Attack from Space

 
  • Original-Titel: Attack from Space
  • Alternative Titel: Super Giant vs. The Satellites |
  • Regie: Koreyoshi Akasaka, Teruo Ishii, Akira Mitsuwa
  • Land: Japan
  • Jahr: 1957-58/64
  • Darsteller:

    Ken Utsui (Starman/Super Giant), Sachihiro Ohsawa, Junko Ikeuchi, Minako Yamada, Shôji Nakayama, Kan Hayashi, Minoru Takada, Utako Mitsuya, CHisako Hara, Reiko Seto


Vorwort

Schon wieder Alarm im Weltall – die bösen Jungs aus der Spherion-Galaxis wollen das Universum erobern und bei der guten alten Erde anfangen. Das übersetzt sich zwanglos in drohenden Nuklearkrieg, und wie wir schon aus Atomic Rulers wissen, gefällt das den Bewohnern des Smaragd-Planeten wegen der galaktischen Umweltverschmutzung nicht sonderlich gut. Daher beschließt das High Council, erneut Starman ins Rennen zu schicken, auf das er den bösen Spherions Mores lehrt und nebenher noch die verräterischen Erdlinge, die mit den Böswatzen gemeinsame Sahe machen, auslöscht. Auf dem Weg der Erde stolpert Starman direktemang über ein Raumschiff der Spherions, muss seinen fürchterlichen Angriff (er versucht, so eine Art Gartenzaun, den die Spherions an ihr Schiff montiert haben, abzuropfen) aufgrund unerwarteter Meteoritenschauer allerdings abbrechen und sich darauf beschränken, auf der Erde genaueres herauszufinden.

Dort, also auf der Erde, bastelt Professor Yanakawa an einem Raumschiff, das selbstredend nur zu friedlichen Zwecken eingesetzt werden soll. Je näher man der Vollendung – speziell des Antriebssystems – entgegenschreitet, um so häufiger ereignen sich allerdings rätselhafte Unfälle und sonstige Betriebsstörungen. Sabotage? Nix genaues weiß man nicht, doch des Professors possierliche Kinder (zumindest etwas älter als die üblichen Kennys) bemerken auf der Einkaufstour nach Ersatzteilen, dass ein geheimnisvoller Unbekannter den gesamten Vorrat der benötigten Teile gekauft hat. Die Kids beschließen die Verfolgung des Schnäppchenjägers und geraten auf einem Friedhof in die Hände der Spherionsj, denen Professorentochter und -sohn gerade richtig kommen, brauchen sie doch ein Druckmittel, um für ihr eigenes frisch gebautes Raumschiff die Herausgabe des Professoren-Antriebs erpressen zu können (fällt hier noch jemandem außer mir ein leichtes logisches Problem auf? Außerirdische, die munter durchs Universum zoomen, brauchen den Antrieb des Erdlings?). Yanakawa wird mitsamt seinen Kids per Gehirnwäsche in einen willfährigen Spherion-Sklaven verwandelt und zur „Space Platform“ der Schurken gebracht, um dort eine Raumschiffsflotte zu konstruieren, dieweil Starman mit den Invasoren in den vulkanischen Schluchten des Todessterns (!) balgt. Weil die Spherions allerdings Trottel (allerdings solche mit mächtigen Todesstrahlen, mit denen sie das ein oder andere irdische Baudenkmal atomisieren) sind, lässt die mentale Beeinflussung ihrer „Sklaven“, zumindest bei den Professorenkindern und einem mit-gekidnappten Assi des Weißkittels nach. Schnell wird eine Flucht geplant, doch nach anfänglichen Erfolgen gelingt es den Spherions, die Ausbrecher wieder einzufangen und unbürokratisch zum Tode zu verurteilen. In letzter Sekunde greift Starman ein…


Inhalt

Ich hatte ja bereits im „Atomic Rulers“-Review anklingen lassen, dass mir die weiteren US-Bearbeitungen des japanischen „Super Giant“-Serials im Rahmen der Mill-Creek-„Nightmare Worlds“-Box vorliegen, und hier kommt auch schon die zweite. Die allgemeinen Anmerkungen kann ich, denke ich, auf das nötigste Mindestmaß zusammenstauchen: wieder wurden von amerikanischen Produzenten zwecks Versendung im TV zwei gut fünfzig Minuten lange Episoden der „Super Giant“-Serie, die als erste japanische SF-/Superheldenserie als direkter Vorläufer von „Ultraman“, „Kamen Rider“ bis hin zu „Power Rangers“ gelten kann, zu einem abendfüllenden Spielfilm zusammengeschnitten.

Wie schon bei „Atomic Rulers“ erwähnt, fährt diese zweite „Starman“-Filmfassung den SF-Anteil deutlich hoch – der wackere Superheld aus Stahl hat’s diesmal nicht mit irgendwelchen drittklassigen Schurkenstaatanführern, die sich mit simpler Welteroberung befassen, zu tun, sondern mit leibhaftigen Aliens, für die unsere Erdkugel gerade eben mal Punkt 1 auf der Tagesordnungsliste zur Eroberung des gesamten Kosmos darstellt (warum sie aber ausgerechnet mit einem derart unwichtigen Planeten anfangen… naja, vielleicht zur Übung). D.h. Starman (so er denn im Bild ist, denn für den nominellen Helden, Titelcharakter und all-around-go-to-guy hat der Herr relativ sparsam screentime) kloppt sich nicht in unterirdischen Insel-Lairs mit Hundertschaften finsterer Mordbuben, sondern an Bord einer Raumstation. Ansonsten bleibt die Formel, rein inhaltlich gesehen, nahe am bewährten Muster des ersten Serials/Films, mit dem gravierenden Unterschied, dass Starman – der sich heute nicht ein einziges Mal in „Zivilkleidung“ transformiert – keine gesteigerte handlungstragende Bedeutung hat (die bleibt den menschlichen Protagonisten, d.h. hauptsächlich des Professors Töchterchen und seinem Assistenten, vorbehalten), sondern mehr oder minder nur als personifizierte deus-ex-machina-Lösung für den Showdown gebraucht wird. Neben ein paar ganz grundsätzlichen logischen Macken (ich verstehe immer noch nicht, warum die Spherions, die bislang anscheinend ganz gut ohne fremde Hilfe zurechtgekommen sind, nun auf einmal einen irdischen Professor brauchen, auf dass er ihnen Raumschiffe bastelt, die für meinen Geschmack nicht wirklich effektiver wirken als die Weltraumkaleschen, mit denen sie bislang unterwegs waren) überrascht „Attack from Space“ mit einer recht düsteren Attitüde (für einen Film bzw. eine Serie, die sich an ein jugendliches Publikum richtet). Klar, schon der erste Teil brachte Kinder in Gefahr, aber in Teil 2 werden die Kids des Professors (die immerhin aber deutlich Teenager sind) in einer bizarren Apparatur gehirngewaschen und in Sklaven verwandelt und stehen vor dem Finale kurz vor der Exekution durch Erschießung, das ist schon recht harter Tobak für juveniles kiddie-Abenteuer-Garn. Dazu passt dann freilich auch, dass die Spherions ohne weiteres als Nazis identifiziert werden können – sie tragen entsprechende Uniformen (leider ohne Armbinden. Lamer) mit recht eindeutigen Applikationen, und grüßen sich mit erhobenem rechten Arm. Ich will jetzt gewiss nicht meckern, aber als japanischer Filmemacher würde ich mich da nicht sooo weit aus dem Fenster lehnen… Immerhin – wenn man die Schurken zu Nazis macht, kann man wenigstens ohne schlechtes Gewissen den body count in die Höhe treiben… wo Starman im ersten Film seine Gegner maximal verprügelte, greift er jetzt mit heller Begeisterung zu Schußwaffen und erledigt kaltlächelnd ganze Legionen von Nazi-Schergen – good friendly family entertainment!1

Der (Drehbuch-)Rest ist das übliche – grauenvolle Dialoge, die durch die Synchronisation ins Englische bestimmt nicht besser geworden sind, völlige Verkennung elementarer Physik (im Weltraum ist’s, so zumindest die Japaner hier, gut atmen… aber so machen wenigstens die Freitreppen auf den Spherion-Basen Sinn. Außerdem kann man, was mir auch neu war, im Weltraum einfach jemanden über eine „Mauer“ schubsen und er fällt „runter“), und, um die Kürzungen auszugleichen, pathetisches Gelabere des omnipräsenten Erzählers.

Dafür bietet „Attack from Space“ wenigstens ein paar Schauwerte – die Weltraumeffekte sind so lachhaft, dass selbst Ed Wood sich vermutlich geschämt hätte (die Schiffe der Spherions werden an deutlich sichtbaren Drähten geführt), konzeptionell hirnrissig (wieder einmal kann Starman auf einem in voller Fahrt befindlichen Fahrzeug in aller Ruhe „stehen“) und miserabel fotografiert (Perspektive? Größenrelation? What’s that in Japanese?), dafür wird wieder beachtlicher Aufwand bei den Kulissen betrieben – ähnlich wie beim Vorgänger und seinen Geheimverstecken sind die Sets der Raumstation, Raumschiffe und Labors nicht wirklich *gut*, aber sie sehen auch nicht billig aus; an uniformierten Komparsen spart man auch nicht (und die silbermetallicfarbigen Anzüge, die die Spherions ihren Sklaven anziehen, sind trés chique). Die Kameraführung ist wieder nicht fair zu beurteilen, da ein 2.35:1-Format auf fernsehtaugliches Vollbild zusammengestaucht wurde – fairer zu beurteilen ist die, cough-cough, Kampfchoreographie (denn auch wenn Starman gerne um sich ballert, lässt er auch die Fäuste sprechen), die einmal mehr selbst Spencer/Hill-Imitate wie Jackie-Chan-Werke aussehen lässt (da fallen schon mal Komparsen um, wenn Starman in der groben Umgebung mal einen Schwinger in die blanke Luft austeilt. Wahrscheinlich der enorme Luftzug). Die drei Regisseure schaffen’s in keiner Sekunde, so etwas wie einen echten Spannungsaufbau zu stricken (zumal in der Schlussphase nicht wirklich etwas global wichtiges auf dem Spiel steht – wie schon gewohnt hat sich Starman nur der Tussi wegen in ein Handgemenge verwickeln lassen; die „Gefahr“ ist nicht etwa die Zerstörung der Erde, sondern nur, dass das Mädel das bereitstehende Weltraumtaxi, das auf automatischen Start programmiert ist, verpasst – und selbst das ist keine, weil sie ja problemlos mit Starman zur Erde fliegen kann. Atemprobleme gibt’s ja in diesem Universum nicht), aber alle Nase lang gibt’s Radau oder zumindest eine halbwegs flotte Szene, da man sich im Gegensatz zum ersten „Film“ nicht mit den Sorgen und Nöten von Waisenkindern herumschlagen muss und ein Großteil des Films wirklich in der Alien-Basis spielt. Zwischendurch überraschen die Filmemacher mit einer kurzen Zerstörungsorgie, in der die Spherions mit ihren Todesstrahlen ein paar Regierungssitze planieren – die Modellarbeit ist sicherlich deutlich schwächer als bei zeitgenössischen kaijus (und manchmal will ein geklauter establishing shot nicht recht mit dem explodierenden Modell zusammenpassen), aber ich respektiere, dass man sich tatsächlich die Mühe gemacht hat, ein paar Destruktionssequenzen zu drehen (hätte dem lahmen Vorgänger auch nicht geschadet). Total debil, aber nicht gänzlich stimmungslos ist der „Luftkampf“ über dem „Todesstern“.

Was mich ein wenig stört, ist die Umcharakterisierung von Starman – der hat mir einerseits viel zu viel Spaß am Böslinge totschießen und ist schon beinahe unsäglich arrogant, wenn er mit ausgebreiteten Armen auf einer Treppe steht, ein Lachen, das einem mad scientist gut zu Gesicht stehen würde, ausstößt und die Spherions freundlich einlädt, doch (wirkungslos) auf ihn zu feuern. Das ist nicht mehr der „Freund aller Kinder“ aus Teil 1 (der zudem dort nicht wirklich emotional wurde), das ist mehr der superstarke Soziopath von Nebenan, der nur zufällig auf der „richtigen“ Seite steht. Ken Utsui stößt zudem in einigen Szenen, in denen (zumindest behauptet das Erzähler) ihn drückende Gewissensfragen plagen (so z.B. in der Anfangssequenz, in der er überlegt, ob er lieber das Alienschiff weiter angreift oder zur Erde weiterfliegt) und ihm nicht nur Stoneface-Mimik, sondern echte Schauspielerei abverlangt wird, heftigst an die Grenzen seines thespischen Könnens.

Wie schon in Teil 1 rekrutiert sich die Chefetage der Schurken aus kaukasischem Genmaterial. Wer abseits von Utsui welche Rolle spielt, ist mir völlig unklar – auch die Credits helfen nicht weiter, da der amerikanische Vertrieb offensichtlich einen einheitlichen Vorspann vor alle Filmversionen gepichelt hat (daher ist obige Darstellerliste auch weitgehend identisch mit der zu „Atomic Rulers“) – überdies auch die komplette „Smaragdplanet“-Sequenz mit dem „High Council“. Möglicherweise haben das aber auch schon die Japaner so gehandhabt, warum sollte man eine potentiell aufwendige Szene mit fremdartigen Kulissen und hysterisch-doofen Kostümen mehrmals drehen, wenn man sie auch wiederverwenden kann.

Bildqualität: Der Vollbildtransfer ist erträglich – wenig Defekte, ein paar Laufstreifen und Verschmutzungen, für Alter und Güteklasse des Werks erträgliche Schärfe- und Kontrastwerte. Geht so.

Tonqualität: Die Dialoge sind größtenteils verständlich (nur Yanakawas Sprecher nuschelt bedenklich), wenn auch natürlich arg verrauscht. Auch die Musik (wie schon beim ersten Teil vermutlich nicht ursächlich für dieses Serial entstanden) ist dumpf und breiig, aber das liegt bei PD-Boxen wie dieser in der Natur der Sache.

Extras: –

Fazit: Der Buschfunk hatte Recht – „Attack from Space“ ist in der Tat etwas, äh, naja, „besser“ ist das falsche Wort… sagen wir mal… lebhafter als der dröge „Atomic Rulers“, auch wenn letztlich die gleiche Story nur leicht variiert wird und aus irdischen außerirdische Schurken gemacht werden. Das bietet den Produzenten zumindest Gelegenheit für eine füllige extrem schäbiger „Spezialeffekte“ und anderweitige schlechte Ideen. Die Stilisierung der bösen Außerirdischen zu armhebenden Nazis sorgt als Kuriosum am Rande ebenfalls für Erleichterung, den Kunstgriff, aus dem gutherzigen Superhelden Starman einen überheblichen und kaltblütigen Killer zu machen, kann man aber auch nur deshalb (weil’s halt gegen Pseudo-Nazis geht) tolerieren. Insgesamt aber ist die „Starman“-Serie für mich nach dem nunmehr zweiten gesichteten Beitrag immer noch kein „ernsthafter“ Konkurrent für unfreiwillig komischen SF-Trash aus den USA – zwar bietet „Attack from Space“ einiges an campy fun, nimmt sich aber irgendwie immer noch selbst zu ernst. Ich kann’s nicht wirklich nachvollziehbar begründen, aber wo mich ein Ed Wood, ein Phil Tucker, ein Larry Buchanan oder auch ein früher Corman ungläubig-gespannt vor den Bildschirm fesseln, verflüchtigte sich mein Interesse an Starmans repetetiven Umtrieben spätestens nach etwa 45 Minuten – wird wohl schon seine Gründe gehabt haben, warum die Japaner die Serie in 50-Minuten-Happen auf die Konsumenten los ließen, länger am Stück ist der Schmu trotz aller Trash-Werte nicht zu ertragen. Macht summa summarum wieder 2 DVDs (aber deutlich „bessere“ 2 DVDs als „Atomic Rulers“).

2/5
(c) 2009 Dr. Acula


mm
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