmal ein kurzes Flimmern am oberen Bildrand, ansonsten ist das schon sehr proper und vor allem im Hinblick auf die knalligen Farben voll überzeugend.

Tonqualität: Deutscher, englischer und französischer Ton werden mitgeliefert (dazu das übliche Rudel Untertitel), wobei für die englische Originalfassung das DTS HD Master Audio-Format vorliegt, die anderen Sprachspuren kommen in herkömmlichem 5.1 DTS. Auch in dieser Disziplin gilt: sicherlich nicht auf dem Level aktueller Releases (wie auch), aber absolut zufriedenstellend.

Extras: Jede Menge. Zwei Audiokommentare werden geliefert, einer von Adam West und Burt Ward, der andere von Lorenzo Semple jr. Des Weiteren gibt’s jede Menge neu gedrehter Featuretten, in denen u.a. Comiczeichner Alex Ross, Paul Dini (treibende Kraft der animierten Batman-Serien), diverse Filmhistoriker und -kritiker sowie auch Lee Meriwether zu Wort kommen. Den drei Featuretten (eine zum Film an sich, eine für die Helden und eine für die Schurken) ist gemeinsam, dass sie allesamt den Streifen etwas zu hoch in die „Klassiker“-Ecke hängen (der Film macht Spaß, fraglos, aber man muss jetzt auch nicht so tun, als wäre es ein missverstandenes Meisterwerk), aber sie sind auch alle unterhaltsam und durchaus informativ.

Als interaktive Bestandteile gibt’s eine „Tour“ des Batmobils (man kann sich mit der Fernbedienung an einem 3D-Modell des Autos zu diversen Ausstattungsteilen durchklicken und dort dann weiterführende Informationen lesen) und eine „Führung durch den Film“ (d.h. man kann, wenn man den Modus aktiviert, an bestimmten Filmstellen zusätzliche Infos im laufenden Film abrufen), diverse Bildergalerien, zwei Featuretten der 2001er-DVD-Veröffentlichung (eine zum Film, in der dann auch West und Burt ausführlich sprechen, und eine zum Batmobil) sowie der Teaser-Trailer, der Kinotrailer und, etwas idiosynkratisch dazu gepackt, der spanische Kinotrailer (der sich vom US-Trailer nur durch den spanischsprachigen voiceover unterscheidet). Ordentliche Packung, obwohl komischerweise zwei Extras der US-BluRay nicht auf den Europarelease portiert wurden (die US-Scheibe hat noch den isolierten Score und ein weiteres interaktives Pop-up-Triviadingens zu bieten).

Fazit: Mag man es angesichts des Burton-„Batman“ und der neuen Nolan-Interpretation kaum glauben, aber es gibt eigentlich für jeden Film-Batman seine Existenzberechtigung als Spiegel seiner jeweiligen Entstehungszeit, ob es nun der neo-gothische Keaton, der düster-grimmige Bale, meinetwegen sogar die von den Spielzeugproduzenten (die sicherlich mehr Schuld an den Debakeln haben als der Regisseur) kaputtgemachten Schumacher-Batmans, und eben auch der quietschvergnügte KA-POW-comic-Batman aus den 60ern ist. Logisch, die Filme spielen in völlig unterschiedlichen Gewichtsklassen – wo Filme wie „Batman Begins“ und The Dark Knight so etwas wie „the thinking man’s superhero movie“ sind (und die Burton-Batmans hierfür essentiell notwendige stepping stones waren), war „Batman hält die Welt in Atem“ nun mal ein Produkt, das sich nicht an diejenigen richtete, die sich für teuer Geld gebundene Ausgaben preisgekrönter graphic novels kaufen, sondern für Kids, die ihre 25 Cent Taschengeld in ein buntes, überdrehtes Comicheft investierten, das gelesen, zerfleddert und dann nachgespielt wurde. Da die gleichen Maßstäbe anzulegen, wäre irre. Wer innerlich Kind genug geblieben ist, um sich an solch simplen Dingen zu erfreuen, wird mit „Batman hält die Welt in Atem“ auch heute noch bierkästenweise Freude haben; der Streifen hat einfach einen unwiderstehlichen Charme, eine nicht wegzudiskutierende Energie und ein blendend aufgelegtes Darstellerensemble. Da hab ich absolut kein Problem damit, die wunderschön ausgestattete BluRay gleich neben „The Dark Knight“ in den Medienschrank einzusortieren und mich an beiden zu erfreuen.


mm
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