Auf dem Highway spielt die Polizei verrückt

 
  • Deutscher Titel: Auf dem Highway spielt die Polizei verrückt
  • Original-Titel: Deadline Autotheft
  • Alternative Titel: Deadline Auto Theft | Gone in 60 Seconds 2: Highway Patrol |
  • Regie: H.B. Halicki
  • Land: USA
  • Jahr: 1983
  • Darsteller:

    Mandrian Pace: H.B. Halicki
    Pumpkin Chase: Marion Busa
    Eugene Chase: George Cole
    Captain Gibbs: Hoyt Axton
    Lt. Arthur (Sgt. Hawkins/DF): Lang Jeffries
    Judi Gibbs: Judi Gibbs
    Carl: Dan Grimaldi
    Officer Dupree: Marion Caddington
    Lt. Reed: Patrick Hartington
    Hal McClain: Hal McClain


Vorwort

Geben wir´s zu, wir sind eine automobile Gesellschaft, ob´s uns passt oder nicht. Wie sich schon die Erste Allgemeine Verunsicherung ausdrückte: „Hätte ich ein Auto, dann wär alles gut!“ Es gibt zwar die berühmten Ausnahmen von der Regel, und eine davon ist Euer lieber guter Webmaster, der des Fahrens nicht mächtig ist, aber der Faszination eines PS-starken Boliden kann sich kaum einer entziehen… kein Wunder, dass auch kinematisch schon seit Anbeginn der Zeiten Vollgas gegeben wird – schliesslich ist kein zünftiger Actionfilm ohne eine spektakuläre Verfolgungsjagd auf Rädern denkbar. Der „moderne“ Vollgasfilm hat seine Wiege in den frühen 70ern, als Ron Howard unter den Fittichen von – wem wohl – Roger Corman seine ersten Bleifuss-„Epen“ abdrehte – das Rezept dieser handlungslosen Blechorgien funktionierte gut, erlebte seine zweifelhaften Höhepunkte in den Hal Needham´schen Cannonball-Filmen, in denen erstaunliche Starparaden zotige Witze darboten und Autowrackberge auftürmte (wenngleich niemand, ausser vielleicht Jackie Chan in Winners & Sinners den Blechberg von John Landis´ Blues Brothers toppen konnte). Und da seit dem Vin-Diesel-Spektakel The Fast and the Furious, dem gerade anlaufenden Sequel 2 Fast 2 Furious (argh, das musste mal gesagt werden) und anstehenden intellektuellen Spitzenerzeugnissen wie Hot Wheels – The Movie das PS-Genre neu definierten, kann ich mich ja auch mal damit beschäftigen. Man erinnert sich ja vielleicht, die Renaissance der Bleifussbranche wurde durch Nic Cages Autodiebestour in Gone in 60 Seconds losgetreten. Selbiger Streifen war aber „nur“ ein Remake eines 1974er Streifens aus der Werkstatt des unabhängigen Autorenfilmers H.B. Halicki, der Zeit seines Lebens damit verbrachte, mehr oder weniger spektakuläre Autostunt-Orgien auf die Leinwand zu bannen (und praktisch programmgemäss kam Halicki bei einem missglückten Stunt ums Leben). Als Anfang der 80er die erwähnten Needham-Cannonball-Streifen ordentlich Kasse machten, kam Halicki auf die Idee, Gone in 60 Seconds (der heutzutage, woran man merkt wie indiscriminating das entsprechende Publikum geworden ist, als „Kultfilm“ gilt), neu aufzulegen. Ein paar Minuten neues Material, das Original etwas umgeschnitten und fertig war Deadline Autotheft, in Germanien in treuer Cannonball-Tradition als Auf dem Highway spielt die Polizei verrückt vermarktet und vom kultigen Videolabel „Toppic“ vermarktet. Nun, einer zünftigen Autoverschrottung sollte auch Filmrecycling nicht im Wege stehen.


Inhalt

D a sich Deadline Autotheft ganz offensichtlich als Sach-, Lach- und Lehrfilm für die Branche, die sich mit der Beschaffung werthaltiger Gegenstände ohne Wissen des gegenwärtigen Besitzers befasst, kurz auch Diebe genannt, versteht, lernen wir zunächst mal, wie man einen Helikopter klaut – easy: man bestelle selbigen einfach an eine x-beliebige Baustelle, komplimentiere die Pilotin zum örtlichen Bauleiter und fliege das Gefährt dann einfach von hinnen (merke: einen Hubschrauberpiloten sollte man hierfür schon in petto haben). Und schon kann Mandrian Pace, Chef der örtlichen Besitzumverteilungsorganisation, im eigenen Hubschrappschrapp über Long Beach kreisen und direkt vor der Queen Mary geparkt ein Kleinod amerikanischer Automobilbaukunst orten, das seines Erachtens unbedingt einen Besitzerwechsel benötigt, einen Bricklin (? – kenne die Karre nicht persönlich). Die Schüssel gehört eigentlich Carl, seines Zeichens etwas unterbelichteter Boyfriend von Judi Gibbs, und die ist nun wieder das Tochterherz von Captain Gibbs, dem örtlichen Bullen und daher von Berufs wegen derjenige, der etwas gegen diese Klauaktivitäten haben sollte. Der hysterische Carl und der saure Gibbs, dem übel aufstösst, dass die Diebesbande dreist genug ist, vor seinem wachsamen Auge zuzuschlagen, nehmen in des Bullen Dienst-Jaguar (uff, die Polizeibehörde von Long Beach ist besser ausgestattet als man meinen sollte) die Verfolgung auf. Unterstützung kommt von der herbeigerufenen Verstärkung, aber zwei der Bullenschleudern versenken sich selbst im Hafenbecken. Semispektakuläres Stuntdriving, bei dem noch diverse Polizeikutschen, Krankenwagen und Imbissbuden plattgefahren werden, schliesst sich an, ehe die Verfolgungsjagd sich in die filmisch bestens bekannten Flutkanäle von L.A. verlagert (immerhin bieten die Dinger sich für zünftige High-Speed-Chases ja geradezu an). Die Ordnungshüter errichten einen effektiven Roadblock und für Pace sähe die Lage ziemlich schwedisch-begardint (aua, meine Wortschöpfungen kräuseln mir heute ja selber die Fussnägel auf) aus, käme da nicht der eben geklaute Helikopter zu Hilfe. Ein festgeklemmtes Steuerrad später hangelt sich Pace schon vom Autodach an die Helikufe und kann ein paar blöde Sprüche von sich geben, während die Gesetzesmacht, inklusive Carl, dessen Bricklin auf Autopilot ordnungsgemäss geschrottet wird, dumm hinterherglotzt. Captain Gibbs schwört ewige und blutige Rache.

Im Autoklauklan Pace/Chase wird gefeiert, weniger die nur halb gelungene ebige Aktion, sondern Hochzeit. Eugene Chase, seines Zeichens Bruder von Pace-Bespringerin Pumpkin Chase, hat sich erfolgreich unter die Haube gebracht und steht daher des Schwipp-Schwagers´ Ansinnen, bei der soeben georderten Bestellung von 40 Luxuskarossen handgreiflich mitzuwirken, eher unmotiviert gegenüber, vielmehr auf dem Standpunkt, seine Flitterwochen würden irgendwie Priorität geniessen. Is nich, verklickert Pace seinem Kompagnon, zumal der Kunde es eilig hat – am Wochenende sollen die Klaumobile übergeben werden.

Während Captain Gibbs seine Mannschaft ob der gesammelten Schadensbilanz der Bricklin-Verfolgung, die mit insgesamt 28 verschrotteten Fahrzeugen geendet hat, zur Sau macht und der grossbusigen, aber dafür standesgemäss depperten Blondine Woblicinski (sic) ausführlich erläutert (Sach- und Lehrfilm, wie gesagt), wie der Autodieb von Welt seinen Reibach macht, nämlich eine Schrottkarre legal zu erwerben, ein besser in Schuss gehaltenes Gegenstück klaut und dann durch Austausch von Fahrgestell- und Motornummern das Autowrack in ein legal zu vertickendes Strassengeschoss verwandelt, geht Pumpkin ihrem Mandrian auf den Nerv. Da Pumpkin nämlich zwar Komplizin in einer Autoschieberbande, nichtsdestoweniger aber Gutmenschin ist, hat sie ihrem Gspusi das Versprechen abgenommen, nur versicherte Autos zu nicken. Und da Mandrian geschickterweise als Front für seine Unternehmung einen Schadenregulierungsdienst für Versicherungen betreibt, sind entsprechende Vor- und ggf. Nachermittlungen keinerlei Problemlichkeit für unsere Knackerbande.

Eugene ist immer noch unwillig, aber Pace ist unerbittlich, schliesslich verdankt Eugene seinen gehobenen Lebensstil durchaus den Aktivitäten der Bande. Damit uns nicht langweilig wird, gibt´s zwischendurch wieder eine Verfolgungsjagd. Ein absoluter Prolo, bei dem ich absolut bestreite, dass er sich angesichts seines Geistes- und Wohnungszustands ernsthaft eine für die Bande in Betracht kommenden Wagen leisten könnte, wird Augenzeuge, wie seine Karre direkt aus seiner Auffahrt entwendet wird und schwingt sich verfolgenderweise in den Zweitwagen. Die Polizei schliesst sich an, diverses Crash-Boom-Bang-Bonanza vollzieht sich und dann arrestiert die Polizei gar lustigerweise niemand anderes als den verfolgenden Autobesitzer. Dessen Beteuerungen, er habe nur sein eigenes geklautes Auto verfolgt, wird für eine Schnapsfantasie gehalten, zumal das entsprechende Auto friedlich in der Garagenauffahrt parkt…

Carl versucht Gibbs´ Ermittlungen zu beschleunigen, damit er die Kohle von seiner Versicherung kassieren kann (er findet es irgendwie demütigend, in einem VW Käfer herumcruisen zu müssen). Hochunterhaltsamerweise ist der zuständige Regulierungsbeauftragte niemand anderes als Mandrian Pace und nach einem Gespräch unter Männern verspricht Pace dem Polizeicaptain in die hohle Hand, sich persönlich für die baldige Auszahlung der Schadenssumme zu verwenden.

Die Autodiebereien gehen indes munter weiter, im Vorbeigehen klaut man einfach mal einen Truck (wie der in die Luxuskarossensammlung passt, ist mir eher schleierhaft), die Gefährte von US-Rennfahrerlegende Parnelli Jones und Schundfilmikone und Playgirl-Centerfold Lyle Waggoner (see z.B. Swamp_Country) landen auf der Verlustliste und als besonders effektiv erweist sich der Trick, bei Mietwagenfirmen Limousinen zu bestellen und selbige ihren Chauffeuren förmlich unterm Hintern wegzustehlen. Ein aufmerksamer Versicherungskunde hat dieweil entdeckt, dass ein von Pace´ Leuten umgearbeites Klauto bei einem Gebrauchtwagenhändler rumlungert und berichtet dies dem vermeintlich diesbezüglich betroffenen Versicherungsagenten Pace. Mandrian scheucht seine Jungs hoch, das mögliche Beweisstück zurückzuklauen. Die Karre wird einfach per Abschleppwagen vom Hof gefahren und nach kurzer Verfolgungsjagd mit einem privaten Security-Dienst in die Schrottpresse verfrachtet und kleingeraspelt. Die Polizei ist ob der Diebstahlsserie absolut auf dem Holzweg und so könnte alles bildhübsch für unsere Freunde von der Klauerzunft weitergehen, wenn nicht…

Tja, wenn der soeben ehrlich geklaute Cadillac eine Zugabe im Kofferraum liegen hätte – Heroin im Wert von einer schlappen Million Dollar. In der Gang treten ernsthafte Interessenkollisionen auf. Während Eugene nämlich geistig schon die Kohle ausgibt, die der Verkauf des Stoffes einbringen würde, ist sich Mandrian klar, dass man die Schleuder kaum behalten kann, und das H schon gar nicht. Wie´s der Deibel so will, trifft in der Sekunde dieser heissen Diskussion auch noch die Polente in Form von Sgt. Hawkins, einem alten Kumpel von Pace, der ihn sogar mit seinem polnischen Namen Pacinski anreden darf, ein. Hawkins erhofft sich Tipps bezüglich der Autodiebstähle, aber da kann ihm Pace beim besten Willen nicht weiterhelfen. Mit Müh und Not kann Pace gerade so verhindern, dass der Polyp über das Rauschgift stolpert.

Und so wird am nächsten Morgen der schöne Caddy an eine abgelegene Ecke gefahren und mitsamt der Drogenpracht abgefackelt. Eugene grummelt und wir ahnen übles.

Übles kommt sofort und promptens, denn Pumpkin überrascht ihr Darling damit, dass ein soeben geklauter Mustang entgegen erster Vermutung doch nicht versichert war und drängt auf Rückgabe des Geräts. Mandrian ist stinkig, denn die Robin-Hood-Attitüde seiner Bettgefährtin geht ihm langsam aber sicher auf den Keks. Nur noch dieses eine Mal wird er sich drauf einlassen, und das auch nur, weil er zufällig von einer vorherigen Diebestour weiss, wo ein baugleiches Modell aufzutreiben ist. Was tut also der Vaterlandsverräter von Welt? Klar, er hängt sich ans Telefon, klingelt bei der Law-and-Order-Brigade durch und gibt den Jungs einen guten Tipp, wo sie sich auf die Lauer legen sollten, um den Chef der Autoklauerbande persönlich am Wickel zu kriegen.

Nichts böses vermutend lässt sich Mandrian vor der Mustang-Garage absetzen und erweckt schnell den Verdacht der abgestellten Observarteure – man sollte die Alarmanlage eines Autos schon im Griff haben, bevor man es klauen will. Hiermit ist die offizielle showdown-technische Verfolgungsjagd eröffnet und das doch immerhin eine satte halbe Stunde vor Toresschluss. Pack ein, Bullitt!

Damit könnte man es inhaltsangabentechnisch eigentlich bewenden lassen, denn die Storyabteilung (Story? Welche Story?) hätten wir hiermit offiziell abgewickelt, aber die Chronistenpflicht gebietet es halt, noch das ein oder andere Wort über den Showdown zu verlieren. Einem Lokalradiosender fällt es bei, die Jagd per Liveübertragung zu begleiten (The Chase it ain´t trotzdem) – hochironischerweise gehört der verfolgte Mustang dem Radio-DJ Hal McClain (offensichtlich ein Person von gewisser Prominenz, denn die Credits billligen ihm eine „special appearance as himself“ zu. Wolfman Jack isser grade nich). Pace bricht mit der Karre in die Pampa und mischt mitsamt den ihn verfolgenden Cops einen Modellflugplatz auf und immer wieder schalten wir zur Volksbelustigung in Form von ach-so-witzigen Stereotypen auf einen Wagen voll kiffender Schwarzer (und das war, neben einigen anderen Pseudogags, ja auch etwas, was in Scary Movie nur begrenzt witzig war… wieso sind „kiffende Nigger“ per default komisch?) – die haben nicht die geringste Bedeutung für den Rest des Filmes, ausser, dass man ihnen eineinhalb throwaway-Gags im Vorbeifahren gönnt, aber sie sind nunmal WITZIG, KAPIERT, LEUTE? Die Verfolgung verlagert sich, nach dem vorgeschriebenen Intermezzo in den Docks und den leerstehenden Lagerhallen, wieder auf den Highway und raus aus Long Beach gen Süden. Die Cops hinterher, ab und zu können sie Pace stellen, aber immer wieder schlägt er den tumben Ordnungshütern ein Schippchen. Die Polizei versenkt erfolgreich einen Müllwagen und Captain Gibbs wird endlich unterrichtet (selbstverständlich kommt Gibbs´ mangelnde Beteiligung am Showdown daher, dass die komplette Schlussjagd aus Gone in 60 Seconds stammt, während Axtons Rolle nur für diese Resteverwertung geschrieben wurde). Die Jagd stört empfindlich eine Einweihungsfeier in Carson City in Anwesenheit des Bürgermeisters (und Mayor Yamamoto, in der Tat der seinerzeitige oberste Bürger der Gemeinde Carson City, wird sich bestimmt dafür bedanken, dass die deutsche Synchro aus ihm einen lispelnden Vollidioten zimmert). Nachdem Pace unerwartete Hilfe von einer trike-bewegenden Bikergang erhält, die die verfolgenden Bullen ein wenig blockieren, würde eine weitere Strassensperre unserem Freund und Klauer zum Verhängnis, doch er rettet sich in ein Cadillac-Autohaus und braust dort durch Showroom und Werkstatt, was eine Sekretärin dort in die Ohnmacht treibt. Diese Abkürzung verschafft Pace wieder ein wenig freie Fahrt, aber er düst direkt auf eine Unfallstelle zu, die, man mag es kaum glauben, nichts mit den achthundertvierundsechzig bislang direkt oder indirekt von Pace verursachten Unfällen zu tun hat, nichtsdestoweniger aber im Weg ist. Die glückliche Fügung des Stunt Coordinators hat aber eine Rampe vor der Crash Site aufgestellt und so kann Pace mit seinem Mustang über den Blechsalat drüberjumpen (und, damit wir ja mitkriegen, dass es sich hierbei um einen SPEKTAKULÄREN Stunt und damit Money Shot des Streifens handelt, bekommen wir den Sprung aus verschiedenen Perspektiven mit Freeze-Frames und allen technischen Schikanen, die einem B-Movie-Regisseur 1974 einfielen – dumm nur, dass man offensichtlich Material aus mindestens zwei verschiedenen Takes zusammenschnippelte, denn während in der einen Perspektive der Pace´sche Mustang einen bildhübschen Dreher bei der Landung fabriziert, braust er in der anderen stockvoll geradeaus weiter… man reiche meine Komplimente an den Editor). Die Bullen sind natürlich zu doof, um ebenfalls zu springen, aussenrum zu fahren oder vielleicht eine andere Route zu nehmen. Dennoch ahnt Pace, dass er etwas unternehmen sollte und das Schicksal ist ihm hold, denn was steht da in der nahen Waschstrasse? Ein identischer Mustang, nur ein wenig besser im Schuss als das mittlerweile recht zusammengefaltete Modell, dass unser Freund steuert. Die Besitzerin ist schnell mit dem Spruch „Ihr Wagen muss noch mal in die Wäsche, gehen sie doch schon mal zum Geschäftsführer“ abgelenkt und schon hat Pace die Autos ausgetauscht. Während sich die bedauernswerte Kundin fragt, was ihrem teuren Gefährt beim zweiten Waschgang denn zugestossen ist (es sieht sehr nach Dampfwalze aus), sitzt Pace im erneut ausgetauschten Mustang in Bestzustand und kann der nächsten Strassensperre recht gelassen entgegensehen – erst recht, nachdem der Waschstrassenbesitzer unter chronischem Verdacht von den doofen Bullen festgenommen wird, weil das streitgegenständliche Fahrzeug in seiner Obhut aufgefunden wurde. Und so kann Mandrian Pace, einen kessen Spruch auf den Lippen, in den Sonnenuntergang düsen. Finis.

Aus der Tatsache, dass es sich hierbei um eine der wirklich kürzeren Inhaltsangaben meiner Wenigkeit handelt und ich nun wirklich nicht viel weggelassen habe, könnt Ihr fraglos schliessen, dass Handlung nicht wirklich die starke Seite dieses Filmprodukts ist. Guess what, it really isn´t. Deadline Autotheft ist nicht mehr als die reichlich laue Ausrede, möglichst viel Material aus Gone in 60 Seconds wiederzuverwenden, ohne gleich ehrlicherweise eine Wiederaufführung des Originalfilms zu lancieren. Das Verhältnis altes zu neues Material dürfte bei etwa 80:20 liegen, oder anders gesprochen, eigentlich sind wahrscheinlich lediglich (verdammt, drei -lich-Wörter hintereinander, mein alter Deutschpauker würde mich skalpieren, und vermut-Lich hätte er nicht ganz unrecht) alle Szenen mit Hoyt Axton, Judi Gibbs und Dan Grimaldi neu. Gut, was einem Roger Corman recht ist, kann einem H.B. Halicki natürlich auch nur billig sein, aber so der ganz grosse Bringer ist der Zusammenschnitt dann doch nicht geworden, vor allem, weil Gone in 60 Seconds, und damit naturgemäss sämtliche dort entlehnte Footage, mit jeder Faser „SIEBZIGER“ schreien, angefangen bei den zeitgenössischen Automobilen über die Klamotten bis hin zu den scheusslich-schönen Frisuren der Darsteller, und das beisst sich ein wenig mit den durch das neue Material verkörperten 80ern, auch wenn man sich im Hause Halicki immerhin soviel Mühe gegeben hat, den Zeitunterschied einer schlappen Dekade so gut wie möglich zu übertünchen. Ist natürlich letztendlich zum Scheitern verurteilt, ganz klar.

Dass es für eine Story da nicht mehr gereicht hat, ist nachvollziehbar, schleisslich wäre wohl auch ein Hemingway daran gescheitert, eine plausible Geschichte zu dem vorhandenen Material zu stricken. Die wenigen Handlungselemente dienen eindeutig und unzweifelhaft nur dazu, den Film im wahrsten Sinne des Wortes „in Fahrt“ zu bringen. Gelegentlich gibt´s Andeutungen über die Hintermänner bzw. Paces´ Auftraggeber, aber näheres wird uns – wen sollte es auch interessieren – nicht verraten und nicht mal eine Aufklärung des Familienzoffs im Hause Pace/Chase wird uns gegönnt (man sollte allerdings meinen, dass Mandrian Pace seinem lieben Freund Eugene ordentlich was vor die Kauleiste dreschen wird, und wenn nicht, sollte er zumindest ein paar Typen hierfür engagieren, meinen Segen hat er). Der Versuch, die Diebesbande als Quasi-Robin-Hoods („wir schädigen niemanden“) zu charakterisieren, ist aller Ehren wert, aber verläuft im Sande und dürfte der geneigten Klientel auch reichlich wurscht sein, denn die will natürlich nur eine Blech- und Stuntorgie sehen. Und?

Natürlich halten die Stunts aus heutiger Sicht keinen Vergleich mit aktuellem Action-Kino aus, aber verdammt, der Kram ist liebevoll handgemacht von Leuten, die eigentlich nicht wirklich wussten, was sie taten, sondern einfach probierten, was man so mit vierrädrigen Untersätzen anstellen kann, um sie dekorativ zu verschrotten. Logisch, jede Folge „Cobra 11“ hat einen spektakuläreren Stunt zu bieten, aber ich bestreite ernstlich, dass die action concepts dieser Welt soviel Herzblut an ihre Kaltblechverformungen vergießen wie Halicki und sein enthusiastisches Team (mehr über das „making of“ des Films kann man übrigens in Halickis Vorgängerfilm „The Junkman“ aka „Firebird Tornado“ aka „Gone in 60 Seconds 3“ erfahren, in dem Halicki eine nur unzulänglich getarnte „fiktive“ Version seiner selbst spielt).

Musikalisch wird das übliche Country-Geschrammel geboten, ansonsten fällt filmtechnisch nur noch das Kuriosum auf, dass selbst der Abspann zusammengestückelt ist aus Teilen des Original-Abspanns von Gone in 60 Seconds (dazu noch begleitet vom Theme-Song des selbigen Films) und einigen zusätzlichen, irgendwie zusammenhanglos rangepichelten Tafeln für die zusätzlichen Mitwirkenden an der Neuauflage. Kind-a-funny.

Ein weiterer Vorteil der zitierten anderen Genrefilme ist zweifellos, dass dort renommierte Akteure, oft sichtlich unter ihrer Würde, aber meistens mit gehörig Spass an der Sache, mit von der Partie waren und hier „nur“ H.B. Halicki himself, der vermutlich ein guter Stuntfahrer, aber kein besonders toller Regisseur und mit Sicherheit KEIN Schauspieler war, und sein übliches Team, was sich auch an der Qualität der aufgebotenen „Gaststars“ widerspiegelt. Grosses Licht des Casts ist Country-Barde Hoyt Axton, der sich sichtlich bemüht, das bekannte und beliebte Klischee des tumben Redneck-Sheriffs zu zelebrieren und sogar halbwegs überzeugen kann. Daneben gibt sich Playboy-Centerfold Judi Gibbs ebenso die Ehre wie Ex-Perry_Rhodan Lang Jeffries (kaum zu glauben, dass man von einer italienisch-spanisch-deutschen Dünnbrettbohrerproduktion noch tiefer sinken kann, aber es geht). Die in den credits annoncierten „special appearances“ der Rennfahrerlegenden Parnelli Jones und Gary Bettenhausen mag es in Gone in 60 Seconds mal gegeben haben, in Deadline Autotheft haben sie es nicht geschafft.

Im übrigen sind die darstellerischen Leistungen auch deshalb nur schwer zu bewerten, weil es sich im Original um einen halbwegs ernsthaften Streifen handelte, der aber in seiner deutschen Inkarnation von einer typisch germanischen „Witz-du-bist-umzingelt“-Dumpfbacken-Kalauer-Synchro Marke Early 80es veredelt wurde. Unbegreiflicherweise erweist sich das als geschickter taktischer Schachzug, denn obwohl das Niveau der Gags eher unterirdisch ist, lockert es das gelegentlich doch langweilig zu werden drohende Blechscharmützel amüsant auf (besonders, wenn Hoyt Axton und Dan Grimaldi sich Wortgefechte liefern). Nicht zu fassen, dass ich auf meine alten Tage noch mal schreiben muss, dass eine deutsche Kalauer-Synchronisation einen Film ehrlich verbessert…

Nicht, dass es eine grosse Kunst gewesen wäre, denn, um langsam zum Ende zu kommen, schliesslich droht diese Nachbetrachtung am Ende tatsächlich länger zu werden als die Inhaltsangabe, und solche neue Sitten wollen wir ja nun wirklich nicht einführen, letztendlich ist Deadline Autotheft zwar ein konzeptioneller Fehlschuss, aber dennoch sehr unterhaltsam. Natürlich macht der Streifen erheblich mehr Spaß, wenn man die originalen „Blechpiraten“ („Gone in 60 Seconds“‚ deutscher Verleihtitel) und Halickis direkten Vorgänger „The Junkman“ nicht kennt – dann hat man nämlich 3/4 des Films schon gesehen. Ist man aber Halicki-technisch bis dato unbeleckt, ist das auch der Kalauersynchro sei Dank durchaus lustig. Mir jefällt’s 😀

(c) 2003 Dr. Acula/überarbeitet 2017


BOMBEN-Skala: 6

BIER-Skala: 7


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