Arachnid

 
  • Deutscher Titel: Arachnid
  • Original-Titel: Arachnid
  •  
  • Regie: Jack Sholder
  • Land: Spanien
  • Jahr: 2001
  • Darsteller:

    Chris Potter (Valentine), Alex Reid (Mercer), José Sancho (Dr. Leon), Neus Asensi (Susan), Ravil Issyanov (Henry Capri), Rocqueford Allen (Bear), Robert Vicenrio (Toe Boy), Jesús Cabrero (Lightfoot)


Vorwort

Im schönen Hispanien, Heimat der „Reitenden Leichen“ und ähnlicher Höhepunkte cineastischen Kunstschaffens, feiert das fantastische Kino seit einigen Jahren ein auch wirtschaftlich erfolgreiches Comeback. Dazu trägt nicht unwesentlich die olivengeölte „Fantastic Factory“ bei, ein Unterlabel von Filmax, gemanagt von Horrorfilm-Regiestuhl-Dauerbesetzer Brian Yuzna (Beyond Re-Animator, Return of the living dead III etc.) und Produzentengangster Julio Fernandez. Aus dieser B-Movie-Manufaktur stammt auch das zu besprechende Werk „Arachnid“, ein Giant-Monster-Flick geschaffen für Drive-in-Kinos und den Videoabend mit Freunden, mit denen man dann das beliebte „Ich-weiß-was-als-nächstes-passieren-wird-Game“ spielen kann, auch wenn diese (die Freunde) am Downsyndrom oder chronischer Alkoholsucht leiden. Regie führte Jack Sholder, der mit „The Hidden“ in den 80ern einen wirklich lustigen und originellen Alienhorror schuf und ansonsten Spezialist für Sequels zu sein scheint („Nightmare on Elmstreet 2″, Wishmaster 2“). Packen wir also unsere Neuroleptika, Joints und Schnapsflaschen aus und drücken am DVD-Spieler auf „Play“ (wo ist die verdammte Dreckstaste??)


Inhalt

Gefunden! Der Film geht los und wir müssen erst mal recht langwierige Credits über uns ergehen lassen, bevor was passiert. Ist wohl einer dieser Filme, bei denen jeder, auch der kaffeeholende Kabelträger, auf einer Erwähnung in den Eröffnungscredits bestanden hat. Aber dann sehen wir einen Kampfjet, der knapp über die Meeresoberfläche gleitet. Plötzlich sieht der Pilot etwas erschröckend Sonderbares: Eine Wasserhose schießt gen Himmel und ein Raumschiff, dass seine unzureichende Tarnung wohl von den „Predators“ geklaut hat, saugt allerlei Meeresgetier auf. Wale, Haie usw. verschwinden im Bauch des Alienkreuzers, der vermutlich von Planet zu Planet reist, um für seine dekadente Heimatwelt Zoovieh zu beschaffen. Aus Gründen, die uns der Drehbuchautor bei einem Bier mal plausibel erklären sollte, versagt beim Kampfflugzeug die Steuerung und das terrestrische Vehikel kracht in jenes der Aliens. Zuvor kann sich der Pilot aber noch per Schleudersitz retten und landet auf einer Insel, die gar wundersam aus dem Nichts aufgetaucht ist. Der tapfere Airforceguy schneidet sich von den Fallschirmleinen los und findet das abgestürzte Moped von ETs kleinem Bruder, aus dem gerade ein putziger Alien aussteigen will, aber plötzlich von einer Monsterspinne gepackt und um sein außerirdisches Dasein gebracht wird. Der Soldat hat nicht lang Zeit, sich zu wundern und all das zu verdauen, da er seinerseits von der Superspinne angefallen und, äh, verdaut wird.

Schnitt in ein Tropenkrankenhaus, wo Doktor Samuel Leon und dessen großbusige Assistentin Susan Eingeborene behandeln, die von bewusster Insel stammen und elendiglich krepieren. Das alles hat offensichtlich die US-Regierung alarmiert, denn der taffe Marine Valentine stellt eine Expedition zusammen, die die mysteriösen Vorgänge auf der Insel ergründen soll. Leider haben die Amis all ihre Kohle im Irak verpulvert, denn um ein paar Seemeilen per Flieger zurücklegen zu können, muss Valentine die Bushpilotin Mercer anheuern. Mercer! Das klingt zumindest für das deutschsprachige Publikum schon ein wenig strange. „Hey, Mörser, wie geht´s? Hey Mörser, lass uns kuscheln“. Get the picture? Mercer ist die heruntergekommene Cousine von Lara Croft, trägt sie doch das gleiche Tanktop, hat aber nicht die Bläserlippen einer Angelina Jolie. Nach einigem hin und her, das ich persönlich und keiner meiner unter Drogen stehenden Freunde nachvollziehen konnte, ist die Frau, die nach einer Waffengattung klingt, bereit, zu der Insel zu jetten. Das Team besteht aus den üblichen B-Movie-Figuren: Drei Marines, die so hart sind, dass sie mit ihren Eiern in der Freizeit Granit abbauen, ein halbverrückter Doktor und dessen notgeile Krankenschwester, ein „Spinnenexperte“, der von Frisur bis Schuhwerk dem Nerd-Klischee entspricht (also aussieht wie Bill Gates auf Safari), die Tanktop-Heldin sowie ein paar namenlose Naturburschen. Man fliegt frohen Mutes gen Insel, doch kaum ist jene in Sicht, versagten auch schon die Motoren und Mercer muss eine Notlandung hinlegen. Die Turbulenzen und das fröhliche sich nach links und rechts Lehnen der Passagiere erinnern stark an jene Situationen, in denen die Brücke von Captain Kirks Enterprise mal wieder unter Beschuss der Klingonen stand. Mercer setzt den Flieger aber sanft in den Sand und alle überleben die Notlandung.

Man packt das übliche Tropenreisegepäck aus (Waffen, Waffen und noch ein paar Waffen) und hat Zeit für ein paar „coole“ Oneliners. So kriegen wir von Susan, der Tittenfrau, zu hören, dass sie „mit jeder Waffe umgehen kann“ (was heutzutage an den Krankenschwesterschulen alles unterrichtet wird, ts ts). Wir erfahren auch, dass Mörser, pardon, Mercer einst eine Airforce-Pilotin war, aber seit dem Verschwinden ihres Bruders, der ebenfalls als Flyboy der Army gedient hat, desertiert ist und nur mehr nach ihm sucht (wer errät, wer der Bruder von Mercer war, darf mir einen Grappa zahlen). Unser Superteam fackelt nicht lange und macht sich auf, die Insel zu erkunden. Während der lustigen Wanderung kommt es zu erbaulichen Momenten. So kriegen wir zu sehen, wie Mercer ihr Tanktop ablegt und darunter leider noch ein Unterhemd trägt. Die Protagonisten halten sich strikt an den in der B-Movie-Verfassung festgeschriebenen Idiotiekodex, wonach man sich ohne ersichtlichen Grund ständig von der Gruppe zu entfernen und sich als möglichst leichte Beute für monströses Getier zu gebärden hat. Es dauert nicht lange, da erwischt es auch schon den ersten Marine. Er wird von wundersamen Geschossen getroffen, die sich als Spinneneier oder ähnliches entpuppen und ihm später voll korrekt aus Bauchhöhle und Augen hüpfen werden. Wir kriegen meterlange Tausendfüßler zu sehen und „kluge“ Sprüche des Spinnenexperten zu hören („wenn Spinnen nur so groß wie Katzen wären, wäre es mit der Menschheit vorbei“. Hm, echt? Das halte ich für wissenschaftlich nicht haltbar). Die Eingeborenen, die unser Team begleiten, rufen immer dann, wenn sich das große Monster blicken lässt „Akamkutscha“, was wohl entweder „Vorsicht Riesenspinne“ heißt, oder auch „wir sind unterbezahlte Statisten, holt uns hier raus“.

Nach und nach werden die Protagonisten von der Alienspinne abgeschlachtet, wobei es bemerkenswert ist, dass das Vieh gegen Maschinengewehre und Handgranaten immun zu sein scheint. Bei den Spinnenangriffen zeigt sich auch der größte Schwachpunkt des Films: Das Monster wirkt einfach nicht bedrohlich, sondern wie aus der Muppetshow entlaufen. Man wartet darauf, dass jeden Moment Frosch Kermit um die Ecke biegt und ruft „hierher, Spinni Spinni, hierher“. Anstatt auf die gute alte Stop-Motion-Technik zu setzen, hat man das Monstermodell einfach mit Drähten und Seilen bewegt, und das sieht man leider auch. Die Kohle für CGI hat man bereits in der Anfangssequenz verblasen. Na jedenfalls wird einer nach dem anderen Spinnenfutter, und in einer bemerkenswert doofen Szene fällt leider auch die Titten-Nurse dem Untier zum Opfer: Mercer, ein Marine und die Busenlady haben sich in einem kleinen Raum vor der Spinne versteckt, doch plötzlich dreht die Krankenschwester durch und bekommt Platzangst. Ok, ich sehe schon ein, dass Platzangst etwas sehr unangenehmes ist, aber vor die Wahl gestellt, ein wenig Herzrasen und Schweißausbrüche zu überstehen oder mich von einer drei Meter großen Spinne bei lebendigem Leib aussaugen zu lassen, würde ich mich für ersteres entscheiden. Nicht so Susan, die die Tür öffnet und natürlich zu Arachno-Chow wird.

Der Showdown findet in unterirdischen Gängen statt, die noch aus dem Zweiten Weltkrieg stammen sollen. Dort hat das Ekeltier seine Eier abgelegt und will jetzt endgültig mit den Überlebenden (Mercer, ein schwarzer Marine, Valentine und ein Eingeborener) Schluss machen. Selbstverständlich wird unser Quotenneger gekillt, aber der schlaue Insulaner hat ein paar Giftpfeile bei sich, die dem Biest den Garaus machen. Aha, MGs haben keine Wirkung, Blasrohre aber schon? Nun Ja, nehmen wir es halt, wie es uns serviert wird und sehen wir, wie Mercer, Valentine und der namenlose Spinnentöter müde gen Strand humpeln, während sie – Schock – von einem bisher nicht in Erscheinung getretenen Spinnenwesen beobachtet werden…

„Arachnid“ ist nicht so schlecht, wie diese Kritik es vielleicht nahe legt. Es ist eben ein reinrassiges B-Movie mit allen Klischees und Handlungslöchern, die dieses Genre zu bieten hat. Für einen kurzweiligen Videoabend ist der Film aber allemal besser als, sagen wir mal, „The day after Tomorrow“.

(c) 2011 bertors


mm
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