- Deutscher Titel: Ausgestossen - Nackte Gewalt im Frauengefängnis
- Original-Titel: Femmine in fuga
- Alternative Titel: Women in Fury | Women's Penetentiary 5 |
- Regie: Michele Massimo Tarantini
- Land: Italien/Brasilien
- Jahr: 1985
- Darsteller:
Angela Duvall (Suzane Carvalho)
Dr. Cuna (Henri Pagnoncelli)
Captain Bonifacio (Leonardo José)
N.A. Rossena Ghessa
N.A. Gloria Cristal
N.A. Zeni Pereira
N.A. Marli Mendes
N.A. Silvia Carvalho
N.A. Adele Malheiros
N.A. Nedira Campos
Vorwort
Abt. Weicher Film in harter Schachtel (oder, weniger poetisch: Güllefilm in Hartbox).
Bevor ich mich ausgiebig unserem heutigen corpus delicti widme, sei mir die ein oder andere allgemeine Anmerkung gestattet (hey, wo wollt Ihr denn alle hin??). Wer nicht erst seit gestern hier mitliest, weiß, dass ich zur Schwemme der Hartbox-DVD-Veröffentlichungen ein, naja, nicht unbedingt positives Verhältnis habe (weswegen ich bei bestimmten Labelbossen vermutlich nicht auf der Liste der Reviewer, denen man unbedingt Rezensionsexemplare nachschmeißen muss, stehe. Life´s a bitch, if you´re one of the Untouchables). Allerdings hat sich meine Einstellung zu Hartboxen in den vergangenen Monaten durch tiefschürfende empirische Feldstudien ein wenig gewandelt – nein, ich bin nicht zum X-NK-Jünger konvertiert und kauf mir alle zwölf Covervarianten von Lüsterne Teenie-Vampire in den Klauen sabbernder Teufelsmonster, ganz im Gegentum.
Vielmehr schleicht folgendes durch meine nikotin-, alkohol- und filmgeschädigten Gehirngänge: Bis vor kurzem war ich der Ansicht, dass die üblichen Verdächtigen auch leere Rohlinge, Modern-Talking-CDs oder „Labelboss XY furzt das offizielle Label-Theme ´All my customers are morons´ in Dolby 6.1EX“ als Divx-File in eine Hartbox stecken könnten und das Zeug findet massenweise Abnehmer. Der FILM als solches schien mir uninteressant zu werden, solange man nur ein goiles Cover, ´ne hässliche Sammelnummer und am besten noch eine „limitiert auf 378,5 Exemplare“-Bandarole vorweisen konnte – zugegeben, diese Intepretation drängte sich mir hauptsächlich durch den zweifelhaften Genuss der einschlägigen Webforen bei DVD-Inside oder dtm auf. Hartbox schien Synonym für die Lizenz zum Geldscheffeln zu sein, weswegen einige Labels auf den vermeintlich lukrativen Zug aufsprangen, darunter auch die „wir-bringen-die-131er“-Company XT Video (Ehre, wem keine gebührt: Hartboxen sind wenigstens noch praktischer als diese idiotischen überdimensionierten Pseudo-Papp-Giga-Digipaks oder wie auch immer man diese Teile nennt, in die XT noch vor ´nem Jahr seine Releases stopfte).
Nachdem ich nun im letzten Jahr einen ganzen Schwung DVD-Börsen besucht habe (mithin dank der eingeschränkten Vertriebsmöglichkeiten hierzulande für die mächtig verbotenen Sachen Hauptumschlagplatz für Filmware dieser Art), revidiere ich diese Einschätzung. Ich glaub, das Thema „Geld verdienen mit Hartboxen“ hat sich ziemlich erledigt. Es mag zwar eine LAUTE Fanschar geben, die weiterhin blind jeden Schmu für Teuer Geld TM kauft, aber sie ist zahlenmäßig wohl erheblich überschaubarer als von mir zunächst gedacht. Oder warum sonst kann ich auf sprichwörtlich JEDER Börse, die ich in den vergangenen Monaten gesehen habe, noch stapelweise angeblich schon seit dem Erstverkaufstag ausverkaufte limitierte 333er oder 666er supersonderspezial-limited editions kaufen, zu Preisen, die dem Ausgabekurs immer noch verteufelt ähnlich sehen? Und damit meine ich nicht nur die Releases von Nachahmern wie XT, den geschmackssicheren Kollegen von Rape Entertainment o.ä., sondern auch die supertollen „Originale“ von X-Rated/X-NK. Wer sich also Hartboxen als Wertanlage angeschafft hat, wird wohl noch sein blaues Wunder erleben – ob´s eine zweite Hartbox geben wird, die preislich in ähnlich utopische Regionen abheben wird wie die sagenumwitterte Tanz der Teufel-Hartbox von X-Rated (in der, wie wir alle wissen, ja eine stinknormale Astro- oder LP-[I keep forgettin´]-Scheibe drinlag), wage ich mal wieder fröhlich und dezent zu bezweifeln (andererseits – wie ist das alte Prinzip der Marktwirtschaft? Man muss nur einen Idioten finden, der Mondpreise bezahlt, und gerade unter den Horror-/“UF“-Filmfreunden gibt´s ja mehr als genug…).
Ich persönlich habe nichts gravierendes gegen Hartboxen – sie sehen toll aus, aber sie nehmen Platz weg; sowohl auf den Händlertischen auf Börsen als auch im heimatlichen DVD-Rack. Kurz, ich kann mit ihnen leben, aber auch ohne sie, und noch lieber wär´s mir, wenn die Hartboxenaufleger, wenn sie denn schon nicht aus ihrer Haut können, vernünftige und nicht schon zigmal unters Volk gebrachte Filme bringen würden und nicht nur die ölfunddrölfzigste eines 131ers, den die Welt schon bei der ersten Veröffentlichung nicht gebraucht hat. Dummerweise, womit wir dann langsam, aber endlich, den Bogen zum heutigen Review schlagen (sorry, aber das Thema liegt mir irgendwie an der Seele), kommt alle Nas´ lang halt doch was in der großen Schachtel, was in mein Sammelgebiet gehört. Ausgestossen z.B., veröffentlicht von XT Video. Okay, ich will nicht lang und breit drauf rumreiten, dass XT in seiner grenzenlosen Weisheit es geschafft hat, entgegen der großspurigen Ankündigung, den Film erstmals ungeschnitten zu präsentieren, wieder nur die bekannte alte deutsche Schnippelfassung auf den Datenträger hat pressen lassen (macht bei dem Laden eigentlich niemand sowas wie ´ne Endkontrolle? Ich mein, das Reitende Leichen-Desaster hätte ja mahnendes Beispiel sein können und müssen) und nötigt damit den geneigten Konsumenten wieder mal zu einer Austauschaktion, falls XT jemals ein komplettes Master auftreiben sollte (eigentlich sollte man dem Laden die Scheiben links und rechts um die Ohren hauen und sein Geld zurück verlangen).
Aber ist ja egal, ich bespreche auch gekürzte Filme. Ist ja manchmal sogar noch viel lustiger, wenn die Hälfte fehlt… Ausgestossen ist ein Film aus jener kurzen hektischen Phase des Italo-Schmodderanten-Kinos, in dem es vogue war, sich zwecks Filmerei in einem malerischen Dschungel nach Südamerika zu verziehen. Michele Massimo Tarantini, den auch wohlwollende Italo-Schmodder-Anhänger nicht auf ein Podest mit Fulci, Deodato oder Lenzi stellen wollen werden, ergo also eher ein Dünnbrettbohrer der Verbandsliga, den wir gestählten Schundprofis als Verbrecher des hier ausgiebig gewürdigten Barbaren-Dumm-Dumm-Geschosses Das Schwert des Barbaren kennen. Dass der Genosse mit dem Thema „Mädels hinter Schloss und Riegel“ entscheidend besser zurecht kommt als mit „Muckibursch schwingt großes Brotmesser“, dürfte getrost bereits vor Sichtung ins Reich der Fabel verwiesen werden können, aber Frauenknastfilm ist Frauenknastfilm und leichtsinnigerweise ist das halt eins der Sujets, dem ich mich mit einem gewissen Komplettismushang verschrieben habe. Das hab ich jetzt davon.
Inhalt
Nachdem ich die erste Erschütterung über die niederschmetternde Bildqualität verkraftet habe (ist ja auch verzeihlich, dass das Bild aussieht wie von´ner drittklassigen VHS gemastert, koscht ja nicht viel, so ´ne Hartbox… ballaballaballa), finden wir uns irgendwo in Brasilien in einer Provinzhafenstadt wieder, wo ein bärtiger älterer Mann aus einem Auto steigt und sich bei der herumlungernden Dorfjugend erkundigt, wo den ein gewisser Dr. Cuno ansässig wäre. Ein geschäftstüchtiger kleiner Negerjunge von vielleicht acht Jahren drängt sich für die die Gegenleistung von einem Lolli (für die Auskunft) plus einem Dollar (für unverlangte Gepäckträgerdienste) als ortskundiger Führer auf (ich frage mich zwar, ob einem brasilianischen Negerjungen in der Pampa mit ein paar Cruzeiros nicht besser gedient wäre als mit einem US-Dollar, aber, pffz, was soll´s, das wird sicher eins der geringeren Glaubwürdigkeitsprobleme des Films). Der kleine Junge erzählt dem Bärtigen, dass Dr. Cuno allseits beliebt sei, da er vielen Leuten geholfen habe (als Medizinmann ist das wohl oder übel auch sein Job) und empfiehlt sich nach erfolgreicher Ablieferung des Zausels an der gewünschten Unterkunft aus der weiteren Handlung.
Die Haushälterin des Besuchten identifiziert den Bärtigen korrekt als Rechtsanwalt Guzman, „und er hat gute Nachrichten“ (eh? Woher weiß die Olle das? Der Typ ist noch mindestens fuffzich Meter vom Hauseingang entfernt, läuft nicht gerade mit einem Transparent „ich hab gute Nachrichten“ rum und hat sich offensichtlich auch nicht vorab angekündigt… die ist bestimmt mit dem Voodoogott im Bunde). In der Tat bringt Guzman dem jungen, dynamischen und sympathischen Dr. Cuno frohe Kunde, belegt durch einen Zeitungsartikel: „Angela Duvall unschuldig!“ Hm, für einen Frauenknastfilm ist das ein eher ungewöhnliches set-up, oder?
Okay, die folgende ausufernde Dialogsequenz hat streng (und auch locker) genommen mit dem Filmrest nicht so wahnsinnig viel zu tun, daher erlaube ich mir, den mehrminütigen Dumpfsalbader der beiden Herrschaften sinngemäß zusammenzufassen. Guzman ist Angela Duvalls Rechtsanwalt, selbige wurde anno 1979 (was, wenn wir dem Film glauben sollen, ungefähr ein Jahr her ist) wegen Mordes zu 18 Jahren Freiheitsstrafe verknackt (pööh, das ist ja gar nix… das kassiert man in einem echten Rechtsstaat doch schon fürs Rauchen in der Einbahnstraße; der liebe Dr. Cuno sieht´s theatralischer: „Sie wollten sie vernichten, weil sie reich war“, dieweil verdammenswertere Kriminelle, z.B. die Rauschgiftbonzen, ihr Gewerbe ungehindert verrichten können), Guzman als ihr Rechtsbeistand hat für sie ein Wiederaufnahmeerfahren durch- und zum erfolgreichen, sprich freisprechenden Abschluß bestritten. Dumm nur, dass die Freigesprochene von dieser glücklichen Fügung des Schicksals nicht mehr so wahnsinnig viel hat, weil sie nämlich tot ist. Da würd ich mal sagen: D´oh! Guzman ist sich aus unerfindlichen (und ehrlich gesagt auch völlig unwichtigen, da wir darauf nie wieder zurückkommen werden) Gründen sicher, dass Angela ein Geheimnis hatte und Cuno ebenjenes kenne, weswegen sich der Arzt für das posthume Wiederaufnahmeverfahren eingesetzt habe. Cuno allerdings behauptet, alles nur im Namen der Gerechtigkeit angeleiert zu haben. Da Guzman gerade hat anklingen lassen, er sei auch Angelas Vermögensverwalter (und reich war sie ja bekanntlich auch), ging ich schon fast davon aus, dass er spekuliert, Cuno hätte es auf die weltlichen Besitztümer der Dahingeschiedenen abgesehen, zumal er auch mit geröteter Stirn und erhobener Stimme zu einer Tirade ansetzt: „Mir scheint es fast so, als hätten sie es… aus LIEBE getan!“ Wahrlich, das ist natürlich ein verdammenswertes Motiv.
Als durchschnittlicher Filmbetrachter verstehen wir bis jetzt natürlich so ungefähr „Bahnhof“ (oder wie immer das auf italienisch, wahlweise portugiesisch auch heißen mag. Bin jetzt zu faul zum Googlen). Sollte das nicht ein Frauenknastfilm sein? Also technisch gesehen „Frauen im Gefängnis“? Dann gibt´s wohl nur noch eine Lösung, wie wir da wieder auf Spur kommen. Und ich liebe sie schon jetzt… Rückblendenfilm… Wann werden die Filmemacher dieser Welt begreifen, dass man das Ende nicht gleich in den ersten fünf Minuten verraten soll, zefix? Wieso soll ich mir den Film jetzt noch ansehen? Ich weiß doch eh schon, dass die Angela-Schnalle ins Gras beißt. Stöhn. (Und selbstredend Ehrensache, dass wir auf diesen Prolog, der sich gerade abgespielt hat, nie und nimmer zurückkommen werden. Wär ja auch langweilig. Bah. Ich glaub, ich werde diesen Film nicht mögen).
Okay, blenden wir also zurück zum Tag der Urteilsverkündung. Angela Duvall wird wegen Mordes an einem mutmaßlichen Drogendealer zu den bewußten achtzehn Jahren verknackt. Weil Angela a) stinkreich und b) zugegebenermaßen durchaus ein ansehbares weibliches Wesen ist, gibt´s den zu erwartenden Bruhei – Journalisten, die der Abgeführtwerdenden noch ein paar intelligente Statements aus der Nase leihern wollen, schaulustige Gaffer, die das arme Ding so lieb haben, dass sie ihm noch ein wenig Feuchtigkeit direkt aus der Mundhöhle spenden (sprich: sie anspucken und sie zudem noch eine „miese Hure“ schimpfen), blablausw. Unsere Filmemacher finden nun, genauer gesagt, passend zum Transfer im brasilanischen Grüne-Minna-Äquivalent gen Frauenzuchthaus, endlich Zeit, ihre opening titles abzuspielen (hat lang genug gedauert) und Angela muss sich vom begleitenden männlichen Wachpersonal sabbernden Auges (d.h. die Wachmänner sabbern) imaginär ausziehen und vernaschen lassen (wenn man aber auch so lasziv rumsitzt und sowieso schon blöd genug war, zum Urteilsverkündungstermin im nicht gerade hochgeschlossenen weißen Mini-Kleid zu erscheinen).
Der Knast scheint irgendwo in den Außenbezirken von Rio zu liegen. Das üblice Prozedere – Angela muss beim Einzug in ihre neue Wohnstatt strippen und ihre persönlichen Habseligkeiten abgeben (den Unmengen „persönlicher-Stuff“-Paketen, die in der entsprechenden Aufbewahrungskammer rumliegen, entnehme ich, dass dieser Knast entweder heftig überbelegt ist, was ich angesichts der später tatsächlich gebotenen Gefangenenzahl für unwahrscheinlich halte, oder man dieses Etablissemang nur mit den Füßen voran verlässt und die Gefängnisleitung einfach nix wegwirft). Fingerabdrücke werden abgenommen, Angela in den üblichen blauen Gefängniskittel gestopft, und dann geht´s ab in den Zellenblock, wo die Neue mit den ebenso üblichen Frischfleisch-Rufen freudig begrüßt wird (komisch allerdings, dass der Zellenblock m.E. so konstruiert ist, dass niemand die hereingeführte Gefangene rein optisch SEHEN könnte, weil es sich nicht um offene Gitterzellen handelt; ich schätze also, das Gejohle wurde erst in der Post-Produktion drübergelegt. Sieht aber ganz lustig aus, wie ein erkennbar leerer Zellen-Korridor akustisch Halligalli macht). Angela wird in eine Acht-Frau-Zelle gesteckt und macht Bekanntschaft mit der rothaarigen Kichererbse Ninina. Der Rest der Belegschaft wird uns, so er wichtig werden wird, sicher noch vorgestellt werden, ist aber, für Brasilien nicht ganz unerwarteterweise, multiethnisch.
Flugs wird zum Appell geschritten – im Laufschritt müssen unsere Schnuckis (und auch die weniger Schnuckeligen, und davon gibt´s einige) im Hof Aufstellung nehmen. Die rotblonde Aufseherin (also entweder Lesbe, Sadistin oder beides) kuckt sich den Neuzugang gleich mal aus und wirft mit Hilfe ihres Gummiknüppels ein paar prüfende und anerkennende Blicke auf die anatomische Ausstattung unserer Heldin. Für Joana, die örtliche Queen Bee (Typ Pam-Grier-Verschnitt) und Zellengenossin Angelas, ist die Sache klar – die Position des offiziellen Aufseher-Liebchens ist von der ihrem Hofstaat angehörenden Paula auf Angela übergegangen, und das ist nicht gut, alldieweil damit eben einie Vergünstigungen verbunden sind, und die wären jetzt im Eimer (äh, Joana, die Neue kannst du dir doch sicher ziehen? Oder du tust dem Grier-Erbe Unrecht). Weil Joana eine echte Menschenfreundin ist, kloppt sie Paula ob dieser katastrophalen Entwicklung so brutal in den Magen, dass die gleich zu bluten beginnt (?) und auf die Krankenstation geschafft werden muss. Die Aufseherin wirft Joana ein paar Blicke hin, denen wir entnehmen, dass sie Joanas Guts hasst wie die Pest, aber leider Gottes nicht beweisen kann, dass die Queen Bee mit dem kleinen Unfall Paulas ursächlich was zu tun hat.
In der Nacht jammert Joana mächtig vor sich hin – die gute Zellenobermotzin ist nämlich auf cold turkey, was mich schon darüber nachgrübeln lässt, wie man in die elitäre Position der Chefin kommen, wenn man ein solch ernstes Drogenproblem hat – da begibt man sich doch in Abhängigkeiten, die man sich als Queen Bee doch tunlichst nicht leisten sollte… naja, was soll´s, der Nachschub rollt, eine milde Seele schiebt Stoff durch´s Futterfenster in der Zellentür und die liebevollenen Zellenkumpelinnen assistieren Joana beim Fix. Muss guter Stoff sein, oder solcher aus einem japanischen Bondage-Film (siehe Rope Magic), denn er macht Joana gleich mal spitz wie Nachbars Lumpi. Weil die anderen Knacki-Tussen offenbar keine Lust haben, werfen sie einen prophylaktischen Blick auf die der Szene eher unbeteiligt folgende Angela. Das Unschuldslämmlein wird gepackt, ausgezogen und mit nassen Handtüchern weichgeklopft (in 10 Violent Women wurde behauptet, das hinterlässt keine Spuren. Einer dieser beiden Filme lügt). Nach einiger verabreichter Dresche sind die Mädels der Meinung, Angela wäre nun zart genug für Joanas lebischen Zugriff. Na dann viel Spaß.
Scheint aber zumindest Angela nicht wirklich Frohsinn zu bringen, denn die verabschiedet sich in einen Schock (es gibt ja auch kaum was schlimmeres als Sex zwischen zwei Frauen) und kommt in der Krankenstation wieder zu sich, wo Doc Cuno sich besorgt über sie beugt und ihre Peinigerinnen als „Bestien“ bezeichnet (I´ve seen worse. Was würde der Typ in einem von Ilsa geführten Camp machen?). Die Aufseherin weiß, was passiert ist – das ist die übliche „Taufe“ für new fishies, aber dieses Mal „sind sie zu weit gegangen“ (pffz). „Ich hoffe, sie überlebt die schrecklichen Schmerzen“, düstert Cuno (ist die aus Zucker oder was? Also bei aller Liebe, SO schlimm war das nun auch wieder nicht) und teilt der Aufseherin mit, dass er den schändlichen Vorteil schon dem Obermotz der Anstalt, Commandante Bonifacio (zumindest ein hübscher Name) und dem Ministerium gepetzt habe. Solcherlei Intrigantentum macht spontan unpopulär, weswegen die Aufseherin ihm auch eine allgemeine Warnung zukommen lässt. Angela gehört indes zur gesprächigen Sorte unter den Bewusstlosen und rhabarbert über einen Sergio, der weglaufen solle. „Ich sag, dass ich es getan habe“, stöhnt die Schlafende und setzt damit Cuno den plotingangbringenden Floh ins Ohr. Sergio? Aus Rio? Helldunkle Haare? Etwa die Größe? Der mit ´nem „S“ beginnt? Lasst uns feiern! Denn endlich wird geklärt, wer Sergio eigentlich ist – nämlich Angelas Bruder, das zumindest reimt sich die gut informierte Aufseherin zusammen.
Bonifacio ist einer von der Sorte Gefängnisdirektoren, der konstruktiver Kritik von Untergebenen skeptisch gegenübersteht und deswegen vor Cunos Augen dessen anschwärzenden Bericht verbrennt. Cuno weist darauf hin, dass er auch das Ministerium informiert habe, aber Bonifacio zuckt mit den Schultern. „Vielleicht haben Sie recht, aber wen interessiert´s?“ Zumindest Cuno, der sein Herz als Henkel der Gekerbten entdeckt hat und schwört, die Sache bis zum bitteren Ende durchzuziehen. Auch Bonifacio gibt ihm eine Warnung mit auf den weiteren Lebensweg.
Indes möchte die Aufseherin von der leidlich genesenen Angela wissen, was in der Nacht in der Zelle passiert ist. Angela ist entweder clever genug, den Kodex der Knackologinnen (man verpfeift sich nicht) schneller kapiert zu haben als ich es glauben möchte, oder sie erinnert sich wirklich an nichts mehr. Das macht sie zur Kandidatin für das fröhliche Zwangsdusche-aus-dem-Hochdruckschlauch-Spielchen (bei dem natürlich gewisse weibliche Körperteile freigelegt werden), das aber für mich trotzdem ein wenig überzeugender und, eh, ergreifender wäre, wenn aus dem vermeintlichen Hochdruckschlauch Wasser wirklich mit hohem Druck rausschießen würde. Dass man bei dem bissle Wasser so schreien muss… naja, vielleicht ist´s wenigstens kalt.
Nun, dass Angela trotz der teuflischen Wasserfolter keine Namen ausgespuckt hat, verschafft ihr bei den Mitgefangenen erwartungsgemäß gewissen Respekt, insbesondere bei einer dicken fetten Negermama (ich bitte übrigens die Terminologie „Neger“ nicht rassistisch zu verstehen. Es passt einfach im Kontext des Films besser als umständliche politisch korrekte Formulierungen) namens Denise, die sich allerdings trotzdem in kryptischen Andeutungen ergeht: „Gefahr liegt in der Luft. Jemand wird abkratzen!“ Details sind ihr allerdings nicht zu entlocken.
Cuno betätigt sich meanwhile als Hobby-Detektiv und spürt Sergio auf, was sich allerdings als nicht wirklich schwer erweist, da der Herr wohl noch in der Duvall-Villa residiert; jedoch legt Sergio weniger Wert auf Gesellschaft als es uns die Smirnoff-Werbung weisgemacht hat, er geht nämlich stiften. Cuno verfolgt ihn und schubst ihn zu Boden. Sergio ist ersichtlich ein Junkie und hat, so diagnostiziert Cuno mit geübtem Kennerblick, noch nicht mal ein schlechtes Gewissen, dass seine selbstlose Schwester seinetwegen im Gefängnis schmort. Sergio zieht sich auf den Standpunkt zurück, dass seine Schwester gestanden habe, die Sache ihn mithin nichts mehr angehe und entkommt dem inquisitorisch veranlagten Mediziner erneut, und zwar in ein ominöses altes dunkles Haus mitten in Rio.
Joana und ihre Gefolgschaft musste mittlerweile umziehen – anstatt der vergleichsweise luxuriösen und weitläufigen 8-Betten-Residenz hockt die Blase in einer klaustrophobisch verfliesten Zelle mit ein paar Matratzen am Boden. Fünf Sterne deluxe ist das nicht. Joana fragt sich nicht nur, warum man sie umquartiert hat, sondern auch, warum Angela nicht mitumgezogen ist. Unter den Mädels kristallisiert sich der Konsens heraus, dass Angela neues Spielzeug der Aufseherin ist, was Paula, bekanntlich ehedem Inhaberin dieser Position, pikiert und sie deswegen eins der anderen Girls eher sinnloserweise in einen kurzen Catfight verwickelt (aber das wollen wir ja sehen, deswegen sind wir ja hier). Joana bricht den Kampf ab: „Das ist es doch, was sie wollen. Wir sollen uns gegenseitig umbringen!“ (Tja, der brasilianische Strafvollzug ist rau und ungerecht). Die Frage jedoch bleibt: warum hat man Angela von ihren Zellengefährtinnen getrennt?
Diese uns brennend interessierende Frage wird selbstverständlich sofort gelöst, wir wollen ja nicht am Ende noch suspense aufkommen lassen. Angela findet sich in der bekannten großen 8-Frau-Zelle wieder, aber alleine und wundert sich deswegen auch. Als Einzelzelle ist der Verhau nämlich doch deutlich überdimensioniert. Nun gut, sie muss sich nicht lange darüber das hübsche Köpfchen zerbrechen, was sie mit dem Platzgewinn anfangen will (ich würde gleich ein paar zusätzliche DVD-Regale einplanen), weil Besuch kommt. Und zwar solcher von der eher unerwünschten, in diesem Falle auch männlichen Sorte. Zunächst könnte man meinen, die Eindringlinge würden genau deswegen, also wegen dem Eindringen (hähä, billiger Kalauer) vorbeischauen, aber nö, es steht ihnen nicht nach Vergewaltigung der Sinn, die stehen auf ganz anderen Zeitvertreib und haben das dafür notwendige Zubehör, z.B. eine Schlinge, gleich mitgebracht. Die Jungs würden Angela gerne aufknüpfen, und sie belassen es nicht beim Wollen, sie lassen Taten folgen. Glücklicherweise (obwohl ich an dieser Stelle angekommen nicht ausschließen wollte, dass Angela wirklich jetzt schon dran glauben muss und wir den Rest des Films mit Rache, Mord & Totschlag verbringen könnten) hat die fette Denise (warum auch immer die nachts frei rumlaufen darf) den guten Doktor Cuno alarmiert; es gelingt den Rettern in der Not, den Lynchtrupp zu verscheuchen und die schon gut abgehangene Angela auf den Boden der Tatsachen zurückzubringen (die gute Denise muss wirklich seherisch begabt sein).
Cuno würde Angela nun gern, ob der schweren Verletzungen, die sie davongetragen hat (vom Aufhängen? Was verletzt man sich da alles, wenn man einfach hochgezogen wird?), in ein ordentliches Krankenhaus verlegen, aber Fieswurzel Bonifacio lässt den herbeigerufenen Krankenwagen mit deutlichen Worten („verpisst euch“) und vorgehaltenen Feuerwaffen vertreiben. Der entrüstete Dottore und der böse Direktor liefern sich ein kleines Alphamännchen-Kompetenzgerangel-Spielchen, das Bonifacio relativ locker für sich entscheidet, weil er nun mal in der Hierarchie ein paar Stufen über unserem Weißkittel steht. Angela bleibt also eingekerkert und schmachtet Cuno an: „Sie sind der einzige, dem ich vertrauen kann“ (und es hilft vor allem so viel…).
Das nimmt Cuno zum Anlass, wieder einmal den armen Sergio heimzusuchen. Tatsächlich treibt er ihn in dem heruntergekommenen alten Haus auf, der offensichtlich von einem Rudel Kleinganoven, Penner, Junkies und sonstiger verkrachter Existenzen spontanbesetzt wurde. Cuno nötigt Sergio durch gezielte Beleidigungen („du Schwein!“) zum Reden und endlich sprudelt es aus Sergio heraus – natürlich hat er seinerzeit den Drogendealer umgelegt, aber sein liebendes Schwesterherzilein kam von sich aus die Idee, die Schuld auf sich zu nehmen, weil sie irrigerweise davon ausging, als attraktives junges Frauenzimmer rein bestrafungstechnisch ungeschoren oder zumindest billiger davonzukommen (eine reichlich dämliche Idee, besonders im Rahmen eines schlechten Films), Sergio hatte da freilich nix dagegen, zumal er eh im drogenbedingten Dauerdelirium keine bessere Idee hatte. Irgendwann wird Angela ja wieder freigelassen werden und damit wär der Drops dann gelutscht, glaubt Sergio (was ´ne Familie). Cuno besteht darauf, dass Sergio ihm bei der anstehenden Befreiung Angelas assistiert, aber der will davon gar nichts wissen, ob sein Schwesterlein im Knast harte Zeiten hat, tangiert ihn nun nicht wirklich (ich wiederhole mich: pure brotherly love. Hat die ihm immer nur handgetöpferte Aschenbecher zum Geburtstag geschenkt oder warum ist der so unleidlich?).
Cuno kehrt also unverrichteterdinge ins Gefängnis zurück und bekommt dort gleich die nächste Hiobsbotschaft vor den Latz geballert – Bonifacio feuert ihn wegen Vernachlässigung seiner arbeitsvertraglichen Pflichten. Zu denen gehört nämlich weniger das Detektivspielen als vielmehr die Betreuung der überfüllten Krankenstation. „Wir sehen uns wieder, und dann!!“, droht Cuno, sitzt aber momentan eindeutig am kürzeren Hebel. Denise, die wirklich über alles und jedem im Knast Bescheid weist, warnt Angela über die neuen Plotentwicklungen: „Du bist jetzt auf dich allein angewiesen!“
Aber wo findet man leichter neue Freunde als im Knast? Eben, nirgends. Und deswegen lässt die Aufseherin sich nun endlich Angela zuführen. Das Angebot ist das genreübliche – sexuelle Dienstleistungen gegen bevorzugte Behandlung. Angela lässt sich erstaunlich unbürokratisch auf den Handel ein, womit wir in den Genuss einer längeren lesbischen Sexszene kommen, die aber in der vorliegenden deutschen Fassung auf ein Mindestmaß zurechtgestutzt ist. Schade eigentlich.
Zurück in der Zelle, in der übrigens wieder die ursprüngliche Belegschaft einsitzt (ein Schelm, wer Böses dabei denkt, dass die für den Mordanschlag mal kurz ausgelagert wurden), sieht sich Angela einem Eifersuchtsanfall seitens Paulas ausgesetzt. „Du bist nicht halb so schön wie ich“, keift Paula und zeigt, was ihr der Herrgott so mitgegeben hat (also, liebe Paula, bei aller Liebe – deine These ist gewagt) und stürzt sich mit gespreizten Krallen auf die verblüffte Angela. Die beiden kloppen sich ein wenig (d.h. hauptsächlich kloppt Paula), bis es Joana zu bunt wird und sie Paula mal gegen den Kopf tritt (sowas soll ja das Denkvermögen steigern). Joana bescheinigt Paula, dass der Wechsel auf der Warden-Pet-Position ordnungsgemäß vollzogen sei, Paula nichts mehr zu melden habe und überdies eine dreckige Sau sei. Wohl nach dem Motto „was ich dir schon immer mal sagen wollte…“ Dann nimmt sich Joana aber auch noch Angela zur Brust und weist deutlich darauf hin, dass sie sich trotzdem noch als Queen Bee und damit legislatives Organ der Zelle begreift.
Vergessen wir unseren Parallelplot nicht. Cuno sucht die Duvall-Villa auf, wo großes Polizeiaufgebot aufgefahren ist (weiß er davon oder kommt er nur zufällig vorbei? I don´t know), dito Rechtsanwalt Guzman und ein gewisser Kommissar Simpson (Vorname Homer?). Der Anlass für die Großversammlung von Gesetzeshütern ist ein einerseits erfreulicher, andererseits auch wieder nicht so spassiger. Sergio hat sich nämlich scheinbar aufgrund Cunos eindringlicher Bearbeitung die Gewissensbisse zu Herzen genommen und sich eine Kugel in den Brägen gejagt. Damit wäre zwar der einzige Entlastungszeuge hin, dafür aber ist die Tatwaffe identisch mit der seinerzeit verwendeten. Beweist zwar meines Erachtens nun so wirklich überhaupt nichts, ist aber sowohl für Cuno, Guzman als auch Simpson eindeutig genug, um übereinstimmend festzustellen, dass Angela unschuldig, vielmehr Sergio der Dealerumnieter sei. Simpson weiß sogar noch viel mehr – nämlich, dass damals, in der Mordnacht, ein lokaler Oberdrogenlord versucht habe, Sergio in seine Dienste zu pressen, der dankend und bleihaltig abgelehnt habe, der Drogenbaron selbst aber mit heiler Haut entkommen ist, aber weiß, dass Angela ihn identifizieren könnte und sie deshalb tot sehen will (das ist alles ziemlich konstruiert, meint Ihr nicht auch? Davon, dass Angela den eigentlichen Mord und damit auch den dritten Mann gesehen hat, war bislang nie die Rede). Nun könnte man die Sache ja eigentlich ganz einfach regeln – man holt Angela aus dem Knast, schließlich sitzt sie für ein Verbrechen ein, das sie nicht begangen hat, nimmt ihr die Aussage ab und stellt sie unter Polizeischutz, bis der Dealer und seine Organisation hinter Schloß und Riegel sitzt. Das wäre aber natürlich zu einfach und im Rahmen eines Sleaze-Exploitation-Films nicht wirklich ergiebig. Deshalb verfällt Simpson auf den Plan, Angela im Gefängnis weiter vor sich hin faulen zu lassen (weil: „draussen“ wäre sie in Lebensgefahr und Cunos Einwand, dass es „drinnen“ nicht wesentlich anders aussieht, bleibt unbeachtet) und davon, dass Sergio sich selbst gerichtet und vorab noch ein schriftliches Geständnis hinterlassen hat, will man öffentlich nichts bekannt geben (das ändert am status quo eigentlich – nichts. Angela steht also weiterhin auf der Abschussliste der Killer. Möge Gott verhindern, dass ich jemals auf den Schutz der brasilianischen Polizei angewiesen bin). Komischerweise geben sich Guzman (als Angelas Rechtsbeistand) und Cuno (als aufrechter Beschützer der Witwen und Waisen) mit diesem völlig hirnrissigen Arrangement zufrieden.
Wir haben´s ja eh schon lang geahnt (spätestens nach dem Lynch-Versuch) – Bonifacio macht seinem Namen keine Ehre, er ist ein gar böser welcher und sucht nach einem geeigneten Exekutivorgan für seine Mordpläne. Das findet er in der gedemütigten Paula, die er, gegen das Versprechen, sie im Erfolgsfall aus dem Knast zu holen, zum Mord an Angela aufstachelt und ihr dafür auch einen Dolch in die Hand drückt. Beim nächstbesten Hofgang möchte Paula diesen Auftrag brav erledigen, hat aber die Rechnung ohne Denise gemacht, die mit ihrem sechsten bis neunzehnten Sinn (Platz genug für ein paar Extrasinne hat hat Dicke ja) ahnt, was Paula vorhat, sie tritt (naja, sanft mit dem Fuß antitscht), ihr das Messer entwindet und ihr mit der Mordwaffe den Rücken aufschlitzt (unblutig und nicht wirklich zu sehen, für die Gorehounds), wobei sie erstens dreckig lacht und zweitens Angela, die daneben steht und eine selten dumme Schnute zieht, zur Flucht rät. Das könnte deswegen funktionieren, weil die Messerattacke von den Mitgefangenen als Startsignal für einen ordentlichen Aufstand gewertet wird und all hell loose breaks, newa. „Hier kommt niemand lebend raus“, knurrt Philanthrop Bonifacio in leichter Verkennung seines rehabilitierenden Auftrags und ruft Verstärkung.
Während die Gefangenen ohne größere Probleme den Wärtern die Waffen entringen und den ein oder anderen Uniformträger tilten, rückt eine Spezialeinheit an – actually, I stand impressed, denn das dürfte die teuerste Szene des Films sein; diese Elite-Cops haben allesamt ziemlich real wirkende Uniformen und Schilde (vermutlich waren das wirklich echte brasilianische Cops) und auch noch einen gepanzerten Wasserwerfer dabei (looks kinda cool). Cuno kurvt mit seiner Kalesche gerade auf den Vorplatz des Knasts, als die Staatsmacht Aufstellung nimmt, ergreift (mit welcher Autorität auch immer) Megaphon und Wort und behauptet, dass Angela Duvall vorläufig auf freien Fuß zu setzen ist, was die gerade fröhlich Wärter meuchelnden Aufständischen sicher wirklich brennend interessiert und demzufolge geflissentlich ignoriert wird (Angela sagt natürlich auch keiner Bescheid). Mit dem Wasserwerfer werden vorwitzige Gefangene, die durchs Haupttor brechen wollen, zurückgetrieben (das mag sich alles verhältnismäßig aufregend anhören, ist aber exquisit schnarchig inszeniert).
Joana, Angela und die Mädels aus ihrem Dunstkreis sind cleverer als ihre Kolleginnen und versuchen, sich mit selbstgestrickten Enterhaken (verdammt, wann haben die den Kram vorbereitet?) über die rückwärtige Mauer des Etablissements zu hangeln. Bonifacio strebt danach, dies zu unterbinden und lässt die Klettermaxinnen unter Feuer nehmen. Intelligenterweise klettert Angela (selbst zu ihren Mitflüchtigen sollte sich rumgesprochen haben, dass Bonifacio auf sie speziell schlecht zu sprechen ist) als letzte über die Mauer, aber im Gegensatz zu einer dunkelhäutigen Kollegin, die per Blattschuss vom Seil gefetzt wird, erreicht sie die rettende andere Seite. Denise, die mit ihren geschätzten 200 Kilo Lebendgewicht gerechtfertigterweise kombiniert, dass sie ohne Zuhilfenahme eines Krans eine Mauer von größerer Höhe als 30 cm nicht überwinden kann, verwandelt sich ob des Todesfalls auf der Flucht in eine finstere Rachefurie und ballert ein paar Wärter um, wird dafür aber auch verdientermaßen totgeschossen (für die braucht man mehrere Kugeln, und insofern ist der Film da durchaus realistisch…). Allerdings, Joana, Ninina, Angela und ein paar andere Schicksen sind entkommen, und das wurmt Bonifacio mächtig: „Dafür wird sie bezahlen!“
Im Schlußakt müssen wir mit ein paar Schnippeleien der alten deutschen Videofassung zurechtkommen – gut, damit, dass die Schnepfen mirnix-dirnix mitten im Dschungel sind, obwohl der Knast nach meinem bisherigen Dafürhalten eher urban positioniert war, kann ich irgendwie noch leben, aber dass wir nicht mitbekommen haben, dass eine der Gefangenen schwer mittschiffs (und recht blutig) angeschossen wurde, sondern nur das Endresultat dieser Aktion vorgeführt bekommen, ist ein wenig verwirrend. Die Dahinröchelnde mag, im Gegensatz zum gängigen Klischee, nicht zurückgelassen werden, was aber von ihren mitfühlenden Gefährtinnen abschlägig beschieden wird. Dann will die Verwundete wenigstens ´ne Knarre, um die Verfolger aufzuhalten. Diese Bitte wird von Joana gewährt, aber haha, damit will die Angeschlagene nun aus purer Boshaftigkeit Joana tilten, jedoch doppelhaha, Joana hat diesen schmählichen Verrat natürlich clever vorhergesehen und ihr eine leere Wumme in die Hand gedrückt. Wer zuletzt lacht usw.
Die Flüchtigen werden von zwei Parteien verfolgt – Bonifacio mit seinen Wärtern und Hunden, der durch den Dschungel kraucht, sowie Dr. Cuno und Simpson, die mit einem Hubschrauber über den Dingen stehen. Warum von seiten der autorisierten Staatsmacht, also Simpson, nicht mal probehalber einer Bonifacio eins auf die Griffel haut, dass er speziell Angela in Frieden lassen soll, weiß ich bis heute nicht. Selbst wenn Bonifacio ein kriminelles Gesindel ist, so dürfte das ja nicht automatisch auf alle seine befehlsempfangenden Untergebenen umzuschlagen sein, d.h. denen könnte man mit Argumenten wie „Bonifacio ist ein Schuft und gefeuert, alles hört auf mein Kommando“ ja durchaus kommen können. Natürlich hätten wir dann kein megaspannendes Finale und könnten´s vor allem nicht hinbiegen, dass Angela noch abnippelt. Und dat mut ja, es sei denn, der Film fährt noch einen finalen Plottwist auf, aber das trau ich dem Nixblicker Tarantini nun eigentlich nicht zu, dafür hat er den falschen Vokal als letzten Buchstaben im Namen.
Natürlich ahnen Joana, Angela & Co. nicht, dass im Hubschrauber eigentlich Freunde sitzen und verstecken sich vor der Luftüberwachung in den Gebüschen. Joana sieht die Lage als hoffnungslos, aber nicht ernst an und Ninina wird von einer Schlange gebissen. Tut weh und indiziert heftiges Rumschreien, was kontraproduktiv ist, wenn man sich gerade versteckt. Deswegen halten Joana und Miova, eine der Mitgeflüchteten, der gepeinigten Ninina auch die Gosche zu, was nun eher unerfindlicherweise Angelas Mißfallen findet (die denkt auch nicht für drei Cruzeiros mit). Auf Joanas durchaus richtigen Hinweis, dass hemmungsloses Gekreische Bonifacios Leute anlocken wird, stapft Angela schmollend alleine in den Dschungel.
Bonifacio wird unterrichtet, dass seine Leute das Gebiet weitläufig abgeriegelt haben. Etwas aus der hohlen Hand entbrennt plötzlich ein mächtiger Schußwechsel (da hab ich auch wieder das Gefühl, da fehlt was). Angela betätigt sich als Heckenschützin und erlegt einen der Angreifer. Cuno ortet Joana und Miova, aber Angela ist nirgendwo zu sehen. Cuno wünscht deshalb, abgesetzt zu werden, damit er zu Fuß die Lage peilen kann, bevor Bonifacio das Mädel killt. Simpson lehnt ab: „Heute erreichen wir sowieso nichts mehr!“ (Ah ja. Ich wiederhole mich: auf die brasilianische Polizei möchte ich nie angewiesen sein), außerdem geht dem Heli der Sprit aus, heimfliegen wäre also besser, Bonifacio muss ja auch ein Lager aufschlagen. Dümmer geht´s nümmer. Cunos Proteste halten sich allerdings in stark überschaubarem Rahmen.
Angela labt sich an einem Tümpel, Bach oder ähnlichen und wird unbeobachtet vom Hubi überflogen. Wenig später kommt auch der Rest der Ausbrecherinnen ans selbe Wasser. Joana drängt auf baldigen Weitermarsch, sieht sich aber spontaner Opposition seitens Miova ausgesetzt, die ersichtlich der Meinung anhängt, Joanas Tage als Queen Bee seien gezählt. Da frau ja momentan nichts wesentlich dringlicheres zu tun hat, muss dieser kleine Machtkampf selbstverständlich sofort und auf der Stelle in Form eines Catfights, der beide Kampfhennen (äh) direktemang ins Wasser führt, ausdiskutiert werden. Selbst von Angelas (die hat sich angesichts der Sachzwänge wieder integriert) halbherzigem „Hört auf“ lassen sich die Kombattantinnen wider Erwarten nicht aufhalten (halt, stopp, I stand corrected: Nicht Angela begehrt das Aufhören, sondern die mir namentlich nicht bekannte weitere Ausbrecherin. Angela hockt still im Gebüsch und kuckt zu). Da die Kamera ein uns andere Mal auf eine im Tümpel herumschwimmende Schlange schneidet, wird da wohl noch Ärger mit dem Tierleben ins Hauas stehen. Miova versucht, Joana zu ersäufen, die überzählige Ausbrecherin steht dumm am Ufer, die Schlange schwimmt, repeat until fed up. Endlich beißt die Schlange und/oder wickelt sich Miova um den Hals (Ed-Wood-Gedächtnis-Einlage, d.h. Miova muss sich das Vieh selbst um den Hals wickeln). Sähe schlecht aus für die Tussi, täte nicht ein Gewehrschuß von unbekannter Hand das (jetzt sehr deutlich als Gummirequisit zu enttarnende) Reptil durchlöchern.
Der Retter in der Not erweist sich aber als unerfreuliche Bekanntschaft, gehört er doch einer Guerillatruppe an, die in den Wäldern ihre Zelte aufgeschlagen hat und für das schmale Entgelt von 1,5 Mio. Cruzeiros (wieviel Pfennige das auch nach damaligem Umrechnungskurs gewesen sind) bereit erklärt hat, die drei Mädels heile an Bonifacio auszuhändigen. Moment, drei? Inklusive Angela dürften das noch vier sein… und Angela ist nicht unter den Gefangenen. Na, wissen wir ja, was kommen muss…
Die Gorillas, eh, Guerillas, machen sich die Rechnung auf, dass sie bis zum vereinbarten Übergabetermin noch ein bissl Spaß mit den Girlies haben können, und genau darauf spekulieren Joana und ihre Kolleginnen, gehen aber in leichter Fehleinschätzung der Sach- und Rechtslage davon aus, dass die Dschungelkämpfer ihre unfreiwilligen Sexualpartnerinnen vor Verrichtung des Beischlafs von ihren Fesseln befreien und ihnen dadurch Gelegenheit zur Flucht bieten würden. Gar so blöd sind die Jungs aber dann doch nicht (obschon es Meinungsverschiedenheiten bei den Kerlen gibt, deren Anführer steht nämlich auf dem Standpunkt, dass man die Damen nicht besteigen solle. Weniger aus moralisch-ethischen Erwägungen, sondern weil er fürchtet, da könnte was dabei kaputtgehen und Bonifacio zum Mittel der Minderung greifen; seine Untergebenen schlagen ihn der Einfachheit halber mit einer Schaufel k.o.).
Joanas Fluchtplan geht also aus geschilderten Erwägungen nicht auf, so dass wir uns eignetlich auf eine zünftige Bondage-Vergewaltigung einrichten könnten, würde nicht Angela die Rolle Spielverderberin übernehmen und mit dem Argument „geladenes Gewehr“ ultimativ die Freilassung der anderen Mädchen verlangen. Joana erweist sich als extrem miese Gewinnerin und killt ihren Möchtegern-Rapisten mit einer Machete. Der zweite Guerilla wird erschossen, ein dritter flüchtet, wird aber von der Tussi, deren Namen ich nicht weiß, verfolgt und gekillt. Der Anführer, der sich wieder aufgerappelt hat, möchte gern Joana mit einer Spitzhacke filettieren. Angela erschießt ihn, doch der stattliche gebaute Krieger fällt unglücklich – nämlich Hacke voran auf Joana. Autsch.
Unerwarteterweise schleppen Angela und Miova die schwer verletzte Joana weiter durch den Dschungel (was aus dem vierten Mädchen geworden ist? Keine Ahnung. Spontane Dematerialisation, vermute ich), bis sie auf eine Wellblechhütte und einen davor geparkten Lkw stoßen. Letzterer käme als Fluchtwagen in Frage, also wird er in Beschlag genommen, indem der Besitzer, der friedlich hinterm Lenkrad schläft, unbürokratisch mit der Machete getötet wird (bei aller Liebe, Schatzis – das war jetzt ein kaltblütiger und völlig unnötiger Mord, und NICHTS ANDERES. Jetzt muss euch auch die gerechte Strafe ereilen). Die Mädels machen sich auf in Richtung venezuelanischer Grenze (hm, die Entfernungen in diesem Film beginnen mich langsam zu wundern. Von Rio nach Venezuela ist´s nicht grad ein Katzensprung). Memo an zukünftige Lkw-Diebe: Vor Fahrtantritt kucken, ob auf der Ladefläche nicht noch jemand rumliegt. Tut er nämlich hier. Und der hat nix besseres zu tun, als das Tankventil zu öffnen und den Sprit abzulassen. Ohne Kraftstoff fährt der beste Klaulaster irgendwann nicht mehr weiter. Den Zwangshalt nutzt der fiese Passagier, um mit einer Axt o.ä. die Windschutzscheibe zu zerdeppern. Angela erschießt ihn ohne weiteres Federlesen.
Back in Rio glaubt Cuno zu wissen (woher auch immer), dass die Ausbrecherinnen auf dem Weg nach Venezuela sind (es macht übrigens weiterhin niemand die geringsten Anstalten, Bonifacio sein Kommando zu entziehen o.ä.) und fliegt deswegen dorthin, bzw. in die Nähe der Grenze.
Die Mädels erreichen zu Fuß eine Hafenstadt und wollen dort ein Boot klauen. Joana ist es zu ruhig – niemand auf der Straße, nur Hunde jaulen. Das riecht nach Hinterhalt und ist selbstverständlich auch einer. Welcher telepathischen Eingebung er es auch zu verdanken hat, Bonifacio hat geahnt, wohin die Frauen sich beamen (genau wie Cuno) und liegt mit seinen schwerbewaffneten Jungs auf der Lauer: „Für wie dämlich haltet ihr mich eigentlich?“ Die Frage beantworte ich lieber nicht. Bonifacio kennt nun endgültig keine Verwandten mehr und lässt Handgranaten auf die Frauen werfen, die sich aber mit Müh und Not in eine Kirche retten können. Der Gemeindepfaffe faselt was davon, dass die bewaffneten Mädels „die Gewalt vor der Tür lassen“ sollen, aber das hilft momentan auch niemandem entscheidend weiter.
Cuno düst mit einem materiell orientierten Taxifahrer heran und kann den sogar überreden, für ein paar Extrarubel die von Bonifacio hastig improvisierte Straßensperre zu durchbrechen, doch als dem tapferen Droschkenchauffeur die blauen Bohnen um die Ohren fliegen, geht ihm die Sache dann doch etwas zu weit. Cuno springt wie ein Actionheld aus dem fahrenden Fahrzeug.
Und jetzt fehlt mal wieder was. Denn nach dem nächsen Umschnitt ist Cuno mit den Mädels in der Kirche – Angela ist mysteriöserweise schwer angeschlagen, wofür ebenso ungeklärterweise offenbar Miova verantwortlich ist. Miova balgt mit Cuno, Angela feuert einen Schuß ab, beide brechen zusammen, aber hin ist die böse Miova. Mich würde doch mal interessieren, wie es zu dieser Situation kam. Ich blick da nämlich grad mal nicht durch… Cuno, Joana und Angela versuchen durch die Hintertür zu fliehen, werden aber von Bonifacios Männern unter Feuer genommen, wobei Angela sich wohl die ein oder andere Kugel einfängt. Joana, die eh schon ´ne ganze Weile mehr tot als lebendig ist, rollt sich einen Abhang hinunter zu einem praktisch bereitstehenden Auto, setzt selbiges in Gang und schraubt sich (in einem der less impressive stunts der Filmgeschichte) gegen Bonifacios mitgebrachten Militärtruck. Explosion, alle Bösen sterben (ohne, dass wir davon was mitsehen), aber auch Angela ist tot und Cuno ganz doll traurig. Ende.
Pffz.
Analyse
Das schöne daran, immer wieder Filme aus dem gleichen Subgenre zu besprechen, ist, dass man sich in der Nachbetrachtung kurz fassen kann, weil man irgendwann, eher früher als später, alls zum Thema relevante mal gesagt hat und nur noch mit stichpunktartigen Verweisen arbeiten kann. Ähnlich wie im Teenie-Slasher-Bereich trifft nämlich auch, was ich sicher auch schon in zig anderen Reviews erwähnt habe, bei Frauenknastfilmen zu: Kennste einen, kennste alle. Die Unterschiede sind marginal und zumeist eher geographisch (also herkunftsland-) bedingt.
Die Italiener sind, wie wir wissen, in Europa die unangefochtenen Regenten des Sleaze und wenn die sich mit Brasilianern zusammentun, die mit dem nun wirklich eher unsäglichen Bare Behind Bars den vermutlich sleazigsten Women-in-Prison-Film aller Zeiten (diesseits reiner Pornographie) bewerkstelligt haben, kann das Ergebnis nur eins bedeuten – Langeweile pur. Ehrlich – ich hätte wirklich gern geschrieben, dass Ausgestossen eine Sleaze-Granate vom feinsten ist, nach der sich die WIP-Fraktion die Finger schlecken sollte, aber zumindest in der bisher bekannten deutschen Fassung verbreitet Schaumschläger Michele Massimo Tarantini, Niete in allen Genres, eben nichts weiter außer ungepflegten Boredoms.
Regisseur Tarantini könnte den schwarzen Peter unbürokratisch an den Drehbuchautor weiterschieben, dummerweise ist das Signore Tarantini in Personalunion. Die Gelehrten (zumindest der Doc) streiten sich darüber, ob das Drehbuch oder die filmische Umsetzung desselben nun das größere Desaster ist. Ich tendiere nach reiflicher Überlegung zu einem glanzlosen Remis. Die Story ist übel – nicht nur, dass Tarantini souverän bereits in den ersten fünf Minuten jeden potentiellen Anflug von Spannung im Keim erstickt, indem er mirnix, dirnix verrät, dass seine Heldin den Film nicht überleben wird und wir es nur noch mit einer „wie-konnte-es-so-kommen“-Plotte zu tun haben. Nicht nur, dass ganz oberflächlich gesehen der Film dadurch einfach uninteressant wird (warum sollte der Zuschauer irgendeine emotionale Bindung mit Angela eingehen, wenn er eh weiß, dass die abkratzt; da würde mir glatt der Mittermeier-Love Story-Joke in leicht abgewandelter Form einfallen: „Nimm den Film nicht, die stirbt!“), Tarantini untergräbt damit das kleine bisschen an Moral, das Frauenknastfilme im allgemeinen zu ihrer Verteidigung anführen, nämlich dass die Unschuldigen letztlich doch auf eine gewisse Gerechtigkeit hoffen können (okay, Angela wird zwar posthum freigesprochen, aber das nützt ihr jetzt nicht wirklich was). Damit verliert der Film – mal rein von der moralischen Seite gesprochen, was natürlich mal wieder gewagt ist, aber komischerweise ist ja oft gerade der Exploitationfilm von stockkonservativen moralischen Werten durchzogen, vgl. 99 % aller Horrorfilme – jegliche inhaltliche Berechtigung und verwandelt sich damit mühelos in eine simple Aneinanderreihung von Sex- und Gewaltszenen ohne dramaturgische Wirkung.
Wobei die Story natürlich auch nicht wesentlich besser wäre, würde sie nicht als Flashback und mit einem Happy End erzählt. Sie ist einfach DÄMLICH. Angefangen vom seifenopermäßigen Aufhänger „ich geh für meinen Bruder in den Knast, weil ich als Frau auf ein milderes Urteil hoffe“ (gerade in einer eher, naja, machismo-orientierten Gesellschaft wie einer südamerikanischen würde ich aufs glatte Gegenteil setzen) über die nie wirklich klar werdenden Zusammenhänge zwischen Bonifacio und den mysteriösen unbekannten Drogenbaronen (ist Bonifacio nun einfach nur böse, steht er von Anfang an auf der Lohnliste der Drogenlords oder wird er von ihnen rekrutiert?) bis hin zum völlig durchgeknallten Verhalten der Polizei (okay, wir wissen, dass die im Knast einsitzende Angela, auf die gerade ein Mordanschlag verübt wurde, der mit Müh und Not vereitelt werden konnte, unschuldig ist. Was tun wir? Genau, am besten gar nix), der Tatsache, dass Cuno sich mühelos als Privatperson (und nichts mehr anderes ist er, nachdem Bonifacio ihn feuert) mit allgemeiner Duldung an der Suche nach den Ausbrecherinnen beteiligt (trotzdem aber kein besonders großes Veto gegen den vorzeitigen Abbruch der Suche einlegt), das ist alles einfach nur strunzdumm und selbst für italienisches Dünnbrettbohrerkino manchmal nurmehr schwer verdaulich.
Irgendwie macht das gesamte zusammengeflickschusterte Script den Eindruck, als hätte Tarantini krampfhaft versucht, ein paar WIP-Elemente mit ein wenig (damals ebenfalls grad angesagter) Dschungel-„Action“ zu verknüpfen (und es ist sicher kein Zufall, dass Tarantini quasi zeitgleich in Brasilien den Dschungelabenteuerschmarrn Nudo e selvaggio [auch bekannt als Cannibal Ferox 2 und Massacre in Dinosaur Valley, obwohl’s in dem Film begreiflicherweise weder Kannibalen noch Dinosaurier gibt] mit ähnlicher Besetzung und Crew runterkurbelte).
Nun könnte man, auch das ist nichts neues, gerade im Trash- und WIP-Bereich auf eine originelle Story gerne mit Kußhand verzichten, wenn’s denn wenigstens ordentlich zur Sache geht und das ganze wahlweise richtig gut oder wenigstens richtig schlecht inszeniert wäre. Wie schon angedeutet gehört Tarantini allerdings zu der speziellen Riege Regisseure, für die ein „guter Film“ ungefähr so unerreichbar ist wie für den Doc der Eintrag ins „Who is who in der Filmbranche“, aber für einen richtig abartigen Trasher eine Idee zu kompetent sind; d.h. Tarantini weiß ungefähr, was er tut, aber auch nur eine Szene irgendwie kreativ oder inspiriert zu gestalten, das fiele ihm im Traum nicht ein. Ergebnis: die bereits erwähnte Langeweile. Der Film plätschert vor sich hin, spult seine vermeintlichen Höhepunkte – für die Verhältnisse eines italienischen Güllefilms – routiniert, aber überraschungsfrei und ohne Spannung, ohne richtiges „excitement“ ab. „Dramatische“ Szenen kratzen stets am Rand der Peinlichkeit, ohne vollkommen ins camp-trash-Lager abzugleiten, zu den Sleaze- und Actionszenen komme ich gleich.
Im Endeffekt bleibt nämlich dank Tarantinis schläfriger Regie nichts übrig außer Sleaze und Action; das müsste jetzt noch nicht mal per se was schlimmes sein, schließlich sind wir deswegen ja alle WIP-Fans… leider ist der Film auch in diesen Punkten alles andere als aufregend. Zwar gibt’s genügend nackte Tatsachen und Suzane Carvalho ist in der Tat ein echter Hinkucker, aber auch hier gilt – wir sehen nichts, was wir in anderen Filmen nicht schon, äh, besser oder wenigstens interessanter gesehen hätten. Wenn man mehr als fünf WIP-Filme gesehen hat, reizt einen die bloße Aussicht auf nacktes Fleisch in rauen Mengen auch nicht mehr sooo, da muss sich dann noch zusätzlich was tun, und Tarantini fällt leider nichts besonders gewinnbringendes ein – die große lesbische Sexszene ist in der DF dann noch gekürzt, die Nummer mit dem Abduschen hab ich schon anderswo (und wie erwähnt: besser und interessanter) gesehen, die „Auspeitschung“ mit den nassen Handtüchern sorgt für dreißig Sekunden leidliche curiosity, einzig wirkliche „Neuheit“ ist der Versuch der Bösen, Angela in der Zelle aufzuhängen. Haut den geneigten Zuschauer aber auch nicht wirklich vom Hocker, die Szene, weil sie recht unbeholfen inszeniert ist. Wenn der Film dann erst mal den Frauenknast verlässt und in den Dschungel wechselt, kann man eigentlich auch getrost abschalten, denn jetzt tut sich wirklich nichts mehr erwähnenswertes (außer, dass sich die ein oder andere Nebenfigur in Luft auflöst und die deutsche Schnittfassung den Konsumenten mehr als einmal vor unlösbare Rätsel stellt). Der Film bietet einfach nichts neues, keine „aha“-Momente, die ihn vom Gros seiner Genre-Mitbewerber abheben.
Die Action-Szenen sind lebender Beweis dafür, dass Tarantini auch in der Hinsicht monkey balls saugt; will sagen – er kann’s net. Die einzige Szene, in der ansatzweise mal etwas Stimmung (und etwas „scope“ aufkommt, ist die, in der die Staatsmacht zur Niederschlagung des Gefängnisaufstands Spezialeinheit und Wasserwerfer auffährt und ich habe so den dumpfen Verdacht, dass dieser Anblick nicht speziell auf Tarantinis Mist gewachsen ist, sondern er sich irgendwie (Bestechung?) der Kooperation der dortigen Behörden versicherte und sich den Kram einfach hat schicken lassen und selber verblüfft war, wie gut das Zeug aussah. Manche Reviewer-Kollegen scheinen allein von dieser Szene her auf eine vermeintlich „große“ Ausstattung zu schließen, aber da ist der vielzitierte Vater der Wunsch des Gedanken, um bei eurosport-Kommentator Dirk Thiele eine Formulierung auszuborgen – abgesehen von dieser Szene ist der Rest des Films genauso billig wie jeder x-beliebige andere Frauenknastfilm, es hilft halt ein wenig, dass Tarantini einen relativ großen on-location-Anteil im Drehplan hatte. Exemplarisch für die Billigkeit des Films sei noch mal die erschossene Gummischlange erwähnt.
Die bislang vorliegende deutsche Fassung ist auch, was den Härtegrad angeht, nicht besonders spektakulär. Die Shootouts sind nicht von herausragender Blutigkeit, ein bissl mehr geschmoddert wird bei den zwei Macheten-Morden (besonders der zweite ist zumindest ziemlich fies, alldieweil ein wirklich unbeteiligter Kerl im Schlaf von unseren Heldinnen getötet wird. Wenn ich jetzt noch mal kurz aufs Script zurückkommen darf und den konservativen Moralkodex solcher Filme zitiere – damit „verdienen“ sich die Frauen ihr fatales Schicksal), aber als Splatter würde ich das beim besten Willen nicht zählen.
Darstellerisch werden keine Bäume ausgerissen, aber das haben wir ja vermutet. Suzane Carvalho ist (abgesehen von den Bikiniflecken auf den Brüsten) wirklich stolze Besitzerin eines tollen Körpers, ward aber abgesehen von diesem Film und dem bereits erwähnten Nudo e selvaggio nicht mehr gesehen. Die Brasilianerin liefert im Genre-Rahmen eine passable Vorstellung ab, hat hin und wieder einen angemessen verstörten Gesichtsausdruck drauf (schließlich ist sie der klassische new fish), gerät im Schlußakt aber dramaturgisch gesehen fast ein wenig in Vergessenheit, weil der Film sich dann komischerweise stärker auf Joana konzentriert. Die wird vermutlich von Rossana Ghessa gemimt (aber dank der mangelhaften Credit-Situation rate ich das). „Joana“ imitiert einigermaßen erfolgreich Pam Grier – gut, man orientiert sich halt an den Ikonen des Genres. Dr. Cuno wird von Henri Pagnoncelli verkörpert, einem routinierten brasilianischen Akteur, der bis zum heutigen Tag ein geregeltes Auskommen in den dortigen Telenovelas hat, wo er zumeist Ärzte verkörpert. Liegt daran, dass er in der Tat selbst ausgebildeter Medizinmann ist. Schauspielerische Ausdruckskraft ist was anderes als das, was er hier an den Tag legt, aber es hält sich im Genre-Durchschnitt, was auch für Leonardo José als Fiesling Bonifacio gilt (auch er spielte in Brasilien in einigen Telenovelas. Schließlich [ver-]braucht der Moloch der brasilianischen TV-Industrie jede Menge Schauspieler).
Dass der Streifen schauspielerisch möglicherweise besser wirkt als er tatsächlich ist, liegt an der ungeahnt professionellen deutschen Synchronfassung, die noch aus den guten alten Zeiten stammt, als selbst der letzte italienische Schweinefilm noch eine 1-A-Synchronisation mit richtigen Sprechern spendiert bekam. In Ausgestossen kann der geneigte Zuschauer z.B. mühelos die halbe Monty-Python-Belegschaft wiederhören und ich hätte beinahe mein linkes Bein verwettet, dass Denise von der kürzlich verstorbenen Brigitte Mira eingesprochen wurde (aber ich schrob: „beinahe“. 100Pro sicher bin ich mir nicht). Es hilft der Atmosphäre, der Stimmung eines Streifens ungemein, wenn nicht die nächsten Penner von der Straße (wie bei einer typischen X-Rated-Neusynchro) die deutschen Dialoge murmeln, sondern gelernte Fachkräfte.
Die DVD von XT Video ist abgesehen vom unverzeihlichen Fauxpas, anstelle einer ungeschnittenen Fassung, wie’s vollmundig auf der Box angekündigt ist, die ordinäre deutsche Schnittfassung (und die ist nun wirklich mysteriös geschnitten; wer dem Finale noch folgen kann, möge sich bitte bei mir melden) auf die DVD zu pressen, auch sonst nicht gut. Die Bildqualität ist mit erschütternd wohlwollend beschrieben. Eine ernsthafte Restauration oder wenigstens Reinigung vom gröbsten Schmutz hat der Vollbildtransfer wohl nie gesehen. Insgesamt quält sich das Bild mit einem deutlichen Grundrauschen, könnte ein paar Ecken zusätzliche Schärfe und Kontrast gut vertragen. Die Kompression ist erträglich, aber, hey, auf der Scheibe ist ja nicht so arg viel drauf…
Im Zusammenspiel mit dem singulär vorhandenen deutschen Stereo 2.0-Ton (split, der Film ist in Mono gedreht), der auch nicht zu Begeisterungsstürmen Anlass bietet, sondern etwas dumpf klingt, und den tollen Extras (eine Bildergalerie mit 20 Screenshots), kann man dem unvorbereiteten Konsumenten, der nicht gerade WIP-Komplettist ist, gerade angesichts des hartboxtypischen gehobenen Preislevels eigentlich nur raten: Finger weg. Angesichts der Tatsache, dass die US-DVD von Media Blasters gerade mal 10 Dollar bei amazon.com kostet und vermutlich auch ’ne gehörige Ecke länger ist (die IMDB listet die US-Fassung mit 90 Minuten), gleichzeitig vom Bild her kaum schlechter sein kann, empfehle ich nach Möglichkeit, zur US-Fassung zu greifen, auch wenn man dann auf die nette deutsche Synchro verzichten muss. Aber die Abzockermentalität von Labeln wie XT Video sollte man nicht unterstützen.
Summa summarum ist Ausgestossen, cut oder uncut, kein filmhistorischer Weitwurf und nicht mal im weiten Feld der WIP-Filme sonderlich bemerkenswert. Der Streifen hat keinen hohen Wiedererkennungswert und macht den grundsätzlichen Fehler, mit dem man einen Frauenknasthobel am leichtesten seines Unterhaltungswerts berauben kann (und damit meine ich jetzt noch nicht mal den „der verrät das Ende gleich am Anfang“-Blödsinn) – er versucht, Frauenknast-Sleaze mit einer Geschichte zu verbinden und das kann nicht gutgehen, erst recht nicht, wenn die Geschichte so selten blöde ist wie hier. Nönö, das war nix, und das schreibt ein Genre-Fan.
(c) 2005 Dr. Acula
BOMBEN-Skala: 7
BIER-Skala: 4
Review verfasst am: 01.01.2005