AvH: Alien vs. Hunter

 
  • Deutscher Titel: AvH: Alien vs. Hunter
  • Original-Titel: AvH: Alien vs Hunter
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  • Regie: Scott Harper
  • Land: USA
  • Jahr: 2007
  • Darsteller:

    William Katt (Lee Carlson), Dedee Pfeiffer (Hilary), Wittly Jourdan (Tammy), Randy Mulkey (Valentine), Jennifer Couch (Freckles), Jason S. Gray (Garrison), John Murphy jr. (Figgus), Kevin Kazakoff (Two Finger), Philip Bak (Javier), Josh Tessier (Styles), Matthew Bolton (Marty), Collin Brock (Sheriff Joe Armstrong), Darbi Gwynn (Marcy), Aaron Council (Alien), Rob Filson (Hunter)


Vorwort

Irgendwo in der tiefsten amerikanischen Prärie fällt ein Objekt vom Himmel. Sheriff Armstrong, singulärer Ordnungshüter der dazu passenden Gemeinde (angesichts von doch immerhin elf Einwohnern, die das Kaff zu haben scheint, deucht mir das beinahe überdimensioniert), will sich die Sache, wo er eines häuslichen Disputs bei Trailer-(aber-nicht-white-)Trash-Mutti Elaine und ihrer Tochter Tammy sowieso schon mal rumfahren muss, ansehen und packt als Gesellschaft den zweitklassigen Journalisten und drittklassigen Schriftsteller Lee Carlson, der sich nach einer höflichen Absage zu viel zwecks Kontemplation und Frustbewältigung in die Einöde zurückgezogen hat, mit ein (gegen Lees investigativen Geist spricht, dass der Sheriff ihn mit Donuts bestechen muss). Das hochmotivierte Ermittlerduo findet ein mörderisch großes abgestürztes Raumschiff plus ein mörderisches Alien-Spinnenmonster, das aus dem Cop umgehend Gulasch macht. Lee gelingt mit Tammy, Müh & Not die Flucht, unterwegs wird noch Garrison aufgegabelt, den das außerirdische Vieh mitsamt seinem SUV von der Straße geschubst hat.

Auf der hastig einberufenen Dorfversammlung plädiert Lee dafür, sich zu Militia-Waffenfreak Valentine durchzuschlagen, der etwas außerhalb der Siedlung seine Zelte aufgeschlagen hat, und mit dessen Funkanlage man das Militär einschalten könnte. Obwohl der ein oder andere vermutet, dass Lee seine SF-Schreibergene durchgegangen sind, wird der Vorschlag in die Tat umgesetzt.
Valentine kann Lee nicht leiden (und umgekehrt), vergleichsweise hilfsbereit ist er trotzdem. Muss er auch sein, denn mittlerweile hat sich herausgestellt, dass das Spinnenalien nicht allein gekommen ist. In seinem Schlepptau: ein humanoides Alien in einer unkaputtbaren Rüstung, bewaffnet mit Laserpistolen und in der Lage, sich bei Bedarf unsichtbar zu machen. Valentines Tochter Freckles ist die erste, die realisiert, dass der Humanoide ein Jäger ist, das Spinnenkroppzeuch die Beute, und die Menschen, die zwischen Jäger und Beute stehen, bestenfalls lästiger Kollateralschaden sind. Lees Freundin Marcy wird beauftragt, die Gruppe durch das unterirdische Kanalisationssystem in Sicherheit zu führen. Lee entscheidet sich – zu seiner eigenen Überraschung – dafür, mit Valentine und dessen herbeigerufenen Militia-Kumpels den Kampf gegen die außerirdische Pest aufzunehmen…


Inhalt

Mal wieder Besuch aus der Klapsmühle. Unsere Mockbuster-Freunde von Asylum sind nach wie vor nicht von der Überzeugung abzubringen, dass a) ein verwechslungsfähiger Titel, b) ein cooles Cover-Artwork und c) ein Trailer mit allen „money shots“ absolut ausreichend sind, um sich den Rest eines halbwegs anständigen Films (Drehbuch, vernünftige Darsteller, durchgängig gute FX, Bauten, Kostüme etc.) schenken zu können. Und der Doc, Oberwaldmeister der Filmkonsumentenbranche, ist in seinem Wahn, jeden erreichbaren Asylum-Film sehen zu *MÜSSEN*, der lebende Beweis dafür, dass diese Überzeugung, zumindest was den Verkauf mindestens einer Einheit des entsprechenden Bildträgers angeht, absolut der Wahrheit entspricht. Fragt sich also, wer hier der Irre ist…

Jedenfalls fiel es den Kämpen von Asylum bei, auch zu „Alien vs. Predator“ ein kostenbewusst hergestelltes Imitat auf die Beine zu stellen, immerhin eins aber aus der Premium-Klasse, denn man leistete sich nicht einen, sondern gleich zwei „name actors“ (d.h. Leute, von denen man schon mal was gehört hat) – William Katt, bekannt und beliebt aus House, und Dedee Pfeiffer, bekannt und beliebt aus… eigentlich nichts besonders denkwürdigem, aber sie ist immerhin die Schwester von Michelle Pfeiffer und dadurch famous-by-association.

Die Aufgabe, ein paar Seiten Papier mit dem notwedigen Gelabere zwischen den wichtigen FX-Shots zu füllen, übernahm Asylum-Oberhoncho David Michael Latt persönlich, und, wie nicht anders zu erwarten, Mühe hat er sich nicht gegeben. Was sich hochtrabend „Script“ nennt, ist mit „rudimentär“ noch wohlwollend beschrieben, denn mehr noch als das Big-Budget-Original erweist sich „AVH“ als Film, dessen menschliche Charaktere herzlich überflüssig sind – dummerweise kann sich Asylum aber nicht viel an Action und/oder SFX/VFX leisten, so dass wir als Zuschauer für den überwiegenden Laufzeitanteil dazu gezwungen sind, diesen überflüssigen Figuren bei ihren überflüssigen Gesprächen und überflüssigen Tätigkeiten beizuwohnen.

Latt macht sich erwartungsgemäß nicht die Umstände, echte Charaktere zu entwerfen. Man schmeißt den Figuren ein informed-attribute pro Nase (wenn überhaupt) hin und damit müssen sie zurechtkommen. Lee ist ein Weichei, Valentine ein Waffennarr, Tammy die Quotenschwarze, dann gibt’s noch ’nen Kiffer, einen Typen, der sich nur darüber definiert, das er alle Nase lang seine Frau anrufen will (was ihm natürlich zum Verhängnis wird, als er im unterirdischen Kanalsystem, sich darüber bewusst, dass das Alien irgendwo hier unterwegs sein muss, die Zeit nimmt, erstens seiner Frau auf die Mailbox zu quasseln und zweitens die Restgruppe zu verlieren), und ein paar völlig eigenschaftslose Hintergrundfiguren (wie ironischerweise eben Dedee Pfeiffers Hilary).
Niemand entwickelt so etwas wie Persönlichkeit, Lee ist die einzige Figur, die so etwas wie einen character arc aufweist (er muss selbstverständlich über sich hinaus wachsen) und wo’s dann tatsächlich mal Potential für dramaturgischen Konflikt gibt, ignoriert Latt es nach Kräften (Marcy ist die Wortführerin der „Lee-hat-nur-zuviel-Fantasie“-Fraktion und wird ungefähr anderthalb Sekunden, nachdem sie dieses Argument aufgebracht hat, vom Alien getötet. Das ist immerhin einen halben Lacher wert. Valentine und Lee können sich nicht ausstehen, was soweit geht, dass der Militia-Mann sich weigert, überhaupt direkt mit Lee zu sprechen, aber *was* das Problem zwischen den beiden Herrschaften ist, dürfen wir raten, wenn wir wollen. Ich wollte eher nicht).

Die meiste Zeit verbringen die sogenannten Helden damit, sinnlos in der Gegend rumzulaufen – entweder in einem Wald (wenn ich mir die Landschaft so ansehe, mit einem Bewegungsradius von maximal hundertfünfzig Metern) oder in den unterirdischen Kanalfazilitäten (die sowieso reichlich beknackt sind. Ein Kaff von vielleicht fuffzehn Einwohnern und hat ’ne Kloake von den Ausmaßen einer mittleren Millionenstadt), wobei sie im Prinzip der umgekehrten Wichtigkeit von dem fröhlich in bester Jason-Tradition hin- und herteleportierenden Monstrum gemeuchelt werden. Wenn Latt überhaupt nicht mehr weiter weiß, bemüht er den Genossen Zufall (so führt die Kanalisation *direkt* in das abgestürzte außerirdische Raumschiff, wo die Helden-Party dann ein paar Waffen erbeuten kann) oder lässt den „Hunter“, der für eine außerirdische vernunftbegabte Wesenheit erstaunlich dämlich ist (ist er doch wohl so ziemlich der letzte, der mitkriegt, dass die Menschen hauptsächlich die Alienspinne bekämpfen und damit mehr oder weniger seine Jagdgehilfen sind), im Zufallsprinzip über die Gruppe stolpern und sie mit Laserfeuer beballern.

Wenn dann alle trüben Dialoge abgearbeitet, die obligatorische on-screen-Verbindung zum Vorbild hergestellt wurde (gleich zwei Charaktere dürfen die Alien-und-Jäger-Connection herunterbeten), (jetzt wird’s extremSPOILERiffic) Lee das Spinnenmonster mit der geklauten Jägerwaffe in den Orkus geblasen hat (und damit dem Jäger eigentlich nur um ’ne halbe Minute zuvor kam) und der Jäger sich – ohne die gesetzlich vorgeschriebene Geste der Anerkennung und des Respekts. What a jerk! – in sein Raumschiff gebeamt hat, kommt uns Herr Latt mit einer Schlusspointe, die entweder grenzgenial oder oberdebil ist (wenn man schon über diese Möglichkeiten nachdenken muss, besteht eine außerordentlich große Wahrscheinlichkeit dafür, dass die zweite zutrifft). Der Jäger setzt sich in seinem Raumschiff hin, nimmt den Helm ab, köpft ein Dosenbier und zündet ’ne Fluppe an – er ist ein MENSCH (that’s probably of some deep moral significance…) und berichtet funktechnisch einem Kumpel über seinen Jagdausflug. Das ist… ja, doch, ich entscheide mich, das ist debil. Hochgradig debil (vor allem, weil es ja dann wirklich keinen Sinn ergibt, dass er den ganzen Film über die „Helden“ offensichtlich als Bedrohung und auf keinen Fall als „Artgenossen“ ansah).

Als Regisseur fungiert Scott Harper (als solcher auch bei „Supercroc“ tätig), dessen vormalige Beteiligung in minderwichtiger Funktion an den Effekten von größeren Filmen wie „Supernova“, „Ghost Ship“ und „Zathura“ dem Publisher erlaubt „VON DEN VISUAL-EFFECTS-MEISTERN DER FILME…“ aufs Cover zu schrauben, und der sich als inszenatorische Flachzange vor dem Herrn erweist. Das Gebiet des billigen Monsterfilms ist nun wahrlich keines, das große Finesse auf dem Regiestuhl benötigt, es gehört daher schon ein gewisses Maß an Anti-Talent dazu, einen Streifen derart spannungslos, lahm und konsequent uninteressant zu gestalten wie Harper es sich hier mühelos aus dem Ärmel schüttelt. Sicher, die Voraussetzungen sind nicht gut – ein Asylum-Budget ist nun mal nicht die Welt, aber „AVH“ Ist so belanglos, so *blah*, so ohne jedes Streben nach Effektivität inszeniert, dass die billigen Kulissen (sofern man überhaupt mal in einem „Set“ und nicht in freier Wildbahn dreht), die optische Einfallslosigkeit (die „Ideen“ erschöpfen sich darin, dass für aerial establishing shots gerne mal ein bisschen hochgespeedet wird), das langweilige Design und die schiere offensichtliche Uninteressiertheit daran, ein ankuckbares Endprodukt zu realiseren, sich schon fast zu einer Kunstform an sich zusammenfügen. Hier stimmt wirklich nichts – weder das Timing der Action-/FX-Sequenzen an sich noch die Verteilung derselben über den Film, noch die Kameraführung, der Schnitt, die Qualität der FX. Für Alien-POV gibt’s seit ungefähr 20 Jahren keine Originalitätspreise (auch nicht für den „Facettenblick“ des Monsters, und schon gar nicht für die Terminat-O-Vision des Jägers), und die Nervigkeit des leichten Erd-Farbfilters für Außenaufnahmen wird von Tag-für-Nacht-Shots, wie wir sie seit Jess Franco nicht mehr gesehen haben, glatt k.o. geschlagen.

Das Alien ist selten einfallslos – man hat schlicht und ergreifend eine Art Alien-/Predator-Hybriden auf einen Spinnenkörper gepackt und die Daumen gedrückt, dass man damit durchkommt. Jungs – es sieht scheiße aus, und es sieht sowohl als CGI scheiße aus als auch als Puppe als auch als man-in-suit (je nach Bedarf bedient man sich aller drei Varianten). Die computeranimierte Variante ist sicherlich die mit Abstand schäbigste – die Animation ist nicht sonderlich flüssig, nicht wirklich detailliert und auch nicht überzeugend in die Realszenerie eingefügt (dass das Monster in der Tradition von King Kong in jeder FX-Inkarnation die Größe zu wechseln scheint, mag ich mal böswillig auch nicht als Stilmittel durchgehen lassen, sondern halte es, da lehn ich mich jetzt mal gaaanz weit aus dem Fenster, für schlichte Schlamperei). Der Hunter trägt eine Rüstung, wie sie sich Full Moon vor zwanzig Jahren auch nicht schlechter hätte ausdenken können, seine Laserschüsse passen nur selten mit den dazugehörigen Soundeffekten zusammen… Die 18er-Freigabe ist selbstverständlich wieder bodenlos übertrieben – die zusammengerechnet drei halbseidenen Splatterszenen (der Sheriff wird – unübersichtlich geschnitten – gemampft, Valentine die Bauchdecke weggerissen und der Kiffer wird von einem Ast aufgespießt) machen das Kraut nicht fett.

Der Score – interessanterweise anscheinend aus stock music zusammengestellt – tut nach Kräften so, als würde er irgendetwas monumental Aufregendes beschallen. Good luck tryin’…

Die unbekannten Darsteller sind schlicht und ergreifend furchtbar – Wittly Jourdan („30.000 Leagues Under the Sea“, „Allan Quatermain and the Temple of Skulls“) ist mit grauenhaft schlecht nur unzureichend beschrieben, Jennifer Couch (die sicherlich mit großem Stolz auf einen unkreditierten Auftritt in „Grey’s Anatomy“ zurückblickt) agiert nur unwesentlich besser.
Asylum-Mainstay Jason S. Gray („Transmorphers“, Snakes on a Train, 2012: Doomsday, „The Terminators“) und John Murphy jr. („Universal Soldiers“, „30.000 Leagues Under the Sea“) scheinen einen Privatwettstreit auszutragen, wer mit weniger Lines dem Zuschauer stärker auf den Senkel gehen kann (mein Urteil: technisches Unentschieden, wobei ich Grays Versuch einer Bruce-Willis-Imitation fast weniger nicht gelungen finde als Murphys Jay-as-in-Silent-Bob-Kopie).
Randy Mulkey (Critical Mass, Die Herrschaft der Ninja) ist zumindest meßbar am Leben.

Einzig die zwei „Namen“ im Cast befleißigen sich tatsächlich ernstlich der Schauspielerei. Dedee Pfeiffer (deren Stint in der Sitcom „Cybill“ vermutlich noch das ist, was in ihrer Karriere „Bedeutung“ am nächsten kommt) hat zwar schlichtweg nichts zu tun bekommen, legt in ihre Performance aber zumindest eine gewisse stoische Professionalität; William Katt (außer in „House“ natürlich auch in „Carrie“, „Piranha“ [Remake], „Cyborg Cop 3“ und in den End-80er-„Perry Mason“-Telemovies zu sehen gewesen) scheint aber durchaus Spaß an der Sache zu haben; das grenzt zweifellos schon heftig an unkontrolliertem Overacting, es sicht jedoch wirklich so aus, als amüsiere Katt sich königlich – da kann man fast gar nicht anders, als sich mit ihm freuen…

Bildqualität: Der anamorphe 1.78:1-Widescreen-Transfer ist zwar sauber und weist mittelprächtige Schärfe- und Kontrastwerte auf, ist aber leider von den Farben völlig vermurkst (wobei ich natürlich nicht zu beurteilen mag, ob das eventuell bewusste „künstlerische“ Entscheidung war), vor allem die Grüntöne stechen in ihrer unnatürlichen Neongrünheit an sich unangenehm heraus.

Tonqualität: Deutschen Ton gibts In Dolby 5.1 und 2.0, O-Ton in Dolby 5.1. Bitte unbedingt die Originaltonspur bevorzugen (auch wenn’s keine Untertitel gibt), da die deutsche Fassung mal wieder von unpassenden Sprechern lustlos heruntergeleiert wird. Die O-Ton-Spur ist zumindest einigermaßen lebhaft.

Extras: Es gibt die Asylum-übliche Making-of-Featurette, ein Blooper-Reel und den Trailer. Erneut nehme ich halbegs schockiert zur Kenntnis, dass Asylum seine Heuler mittlerweile in Deutschland unter eigener Ägide bzw. eigenem Label vermarkten kann…

Fazit: Ein weiterer stinklangweiliger Schnarcher aus dem Irrenhaus, der allerdings selbst für Asylum-Verhältnisse extrem schwach inszeniert ist und vor allem bei den FX schwächelt (was zwar einerseits nicht überrascht, andererseits aber auch wieder recht peinlich ist, wenn der Regisseur aus der FX-Ecke kommt). Als Pro-Argument bleibt letztlich nur die nett überdrehte Performance von William Katt, aber das hievt „AVH“ eben noch lang nicht in die Kategorie „kucken, wenn nix anderes greifbar ist“, die mir zwei DVDs wert wäre… Nur für Komplettisten.

1/5
(c) 2010 Dr. Acula


mm
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