- Deutscher Titel: Apocalypse Earth
- Original-Titel: AE: Apocalypse Earth
- Regie: Thunder Levin
- Land: USA
- Jahr: 2013
- Darsteller:
Adrian Paul (Lt. Frank Baum), Richard Grieco (Captain Sam Crowe), Bali Rodriguez (Lea), Gray Hawks (TIM), Jay Cardell (Sgt. Peebles), Daniel Ross Mix (Colin), Michelle Jones (Hannah), Erika Hidalgo (Cassie), Martin Adebisi (Young Buck), Winston Washington (Honda), Steve Bencich (Jason)
Vorwort
Die Menschheit ist gerade dabei, einen interstellaren Krieg gegen eine aggressive Alien-Rasse achtkantig zu verlieren, die Kriegsschiffe der Fremden bombardieren schon die irdischen Städte. Eine Flotte von „Rettungsschiffen“ soll eine Handvoll nach Fähigkeiten Ausgesuchter plus einen Schwung im Losverfahren Beglückte auf andere bewohnbare Welten evakuieren. Beim Start des letzten Rettungsschiffes, der „Albert Einstein“, kommt es erwartungsgemäß zu einer Massenpanik. Kommisskopp Lt. Frank Baum, der den Einstiegsvorgang ordentlich und gesittet halten soll, verliert die Kontrolle und wird mit einem Rudel blinder Passagiere unbeabsichtigt an Bord gespült. Captain Crowe will wegen der Zusatzpassagiere aber nicht den Start abblasen und düst gegen Franks erklärten Willen in den Weltraum. Es bleibt Frank nichts anderes übrig, als sich mental von seiner Familie zu verabschieden und wie der Rest der Besatzung in Tiefschlaf für die jahrelange Reise versetzen zu lassen.
Er kommt gerade rechtzeitig wieder zu sich, um mitzuerleben, wie die „Albert Einstein“ amtlich abstürzt. Die Bruchlandestelle wird auch sofort Schauplatz eines größeren Gefechts – die Kalkleisten, die offenbar die Ureinwohner des Planeten darstellen, werden wie die Überlebenden des Absturzes von anderweitigen Aliens, die sich hinter Tarnfeldern Marke Predator verbergen, wie die Hasen abgeknallt. Frank gabelt eine Handvoll überlebender Bruchpiloten auf und setzt sich in die Wälder ab, wo er nicht nur auf Sergeant Peebles, seinen Untergebenen, trifft, der auch ein paar Überlebende im Schlepptau hat, sondern auch auf eine überraschende weitere Gruppe trifft – die stammen vom Rettungsschiff „Isaac Newton“, das einen Monat vor der „Einstein“ gestartet ist und eigentlich ne völlig andere Richtung einschlagen sollte, und die Auskunft erteilen, schon seit zwei Jahren (!) Gefangene der „Chamäleons“ zu sein, die an ihnen allerlei garstige Experimente durchgeführt hätten. Und eines dieser Gefangenenlager-slash-Labors hat die „Einstein“ bei ihrem Absturz geplättet.
Nun, jedenfalls haben weder die Neuankömmlinge noch die Gelegenheits-Ausbrecher sonderlich Bock, die zweifelhafte Gastfreundschaft der Chamäleons auszuprobieren. Dummerweise hat der Planet aber auch eine recht gefährliche Tierwelt und waffentechnisch sieht’s bei den Abgestürzten nun eher mau aus. Zum Glück trifft die Gruppe auf Lea, eine Eingeborene, die sich die menschliche Sprache angeeignet hat und als Einzelgängerin durch die Wälder streift, wertvolle Überlebenstechniken kennt und dem Lieutenant schöne Augen macht. Eine Beobachtung Franks kurz vor dem Absturz bringt ihn auf eine Idee – das, was er vor dem Crash gesehen hat, könnte ein Raumschiff gewesen sein, und wenn man sich das unter den Nagel reißt, könnte man zurück zur Erde reisen. Android TIM („transrobotische interaktive Maschine“) hält das für einen gangbaren Plan.
Colin, einer der blinden Passagiere vom Beginn, hält das für eine eher dumme Idee, denn, wie er nicht ganz unrichtig ausführt, waren die Aliens gerade dabei, aus unserem Planeten Kleinholz zu machen. Da wäre es doch seiner Ansicht nach cleverer, sich auf diesem Planeten eine von Chamäleons unbewohnte Insel o.ä. zu suchen und es sich dort häuslich einzurichten. Da Colin zufälligerweise Pilot ist, verfallen er und seine wenigen Unterstützer auf den Plan, Captain Crowe, dem designierten Piloten, unauffällig zu beseitigen und so die Herrschaftsgewalt über das Raumschiff an sich zu reißen.
Das entpuppt sich als im wahrsten Sinne des Wortes steinaltes irdisches Kriegsschiff. Rätselknackerei, was das Ding hier macht und wie lang es schon hier rumliegt, müssen vertagt werden, denn die Energiezelle des Schiffs ist totalemente leer. Ersatz gäbe es in der abgestürzten „Einstein“, aber dafür müsste man notgedrungen das Chamäleon-Camp angreifen. Der Trupp ist aber mittlerweile durch Chamäelon-Angriffe und die böse Natur des Planeten schon ordentlich dezimiert – ohne Unterstützung von Leas Volk wird die Nummer nicht laufen, aber Lea ist sich ziemlich sicher, dass die Kalkis den Erdenmenschen nicht helfen werden…
Inhalt
Also mal wieder The Asylum. Ich glaube, es gibt nichts zur kalifornischen Mockbuster-Klitsche, das ich sagen könnte und nicht schon in einem der drölfzig Reviews verbraten habe, also machen wir’s kurz und schmerzlos. „AE: Apocalypse Earth“ ist natürlich der offizielle Mockbuster zum famos gestrandeten Will-ich-mach-meinen-Sohn-Jaden-zum-Star-ob-das-die-Welt-will-oder-nicht-Vehikel „After Earth“ und hat, nach den, ähem, enthusiastischen Kritiken, die das Smithsche Vanity-Projekt nicht nur wegen seiner vermeintlich scientologischen Schwurbeleien eingefahren hat, ja durchaus eine reelle Chance, besser zu sein als sein Vorbild.
Regisseur/Autor Thunder Levin, dem die Welt bereits „American Warships“ und die Drehbücher zu den ersten vier „Sharknados“ verdankt, war sich offenbar darüber klar, dass die magere Story von „After Earth“ nicht viel Ansatzpunkte für ein Low-Budget-SF-Spektakel (hihi) hergibt und kombinierte daher die Grundidee „abgestürztes Raumschiff“ großflächig mit Einflüssen aus „Predator“ und garnierte das Menü dann noch mit einer Prise „Lost“. Also sozusagen… „Lost in Space“ (hahaha, ich übertreffe mich heute wieder selbst. Und geleite mich selbst zur Tür raus). Wenn man will (und angesichts der Scientology-Connection des Vorbilds sollte man so viel bösen Willen wohl mitbringen), kann man sogar schon die ein oder andere Idee aus „Battlefield Earth“ fröhliche Urständ feiern lassen (und mit dem Data-Klon TIM werden auch die „Star Trek“-Freunde bedient).
Will sagen, wie üblich bei Asylum-Mockbustern bekommen wir hier nicht gerade übermäßig viel an Plot serviert (Überlebende versuchen, weiter zu überleben. Duh!), aber durch die unterschiedlichen Einflussgeber wird’s zumindest nicht langweilig. Wir beginnen quasi wirklich mit einer direkten Übernahme aus „Lost in Space“ (oder auch „Titan A.E.“), der Flucht der Menschheit vom zum Untergang verurteilten Heimatplaneten bis hin zum mysteriösen Crash, nach dem unsere Überlebenden direkt in den Konflikt zwischen den weißhäutigen Pseudo-Albino-Eingeborenen und den stets unsichtbar hinter ihren Tarnfeldern verborgenen Ersatz-Predatoren hineingezogen werden (ich bin geneigt, den Kniff, die Chamäleons nie „in persona“ zu zeigen, für eine gute Idee zu halten, weil Asylum-Budgets kaum ein adäquates Alien-Design hergeben sollten).
Bis auf ein paar Holprigkeiten entwickelt sich die ganze Angelegenheit recht schlüssig (auch, weil Levin die Handlung auf zwei Tage konzentriert) – für meine Begriffe fällt dem ausgebildeten Militär Frank etwas spät ein, die kalkigen Eingeborenen als potentielle Verbündete gegen den gemeinsamen Feind Chamäleons zu betrachten, wie gleichzeitig sein Vertrauensverhältnis zu Lea (the most sexy green alien girl ever) ein bisschen sehr schnell aufgebaut wird. Aber abgesehen davon gibt’s keine großen Logikprobleme, man kann sogar sagen, dass der verräterische Colin eigentlich nicht ganz falsch liegt – eine Rückkehr zur Erde ist angesichts der Faktenlage sicher keine besonders großartige Idee. Sicher ist die ganze Struktur des Films wieder sehr episodisch, in TV-ausstrahlungstaugliche 15-Minuten-Blöcke unterteilt, in denen jeweils eine Gefahr etabliert und besiegt wird, das sorgt allerdings auf seine simple Weise für ordentlich Dynamik.
Der Streifen profitiert auch enorm davon, dass sein üblicher „Idioten laufen durch den Wald“-Plot dadurch aufgewertet wird, dass Asylum nicht in einem botanischen Garten in Kalifornien gefilmt hat (wie z.B. bei „Tomb Invader“), sondern sich einen waschechten location shoot in Costa Rica gegönnt hat. Echter Dschungel wirkt dann eben doch authentischer … Costa Rica erwies sich für die wie üblich schmal budgetierte Produktion als wahrer Glücksfall, denn in der Hauptstadt San Juan fanden Levin und seine Mitstreiter ein Museum für Kinder, das aus unerfindlichen Gründen als Exponat über eine komplett ausgestattete Raumschiffbrücke verfügte, die die „Albert Einstein“ ohne großen Änderungsaufwand spielen konnte, und die Innenaufnahmen des Kriegsschiffs konnten in einer in den Dschungel verfrachteten Boeing, die zur Bar umgebaut werden sollte, erledigt werden.
Laut dem mitgelieferten Making-of legte Levin Wert darauf, den Film CGI-technisch nicht zu sehr aufzuladen. Nach der recht kompetenten opening sequence beschränkt man sich auf einige für die Preisklasse brauchbare Creature FX, die aber auch nicht übermäßig viel Screentime haben, und eine Handvoll okayer Shots der Raumschiffe der Chamäleons und des aufgefundenen Kriegsschiffs. Die Unsichtbarkeitseffekte der Chamäleons (die uns vor dreißig Jahren noch aus den Schuhen gehauen hätten) waren laut Levin noch so ziemlich der am einfachsten zu bewerkstelligende Effekt. Worauf ich hinaus will, „Apocalypse Earth“ will nicht mehr abbeißen, als es schlucken kann und wird dadurch zu einem der besser aussehenden Asylum-Filme. Location-Work und ein recht gutes Händchen dafür, was mit den begrenzten Mitteln an Special FX aufgefahren werden kann und was nicht, machen’s möglich.
Die FSK-18-Freigabe ist natürlich mal wieder ein schlechter Witz des deutschen Distributors. Die FSK winkte den Streifen durchaus berechtigterweise mit einer FSK 12 durch, so dass für die Anbiederung bei der vermeintlich zahlungskräftigen Gorehound-Klientel wieder ein paar böse Trailer auf die Scheibe gebrannt werden mussten. Was die tatsächlich gezeigte „Gewalt“ angeht, ist „Apocalypse Earth“ völlig unblutig und absolut jugendfrei, Nachmittagsprogramm-tauglich.
Den Score besorgt einmal mehr Chris Ridenhour, und es ist einer seiner angenehmeren, da nicht so fürchterlich übertreibenden Soundtracks.
Auf Darstellerseite kann Asylum immerhin auf zweieinhalb prominente Darsteller zurückgreifen. “Highlander“ Adrian Paul macht sich als wackerer Soldat, den wenig erschüttern kann, nicht schlecht´, und mit Lea verbindet ihn sogar ordentliche Chemistry. „Booker“ Richard Grieco (Asylum-gestählt aus „The Almighty Thor“) hat als Captain Crowe nicht wahnsinnig viel zu tun, lässt sich aber nicht anmerken, dass er im „second-fiddle in a Asylum movie“-Stadium angekommen ist. Die weibliche Hauptrolle der sehr sehr sehr sexy Lea spielt das costaricanische Model Bali Rodriguez, die auch in ihrem grün-schwarzen Tarnfarben-Ganzkörper-Make-up (das acht Stunden brauchte, um aufgetragen zu werden, weshalb Bali das make-up während ihrer fünf Drehtage einfach dran ließ und sich morgens nur die abgeraspelten Stellen nacharbeiten ließ) eine ausgesprochen leckere Figur macht (Captain Kirk wäre sowas von hin und weg) und hält sich für ihr Filmdebüt auch schauspielerisch ordentlich. Klar, da werden keine Oscar-reifen Performances gefordert, aber wenn man als letzten Film zuvor „Iconoclast“ gesehen hat, erscheinen einem Leute, die ihre Lines unfallfrei aufsagen können und dabei auch noch Mimik und Gestik beherrschen, als Gottesgeschenk an die Thespiszunft.
Gray Hawks, der TIM unverblümt als Data-Kopie spielt, erschien uns bereits in „American Warships“ und hatte kleine Auftritte in der „Sleepy Hollow“-TV-Serie und „Reckless“. Jay Cardell (Peebles) war auch schon in „American Warships“ zu sehen und wurde von Thunder Levin für „Geo-Disaster“ erneut verpflichtet. Die meisten weiteren Nebendarsteller wurden direkt vor Ort in Costa Rica angeheuert und einige davon, wie Daniel Ross (Colin) oder Winston Washington (Honda) konnten den Asylum-Auftritt in eine solide Karriere daheim ummünzen.
Die deutsche DVD kommt von Magic Movie, bietet absolut zufriedenstellendes Bild (1.78:1 anamorph), eine brauchbare deutsche Synchro, den Originalton sowie Trailer, Making-of und Outtakes.
Während Asylums neuere Mockbuster wie „Tomb Invader“ oder „Martian Land“ sich bestenfalls auf dem Niveau „einigermaßen schmerzlos kuckbar“ einpendelten, ist „Apocalypse Earth“ ein Vertreter des „guten“ Mockbusters (stammt ja auch aus Asylums kreativer Gold-Phase 2012-2015, um den Dreh). Man nimmt von der Vorlage nur das Motiv, sprenktelt genug anderweitig geklaute Ideen dazu, um ein halbwegs originelles set-up hinzukriegen und erzählt auf dieser Basis eine fettfreie, aber durchaus energische Geschichte. Hat man dann auch noch zwei Profis wie Paul und Grieco im Cast und eine sehr engagierte Debütantin wie Rodriguez, kommt dabei ein durchaus spaßiges B-Movie heraus, das sich zweifellos im oberren Drittel von Asylums Output ein Plätzchen reservieren kann.
© 2018 Dr. Acula
BOMBEN-Skala: 6
BIER-Skala: 6
Review verfasst am: 11.06.2018