Anthropophagous 2000

 
  • Deutscher Titel: Anthropophagous 2000
  • Original-Titel: Anthropophagous 2000
  •  
  • Regie: Andreas Schnaas
  • Land: Deutschland
  • Jahr: 1999
  • Darsteller:

    Georg (Oliver Sauer)
    Rita (Cornelia de Pablos)
    Marc (Andreas Stoek)
    Nikos (Andreas Schnaas)
    Vincent (Andre Sobottka)
    Stan (Achim Kohlhase)
    Steven Bauers (Joe Neumann)
    Allan (Karl-Heinz Geisendorf)
    Mary (Maja Carstens)


Vorwort

Abt. Was interessiert mich mein dummes Gewäsch von gestern?

Ich hatte ja eigentlich nach dem, eh, zweifelhaften Genuss von Violent Shit 3 das Gelübde abgegeben, nie nie nie nie wieder einen Schnaas-Film besprechen zu wollen, aber erstens kommt es zweitens anders, als man drittens denkt, wie man so schön zu sagen pflegt.

Ein offensichtlich sadistisch veranlagter Mitleser stellte mir nämlich selbstlos die Red-Edition-DVD von Anthropophagous 2000, verbunden mit der dringlichen Bitte um baldmöglichste Würdigung, zur Verfügung. Man erkennt, wie verzweifelt die Finanzlage des Docs sein muss, wenn er nicht einmal einer Gratis-Schnaas-DVD aus dem Weg geht (für die der Satz „geschenkt ist noch zu teuer“ erfunden wurde). Naja, jedenfalls lag die Scheibe nun bei mir rum und ich versuchte angestrengt, ihr aus dem Weg zu gehen (bei DVDs von den Laserparasiten besteht ja die berechtigte Hoffnung, dass die sich von selbst auflösen, wenn man sie lang genug liegen lässt). Das ging ein paar Wochen lang gut, bis einer anfragte, ob man denn nicht Anthropophagous 2000 auch einer reviewtechnischen Untersuchung unterziehen sollte. Anstelle nun, wie es die Reaktion eines vernunftbegabten Wesens gewesen wäre, ob dieser Meldung zum freiwilligen Gastreview Freudentänze aufzuführen und aus meiner DVD ein schönes Frisbee für Pucki, den badmovie-Kater, zu basteln, schlug ich, blöde, wie ich nunmal bin, spontan vor, selber ein Review in Angriff zu nehmen (die Tatsache, dass ich mir für ein solches den Film tatsächlich * ansehen * muss, ist mir in dem Moment offenbar vorübergehend entfallen).

Es liess sich also nicht mehr länger hinauszögern… zum Glück opferte sich Evil Mod razor und offerierte moralische Unterstützung in Form physischer Präsenz beim Filmkucken (auch wenn sich seine Aufmerksamkeit mehr auf den aktuellen SPIEGEL richtete), ich musste also nicht allein leiden.

Ok, also zum Film. Andreas Schnaas, das haben wir ja schon an anderer Stelle geklärt, gehört zu den deutschen, ähempt, Independentfilmern, deren Popularität mir aufgrund ihrer immer wieder bescheinigten (und nicht nur von mir) Inkompetenz ein völliges Rätsel ist. Aus unerfindlichen Gründen verkaufen sich seine Machwerke wie die Violent Shit-Trilogie nicht gerade wie geschnitten Brot, aber offenbar gut genug, um dem Maestro ein geregeltes Einkommen und hin und wieder eine warme Mahlzeit (wenn amn sich an Violent Shit 3 erinnert, sogar viele viele warme Mahlzeiten) zu spendieren. Ich werd´s nie verstehen.

Nun, unser Freund Schnaas fühlte sich eines schönen Tages (und länger kann die Drehzeit gar nicht gewesen sein) berufen, Joe D´Amatos kultisch verehrten Goreschnarcher Man Eater (aka The Grim Reaper aka Anthropophagous) zu remaken. Das ist, worüber wir uns sicher einig sind, ein Unterfangen, das ungefähr so nötig ist wie eine Geldspende an den FC Bayern München, zumal selbst viele D´Amato-Fans auf dem Standpunkt stehen, dass Man Eater keins der Highlights in der langen Karriere des umtriebigen Italoschmodderanten ist, sondern seinen legendären (und mächtig verbotenen) Ruf zwei-drei berühmt-berüchtigten derben Ultragoreszenen verdankt. Hm, na, das passt ja irgendwie wieder, denn dass Schnaas außer derben Ultragoreszenen irgendwas drauf hat, muss er mir erst noch beweisen. Kann er ja dann gleich mal versuchen.


Inhalt

Irgendwo stehen in einem Waldstück drei Anzugträger rum und reden dummes Zeug. Viel präziser kann ich aufgrund der katastrophalen Tonqualität (Herr Schnaas hat sich dieses Mal ´ne Nachvertonung gespart und einfach den Live-Ton genommen, der dank des überragenden Equipments nur dann zu verstehen ist, wenn der entsprechende Darsteller seinen oralen Einschnitt zufällig Richtung Mikro hält) nicht werden. Recht lustig ist, dass einer der drei Gesellen verzweifelt versucht, einen „südländischen Akzent“ zur radebrechen („Müssen schauen in Höhle“ – irgendwie zerstört es die „Illusion“, dass der Darsteller die einzelnen Worte in klarem, verständlichen Deutsch formuliert, nur halt die Grammatik verballhornt). Die Anzugträger, die sich wichtigtuerisch irgendwelche Dienstausweise an die Brusttasche getackert haben (und einer von denen ist doch der Opa aus Violent Shit 3, oder irre mich mich) latschen treudoof in die Höhle, wo sie gleich mal der Schlag trifft – Leichenteile, halbmumifiziert-skelettierte Kadaver, ein richtig appetitlicher Anblick, weswegen der nervenschwächste der Anzugträger gleich mal seinen Mageninhalt ausleert (merke: es ist kein deutscher Amateurfilm, wenn nicht mindestens einmal on-screen gekotzt wird. Super). Oberanzugträger (VS-Opa) zupft aus einer der Leichen ein Büchlein und beginnt interessiert zu schmökern (ich würde zum Lesen ja wenigstens an die frische Luft gehen… ist auch hell draußen, in der Höhle verdirbt man sich doch die Augen).

Ooookeeh, alle zusammen… Flashback-Movie! Yippie! (Was hab ich verbrochen?) Wie wir auch bereits aus Violent Shit 3 wissen, ist Herr Schnaas entweder stolzer Besitzer einer Segelyacht oder zumindest vertrauenswürdig genug, sich ein Schifflein bei einem gutgläubigen Skipper auszuborgen. Und ebenfalls wissen wir aus Violent Shit 3, dass der Meister das Stilmittel des voice-overs für ein probates hält (der Suckiness-Faktor des Films in den, ähm, vorurteilslosen Augen des Docs erhöht sich soeben um 2 Punkte). „Ich war einst ein Industriemagnat“, tönt es von der Erzählspur, und als solcher tuckert Nikos Wasweißdennichos mit seiner Familie durchs Mittelmeer (für ´nen Industriekapitän ist das Boot nun aber wieder ausgesprochen mickrig. Dem Onassis wird nicht gerade der neidbedingte Angstschweiß auf die Stirn treten, wenn er die Jolle sieht. Falls er sie überhaupt sieht, wenn er mit seinem 100-Meter-Kreuzer drüberbrettert…). Die Familie besteht aus seiner erstaunlich unattraktiven Ehefrau (und das „erstaunlich unattraktiv“ beruht nicht nur auf der Tatsache ihrer Schwangerschaft. Man-Eater-Fans wissen, worauf das hinausläuft) und seiner Tochter, die sich alle Mühe gibt und ihre drei Dialogzeilen tapfer auswendig gelernt hat (und auch ungefähr so motiviert vorträgt). Eines schönen Tages geriet die Yacht, so versichert uns zumindest Nikos glaubhaft, in ein „schweres Unwetter“ (aus der „ein Requisiteur schüttet aus der Gießkanne Wasser über die Protagonisten“-Variety). Der Mast bricht und donnert der kleinen Tochter auf die Rübe (bzw. auf das fake-head-prop, das in die Kamera gehalten wird und ein wenig schmoddert). Das wär vielleicht nicht passiert, wenn Nikos´ Yachtpfleger den Mast vorher nicht angesägt hätte (und das ist jetzt nicht nur ein billiger Gag, sondern reine Tatsache. Wunderbar zu sehen, dass der Mast ´ne Sollbruchstelle hat). Tragisch, tragisch. „Hier beginnt und endet die Geschichte der Wasweißdennichos-Familie“, sülzt Nikos melodramatisch und Schnaas hält es nun für angebracht, den Vorspann abzuspulen (der Nachspann wäre mir, ehrlich gesagt, jetzt schon lieber).

Anschließend werden wir Zeuge, wie das vermutlich hässlichste Pärchen der Welt einen mediterranen Strand abschreitet. Der männliche Part ist von der „fat man in a speedo“-Sorte (d.h. genau das, was man normalerweise wünscht, nicht an öffentlich zugänglichen Stränden sehen zu müssen… der schleppt mit Freude seinen Ranzen vor sich hier), der weibliche Part ist noch schlimmer – es handelt sich um ein schon im Werkszustand nicht gerade zu den Supermodels zu zählendes asiatisch aussehendes Frauenzimmer (vermutlich im Versandhaus bestellt), welches sich aber zur allgemeinen Stimmungshebung beinahe ganzkörpertätowieren und jede Menge Metall in den Körper hat implantieren lassen. Ich entschuldige mich vorab, dass ich jetzt vermutlich persönlich beleidigend werde (jetzt erst? – der Setzer), aber diese Frau erregt bei mir spontanen Brechreiz, die ist ungefähr so sexy wie eine offene Eiterwunde.

Um so grauenhafter, dass diese beiden sich in ihr Igluzelt zurückziehen und ungefragt in eine ausgiebige Softsexeinlage ausbrechen – auf den Anblick hätte ich dankend verzichten können (auf jeden Fall gewinnt Schnaas den Preis für die widerlichste Sexszene, die ich seit langem erdulden musste… ein übergewichtiger Kerl nagt einer potthässlichen Frau an den Nippelpiercings rum. Klasse. Wenn ich sowas sehen will, und das will ich nicht, hol ich mir das für lau aus´m Netz…). Börks. Mir wird übel. Diese Szene wird, ich nehme an, nur um mich persönlich anzuwidern, förmlich mit Nahaufnahmen (zum Glück wenigstens hardcorefrei, könn´ wa am Ende noch froh sein, dass nicht der selbsternannt deutsche Joe D´Amato, Andreas Bethmann, Regie geführt hat. Obwohl… bei Bethmann sähen die Frauen wenigstens besser aus und er hat inszenatorisch mehr auf dem Kasten) zelebriert (aber vielleicht sollte man den beiden sagen, dass die Erfolgsquote beim Rammeln höher ist, wenn man die Hosen auszieht. Sowohl Dickie als auch das Bilderbuch mit Titten behalten Strandbermuda bzw. Bikinihöschen an. So wird das nie was mit euch). Nun, ich empfehle dem geneigten Publikum jedenfalls, hier den Vorspulfinger glühen zu lassen (und wenn Euch Eure geistige Gesundheit lieb ist, dann spult gleich vor bis zum Nachspann. Oder drückt gleich auf STOP. Oder gar nicht erst auf PLAY), auch auf die Gefahr hin, dass Euch entgeht, wie Dickie verzweifelt versucht, den Eindruck zu erwecken, er wäre ein englischsprachiger Tourist. Die Olle will nämlich spazierengehen und Feuerholz für ein zünftiges Lagerfeuer suchen, aber Dickie ist zu faul, der will pennen („Oh noh, bähbie, ei stäh hier!“) [wäre ich jetzt ganz böse, würde ich vermuten, diese Dialogzeile ist nur deshalb auf Englisch, weil die illustrierte Frau im realen Leben der deutschen Sprache nicht mächtig ist und man ihr ja irgendwie mitteilen musste, dass das ihr Stichwort ist]. Der wandelnde Anlaß zum Schwulwerden latscht also los und sammelt ein paar Äste ein, kommt zurück und… findet ihren geliebten Schwabbel hingemordet im Zelt wieder (wie nicht anders zu erwarten, ein ziemlich extremer, aber auch extrem schlechter Goreeffekt).

Diese Entdeckung führt natürlich zum üblichen hysterischen Anfall, der aber nur zur Folge hat, dass der noch lauernde Killer auf das weibliche Grauen aufmerksam wird, und sich erste Sympathiepunkte dadurch verdient, meinen Frauengeschmack grundsätzlich zu teilen und das tätowierte Ungeheuer demonstrativ mit seinem Hackebeilchen zerlegt (wie gehabt – heftiges Goregeschmodder und Blutgesudel, das technische Niveau ist, äh, mäßig und allgemein dauert die Sequenz ungefähr fünfmal so lange wie es sein müsste). Nachdem der Killer ihr ein halbes Dutzend Mal die Axt in den Rücken gehagt hat, hackt er ihr noch ein paar Finger ab und reißt ihr dann mit bloßen Händen Gesichts- und Kopfhaut ab (der ist kein Grieche, der ist Indianer, der skalpiert seine Opfer).

Wir schalten um an einen italienischen Provinzbahnhof (jaja, Schnaas scheut keine Kosten & Mühen und dreht on location in der Toskana. Da kann man auch schön Urlaub machen). Einer unserer Protagonisten kommt mit dem Zug an und trifft sich vor dem Bahnhof mit einer Bande unsympathischer Gesellen, die vermutlich den Satz cannon fodder darstellen, durch den Nikos sich fürderhin metzeln darf. Namen sind bekanntlich Schall und Rauch, werden daher auch vom Script als nicht wirklich notwendig erachtet – man darf mitraten, wenn man zufällig mal dank der miserablen Tonqualität einen Namen versteht, wem er zuzordnen ist. Aber netterweise sind die Figuren allesamt auf einen Charakterzug reduzierbar, an dem man sie erkennen kann. Wir hätten also folgende Kameraden:

– Unseren Neuankömmling, der von Stund an das Wohnmobil der Blase lenken wird (fragt sich, wie das Wohnmobil nach Italien kam, wenn er der einzige Chauffeur ist) und deswegen von mir einfach als „Driver“ bezeichnet wird
– Eine hochschwangere Frau, die ich, wäre ich uncharmant, als Sumpfkuh titulieren und die kein normaler Mensch auf eine gemütliche Urlaubsreise im Wohnmobil mitnehmen würde
– Eine zickige Blondine, die im weiteren Filmverlauf noch auf den Namen Rita getauft werden wird
– Einen lächerlichen Althippie namens Vince, der keinen Schritt ohne seine Akustikklampfe tut
– Einen Herren mit sich langsam zurückziehendem Haupthaar, der hustet, röchelt und alle Nas lang ein Asthmaspray inhaliert und deswegen im folgenden „Asthma“ heißen wird

Man vermißt noch ein paar Kumpels. Mary und Fred, so verlautbart es, sind noch mal an den Strand gegangen und werden später nachkommen (wohin auch immer). Ich schätze, Mary und Fred sind die gerade Verhackstückten. Da hat der Killer doch noch ein gutes Werk für die Urlaubsplanung der anderen getan. Man stelle sich vor, man müsste vierzehn Tage lang die Tattoos der Ollen ankucken. Kriegt man ja Ausschlag.

Außerdem fehlt noch der Boyfriend/Ehemann/temporäre Bespringer der Schwangeren, der sich aber per Handy meldet. Er ist beruflich verhindert, da Arzt, dem man gerade noch einen Notfall auf den OP-Tisch geknallt hat (und der sich erkennbar ums Verrecken keine drei Zeilen Dialog merken kann. Das hat sogar die achtjährige Nikos-Tochter geschafft. Schäm er sich), und wird ebenfalls später dazustoßen. Also schwingt man sich ins Wohnmobil und düst los (übrigens – das schreib ich Amateurfilmern immer wieder ins Stammbuch – GEBT EUREN FIGUREN KEINE ENGLISCHE NAMEN, WENN IHR MIT AUTOS MIT HAMBURGER KENNZEICHEN RUMFAHRT). Der Soundtrack fiedelt in ohrenbetäubender Lautstärke (die deswegen so ohrenbetäubend ist, weil man die Anlage ja voll aufgedreht hat, um wenigstens ab und zu mal einen Brocken Dialog verständlich in die Ohrmuschel gelotst zu bekommen) ein „Metalgitarrenriff“ an (natürlich entblödet sich der Film nicht, so zu tun, als würde Vince es mit der Akustischen anstimmen) und die Kamera zoomt bedeutungsschwanger auf ein „Viva Lenin“-Grafitti an der Bahnhofsmauer. Oh weia, versuchen wir uns jetzt noch an politischen Botschaften? (Natürlich nicht, denn ich gehe mal stark davon aus, dass das Grafitti schon vor dem Film an der Wand klebte.) Es wird kurz etabliert, dass Asthma schwangerer Kuhs Bruder ist.

Ich erwähnte gerade, dass man im richtigen Leben das hochschwangere (mindestens 13. Monat) Frauenzimmer gaaanz sicher auf so einen Camping-/Wohnmobilausflug mitnehmen würde. Warum? Genau, weil der Kuh alle fünf Minuten schlecht wird und sie deswegen bei eingelegten Zwangsstopp auch fröhlich-dekorativ in den Straßengraben göbelt (es reicht). Ein zufällig vorbeilaufender Bettler (der auch die „ich-tu-so-als-könnt-ich-die-Sprache-nicht“-Schule der fremdländischen Akzente besucht hat), bekreuzigt sich gleich mal, als Driver ihm bescheidet, nach Porto Dingenskirchen fahren zu wollen („nix fahren Porto Dingenskirchen!“). Driver, Rita und Vince finden den Herzkasper, den der Bettler beinahe erleidet, voll lustig. Der Bettler tankt sich auf die andere Seite des Wohnmobils und findet dort die kotzende Kuh. Und nun wird´s wirklich eklig: Kuh kotzt dem Bettler auf die Handflächen und der schlabbert den Kram mit „hmmm… mangiare!“ fröhlich rein.

Das ist die Stelle, an der ich, hätte ich mir nicht diese Scheiß-Chronistenpflicht auferlegt, endgültig ausgeschaltet und die Disc entweder rituell zerbrochen oder mit ´ner 55-Cent-Marke an die Staatsanwaltschaft beim Amtsgericht Tiergarten geschickt – ich bin prinzipiell gegen Zensur, aber hiermit disqualifiziert sich Schnaas nicht nur als Filmemacher, sondern auch als Mensch, und da gilt auch keine „ist doch nur Funsplädda“-Ausrede, das ist widerliche Untermenschenideologie (ganz abgesehen davon, dass sich mir, und ich bin nicht zartbesaitet, beim bloßen Gedanken an die Szene, der Magen umdreht und ich überlege, ob ich der demonstrierten Kotzeritis nicht gleich praktische Anwendung folgen lasse). Schnaas, du hattest eigentlich eh keine Chance bei mir, aber jetzt hast du´s dir endgültig verschissen (pardon my french): You are an idiot.

Okay, zurück zur Scheiß-Chronistenpflicht. Irgendwo in der Nähe tappern zwei Wanderer durch Feld & Wälder und haben sich dabei verfarnzt. Meinetwegen.

Die Wohnmobilbelegschaft muss den nächsten unplanmässigen Halt einlegen, weil der Sprit alle ist. Die erwartungsgemäß auf ihn niederprasselnden Vorwürfe kontert Driver mit einem aufbrausenden „kann ich doch nichts dafür, wenn die Tankanzeige kaputt ist“. Vielleicht nicht, aber er hätt ja auch mal drauf achten können. Da man sich in unmittelbarer Nähe des Reiseziels wähnt, wird beschlossen, zu Fuß weiterzugehen. Die schwangere Kuh ist aber zu blöd, um aus dem Wohnmobil unfallfrei auszusteigen und verstaucht sich eine Laufgräte. Vince opfert sich als Anstandswauwau, der bei der tierisch Verunglückten ausharren wird, bis Driver, Asthma und Rita mit einer Tasse Benzin zurückkommen (an Mary und Fred denkt übrigens schon lang keiner mehr von denen. Auch in Zukunft übrigens nicht mehr). Driver greift ins Handschuhfach und packt seine Pistole ein (??? Will er den Sprit nicht kaufen, sondern klauen? Woher hat er die Wumme überhaupt?).

Das nahgelegene Dorf (heißt nicht Porta Dingenskirchen, sondern Porta Sanlorenzo, falls jemand die Locations besuchen will) ist bis auf zwei Miezekatzen (von denen komischerweise nur eine im Nachspann namentlich genannt wird…) aber entvölkert. Ob der Bettler mit den ekligen Ernährungsgewohnheiten am Ende doch nicht ganz falsch lag? Ach, daran verschwenden unsere Helden keinen Gedanken, sondern entern ein Haus, in dem dann auch prompt diverse Leichenteile rumliegen. Rita macht „AH!“ (das ist der kürzeste Entsetzensschrei der Filmgeschichte. Scream Queen wird man so aber nicht), Asthma hustet und die Kamera zeigt uns eine Zeitung: „Wahnsinniger löscht Dorf aus!“ (ist Italienisch, und wird auf Deutsch und Englisch untertitelt. Da denkt einer an die internationale Vermarktung. Wär mir lieber, er würde an einen Berufswechsel denken).

Während wir noch überlegen, warum offenbar everyone weiß, dass hier ein massenmördernder Maniac rumrennt und ganze Dörfer entvölkert, unsere Doof-Touris aber ungehindert von eventuell ermittelnder Polizei an den Tatorten rumstolpern können (und uns dann noch die berechtigte Frage stellen, WER * NACH * den Morden die Zeitung da hingelegt haben sollte…), verfolgt der Fahrer eine mysteriöse schwarzgekleidete verschleierte Frau. Die begibt sich in einen Schuppen, er hinterher. Im Schuppen findet Driver eine rot (in Blut?) ans Fenster gepinselte Botschaft: „GO AWAY!“ (keine deutschen Untertitel? Schnaas, du lässt nach). Die Lady walked geheimnisvoll off. Das hätt´ sie ihm eigentlich auch einfach SAGEN können. Immer diese Umstandskrämer.

Am Wohnmobil klampft Vince auf seiner Klampfe, Carol (so heißt die Kuh, erfahren wir jetzt doch schon) nölt rum. Vermutlich nur, um ihren Quengeleien zu entgehen, verfällt Vince plötzlich auf die Idee, den Vergaser des Fahrzeugs untersuchen zu wollen (das hätte er auch schon vorher machen können, aber da war ihm das Gitarrezupfen wichtiger). Er macht die Motorhaube auf… und die Hupe geht los. Es ist ein wenig verwirrend – drückt Sumpfkuh Carol auf die Hupe oder wurschtelt Vince im Motorraum am falschen Kabel (siehe Anmerkung am Ende des Absatzes)? Es ist ja auch egal, weil Vince vom bösen Killer umgebracht wird (er rammt ihm einen improvisierten Speer in den Nacken) und verstaut ihn im Motorraum (soviel Platz ist da doch gar nicht???), wo ihn Carol nach enervierendem Genöle und noch enervierenderem Hupenlärm findet (und die ist ganz allein ausgestiegen, ohne sich mindestens drei Beine zu brechen? Respekt). [Noch mal zur Hupe, wie versprochen. Carol scheint sich über den Lärm der Hupe aufzuregen, also nicht ursächlich dafür verantwortlich zu sein. Das lässt darauf schließen, dass die Hupe losgehen „soll“, als der Killer Vince in den Motorraum stopft. Dummerweise beginnt das Gehupe aber, BEVOR Vince überhaupt eine Flosse in den Motor steckt, oder gar der Killer ihn umbringt.]

Während wieder Driver zu Asthma und Rita stößt, schlagen die Wanderer ihr Igluzelt aus (es würde mich schwer wundern, wenn´s nicht das selbe wäre wie bei Dickie und Brechreiztussi) und labern unverständliches bis doofes Zeug. Der kleine Dicke der Wanderer entscheidet sich für einen Spaziergang, sein Kumpel mag nicht mit, der ist faul (das ist irgendwie ein recurring theme, oder?).

Asthma, Rita und Driver latschen zurück zum Wohnmobil. D.h. dorthin, wo das Wohnmobil ihrer Ansicht nach abgestellt war, sich jetzt aber nur noch ein wohnmobilförmiges Luftloch befindet. „Sie haben wohl Benzin bekommen“, kombiniert Driver, ohne sich zu wundern, warum Carol und Vince dann nicht auf ihre Kumpel gewartet haben. Rita, being all woman and stuff, reklamiert akute Erschöpfungszustände (schon die Absätze abgelaufen? Tja, festes Schuhwerk ist halt ´ne feine Sache, wenn man´s hat), muss aber trotz schmerzender Quanten weiterlaufen.

Der kleine dicke Wandersmann steckt sich am See ´ne Kippe an (ist das nicht ein schöner Reim?). Der Killer schleicht sich in Form langweiliger POV an, schubst den Wanderer ins Wasser und bemüht sich, ihn zu ersäufen, dann fällt dem Regisseur allerdings ein, dass ´ne Wasserleiche erheblich zu ungory ist und lässt den Killer seinem Opfer daher mit einem Ast den Schädel einschlagen. Das schmoddert dann schon besser.
Der Kamerad des Wanderers wacht auf und vermißt seinen Gefährten: „Hey, du Scheißkerl, wo steckst du schon wieder?“ Es geht nichts über den angemessenen Umgangston. Der Killer ist mit dem Scheißkerl aber noch beschäftigt und plättet ihn endgültig, indem er ihm Steine in die Augen und den Rest der Visage kloppt (sieht bewährt beschissen aus, wir wollen ja nicht etwa den Qualitätsstandard der FX heben). Beim Metzgermeister war Herr Schnaas auch vor Drehbeginn und so kann der Killer dem bedauernswerten Opfer die Gedärme bzw. irgendwelche Schlachterabfälle rausziehen. Sein Freund, der sich unvorsichtigerweise auf die Suche gemacht hat, findet die traurigen Überreste inmitten diverser sudeliger Schweineinnereien. Auch der Killer ist noch da und knackt dem entsetzten Leichenfinder einen Arm erst um und dann ab (ist zwar ein schlichter Effekt, aber zumindest einer, der ansatzweise funktioniert, auch weil nicht mit hunderttausend Litern Ketchup rumgesuppt wird). Dann packt der Killer seines neuen Opfers Zunge und zieht und zerrt dessen gesamtes Innenleben durch die Freßluke nach draußen (dank des miserabel aussehenden Dummyheads würde das theoretisch auch fast zur Erheiterung beitragen, wenn´s Kollege Schnaas sich nicht bereits mit mir verdorben hätte).

Rita, Asthma und der Driver haben indes per Fußmarsch eine Hütte erreicht (ist es die Hütte, in der sie ihren Urlaub verbringen wollten? Keine Ahnung, möglicherweise sagt irgendjemand was entsprechendes, aber man versteht´s ja net) und beschließen, a) auf bessere Zeiten zu warten und b) schlafen zu gehen. Besteht ja keinerlei Anlaß zur Sorge, dass man ein vermutlich von einem Massenmörder entvölkertes Dorf, in dem Leichen en gros rumliegen, in der Nähe hat und die Freunde verschwunden sind.

Der Driver kann nicht schlafen und beschäftigt sich mit Laubsägearbeiten (?), Rita wacht aus unerfindlichen Gründen auf und spielt ihre Lieblingsszene aus einem Jean-Rollin-Film nach (d.h. wenn ich mir sicher gehen könnte, dass ein Mann wie Schnaas von einem Kunst-Horrorfilmer wie Rollin schon mal gehört hat) – sie läuft mit einem Kerzenleuchter (aber ohne wallendes Nachtgewand, also noch verbesserungsfähig) durch die dunklen Gänge (die Hütte scheint ein mittleres Schloss mit riesigen Kellergewölben o.ä. zu sein), bis sie in eine Katakombe schlurcht und dort vom Anblick eines verstaubten Klaviers erschreckt wird („AH!“. Der durchdringende Kampfschrei schon wieder… ). Asthma ist Rita sicherheitshalber gefolgt, was aber für ihn persönliches Pech ist, alldieweil sich eine Gestalt aus den Schatten schält und ihm ein Messer in die Schulter rammt. Jetzt wird´s wieder ein bissl verwirrend (rein ton- und verständnistechnisch): Die mysteriöse Attentäterin ist ein im Schockzustand befindliches Frauenzimmer, wird von Rita als Henriette (oder so) identifiziert (wobei ich den Namen im Nachspann nicht gefunden habe, aber ich bleib dabei. Man hört, was man hört) und ist angeblich die Schwester von irgendjemandem (von Carol? Dann wäre sie theoretisch aber auch Asthmas Schwesterherz. Spricht dann nicht für innige Geschwisterliebe. Oder doch von Rita? Oder von Heidi Klum? Mir doch egal). Driver wird von der ganzen Aufregung von seinen Schnitzereien weggelockt und macht ein dummes Gesicht, man versteht von der allgemeinen Debatte des Tons sei Dank keine Silbe, bis Henriette, von Rita fachfräuisch psychologisch betreut, damit rausrückt, dasss sie „ihn“ (den grauenerregenden Killer, latürnich) „spüren und riechen“ kann. Ich spüre und rieche eigentlich nur, dass dies ein himmelschreiend schlechter Film ist, den ich am liebsten an der tiefsten Stelle des Marianengrabens versenken möchte. „Er“ riecht übrigens nach Blut (ich glaub, der riecht noch nach ganz anderem Müffel). Driver verpisst sich, um im Dorf nach Medikamenten zu suchen (ehm, mir fällt grad ein… der Kerl hat ein HANDY. Wie wär´s, wenn er es mal benutzt? Notruf ist immer und überall koschtnix. Und die gemietete Hütte hat auch keine Hausapotheke, geschweige denn ein Fernofon? Ach, Schnaasbaby, it is SO godawful).

Und es wird noch dümmer. Rita versorgt notdürftig Asthmas gar grässliche Wunde (der soll sich mal nicht so haben, davon stirbt man nicht), was komischerweise beide geil macht und ehe wir uns´s versehen, poppen die zwei (okay, ich bin mir nicht sicher, ob Asthma deswegen so stöhnt, weil ihn der Sex so anregt, oder ob er damit nur ausdrücken möchte, dass ihm die Schulter weh tut, nach dem Motto: „Argh, geh runter von mir, schmerz-keuch-röchel!“). Driver, der den Fußmarsch zum Dorf und zurück, nebst angegliederter Durchsuchung der Ortschaft nach Aspirin und ein paar Bandagen, erstaunlich flott bewältigt hat, ertappt eine Freunde quasi inflagranti und ist darüber SO tierisch sauer, dass er Asthma wutig die erbeuteten Pillen vor die Füße wirft. Dem haste´s aber gegeben, Meister. Und warum bist du eigentlich so sauer? Selber scharf auf Rita gewesen (okay, die IST das attraktivste, was in diesem Film rumkreucht, aber das heißt auch nicht viel)? Oder gar auf Asthma?

Carols Schwängerer gibt´s übrigens auch noch – der hockt im Zug und ist offenbar voller Begeisterung über das demnächst hereinbrechende Glück der Elternschaft, jedenfalls liest er bereits Bücher wie „Kinder verstehen“ (äh, den Schmöker hab ich schon mal gesehen. Der handelt von KINDERN, nicht von Babys. Damit kannst du dir noch drei-vier Jahre Zeit lassen, Meister. Aber vielleicht ist er ja ein langsamer Leser). Das blenden wir nur kurz ein, damit wir nicht vergessen, dass es den Kerl auch noch gibt.

Am nächsten Morgen latschen Driver, Asthma, Rita und Henriettchen los. Wohin? Warum? Ich hab nicht die geringste Ahnung. Es ist mir auch wurscht, es wäre mir sogar sehr recht, wenn sie hinter der nächsten Kurve Nikos ins offene Beil laufen würden und zerstückelt würden, dann wären wir nämlich dem Filmende näher gekommen. Asthma pfeift auf dem letzten Loch und würd gern schlapp machen (ist das Asthmaspray alle?), aber Driver erlaubt es ihm nicht: „Der macht uns sonst fertig, einen nach dem anderen!“ (Could he HURRY? Mich macht ansonsten der Film fertig.)

Der Elter-in-spe ist mittlerweile am Bahnhof angekommen und mietet sich ein Auto. Kann er ja machen. Muss es mich interessieren?

Auch die mysteriöse Madam in Schwarz gibt´s noch. Die hängt sich in einer Kirche, einem Kloster oder sowas in der Art ein Schild um den Hals. Ihr Timing ist bemerkenswert, denn sie stürzt (bzw. ein lächerlicher Dummy) sich gerade im passenden Moment aus dem Fenster, als Driver & Co. darunter vorbeilaufen. Pladatsch. Rita springt der Draht aus der Mütze (ist das jetzt auch die Schwester von irgendjemandem? Ich würd´s Euch ja gern verraten, ich versteh nur kein Wort vom Dialog), allgemeine Panik bricht aus (wobei sich lustigerweise keine Sau um das Schild kümmert, das sich die Selbstmörderin umgehängt hat. Ich dachte eigentlich, das könnt´ ein Plotpoint werden), aber der Driver entscheidet kraft seiner ihm von-wem-auch-immer-verliehenen Autorität, dass man das Gebäude mal untersuchen sollte. Er stolpert also rein und prompt wieder über diverse verhackstückte Leichen. Gähn.

Der werdende Vater sorgt indessen für Gefahr auf italienischen Landstraßen, alldieweil er während der Fahrt Zeitung liest (ich wär dafür, er fährt jetzt einfach gegen den nächsten Baum. Kürzt die Sache ab). Selbige stellt ihm und uns die Frage: „Ist Nikos wirklich tot?“ [schunkel]Lebt den der alte Maneater noch, Maneater noch, Maneater noch…[/schunkel]. Der Artikel spekuliert über einen etwaigen Zusammenhang zwischen dem Verschwinden des Multimillionärs und der grauenvollen Mordserie (die aber, wie erwähnt, diejenigen, die von Rechts wegen ein gewisses Interesse daran haben könnten, nämlich den Gesetzeshütern, mit völliger Nichtachtung gestraft wird. Die, stupid movie, die!).

Driver findet im durchsuchten Gemäuer ein paar Fotos (of fuckin´ what? Könnte man die uns wenigstens mal zeigen?) und ein Tagebuch. Das dürfte dann selbiges von Nikos sein, der sich hier wohl seine Wohnstube eingerichtet hat (das wird von Sekunde zu Sekunde hirnamputierter). Ist es auch, denn der Driver blättert ein bissl durch die Seiten und findet heraus, dass Nikos dort (in blumiger Prosa) gesteht, seine Familie ermordet zu haben (darüber kann man, wie wir noch feststellen werden, zumindest eingeschränkt diskutieren), dieweil der zukünftige Papa (ich glaub, der heißt Stan, aber sicher bin ich mir da nicht), nachdem er kurz in der (scheinbar tatsächlich) angemieteten Finca vorbeischaut und sich über die herumliegenden Medikamente gewundert hat (wieso eigentlich? Seiner Ollen ist doch laufend übel, kann doch sein, dass die ´ne Pille braucht oder drei), sich mit seiner Kalesche irgendwo durch die Prärie dübelt, bis ihm plötzlich Asthma panisch vor´s Auto läuft (hä? Wo kommt der jetzt her? Plödplödplödplödplöd). Stan klemmt sich Asthma unter´n Arm und rennt los.

Unerfreulicherweise (cuz she´s a really lousy actress) weilt Carol noch unter den Lebenden (wir wissen ja als alte Man Eater-Experten auch, warum). Sie befindet sich in einer gastlichen Höhle (die wir, being really aufmerksam and stuff, natürlich als die aus dem Prolog identifizieren) und dummfragt, ob sie jemand hören kann.
Asthma ist mittlerweile endgültig fertig mit der Welt und kollabiert mit den üblichen „kümmer dich nicht um mich, rette die anderen“-Sprüchen auf den Lippen (wie kommt er darauf, dass Stan irgendjemanden retten könnte?). Stan kommt diesem Wunsch nach und verpasst so, dass Nikos sich bedrohlich an den röchelnden Asthmatiker ranpirscht.

Carol schreit sich indes in der Höhle die Seele aus dem Leib (pffzt. Die Tussi bringt ihr Maul nicht auf. Pucki miaut lauter, wenn er was zu futtern will. Wäre ich in einer Höhle gefesselt und panischerweis in Angst, von einem Wahnsinnigen zu Ragout verarbeitet zu werden, ich könnt´ mir überlegen, die Dezibelanzahl meiner Stimme geringfügig zu erhöhen. Will sagen: SCHREI HALT, DU KUH! DANN HÖRT DICH VIELLEICHT AUCH JEMAND).
Dieweil Asthma sein trauriges Erdendasein gepfählt beendet (ok, ok, Nikos the Impaler, schon klar), entdeckt Stan tatsächlich die Höhle (ich glaub nicht, dass er ihr Piepsen gehört hat. Reiner Zufallstreffer, I betcha) und darin Carol: „Da bist du ja!“ (vorzutragen in einem Tonfall, als hätte er sie fünf Minuten lang bei ´ner Cocktailparty gesucht und am nächstbesten Freischampusausschank gefunden).

„Da bist du ja“ trifft leider, für Stan, nicht nur auf Carol, sondern auch auf Nikos zu, der sich ungefragt in der Höhle materialisiert. Nikos hat inzwischen in den Darth-Vader-Röchelkeuchmodus umgeschaltet, Stan ist aber durch die Lektüre einschlägiger toskanischer Tagszeitungen über die Motivation des Mörders im Bilde: „Ist es das Kind? Ist es das, was du willst?“ (Ich weiß zwar nicht, woher er das wissen will… ist das ein normaler psychologischer Vorgang nach Verlust eines ungeborenen Kindes?). „Ich weiß, wer du bist“, behauptet er zudem, „ich hab alles über dich gelesen!“ (wie gesagt, Tageszeitung rult. Kann man nur froh sein, dass er ein halbwegs seriöses Blatt erwischt hat und nicht die BILD). Damit trifft er seltsamerweise einen Nerv in Nikos´ empfindlicher Seele: „Ich hatte auch einmal ein Kind“, röchelt der Madman melodramatisch (soll ich jetzt Mitleid kriegen?) und flüchtet sich in einen Flashback (und da wir uns ja in einem solchen befinden, ist´s mal wieder Flashback-im-Flashback. Der Doc tanzt eine begeisterte Polonaise durch´s Wohnzimmer).

Ein Rettungsboot schwimmt im Mittelmeer – die teure Yacht ist also offenbar abgesoffen. „Die Sonne liess unser Fleisch schmelzen“, behauptet Nikos in der dazugehörigen Narration. Vorräte hat man nicht, mal kurz SOS zu funken, ist dem Käpt´n Nikos auch nicht eingefallen, die Lage ist also hoffnunglos, aber nicht ernst. Nikos reibt sich zum Ausgleich der ausgeschwitzten Flüssigkeit Salzwasser auf die ausgemergelte Haut, auch wenn sein treuer Besen dienstbeflissen moniert, dass dies aus gesundheitlichen Erwägungen eher kontraproduktiv ist. „JA ICH WEISS“, brüllt Nikos seine Schnalle an. „Tage vergingen“, erklärt Nikos (ich hab mir sagen lassen, dass das Mittelmeer eins der am dichtesten befahrenen Gewässer ist. Okay, es kann natürlich blöd laufen, aber SO WEIT WEG von der Küste kann´s ja gar nicht sein, sonst würde Nikos in der „Gegenwart“ nicht in der Toskana rumhüppen + killen). Aufgrund der katastrophalen Versorgungslage wirft Nikos das ein oder andere gierige Auge auf seine (inzwischen verstorbene) Tochter. Sein Weibi hält es für eine unangebrachte Idee, zum Zwecke des eigenen Überlebens die Leiche der Tochter zu verspeisen (die hat auch nie Alive gesehen, wa?), und weil Nikos das Gesülze seiner Alten auf die Nüsse geht, sticht er sie ab. „Oh Gott, was hab ich getan?“ Aber Magenknurren setzt sich gegneüber schlechtem Gewissen in der ersten Runde durch KO durch und er beginnt, sein Frauchen zu verspeisen (klar, die ist auch frischer). Zweierlei versteht sich von selbst: die Szene ist erbärmlichst geschauspielert, die Effekte sind gewohnt schlecht und es bietet sich Gelegenheit, einen Nippel freizulegen, bevor Nikos herzhaft reinbeißt (okay, dreierlei versteht sich von selbst. Und jetzt Ruhe, bevor ich den kompletten „Nobody expects the spanish inquisition“-Sketch zitiere. Ach, wie gern würd ich jetzt Python sehen).

Nach dieser tragisch-melodramatischen Einlage erinnert sich Nikos an seinen Job als Menschenfresser und beißt sich ein Stück leckeren Schmackofatz aus Stan, sticht ihm dann noch in den Hals und wendet sich endlich Carol zu, damit wir absolvieren können, worauf wir mehr oder weniger schon seit 70 Minuten warten – die berühmte Fötusszene. Nikos schneidet Carol chirurgisch vermutlich eher bedenklich mit einem spitzen Stein den Wanst auf (Kaiserschnitt ist das aber nicht) und zieht eine beschmodderte Babypuppe heraus. Wir wünschen guten Appetit. Tricktechnisch ist das natürlich ungefähr so realistisch wie die Augsburger Puppenkiste (und ich überlege mir, ob das Baby „in echt“ wirklich schreien würde. Aber da fehlt mir die Erfahrung).

Driver hat indes endlich die anregende Lektüre des Tagebuchs erledigt und ist somit auf dem gleichen Wissensstand wie Stan vor seiner Ermöderung und quittiert dies mit einem gelangweilten „oh nein“. Mit Rita und der Jette (oder wie immer sie auch heißen mag. Ihr glaubt doch nicht ernsthaft, dass ich mir das nur der Charakternamen wegen noch mal mit Ton anschauen werde) sucht er das Weite. Jettchen reißt sich, warum auch immer, los und seilt sich ab, sinkt heulend gegen ene Mauer und wird vom offensichtlich in alter Jason-Manier fröhlich herumteleportierenden Nikos mit unerträglich schlechten Goreeffekten abgemurkst (der Wrestling-mäßige Backbreaker, den ihr angedeihen lässt, ist aber schon wieder irgendwie drollig). Die Blonde gekillt schleppt sich Nikos zurück in seine Wohnhöhle.

Zwischenzeitlich ist dem Driver eingefallen, dass er keinen echten Plan hat: „Was machen wir denn jetzt?“ (ein gutes Buch lesen, eine Käfersammlung anlegen, poppen, mit dem vorhandenen Handy um Hilfe rufen oder einfach VERDUFTEN, und zwar pronto… die Möglichkeiten sind vielfältig). Er entscheidet sich dafür, der hysterischen Rita eine runterzuhauen (okay, prinzipiell auch nicht verkehrt) und sie anzuschreien: „Wo ist der Wagen?“ (Woher zum Geier soll Rita das wissen, die war ständig bei dir, du Vollpfosten.) Muss sie auch gar nicht wissen, über das Wohnmobil stolpern die Flüchtigen eh bei nächster Gelegenheit. Nützt nur nichts, denn das Ding fährt keinen Meter (jetzt würd mich aber schon mal interessieren, WIE das Wohnmobil sich ohne Sprit von seinem ursprünglichen „Parkplatz“ hierhin bewegt hat. Oder war Nikos unterwegs tanken?). JETZT fällt dem Driver sein Mobiltelefon ein (okay, now it´s really stupid. Täte er es jetzt nicht aus der Jackentasche ziehen, der normale Zuschauer hätte längst vergessen, das es existiert). Dass es nicht fuktioniert (tja, in der Toskana gibt´s wohl noch zu wenig Mobilfunkmasten), hätt´ man beiläufig schon ´ne halbe Stunde vorher etablieren können, dann wär´s jetzt nicht zu dämlich. Hysterisch wird weitergerannt, bis zu einem Haus.

Nikos, als Slasher von Welt wie gesagt mit den Segnungen der Telepathie und Teleportation ausgerüstet, weiß, wo er gebarucht wird, und packt Rita. „Hilfä, ich stärbäh!“, proklamiert Rita (just do it) und Driver fordert halbherzig: „Lass sie los!“ (Vermutlich ist er insgeheim auch ganz froh, die Schnalle loszuwerden). Das mit dem Loslassen scheint Nikos falsch zu verstehen (mich wundert eh, dass der als Grieche deutsch kann), reißt ihr den Kopf (bzw. ein typisch lachhaftes fake-head-prop) ab und schmeißt es dem Driver vor die Füße.

Der verdient sich nun weitere Verdienstmedaillen dafür, dass er sich * jetzt * daran erinnert, im Besitz eines funktionstüchtigen Schießprügels zu sein (ich wusste es, er HATTE was gegen Rita) und jagt Nikos ein paar blaue Bohnen in die Plauze, womit wir zur zweiten legendären Man Eater-Szene, dem „Nikos mampft seine eigenen Gedärme“, kommen (über die Güte der FX breite ich den Mantel des gnädigen Schweigens, die Widerlichkeit bleibt aber intakt). Driver kommt das Kotzen (mir auch. Ist ein sehr kotzintensiver Film), Nikos scheint´s richtig zu munden, dann bricht er zusammen. Ich würde nun meinen, selbst ein monströser Menschenfresser müsste krepieren, wenn er wesentliche Teile seiner internen Organe verspeist, aber das sieht Kollege Schnaas anders. Nikos springt auf und haut den Driver k.o. Eine Fulci-Gedächtnis-Einstellung später (Nikos marschiert, seine Beute im Schlepp, hintergrundbeleuchtet bei Dunkelheit eine Treppe runter) versucht er, den Driver zu ersäufen, hört aber plötzlich die Stimme seiner von ihm gefressenen Ehefrau, die ihm ins Gewissen redet: „Glaubst du wirklich, du könntest uns mit deinen grausamen Taten ins Leben zurückbringen?“ (Ehrlich gesagt bezweifle ich, dass das Nikos´ Intention ist.) Zumindest ist Nikos ebenso verwirrt über den dunklen Sinn der Worte der akustischen Vision und hält inne. Was der Driver nutzt, um das zu liefern, was wir noch dringend brauchen – eine kleine Karate-Einlage (nicht mal Jackie Chan könnte den Film jetzt noch retten. Wozu auch?). Dabei gelingt es ihm, eine (gerahmte!!!!) Fotografie von Nikos´ kleinem Töchterlein zu zerdeppern, die der in der Brusttasche seines Arbeitsanzugs spazierenträgt (! – bei all den mörderischen Aktivitäten, die Nikos so entfaltet – das Ding müsste doch schon längst zu Bruch gegangen sein). Jetzt ist es Zeit für Große Gefühle TM, denn das rührt Nikos nun wirklich zu Herzen, Tränen und einer tiefenpsychologischen Selbstreflektion. Zumal da schon wieder diese Stimmen fordern: „Wir lieben dich, Nikos, komm zu uns!“ (Es soll die Stimme der Tochter sein, aber warum die ihren Papa als „Nikos“ anredet? I don´t know.) Das haut den stärksten Maneater um. „Erlöse mich“, bittet Nikos mit gefühlserstickter Stimme und Driver lässt sich nicht lumpen, packt eine arglos herumstehende Schaufel und hackt Nikos damit die Rübe ab, bevor er ins Morgengrauen davonstakst.

Womit wir zurück am Anfang und in der Höhle mit dem Anzugträger wären. Der hat, so will man uns glauben machen, die ganze Plotte im Tagebuch gelesen und kommt, wie der aufmerksame Zuschauer, zu dem Schluss, dass das irgendwie nicht so ganz hinhauen kann, insbesondere das finale furioso: „Wer soll den Schluss geschrieben haben?“ (In der Tat, eine Frage, die sich zu stellen, naja, nicht wirklich lohnt, aber aufdrängt.) Über die Antwort kann er im nächsten Leben nachdenken, denn kaum tritt er vor den Höhlenausgang, um seine Kollegas zu treffen, bläst ihm eine Ladung Blei die Omme weg. Ende. (Aaaah ja. Dideldideldum. Ich nehme an, das soll versinnbildlichen, dass nunmehr der Driver durchgedreht ist und Leute killend durch die Wälder streift.)

Uah. Überstanden. Ich hasse diesen Film. Und ich beginne langsam, eine persönliche Antipathie gegen Andreas Schnaas zu entwickeln. Ich glaube nämlich, der macht Filme nur, um damit unschuldigen Menschen auf die Nüsse zu gehen. Und ganz speziell mir. Sofern man das, was Schnaas auf DVD pressen lässt, überhaupt Film nennen kann, und zu dieser Klassifikation kann ich mich nach zwei bislang gesichteten Werken nicht durchringen.

Wobei Antropophagous 2000 doch immerhin etwas für sich verbuchen kann – nämlich die ernsthafte Überlegung, ob ich erstmals nachträglich die Bewertung eines Films korrigieren soll (ich hab mich im Endeffekt dagegen entschieden, weil die Bewertungen durchaus spontan meine Gefühle nach Sichtung wiedergeben sollen). Gegen Anthropophagous 2000 wirkt Violent Shit 3 ja glatt wie Citizen Kane (wenigstens aber wie Burning Moon – macht Violent Shit 3 im Endeffekt auch nicht besser, gibt aber einen sanften Anhaltspunkt darauf, wo sich Anthropophagous 2000 im direkten Vergleich einordnet.

Nun kann man sich prinzipiell darüber streiten, ob D´Amatos Man Eater nun wirklich ein so verdienstvolles Werk ist, dass ein Remake sich als unbedingt notwendig aufdrängt (ich behaupte mal vorsichtig: nö, isser nich). Der D´Amato-Film hat zwar sicherlich seinen Platz in der Ruhmeshalle legendärer Schmodderanten-Filme, aber kaum aufgrund seiner Qualität, sondern seiner zwei-drei Extrem-Gore-Einlagen und einer nicht zu verachtenden Marketing-Kampagne (selbst D´Amato-Fans werden zustimmen, dass Buio Omega z.B. ein besserer Film ist, was immer DAS auch wieder bedeuten mag). Bei aller Häme, die ich normalerweise gern über Joe D´Amato ausschütte – die Widmung „In Loving Memory“, die Schnaas seinem Werk voranstellt, hat nicht mal der alte Aristide verdient.

Inwiefern sich die Story an das hält, was Man Eater vorgab, vermag ich nicht zu beurteilen – dass ich Man Eater gesehen hab, ist mindestens 15 Jahre her (vermutlich eher noch länger. Dafür hab ich den Film so gesehen, wie man solche Filme eben sehen muss: als Videokopie der fünften Generation, bildqualitativ Mischung aus Schneetreiben, verstellter DDR-Fernsehempfang und schwerer Sehnervschaden) – * erinnern * kann ich mich nicht mehr wirklich dran (was auch nicht für den Film spricht, denn selbst vom „guten“ alten originalen Gesichter des Todes, den ich zu vergleichbarer Zeit – und in vergleichbarer Qualität – gesehen habe, sind wenigstens ein paar Images hängengeblieben). Die wesentlichen Elemente, für die das Original berüchtigt ist, spult die von Karl-Heinz Geisendorf „erdachte“ Plotte, treudoof ab (namentlich: Fötusszene, Eigengedärmmampf – dürfte eh das sein, was die meisten potentiellen Zuschauer mit dem Original verbinden). Abgesehen davon „funktioniert“ (bzw. eher nicht) die Story als völlig handelsübliche Slasher-Geschichte. Ein Haufen Charaktere befindet sich an Punkt A, ein irrer Killer bringt sie der Reihe nach um. Hurra.

Ich will mich überhaupt nicht lange mit der Analyse aufhalten, schon gar nicht mit der Analyse der Story, die ja mit absoluter Sicherheit das aller-allerwichtigste war, über das sich Schnaas und seine Mitstreiter die kollektiven Brägen zermartert haben, aber es ist schon bemerkenswert, * wie * DOOF die Geschichte ist, wenn man drei bis vier Sekunden drüber nachdenkt. Das beginnt schon mit der Grundvoraussetzung, dass Nikos offensichtlich jahrelang unbemerkt in der Toskana (zugegeben nicht gerade das Zentrum der Welt, aber auch nicht gerade der letzte unerforschte weiße Fleck der globalen Landkarte) sein Unwesen treibt (wenn´s ihn dort an Land gespült hat, hätte er theoretisch ins nächste Krankenhaus gehen , sich seine Delle kurieren und sein Industriekonglomerat weiter führen können. Aber ich vergaß, er ist ja „verrückt“ durch die wochenlange Sonnenstrahlung auf dem Mittelmeer und das Mampfen seiner Familie), geht damit weiter, dass Nikos scheinbar in aller Seelenruhe ein komplettes Dorf niedergemetzelt und gefressen hat, das allgemeiner Wissensstand ist (zumindest schreiben die Zeitungen drüber. Und wie DIE Zeitung, die ebenjenes vermeldet, NACH Nikos´ dortigem Massenmord ins Dorf kommt, möchte ich gar nicht wissen), scheinbar die italienische Polizei nach Ansicht des Autoren anderweitig beschäftigt ist, als sich um den Fall zu kümmern (naja, kommt vielleicht in der Toskana zu oft vor, als das sich die Bullen jedes Mal ´nen Kopf deswegen machen könnten. Ein Grund mehr, dort nicht zu urlauben), setzt sich über den kuriosen Charakter der „Lady in black“ fort (ich weiß bis jetzt noch nicht, wer das war, warum sie sich gelegentlich zeigt, und wieso sie sich schlußendlich umbringt – und was auf dem Schild steht, das sie sich um den Hals gehängt hat, interessiert wohl ausschließlich mich. Okay, beim Screenshot-Machen hab ich´s zumindest andeutungsweise gesehen – steht wohl auch „GO AWAY“ drauf. Rätsel gelöst) und hanebüchen eingeführte Charaktere wie die Wandersleut und die komische Schwester fort, und endet nicht bei dem Faktum, dass der Driver fast über die komplette Filmlaufzeit verdrängt, dass er ein Handy hat. Ganz davon abgesehen, dass sämtliche Charaktere durch die Bank unsympathische Idioten sind, denen man einfach nur ein blutiges Ende wünscht (es hilft auch nicht, dass sie von Unsympathen gespielt werden), und die praktisch pausenlos dumme Sachen machen.

Ein halbes Anerkenntniskärtchen verleihe ich für den Versuch, dem Nikos-Charakter etwas tragischen Tiefgang zu verleihen, nehme es aber für die unbeholfene Ausführung gleich wieder weg.

Nein, ich will nicht mehr drüber nachdenken. Warum auch? Hat ja von den Machern auch keiner getan. Das Script ist ganz großer Mist, und was mir alles aufgefallen ist, hab ich ja schon in meiner Inhaltsangabe zusammengefaselt. Ich bin froh, wenn ich das Kapitel Anthropophagous 2000 endlich hinter mir habe, und das ist nach Möglichkeit in ca. 30 Minuten, wenn dieses Review fertig ist. Danach will ich nie wieder etwas hören oder sehen, das mit diesem Film zu tun hat (naja, maximal noch den dazugehörigen Thread im Forum).

Kommen wir also nahtlos zu den filmischen Aspekten, bevor mir die Galle schon im Story-Department hochkommt. Anthropophagous 2000 sieht in etwa so aus, wie man es von einer auf Billig-Video ohne vernünftiges Equipment geschossenen Amateurproduktion erwarten kann (ich weiß nicht, wie hoch das Budget wirklich war. Die IMDB munkelt was von 50.000 DM, aber das KANN ich nicht glauben, es sei denn, man rechnet die drei Wochen Toskana-Urlaub für Cast & Crew in die Produktionskosten mit ein. Für das Geld kann man, mit gutem Willen, RICHTIGE Filme drehen, die auch so aussehen, als wären sie welche). Hin und wieder hüpft Kameramann Mark Trinkhaus eine Einstellung vor die Linse, die mit besserem Equipment gar nicht mal so schlecht aussehen würde (die ein oder andere Landschaftseinstellung oder Aufnahme des verlassenen Dorfes könnte unter der genannten Voraussetzung funktionieren), aber größtenteils sieht´s einfach wie ein Urlaubsvideo mit Gorepassagen aus. Wenn Schnaas nicht gerade wie ein Irrer mit Blut & Eingeweiden um sich wirft, kann man den Film sowieso völlig vergessen – erstens tut sich in den Non-Gore-Szenen nichts, was man wissen müsste, sollte oder auch nur – aufgrund der Tonproblematik – verstehen könnte; wie man einen Film sinnvoll dramaturgisch aufbaut, wird Schnaas vermutlich nie begreifen (okay, damit ist er in guter Gesellschaft mit dem Meister Ittenbach, der steht aber in jeder anderen Hinsicht Lichtjahre über Schnaas), aber ebenso vermutlich juckt ihn das nicht die Bohne (warum sollte es auch? Solange er mit seinen Schwachsinnsfilmen gutes Geld verdient… zumindest das kann ich verstehen). Trotz der nur 78 Minuten Laufzeit wirkt Anthropophagous 2000 aufgeblasen – jede, und ich meine wirklich JEDE Szene dauert einfach zu lange, egal ob das auf epische Länge gestreckte Belanglosigkeiten wie „Stan liest im Zug“, „irgendwer läuft irgendwohin“ etc. betrifft oder die noch zu würdigenden Goreschmoddereien. Auf´s wesentliche gekürzt könnte man aus dem Film einen zwanzigminütigen Kurzfilm schneiden und hätte nichts weltbewegendes verloren (okay, das hätte man auch nicht, wenn man den Film auf 0 Minuten schneiden würde. Vielmehr hätte man da gewonnen, nämlich reichlich Lebenszeit).

Stellt sich also hauptsächlich die Frage nach dem Gore. Ja, ist vorhanden, reichlich und extrem derb. „Leider“ halt auch extremst schlecht. Das ist wieder so ein Punkt, der Schnaas von Ittenbach unterscheidet – Ittenbach KANN Gore-Effekte, Schnaas kann sie nicht. Der kann nur mit irgendwelchen beim Metzger gekauften Fleisch- und Wurstteilen um sich schmeißen und das ganze mit Hektolitern Ketchup oder ähnlichen Blutersatzflüssigkeiten garnieren. Theoretisch sollte niemand davon schlaflose Nächte bekommen, weil´s einfach so dermaßen fake aussieht, das es nicht ernstzunehmen ist, widerlich sind sie oft und gern trotzdem. Eigen ist den Gore-Szenen, wie gerade schon angedeutet, dass sie einfach zu lang sind – nicht unbedingt wegen ihrer Wirkung (die wirken sowieso nicht), sondern auch dadurch, dass man viel zu viel Zeit hat, sich darüber klar zu werden, wie schlecht sie eigentlich sind (z.B. gleich die Zerhackung der hässlichen Tattooschlampe zu Beginn: dadurch, dass der Killer nicht nur ein-, sondern mindestens viermal in ihren „Rücken“ hackt, wird der Effekt kaum härter, sondern nur durchschaubarer).

Was ein paar seltsame „visual FX“ wie die komische „Beleuchtung“ von Nikos´ Gesicht angeht, weiß ich nicht mal, was die bedeuten sollen. Ich will´s auch gar nicht wissen (und es ist auch völlig irrelevant, so dass ich es in der obigen Inhaltsangabe nicht erwähnt habe, es fiel mir sogar erst wieder ein, als ich einen entsprechenden Screenshot auf dem DVD-Cover bemerkte).

Nicht vergessen möchte ich die mir tierisch auf den Senkel gehende Kotzeritis des Films – es gibt fast keinen Charakter, der sich nicht mindestens einmal plakativ übergibt. Das ist nicht nur ein Schnaas-Syndrom, das hab ich schon bei einigen Amateurfilmern beobachtet. Was hat das Kotzen an sich für eine Faszination an sich? Besondere Ekligkeitsgrenzen lotet natürlich die Szene aus, in der Carol dem Bettler auf die Pfoten kotzt und er den Rotz gierig in sich reinschlabbert. Da wird mir in der Tat jetzt (drei Tage später, nur beim drüber nachdenken) wieder schlecht. Das ist zweifellos die widerlichste Filmszene, die mir jemals untergekommen ist. Wie ich Schnaas kenne, ist der auf ein solches „Kompliment“ wahrscheinlich auch noch tierisch stolz (kleine Abschweifung: es gibt Regisseure, die Ekel durchaus gewollt als Stilmittel einsetzen, wie z.B. Cronenberg in Die Fliege. Aber auch die setzen Ekel nicht nur um des Ekels willen, sondern verbinden damit eine, wie auch immer geartete, Aussage. Und wenn Schnaas mir ernsthaft erzählen will, mit der In-die-Hand-kotz-Szene wollte er irgendetwas aussagen, das über „ich bin ein Schweinepriester“ hinausgeht, kann er das gerne tun, nur glauben werd´ ich es ihm nicht. Hab ja schon oben angesprochen, was ich von der Szene halte).

Wo wir gerade bei Ekel sind… ausschließlich unter diesem Aspekt ist auch die ausführliche Softsexszene zu bewerten, wobei ich mich schon frage, welche Art Erotikverständnis man haben muss, um DIESE FRAU auch nur ansatzweise sexy zu finden. Da seh ich ja noch lieber Aktfotos von Angela Merkel (okay, das war übertrieben, but you catch my drift). Die Szene könnten Fundamentalchristen als Werbematerial einsetzen, um Teenager vom Sex abzuhalten („YOUR GIRLFRIEND COULD LOOK LIKE THAT UNDERNEATH!“). Abgesehen davon konnte ja schon D´Amato, der echte, selten erotische Szenen inszenieren, aber Schnaas, der diese Szene auch noch mit vollem Gusto und close-ups inszeniert, als wäre es das Highlight des Films, täte Erotik nicht erkennen, wenn sie ihm mit 90-60-90-Maßen einen Nackt-Lapdance hinlegen würde. Oder, in einem Wort: EEEEK!

Schauspielerische Leistungen sind nicht zu begutachten, obwohl einige Castmitglieder sogar Erfahrung in richtigen Produktionen haben. Eines dieser „prominenten“ Ensemblemitglieder ist Cornelia de Pablos als Rita, die tatsächlich sowas wie eine ernstzunehmende Schauspielerin ist und neben zwei TV-Filmen u.a. Auftritte in den Kinofilmen Crazy und Harte Jungs absolviert hat. Was jemanden, der offenbar tatsächlich eine professionelle Karriere hat, dazu reitet, in einem Schnaas-Gorefilm mitzuspielen, übersteigt meine Vorstellungskraft und kann nur mit Unzurechnungsfähigkeit begründet werden (und ihre kurzen Entsetzenskiekser, die als „Schreie“ durchgehen sollen, sind im Kontext eines Horrorfilms schon arg peinlich). Den Helden (von mir als „Driver“ bezeichnet, er heißt wohl in der Tat im Film Georg) mimt Oliver Sauer, der auch „echter“ Schauspieler ist und als solcher in der kurzlebigen ARD-Serie Mobbing Girls und ab und an als Gast in Serien wie Küstenwache oder Die Sitte zu sehen ist. Bei ihm bemerkt man ab und zu leichte Anflüge von Schauspielerei, aber die gehen auch wieder vorbei. Der dritte „große Name“ im Cast ist Andreas Stoek (Marc, der Asthmatiker, wenn ich richtig gerechnet habe). Er debütierte einst in Niki Lists umwerfendem Müllers Büro, spielte in einigen TV-Filmen wie Anwalt Abel und Menschenjagd und darf sich rühmen, in Tykho Moon mit Stars wie Julie Delpy und Michel Piccoli die Leinwand geteilt zu haben.

Erschreckend ist aber, dass diese drei „Profis“ – mit der Ausnahme von Sauer, der einige passable Szenen hat – sich kaum von der Laienspielschar abheben, die sie umgibt (Violent-Shit-3-„Fans“ erkennen Joe Neumann wieder, der hier den rahmenhandlungprägenden Interpol-Agenten mimt), Andreas Schnaas selbst hat sich die Titelrolle auf den Leib schneidern lassen (zumindest fällt hier sein in Violent Shit 3 schon irgendwie irritierender Leibesumfang nicht auf) und zumindest seine große Szene, in der er so tut, als würde er mindestens Macbeth spielen, ist fast schon lustig. Den Gipfel des Antischauspiels erklimmt aber fraglos das „Liebespaar“ aus der Strand-Szene (da kann sich auch echt noch mal das Mittagessen durch den Kopf gehen lassen).

Erschienen ist der ganze Schmu als Red Edition bei Laser Paradise. Die Bildqualität ist in etwa so, wie man sie von einem budgetlos gedrehten Videoschmarrn erwarten kann – Camcorder-Look rult (oder auch nicht), auf 1.85:1-Widescreen hat man den Schotter dann auch gleich maskiert (deswegen sieht´s auch nicht filmischer aus). Immerhin ist das Bild, im Gegensatz zu Violent Shit 3, wenigstens einheitlich schlecht. Die Tonqualität ist grausam – zwar rauschfrei, aber gut die Hälfte der Dialoge (minimum) versinkt in purer Unverständlichkeit. Wozu auch nachvertonen, tät ja Geld kosten, und wen interessieren schon die Dialoge? Als Ausgleich dafür ist die Musik zu laut (schlecht ist sie überdies, aber das verwundert ja auch keinen mehr). Als Bonus gibt´s deleted scenes, die LP meinetwegen auch hätte behalten können (ein paar zusätzliche Gore-Frames).

Ich muss eine Sache ansprechen, die mir durchaus am Herzen liegt. Gerade in Fan-Foren wird oft und gern mit der Keule „aber das ist doch ein Amateurfilm, den darf man nicht nach den gleichen Maßstäben bewerten“ geschwungen. Ich sage: DOCH, darf man. Muss man. Nach welchen Maßstäben denn sonst? Wenn jemand ein talentloser Haufen Zellgewebe ist, der sich bemüßigt fühlt, die Welt mit seinen filmischen Visionen zu behelligen, dann ist´s mir als Konsument verdammt noch mal völlig egal, ob er dafür 100 Millionen Dollar oder 3 Euro 27 zur Verfügung hat. Ich bin natürlich etwas gnädiger, wenn´s eine Low-Budget-Produktion ist, bei der aus finanziellen Gründen vielleicht nicht alles hundertpro professionell ist, aber Meister Schnaas z.B. verkauft seine Filme ja für teuer Geld, d.h. die kosten (bei Neuerscheinen, nicht wenn sie von verzweifelten Händlern, die auf tonnenweise Exemplaren sitzen, praktisch für umme verramscht wreden) genauso viel, wenn nicht mehr, wie die restaurierten neuen Releases der MGM-Genre-Klassiker, also hab ich jedes Recht, als kritischer Konsument laut und deutlich zu verkünden, dass ein Film wie Anthropophagous 2000 nichts anderes ist als gequirlte, pürierte und anschließend in Scheibenform gepresste Exkremente. Ganz speziell, wenn andere ambitionierte Independent-/Amateurfilmemacher immer wieder zeigen, dass man auch für wenig Geld, wenn man etwas Talent mitbringt und sich Mühe gibt, durchaus sehenswertes auf die Beine stellen kann (womit ich mein weises Haupt einmal mehr respektvoll gen Transcendental Picture und Lee/Leroc neige. Was diese Teams für erheblich weniger Asche auf die Beine stellen, ist, mal ganz ungeachtet jeglicher inhaltlicher Wertung, zigtausendmal ansehnlicher als Schnaas).

Langer Rede kurzer Sinn – Anthropophagous 2000 ist ein wertloses Stück Müll, das sich ausschließlich in seinen selbstzweckhaften Gore-Eskapaden und sonstigen Widerlichkeiten suhlt. Ich wiederhole mich – ich bin ein entschiedener Gegner von Zensur, aber sollte sich eine wohlmeinende Staatsanwaltschaft bemüßigt fühlen, diesen Film einer Prüfung nach § 131 StGB zu unterziehen (und wie die ausfallen wird, kann man sich auch ohne große juristische Bildung ausmalen) und aus dem Verkehr zu ziehen, werde ich dem nicht nur gleichgültig gegenüberstehen, wie bei so manchem Werk von Ittenbach, sondern mich ein ganz klein wenig (und heimlich, denn wenn man das zugibt, ist man ja unzweifelhaft Faschist) drüber freuen – und das nicht, weil meine DVD dann als „Sammlerobjekt“ was wert wird… Over and out, und damit hat sich das Kapitel Schnaas nun endgültig erledigt (tja, und leider kann ich Forumsuser Deader nicht enttäuschen – er hat die Bewertung akkurat vorhergesagt).

(c) 2004 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 10

BIER-Skala: 0


mm
Subscribe
Benachrichtige mich zu:
guest
0 Comments
Inline Feedbacks
View all comments