Animals – Das tödlichste Raubtier ist in Dir!

 
  • Deutscher Titel: Animals - Das tödlichste Raubtier ist in Dir!
  • Original-Titel: Animals
  • Alternative Titel: Wolves | Wolves - Das tödlichste Raubtier ist in Dir |
  • Regie: Douglas Aarniokoski
  • Land: USA
  • Jahr: 2008
  • Darsteller:

    Marc Blucas (Jarrett), Naveen Andrews (Vic), Nicki Aycox (Nora), Eva Amurri Martino (Jane), Andy Comeau (Jules), Bart Johnson (Vaughn), Gillian Shure (Trish), Mark Elias (Bud), Ron Roggé (Tommy), Heidi Shepherd (Tristana)


Vorwort

Jarrett hat schon bessere Zeiten gesehen – seine Frau hat ihn in den Wind geschossen, seine Football-Karriere ging verletzungsbedingt zu Ende, bevor sie richtig anfing, sein Boss in der Baufirma, für die er schuftet, hasst ihn (das zumindest nicht völlig ohne Grund, denn Jarrett kommt ständig zu spät. Zur Arbeit, Ihr Ferkel!). Trost und Zuspruch findet er nur in seiner Stammpinte, die erfreulicherweise von seinem alten Schulkumpel und Nummer-Eins-Fan Jules geführt wird, und in der auch die niedliche Jane ihrem Tagwerk nachgeht, auf die Jarrett, wie so mancher auch, schon mal das ein oder andere Auge geworfen hat, jedoch genau wie seine Konkurrenten in die Röhre kuckt. Das langweilige Leben unseres Protagonisten wird durch das Auftauchen Noras auf den Kopf gestellt – das Chick ist zwar offensichtlich vor irgendetwas auf der Flucht, aber Jarrett, der sein Glück kaum fassen kann (ebenso übrigens Jane, die in treuer Tradition aller intim-unnahbaren Kumpelfreundinnen natürlich schwer was dagegen hat, dass der von ihr Verschmähte sich anderweitig orientiert), wird von ihr quasi im Vorbeigehen flachgelegt. Die Sahneschnitte quartiert sich bei Jarrett ein – sein Sexualleben ist zwar jetzt deutlich aktiver (und kinky…), dafür geht er seines Jobs verlustig und strapaziert aufgrund spontan auftretender seltsamer Verhaltensweisen seine Freundschaft mit Jules und Jane. Naja, er *kann* ja auch nicht wissen, dass Nora kein normales Mädchen ist. Nora ist eine Art Mischwesen aus Mensch und Tier und muss sich ihre (menschliche) Beute reißen und durch beherzten Liebesbiss sploddern ihre Mutantengene nun auch durch Jarrets Blutbahn. Als wären die Veränderungen, die Jarret an sich bemerkt, nicht schon Problem genug, gibt’s da auch noch Vic, Noras vormaligen Partner (und Verwandler), der nun so wirklich gar nichts davon hält, dass sich sein Häschen, das sich auch hervorragend als Köder zum Beutefang eignet, verselbständigt und einen neuen Partner ausgekuckt hat. Dieweil Jarret noch versucht, aus sich und seinem neuen Betthupferl schlau zu werden, hat Vic schon längst die Fährte aufgenommen…


Inhalt

Wenn man mal als Horrorfilmfan sein Herz ausschüttet und der minderinteressierten Umwelt verkündet, was zum Geier an seinem Lieblingsfilmgenre nicht stimmt, kommt höchstwahrscheinlich so was wie „die haben keine Ideen, die Idioten…“ ‚bei raus. Und ja, es ist nervig – pro Jahr erscheinen ungefähr trölfzighundert Zombiefilme, ein paar weniger Vampirstreifen und den spärlichen Rest an Neuveröffentlichungen teilen sich generische Slasherkiller, Werwölfe und „Saw“-imitierende Folterknechte. Aber es kann doch nicht sein, dass das ALLES ist, was zigtausend, äh, nennen wir sie mal vorsichtig so, „Kreativköpfe“ weltweit in ihre Schreibprogramme husten?

Wie ausgehungert mal nach einem zumindest vordergründig anderen, frischeren Szenario dürstet, merkt man, wenn einem tatsächich mal eins über den Weg läuft und man sich dabei ertappt, einem Film mehr Schwächen verzeihen zu wollen als „Dawn of the Night of the Day of the Dead Part VII“. „Animals“, mit einem für Indie-Horror-Verhältnisse recht sattem 5,5-Mio-Dollar-Budget versehen und von Craig Spector („Nightmare 5 – Das Trauma“) nach einem Roman von John Skipp („Class of 1999“) geschrieben, ist so’n Fall von Streifen, dem man – um vorzugreifen – letzten Endes nicht alles so übel nehmen kann oder will wie man eigentlich müsste, weil er zumindest im Rahmen seiner beschränkten Möglichkeiten *versucht*, eine etwas andere Horrormär zu erzählen.

Freilich – wenn man ein bisschen drüber nachdenkt, sind die Tier-/Mensch-Mischwesen, die Skipp und Spector hier vorstellen, am Ende des Tages nichts anderes als eine angeheiratete Seitenlinie des Lykanthropen-Stammbaums und ganz speziell pflegen sie eine gewisse Verwandschaft mit den von Stephen King erdachten und von Mick Garris (in seinem wohl einzigen wirklich unterhaltsamen Filmwerk) auf die Leinwand gebrachten „Sleepwalkers“ (die Kreaturen aus Tony Richards ganz patentem Horrorroman „Night Feast“ könntem an noch in die selbe Ahnenreihe stellen), aber die feinen Unterschiede (allen voran die Tatsache, dass Tier und Mensch nicht, wie beim Werwolf, klar voneinander abgegrenzt sind, sondern der hiesige Tiermensch – mal abgesehen von „Neuling“ Jarrett – völlig über seinen Zustand im Klaren ist und seine menschliche Gestalt nutzt, um einfacher Beute schlagen zu können) sind doch eine recht eigenständige „Weiterentwicklung“ des klassischen Mythos.
Auch die stark angeheizte Sexualität (die sexuelle Anziehungskraft der Tiermenschen ist ebenso stark wie ihre „tierische“ Leidenschaft beim Akt) ist etwas, was wir aus der althergebrachten Werwolf-Mythologie nicht so kennen (hin und wieder hat man sich mal in der Hinsicht Gedanken gemacht, allen voran der Mainstream-Hit „Wolf“ mit Jack Nicholson, oder als Metapher für die weibliche Sexualität in „Zeit der Wölfe“ oder „Ginger Snaps“, aber überwiegend ist der Werwolf in der populären filmischen Darstellung ein im Vergleich zum Vampir geradezu asexueller Geselle).

Allerdings – und das ist das große „allerdings“ – fällt den Autoren nicht sonderlich originelles ein, was sie mit ihren einigermaßen frischen Monstern anstellen können. Der casus knackus, der „Animals“ irgendwie dann doch wieder zu einem verhältnismäßig „gewöhnlichen“ Monstermovie macht: Skipp und Spector zäumen das Pferd von der falschen Seite auf. Anstelle die durchaus interessante und auch filmisches Potential bietende Möglichkeit zu nutzen, wie sich eine Beziehung wie die von Vic und Nora „im echten Leben“ ausspielen würde, fokussiert der Film rasch auf Jarrett (der da und dort auch noch per voiceover belanglose Platitüden absondert) und seine Schwierigkeiten, mit der ihm noch unbekannten Veränderung umzugehen; das ist dann eben doch wieder nichts grundlegend anderes als die Mär vom Neu-Vampir oder Neu-Werwolf, wie wir sie schon x-mal gesehen haben. Das ist insbesondere darum schade, weil die Auftaktphase des Films, in der parallel Jarrett und sein verpfuschtes Leben auf der einen, Noras und Vics symbiotische Beziehung andererseits, vorgestellt werden, andeutet, welch gefälliger Stoff in der Chose steckt, und dies praktisch ausschließlich in der Vic/Nora-Plotlinie. Dort verbirgt sich durchaus brisante Charakterdynamik (Vic behandelt Nora, die er selbst „infiziert“ hat, miserabel, liebt sie aber nichtsdestotrotz „ehrlich“ – worauf „Animals“ in der ausformulierten Form immerhin im Schlussakt noch zurückkommt, ohne sonderlichen Nutzen daraus zu ziehen; beide sind der Nahrungsbeschaffung wegen voneinander abhängig), aber sobald Nora vor Vic flieht und mit Jarrett anbandelt, entwickelt sich „Animals“ zu einer monströs-horribel angehauchten Eifersuchtsgeschichte, die in Checklisten-Manier Plotpunkte abhandelt, in vielen Dingen (so z.B. Auswahl der Opfer) vorhersehbar ist und erst im Schlussakt wieder einen wirklich überraschenden Twist aus dem Ärmel schüttelt, der immerhin den Showdown manierlich aufwertet, aber halt das Potential einer, sagen wir mal, „realistischen“ Zeichnung einer animalisch geprägten Beziehung nicht ausschöpft (zumal Spector nun auch nicht der größte Dialogautor vor dem Herrn ist).

Optisch macht das Ganze einen sehr slicken Eindruck – Douglas Aarniokoski, der sich hinter dem Pseudonym Arnold Cassius (hihi) verbirgt, hat das Handwerk bei Full Moon gelernt (als Regieassistent fungierte er u.a. bei [[Doctor Mordrid]], „Trancers III“, „Dollman vs. Demonic Toys“, „Puppet Master 4/5“) und arbeitete sich dann langsam Richtung A-Liste hoch („From Dusk Till Dawn“, „The Crow“, „Fear and Loathing in Las Vegas“, „Resident Evil: Extinction“) – für sein Regiedebüt wagte er sich 2000 an das „Highlander“-Franchise und inszenierte Teil 4, „Endgame“ (der war immerhin besser als die Teile 2 und 3, whatever THAT means). Dass hier mehr Kohle als in den üblichen Zombieschlonzer gesteckt wurde, macht sich bemerkbar – der Look des Films ist poliert, die Kameraarbeit höchst professionell und mit gelegentlichen Inspirationsanflügen, der Schnitt modern-modisch stylish (das kann man mögen oder nicht, ich fand’s in dem Fall recht passend); die Production Values sind ordentlich, die Außendrehs in Reno sorgen für ein wenig Scope. Problematischer ist schon, dass Aarniokoski der Geschichte nicht richtig Schwung verleihen kann. Das Prozedere zieht sich im Mittelteil schon merklich (auch weil recht ausgiebige Softcore-Einlagen den Plot schon etwas aufhalten); der Schlussakt ist deutlich flotter, doch die arg höhepunktfreie Inszenierung des zweiten Akts kann den geneigten Konsumenten schon ungeduldig stimmen.

Was bei einem Budget von 5,5 Mio. Kieselsteinen nicht entschuldbar ist, sind die ziemlich schludrigen Effekte. Keinen Einwand hege ich noch gegen die Splatter- und Goreeinlagen; die sind nicht reichlich (und die expliziteste wird gleich zu Beginn verbraten, wenn Vic einen arglosen, von Nora aufgerissenen Touristen filettiert), doch kompetent. Nur damit ist’s halt nicht getan, wenn wir schon solche shapeshifter als Monster haben, müssen wir die wohl oder übel auch zeigen – Aarniokoski und sein Team (angeführt von John Ross, der bei Disney erste Sporen verdiente) verfolgen, was aller Ehren wert ist, einen ziemlich ambitionierten Ansatz; ihre Gestaltwandler sind in ihrer tierischen Form irgendwie nicht ganz körperlich, schemenhaft, eine Art halbphysische Rauchwolke. Das funktioniert CGI-Magie sei dank noch einigermaßen anständig, solange die Viecher tatsächlich nur als bläuliche Farbschemen durch’s Bild huschen, doch wenn sie mal stillstehen und sich „manifestieren“, sehen sie aus wie recht jämmerlich animierte CGI-Hunde. Und von den Masken und Kontaktlinsen, die den ersten Verwandlungszustand darstellen, reden wir aus Gründen nachweihnachtlicher Barmherzigkeit mal gar nicht…

FSK 18 ist angesichts der spärlichen, doch reichlich drastischen Gore-Schmoddereien und semiexpliziter Nacktbalgereien sexueller Natur als Freigabe okay. Übrigens wurde der Film mit Mitteln der Filmförderung Utahs gedreht und löste prompt ob seiner Freizügigkeit diverse Kontroversen aus, die Mormonen sind ja nun nicht gerade für ihre lockeren Sitten bekannt (wenn man von Polygamie mal absieht, ähem).

Der Cast ist das, was man so schön semiprominent nennt… in der Hauptrolle gibt sich Mark Blucas („Buffy“, „Wir waren Helden“, „Thr3e“, „Knight and Day“) die Ehre und agiert überwiegend eher steif und uncharismatisch – es hilft nicht, dass seine Figur für den nominellen Protagonisten ziemlich „unlikeable“ ist.
Naveen Andrews (Sayid aus „Lost“, „Planet Terror“, „Die Fremde in Dir“), der nach Serienende nun auch nicht gerade eine Mörderkarriere zu starten scheint, ist tausendmal lebhafter als Blucas (hat’s als Bösling natürlich auch einfacher) und demzufolge viel zu wenig screentime.
Nicki Aycox („Joyride 2“, „Jeepers Creepers 2“) agiert dankenswerterweise mit vollem Körpereinsatz (ähem), überzeugt mich aber am ehesten, wenn sie mit dunkler Perücke und nuttigem Outfit ein bisschen Juliette Lewis zu „Natural Born Killers“-Zeiten zu channeln scheint.
Eva Amurri Martino („Isolation“, „Californication“) hat irgendwie etwas freakiges (think Devon Aoki, nur nicht so extrem) – hat ein wenig gedauert, bis ich drauf kam, aber sie hat die Augen ihrer Mutter Susan Sarandon, aber die passen irgendwie nicht zum Restgesicht…
Die Rolle der Jane stellt sie vor keine gewichtigen dramaturgischen Aufgaben.
Andy Comeau (Jules) könnten TV-Gedächtniskünstler noch aus der vierten „House“-Staffel kennen, wo er einen der zahlreichen Bewerber in des Doktors Bewerbungs-Casting mimte.

Bildqualität: Mir stellte sich „Animals“ in Form der „Horror-Meisterwerke“-(hihi)-BluRay-Steelbook-Box von Great Movies vor (gepaart mit „Shallow Ground“ und „Des Teufels Pakt“). „Animals“ kommt dabei mit einem für Buget-Releases anständigem 1.85:1-Widescreen-Print, der sicher die Möglichkeiten einer BluRay nicht ausreizt, aber für den sich ein Grabbeltischpublisher jetzt auch nicht in Grund und Boden schämen muss. Dass es ein wenig grieselt, fällt erst auf, wenn man sich mit der Nase direkt vor den Flachschirm setzt… Schärfe, Kontrast, Farben, alles pendelt sich im soliden Durchschnittsbereich ein.

Tonqualität: Die deutsche Synchronfassung (Dolby 5.1) ist mal eher wieder nicht zu empfehlen, der englische O-Ton (Dolby 2.0) zieht die Wurst nicht vom Teller, reicht aber aus, wenn man keine High-End-Ansprüche stellt.

Extras: Nischewo.

Fazit: „Animals“ ist kein schlechter Film – er ist, wenn man ehrlich ist, solider Genre-Durchschnitt. Was dem einen die Längen im Mittelteil, sind dem anderen aufgrund der ausführlichen Nackedeieinlagen vielleicht gerade die Highlights, wer will da schon urteilen? Die Story haut mich nicht pausenlos vom Stengel, beleidigt aber auch nicht die Intelligenz und die ein oder andere nette Idee lässt sich nicht mal von den nicht ganz so dollen Visual FX totschlagen. Es ärgert mich halt nur, dass hier mehr drin gewesen wäre als „solider Durchschnitt“ , wie man ihn schon x-mal gesehen hat – das Grundszenario, die „Mythologie“, wenn man so will, hätte Potential für eine Art „Großstadt-Predator“ etwas anderer Manier – da hätte man mit dem durchaus vorhandenen Budget mehr anstellen können als nur auf Sicherheit spielen und ein beliebiges, beinahe banales Monsterfilmchen kreieren können.


mm
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