Back from Hell – Ein Toter kehrt zurück

 
  • Deutscher Titel: Back from Hell - Ein Toter kehrt zurück
  • Original-Titel: Per sempre
  • Alternative Titel: Until Death | Changeling 2: The Return | Fino alla morte | Brivido giallo - Per sempre |
  • Regie: Lamberto Bava
  • Land: Italien
  • Jahr: 1987
  • Darsteller:

    David Brandon (Carlo), Gioia Scola (Linda), Urbano Barberini (Marco), Marco Vivio (Alex)


Vorwort

Sechs Jahre, nachdem Linda und ihr Lover Carlo Lindas Ehemann Luca vergiftet und vergraben haben, betreibt das mörderische Pärchen ein Restaurant mit angeschlossenem Bootsverleih. Carlo, nicht unverständlicherweise leicht paranoid, hegt zwar die Befürchtung, dass der pastamampfende Stammgast-Carabinieri nicht nur des guten Essens wegen regelmäßig aufläuft, aber wer sollte dem Pärchen schon etwas beweisen können? Sohnemann Alex (noch von Luca fabriziert) plagen allerdings Alpträume, in denen er von einer zum Leben zurückgekehrten Leiche belästigt wird. Wenn das mal keine dark forebodings sind… Eines regnerischen Abends steht dann auch der Anhalter Marco vor der Tür und begehrt der christlichen Nächstenliebe wegen Einlass. Carlo würde den Knaben zwar herzlich gern sprichwörtlich im Regen stehen lassen, aber Linda ist der durchnässte Typ unerklärlicherweise sympathisch – und sogar so sympathisch, dass sie ihn als Hilfskraft fürs Restaurant einstellt. Carlo wittert Verrat und/oder einen Polizeispitzel – Linda hält das für Blödsinn, allerdings nur solange, bis Marco ihr als Präsent exakt den Ohrring offeriert, den ihr Luca in der Mordnacht aus dem Horchlöffel gerissen hat. Dieweil Alex (der sich ausnehmend gut mit Marco versteht) immer stärker unter Alpträumen leidet, taucht auch noch Lucas Ehering auf. Carlo dünkt, dass Marco, wenn schon kein elender Bulle, dann mindestens ein mieser Erpresser ist. Trotz Lindas zaghafter Proteste wird entschieden, Marco auf die gleiche Weise wie Luca abzuservieren. Aber vielleicht ist der geheimnisvolle Anhalter doch Lucas rachedurstige Reinkarnation?


Inhalt

Italien, du hattest es mal besser. Neben allen Dünnbrettbohrern und Gore-Sudelern der 80er Jahre Marke Mattei und D’Amato verfügte das Stiefelvolk über ein Rudel nicht unbedingt genialer, aber zumindest handwerklich begabter Genre-Regisseure und die durften sich nach dem Abflauen der Italo-Horrorwelle im Kino noch eine Weile im Fernsehen austoben (man stelle sich vor: das ZDF finanziert eine TV-Horrorfilmreihe und lässt Schnaas, Ittenbach oder Rose ran). Damit hielten sich nicht nur die Fulcis, Lenzis und Deodatos eine Weile über Wasser, sondern auch der mindertalentierte Sohn des Großen Mario Bava, Lamberto (weit bevor er mit „Prinzessin Fantaghiro“ einen ewigen Sat.1-Feiertagsklassiker dirigierte; aktuell scheint Bava an der Rückkehr ins Horror-Genre mit einem angedachten Projekt namens „Murder House“ zu werkeln).

Hm. Okay. Relativieren wir das mal. Wir dürften uns ja weitgehend darüber einig sein, dass die meisten italienischen TV-Horrorfilme nichts taugen (und speziell Maestro Lamberto hat mir zumindest mit dem unterirdisch langweiligen „Die Gruft“ aka „Zombies des Grauens“ [sic] diverse Zähne gezogen. „Per Sempre“ (was auf gut Deutsch soviel heißt wie „Für immer“ und trotzdem kein Doro-Song ist) ist leider auch nur eine eineinhalbstündige Zeitverschwendung, die zwar durch ihre Existenz niemanden persönlich beleidigt, aber eben auch keinerlei aufsehenerregende Werte besitzt. Die unimaginative Plotte, die man alternativ als simples Krimidrama mit aufgesetztem paranormalen Schwurbel oder x-ten Aufguss des „Mordopfer kehrt aus dem Jenseits zurück“-Plots aus den ollen EC-Comics sehen kann, schaffte es immerhin, die langjährige Zusammenarbeit zwischen Lucio Fulci und seinem Stamm-Schreiberling Dardano Sarchetti zu beenden (Fulci behauptete später, die Geschichte zusammen mit Sarchetti erdacht zu haben, Sarchettis Treatment aber dann produzentenseits durchfiel und der fiese Hund Sarchetti die Story für sich unter copyright nahm und mit Bava realisierte; worüber man sich alles zoffen kann? Ist ja nicht so, als wäre die Geschichte originell und/oder der Rede wert…).

Die Story entwickelt sich in vorhersehbaren Bahnen, unternimmt keine Anstrengungen, durch den ein oder anderen Twist und Turn Schwung ins Prozedere zu bringen, nimmt immer die naheliegendste Entwicklung, außer, und das muss ich mit SPOILER-Warnung verzieren, mit dem wohl lahmsten Pay-off, der einem nominellen Horrorfilm einfallen kann (nochmal ausdrücklich SPOILER-Warnung: Der zurückgekehrte „Geist“ will nicht mehr, als dass seine Olle, die ihn mit umgelegt hat, seinen Ehering trägt? GRONF. Ich muss ’ne neue Tischplattengroßbestellung aufgeben). Fällt schwer, sich abseits dieses „Schlussgags“ über das Script aufzuregen, weil es einfach keine Angriffsfläche, eigentlich überhaupt keine „Fläche“ bietet. Die „dramatischen“ Elemente (Beziehungsstreß zwischen Carlo und Linda) bleiben uninteressant, weil uns kein Teil des Pärchens sonderlich sympathisch ist und der Horrorgehalt ist einfach zu gering.

Bavas Regie ist ziemlich tranig – der Streifen schleppt sich mühsam über seine Laufzeit. Es schimmert da und dort durch, dass Lamberto an den Sets seines Papas nicht ständig mit geschlossenen Augen rumstand, will sagen, die ein oder andere ansehnliche Einstellung gelingt auch dem Filius, die Alptraumsequenzen sind nicht gänzlich uneffektiv, aber im Vergleich zu Lenzis jüngst besprochenem „Totentanz der Hexen II“ gibt sich „Per sempre“ deutlich TV-mäßiger. Echte Spannung will sich nicht einstellen, weil dem Zuschauer schnell klar ist, wohin der Hase läuft – die Plotte hat eben nicht genug Substanz für 90 Minuten, weswegen die meisten Adaptionen des klassischen EC-„Toter-kommt-zurück“-Setups sich in Episodenfilmen oder Anthologieserien finden. Hat schon seine Gründe. Tempo ist jedenfalls „Per Sempres“ Sache nicht, und da auch die schauspielerischen Leistungen, wie noch zu ergründen sein wird, nicht zur Erbauung des Zuschauers angetan sind, verabschiedet sich der Film bis zum Schlussakt, der wenigstens versucht, Schauwerte zu bringen, in gepflegte, routiniert gefilmte Langeweile.

Die untersuchte Version scheint trotz der KJ-Freigabe für die Gesamtbox der frühere FSK-16-Release von Best zu sein, was einige Handlungssprünge (die ich aber auch ohne Weiteres Signore Sarchetti zugeschrieben hätte) erklären könnte. Mit den fehlenden zweieinhalb Minuten sind dann wohl so ziemlich alle Horroreffekte auf der Strecke geblieben, in der mir vorliegenden Form gibt’s bis auf ein paar gar nicht so üble Zombie-Make-ups und einen (wohl aber auch editierten) On-Screen-Mord nichts zu sehen (schön peinlich ist allerdings die „in Flammen stehende Wohnung“ im Finale).

Darstellerisch geben sich mal wieder ganz große Leuchten die Ehre. Als fieser Carlo reüssiert David Brandon, den wir unter einem seiner anderen Pseudonyme (David Cain Haughton) aus der unsterblichen Trash-Granate „Ator II“ kennen (allerdings erkennt man ihn ohne Mongolen-Bart, fiese Matte und diabolischen Helm kaum wieder). Seine Performance rangiert irgendwo zwischen „lebendig wie ein Türpfosten“ und „unkontrolliertem Chargieren“. Den Marco gibt Urbano Barberini („Gor“, „Opera“) und untermauert seinen Ruf, auch zu den charismafreien Durchholzern zu gehören. Giolia Scola sorgt für optische Reize, leistet aber ebenfalls nicht ernstlich Schauspielerisches. Signorina Scola spielte übrigens in zwei Episoden der deutschen Fernsehserie „Der Schwammerlkönig“… Erwähnung finden muss Marco Vivio, weiterer Beweis für die These, dass italienische Casting-Direktoren keine Kosten und Mühen scheuen, die „most annoying child actors“ aufzutreiben (immerhin überlebte Vivio allerdings einige Jahre später „Die römische Kanone“ und scheint im Italo-TV ein geregeltes Auskommen zu haben).

DVD-technisch findet sich „Per Sempre“ hierzulande u.a. in der einfallsreich „Horrorbox“ betitelten Horror-Box des Best-Nachfolgelabels (?) Great Movies, in dem sich neun Filme auf zwei DVDs drängen. Angesichts dieses Umstands ist die Bildqualität (1.66:1-Widescreen) akzeptabel, auch der Dolby-2.0-Ton (ausschließlich Deutsch) ist zweckmäßig. Ungeschnitten und mit O-Ton gibt’s den Kram, wenn man ihn denn braucht, in harter Box von X-Rated. Die frühere deutsche VHS-Fassung hörte auf den Namen „Back from Hell“.

Fazit: Natürlich hat auch ein belangloses Filmchen wie „Per sempre“ seine Fans, die es als „Bavas beste Arbeit“ feiern. Diese Leute kommen sichtlich nicht viel raus… Lamberto Bava ist fraglos kein Mario, aber er hat sicherlich schon besseres abgeliefert (die „Demoni“-Filme z.B.) – natürlich auch ungenießbareres („Monster Shark“, „Die Gruft“ – letzteres übrigens das „companion piece“ zu „Per sempre“ im italienischen TV). „Per sempre“ nervt nicht (okay, Marco Vivio nervt schon), ist aber trotzdem lahmarschig und kann die abgegriffene Story nicht durch die seinen übernatürlichen Schmu kompensieren. Für Hardcore-Italoschotter-Fans only.

2/5
(c) 2007 Dr. Acula


mm
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