And Soon the Darkness

 
  • Deutscher Titel: And Soon the Darkness
  • Original-Titel: And Soon the Darkness
  • Alternative Titel: Mörderische Ferien |
  • Regie: Marcus Efron
  • Land: USA
  • Jahr: 2010
  • Darsteller:

    Amber Heard (Stephanie), Odette Yustman (Ellie), Karl Urban (Michael), Adriana Barazza (Rosamaria), Cesar Vianco (Calvo), Michel Noher (Chucho), Luis Sabatini (Luca), Daniel Figuerido (Pedro), Jorge Booth (Hernan), Gia Mantegna (Camila)


Vorwort

Stephanie und Ellie, zwei junge Amerikanerinnen, urlauben im schönen Argentinien. Weil ihnen ihre Reisegruppe zu langweilig wurde, haben sie sich von dieser abgeseilt und radeln jetzt auf eigene Faust durch die sprichwörtliche Pampa. Erstaunlicherweise ist bislang alles gut gegangen, bis zum letzten Tag, der die zwei Mädels ins Grenzgebiet zu Paraguay führt. Nach dem Einchecken ins Hotel ist, zumindest laut Ansicht von Ellie, Party angesagt – obwohl am nächsten Tag der Wecker früh klingeln wird, denn um 8 Uhr fährt der einzige Bus aus dem Kaff, der die Girls in Richtung Flughafen und damit Heimat karren soll. Ellie ist nämlich der Ansicht, dass Stephanie durchaus die Vorzüge der örtlichen Männerwelt auskosten sollte, hat sie ihr Freund Nick doch betrogen und damit nach Ellies Ansicht auf alle Zeiten disqualifiziert – Stephanie ist aber nicht willig, die Beziehung mirnix-dirnix aufzugeben. Also muss Ellie sich allein an die Einheimischen ranpirschen und mit dem feurigen Gaucho Chuco gibt’s auch einen örtlichen Jüngling, der sich ihren Reizen ausgesprochen zugeneigt zeigt. Allerdings verwechselt Chuco Ellies Offenherzigkeit mit einem Freifahrtschein auf einen Fick, und als Ellie zu verstehen gibt, dass ein netter Flirt und Rumgeknutsche eins ist, eine Runde Matratzenakrobatik aber durchwas etwas anderes, wird Chuco mittelmäßig handgreiflich und muss vom Zimmernachbarn Michael, ebenfalls seines Zeichens Yankee, in seine Schranken verwiesen werden. Im Laufe der Konfrontation kloppt Chuco – unbeabsichtigt und unbemerkt – den Stecker des Weckers aus der Dose – klare Sache, am nächsten Morgen verpennen Stephanie und Ellie und können dem Bus nur noch frustriert auf die Rücklichter starren.
Zwar fehlen den Mädchen für die notwendige Umbuchung auf einen späteren Flug die notwendigen Dollars, aber das ist ein Problem, das man auch angehen kann, wenn man erst mal am Airport ist. Also gilt es, den zusätzlichen Urlaubstag zu nutzen. Ellie wäre, katerbedingt, schwer für “im Hotelzimmer bleiben und pennen”, aber Stephanie besteht auf Sightseeing. Hotelchefin Rosa redet ihr den Trip nach Villa de Lago, einem ehemaligen Luxusresort, unter dem Verweis darauf, dass die Anlage mittlerweile total verfallen sei, aus, und empfiehlt vielmehr nahe Wasserfälle und Höhlen. Das findet US-amerikanisches Wohlgefallen und so brutzeln Stephanie und Ellie wenig später nahe den Wasserfällen in der Sonne. Aus nichtigem Grund kommt es zu einem heftigen Streit zwischen den Freundinnen und Stephanie radelt extrem angepisst von dannen. Ellie tippt noch eine Entschulidgungs-SMS und Lunch-Einladung, doch am vereinbarten Treffpunkt wartet Stephanie vergeblich auf die Freundin, trifft dafür auf Michael, der sich ungefragt aufdrängt, bei der Suche nach Ellie zu assistieren.
Mehr als Ellies Handy – und ein paar Blutstropfen, die Michael Stephanie sicherheitshalber verschweigt – ist aber nicht aufzufinden. Stephanie ruft die Polizei, doch Michael vermutet – nicht zu Unrecht – das Officer Calvo womöglich wohlmeinend, aber weder sonderlich kompetent noch engagiert sein wird. So kommt es auch. Calvo spekuliert darauf, dass Ellie von selbst wieder auftauchen wird und ist nur sehr widerwillig bereit, Chuco als potentiellen Verdächtigen in Betracht zu ziehen, gibt vielmehr den Hinweis, dass Stephanie, landsmannschaftliche Verbundenheit hin oder her, Michael nicht vertrauen sollte.
Das Misstrauen scheint gerechtfertigt zu sein – Stephanie gelingt es, Michaels Zimmer zu durchsuchen und dort entdeckt sie ein Armband, wie es sich Ellie am Vortag ihres Verschwindens gekauft hat. Dann bemerkt sie Chuco, der mit seinem Roller vorbeibraust. Kurzentschlossen klaut Stephanie ein Auto und folgt Chuco, der geradewegs in die apokalyptisch-verwüstete Touristenstadt Villa de Lago führt. Dort läuft Stephanie auch Michael über den Weg und stellt ihn zur Rede. Er erklärt, dass das Armband seiner Freundin Camila gehöre, die nun schon seit einigen Wochen ebenfalls verschwunden sei und an deren Wiederfindung Calvo seiner Meinung nach erheblich zu wenig arbeitet. Villa de Lago scheint der Schlüssel zum Verschwinden der beiden (und vieler anderer) jungen Frauen zu sein. Tatsächlich entdeckt Stephanie Ellie in einer Hotelruine, bewacht von Chuco. Es gelingt ihr, Ellie zu befreien, doch damit ist die Fluch noch lange nicht geglückt – ein unerwarteter Gegner stellt sich Stephanie entgegen…


Inhalt

“And Soon the Darkness” erblickte das Licht der Welt im Jahr 1970 als britische Produktion der EMI Films, inszeniert von Robert Fuest nach einem Script von Brian Clemens und Dalek-Erfinder Terry Nation. Damals bekamen es – bei mittelmäßigen Kritiken, denen sich vor allem Brian Clemens enthusiatisch anschluss und beschloss, in Zukunft selbst Regie zu führen – zwei englische Touristinnen mit zwielichtigen französischen Gesellen zu tun. Vierzig Jahre später musste es für das nicht gerade herbeigesehnte US-Remake schon eine Nummer exotischer werden (obwohl man Franzosen nach wie vor natürlich jede abartige Boshaftigkeit zutrauen sollte, ähm).

Das Update verantworteten Jennifer Derwingson (mittlerweile Story Editor und Autorin bei „Z Nation“) und Marcus Efron (nicht verwandt mit Zac), die sich allerdings größtenteils darauf beschränkten, den Schauplatz eben nach Argentinien zu verlegen und, so wie ich das in ignoranter Unkenntnis des Originals sehe, einen Charakter des ursprünglichen Scripts in zwei Figuren aufzuspalten, um etwas mehr dramaturgische Flexibilität zu erhalten. Grundsätzlich passt das Remake in die Eli-Roth-School-of-Foreign-Relations, wonach das Ausland (TM), egal, wo genau sich das nun befindet, ein shithole-country-Höllenpfuhl ist, in dem die einheimische Bevölkerung nur darauf wartet, unschuldigen Amerikaner(innen) garstige Dinge anzutun (und dabei war das noch vor Trump – seitdem hätte die Welt ja Grund dazu). Im Endeffekt ist das auch schon die ganze Story, aber ein guter Thriller braucht ja nicht zwingend ein komplexes Setup (man erinnere sich an George Sluizers „Spurlos“).

„And Soon the Darkness“ (in einer früheren Auflage in Deutschland als „Mörderische Ferien“, this by itself ein Nod an den deutschen Verleihtitel des Originals, „Tödliche Ferien“, erhältlich gewesen) bedient sich der slow-burner-Methodik. Nach einer kurzen Teaser-Sequenz, die den Zuschauer darauf vorbereitet, dass er zumindest nicht NUR einer abgefilmten Mädelsradtour beiwohnen wird, verbringen wir mal locker anderthalb Akte damit, uns mit den Protagonistinnen vertraut zu machen. Das wäre prinzipiell gar keine schlechte Idee, allerdings sind Stephanie und Ellie, so leid’s mir tut, keine sonderlich interessanten Figuren, in deren Gegenwart man gerne mal vierzig Minuten ohne gesteigerte Plotrelevanz verbringt. Ellie ist ein Party-Girl, Stephanie die „Brave“, die noch ihrem zu Recht in die Wüste geschickten Ex nachtrauert, das ist aber dann schon so ziemlich alles, was wir an Charakter und Charakterentwicklung bekommen. Findet man dann – ganz unamerikanisch – nicht jeden Kontakt mit einer „fremden“ Kultur, noch dazu einer, die „rückständig“ ist (und zwar so rückständig, dass sie die Vorzüge amerikanischen Indie-Pops gegenüber „Macarana“ nicht begreift), per se markerschütternd, kann die erste Hälfte des Streifens sich schon ganz schön ziehen. Klar, man hat mit Amber Heard und Odette Justman zwei attraktive Mädels vor der Linse, aber, Chauvinismus voraus, mehr (bzw. weniger) als im Bikini sieht man die beiden auch nicht, und vergleichbare Aus- und Einblicke gibt’s hierzulande dann eben doch auch im Werbefernsehen (die Freizügigkeit unserer TV-Werbung schockiert Amerikaner ja gewohnheitsmäßig).

Die erste Androhung von Spannung – Chucos Zudringlichkeiten bei der besoffenen Ellie – werden durch Karl Urbans überlegenen Machismo erledigt, aber zumindest kommen wir jetzt dem „meat“ des Films näher. Der kindische Zickenstreit der Freundinnen ist recht glaubwürdig, ebenso beider Trotzreaktionen im Nachgang. Während wir als Zuschauer den Wissensvorsprung haben, Ellies Kidnapping, jedoch ohne Hinweis auf den Täter, miterleben zu dürfen, tappt Stephanie zunächst im Dunklen. In einem fremden Land mit nur rudimentären Sprachkenntnissen einer desinteressierten Gesetzeshüterschaft begreiflich zu machen, dass etwas schlimmes passiert ist, gehört nun auch seit Erfindung der Filmbelichtung zu den etablierten Tropes des Genres, funktioniert aber immer noch ganz passabel. Von nun an bezieht der Film seine (zugegeben überschaubare) Spannung aus der Frage, wem der beiden primären Ansprechpartner Stephanies, wenn überhaupt, Vertrauen geschenkt werden kann, Calvo, dem nicht sonderlich hilfreichen lokalen Cop, oder Michael, dem Landsmann mit unklarer Motivation. Das Original zog, so man den zeitgenössischen Reviews glauben kann, seine Stärken daraus, bis zum Finale geschickt offen zu lassen, wer nun „gut“ und „böse“ ist, das Remake ist in dieser Hinsicht deutlich weniger ambivalent (auch, wenn es sich einen Mini-Twist erlaubt, der die doch recht eindeutige Zuteilung subversiv zu unterlaufen versucht, das aber auch nicht wirklich ausgespielt wird).

Das Finale ist zumindest ordentlich spannend (wenngleich, wie üblich im Genre, nicht sonderlich glaubwürdig) und lässt den Zuschauer hinreichend befriedigt zurück. Nichtsdestotrotz würde ich mir zumindest wünschen, dass der Film seinen praktisch kompletten Plot nicht in der zweiten Hälfte abspulen würde (aus der ersten Hälfte brauchen wir faktisch keine Information, außer dass es den jungen Chuco gibt). Ich halte mich durchaus nicht für ein ADHS-Kid und ich bin immer ein Freund eines gelungenen slow burners, aber die erste Filmhälfte ist einfach zu blah, zu langweilig, zu fixiert darauf, dass der „Kulturschock“, den die Protagonistinnen erleben, sich auch auf den Zuschauer überträgt (immerhin operiert der Streifen insofern geschickt, als die zahlreichen spanischen Dialoge nicht untertitelt werden, der Zuschauer, ist er des lokalen Idioms nicht mächtig, also genauso die gleiche Sprachbarriere aufgebaut wird, der sich auch die Heldinnen ausgesetzt sehen).
Handwerklich lässt sich gegen Efrons Debütlangfilm wenig sagen – die Landschaftsaufnahmen sind durchaus beeindruckend und die Location von Villa de Lago (ich würde mich nicht wundern, wenn die das erste war, was an diesem Projekt stand und man danach ein Script suchte, das man irgendwie um diese Ruinenstadt rumschreiben konnte) ist in ihrer geradezu postapokalyptischen Desolation wirklich memorabel – mir kommt’s allerdings so vor, als hätte man da einen wesentlich interessanteren, spannenderen (horribleren, ähem) Film drehen können. „And Soon the Darkness“ (der Titel hat übrigens keine gesteigerte Bedeutung, außer, dass Michael mal spekuliert, man müsse Ellie vor Einbruch der Dunkelheit finden) definiert sich eindeutig als Thriller und nicht als Horrorfilm (auch wenn der Covertext anderes zu suggerieren versucht). Größere Härten sind daher nicht zu verzeichnen (der Teaser scheint zwar anzudeuten, dass wir uns in Torture-Porn-Gefilden aufhalten könnten, aber legt in der Hinsicht nichts nach), und jugendfrei in Hinblick auf nackte Tatsachen bleibt der Streifen auch.
Positiv zu vermerken ist der Score von tomandandy („Killing Zoe“, „Mr. Stitch“, „Resident Evil: Afterlife“), der durch einige nette Indie-Songs aufgepeppt wird.

Amber Heard knallte 2006 mit „All the Boys Love Mandy Lane“ in die Scene (auch wenn ich den Streifen für heillos überbewertet halte) und machte in der Folge mit „Ananas Express“ oder John Carpenters wenig überzeugendem Alterswerk „The Ward“ auf sich aufmerksam. „And Soon the Darkness“ überzeugte sie offenbar genug, um als Co-Produzentin einzusteigen. Dabei bietet der Film ihr wenig Gelegenheit, sich auszuzeichnen – es ist keine sonderlich originelle Rolle und Ambers Performance schreit auch nicht gerade nach Herzblut. Der Karriere geschadet hat’s ihr nicht, ist sie als Mera dank „Aquaman“ Bestandteil des DCU (sofern das etwas ist, worauf man stolz sein könnte, hust).
Odette Yustman (jetzt Annable) begann ihre Karriere als eins der Kids in Arnies „Kindergarten Cop“ und feierte den Durchbruch 2008 mit „Cloverfield“. Seitdem hat sie sich in einer Vielzahl von TV-Serien wie „House“, „Breaking In“, „Rush“, „Banshee“, „The Astronaut Wives Club“ und aktuell „Supergirl“ ein geregeltes Auskommen geschaffen. Hier gefällt sie mir sogar etwas besser als Heard, was freilich auch daran liegt, dass ihre deutlich extrovertiertere Rolle ein paar Szenen bietet, in denen sie sich ausleben kann.
Karl Urban („Dredd“, „Star Trek“) macht sich als mysteriöser Fremder recht patent, ohne sein volles Potential ausspielen zu müssen. Cesar Vianca ist brauchbar als Calvo, Michel Noher angemessen schmierig als Chucho. Gia Mantegna („The Middle“, „Under the Dome“) spielt das Teaser-Opfer, Adriana Barbazza („Thor“, „Drag Me to Hell“, „Babel“) kann aus der Rolle der Hotelwirtin Rosa keinen sonderlichen Nutzen ziehen.

Die DVD von Kinowelt bietet solides Bild (1.78:1 anamorph), ordentlichen Ton (Deutsch/Englisch Dolby 5.1), deutsche Untertitel sowie als Extras einen Audiokommentar mit Regisseur und Crew, ein Videotagebuch des Regisseurs, deleted scenes und Trailer.
Fazitös: „And Soon the Darkness“ ist sicherlich kein Film, auf den jemand händeringend gewartet hat (wahrscheinlich am allerwenigsten die Fans des Originals, dem das Remake, soweit ich das beurteilen kann, keine neuen Facetten hinzufügen kann) – es ist ein professionell gearbeiteter Thriller, der, wenn er denn mal in die Pötte kommt (was lang genug dauert), ordentliche Spannung erzeugt, aber auch frei an originellen Einfällen ist – wäre da nicht die wirklich desolate Atmosphäre von Villa de Lago, die ich in der Form auch noch nicht gesehen habe, wäre das ein ziemlich vergessenswerter Film.

(c) 2018 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 5

BIER-Skala: 4


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