- Deutscher Titel: Ancient Warriors
- Original-Titel: Ancient Warriors
- Regie: Walter von Huene
- Land: USA/Italien
- Jahr: 2003
- Darsteller:
Franco Columbu (Aldo Paccione), Daniel Baldwin (Jasper „Jaz“ Harding), Richard Lynch (Curtis Mayhew), Michelle Hunziker (Kim), Andy Mackenzie (Drew Mayhew), Iris Peynado (Sonya), Michael Hartson (Crunch), Lamont Johnson (Brock), Jarmo Mäkinen (Hank), Ashley Eckstein (Dylan Paccione), Stacey Longoria (Anna Paccione), Clive Richie (Dax), Larry Dolgin (Sylvan)
Vorwort
Seit einem völlig mißglückten Einsatz, bei dem nicht nur der eigentlich zu befreiende amerikanische Botschafter Toast wurde, sondern auch sein Vater (völlig irrationalerweise Mitglied des Teams) drauf ging, ist der italienische Spezialeinheits-Tollhecht Aldo Paccione zu nichts mehr zu gebrauchen, sondern brütet nur noch mißmutig auf den Felsen seiner sardinischen Heimat vor sich hin, und das trotz hübscher Frau Anna und „gifted“ (read: behindert) Tochter Dylan. Nicht mal sein alter Kumpel Jaz, amerikanischer Eliteheld, kann ihn aufbauen, zu schwer lastet das Joch der vermeintlichen Verantwortung für Papas Ableben auf dem demoralisierten Soldaten. Bis… die Schule für, ähm, anders begabte Kinder, an der Aldo – whatever qualifies him – unterrichtet (d.h. den dortigen Kids, die sich kaum wehren können, doofe Geschichten erzählt), ihren Mietvertrag an den Multimilliardär Curtis Mayhew verliert. Mayhew ist selbstverständlich ein fieser Schuft und gräbt eh schon halb Sardinien um, einerseits, weil er in einer unterirdischen Basis gedungene Chergen an „biochemischen Waffen“ werken lässt, mit denen er unspezifierte Schurkigkeiten im Dunstkreis des US-Präsidenten plant, andererseits aber todkrank ist und an eine alte Legende glaubt, wonach in irgendeiner sardinischen Höhle ein „Lebenselixier“ zu finden sei (read: ein rip-off des Heiligen Grals aus „Indiana Jones und der letzte Kreuzzug“). Als Mayhew den Bürgermeister, der Aldo versprochen hatte, sich für die Sache der herausgeforderten Kinder einzusetzen (in Wahrheit von Mayhew nur eine deutliche Erhöhung seines Bestechungsgelds forderte), umnieten lässt, und Aldo den Killer verfolgt, wird der Ex-Supersoldat für Mayhew und seinen nicht minder, nur anders durchgeknallten Sohn Drew zur Gefahr. Nachdem ein Attentat auf Anna selbige zwar in den Krankenstand befördert, wider Erwarten aber Aldo nicht zum Einknicken bewegt, folgt ein Bombenanschlag (blöderweise am falschen Haus). Nachdem Mayhew seinen Kampfstoff an der Bevölkerung eines kleinen sardinischen Dorfs erfolgreich testet, kommt nur noch eine Gegenmaßnahme in Frage (die Behörden informieren?) – Jaz trommelt Aldos altes Team zusammen, mit einer Ergänzung, der jungen scharfen Schützin (hihi) Kim, die, wie ihr Kollege auf der Sniper-Position, telepathisch begabt ist (!). Der erste Versuch, Mayhews schnell ermittelte Basis zu infiltrieren, endet in einem Fiasko und mit einem Toten. Ein Versuch der Bösen, Dylan zu killen, scheitert. Und Aldo ist jetzt erst recht sauer – ein zweiter Angriff wird gestartet, und der ist erfolgversprechender, auch wenn Drew, für den ein sicheres Versteck für den Kampfstoff deutlich wichtiger ist als die vermeintlichen Jungbrunnen-Hirngespinste seines Vaters, sicherheitshalber Anna und Dylan kidnappen lässt, denn mit Aldo und den Seinen sind die „Ancient Warriors“, die Hüter des Pseudo-Grals…
Inhalt
Was man nicht alles einkauft, wenn man bei amazon eins der x-DVDs-für-y-EUR-Sonderangebote nutzen will und noch’ne Scheibe mitnimmt, nur um in den Genuss des Supersonderspezialrabatts zu kommen… „Ancient Warriors“ versprach aufgrund der beknackten Inhaltsangabe und des Casts ein kurzweilig-doofer Actionspaß zu werden, und das reicht mir ja meistens schon als Kaufgrund aus. Dass der Streifen meine kühnsten Erwartungen locker überspringen würde, konnte ich ja nicht ahnen.
Was natürlich auch hauptsächlich meiner Schusseligkeit bzw. meinem schlechten Gedächtnis zu verdanken ist, sonst hätte ich bei dem Namen „Franco Columbo“ auf dem Cover an den Kollegen Wortvogel gedacht, bzw. an dessen ständigen Hinweis, auf dem Digitalkabelkanal Silverline den dort alle drei Wochen laufenden Heuler „Beretta’s Island“ aufzuzeichnen und dringlich zu besprechen (den ersten Teil habe ich tatsächlich erledigt, allerdings wird der Film auf der Festplatte meines kaputten alten DVD-Rekorders verschimmeln. Danke der Nachfrage, ich hab schon ’nen neuen…). Also bietet es sich an, ein paar aufklärende Worte über den Star (und Produzenten) zu verlieren. Franco Columbus Qualifikation zum Action-Star besteht (zumindest ganz offensichtlich seiner Ansicht nach) darin, ein alter Bodybuildung-Kumpel von Arnold Schwarzenegger zu sein (das ging soweit, dass Arnie ihm ein paar Bit-Parts in seinen Vehikeln „Conan der Barbar“, „Terminator“ und „Running Man“ zuschanzte, selbst einen cameo in Columbus „Beretta’s Island“ absolvierte und den Sarden auch zum Trauzeugen bei seiner Hochzeit mit Maria Shriver machte) – Columbo war immerhin zweimal Mr. Olympia (1976 und 1981), wirkte in ein paar Bodybuilding-Documentarys (wie dem legendären „Pumping Iron“) mit und ist abgesehen davon ein abgebrochener Gartenzwerg von lichter 1,65 m-Höhe (aber dafür den Steroiden sei Dank – nein, ich will hier niemanden verdächtigen… – auch ungefähr so breit). Außerdem ist er zweifellos Lokalpatriot – seine sämtlichen „starring vehicles“ (neben „Beretta’s Island“ und diesem hier noch „Taken Alive“ nebst Sequel „Doublecross on Costa’s Island“) sind zumindestens größtenteils in seiner sardischen Heimat gedreht worden.
The road to hell is paved with good intentions, sagt man nicht von ungefähr, und der bloße Wille, dem rückständigen Sardinien den ein oder anderen Euro in die Kassen zu spülen und für ein wenig Exposure der dortigen Landschaft zu sorgen, ersetzt noch nicht die Fähigkeit, einen guten Film zu drehen, und nur weil man mit Arnold die gleichen Gewichte gestemmt hat, ist man noch lange kein großer Action-Heldenklops. Will sagen – „Ancient Warriors“ saugt Klöten, und zwar heftig.
Natürlich schon allein deswegen (und hauptsächlich), weil das Script entsetzlich blöde ist – „Phantomkommando“ (toller Film, ich wiederhole mich) ist zwar auch nicht bekannt für seine großartige Drehbuchkunst, ist im direkten Vergleich aber mindestens „Citizen Kane“, „Der Pate 1-3“ und „Casablanca“ in einem. Stolze drei Autoren rieben sich auf, allerdings hat keiner davon das Drehbuchschreiben gelernt – Michael Hartson ist einer der Co-Stars, Tray McKnight hat sprichwörtlich NICHTS anderes gemacht und Walter von Huene ist der Regisseur (wofür ihn ungelogen offensichtlich qualifiziert, früher mal Arnolds „dialogue coach“ gewesen zu sein. Yechz.). Die Herrschaften waren offensichtlich der Ansicht, dass es für einen in der Tradition des 80er-Jahre-Actionkinos stehenden DTV-Klopper nicht nur dringend notwendig ist, sämtliche Genreklischees bis in schon nicht mal mehr parodistisch Genießbare zu überhöhen (dazu gleich noch mehr), sondern auch noch neue eigene Ideen und, weil man ja nicht mehr einfach so Leute totschießen kann, einen Fantasy-Einschlag einzubauen. Gesamtergebnis: dieses Script erweckt den Eindruck, es wäre von einem Haufen leicht zu beeindruckender Elfjähriger geschrieben worden, die sich heimlich in ein paar für sie unerlaubte Krawumm-Filme reingeschlichen haben und auf Grundschulniveau versuchten, das Gesehene zu emulieren. It-is-GODAWFUL, aber schon wieder wunderschön in seiner geistigen Beschränktheit. Ihr wollte Beispiele? Auf die Frage habe ich gewartet… stichpunktartig nachfolgend einige Extremdoofheiten, ohne Anspruch auf Vollständigkeit:
– Aldo Paccione, ein solider Mitt- bis Endvierziger (Columbo ist tatsächlich sogar zum Drehzeitpunkt knappe 60 gewesen), hat einen Vater, mit dem er in der gleichen Kommandoeinheit dient? Selbst bei wertkonservativster Schätzung müsste Papa Paccione dann ja mindestens 65 sein…
– Aldo knabbert nicht nur am Trauma des Vatertodes, sondern hat auch noch eine behinderte Tochter (eine nicht-herausgeforderte Tochter wäre nicht gut genug gewesen?).
– Aldo ist es relativ wurscht, ob die bösen Mayhew-Schergen ganz Sardinien umpflügen. Aber die Behindertenschule schließen, DAS GEHT ZU WEIT! (Und ja, es gibt eine „denkt den niemand an die Kinder“-Line, die Mrs. Flanders stolz machen würde, auch wenn der dicke Baldwin sie aussprechen darf).
– Aldo verfolgt den Killer des Bürgermeisters in eine Kirche. Nur ein Typ ist drin und betet (Mayhew jr.). Also kann er’s nicht gewesen sein…
– Aldos Frau wird niedergeschossen. Ein Typ (ich glaube, ein Pfarrer) beugt sich runter (die gute Frau hat eine blutende Brustwunde) und fragt: „Geht es ihnen gut? Kann ich ihnen helfen?“
– Obligatorische „wir-bringen-das-Team-zusammen“-Montage. Der Quotenschwarze wird natürlich in ein Lakers-Shaq-O’Neal-Jersey gestopft und darf gleich mal ’nen Korb werfen. Racial stereotyping FTW!
– Kim, die neue im Team, und ihr Scharfschützenkollege Crunch (echter Name „Kenny“ – und dann darf der überleben… tsk.), sind *beide* telepathisch begabt (in Crunchs Falle durch das couragierte Kauen auf rohen Kaffeebohnen).
– Dialoge, die das Leben schreibt: „Sie ist Scharfschütze!“ Crunch: „Und was bin ich?“ – „Ein Super-Beachvolleyballspieler.“
– Dialoge, die das Leben schreibt II: „Wie alt kann ein Mann werden? 70, 80 Jahre? Das will ich auch!“ Mr. Mayhew kennt Jopie Heesters nicht.
– Aldo Paccione (wieso halte ich es für keine gute Idee, den ass-kickin‘ hero eines Films nur in einem Buchstaben von einem italienischen Blödel-Komiker – Aldo Maccione – zu unterscheiden?) mampft humorig Hundefutter. How did I laugh… (not).
– Unsterblichkeitsdrang allein ist keine Motivation. Deswegen ist Mayhews Frau bei einem unspezifizierten Regierungsexperiment in Los Alamos hops gegangen. Deswegen die Rachegelüste. Als ob ein Schurkenplot nicht gereicht hätte… (bevorzugt der und nicht der hirnrissige Indiana-Jones-Klau). Ausgleichende Gerechtigkeit, weil auch Aldo ein Trauma mit sich rumschleppt?
– Dialoge, die das Leben schreibt III (Brooks, der Quotenschwarze, legt sich gerade Tarnfarben auf): „Du bist von allein schwarz, es ist Nacht und wir gehen in eine Mine!“. Brooks: „Was willst du damit sagen?“ Okay, hier HABE ich gelacht…
– Computerfreaks auf Seiten der Elitesoldaten ist es wurscht, wenn ihre Kameraden abkratzen, aber WEHE, man schießt ihren Laptop zu Klump. Dann wird mit Handgranaten geworfen…
– Dex (der völlig austauschbare Typ der Heldenfraktion) beißt ins Gras. Die Kollegen begraben ihn im WALD mit selbstgebasteltem Holzkreuz. Hallo? Ihr seid auf Sardinien? Das ist jetzt nicht der Dschungel von Borneo oder der Regenwald des Amazonas. Den könnte man durchaus nach Hause tragen und regulär beerdigen!
– Dialoge, die das Leben schreibt IV (Mayhew hat gerade ein Dorf komplett ausgelöscht): Jaz: „Das darf NIE WIEDER passieren!“ Echt jetzt?
– Lüftungsschächte unterirdischer Geheimbasen haben grundsätzlich Treppen. Schön.
– Dialoge, die das Leben schreibt V (Mayhew jr. giftet Aldo an): „Dieses Theater wäre uns erspart geblieben, wenn ich dich erwischt hätte!“ 100 Prozent korrekt, trotzdem nur 0,1/10 auf der „impressive-villain-threat“-Skala.
– Buchstäblich fünf Minuten vor Schluss treten doch tatsächlich die titelgebenden Ancient Warriors als geisterhafte Erscheinungen auf (es gab zuvor ein paar kleinere „Visionen“) und sorgen dafür, dass Richard Lynch (nachdem der tatsächlich den Lebenstrunk gefunden hat) von Pappmachéfelsen begraben wird. Climax! Yeah!
Fat Baldwin is stuck!
(teilweise recycled von Twitter).
Ich denke, es ist klar – das Script von „Ancient Warriors“ ist ganz große Grütze, aber, und das ist der Unterschied zu Stinkern wie Deep Death – Lautlose Killer z.B., es ist Grütze, über die man sich köstlich amüsieren kann, auch wenn im Schlussakt die ganz große Insanity etwas zurückgefahren wird – aber nach der ersten Stunde ist man eh nah an der Stupiditäts-Überdosis. Teilweise kommt es mir so vor, als wäre „Ancient Warriors“ ein 80er-Action-Film, wie ihn Ed Wood geschrieben haben würde – sinnlos, zusammenhanglos, aber irgendwie doch ambitioniert und mit vereinzelten wirklich lustigen Szenen (Drew Mayhew unterrichtet seinen Chef-Wissenschaftler, dass er in zwei Wochen einen funktionierenden Kampfstoff haben will. Der Wissenschaftler hält einen längeren Vortrag darüber, dass die Arbeitsbedingungen schlecht seien und seine Laborassistenten nicht verstehen, was er sagt. Drew ballert die Assis tot. Wissenschaftler: „Zwei Wochen, okay.“ Drew: „Jetzt noch eineinhalb.“ Später würgt Drew eine ausführliche technobabble-Litanei seines Weißkittels mit einem genervten „blablabla – ja oder nein?“ ab). Ob unfreiwillig komisch oder absichtlich witzig – der Film ist von einer seltsamen wunderschönen Dummheit, so richtig zum Staunen und Genießen.
Von der handwerklichen Seite her ist der Streifen nicht so schlimm wie zu befürchten – Von Huene, der seine Karriere am Set von „Happy Days“ begann, angeblich bei George Lucas für die Rolle des Luke Skywalker vorsprach (nun gut, Vorsprechen kann grundsätzlich erst mal jeder…), und Arnie bei „Batman & Robin“, „End of Days“ und „The 6th Day“ die Dialoge beibrachte und mit Kapazitäten wie Chuck Bowman, Tom DeSimone oder Fritz Kiersch zum Regisseurinventar der „Swamp Thing“-Fernsehserie gehörte, macht keine groben technischen Schnitzer – klar, die Actionszenen sind selten langweilig inszeniert, für eine entsetzliche „Hubschrauberexplosion“ sollte er sich mit allen Beteiligten schämen und natürlich hat er die Idiotien des Scripts mitzuverantworten, aber es sieht alles nach echtem Film aus. Die Pyrotechnik ist echt, die Kameraführung uninspiriert, hält aber ungefähr das im Bild, was im Bild sein soll, und ab ungefähr der Halbzeitmarke rappelts auch recht permanent im Karton. Langweilig ist was anderes („gut“, „visuell interessant“ oder „kreativ“ aber auch). Der betriebene Aufwand ist vertretbar – das wird niemand mit einem großen Sommerblockbuster verwechseln, spielt aber von den production values her in einer Liga mit einer durchschnittlichen Nu-Image-Produktion. Den okayishen Score besorgt Henning Lohner (so haben wir Deutschen auch noch was davon), der u.a. auch die Soundtracks von „BloodRayne“, „In the Name of the King: Dungeon Siege“, „“The Ring 2“, Timber Falls und Shuttle auf dem Kerbholz hat. Abgesehen von der Pyrotechnik hält sich die Effektseite zurück – ein-zwei kurze Sequenzen, in denen die „Ancient Warriors“ ihre Präsenz preisgeben, indem sie eben mal ein Gesicht in einer Felswand manifestieren lassen, sind ganz nett, aber keine Aufreger, ihre halbkörperliche Erscheinung im Finale ist praktikabel, aber auch nicht außergewöhnlich. Faktisch sind die Fantasy-Elemente SO untergeordnet, dass sie eigentlich völlig unnötig sind und man sich fragt, warum man den Kram nicht einfach gestrichen hat, wenn er schon nicht wirklich was zur Sache tut.
Großes Tennis wird freilich auf Darstellerseite geboten. Franco Columbu – äh… okay, ich hab kein Problem damit, dass der Bursche nur unwesentlich größer ist als Warwick Davis (auch Sly Stallone ist ja bekanntlich eher ein Hobbit), schließlich sind einige der besten pound-for-pound-Boxer oder MMA-Fighter der Welt Fliegen- oder Federgewichtler und könnten mich mit ihren 1,50 m Kampfgröße bequem in einen unauflösbaren Knoten falten. Ich habe aber ein Problem damit, dass Columbu (bzw. von Huene) nicht mal so tun, als würden sie das Größenhandicap tarnen. Verdammt – der Typ ist einen Kopf kleiner als Daniel Baldwin, und vor dem mache ich mir nicht gerade in die Bux, und Michelle Hunziker ist größer als er. Wie soll ich dem Knaben also abkaufen, dass er ein großer Ärschetreter vor dem Herrn ist? Ist aber nicht sein größtes Problem, weil Columbu sicherheitshalber nicht wirklich viele Actionszenen hat (und die, die er hat, sind lachhaft), und auch ansonsten ein personifiziertes schauspielerisches Fiasko ist. Wenn Columbu verbittert vor sich hin brütet und an seinem Trauma arbeitet, wirkt er nicht wie ein erfahrener Elitesoldat, der einen verpatzten Einsatz rekapituliert, sondern wie ein geistig Zurückgebliebener, dem man gerade seinen Knuddelbären weggenommen hat und deswegen schmollt. Dies kann entsprechend auf „grimmige Entschlossenheit“, „eiskalte Wut“ und ähnliche Emotionen übertragen werden. Ergo: Franco Columbu ist die untalentierte Version von Lou Ferrignos Zweitbesetzung.
Daniel „der Dicke“ Baldwin macht sich dagegen richtiggehend gut – der Dreh scheint ihm mehr Spaß gemacht zu haben als der Royal Oaks-Krams, den er sonst so um die Zeit rum zu spielen hatte, man gibt ihm sogar ein wenig Selbstironie mit auf dem Weg (es gibt Anspielungen auf seine Plauze und die Tatsache, dass der Dicke der Weiberheld der Truppe ist, der ständig von superattraktiven Babes umschwirrt wird, ist ja alleine schon lustig genug). Richard Lynch („Vision der Dunkelheit“, Trancers II, „Die Barbaren“) leiert sich eine eindimensionale Schurkenrolle wie diese vermutlich aus dem Kreuz, wenn man ihn nachts um vier aufweckt und sagt: „Spiel, du Sau“. Immerhin darf er husten, röcheln und Blut spucken (aufgrund seiner „tödlichen Krankheit“) und gibt damit so manches Statement zum ihn umgebenden Drehbuchirrsinn. Vierter „Star“ im Bunde ist Michelle Hunziker, die diesen Dreh unmittelbar vor ihrem kritikerseits nicht gerade wohlgelittenen Stint als „Deutschland sucht den Superstar“-Co-Moderatorin absolvierte. The artist formerly known as Mrs. Eros Ramazzotti hat ja so ziemlich alles versucht, um sich vom bloßen Model-Dasein zum „richtigen“ Star hin zu entwickeln, aber geklappt hat’s noch mit nichts (am ehesten noch als professioneller Gast in TV-Shows wie „Wetten, dass“). Natürlich ist die bescheuerte Rolle einer übersinnlich begabten Scharfschützin in einem Schwachsinnsfilm nicht das perfekte Eintrittsticket in die große Hollywood-Wunderwelt, aber La Hunziker bekleckert sich halt auch selbst nicht mit Ruhm. Iris Peynado, als Lynchs creepy henchwoman wirklich treffend besetzt (sofern man Meg Foster nicht habhaft werden konnte), kennen badmovies.de-Veteranen aus Iron Warrior (oder, noch weiter zurückliegend, aus Castellaris „The New Barbarians“ oder Lamberto Bavas „Devil Fish“) und muss bei dem Look schon nicht mehr schauspielern können, das reicht für Rollen dieser Art auch so (shudder). Andy Mackenzie (der mir extrem bekannt vorkommt, muss wohl einer seiner zahllosen Auftritte in TV-Serien wie „Charmed“, „King of Queens“, „Two and a Half Men“, „Numb3rs“ oder „Medium“ gewesen sein) legt als Lynchs Filmsohn eine der engagierteren Vorstellungen des hiesigen Casts hin – macht Laune, ihm zuzusehen, weniger Ashley Eckstein (die immerhin schon satte 20 war, als sie die Rolle der villeicht 13- oder 14-jährigen Dylan spielte und nur unwesentlich jünger sein dürfte als ihre FIlmmutter), die mit ihrer peinlichen Darbietung einer Behinderten (ohne, dass uns jemand mal sagen würde, WAS ihre Behinderung eigentlich genau ist… zwischen Down-Syndrom, Blindheit, Epilepsie und Gehirnamputation ist da alles drin) die Aktion Mensch um 20 Jahre zurückwirft (allerdings hat sie das nicht daran hindern können, in „Star Wars: The Clone Wars“ die Hauptrolle der Jedi-Schülerin Ahsoka Tano zu sprechen), und Stacey Longoria (Eva wäre mir lieber gewesen… ob die beiden verwandt sind, kann ich nicht sagen) als ihre Frau Mama. Michael Hartson (Crunch, farblos) spielte im „Sechs-Millionen-Dollar-Mann“-Abgesang „Bionic Ever After?“ und in der „Mortal Kombat“-TV-Serie immerhin einmal einen Ninja. In Nebenrollen tummeln sich mehr oder weniger bemerkenswerte Leute wie Lamont Johnson (Brooks, „V.I.P.“, „Girlfriends“), Jarmo Mäkinen (Hank, völlig unauffällig, Rancid, „Populärmusik aus Vittala“) oder Clive Riche („Dellamorte Dellamore“, „The Mummy Theme Park“, „Rom“).
Bildqualität: „Ancient Warriors“ ist bei ufa/Universum erschienen. Die Bildqualität des anamorphen 1.85:1-Prints (nicht 2.35:1, wie das Cover behauptet) ist gut ausgefallen – gute Schärfe- und Kontrastwerte, unauffällige Kompression, verschmutzungs- und störungsfrei. Daran liegt’s also nicht…
Tonqualität: Deuscher und englischer Ton wird jeweils in Dolby Digital 5.1 angeboten. Die deutsche Tonfassung ist verblüffend anständig synchronisiert. Die Klangqualität selbst weiß durchaus zu überzeugen – kein Burner, der die Heimkinoboxen zum Schmelzen bringt, aber für die Handelsklasse Film absolut ausreichend.
Extras: Leider überhaput nichts, und das ist wirklich schade. Hier hätte mich wirklich, sowohl aus un-ironischen als auch Heiterkeitsgründen, Hintergrundmaterial wie Making-of, Audiokommentar oder Videointerviews echt interessiert.
Fazit: Es gibt sie also doch noch – die Streifen, für die ich eigentlich diese Website mal gegründet habe; herrlich doofe Blödsinnsfilme, die sinn- und verstandesfrei den Zitatenschatz der Filmgeschichte wildern, dabei technisch aber immerhin gut genug sind, dass einem nicht schon ob der Optik das Essen aus dem Gesicht fällt, und in Punkto Drehbuch dem Wahnsinn freien Lauf lassen. Garniert mit einer wirklich saukomischen (wie in „saukomisch schlechten“) Performance des Hauptdarstellers (was offensichtlich auch den Beteiligten auffiel, denn für den nominellen Helden des Stücks tut er im Finale erstaunlich wenig… da kapriziert sich der Film mehr auf Hartson und Hunziker) wird aus einem vanity-Projekt eines Möchtegern-Filmstars, der sich in jeder Hinsicht heftig überschätzt, ein Lachschlager und Kandidat für jede bierselige Trashfilmrunde. Ich kann meiner Begeisterung nur noch in Lolspeak Ausdruck verleihen: „OMG! TIS FILM IZ AWSUM! ANSHENT WORYORS FOR TE LULZ!!11!“
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(c) 2009 Dr. Acula