Angel’s Höllenkommando

Angels Höllenkommando  
  • Deutscher Titel: Angels Höllenkommando
  • Original-Titel: Hell Squad
  • Alternative Titel: Commando Squad | Commando Girls |
  • Regie: Kenneth Hartford
  • Land: USA
  • Jahr: 1986
  • Darsteller:

    Bainbridge Scott (Jan)
    Glen Hartford (Jack Stuart)
    Tina Lederman (Tina)
    Maureen Kelly (Squad-Mitglied)
    Walter Cox (Jim Rather)
    Jace Damon (Mark Stuart)
    Marvin Miller (Scheich)
    Robert Searles (Entführer)
    Frank Romano (Sergeant Hart)
    William Bryant (Nachtclubbesitzer)
    Joyce Mandel (Mary)


Vorwort

Der Film beginnt mit einer Atomexplosion in der Wüste Arabiens (so etwas macht sich immer gut – groß, mächtig, suggeriert einen richtigen Wumms). Danach begutachten zwei Wissenschaftler in Strahlungsschutzanzügen die Versuchsanordung vor Ort. Es waren wohl einige Lebewesen im Wirkungsbereich der Bombe angekettet worden, von denen nun jede Spur fehlt (wen wundert’s, nach der Explosion). Alles in allem scheint man die ganze Aktion als Erfolg verbuchen zu können.

Ein ganzer Elefant hat sich aufgelöst, in Nichts.

Wie wir nun aus einem Gespräch zwischen dem US-Botschafter und seinem Sohn Jack (Glen Hartford) erfahren, war das, was wir sahen, mitnichten ein Atompilz. Denn getestet wurde hier nichts geringeres als eine Neutronenbombe. Oder besser gesagt eine Ultraneutronenbombe, kurz UN-Bombe (gnihi) genannt. Doch über Sinn und Zweck dieser neuen Waffe sind sich die beiden Generationen uneins, weswegen ein Streitgespräch entbrennt (Nein! – Doch!).

Ich halte, wie alle friedlebenden Amerikaner, diese Bombe für einen Segen.

Und er hat auch eine Erklärung für diese Einstellung, denn zumindest bliebe nach einem Angriff die Infrastruktur intakt. Doch Sohnemann sieht das anders und will an die Öffentlichkeit petzen gehen. Auf der Fahrt über den Wüsten-Highway warten schon vermummte Böslinge und entführen Jack. Natürlich fordert man für die Freilassung die Formel der neuen Massenvernichtungswaffe. Das bringt den Diplomaten in einen Gewissenskonflikt. Doch sein Attaché Jim (Walter Cox) hat eine rettende Eingebung, über die er sich aber noch in Stillschweigen hüllt.

Szenenwechsel, wir verlassen die Wüste Arabiens und schlagen dafür in der Wüste Nevadas, genauer gesagt in Las Vegas auf. Hier beobachten wir die fesche Janny (Bainbridge Scott), wie sie sich allzu aufdringlicher Besoffskis entledigt. Und genau sie ist es, die Jim hier gesucht hat, denn er weiß um ihre Talente im Nahkampf (zwinker, zwinker). Er unterbreitet ihr und ihren Mädchen ein lukratives Angebot. Für eine Woche militärischen Intensivstrainings (dann aber wohl ganze 7 Tage, denke ich, denn eine normale 5-Tage-9-to-5-Woche wird wohl nicht reichen, um aus den Mädels taugliche Elite-Soldatinnen zu machen, gelle) winken 500 Dollar. Für den anschließenden Auftrag dann nochmal 25.000 Dollar (so man, äh, Frau denn mit heiler Haut zurückkehrt).

Ich glaube langsam, meine Mom hatte recht. Setz Dich bei Woolworth an die Kasse, das ist ein ordentlicher Job.

Also kommen wir zur unvermeidlichen Trainingsmontage (oder auch Fleischbeschau). Unter Aufsicht eines Generals Marke „alter, geiler Sack“ werden die Mädels von Drill Sergeant in Form gebracht und in allen Arten des Tötens unterwiesen. Nach der überstandenen Ausbildung haben es sich dann alle Showgirls/Soldatinnen im Pool des Hotels gemütlich gemacht, während Jim nun bekannt gibt, wer es in die Truppe geschafft (leider geht er nicht rum und verteilt Rosen, eine schnöde Durchsage muss langen). Es wechselt sich freudiges Jauchzen mit enttäuschtem Raunen ab, einige dürfen halt nicht mit aufs Himmelfahrtskommando, ihren hübschen Arsch riskieren und anschließend das große Geld (naja, 25.000 Dollar, das hat man in Vegas in zwei Stunden durchgebracht) oder eine anonyme Beerdigung im Wüstensand erwarten. Aber den Aussortierten wird zumindest die Chance in Aussicht gestellt, sich beim nächsten Kommando zu qualifizieren (What? Das machen die öfers?).

Laut Genfer Kovention sind wir verpflichtet, jedem Gefangenen einmal am Tag etwas zu Essen und zu Trinken zu geben. Hier ist das Essen! Hier ist das Trinken!

Dem gefangenen Diplomaten-Sohn Jack wird indes Fraß und Trank vor die Füße gekippt (seit wann halten sich Terroristen an die Genfer Konvention?). Aber Rettung naht. Noch nicht wirklich. Demnächst. Vermutlich.

Denn die sexy Einsatztruppe ist damit beschäftigt, am Pool zu sitzen, einen Anruf abzuwarten, loszufahren und Araber abzuknallen. Es ist ein öder Job, aber irgendjemand muss ihn ja tun; die gleiche Routine, tagaus, tagein. Nebenbei treten sie noch als Tarnung in einem Strip-Lokal auf. Doch die fliegt plötzlich auf, und unsere Heldinnen finden sich im Kerker des fiesen Scheichs (Marvin Miller) wieder…


Inhalt

Wie meinen Ausführungen wohl nur unschwer zu entnehmen ist, handelt es sich bei ANGEL’S HÖLLENKOMMANDO (nur echt mit Deppen-Apostroph) um einen der beliebten „Girls with Guns“- oder „Boobs’n’Bullets“-Filme. Hier sind wir dann in den nicht sonderlich ernst gemeinten, aber tendenziell sicherlich noch hart sexistischen Niederungen der Actionploitation angelangt, sprich Filmen, die primäre Bestandteile des Actionfilms (und der weiblichen Anatomie) in den Vordergrund stellen, hier sogar in teils parodierender Weise, womit man in Gefilde abtaucht, die man sich bspw. mit Ted V. Mikels KOMMANDO DER FRAUEN aka THE DOLL SQUAD (1973, Mikels rühmte sich damit, den ersten Frauen-Actionfilm gedreht zu haben und verklagte sogar die Macher von DREI ENGEL FÜR CHARLIE), Nicos Mastorakis‘ HIRED TO KILL (1990, der beinahe ein Remake darstellen könnte, hätten die Kommando-Engel irgendetwas, was sie primär als eigenständig bezeichnen könnten) oder den Filmen von Andy Sidaris (der Meister des Boobs’n’Bullets mit Filmen wie HARD TICKET TO HAWAII oder FIT TO KILL) teilt. Die Professionalität letzterer in Ausbeutung weiblicher Rundungen und standardmäßiger Action-Setpieces erreicht der Film von Kenneth Hartford bei weitem nicht, zieht dafür aber die Karte der unfreiwilligen Komik, vor allem in den Momenten, in denen der Film tatsächlich lustig sein will, es aber über den intendierten Gag nicht schafft, was teils so armselig ausfällt, dass man entweder die Beteiligten aus Mitleid in den Arm nehmen und drücken möchte oder auch einfach mal laut losprustet (da sich ersteres kaum ergibt, ist zweiteres eigentlich immer der Fall). Das geringe Budget leistet dem schon erheblich Vorschub, und auch das weitflächige Engagement von Laiendarstellern in selbst tragenden Rollen trägt sein übriges dazu bei.

Die Dramaturgie des Films (so man das noch so nennen mag) gestaltet sich denkbar einfach. Wir haben die Entführung des jungen Mannes (ja, hier dürfen schöne Frauen einen jungen Mann retten, das ist fast schon eine feministische Revolution, hätte es vorher nicht schon Mikel und Sidaris gegeben) durch die bösen Araber (die niemals arabisch aussehen, in der deutschen Fassung natürlich nur Film-Kauderwelsch reden und wohl dem kulturellen Eindruck entsprungen sind, den CHEECH & CHONG IM DAUERSTRESS hinterlassen hat), die eine gar gefährliche Waffe haben wollen. Danach folgt die spätestens seit DIE WILDGÄNSE KOMMEN! nicht mehr wegzudenkende Rekrutierungs- und Trainingsphase, die durch Montagen dargereicht wird (bei solch einem Film wie ANGEL’S HÖLLENKOMMANDO natürlich immer ein Selbstläufer, da kann er nur punkten). Anstatt danach aber zielgerichtet nach dem Entführten zu suchen, rücken die Mädels immer wieder von ihrem Hotel aus aus (zwei „aus“ ist richtig, oder ist das dann wieder „rein“?), um einige übel aussehenden Typen in arabischen Gewändern abzuknallen (Sexismus, Rassimus, wirf irgendeinen „ismus“ in die Runde, in solch einem Film wirst Du ihn wahrscheinlich finden; wir sind schließlich in den 80ern). Hier schleicht sich dann ein wenig Routine ein, und wie wir wissen, ist Routine ein Lusttöter (nur gut, dass die Mädels nur durch ihre Anwesenheit da zumindest ein wenig gegensteuern können; je nach Geschmack und Laune, der Doc hätte sich wohl mit einem „Meh“ weggedreht), doch zum Glück dauert dies nicht besonders lang.

Wenn wir nämlich nun in den Striptease-Schuppen des Texaners kommen, geht es schon wieder Schlag auf Schlag. Zuerst einmal präsentiert uns der Film hier wohl seinen besten Gag, in dem der Texaner seine arabischen Gäste beleidigt, weil sie kein Englisch können, während sie es ihm gleich tun, nur eben auf Arabisch (oder was hier Arabisch darstellen soll). Ihrer Tarnung nach sind die Mädels hier als Tänzerinnen angestellt (was, das muss man unumwunden zugeben, nur logisch ist), was jedoch irgendwann auffliegt, und sie (nächste Standard-Wendung des Genres) in Gefangenschaft landen, wo sie mit einem Tiger bedroht werden, der auf den ersten Blick so zahm scheint, dass er eigentlich Angst vor den Mädels haben müsste. Das wird denen dann auch klar, und sie nutzen die Kuschelstunden mit Katze zur Flucht. Hiernach steht auch schon das Finale auf einem Schloss an (ja, einem Schloss! In der Wüste!). Es ist schon lustig, wie unsere Heldinnen immer wieder von A nach B und zurück gondeln, ohne in ihrem Fall voranzukommen, sie aber, sobald sie gefangen genommen werden, alles auf einen Silbertablett geliefert bekommen (mal ehrlich, das ist bei vielen Spionagefilmen seit Bond genauso der Fall, wird dort aber besser übertüncht). Und tatsächlich lässt es sich das Skript nicht nehmen, am Ende noch einen dämlichen Twist um Verrat in den eigenen Reihen einzubauen (und das kann einem schon eine Socke, also nicht beide, aber eine, der war ganz nett, ausziehen).

ANGEL’S HÖLLENKOMMANDO ist jetzt kein Film für Feingeister, wir sind schließlich nicht bei Kultur am Nachmittag, sondern bei Badmovies. Aber kann man einen Film nicht mögen, dessen Rollennamen sich bei der IMDb wie folgt lesen: Jan, Jack, Tina, Member of Squad, Member of Squad, Member of Squad, Member of Squad, Member of Squad, Member of Squad, Member of Squad, The Sheik, Jim, Mark, Nightclub Owner, Drill Sergeant, Col. Balin, Principal Terrorist (The Spy), Terrorist Chief, Ann, Scientist #1, Scientist #2, Chauffeur, Abductor Driver, Dying man in dungeon, Karate fighter, Karate fighter, Showgirl, Showgirl, Showgirl, Showgirl, Showgirl, Terrorist, Showgirl, Terrorist, Terrorist, Terrorist, Nightclub waitress, Belly dancer, Nightclub waitress, Belly dancer Sheik’s guard, Sheik’s guard? Das ist doch eine illustre Ansammlung unterschiedlichster Charaktere, die diesen Film so interessant und reich an Drama zu mehr als die Summe seiner Einzelteile anschwellen lassen. Okay, ist es natürlich nicht, unterstreicht aber, dass der Film sich nicht mehr um einzelne Figuren kümmert, die genauso austauschbar sind wie in einem NACKTE KANONE-Filme, nur dass das ein Niveau ist, dass ANGEL’S HÖLLENKOMMANDO nie auch nur ansatzweise erreicht. Es ist eher die trashige Parodie einer Parodie, die es immer wieder versucht und immer wieder scheitert, was vor dem inneren Auge zu etwas wie geistiger Slapstick wird, ein Film der alle paar Meter mal stolpert, verwundert dreinschaut, sich aufrichtet und versucht weiterzulaufen, auch wenn man schon seit dem Start nur am Humpeln ist.

Für Kenneth Hartford war ANGEL’S HÖLLENKOMMANDO war der Zenit seines Schaffens. Denn zumindest kam danach nichts mehr. Er dreht wohl nur vier Filme, darunter auch den dem Vernehmen nach unglaublich schlechten Monsterheuler MONSTER AUS DER TIEFE (1980), der auch noch irgendwo hier ungesehen rumliegt (nein, ich werde ihn jetzt nicht raussuchen; ich hab mir aber mal seinen ersten Film, DAUGHTER OF THE SUN GOD von 1962 vorgemerkt). Wie schon erwähnt, waren die meisten vor der Kamera Beteiligten Laiendarsteller, was man auch merkt. Oftmals staksen Leute dann scheinbar ziellos von links nach rechts durchs Bild, als ob die Regie-Anweisung „Bitte nicht in die Kamera schauen!“ (was zumindest funktioniert) schon das höchste der Gefühle gewesen wäre. Die bekanntesten darunter dürften Tier-Trainer Jules Sylvester (SCOTT & HUUTSCH, HARTE ZIELE), Martial Artist Phillip Rhee (BEST OF THE BEST-Reihe) und Scheich-Darsteller Marvin Miller (er gab die zusätzlichen Stimmen in der amerikanischen Synchro der alten MR. MAGOO-Serie). Ja, ich weiß, die kennt doch jeder.

In Deutschland erschien ANGEL’S HÖLLENKOMMANDO 1986 gleich auf Video bei Cannon/VMP, seit 2018 gibt es wohl auch eine DVD von Mr. Banker Films, die aber auch nur Vollbild bietet (allerdings lässt sich auch nicht ermitteln, ob das nicht vielleicht sogar das Originalbildformat ist). Tja, und als Film #4 der achten Staffel SchleFaZ erfährt nun auch die Sonderbehandlung durch das Gespann Kalkofe/Rütten. Hat der Film das nötig? Nach meiner Meinung hat das kaum ein Film nötig, aber dieser hier ist zumindest bräsig, intendiert wie auch untendiert schlecht und bietet eine spektakulär große Angriffsfläche für die Attacken der beiden Komiker. Ich muss sagen, dass ich auch ohne sie meinen Spaß mit dem Film hatte, habe und haben werde.


BOMBEN-Skala: 7

BIER-Skala: 7


mm
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