Attack from the Atlantic Rim

 
  • Deutscher Titel: Attack from the Atlantic Rim
  • Original-Titel: Atlantic Rim
  • Alternative Titel: 5,000 Fathoms Deep | Attack from Beneath | From the Sea |
  • Regie: Jared Cohn
  • Land: USA
  • Jahr: 2013
  • Darsteller:

    Graham Greene (Hadley), Anthony „Treach“ Criss (Jim Rushing), David Chokachi (Red), Jackie Moore (Tracy), Nicole Alexandra Shipley (Stone), Larry Gamell jr. (Smith), Steven Marlow (Sheldon Geise), Jinhi Evans (Quinn)


Vorwort

Den Amerikanern geht im Golf von Mexiko eine Ölbohrplattform mit Mann und Maus verloren – dies wird verständlicherweise kritisch beäugt und führt zu einer Aufklärungs- und ggf. Rettungsmission, die das Militär in Zusammenarbeit mit der NASA ausführt. Was hat die Weltraumbehörde damit zu tun? Nun, dort hält man den Unglücksfall für eine ideale Gelegenheit, „Operation Armada“ zu testen – den Einsatz riesiger, von menschlichen Piloten gesteuerter und auch tiefseetauglicher Mechs. General Hadley (ungeachtet seines Rangs offensichtlich auch für Marineangelegenheiten zuständig) hält Red, den besten Mech-Piloten, zwar unwidersprochen und wahrheitsgemäß für einen unzuverlässigen Säufer, aber meine Güte, er kann mit den Dingern halt umgehen. Red und seine Kollegen Jim und Tracy (auf die Red ein bis zwei Augen geworfen hat, allerdings nicht realisiert, dass die eher auf Jim steht, was ich ihr nicht verüble) stoßen auf einen wahren Schiffsfriedhof und auch auf den Urheber desselben – eine ziemlich übelgelaunte Riesenechse-of-sorts. Entgegen strikter dienstlicher Anweisung greift Red das Biest an – und lockt es auf direktem Wege nach New Orleans, wo Tiefseemonster und Riesenroboter jede Menge Bruhei und bodycountintensiven Kollateralschaden anrichten, bis Red das Vieh mit Luftunterstützung endlich geplättet hat.

Zu seiner gelinden Überraschung wird Red nicht als Held gefeiert, sondern wegen akuter Blödheit (naja, Befehlsverweigerung, aber in diesem Fall ist das mal ein und das selbe) eingesperrt. Sein Glück ist, dass die tote Echse einen lebendigen Kumpel hat, der auf das gewaltsame Ableben seine Artgenossen dezent angepisst reagiert. Den drei lustigen Mechpiloten gelingt es mit Müh und Not, auch das zweite Vieh zu exekutieren, aber es naht weiteres Ungemach.

Wie die NASA mittlerweile wissenschaftlich ermittelt hat, gibt’s da, wo die beiden fröhlichen Monster her kamen, noch mindestens eins mehr und das ist erheblich GRÖSSER als die bisher aufgetretenen Exemplare. Selbiges entscheidet sich für einen Landgang in Manhattan – da ist es nur recht und billig, dass die Mechas ein paar Upgrades erhalten und es zwischen Freiheitsstatue und Empire State Buildung mit dem Urviech austragen. Allerdings gibt’s da noch Sheldon Geise, den schurkischen bösen Militär mit Augenklappe, der nichts lieber machen möchte als dem Monster eine Atombombe auf den Kopf zu schmeißen, egal, ob New York nu evakuiert ist oder nicht…


Inhalt

Ich weiß nicht, ob ich soweit gehen mag und Asylum tatsächlich den Credit dafür zuschanze, dass „kaiju“ auch von Hollywood-Großproduktionen wieder als zumindest machbar angesehen werden (siehe „Godzilla“-Remake und „Pacific Rim“), aber es ist zumindest nicht ganz von der Hand zu weisen, dass die Jungs und Mädels aus der Mockbuster-Fließbandproduktion mit Werken wie „Mega Shark vs. Giant Octopus“ & Co. und den zumindest viralen Erfolgen, die sie feiern konnten, andeuteten, dass für den Monsterfilm, der sich nicht aus der Post-Spielberg’schen-Tierhorrorklischeekiste speist, sondern „große“ Monster-Rampage in den Mittelpunkt stellt, noch ein Markt besteht. Nähert man sich der Situation aus dieser Denkrichtung, ist es eigentlich nur „fair“, dass Asylum Guillermo del Toros „Pacific Rim“ mit einem Mockbuster, völlig konsequent eben „Atlantic Rim“ genannt, auf dem Fuße folgt (abgesehen davon sollte jemand, der 2013 mit dem Thema „Riesenmonster gegen Riesenroboter“ reüssiert, die Füße bezüglich mutmasslichen Ideenklaus stillhalten. Mechanikong und Mechagodzilla lassen ansonsten schon von ihrem Mechalawyer grüßen).

Das Problem ist, dass Asylum mittlerweile drei Arten von Filmen produziert – fröhlich-debilen selbstironischen „wir-wissen-dass-wir-Trash-machen-und-haben-Spaß-damit“-Quark wie [[Megapiranha]] oder „Sharknado“, anständige B-Ware, die auch bei anderen Low-Budget-Studios nicht negativ auffallen würde wie ihre Airline-Disaster- und Zombie-Reihen, und, leider zahlenmäßig überlegen, halbärschig heruntergekurbelten „we don’t give a shit, cuz we’ve sold that crap to SyFy already“-Plunder. „Atlantic Rim“ parkt sich zwischen der ersten und der dritten Kategorie ein, wobei die dritte allerdings deutlich überwiegt.

Wo Asylum richtig liegt, ist der Umstand, dass ein Drehbuch bei einem zünftigen kaiju sicherlich ein vernachlässigbarer Filmbestandteil ist. Wir brauchen Monster, die gebäudeschadenintensiven Unsinn anstellen und irgendwelche Gizmos und Gadgets, die sich (in Stellvertretung eines anderen Monsters) dagegen stellen – keine Sau interessiert sich bei einem kaiju für die menschlichen Charaktere, deren Seelenleben und Beziehungskonstrukte. Insofern passt das schon, dass wir über unsere „Helden“ Red, Jim und Tracy nicht mehr erfahren als dass ein latentes Dreiecksverhältnis besteht und Red ein Schluckspecht ist. Blöderweise ist so ziemlich alles andere, was das Script auspackt, Idiotie pur – angefangen mit der Grundidee, dass NASA-Mechs für eine Aufgabe eingesetzt werden, für die die Welt längst Tiefseetauchboote und ferngesteuerte Kameraroboter entwickelt hat (fragt nach bei James Cameron). Wiewohl ich dezent anerkenne, dass „Atlantic Rim“ mal ein Film ist, der den „realen Horror“, also die sprichwörtlich tausende Todesopfer, die eine Monsterattacke auf eine Großstadt fordert, nicht ausspart, ist unschwer festzustellen, dass daran allein unsere „Helden“ schuld sind, alldiweil sie die Monster, die offenkundig nicht mehr wollen, als in ihrer Ecke des Ozeans gefälligst in Frieden gelassen zu werden, erst an Land locken; insbesondere trifft das natürlich auf Red zu, den wir als Zuschauer ganz offenkundig für ’nen tollen Burschen halten sollen, es freilich aber der Blinde mit Scheuklappen erkennt, dass die ganze Misere in New Orleans ausschließlich auf seine Kappe geht – seine Undiszipliniertheit, sein Starrsinn und sein Macho-Ego sind direkt für die Katastrophe und ihre Folgen verantwortlich (sogar der Film erkennt das für ein paar Minuten, ehe der Herr sich im Filmsinne als so unentbehrlich erweist, dass die Entvölkerung einer Metropole als lässlich angesehen werden kann). Aber in einer Armee (mal ganz abgesehen davon, dass für so ziemlich jede militärische Operation dieses Films die Navy zuständig sein sollte…), in der ein Bedenkenträger fünfter Kategorie wie Geise Atomschläge anordnen kann (ich will ja nicht blöd über Dinge daherrreden, von denen ich keine Ahnung habe, aber ich gehe mal stark davon aus, dass das ein Privileg des Präsidenten ist), sieht man das vermutlich nicht so eng. Das ist schließlich auch eine Armee, die ihre drei Kampfroboter von New Orleans nach New York aus eigener Kraft fliegen lässt, nur um sich zu wundern, dass die Dinger, dort angekommen, aus Treibstoffmangel nicht mehr viel machen können (das behaupten zumindest Tracy und Jim, weshalb sie nur doof zukucken, während Red sich mit der Bestie prügelt).

Doch es gibt auch die zarten Knospen der Asylum-Pflanze, die ich mag und wegen der ich mir jeden erreichbaren Asylum-Klopper zulege, eben die der oben erwähnten Fun-Trash-Schule – sie sind selten, aber vorhanden, z.B. die Momente, in der Leute angesichts eines an Land gehenden Riesenmonsters erst mal ihre Handys zücken, um Fotos für Facebook zu machen (und gerechterweise umgehend zerstampft werden), die unbeschwert-dreist-charmant bei „The Avengers“ abgekupferte Klimax, der mit Asylum-Filmplakaten zugepflasterte Times Square und, vor allem, natürlich den schier unglaublichen Moment, in dem die Roboter ihre „Hauptwaffen“ aktivieren dürfen und auf einmal mit riesigen Äxten, Schwertern und Hämmern das Monster malträtieren. In dieser Pasasge, die leider viel viel zu kurz ist, ergibt sich „Atlantic Rim“ diesem wunderbaren „warum-nicht-auch-das-noch“-Nonsens und wirkt für ein paar Minuten nicht wie ein übertrieben ernsthafter seriöser Film, sondern eine knallbunte Power-Rangers-Episode, die Charles Band produziert hat. Und das sind eben diese Minuten, in denen ich die Asylanten einfach nur knuddeln möchte, weil sie genau die Knöpfe drücken, die einen Trashfan wie moi juchitzen lassen. Sie tun’s nur zu selten…

… und auch hier ist’s am Ende viel zu wenig, um den Film zu retten. Jau, Jared Cohn versucht, die Sache trotz der begrenzten Möglichkeiten (ein Asylum-Film kann quasi per Definition keinen Nonstop-Action bieten, da sind „MegaPiranha“ oder [[Battle of Los Angeles]] ruhmreiche AUsnahmen), rasant und kurzweilig zu gestalten – aber das bringt’s eben mit sich, dass wir uns z.B. mit einer recht langwierigen und für den „Plot“ überflüssigen Episode, in der Jim ein Kind aus einem brennenden Gebäude rettet, aufhalten müssen (das hat sich womöglich aber auch Treach ausbedungen, der sonst gar nix heldenmäßiges zu tun hätte, obwohl er sicherlich der zweitgrößte „Name“ im Cast ist). Cohns Dilemma ist, dass er handwerkliche Schlampereien und budgetbedingte Mängel (wie das miese CGI-Compositing – das hat auch Asylum schon wesentlich besser hinbekommen, obschon die Animationen per se okay sind – oder die schlicht nicht vorhandenen production values – das, was einem hier als „Robotcockpit“ oder „U-Boot-Innenleben“ vorgesetzt wird, erinnert an Asylum-Urzeiten und die „Schalttafel of Doom“ -; manchmal glaubte ich sogar, dass das sehr schlicht dekorierte Krisenzentrum, in dem Graham Greene rumsteht, gegreenscreened ist) nicht durch eine richtig energische Inszenierung ausgleichen kann. Gerade die Monsterfights wirken erstaunlich saft- und kraftlos und bringen erstaunlich wenig Frohsinn für den Zuschauer. Es ist gerade noch genug, um nicht akut zu langweilen (wenngleich, wie gesagt, mehr Spaß wie das Power-Rangers-Rumgezorde kurz vor Toresschluss hochwillkommen gewesen wäre), aber es springt auch nie wirklich in den zweiten Gang.

Die FX selbst sind, wie bereits angedeutet, von der puren Animation her für das Preisschild brauchbar, aber ihre Einbindung in die Realszenen ist teilweise sehr sehr amateurhaft und erinnert an übelste Wynorski-Creature-Heuler. Ganz brauchbar ist der zwar beherzt bei Goldsmith und Poledouris, aber wenigstens solide geklaute Score von Chris Pinkston.

An der Darstellerfront hat sich Graham Greene („Der mit dem Wolf tanzt“, „Maverick“, „Stirb langsam – Jetzt erst recht“) offensichtlich vorgenommen, den Film mit maximal einem Gesichtsausdruck zu bestreiten, was ich einem Akteur seines Kalibers (immerhin Oscar-Nominent), der bei Asylum gelandet ist, nicht verdenken kann. Trotzdem überzeugt er szenenweise durch seine schiere Präsenz-Autorität (und abgesehen davon ist’s wirklich mal ganz nett, ihn nicht in der üblichen Indianer-vom-Dienst-Rolle zu sehen). Rapper-turned-Actor Treach ([[Love and a Bullet]], „Today You Die“) muss seine Performance nicht sonderlich peinlich sein (da haben andere Rapper schlimmer dilettiert), im Gegensatz zu Ex-„Baywatch“-Rettungsschwimmer David Chokachi (Alexandra Paul wäre mir lieber gewesen… oder Erika Eleniak) – der Wortvogel spekulierte in seinem Review naheliegend, dass sein Charakter um real-life-Suffprobleme geschrieben sein könnte. Jackie Moore („Army of the Dead“) hat als Tracy praktisch nichts zu tun, Steven Marlow ist als nuke-wütender Kommisskopp zuindest dezent unterhaltsam, wenn schon nicht gerade gut…

Bildqualität: Ich wurde erst mal kalt davon erwischt, dass in der von mir ehrenhaft als 2D-BluRay erworbenen Hülle die 3D-BluRay steckte. Normalerweise würde ich das richtig gut finden, doch die lausigen 3D-Konvertierungen der flach gedrehten Asylum-Heuler brauche ich ungefähr so dringend wie Darmverschluss. Außerdem hatte ich gerade meine 3D-Brillen irgendwo verräumt und musste daher auf die 3D->2D-Rückkonvertierung meines Fernsehers vertrauen. D.h. – ich bin nicht sicher, ob ein paar seltsame visuelle Eindrücke (und das gelegentliche Ruckeln) nicht auf die Doppelkonvertierung zurückzuführen sind. Ansonsten ist das die gewohnte übliche Qualität eines Asylum-HD-Releases.

Tonqualität: Deutscher und englischer Ton – die deutsche Synchro ist einen Tacken besser als üblich (offenbar kann sich selbst Great Movies mittlerweile ein-zwei professionelle Sprecher pro VÖ leisten). Sound- und Musikmix sind okay.

Extras: Making-of, Trailer und ein wirklich lustiges gag reel.

Fazit: Asylum macht’s mir echt schwer, den Laden zu mögen – auf jeden brauchbaren B-Film oder lustigen Trashspaß kommen halt ungefähr fünf unkuckbare Schotterstreifen (nicht von ungefähr sind die meisten „guten“ Asylum-Filme solche, die nicht sklavisch mockbustern, sondern sich generell an etablierte B-Movie-Tropes hängen). „Atlantic Rim“ ist sicherlich nicht das Schlimmste, was je unter dem Asylum-Banner erschienen ist (da nominiere ich immer noch [[Dragon]], [[Universal Soldiers]] oder den unsäglichen [[Lord of the Elves]]), aber halt lange nicht gut oder wenigstens unterhaltsam-verkackt. Die paar witzigen Szenen, die der Film tatsächlich hat, kann man zwar guten Gewissens in einem Asylum-Highlight-Reel unterbringen, aber über 90 Minuten fehlt dem Ding dann doch die Substanz. Mit allen zugedrückten Hühneraugen reicht das knapp für ’nen zweiten Punkt…


mm
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