- Deutscher Titel: Ardennes Fury - Die letzte Schlacht
- Original-Titel: Ardennes Fury
- Alternative Titel: Battle of the Ardennes: Fury |
- Regie: Joseph J. Lawson
- Land: USA
- Jahr: 2014
- Darsteller:
Tom Stedham (Sgt. Lance Dawson), Bill Voorhees (Private C.K. Luinstra), Tino Struckmann (Major Heston Zeller), Larry Gamell jr. (Sgt. Nathaniel Rose), Lauren Vera (Sister Claudette), Yaron Urbas (Corp. Michael Griffin), Analiese Anderson (Mother Mary), Trey Hough (Sgt. Freddie McNay)
Vorwort
Zweiter Weltkrieg, Frankreich, 1944. Eine kleine amerikanische Panzereinheit stößt in Vorbereitung der „Operation Fury“ hinter feindliche Linien vor, gerät beim Rückzug aber unter massiven feindlichen Beschuss und bleibt dann auch noch ohne Sprit liegen. Beim Versuch, einen deutschen Transporter um seinen kostbaren Treibstoff zu erleichtern, gabeln die Yankees um ihren Sergeant Lance Dawson Claudette auf. Claudette behauptet, Nonne zu sein und für ein nahegelegenes Waisenhaus verantwortlich zu sein.
Bei Dawson kicken die Heldengene ein – die armen Kinder müssen ja wohl gerettet werden, bevor die Bomben fallen und die Gegend ins Pleistozäikum zurückgesprengt wird. In seiner Einheit ist man geteilter Meinung über dieses Vorhaben, aber am Ende setzt sich halt der her, der die meisten Streifen an der Uniform hat, durch.
Die Rettung entpuppt sich aber aus verschiedenen Gründen als eher so mittelgute Idee. Zum einen hat Claudette den Ami angelogen – da, wo sie die Yankees hinführt, gibt’s zwar ne Nonne, aber kein Waisenhaus, und die zwei Kinder sind wohl nicht so wirklich Waisen. Zum anderen hat Nazi-Major Heston (typisch arischer Vorname) Zeller mitbekommen, dass sich ein Rudel freilaufender Amis in seinem Revier umtreibt und findet das nicht so prickelnd. MIt seinem Sergeanten Gretsch heftet sich Zeller an die Fersen von Dawsons Trupp, dem die Zeit, um sich vor dem Flächenbombardement in Sicherheit hinter die eigenen Linien zu retten, davon läuft…
Inhalt
Mockbuster-Time! The Asylum hängt sich an „Herz aus Stahl“ (Originaltitel: „Fury“) an, den solide budgetierten Kriegsfilm mit Brad Pitt, der 2014 die Kinokasse jetzt nicht gerade ekstatisch klingen ließ. Wo David Ayer 80 Millionen Dollar verplempern konnte, hatte Joseph J. Lawson vermutlich nicht mal ein Hundertstel dieses Etats zur Verfügung. Aber „kein Geld“ war bei Asylum noch nie eine Ausrede, einen Film nicht zu machen…
Lawsons laut Making-of langgehegter Wunsch war es, einen Kriegsfilm zu drehen, in dem die Protagonisten eine Entscheidung zwischen „Befehlen folgen“ und „das moralisch Richtige tun“ treffen müssen. Das ist jetzt vielleicht nicht gerade eine so grandios originelle Idee, wie Lawson vielleicht denkt, aber zumindest eine einigermaßen tragfähige für einen kleinen B-Film, der zudem allein durch seine Struktur, sich quasi als eine einzige achtzigminütige Actionszene, die beinahe in Echtzeit gespielt wird (auch innerhalb der Filmlogik erstreckt sich die Handlung nur über wenige Stunden) nur selten in die Verlegenheit kommt, Zeit mit character stuff totschlagen zu müssen (wie Lawson erläutert, wurde die größte reinrassige Dialogsequenz, eine gut achtminütige Diskussion zwischen den Charakteren im Panzer, zu einer Actionszene umgestaltet, in der zwar die gleichen Dialoge verwendet werden, die Figuren aber ständig unter deutschem Beschuss liegen und gleichzeitig versuchen, ihren maladen Panzer [eigentlich einen Panzerzerstörer, für diejenigen, die auf solche Feinheiten Wert legen] wieder flott zu machen).
Dafür aber findet Lawson genügend Gelegenheit, altbekannte Kriegs-/Actionfilmklischees zu zelebrieren – sei’s der Verwundete, der suizidal den Rückzug seiner Kameraden deckt, sei’s das gute alte „auf eine Mine latschen“, das hat fünftausendsiebenhundertölfzig mal funktioniert, dann wird’s auch fünftausendsiebenhunderdrölfizigstes mal funktionieren, gelle? Immerhin zieht Lawson die Nummer völlig ironiefrei durch (grad bei Asylum ist es immer ein schmaler Grat zwischen „seriös sein wollen“ und „selbst-referentiell werden“, bei diesem Stoff bietet es sich aber schon mal an, ernst zu bleiben).
Immerhin – Lawson treibt den Film recht energisch voran, die Actionszenen sind innerhalb der Begrenzungen, mit denen ein Asylum-Film notgedrungen leben muss (z.B. dem Einsatz wenig überzeugender CG-Effekte, wenn’s denn vom scope her etwas größer werden soll), recht dynamisch. Die FSK 18 ist angesichts des gebotenen Härtegrads etwas übertrieben, und resultiert mal wieder daraus, dass dem Vertrieb die von der FSK eigentlich genehmigte 16er-Freigabe aus kommerziellen Erwägungen wohl zu lasch war (wobei allerdings die Szene, in der Zeller einem gefangenen Ami einen Fingernagel abrupft, schon an die Nieren geht. Das sind diese „kleinen“ Effekte, die mir beim Zuschauen mehr weh tun als eine zünftige Ausweidung).
Wer mosern will, kann sich darüber aufregen dass „Ardennes Fury“ entgegen der historischen Tatsachen weder in einer Berglandschaft noch im Winter spielt und die deutschen Panzer verdächtig sowjetisch aussehen, aber wer nicht gerade eine wandelnde Militärenzyklopädie ist, wird damit sicher leben können.
Darstellerisch ist das durchaus in Ordnung – niemand drängt sich für einen Oscar auf, aber niemand beleidigt durch bloße Anwesenheit das Auge des Betrachters. Tom Stedham („Platoon of the Dead“) geht als tapferer Sarge in Ordnung, Bill Voorhees („Mega Shark vs. Kolossus“) macht seiner Zunft auch kene Schande und der Däne Tino Struckmann („Kesselschlacht in der Normandie“) hat als erzböser, kinderabknallender Nazi-Major schon seinen Spaß.
Chris Ridenhours Score haut wie üblich mächtig auf die Hans-Zimmer-Pauke – dass weniger auch mal mehr sein kann, zumindest wenn’s die Filmmusik angeht, ist eine Lektion, die man bei Asylum erhörlich nicht lernen will…
Als Zugaben gibt’s ein zehnminütiges Promo-Making-of, Blooper und den Trailer.
Fazit: ein Film, der sich im soliden Asylum-Mittelfeld ansiedelt. Er ist recht energisch inszeniert, passabel gespielt und auch nicht blöder als die meisten anderen Kriegsfilme. Er schwächelt reichlich in der Abteilung CGI und hat nicht wirklich Zeit für character development, und es lässt sich über die „Authenzität“ sicherlich streiten, aber wenn man mal einen anspruchslosen Kriegs-Baller-Fix hat und mit den Einschränkungen, die das Label „Asylum“ eben von Haus aus mitbringt, leben kann, muss man sich nicht über die verschwendete Lebenszeit grämen 🙂
2/5
(c) 2016 Dr. Acula