Angriff der Lederhosenzombies

 
  • Deutscher Titel: Angriff der Lederhosenzombies
  • Original-Titel: Angriff der Lederhosenzombies
  •  
  • Regie: Dominik Hartl
  • Land: Österreich
  • Jahr: 2016
  • Darsteller:

    Laurie Calvert (Steve), Gabriela Marcinkova (Branka), Oscar Dyekjaer Giese (Josh), Margarete Tiesel (Rita), Karl Fischer (Franz), Kari Rakkola (Chekov), Martin Loos (Knaup), Patricia Aulitzky (Hilde)


Vorwort

Der Klimawandel ist an allem schuld – der globalen Erwärmung wegen sorgt sich Berg-Grundbesitzer Franz um die touristische Zukunft und hat eine neue Spezialschneekanone entwickelt, die unter Zuhilfenahme der Chemikalie Solunam wind- und wetterfesten Kunstschnee verschießt. Für die Massenproduktion des Geräts braucht er allerdings einen Investor, und den hofft er in dem reichen Russen Chekov gefunden zu haben. Bei der Präsentation bekommt Chekov allerdings eine Prise Solunam ab und verträgt die nicht wirklich gut… Franz und sein Kompagnon Knaup schleppen Chekov in Ritas Gaudihütte, wo der letzte Tag der Skisaison mit einer Happy-Hour-Halber-Preis-durch-die-ganze-Nacht-Apres-ski-Partie zelebriert wird. Ein Schnaps oder zwei wird Chekov schon soweit kurieren, dass er seinen kyrillischen Servus unter die Vertragspapiere setzen kann.

Dieweil sind die Profi-Snowboarder Steve und Josh mit Steves Freundin Branka dabei, Filmaufnahmen für ihren neuen Sponsor zu machen. Steve, being an idiot prick, ruiniert den Shoot durch die spontane Idee eines Nacktruns. Goodbye, Sponsorvertrag, und goodbye, Ticket ins Tal, denn Agentin Hilde verabschiedet sich mit ihrem Helikopter auf Nimmerwiedersehen, der Lift ist aus, die Abfahrt zwar möglich, endet aber weitweg vom nächsten Dorf, und ein Bus fährt auch nicht mehr. Einzige Möglichkeit, die Nacht zu verbringen: bei Rita durchfeiern.

Dort geht’s Chekov gar nicht gut, aber ein sabbernder, grunzender, schleimkotzender Halbtoter fällt unter den ganzen Suffköppen gar nicht mal so unangenehm auf – bis er beginnt, die anderen Partygäste zu beißen – und in Windeseile hat sich Ritas Gaudihütte in ein veritables Zombiedrom verwandelt. Nur Josh, Steve, Branka, Franz und Rita entgehen den Attacken der Apres-Ski-Leichen.

Franz ist Besitzer eines Snowmobils – mit dem könnte die Flucht ins Tal gelingen. Könnte, hätte Franz ernstlich vor, seine Mitüberlebenden zu retten und die Talbevölkerung zu warnen. Branka und Steve, die sich illegitimerweise auf den Sozius geschwungen haben, werden von ihm nach einem Crash mit einem Zombie-Reh zurückgelassen, dieweil Josh und Rita sich wieder in der Hütte verschanzen und bemerken, dass Josh sich einen Zombie-Biss eingefangen hat. Steve und Branka setzen den Lift wieder in Gang und fahren zurück zur Hütte, um ihren Freund zu retten. Der ist aber mittlerweile untot und versucht, Rita zu killen. Rita stolpert in ihrer Hütte über ein beachtliches Waffenarsenal – und auch das Zombie-Kill-Potential von Snowboards wurde bislang weit unterschätzt…


Inhalt

Ich erwartete kein Kunstwerk, als ich „Angriff der Lederhosenzombies“ in den Player schob, sondern hoffte auf nicht mehr, nicht weniger als eine juxige Splatterkomödie mit ein paar guten Gags. Leider, muss ich feststellen, ist Dominik Hartls mit 2,7 Mio. Euro Budget gar nicht mal so billige ZomCom ein ziemlicher Rohrkrepierer.

Die Idee ist brauchbar – frisches Umfeld für fleischfressende Untote ist immer willkommen, und Zombies im Schnee gab’s bislang eher selten und dann auch nicht in humoristischem Kontext. Leider fällt Hartl nicht besonders viel ein, was er mit seinen Zombies auf beim Apres-ski anstellen will. Dem ganzen Film fehlt es an einer echten Dramaturgie – so wie Hartl die Nummer abliefert, ist es kein richtiger Spielfilm, weil er eigentlich keine Story hat, keine Geschichte erzählt, keine Charaktere etabliert und, und das ist bei einer ZomCom halt die Krux, nicht sonderlich witzig ist.

Der Film macht einfach strukturell vieles falsch – den großen Zombie-Mayhem, wo man richtig Spaß mit dem Sujet haben könnte, also wenn die Plage sich unter den ahnungslosen Partygängern ausbreitet, wird viel zu schnell, zu beiläufig und größtenteils off-screen abgehandelt. Gerade hat Chekov seinen zweiten Gast gebissen, dann schalten wir um zu ein wenig sulking with Steve, und als der in den Gastraum betritt, sind schon alle bis auf unsere designierten Protagonisten zombifiziert. That’s… boring. Vor allem dezimiert das die potentiellen weiteren Opfer, wenn wir nur noch fünf Gestalten zur Auswahl haben, von denen mindestens zwei als Überlebende prädestiniert sind. Für einen Film, der an der Stelle noch gut 45 Minuten Laufzeit übrig hat, it das dünn.

Auch danach werden vermeintlich dramatische, spannende oder auch nur potentiell witzige Situationen immer wieder verschenkt, plätschern aus oder scheitern am komödiantischen Unvermögen von Hartl oder seiner Darsteller (der größte Fehler, den Hartl macht, ist, dass er Chekov, den mit Abstand witzigsten Charakter, viel zu früh aus der Handlung nimmt. Allein schon aus dem Versuch, dem zombifizierten Chekov die Unterschrift unter die Vertragspapiere aus dem Kreuz zu leiern, hätte man einen patenten running gag machen können, und natürlich wäre Chekov auch der bessere „boss fight“ gewesen als der langweilige Franz).

Hartl fehlt einfach das Gespür für das set-up eines guten Gags – ja, ich hab vielleicht vier-fünfmal gelacht, aber bei einer apostrophierten Komödie ist das eine ziemlich magere Gagausbeute (wenn schon einer der besten Gags ist, dass Josh, sobald klar ist, womit man es zu tun hat, nicht etwa die Polizei oder die Armee per Handy anruft, sondern seinen besten Kumpel in Dänemark, der Zombiefilmexperte ist…). Auch aus der Idee, dass die Zombies sich durch Musik befrieden lassen, macht der Film viel zu wenig (genau anderthalb Gags), andere Einfälle wie eine Montage von Zombie-Snowboard-Kills zu „An der schönen blauen Donau“ klangen vielleicht auf dem Papier gut, übertragen sich aber nicht gerade als Mörderfun auf den Zuschauer. Im Finale, wenn dann auch Extrem-Gore ausgepackt wird, scheinen Hartl auch ein paar Snowboard-Stunts wichtiger zu sein als Spaß für den Zuschauer – gerade in den größeren Metzelszenen verpasst Hartl auch die Chance, durch die Musik etwas Leben, etwas Tempo, mehr Fetzigkeit in den Film zu bekommen, statt dessen bleiben gerade diese Szenen ohne musikalische Untermalung (ich meckere ja oft und gern, dass viele Regisseure vergessen, dass auch „no score“ ein guter Score sein kann, aber bei einem Film, der sich humoristisch und temporeich versteht, muss man dann halt ggf. auf der Tonspur mit ein bisschen Funpunk o.ä. nachhelfen. Meine Güte, selbst die Lizenzkosten für irgendeinen DJ-Hirnfick-Apres-ski-Hit als Kontrapunkt zum Gesplattere hätten sich rentiert).

Auch den Schauspielern fehlt leider der Sinn für comedic timing. England-Import Laurie Calvert bleibt ebenso blass wie die Tschechin Gabriela Marcinkova und Oscar Giese. International cast for international cast’s sake ist nicht immer eine Lösung und dieses Trio scheint dem zu spielenden Material manchmal verständnislos gegenüber zu stehen. Margarete Tiesel und Karl Fischer könnten in ihren Rollen als Rita bzw. Franz möglicherweise spaßig sein, wenn sie auch nur annähernd das Talent für physical und/oder verbal comedy hätten (dass Hartl, wie gesagt, einen guten Gag nicht aufsetzen könnte, wenn sein Leben davon abhinge, hilft ihnen natürlich nicht weiter). Der einzige Darsteller mit Charisma, Screenpräsenz und dem richtigen Timing ist Kari Rakkola – der hat mich schon in „Auf bösem Boden“ überzeugt und das Wiedersehen, auch wenn’s nur von kurzer Dauer war, machte Freude.

Auch hier: ein paar Euro mehr austüten und sich der Mitwirkung der ein oder anderen komödiantischen Heimatnase (und sowas soll’s ja auch in Felix Austria geben), selbst für einen lausigen Cameo oder zwei, hätte sicher geholfen.

So aber plätschert der Film vor sich hin, ohne jemals Zug, dramatische Wirkung oder sein volles humoriges Potential zu entfalten. Da wirken dann selbst 70 Minuten deutlich länger. Schade, schade – wie man’s mit deutlich weniger Asche deutlich witziger macht, zeigte Martin Faltermeiers sicher nicht fehlerfreier, aber wesentlich unterhaltsamerer Zombie-Heimatfilm „Zombies from Outer Space“.
Sorry, das war nix, auch wenn’s handwerklich okay ist und die Splatter-FX durchaus im internationalen Vergleich bestehen können. One for the hardcore gorehounds only.

(c) 2017 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 7

BIER-Skala: 4


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