- Deutscher Titel: Bad Ass
- Original-Titel: Bad Ass
- Regie: Craig Moss
- Land: USA
- Jahr: 2012
- Darsteller:
Danny Trejo (Frank Vega), Charles S. Dutton (Panther), Patrick Fabian (Officer Malark), Joyful Drake (Amber Lamps), John Duffy (Martin), Harrison Page (Klondike), Richard Riehle (Father Miller), Winter Ave Zoli (Tatiana), Andy Davioli (Renaldo), Ron Perlman (Mayor Williams), Chris Spencer (Martin sr.), Craig Johnson (Sebastian), Erik Betts (Terence), Jennifer Blanc-Biehn (Frances)
Vorwort
Die Karriere von Danny Trejo ist eine von Hollywoods unwahrscheinlicheren Erfolgsgeschichten. Der Sohn mexikanischer Einwanderer verbrachte einen Großteil der 60er hinter schwedischen Gardinen (u.a. in San Quentin), und hielt sich mit der hehren Kunst des Boxens über Wasser, gewann mehrere Knastmeisterschaften und schaffte es durch den Sport auch weg von Drogen und Alkohol. Nach seiner letzten Haftentlassung engagierte er sich in Drogen-Aussteiger-Programmen und kam in diesem Rahmen an den Set von EXPRESS IN DIE HÖLLE, wo ein junger Darsteller mit Drogenproblemen kämpfte. Andrei Konchalovsky fand Gefallen an Trejo und heuerte ihn als Boxtrainer für Eric Roberts an, und als sich das als gewinnbringende Aktion erwies, baute der Regisseur Trejo gleich noch in den Film als Roberts‘ Boxgegner ein. Danny gewann Gefallen an der Schauspielerei und beschloss, sich diesem Tagwerk nunmehr permanent zu widmen. Seinen echten Durchbruch schaffte er 1996 mit der ikonischen Rolle des blutsaugenden Barkeepers Razor Charlie in Tarantinos und Rodriguez FROM DUSK TILL DAWN (wie Rodriguez und Trejo im Nachgang der Dreharbeiten zu DESPERADO 1995 herausfanden, sind die beiden tatsächlich Cousins zweiten Grades). Seitdem pflegen nicht nur Rodriguez und Trejo eine innige Arbeitsbeziehung, sondern zementierte Trejos Ruf als einer der ultimativen Bad Guys, der aber, durch seinen enormen Charme und seine extreme Likeability, problemlos auch in Good-Guy-Rollen gecastet werden kann. Seit damals jedenfalls kann sich Danny nicht über mangelnde Beschäftigung beklagen (was auch daran liegt, dass er noch keinen Film- oder Serienauftritt gefunden hätte, der ihm nicht gefiel) und mittlerweile fast 400 (!) Screencredits angehäuft, von mickrigen B-Filmen, die seine Anwesenheit überhaupt nicht verdient haben, bis hin zu kritisch gelobten TV-Appearances in Hitshows wie SONS OF ANARCHY oder BREAKING BAD.
Mit MACHETE schenkte Rodriguez Danny sogar sein eigenes „Franchise“ (als unwahrscheinliches spin-off aus der SPY KIDS-Reihe), aber es ist nicht sein einziges – Regisseur Craig Moss konstruierte aus einem vierzigsekündigen viralen Videoclip eine bislang dreiteilige Filmreihe um die Abenteuer des nur ansatzweise zu Scherzen aufgelegten Vietnam-Veteranen Frank Vega, dem BAD ASS…
Inhalt
Frank Vega (Danny Trejo, FROM DUSK TILL DAWN, CON AIR, MACHETE) hat schon bessere Zeiten erlebt. Actually, scratch that, Franks Leben ist schon seit geraumer Zeit verkorkst. In jungen Jahren nach Vietnam verschickt, wo er u.a. ein Jährchen die zweifelhafte Gastfreundschaft des Vietcong genießen durfte, stürzte er nach Rückkehr in die USA in den bekannten und berühmten Zwiespalt zwischen der sexuell-fetischierten Heiligsprechung von all things military und der schieren Verachtung, die gestrauchelten Veteranen und ihren vergeblichen Versuchen, in der Zivilgesellschaft wieder Fuß zu fassen. Ohne Schulbildung, ohne festen Job schlägt sich Frank mit seiner kümmerlichen Veteranen-Pension mehr schlecht als recht durch.
Das bedeutet in L.A., dass man sich mit den öffentlichen Verkehrsmitteln von Punkt A nach Punkt B bewegen muss. Als zwei Skinheads (John Dixon, TREMORS 4, Kevin Patrick Burke, THE COMEBACKS) einen alten schwarzen Mann belästigen, schreitet der angenervte Frank ein und da die Glatzen auf freundliche Worte ungefähr so reagieren, wie man sich das gemeinhin vorstellt, muss Frankie ein paar heftige Maulschellen verteilen. Da wir uns im Jahr 2012 befinden und jeder Depp ein Kamerahandy hat, wird der kurze Clip von Franks basisdemokratischer Verhaltenslektion in Windeseile ein viraler Hit im Internet und Frank in L.A. zu einem kleinen Star mit Auftritten im Lokalfernsehen, Würdigungen in Zeitungen als leuchtendes Beispiel für Zivilcourage und sogar Freund der Cops.
Ein paar Monate später stirbt Franks Mutter (Tonita Castro, AUF DERS UCHE NACH EINEM FREUND FÜRS ENDE DER WELT) und vererbt Frank ihr kleines Häuschen. Mit seinem alten Army-Kumpel Klondike (Harrison Page, SLEDGE HAMMER, LEON) zieht er ein und hofft, bei aller Trauer für das geliebte Mütterlein, dass nun eine neue, positive Ära seines Lebens beginnt. Da wird er sich ganz schön irren… Klondike übergibt Frank einen USB-Stick zur Verwahrung im hauseigenen Safe, ohne nähere Angaben zu machen, was da drauf ist. Da Frank sowieso nicht so genau weiß, was ein USB-Stick ist, ist ihm das auch ziemlich wurst. Beim abendlichen Feier-Besäufnis gehen Klondike die Kippen aus und weil Mamas Mentholzigaretten von ihm als ungenießbar erachtet werden, macht er sich auf den nächtlichen Weg zum nächsten Schnaps- und Tabakladen. Wer nun erwartet, dass Klondike pflichtschuldigst von einem Gelegenheitsräuber über den Haufen geballert wird, sieht sich getäuscht. Auf dem Heimweg sieht sich Klondike zwei jungen schwarzen Straßenschlägern namens Sebastian (Craig Johnson, FEAR THE WALKING DEAD, AGENTS OF S.H.I.E.L.D.) und Terence (Erik Betts, BUFFY – IM BANN DER DÄMONEN, BATTLE PLANET) gegenüber, die höflich die Herausgabe eines gewissen USB-Sticks beanspruchen. Klondike lehnt bestimmt ab und being an Army vet hat er auch keine großen Probleme, sich gegen zwei drittklassige Gangthugs beim Austausch von Handgreiflichkeiten zu behaupten. Army-Veteranendasein macht allerdings bedauerlicherweise nicht unverwundbar, und gegen die vom zu Boden gegangenen Sebastian in Frustration abgefeuerte Pistolenkugel ist dann auch kein Kraut gewachsen. Abgang Klondike.
Dass seine erste Amtshandlung nach Einzug in die mütterliche Bude die Identifizierung der Leiche seines besten Kumpels im Leichenschauhaus ist, stimmt Frank nicht glücklich, und die Zusicherung des ermittelnden Beamten Detective Shaw (Frank Maharaj, THE BIG BANG THEORY, ALVIN UND DIE CHIPMUNKS), „mir tun was wir können“ (in Michael-Mittermeier-Voice vorzutragen), ist nicht unbedingt dazu angehalten, fröhlicher zu werden. Aber einstweilen lenkt Frank noch die liebe Nachbarschaft an – er freundet sich mit Martin (John Duffy, BITE ME), dem vielleicht zwölfjährigen Sohnemann von Amber (Joyful Drake, MÄNNERTRIPP, KIDNAPPED – DIE ENTFÜHRUNG DES REAGAN PEARCE) und Martin sr. (Chris Spencer, HIP HOP HOOD, POSTAL, BLACK DYNAMITE) Lamps an. Das Familienlieben der Lamps ist nicht gerade bilderbuchmäßig, weil Martin, der Ältere, ein frauenschlagendes Arschloch ist. Frank findet eine neue Aufgabe darin, Amber und Martin, den Jüngeren, zu beschützen.
Nichtsdestoweniger machen die Ermittlungen im Mordfall Klondike die zu erwartenden Nullinger-Fortschritte, und Frank muss ob persönlicher Nachfrage feststellen, dass der Mord an einem armen alten Schwarzen nun nicht gerade ganz oben auf der Prioritätenliste des LAPD steht. Auch ein vorsätzlicher Rassismus-Vorwurf an den ermittelnden Detective perlt ab, dieweil der die „ich bin aber Inder“-Karte ausspielt. Wenn man will, dass etwas gut – oder überhaupt – gemacht wird, muss man’s selber tun, wird so auch Frank klar, und er unterzieht den Tatort einer Untersuchung. Die Cops haben ihren Job wirklich allerbestenfalls achtelherzig gemacht, denn innerhalb von zwei Minuten findet Frankie gleich zwei Spuren, die jeder anständige Bulle, der auf der Bullenschule nicht nur die Seife in der Dusche aufgehoben hat, als brauchbare Hinweise klassifizieren würde – die Hülle des tödlichen Geschosses und eine Halskette mit Foto-Anhänger eines jungen hübschen Dings. Damit kann man arbeiten, auch wenn sein Bullenfreund und Kumpel Malark (Patrick Fabian, DER LETZTE EXORZISMUS, VERONICA MARS, FRAU MIT HUND SUCHT MANN MIT HERZ) heftig von eigenmächtigen Eigenmächtigkeiten abrät.
Frank sucht ein nahegelegenes Leihhaus auf, dessen Inhaber (Duane Whitaker, PULP FICTON, HOBGOBLINS, HALLOWEEN II, Zombie-Version) erfreulicherweise auch Schusswaffenexperte ist. Er identifiziert die Kugel als eine solche aus einer military-issued-handgun, die nicht jeder Hinz, Kunz und fünftklassiger Straßenganove in die Finger bekommt (ein Plotpunkt, den der Film aber nicht ernstlich weiter verfolgt) und das Mädel aus der Halskette, ja, das hat er gesehen, die wohnt hier ein paar Blocks weiter. Sie ist auch nicht schwer zu finden, die Freundin von Terence, die Frank aber zu verstehen gibt, dass sich ihr temporäer Bespringer gepflegt gehackt legen kann und sich auf jeden Fall nicht mehr blicken lassen soll. Immerhin gibt sie Frank noch den Tipp, dass Terence gerne mit einem Typen namens Renaldo rumhängt, der da und dort seine Zelte aufgeschlagen hat. Dort aber ist nur ein Priester daheim, dem Frank ordnungsgemäß an die Gurgel geht. Der Befrockte verteidigt sich damit, erstens nicht Renaldo und zweitens auch kein Priester, sondern nur Schauspieler in einem Community-Play zu sein, der sich halt schon mal sein Kostüm angelegt hat. Schützt vor Ohrfeigen nicht und nach dem ein oder anderen Denkanstoß fällt dem falschen Priester auch eine Bar nebst angeschlossenem Puff an, wo Renaldo Stammkunde sein soll.
Franks Recherchen bleiben nicht unbeachtet (zumal Frank ob seines viralen Ruhms auch mehr oder weniger bekannt wie ein bunter Hund ist und jeder, den er im Zuge seiner Ermittlungen verprügelt, weiß, wer er ist). Darob beunruhigt ist z.B. Bürgermeister Williams (Ron Freakin‘ Perlman, HELLBOY, PACIFIC RIM, I SELL THE DEAD), dessen krumme Geschäfte mit dem mächtigen Gang-Leader Panther (Charles S. Dutton, ALIEN 3, MENACE II SOCEITY, GOTHIKA) Gegenstand des Inhalts des ominösen USB-Sticks sind, demzufolge auch der Grund, warum Klondike in den rauen Asphalt beißen musste. Williams wünscht sich, dass Panther die beiden eng verbundenen Probleme, ergo Wiederbeschaffung des Sticks und Ausschaltung Franks, zeitnah löst, widrigenfalls Williams sich einen anderen Partner für seine miesen Geschäfte suchen müsste. Panther gelobt Entsprechendes.
Frank muss sich aber erst mal wieder um seine Nachbarn kümmern, da Martin sr. mal wieder die Hand heftig auszurutschen droht. Gut, Amber will ihn grad aus der Bude schmeißen, ein bisschen Ungehaltensein ist da wohl zu verstehen, aber Frank greift ein und lehrt den Mistvogel Mores, wobei leider die Haustür zu Bruch geht. Da dies ein Zustand ist, den man in Gangland L.A. nun nicht unbedingt als erstrebenswert erachtet, lädt Mama und Junior ein, bis zur erfolgten Reparatur bei ihm zu wohnen. Alter Schwerenöter, und wenn das mal nicht noch in unsere Story hineinspielen wird.
Also geht die Suche nach Renaldo weiter. Frank muss mal wieder etwas Dresche verteilen, bis er zu Renaldo (Andy Davoli; THE SPORANOS, KNOCKAROUND GUYS) und zwei nuttigen Gespielinnen vordringt. Nach dem üblichen Verhör nach Bud-Spencer-Art gesteht Renaldo, dass Terence mit einer Masseuse namens Tatiana (Winter Ave Zoli, SONS OF ANARCHY, LEGENDS, BOSCH) zusammen sein soll. Frank unterzieht sich daher der ersten Massage seines Lebens, die allerdings stark abgekürzt wird, als er vorsichtige Fragen hinsichtlich Terences Verbleib stellt. Da fällt Tati doch glatt ein, doppelt gebucht zu sein…
Frank versucht also, in Tatianas Bude einzubrechen, wobei er von einem neugierigen Nachbarn ertappt wird. Wieder einmal kommt Frank sein Ruf als der „Bad Ass“ (in der deutschen Fassung etwas hilflos als „Teufelskerl“ übersetzt) aus dem viralen Video zu Hilfe. Einem echten Helden, der sich zudem noch als Tatianas Freund ausgibt, verrät man doch gerne, dass die Gute ihre Hintertür nie abschließt. In der Tat wird Frank endlich fündig – Terence stattet seiner neuesten Holden einen Anstandsbesuch ab, was er an diesem Abend aber besser unterlassen hätte. Frank dürstet es nach Antworten auf die Frage, warum Klondike sterben musste, und Terence wird sie ihm nun liefern, ob er will oder nicht. Er will eigentlich nicht, aber da Frank seine linke Flosse innige Bekanntschaft mit dem Müllzerkleinerer im Spülbecken schließen lässt (ich wusste immer, dass diese amerikanische Eigenart nur zu Blut und Tränen führt), kann Terence eher früher als später nicht an sich halten und auskunften, dass ihm die genauen Details auch nicht bekannt sind, er aber mit Sebastian im Auftrag von Panther gehandelt und einen USB-Stick gesucht habe. Das ist nun wieder was, was Frank ernstlich weiter hilft.
Da jeder Zwölfjährige bekanntlich ein begabter Hacker ist (bzw. es nicht viel Computerkenntnis braucht, um vor Frank wie ein begabter Hacker auszusehen), lässt Frankie Martin jr. den Stick untersuchen. Wie von uns erwartet, befinden sich darauf diverse Dokumente, die illegale Absprachen und den Fluss siebenstelliger Geldbeträge zwischen Panther und Williams belegen, damit Panther mit seiner Scheinfirma mehr oder minder ein ganzes Stadtviertel aufkaufen kann, unter dem reichhaltige Ölvorkommen vermutet werden. Ein taugliches Motiv, und dank Terences erstaunlicher Auskunftsfreudigkeit während gleichzeitiger Handzerfetzung kennt Frank jetzt auch eines von Panthers bevorzugten Verstecken, ein Lagerhaus, wo sich auch Sebastian öfters herumtreiben soll.
Ich halte die sich anbahnenden romantischen Verflechtungen zwischen Frank und Amber reviewtechnisch auf Sparflamme (es sei gesagt, dass Frank sich für ein formales Date in eine geradezu berückende Abscheulichkeit von hellblauem Jerseyanzug wirft, die Helge Schneider gefallen würde… das kommt halt davon, wenn man sich seit den 70ern keine neue Ausgehtracht besorgt hat) und widme mich der eigentlichen Story. Frank ist bereit für die finale Konfrontation und hält es durchaus für möglich, dass das „final“ sich dabei auch auf seine eigene Lebenserwartung bezieht. Als Rückversicherung drückt er den Stick mit dem belastenden Material dem von ihm als vertrauenswürdig eingestuften Malark in die Patschhand, der vergeblich versucht, Frank den Unsinn auszureden.
Zu Franks persönlichem Pech erwarten Panther und Sebastian ihn schon und obwohl Frank erbitterte Gegenwehr leistet, gelingt es den Gangstern, ihn zu überwältigen. Da nach wie vor der Verbleib des USB-Sticks im Raum steht, schreitet Panther zu fröhlicher Elektrofolter, aber für jemanden, der ähnliches schon über einen erheblich längeren Zeitraum von deutlich motivierteren Kontrahenten in Vietnam hat erdulden müssen, sind die Stromschläge für Frank bestenfalls leichtes Entspannungstraining. Panther realisiert, dass er auf die Weise nicht weiter kommt, aber er ahnt auch, was helfen könnte, sind ihm doch die sich anbahnenden romantischen Verflechtungen zwischen Frank und Amber auch nicht entgangen, und er weiß, wo Franks Haus wohnt und auch, dass Amber IN Franks Haus wohnt. Das erzürnt Frank genug, um sich aus seinen Fesseln zu befreien… Im Zuge der sich daraus ergebenden Kampfhandlungen gerät das Lagerhaus in Brand und Panther, erstaunlicherweise bis dahin eher mit Oberwasser, muss aus Rücksicht auf sein eigenes minderwertiges Leben darauf verzichten, Frank zu finishen, bevor die Hütte explodiert.
Panther hijacked einen (leeren) Greyhound-Bus, um sich damit zu verzupfen. Frank folgt ihm, und, wieder eilt sein Ruf ihm voraus, der Fahrer eines anderen Busses (Regisseur Craig Moss) stiftet sein Gefährt der guten Sache der Verfolgung. Die sich anschließende Verfolgungsjagd stammt direkt aus dem Schwarzenegger-Vehikel RED HEAT und, Lob an den Cutter, wären die Autos in dieser Sequenz nicht auffällig altmodisch, man würde es nicht bemerken. Hier wie dort endet die Jagd mit einem Chicken-Game und dem spektakulären Crash beider Gefährte, aus deren Wracks sich aber beide Fahrer weitgehend unverletzt herausschälen. Panthers Plan bleibt trotz des Verkehrsfiaskos unverändert… den Showdown müssen Frank und Panther also mit bloßen Fäusten in Franks Wohnstube mit dem Preis der körperlichen Unversehrtheit Ambers austragen.
Man kann zu den MACHETE-Filmen stehen, wie man will (ich liebe sie), aber eins sei gesagt – BAD ASS ist der Film, das B-Franchise, für das Danny Trejo praktisch geboren wurde, kein ultra-gewalttätiger over-the-top-splatter-Comic, sondern das Portrait eines bodenständigen, low-key-Charakters, realitätsnah mit einer gesunden Dosis Gesellschafts- und Sozialkritik, aber auch dem Schuss Humor, den Dannys Likeability einfach zu erfordern scheint. Es ist eine Rolle, die einfach *passt*. Wenngleich wir nicht gleich von einem quasi-autobiographischen Background reden müssen, ist Danny, wie Frank Vega im Film, ein Typ, dem’s das Leben nicht leicht gemacht hat, der, gerne auch selbstgebaute, Hindernisse überwinden, sich gegen alle Widerstände durchsetzen musste, bis er seinen Platz im großen Gefüge der Dinge finden konnte und nun ein erfolgreiches und nacheiferungswürdiges „role model“ für andere, vom Schicksal nicht mit den besten Startvoraussetzungen ausgestatteten Problembären ist, ein leuchtendes Beispiel dafür, wie man, ganz dem American Dream entsprechend, eben doch vom Tellerwäscher zum Millionär werden kann. Dem Charakter Frank Vega mag’s nicht ganz so rosig ergehen wie Danny heutzutage, aber dennoch ist es sicherlich ein Part, in den Trejo sich mühelos hineinversetzen konnte…
Regisseur Craig Moss, der uns bis dato mit nervigen Parodiefilmen wie DIE BEILIGHT SAGA: BREAKING WIND – BIS(S) EINER HEULT oder 30 NIGHTS OF PARANORMAL ACTIVITY WITH THE DEVIL INSIDE THE GIRL WITH THE DRAGON TATTOO auf den Seier ging und, das kann man vorweg nehmen, unter Beweis stellt, dass er im Gegensatz zum Eindruck, den man anhand seiner Spoofs gewinnen konnte, doch ein bissl was auf dem Kasten hat, macht dabei nicht den Fehler, sich zu sehr auf das ominöse virale Video zu kaprizieren – Moss ändert die Situation in seiner Prologsequenz eh ordentlich ab. Das reale Vorbild für Frank Vega, Thomas Bruso, war nicht gerade das leuchtende Beispiel für Zivilcourage, das der Film aus Vega macht, und legte sich nicht mit Skinheads an, sondern vermöbelte einen Schwarzen, mit dem er vorher schon verbal in Streit geraten war, wobei der genaue Grund für die Auseinandersetzung unklar blieb. Viel mehr, als dass die Schlägerei auch im „echten Leben“ in einem Bus stattfand und Danny Trejo später im Film ein „I AM A Motherfucker“-T-Shirt trägt, wie es Bruso im Original-Video am Leibe trug, haben die beiden Situationen nichts gemein.
Aber Moss baut auf dieser freien Interpretation der ihn inspirierenden Ereignisse durchaus schlüssig auf. In seiner Version wird Vega eben das Beispiel für Zivilcourage und erringt damit einen Ruf, der ihn in praktisch jeder Situation, in die er im Film noch kommen wird, voraus eilt und ihm Respekt, auch seitens seiner Gegner, und Anerkennung zuteilwerden lässt und ihn daher auch zu einem guten Repräsentanten für die, die eben im echten Leben normalerweise keine Repräsentanten, keine Lobbys haben, die Armen, Schwachen, Unterprivilegierten, werden, durch dessen Person und Taten gesellschaftliche Missstände aufgegriffen und thematisiert werden können. Auch wenn BAD ASS letzten Endes kein Sozialdrama ist oder sein will, streift der Film doch überdeutlich relevante Themen wie die Vernachlässigung der Veteranen, rassistische Vorurteile im Polizeiapparat, Sensationslust der Medien im Smartphone-Zeitalter und natürlich auch die Verquickung von Politik und organisierter Kriminalität auf. Das alles im Rahmen eines „Danny Trejo beats people up“-Prozederes, das dramaturgisch sicher nicht die Wurst vom Teller zieht (da sich Vega eben von einem Hinweisgeber zum jeweils nächsten prügelt, ehe er am Ende der Fahnenstange der Gang-Hierarchie und damit bei Panther angekommen ist), aber absolut befriedigend unterhält. Wir wollen auf Frank Vegas Seite sein, wenn er die Ungerechtigkeiten richtet, und wir können dies auch – ohne größeres schlechteres Gewissen – sein, da er sich nur an Gegner hält, die’s „verdient“ haben, ein wenig Ver- und Anstand eingeprügelt zu bekommen (und ganz besonders äußert sich das bei den alles auslösenden Skinheads, die Frank noch ein paar Mal im Filmverlauf über den Weg laufen und sich arg beschweren, dass sie seit dem Viral-Video von niemandem mehr ernst genommen werden). Die Action ist dabei überwiegend „realistisch“ gehalten – Frank Vega ist kein Comic-Superheld wie Machete, sondern jemand, der im Krieg und auf der Straße gelernt hat, sich zu verteidigen und diese Kenntnisse einsetzt, nicht übertrieben, aber eben „bad ass“ genug, um Maulhelden wie die Skins oder Gang-Member, die sich nur in der Gruppe oder mit einer Waffe in der Hand stark fühlen, mit bloßen Fäusten zu Boden zu bekommen.
Mal eine völlig neue Erfahrung für einen Trejo-Charakter muss es sein, einen romantischen Subplot erleben zu dürfen – und auch der entwickelt sich recht natürlich aus den Ereignissen und bleibt insofern glaubhaft, alldieweil Frank sicher nicht (oder wenigstens nicht primär…) Ambers neuer Betthase wird, sondern ihr und Martin jrs. Beschützer.
Der eigentliche MacGuffin, der USB-Stick und der Schurken Plan, ist dabei für den Film komplett unwichtig – es geht Frank ja auch nicht in erster Linie darum, die finsteren Machenschaften von Bürgermeister und Panther aufzudecken, sondern den Verantwortlichen für Klondikes Tod zur Strecke zu bringen, alles andere ist Bonus, also brauchen wir eben diese Machenschaften gar nicht aufzudröseln und auf Sinnhaftigkeit zu analysieren. Es muss einen Grund geben, warum die Bösen böse sind, und Moss liefert uns pro forma einen, das ist genug.
Filmisch ist das alles in Ordnung – es ist ein Low-Budget-Film (mit einem Budget von so ungefähr 5 Millionen Dollar), dafür sieht er aber ordentlich aus, auch wenn Moss bewusst nicht unbedingt die schönsten Ecken L.A.s abfilmt, sondern bevorzugt dreckige Gassen, drittklassige Spelunken und generell den Turf, auf dem sich nicht die oberen Zehntausend herumtreiben. Das große action set piece leiht sich Moss in guter alter Wynorski-Tradition bei einer Großproduktion, i.e. hier Walter Hills Buddy-Movie RED HEAT, und, wie oben schon anklang, es ist professionell eingearbeitet – wüsste man nicht, woher die Footage stammt, man wäre erstaunt, welch Materialschlacht sich ein kleiner Film wie dieser leisten kann (zumal man sich auch die Mühe gemacht hat und Trejo bzw. Dutton in Buscockpit gesetzt hat, damit Zwischenschnitte auf die jeweiligen Fahrer möglich werden). Moss behielt diese Vorgehensweise für die beiden Fortsetzungen bei, die sich für ihre großen Actionszenen bei Peter Hyams‘ NARROW MARGIN bzw. Roger Spottiswoods AIR AMERICA bedienen würden.
Die FSK-18-Freigabe der deutschen Veröffentlichung ist mal wieder ein dezenter Witz – BAD ASS ist nicht sonderlich graphisch und sollte an und für sich locker mit einer 16-er-Freigabe durchkommen, aber den deutschen Filmbewertern schmeckte hier wohl mal wieder das Thema „Selbstjustiz“, das hierzulande ja deutlich kritischer gesehen wird als in den USA, nicht wirklich. Eine Sondererwähnung verdient übrigens Frank Vegas höchstpersönliches „Bad Ass“-Theme, der weitere Soundtrack besteht überwiegend aus Latino-Hip-Hop, u.a. vom führenden chicano-Rapper Kid Frost.
Schauspielerisch weiß Danny Trejo in einer auf ihn passgenau zugeschneiderten Rolle zu überzeugen – den Charakter könnte niemand anders spielen. Sowohl Frank Vegas Härte als auch seinen Charme verkörpert Trejo perfekt auf die ihm eigene Art. Ihm an die Seite gestellt ist ein solider supporting cast mit einem auch in Würde in die Breite gegangenen Charles Dutton als Bösewicht Panther, dem ewigen Opfer von Sledge Hammer Harrison Page als Klondike und der gut aufgelegten Joyful Drake als Dannys love interest (dass man das mal schreiben darf… hach). Ron Perlman verdient in drei Szenen (von denen nur eine eine echte „dramatische“ ist, die beiden anderen sind Fernsehinterviews) einen leichten Gagenscheck, verleiht der Produktion aber durch die ihm innewohnende Gravitas einen Schuss zusätzlicher Credibility. Recht namhafte Akteure wie Patrick Fabian als Dannys Polizeikumpel Malark oder der von mir immer wieder gern gesehene Richard Riehle (CHILLERAMA, THE MAN FROM EARTH) als ein mit Danny befreundeter Priester, meine Nemesis Craig Sheffer in einem blink-or-you’ll-miss-him-Cameo oder Jessica Blanc-Biehn mögen keine gewichtigen, dramaturgisch bedeutenden Rollen spielen, deuten aber auch an, dass Danny auch unter seinen Schauspielkollegen beliebt genug ist, um ihm zuliebe auch ein kleines Röllchen anzunehmen.
Die Universal-DVD bietet gute Bild- und Tonqualität, aber leider keine erwähnenswerten Extras.
Well… es ist einfach so, meines Erachtens ist es physikalisch unmöglich, Danny Trejo nicht zu mögen – er ist einfach eine coole Socke vor dem Herrn, und mit BAD ASS hat er ein Vehikel gefunden, dass exakt auf ihn zugeschnitten ist, seinen Stärken entgegenkommt, seine enorme Likeabilty ebenso nutzt wie sein hartes Image. Das macht den Film sicher nicht zu einem großen Klassiker des Actionkinos, aber einer Riesenfuhre Spaß für den geneigten Trejo-Fan. So mag ich meine B-Movies, so mag ich meinen Freund Danny…
© 2019 Dr. Acula
BOMBEN-Skala: 5
BIER-Skala: 7
Review verfasst am: 07.11.2019