Asylum – Irrgarten des Schreckens

 
  • Deutscher Titel: Asylum - Irrgarten des Schreckens
  • Original-Titel: Asylum
  •  
  • Regie: Roy Ward Baker
  • Land: Großbritannien
  • Jahr: 1972
  • Darsteller:

    Barbara Parkins (Bonnie), Richard Todd (Walter), Sylvia Syms (Ruth), Peter Cushing (Smith), Barry Morse (Bruno), Ann Firbank (Anne), John Franklyn-Robbins (Stebbins), Britt Ekland (Lucy), Charlotte Rampling (Barbara), James Villiers (George), Megs Jenkins (Higgins), Herbert Lom (Byron), Patrick Magee (Dr. Rutherford), Robert Powell (Dr. Martin)


Vorwort

Über die britische Produktionsgesellschaft Amicus haben wir uns auch schon öfter unterhalten. Für Frischlinge – die beiden Amerikaner Max Rosenberg und Milton Subotsky gründeten die Firma, um von den günstigeren Produktionsbedingungen in England zu profitieren, wobei sich in strikter Arbeitsteilung Rosenberg um die wirtschaftlichen Belange kümmerte und Subotsky die kreative Ausrichtung der Firma überwachte. Nachdem Amicus zunächst mit Rock’n’roll-Musicals reüssierte und die Kinoversion der Dalek-Abenteuer aus DOCTOR WHO verantwortete, realisierte Subotsky, dass das mit Abstand erfolgreichste unabhängige britische Studio Hammer mit seinem beständigen Output an kassenträchtigen Horrorfilmen war. Und wie so häufig in der Filmgeschichte kapierte Subotsky auch, dass man im Horrorbereich mit verhältnismäßig geringem Einsatz ordentlich absahnen konnte.

Amicus wurde also flugs in Hammers primäre Konkurrenz umstrukturiert. Subotsky gab dabei die Parole aus, dass man in Sachen Sex und Gewalt deutlich unter der von Hammer gesetzten Messlatte bleiben würde und entwickelte als spezielles Spezialgebiet der Firma den Anthologiehorror. Hierfür gab es mit dem Klassiker DEAD OF NIGHT nicht nur ein allgemein wohlgelittenes britisches Vorbild, es ermöglichte Amicus auch, praktisch alle von Hammers Leib- und Magenstars und Stammdarstellern vor die Kamera zu ziehen. Die kurzen Episoden der Amicus-Anthologien garantierten kurze Drehzeiten, und kaum ein Schauspieler ließ sich die Gelegenheit entgehen, für ein paar kurze Arbeitstage einen netten kleinen Scheck zu kassieren (speziell Peter Cushing, der in fast jedem Amicus-Anthologiefilm mitwirkte, nahm diese Parts gerne an, da sie ihm erlaubten, mehr Zeit mit seiner kranken Frau zu verbringen).

Obschon Milton Subotsky gerne selbst Drehbücher schrieb (aber nicht unbedingt gut), verschloss er sich nicht anderweitigen Expertisen. Amicus adaptierte in zwei Filmen (TALES FROM THE CRYPT und VAULT OF HORROR) Geschichten aus dem reichhaltigen Fundus der EC-Comics, und nicht weniger als dreimal versicherte sich die Firma der schreiberischen Dienste von Robert Bloch, einem renommierten Autor von Horror und Mystery, der von Alfred Hitchcock 1961 ins Blickfeld der Mainstream-Öffentlichkeit katapultiert wurde, als er seinen Roman PSYCHO adaptierte.

Nach DER FOLTERGARTEN DES DR. DIABOLO (dem möglicherweise „harmlosesten“ Horrorfilm der Kinogeschichte) und dem sehenswerten TOTENTANZ DER VAMPIRE stellte also ASYLUM – IRRGARTEN DES SCHRECKENS Blochs dritte und letzte Arbeit für Amicus dar, für die er wie bereits bei TOTENTANZ DER VAMPIRE auf Kurzgeschichten zurückgriff, die er zu Beginn seiner Autorenkarriere in den 40ern und 50ern veröffentlicht hatte.

Als Regisseur fungierte Hammer-Veteran Roy Ward Baker, der wie so mancher Hammer-Regisseur gerne für Amicus arbeitete, weil dort alles etwas familiärer zuging, und im Cast findet sich wieder der eine oder andere von Hammer-Alumnus…


Inhalt

Natürlich beginnt ASYLUM mit seiner Rahmenhandlung. Der junge Psychiater Dr. Martin (Robert Powell, CHARLIE STAUBT MILLIONEN AB, MAHLER) fährt raus aufs Land zum Sanatorium der berühmten Seelenklempner Dr. Starr und Dr. Rutherford (wenigstens nicht Dr. Tarr und Professor Feather), wo er sich hinsichtlich einer potentiellen Festanstellung vorstellen will. Der an den Rollstuhl gefesselte Dr. Rutherford (Patrick Magee, UHRWERK ORANGE, ZULU, BARRY LYNDON) ist mal eher skeptisch, was die Eignung und Erfahrung des Jungspunds angeht, denn die hiesigen Patienten sind eher, naja… hoffnungslose Fälle – Rutherford versucht gar nicht erst, seine Schützlinge zu therapieren, er ist der Ansicht, das Beste, was man für diese armen Teufel tun kann, ist sie einzusperren und aufzupassen, dass sie sich und anderen nicht schaden. Das läuft natürlich komplett diametral entgegen zu den progressiven Ansichten von Martin, und abgesehen davon würde er ja jetzt doch gerne auch mal mit Dr. Starr sprechen. Das allerdings ist ein Problem, denn Starr hat kürzlich selbst den Verstand verloren und ist jetzt einer der Patienten.

Aber das bringt Rutherford auf eine Idee – sollte es Martin gelingen, unter den vier im Obergeschoss untergebrachten Nutcases den vormaligen Co-Leiter der Anstalt zu identifizieren, dann würde Rutherford ihn glatt für qualifiziert genug für den Posten halten. Da Rutherford aus verständlichen Gründen ihn nicht selbst begleiten kann, wird Aufseher Max (Geoffrey Bayldon, CATWEAZLE, DIE LETZTE NACHT DER TITANIC) dem Jungdoktor zur Hand gehen.

Die Patienten-Etage ist mit einer Stahltür gesichert. Max empfängt Martin und gibt weitere Bedingungen bekannt – er wird Martin unterstützen, aber keinerlei Hinweise geben.

Patientin Nummer 1 ist eine gewisse Bonnie (Barbara Parkins, DAS TAL DER PUPPEN, BÄRENINSEL IN DER HÖLLE DER ARKTIS), ein junges Frauenzimmer, das sich aber mysteriöserweise weigert, Martin sein Gesicht zu zeigen. Der Doc stellt sich als passionierter Zuhörer vor und lässt sich ihre Geschichte erzählen.

Bonnie ist die Geliebte von Walter (Richard Todd, DER LÄNGSTE TAG, DIE ROTE LOLA), einem Mann mittleren Alters. Bonnie geht Walter telefonisch auf den Keks – die Liebenden haben geplant, heute endlich die berühmten Nägel mit Köpfen zu machen. Was ihrem weiteren Glück nämlich im Weg steht, ist Walters herrisches Eheweib Ruth (Sylvia Syms, GEHEIMAKTION CROSSBOW, ABSOLUTE BEGINNERS,DIE QUEEN), unter deren Pantoffel der arme Walter sein freudloses Dasein fristet. Okayokay, es bedarf keiner besonderes ausgeprägten zwischen-den-Zeilen-Lesen-Fähigkeiten, um zu realisieren, dass, sollte das Unterfangen wie gewünscht gelingen, Walter im Endeffekt zukünftig nur anstelle von Ruth von Bonnie dominiert werden wird, aber vielleicht hat der gute Walter ja prinzipiell nichts dagegen, herumgeschubst und –kommandiert zu werden (schließlich verdiene Dominas ja gutes Geld), und wünscht nur ein jüngeres, hübscheres Modell. Jedem Tierchen usw. Jedenfalls verspricht Bonnchen, Walter nach der Tat umgehend aufzusuchen, und dann kann irgendwo an einem schönen Strand ein neues Leben begonnen werden.

Als Ruth von wo auch immer eintrifft, darf sich Walter erst mal runterputzen lassen, bevor er damit rausrückt, dass er ein Geschenk für seine holde Angetraute hat. Ruth ist gespannt – zur Demonstration muss das Paar allerdings in den Keller wandeln, und dort steht dann auch das gute Stück: eine funkelnagelneue Gefriertruhe. Zu meiner gelinden Überraschung findet das Präsent des Ehebesens Wohlgefallen, Ruth schreitet zur näheren Untersuchung des Neuerwerbs. Was ihr vermutlich geringfügig weniger gefällt, ist, dass Walter eine Axt zückt und sie damit hinterrücks erschlägt. Dürfte im Endeffekt insgesamt alles billiger gewesen sein als eine Paartherapie.

Walter befasst sich in der Folge damit, Ruth – auf einer ordentlich ausgelegten Plastikplane, der gute Bursche ist ein aufmerksamer Hausmann – in handliche Einzelteile zu zerlegen und selbige säuberlich in Packpapier einzuwickeln. Naja, und was das „wohin damit“ angeht, wofür hat Walter den Freezer wohl gekauft? Zwischendurch findet sich auch Zeit für ein Telefonat mit Bonnie, die erfreut über die Vollzugsmeldung ihr sofortiges Erscheinen ankündigt.

Wenig später lässt Bonnie sich dann auch durch die Seitentür in Walters Wohnstatt, doch vom geliebten Geliebten ist weit und breit nichts zu sehen. Also pilgert sie in den Keller – dort ist auch erst mal nichts zu sehen. Dafür aber in der Gefriertruhe – Bonnie hat vielleicht mit ein paar Ruth-Päckchen gerechnet, aber nicht mit einem nicht gar so fachmännisch dort verstauten Walter. Und plötzlich sieht sich Bonnie mit den höchst lebendigen und auf sie zukrauchenden Einzelteilen der ermordeten Gemahlin konfrontiert…

Hübsche Geschichte, resümmiert Martin (nachdem er auch den Grund für Bonnies Zurückhaltung, was das Zeigen ihres Gesichts angeht, ergründet hat), aber Dr. Starr ist Bonnie nicht (und ehrlich gesagt – Bonnie mag aufgrund des Erlebten, so es wahr ist, eine Klatsche haben, aber dass sie so eine Gefahr für die Allgemeinheit ist, kaufe ich nicht für nen Shilling, sie selbst hat Walter ja allenfalls angestiftet. Egal.). Also auf zu Patient Nummer 2, Bruno.

Bruno (Barry Morse, MONDBASIS ALPHA 1, DIE MARS-CHRONIKEN, UNTERNEHMEN DELTA III) hockt im Schneidersitz auf seinem Tisch und schneidert. Zwar hat er weder Stoff noch Faden noch Nadel, aber Trockennähen soll ja auch Spaß machen. Bruno war, große Überraschung, bevor er im Lande der Verrückten sein neues Domizil aufschlug, im echten Leben professioneller Schneider . Aber im London der frühen 70er ist der Bedarf an maßgeschneiderten Anzügen von einem Hinterhof-Nadelschwinger einigermaßen überschaubar, und Bruno muss kucken, wie er mit mickrigen Reparatur- oder Bügelaufträgen über die Runden kommt. Surprise: he does not. Zumindest reicht’s nicht, um die Miete für die kombinierten Wohn- und Geschäftsräume der runtergekommenen Art zu begleichen, und Vermieter Stebbins (John Franklyn-Robbins, TASK FORCE POLICE, JANE AUSTENS EMMA, und endlich jemand, der auch einen kleinen Auftritt in DOCTOR WHO hatte) wird, was die Zahlung der Nutzungsentschädigung angeht, langsam ein wenig pingelig. Mit dem unterwürfigsten Hundeblick gelingt es Bruno, einen Aufschub von einer knappen Woche (es ist Montag, und am Samstag wird Stebbins wiederkommen) zu erreichen. Aber sowohl Bruno als auch sein treues Wie Anna (Ann Firbank, REISE NACH INDIEN, STAR WARS EPISODE IX: DER AUFSTIEG SKYWALKERS) wissen – es braucht schon ein amtliches Wunder, um in der knappen Frist die nötige Kohle zu scheffeln. Aber das Wunder marschiert schon durch die Tür – ein gewisser Mr. Smith (Peter Cushing, KRIEG DER STERNE, DRACULA), und der will nicht nur seinen Kaftan gestriegelt haben, sondern hat einen Auftrag für einen vollständigen, ganzen, neuen Anzug in der Tasche. Sure, die Bedingungen sind etwas seltsam – Smith hat den Stoff schon mitgebracht, ein seltsames, Bruno unbekanntes Material, er hat ganz spezielle Schnittanweisungen und ausgemessen werden muss auch nichts, denn die Kutte ist nicht für ihn, sondern für seinen Sohn, als Geschenk, und die Maße hat Smith auch dabei, wie auch eine ausführliche Anleitung, wie, was und wann Bruno an dem guten Stück herumschneidern kann – ausschließlich nach Mitternacht und maximal bis fünf Uhr morgens. Das ist alles reichlich mysteriös, aber Smith ist willens, für die Auftragsarbeit 200 Pfund auszuspucken (ich wiederhole mich: nach heutigem Kurs ungefähr mehrere Trillionen Euro), und das wird, vermute ich, nicht nur Stebbins‘ Mietforderungen bis ins Jahr 1985 decken, sondern auch noch genug Wechselgeld für eine Weltreise und ein goldenes Nähnadelset übrig lassen. Keine Frage, Bruno ist dabei.

Ann findet das alles natürlich reichlich merkwürdig, und auch Bruno stellt fest, dass sein Versuch, außerhalb der von Smith spezifizierten Nähzeiten die Nadel zu schwingen, an der Renitenz des Materials schmerzhaft scheitert. Trotzdem – das Unternehmen gelingt, der Anzug rechtzeitig fertig, auch wenn sich das Schneiderpaar einig ist, dass man mit dem eher ungewöhnlichen Schnitt und den seltsamen Symbolen an Kragen und Besatz beim Neujahrsempfang der Queen wohl unangenehm auffallen wird; allenfalls Elvis hätte sowas in seiner Vegas-Phase als Kluft in Erwägung gezogen. Aber wer zahlt, schafft an, also packt Bruno am Freitagabend das stolze Werk ein, um es Smith zu liefern. Der haust in einer nicht sonderlich einladenden Seitengasse, und wie sich herausstellt, ist seine Wohnung eher spärlich möbliert, erfreut über die pünktliche Lieferung ist der Auftraggeber trotzdem. Bruno kommt das erfreuliche Thema Moneten zu sprechen und Smith ist ganz Gentleman. Bruno möge bitte seine Rechnung schicken, er wird dann umgehend einen Scheck ausstellen. Nun kennt Bruno Post- und Banklaufzeiten und besteht unbürokratisch auf direkter Kohlenübergabe cash auf die Kralle. Das ist für Smith nun einigermaßen unangenehm, denn, naja, jetzt gerade auf der Stelle und so in bar hat er keine Öre. Das wiederum befriedigt Bruno nicht sonderlich, der androht, seine Klamotte postwendend wieder einzupacken und nach Hause zu tragen, aber das kann Smith nicht zulassen, denn… er braucht den Anzug JETZT und HIER, und warum, das wird er Bruno nicht gern, aber wenn’s denn sein muss, auch demonstrieren. Im Nebenzimmer ruht nämlich der bewusste Herr Sohn, und der schnorchelt nicht den Schlaf der Gerechten, sondern ist amtlich hin, und das nicht erst seit gestern (wofür er aber noch ganz gut aussieht). Smith hat nach dem Ableben des Juniors sein Leben und sein ehedem beträchtliches Vermögen dafür aufgewendet, eine Methode zu finden, um den Toten wieder ins Leben zurückzuholen, und mit Hilfe eines antiken okkulten Buchs (ich hätt’s ganz nett gefunden, wenn Bloch es zum Necronomicon gemacht hätte) fand er auch die Gebrauchsanweisung, will sagen, die Anleitung zum Schneidern einer ganz besonderen Robe mit magischer Macht, die an einem bestimmten Tag ihren Träger ins Leben zurückruft.

Bruno hält das alles für Wahnsinn der fortgeschrittenen Art und will von derlei Schandtaten nichts wissen, aber Smith hat für diesen Fall einen Argumentationsverstärker in Form einer Kugelspritze. Es kommt zu einem Handgemenge, in dessen Verlauf Bruno Smith eher versehentlich, aber nichtsdestoweniger endgültig erschießt.

Wieder in der heimischen Werkstatt gibt er Ann die strikte Anweisung, alles, was auch nur entfernt mit dem verrückten Kunden zu tun hat – Restmaterial, Anleitung, das von ihm erbeutete Buch und natürlich den Anzug zu Asche zu verbrennen. Doch am nächsten Morgen muss Bruno feststellen, dass auf treue Ehefrauen auch kein Verlass mehr ist. Ann hat’s nicht übers Herz gebracht, den Anzug abzufackeln, sondern ihn stattdessen auf die Schneiderpuppe Otto gezogen – und die fremdländische Magie funktioniert nicht nur bei Toten…

Ein weiteres tragisches Einzelschicksal, aber, da ist Martin sicher, auch das ist nicht Dr. Starr. Vielleicht verbirgt sich der verklappte Klapsmüller hinter Tor Nummer 3? Dort ist wieder Weibsvolk ansässig, nämlich eine gewisse Barbara (Charlotte Rampling, ORCA, DER KILLERWAL, ZARDOZ), und die keift den jungen Doktor auch gleich mal an, dass sie keinen Medizinmann, ob für körperliche oder geistige Gebrechen braucht, sondern einen Winkeladvokaten, ist sie doch Opfer einer geradezu grotesken Fehlleistung des britischen Justizsystems! Wir haben unsere Zweifel…

Nach einem längeren Aufenthalt in einer etwas weniger abnormal geführten Institution für die geistig Verwirrten bringt der treusorgende Ehemann George (James Villiers, JAMES BOND 007 – IN TÖDLICHER MISSION, EKEL, DAS GRAB DER BLUTIGEN MUMIE) Barbara nach Hause. Und zwar RICHTIG nach Hause, in die alte Familienvilla, in der Babsi ihre glückliche Kindheit verbracht hat. George hofft inständig, dass die Umgebung aus den guten alten Zeiten der psychischen Rekonvaleszenz seiner Holden zuträglich ist, und insbesondere, dass ihre beste Freundin Lucy, allgemein als schlechter Einfluss und maßgeblich verantwortlich für die derangierte Rübe Barbaras hier keinerlei Erwähnung mehr findet. Barbara steht der Nummer prinzipiell einigermaßen aufgeschlossen gegenüber, zeigt sich aber milde irritiert bis genervt, dass George eine live-in-Krankenschwester, Mrs. Higgins (Megs Jenkins, SCHLOSS DES SCHRECKENS, OLIVER!, VIER FRAUEN UND EIN MORD) engagiert hat. Ihrer bescheidenen Ansicht nach ist Barbara absolut voll auf der Höhe, so geistig gesehen, und der Umstand, dass George eine Betreuerin angeheuert hat, wird von ihr – durchaus verständlicherweise – dahingehend interpretiert, dass ihr Männe dem Braten der Gesundung nicht traut. George beruhigt – reine Vorsichtsmaßnahme, falls Barbara sich von der Rückkehr ins echte Leben überfordert fühlt etc. pp. Zudem ist die Higgins kein Drache, sondern eine freundliche, joviale Person.

Man verfrachtet Barbara nach der anstrengenden Autofahrt praktisch direkt auf ihr Zimmer, und kaum hat sich die Tür geschlossen, schleicht sich Lucy (Britt Ekland, JAMES BOND 007 – DER MANN MIT DEM GOLDENEN COLT, THE WICKER MAN, BEVERLY HILLS VAMP), ihres Zeichens steiler blonder Feger, ins Gemach. Sie hat mitbekommen, dass Barbara entlassen wurde und sich zusammengereimt, wo George sie hinschaffen wird. Und natürlich ist sie ausgesprochen eager, die vormalige Beziehung als best besties forever umgehend wieder aufzunehmen. Aber natürlich ist Lucy klar, dass das nicht funktionieren wird, solange George in der Gleichung auftaucht. Die Lösung ist – na, erst mal noch nicht Mord, sondern eine heimliche Verzupfungsaktion bei Nacht + Nebel. Lucy wird alles arrangieren, Barbara sich aber schon mal mental und gepäcktechnisch auf einen Spontanumzug vorbereiten.

Die unerwartete Begegnung mit der Freundin sorgt bei Barbara natürlich für gewisse Aufregung, und als George und Higgins nach ihr sehen, ist der Konsensus, dass man die gute Frau erst mal mit einem Sedativum in eine gesegnete Nachtruhe verabschiedet. Wenig später klingelt das Telefon – es ist für Mrs. Higgins, der die schlimme Kunde überbracht wird, dass ihre werte Frau Mama mit einer ernsten Malaise in ein Hospital eingeliefert wurde. Das erfordert natürlich sofortige töchterliche Anwesenheit und George, wandelnder Zugfahrplan, weiß auch, dass ein passendes Schienenross in Kürze abfährt. Zum Bahnhof fahren wird er sie persönlich, Barbara wird, da medikamentös betäubt, in der Zeit ja keinen Blödsinn anstellen.

Für den Blödsinn ist dann natürlich aber auch Lucy zuständig, die Barbara aus dem Schlafkoma weckt und erläutert, dass sie den Anruf getätigt hat, um Higgins aus dem Haus zu bringen, und zutreffend davon ausging, dass George als Gentleman alter Schule, darauf bestehen wird, sie zum Bahnhof zu bringen. Ergo: sturmfreie Bude und günstige Gelegenheit zur Flucht. Barbara braucht aber mit ihren Reisevorbereitungen lange genug, dass George wieder zurückkommt…

Zurückkommen tut auch Mrs. Higgins mit dem Nachtzug, nachdem sich die mütterliche Krankheit als Fehlalarm herausgestellt hat. Vor der Tür steht Barbara, bestellt unid nicht abgeholt. Higgins hasselt ihren Schützling ins Haus, wo das Duo George mit einer Schere in der Brust tot in seinem Sessel liegend auffindet. Barbara rennt kreischend nach oben. Besorgt folgt ihr die Nurse, aber das ist dann auch das letzte, was sie tun wird…

Martin beginnt das ganze Quizspiel langsam für eine sinnlose Verschwendung von Rohstoffen zu halten, aber Max insistiert – vielleicht sieht er das alles ja anders, wenn er den letzten Kandidaten kennengelernt hat.

Hinter Tür Nr. 4 sitzt Byron (Herbert Lom, RIPTIDE, HEXEN BIS AUFS BLUT GEQUÄLT), bzw. sitzen ist der falsche Eindruck, denn der Mann ist gut beschäftigt. Durch Tragen eines Arztkittels geht Byron quasi sofort auf die Pole Position der Dr.-Starr-Verdächtigen, und dass Bryon einen ordentlichen Brass auf seinen Kerkermeister Dr. Rutherford schiebt, unterstützt diese Interpretation freilich. Byron gibt zu Protokoll, dass Rutherford ihm wenigstens erlaube, als Hobby seine Forschungen weiterzubetreiben, und die bestehen darin, dass er kleine Roboter mit „menschlichen“ Köpfen, so 20 cm hoch, baut – detaillierte Nachbildungen des menschlichen Körpers, versichert Byron, der also offenbar unter der Augenkrankheit leidet, Menschen als bläulich-graue Würfel zu sehen. Sein Meisterstück ist eine Miniaturversion seiner selbst, und das Endziel seiner Arbeit ist es, den Spielzeugen durch schiere Willenskraft ein, bzw. sein Bewusstsein einzuhauchen und damit LEBEN zu erschaffen, muwa-ha-usw.-ha. Martin lässt den Amateur-Frankenstein sein Ding machen und erklärt die Spiele für beendet.

Bei der Abschlussbesprechung lässt er Rutherford diverse Dinge wissen – erstens, dass Dr. Starr ohne Zweifel Byron ist, zweitens, dass er auf den Job dankend verzichtet, und drittens, dass er die ganze Anstalt für ein mittleres Verbrechen gegen die Menschlichkeit hält und von Rutherfords „Methode“, die Patienten sich selbst und ihren Psychosen zu überlassen, ohne überhaupt nur zu versuchen, sie zu therapieren, persönlich und menschlich angewidert ist. Rutherford insistiert, dass jeglicher Heilungs- oder Besserungsversuch ob der Schwere der jeweiligen Dachschäden vollkommen sinnlos ist und man den Patienten schlichtweg nichts besseres anbieten kann als eine sichere Umgebung, in denen sie sich und anderen keinen Schaden zufügen können.

Indes ist Byron eine Etage weiter oben damit beschäftigt, sein Mini-Me durch konzentriertes Anstarren mit seinem Bewusstsein zu imprinten, und das mit Erfolg! Wuah! Als Max den Insassen den leckeren Schmackofatz serviert, gelingt es Byron, den Roboter auf den Gang und in den stummen Diener zu lenken, und von da aus bis in Rutherfords Arbeitszimmer ist es trotz der Reisegeschwindigkeit von 30 cm/Minute nur noch ein verhältnismäßig kurzer Weg.

Dort versucht der Doktor immer noch, seinem jungen Kollegen die Richtigkeit seiner Nicht-Behandlungsmethode zu erklären, bis er mit einem kurzen Aufschrei aus dem Rollstuhl kippt. Skalpell im Nacken ist ungesund, insbesondere wenn von einem rachsüchtigen Psycho-Roboter gesteuert. Martin schleudert den Robbie entsetzt zu Boden und tritt energisch drauf, worauf dessen Hülle aufplatzt und den Blick auf ekliges Organ-Gekröse freigibt…

Nun endgültig davon überzeugt, dass Byron Starr ist und sich für seine Zwangseinweisung an seinem Kollegen gerächt hat, stürmt Martin nach oben, um Max zu überreden, mit ihm nach Byron zu sehen. Dabei stolpert Martin in Maxs Büro, in dem zu allgemeiner, insbesondere Martins Überraschung ein Kadaver parkt – der des ECHTEN Max. Martin hat sich geirrt – nicht Byron ist der verrückte Dr. Starr, sondern der vermeintliche Maxe, und der kann ja jetzt den Jungspund schlecht lebendigen Fußes wieder gehen lassen…

Wenig später fährt ein weiterer hoffnungsvoller Bewerber für eine Stelle im Starr-/Rutherford-Sanatorium vor…

ASYLUM ist ohne Frage ein routiniert gewerkelter Film, aber im Kontext der Amicus-Anthologiestreifen einer der schwächeren Vertreter.

Es liegt fraglos nicht an der Expertise vor oder hinter der Kamera. Baker ist mit seiner ganzen Hammer-Erfahrung eine sichere Bank, Kameramann Denys Coop hatte sich in den 60ern einen soliden Namen mit Filen wwie FÜR KÖNIG UND VATERLAND, LOCKENDER LORBEER oder BUNNY LAKE IST VERSCHWUNDEN gemacht, Komponist Douglas Comley (1975 Oscar-Nominent für DER KLEINE PRINZ) hatte auch schon ordentlich Erfahrung sowohl als Scorer wie als Arrangeur und Orchestrator, und Cutter Peter Tanner war schon seit vor dem Zweiten Weltkrieg im Geschäft und schnitt u.a. den Klassiker ADEL VERPFLICHTET (1949). Naja, und das die Nasen vor der Kamera auch durch die Bank routinierte und renommierte Akteure mit ordentlicher Vita sind, dürfte schon beim Durchlesen der Besetzungsliste aufgefallen sein.

Wieso also zieht ASYLUM gegen TOTENTANZ DER VAMPIRE oder GESCHICHTEN AUS DER GRUFT den Kürzeren? Es ist nicht allein die Schuld von Amicus‘ Firmenpolitik, in Sachen Gewaltdarstellung und Erotik päpstlicher zu sein als der Papst, schließlich trifft das auf die genannten besseren Anthologien genauso zu… es ist am Ende dann doch primär die Sache von Robert Bloch, der, nachdem er wie schon erwähnt für Amicus schon DER FOLTERGARTEN DES DR. DIABOLO und TOTENTANZ DER VAMPIRE (und zudem die nicht-episodischen THE PSYCHOPATHS und THE DEADLY BEES) geschrieben hatte, vielleicht dann doch langsam Probleme hatte, Geschichten zu finden, die ins Format eines Episodenfilms passten und dabei einigermaßen originell und interessant blieben.

Es ist ja eine Kunst, ein Story zu schreiben, die in 20 Minuten oder ein paar mehr oder weniger eine befriedigende Geschichte erzählt und nicht nur auf eine plumpe Pointe hinausläuft, und Bloch, eigentlich durchaus ein Meister der Kurzprosa, wählt hier ziemlich simple, eindimensionale Storys, die nicht sonderlich horribel, nicht mal besonders gruslig oder mysteriös sind. Mag vielleicht (oder sogar wahrscheinlich) daran liegen, dass er sich, wie ich oben schon kurz erwähnt habe, an Geschichten hielt, die er zwanzig-fünfundzwanzig Jahre früher in Pulp-Magazinen veröffentlicht hatte und sicher nicht repräsentativ für die Qualität seiner späteren Arbeiten waren. Horror-Pulps legten im Allgemeinen nicht besonders großen Wert darauf, dass die abgedruckten Geschichten GUT waren, solange sie reißerisch waren und ein paar Seiten füllten. Dafür bekam man dann als Autor ja immerhin andertlhalb bis drei Cent pro Wort…

Es ist daher nicht sehr überraschend, dass die einzelnen Segmente von ASYLUM allesamt die Wurst nicht nachhaltig vom Teller ziehen. „Frozen Fear“ ist eine simple Rache-aus-dem-Jenseits-Angelegenheit, die so auch direkt aus einem EC-Comic stammen könnte, aber immerhin einigermaßen effektiv mit seinen technisch einfachen, aber nicht wirkungslosen Shots der zerhackten Gliedmaßen und Körperteile umgeht (die aber schön eingewickelt bleiben – wir wollen das Publikum am Ende ja nicht erschrecken!). Es ist aber für Amicus, das muss man auch mal sagen, eine vergleichsweise „harte“ Horror-Geschichte, die ein paar eindrucksvollere Schauspieler verdient hätte. Sicher, keine der drei Rollen in dieser Episode ist sonderlich gehaltvoll, aber weder Parkins, Todd noch Syms hinterlassen sonderlichen Eindruck.

„The Weird Tailor“ (eigentlich ein unverschämter Titel, denn Bruno, der arme Schneider, ist ja nicht der, der „weird“ ist) arbeitet in eher gemächlichem Tempo auf seine Doppel-Pointe hin. Barry Morse, der allseits beliebte Victor Bergman aus MONDBASIS ALPHA 1, ist keine schlechte Wahl für das geplagte Schneiderlein, und Cushing ist sowieso immer eine sichere Bank, aber es ist halt selbst für einen Anthologiefilm WENIG Cushing (keine fünf Minuten) und ich bin mir einigermaßen sicher, dass die Story effektiver gewesen wäre, hätte sie den toten Sohn tatsächlich zum Leben erweckt und nicht den kinda-sorta cop-out mit der Schneiderpuppe gewählt.

„Lucy Comes to Stay“ ist, denke ich, die beste Episode – auch wenn dieser als Psychothriller aufgezogenen Geschichte die Pointe, dass Lucy eine imaginäre Freundin Barbaras ist (auch wenn die Episode so gestaltet ist, dass es theoretisch möglich ist, Lucy existiere wirklich), auch keine Offenbarung vom Range eines Shyalaman-Twist ist. Aber die Rampling gehört zu denen, die nicht schlecht spielen könnten, wenn ihr Leben davon abhinge (und als eine von diesen Schauspielerinnen, die ohne Auswirkungen auf Ruf und Karriere obskurste Gurkenrollen ebenso annimmt wie brillante Arthouse-Parts), die Ekland ist – obwohl natürlich zugeknöpft bleibend – als blonde bombshell ein griffiger Kontrast zur vordergründig spröden Rampling, und auch Villiers ist ein Routinier, der aus einem kleinen Part viel rausholen kann. 20 minutes good fun.

Die Rahmenhandlung, die unter dem Segmenttitel „Mannikins of Horror“ firmiert, hat zwar einerseits eine ganz patente Idee, um die verschiedenen Episoden einzuläuten, und der Konflikt zwischen dem idealistischen Jungpsychiater Martin und dem resignierten Rutherford, der sich damit abgefunden hat, dass manch einem eben doch nicht zu helfen ist, ist ebenfalls tragfähig, wie auch Catweazle Geoffrey Bayldon als Max amüsant ist, aber spätestens, wenn Herbert Lom seine Würfel-Roboter vorführt, wird die Sache schon ziemlich albern; da muss man Lom bewundern, dass er seine Szenen mit den Dingern tatsächlich straight-faced durchziehen kann.

Bemerkenswert ist, dass die drei Episoden (ich lasse die Rahmenhandlung mal außen vor) jeweils einen distinkten Stil haben. „Frozen Fear“ ist die moderneste Geschichte und arbeitet mit dem sicher nicht komplexen, aber durchaus wirksamen Symbolismus des Kontrasts zwischen der hellen, freundlichen Wohnung und dem finsteren, unübersichtlichen, gefährlichen Keller, in dem der Horror lauert. „The Weird Tailor“ ist insgesamt sehr düster, gothisch gehalten und könnte ebenso 1870 wie 1970 spielen, ohne dass an dem Segment oder seiner Gestaltung großartig etwas geändert werden müsste, „Lucy“ hat so ein bisschen upper-class-money-nobility-Feeling und reißt sogar ein wenig den „Klassenunterschied“ zwischen Barbaras Familie (offensichtlich wohlbetucht) und Lucys (und damit Barbaras unterdrückter) moderner Freigeistigkeit an.

Dass bei Amicus, trotz niedrigerer Budgets als bei Hammer, in Sachen Ausstattung nichts anbrennt, ist eine Binsenweisheit.

Baker inszeniert den Film mit all seiner Routine und versucht, unter den Bedingungen des typischen Amicus-Stils die Schocks und Gruselmomente so effektiv wie möglich zu setzen. Es ist halt schwierig, wenn man die taktische Anweisung hat, in einem gewissen Rahmen zu bleiben, der es beinahe möglich macht, einen Film wie ASYLUM heutzutage im Kinderprogramm zu senden. Die Sudelei mit dem aufplatzenden Roboter ist dann aber ein Shot, wie ich ihn in seiner Drastik bei Amicus nicht erwartet hätte – da hat Subutsky beim Probescreening wohl grad mal die Augen ausgeruht. Hammer hätte um diese Zeit aber zumindest mal die Gelegenheit gefunden, Ekland aus ihren Gewändern zu schälen und eine kleine Liebesszene mit der Rampling schieben zu lassen. Damn you Amicus for your prudishness.

Die schauspielerischen Leistungen sind – mit Abstrichen in der „Frozen Fear“-Episode – allesamt tauglich, mit Cushing, Rampling, Powell und Balydon als meinen Favoriten. Ich wiederhole mich, schade, dass Cushing so wenig Screentime hat, aber gerade dieser geringe Aufwand war ja das, was die Amicus-Klopfer für ihn so attraktiv machte.

Der Film ist in e-m-s‘ „phantastischer Film“-Reihe erschienen, die Erstauflage kam dabei im Pappschuber. Bild- und Tonqualität sind sehr gut.

Wenn’s darum geht, sich wirklich erschrecken zu lassen, sind Amicus-Filme grundsätzlich nicht die ideale Wahl – es ist der sanftgehauchte Grusel, dem sich das Studio verschrieben hatte, und da macht ASYLUM keine Ausnahme. Wer die anderen Anthologiefilme aus dem Hause mag, wird auch hier auf seine Kosten kommen, aber die einzelnen Storys sind doch eine Nummer schwächer, weniger einfallsreich und nicht sonderlich überraschend, außer vielleicht „Mannikins of Horror“ in seiner Albernheit. Dennoch kann man mit dem Film 90 Minuten in charmanter nostalgischer Stimmung verbringen – man darf nur eben keinen plakativen Horror erwarten. Aber das weiß der geneigte Amicus-Freund ja.

© 2020 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 4

BIER-Skala: 6


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