- Deutscher Titel: Angels of the City
- Original-Titel: Angels of the City
- Regie: Lawrence Hilton-Jacobs
- Land: USA
- Jahr: 1989
- Darsteller:
Lawrence Hilton-Jacobs (Jon Chance), Richard Allen, Kelly Galindo, Cynthia Gheston, Lisa Axelrod, Michael Ferrare, Jastereo Coviare, Kari French
Vorwort
Rund um den Hollywood Boulevard tobt der private Kleinkrieg zwischen den lokalen Gangsterbossen Lee und Gold, deren Auseinandersetzungen um Marktanteile im guten alten horizontalen Gewerbe mit harten Bandagen und, wenn’s sein muß, gegenseitiger Eliminierung der jeweiligen besten Pferde im Stall geführt werden. Für vier junge Studenten hat dies böse Folgen… Mick und Richie werden von Detective Jon Chance als chronisch verdächtig angesehen, die Nutte Carmen getötet zu haben, aber das ist vergleichsweise harmlos im Vergleich zu dem, was ihren Freundinnen Wendy und Kathy zustößt. Die werden nämlich im Zug eines der üblichen Studentenverbindung-Mutproben-Aufnahmerituale dazu verdonnert, sich als Prostituierte zu verkleiden und einem Freier 100 Dollar aus der Tasche zu ziehen. Was die beiden Mädels zunächst noch für einen netten Spaß halten (seltsame Vorstellungen von Spaß, sach‘ ich mal), entwickelt sich zu einem Alptraum, denn Gold hält die beiden für „Angestellte“ seines Rivalen Lee, und weil der gerade eben Carmen hat umbringen lassen, kidnappt er unsere beiden Studentinnen. Zwar gelingt es den Mädchen, während eines kleinen Shoot-outs zu entkommen, aber der nachtragende Gold verfolgt sie durch die übelsten Hinterhöfe und Kaschemmen Hollywoods…
Inhalt
Wieder mal was aus dem Hause PM Entertainment, der kleinen Low-Budget-Produktionsschmiede von Joseph Merhi und Richard Pepin, die uns seit nahezu zwei Dekaden mit grundsoliden, aber im allgemeinen auch wenig spektakulären Actionfilmen schlicht gestrickter Machart versorgt. Für „Angels in the City“ ließen Pepin und Merhi ihren damaligen Haus- und Hof-Star Lawrence Hilton-Jacobs („L.A. Heat“) in vielfältigen Funktionen ans Ruder – „L.H.J.“ fungierte nicht nur als Regisseur, sondern auch als Co-Produzent und Co-Komponist der diversen Filmsongs und vergaß natürlich nicht, sich auch eine „special guest apperance“ als sein damaliger Trademark-Charakter „Jon Chance“ einzubauen, was den Streifen sogar noch zu einer Art illegitimen Ableger der aus unerfindlichen Gründen seinerzeit auf dem Videomarkt recht populären „L.A. Heat“-Filmreihe macht (der erste dieser Filme wurde ja unlängst als „C.O.P.S. – Die Bullen von L.A.“ wiederveröffentlicht). „Angels of the City“ legt seinen Schwerpunkt, im Vergleich zu den meisten anderen PM-Produktionen, weniger auf das übliche Pseudo-Action-Feuerwerk, sondern versucht seine Story mehr in eine (melo-)dramatische Richtung zu entwickeln. Natürlich wird ganz getreu der Firmenphilosophie nicht vergessen, alle paar Minuten mal einen kleinen Shoot-out, eine Gangster-Exekution oder einen semispektakulären Stunt einzustreuen (wobei, und auch das ist bei PM-Filmen keine Seltenheit, sich vor allem bei den Stunts manchmal ein gewisses „Hä? Wie jetzt?“ einstellen mag, wenn z.B. ein Auto unkontrolliert gegen ein festes Hindernis prallt und plötzlich ein anderes Fahrzeug schraubensaltoschlagend aus dem Feuerball fliegt), aber das Schwergewicht der Handlung liegt auf den, hüstel, emotionalen Reaktionen der beiden „unschuldigen“ Studentinnen, die wegen des blödsinnigen College-Ulks in lebensgefährliche Situationen geraten und sich irgendwie ihrer Haut erwehren müssen. Die Story macht natürlich nicht immer Sinn und oftmals wirkt das Geschehen etwas zerrissen, weil aus dem eigentlichen Hauptplot um Kathy und Wendy immer mal wieder für ein paar Minuten zu ihren Freunden Mick und Richie bzw. den jeweiligen Shenanigans der Gangsterbosse umgeschaltet wird (unnötig zu erwähnen, daß der LHJ-Cameo als Jon Chance überflüssig ist wie ein Kropf und auch eventuell existierenden „Fans“ des Charakters kaum Begeisterungsstürme entlocken wird). Wie üblich in billigen Filmen dieser Art verhalten sich alle Charaktere und ganz besonders diejenigen, mit denen wir eigentlich mitfiebern sollen, ausgesprochen dämlich. Untypisch für PM und das ganze Genre ist, daß sich der Streifen nach dem vermeintlichen Ende seiner Handlung Zeit für einen gut zwanzigminütigen Wrap-up nimmt, der in gewisser Weise befriedigender (da von den Charakteren her durchaus glaubhaft) ist als das ganze Vorspiel.
Hilton-Jacobs ist leider nicht gerade ein begnadeter Regisseur — ihm fällt kaum mal etwas ein, um das Geschehen interessant zu gestaltetn, er verläßt sich viel zu sehr auf die bekannte und gefürchtete 80er-Jahre-Technik, alles düster und in Neon-Tönen zu halten. Die Action-Szenen sind größtenteils eher langweilig, die dramatischen Szenen gestalten sich da schon fast hinguckenswerter (und das nicht wegen der eher aufgesetzt wirkenden kurzen Nudity). Unnötig zu erwähnen, dass die nun vorliegende Kauf-DVD aus dem Hause Best Entertainment allerdings in den Action-Szenen gekürzt ist, wobei die Schnitte jedoch nur ca. 1 Minute ausmachen.
Schauspielerisch wird ausgesprochene Hausmannskost geboten. Kaum einer der wenig namhaften Akteure drängt sich für größere Aufgaben auf, selbst im reichhaltigen Angebot billiger PM-Klopper hat man da schon überzeugende Darsteller bewundern können – die hauptrollenden weiblichen Protagonisten haben noch nicht mal besondere optische Argumente auf ihrer Seite, wenn der Chauvi mal sprechen darf.
Bildqualität: Überragend ist es nicht, was Best uns da mit der Vollbild-Präsentation des 89er-Streifens vorlegt. Insgesamt ist das Bild relativ grobkörnig und wirkt dazu noch etwas verschleiert – ich hab’s zuerst auf meinen Fernseher geschoben und den mal amtlich abgestaubt, aber das hat nichts entscheidendes geändert… Anstelle von Schärfe sollte man eher von „Schwammigkeit“ reden, bereits bei 1,5-fach-Zoom löst sich das Bild in seine Pixel-Bestandteile auf. Immerhin sind die Kontrastwerte halbwegs passabel und die Farben erscheinen insgesamt recht lebensecht.
Ton: Best spendierte dem Film einen 5.1er-Surround-Mix ausschließlich in deutscher Sprache. Während die Front-Lautsprecher ganz gut beschäftigt werden, ohne dass sie an ihre Belastungsgrenzen geschickt werden, halten sich die Rear-Speaker fürnehm zurück. Die (allerdings reichlich langweilig bis grauenhaft ausgefallene) deutsche Synchronisation scheint recht neu zu sein und ist allein von der Tonqualität betrachtet her exzellent, die Geräuschkulisse und der Soundtrack dagegen sind sehr dumpf ausgefallen.
Extras: Einzig eine horror-orientierte Best-Entertainment-Trailershow „erfreut“ des Käufers Herz mit den u.a ramponiertesten Trailern von „Das Tier“ und „The Fog“, die ich jemals sah – Werbung für die entsprechenden Produkte stellt das jedenfalls nicht wirklich dar…
Fazit: „Angels of the City“ ist ein zwar sicherlich irgendwo gut gemeintes und zum Ende hin kräftig moralisierendes Action-Drama, das aber durch seine dröge einfallslose Inszenierung und die eher schwächlichen darstellerischen Leistungen kaum jemanden ernstlich ansprechen wird. Außer hartgesottenen „L.A. Heat“-Films, die sich aufgrund Hilton-Jacobs‘ Mitwirkung im Streifen den Film als „Quasi-Teil“ der Serie ins Regal stellen wollen, fällt mir eine geeignete Zielgruppe für den Film kaum ein. Für Action-Freunde wird zu wenig geboten, als Thriller ist das ganze zu unspannend und als Drama zu überzogen – wenn man schon unbedingt in dem Genre bleiben will, ist man mit jedem beliebigen Installment der „Angel“-Reihe erheblich besser bedient. Die wenig erfreuliche DVD-Umsetzung trägt zum letztendlich überwiegend negativen Gesamteindruck ein großes Scherflein bei…
1/5
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