American Yakuza 2

 
  • Deutscher Titel: American Yakuza 2
  • Original-Titel: Kuang qing sha shou
  • Alternative Titel: Dragon Killer |
  • Regie: Anthony Lau
  • Land: Hongkong
  • Jahr: 1995
  • Darsteller:

    Lone (Anthony Lau)
    Luke (Simon Yam)
    Inspektor (Conan Lee)
    Jenny (Elaine Silva)
    Miu (Min Chang)


Vorwort

Es musste ja eines Tages so kommen – heute will mir keine clevere Einleitung einfallen. Liegt´s am Sonntag, am Wetter, daran, dass ich mich heute mal über Michael Schumacher amüsieren konnte (har-har). Na gut, dann muss ich halt mal ein bisserl was über den deutschen Verleihtitel und den deutschen Verleiher sagen. „American Yakuza 2“ mag den geneigten Zuschauer schon etwas verwundern, wenn wir uns doch vollkommen darüber im klaren sind, dass wir es mit einer – zwar in den USA gedrehten – Hongkong-Produktion zu tun haben. Und obwohl in unserem anstehenden Ränkespiel durchaus ein paar Yakuza vorkommen, spielen sie doch eher eine untergeordnete Rolle – da ist es dann auch nicht mehr so überraschend, dass wir eine Filmszene, die auch nur annähernd etwas mit dem neuen DVD-Covermotiv zu tun hat, im Verlauf der folgenden 83 Minuten nicht finden werden.

Tja, Splendid, der neue deutsche Distributor, gehörte in früheren Zeiten ja auch zu den eher unterprivilegierten Videolabels, ehe man sich in den letzten Jahren zu einem respektablen Anbieter gemausert hat; in der Zeit, als Splendid-Titel eher zu den Regalfüllern der Videotheken gehörte, beschäftigte sich das Label schon oft und gern mit Hongkong-Ware, wobei neben unterdurchschnittlichem Cynthia-Luster/Moon-Lee-Schmu wie Death Triangle (dt: „Dragon Force“) auch Titel gestartet wurden, die heutzutage, wo Hongkong „in“ ist, mit erheblich grösserem Aufwand und Mediagedöns lanciert worden wäre, wie z.B. Tsui Harks Once Upon A Time in China-Reihe (dt. „Last Herö) oder Iron Monkey und Fong Sai Yuk (dt. „Der Vollstrecker“).

Unser heutiger Film erlebt denn auch nicht seinen ersten deutschen Release, die Freunde von Ascot Video hatten den Streifen schon vor einigen Jahren unter seinem internationalen Titel Dragon Killer auf die Videotheken losgelassen, ohne bleibenden Eindruck zu hinterlassen. Nun, mittlerweile sind ein paar Jahre ins Land gegangen und Namen wie Simon Yam und Conan Lee sagen nicht mehr nur eingefleischten Hardcore-Hongkong-Junkies, wie´s Euer Merkwürden früher einmal war, etwas, sondern sind, na ja, nicht gerade zu „household names“, aber doch zumindest zu bekannten Grössen bei der typischen Videothekenkundenschar geworden. Ersichtlich Grund genug für Splendid, im Backprogramm zu wühlen und mit Dragon Killer einen selbst in seinem Ursprungsland und international wenig bekannten Streifen neu aufzulegen (wobei dann doch wundert, dass die Namen Simon Yam und Conan Lee auf der Cover-Vorderseite nicht genannt werden). Traut man da seinem eigenen Braten nicht?


Inhalt

Nach einer kurzen Titelsequenz, deren musikalische Untermalung mich rätselhafterweise an den Stadion-Schlachtruf „Auf geht´s, Team XY, kämpfen und siegen“ erinnert (aber ich glaube kaum, dass da einer vom anderen abgekupfert hat), finden wir uns auf einem Seelenverkäufer von Kutter wieder, der ersichtlich dem Transport von illegalen Einwanderern dient, was sonst würden einige hundert unglücklich wirkende Asiaten an Bord eines Fischtrawlers suchen? Einer der Asiaten ist unser Held Lone, ein Festland-Chinese (im Unterschied zu Taiwanesen oder Hongkong-Residenten, für in dieser Hinsicht nicht ganz so beleckte Zeitgenossen), der einen Brief seines Bruders Luke liest (Anmerkung: Lone nennt Luke in diesem Film öfters mal seinen Bruder, aber ob er damit verwandschaftliche Bindung meint oder schlicht freundschaftliche Loyalität, was im chinesischen Kulturkreis oft austauschbar ist, kann ich nicht abschliessend beurteilen, ist aber eigentlich auch relativ wurscht). Luke, schon seit einiger Zeit in Amerika ansässig, berichtet Lone, dass dessen Frau Miu spurlos verschwunden ist, er aber allerlei Hebel in Bewegung gesetzt hätte, um die Vermisste aufzuspüren. Wir ahnen, dass Lone die Sache persönlich in die Hand nehmen will und deswegen illegal in die Staaten schippert. Und weil wir eventuell nicht mitbekommen haben könnten, dass die Menschen-Schleuserei ein gar übel Gewerbe, betrieben von finsteren Halsabschneidern ist, wird uns diese Tatsache durch zwei Tatsachen verdeutlicht: Einer der Seeleute verscherbelt einem Flüchtling eine Flasche Mineralwasser für satte 20 Dollar (und die deutsche Synchronisation entblödet sich nicht, das mit dem selten idiotischen Spruch „frisch aus den Tiefen der Vulkaneifel“ zu kommentieren. Um´s mit meinem alten Geistesverwandten Pinky – von Pinky und der Brain – zu sagen: Narf!), und ein anderer Seemann gedenkt seine Heuer und seinen Anteil durch die Vergewaltigung eines halbwegs attraktiven Frauenzimmers aufzubessern, aber als ihn Lone böse anguckt, besinnt er sich eines besseren.

Plötzlich ist auch schon die Küste Kaliforniens in Sicht (genauer gesagt, praktisch die Haustüre von Los Angeles… ich bin gaaanz sicher, dass man völlig unbehelligt vor der kalifornischen Metropole eine Bootsladung Immigranten absetzen kann), die Seemänner machen klar, dass unsere Reisegruppe den kostenpflichtigen Zusatzfaktor „Landung und Ausstieg“ nicht gebucht hat, d.h. die Schiffsladung Asiaten jumpt fröhlich ins Wasser und schwimmt den Rest der Strecke (hoffentlich waren keine Nichtschwimmer dabei). Lone setzt sich von seinen Reisegefährten umgehend ab und sucht Luke auf, der sich überrascht zeigt, dass sein Bruder/alter Kumpel/whatever leibhaftig vor ihm steht. Luke, dem´s prächtig zu gehen scheint, wenn man seinen Anzug, seine Bude, seine Karosse und seine Leibgarde berücksichtigt, ist totaaal verständnisvoll: „Deine Sorgen sind auch meine Sorgen“. Und diese Sorge ist, wie angedeutet, die Abgängigkeit von Lones Weib im Land der begrenzten Unmöglichkeiten, eh, umgekehrt. Ehe die Sache näher ausdiskutiert werden kann, betritt eine rivalisierende Gang (schwer vorstellbar, dass Luke sein Glück auf legale Weise geschmiedet haben kann, oder?) das Areal, und zwar nicht um Luke einen Höflichkeitsbesuch abzustatten, sondern um ihn schlicht umzunieten. Lukes Leibwache ist nicht so ganz auf dem Posten und wird relativ rasch hingemetzelt, so dass es selbstredend an Luke und seinen superioren Kung-fu- und vor allem Schiesskünsten liegt, dass Meister Luke heftig angeschlagen, aber zumindest noch an einem Stück ist, als Lone die Angreifer ausgeschaltet hat. Luke rät seinem Kumpel, abzuhauen, bevor die Polizei vor Ort ist (da Lone ja illegal im Lande ist), aber Lone markiert den Helden, schultert Luke, dreht sich zur Kamera und feuert… Freeze Frame, der den Zuschauer etwas verblüfft zurücklässt. Wie denn nu?

Man scheint den Uniformträgern entgangen zu sein, denn Luke und Lone halten Kriegsrat. Luke empfiehlt Lone, unterzutauchen und sich sicherheitshalber aus Lukes Angelegenheiten rauszuhalten. „Deine Sorgen sind meine Sorgen,“ entgegnet Lone, loyal, wie er ist und es freut Luke, das zu hören. Der hat nämlich schon einen Verdacht, wer´s auf sein Leben abgesehen haben könnte, nämlich die örtliche Yakuza. Zwar hat man mit sich mit der japanischen Konkurrenz durchaus schiedlich-friedlich auf Koexistenz und Marktteilung geeinigt, aber angesichts dieser Attacke müsse man mal ein Exempel statuieren. Tut man auch, man schnappt sich den Chef der Yakuza, einen gewissen Yoko-San, auf freier Wildbahn (indem man seine Leibwächter und Geschäftspartner mit einer Handgranaten-Attrappe foppt, wobei Anthony Lau sich nicht beherrschen kann und uns einen up-crotch-shot eines sich in die Hosen pinkelnden Kerls serviert, lecker, Wassersport… iiiih). Yoko-San wird entführt (auf einem Motorrad, quer drüber gelegt… erks) und entsorgt, Luke ist zufrieden. „Jetzt können wir Miu suchen“.

Dieweil stolpern ein paar hübsche westliche beach bunnies (damit wir auch ja glauben, dass der Film on location entstand) über den angeschwemmten und unappetitlichen Kadaver des Japaners. Inspektor Conan Lee (er heisst nicht wirklich so im Film, aber da man ihm schlichtweg KEINEN Namen verpasst hat, kann ich ihn auch so nennen, oder?) ermittelt und ist vor allen Dingen COOL (gut, wer in Filmen wie Tiger on the Beat mit Kettensägen jongliert, kann vermutlich mit jeder Berechtigung dieser Welt rumlaufen wie ein Kühlschrank). Jedenfalls ist er auch nicht ganz auf den Kopf gefallen und hat sich ausgerechnet, dass ein munterer Bandenkrieg bevorsteht, zwischen drei Parteien, denn, was Luke uns nicht verraten ist, neben seiner Gang und der Yakuza gibt es noch einen dritten Mitspieler im verbrecherischen Treiben (und übrigens, das einzige Verbrechen, das hier im Raume steht, ist Menschenhandel. Scheint eine recht bescheidene Gangsterorganisation zu sein, die Rauschgift und ähnliche lukrative Märkte nicht bedient) – einen gewissen Mr. Lee und aufgrund der Tatsache der Schiesserei vor Lukes Räumlichkeiten (die Japaner-Attacke) hat der Herr Inspektor ausbaldowert, dass Luke die günstige Gelegenheit nutzen will, um sich die lästigen Konkurrenten vom Hals zu schaffen, ergo Lee ein Problem haben könnte. Zunächst mal allerdings wird eine Razzia in einem Hotel, das Luke gehört, angesetzt. Dort haust auch Lone und wird unter chronischem Verdacht, zusammen mit einem Dutzend Nutten und Freiern, festgenommen. Unauffällig verliert Lone absichtlich eine Medaille, anhand derer man ihn identifizieren können, denn, festhalten, Lone ist Olympia-Goldmedaillengewinner im Pistolenschiessen (das ist zumindest neu, denke ich mal). Inspektor Conan pickt den Siegespreis auf und erkundigt sich bei seinen Gefangenen, ob einer davon das Teil kenne. Lone stiehlt sich unauffällig davon (Wahnsinns-Festnahme) und wird von Lukes „Geschäftsführerin“, der recht kreischigen und sowieso recht ausgeflippten Jenny, in ihrer Garderobe versteckt.

Brauchen wir noch einen weitgehend bedeutungslosen Subplot? Sicher doch. Luke und Lee sind nämlich nicht nur Rivalen um die Vorherrschaft der örtlichen kriminellen Aktivitäten, sondern auch Politiker (böse Zungen könnten behaupten, dass das mehr oder weniger auf´s Gleiche rauskommt) und bewerben sich um die Wahl zum „Vertreter der chinesischen Minderheit“ (in L.A., Kalifornien, der USA, keine Ahnung… ebenso unaufgeklärt bleibt, was sich Luke und Lee ausser gesellschaftlichem Ansehen, das den beiden Westentaschenganoven aber möglicherweise auch reicht, davon versprechen). Luke wird direkt von seiner Wahl-Pressekonferenz vom Inspektor wegdelegiert, wg. der Razzia in seinem Hotel. Luke spielt den vorbildlichen Musterbürger, der stets und jederzeit freudestrahlend mit den Gesetzeshütern kooperiert. Beim Verhör allerdings weiss Luke von rein gar nix, schon überhaupt nichts über Yoko-San, und überlässt nur zu gern das Terrain seinem Rechtsverdreher und Jenny, die ja bekanntlich seine Geschäftsführerin ist. Jenny, portraitiert als recht sexbesessene Schlampe, verdreht unschuldigen Cops den Kopf.

Lukes Geschäfte laufen selbstverständlich auch deswegen so gut, weil er einige Polizisten schmiert. Die wittern angesichts der verminderten Konkurrenz und damit höheren Profitspanne Lukes nun auch eine Chance auf Gehaltserhöhung, aber weil Luke während der Verhandlungen nonchalant einen bellenden Wuffi totprügelt (er hat was gegen bellende Hunde, was prinzipiell verständlich ist, aber ich halte es doch für eine leichte Überreaktion), werden die Korruptlinge schnell kleinlaut.

Zeit für Luke, Lone ein paar Informationen bezüglich Miu zuzustecken – angeblich habe Lee ihr die Aufenthaltsgenehmigung für die Staaten verschafft und dessen Anwalt Simon müsste Unterlagen darüber haben. Lone verliert keine Zeit und versucht, Kontakt mit dem Paragraphenreiter aufzunehmen, schafft es aber nur, binnen kürzester Zeit unter akutem Mordverdacht gesucht zu werden… denn es wird, wen wundert´s doppelt bis dreifaches Spiel getrieben. Simon wird auf offener Strasse erstochen, aber es sieht allgemein so aus, als wäre Lone der Täter, zumal der wahre Killer von verfolgenden Cops im Verlauf eines Zweikampfs zwischen Lone und dem Killer erschossen wird. Lukes Sidekick beobachtet das ganze, berichtet seinem Boss, dass alles nach Plan verlaufe und bietet Lone eine Fluchtmöglichkeit. Luke, der ganz offensichtlich mit gezinkten Karten spielt, meint, dass Lone mit dem Mord überreagiert habe und er daher möglichst rasch das Land verlassen solle, um die Suche nach Miu werde er sich schon kümmern. Grummelnd willigt Lone ein.

Während Ersatz-„Axel F“-Musik dudelt und Inspektor Conan anhand der Videoüberwachung aus Simons Kanzlei ein hübsches Bild von Lone erhält, erzählt Lukes Handlanger Chen, der sich mit Lone angefreundet hat, diesem, dass Lee einst ein kleiner taiwanesischer Gauner gewesen sei, Luke sich seiner angenommen habe, aber der undankbare Inselchinese dann ein Konkurrenzunternehmen gegründet habe.

Inspektor Conan reimt sich zusammen, dass Lee auf der Abschlussliste steht. Der spielt nämlich den grossen Wohltäter im Dienste der Vereinten Nationen und karrt ganz offiziell und zu allgemeiner Begeisterung eine Schiffsladung Flüchtlinge aus Vietnam gen USA. Conan vermutet, dass Luke die Ankunft Lees für einen Racheakt nützen will. Sein genialer Plan: vor Ort sein und alles verhaften, bevor was passiert. Whoa, da hat er sicher lange drüber gebrütet.

Indes muss Luke feststellen, dass Lone aus dem Versteck getürmt ist, aber mittels eines durchge-x-ten Konterfeis Lees aus der Zeitung deutlich zu verstehen gegeben hat, dass er Lee zu killen gedenkt. Luke befiehlt, das zu verhindern.

Und so finden sich alle Parteien auf dem Flüchtlings-Frachter wieder – wobei wir uns natürlich schon fragen, wie vor allen Dingen Lone es schafft, als vermeintlicher Flüchtling unter den diversen Vietnamesen zu hocken und auf einen clear shot zu warten. Lee lässt sich nichtsahnend interviewen und gibt den barmherzigen Samariter, Lone wartet, Lukes Leute suchen nach Lone und Conans Cops machen dumme Gesichter. Schlussendlich gibt´s dann aber doch Geballere. Lone zieht seine Knarre, bevor er aber zum Schuss kommt, verwickelt Chen einen von Lees Leibwächtern in ein Feuergefecht und dann bricht allgemeines Chaos aus. Conans Cops (klingt gut, nicht?) erweisen sich als absolute Doofbacken, denn die bestreichen mal eben aus Maschinenpistolen das ganze Deck, jeder schiesst auf jeden und Lone fängt sich eine Kugel ins Bein ein, ihm verpasst von Conan. Chen gelingt es aber, den Verletzten in ein Motorboot zu drapieren und das Weite zu suchen. Chen karrt Lone in ein leerstehendes Haus und weist den Verwundeten an, dort auf Jenny zu warten. Die kommt auch wenig später mit Vorräten und einem Erste-Hilfe-Kasten, ahnt aber nicht, dass Inspektor Conan nicht grenzdebil ist, sondern sie überwachen lässt.

Jenny liefert Lone auch ein paar „diskrete“ Anzüge. Hm, Jenny ist weiss Gott ein exaltierter Charakter, aber ob ich selbst in diesem Stadium einen Anzug mit grossflächigen PLAYBOY-Logos als „diskret“ einstufen würde, muss ich noch mit meinen Geschmacksnerven ausdiskutieren. Lone ist ungefähr genauso begeistert und hält ansonsten die Gelegenheit günstig für einen Flashback…

Vor einiger Zeit besuchte Luke mit Wagenladungen von Geschenken (Fernseher, Stereoanlagen etc., was man halt in China so braucht) seine alte Familie und überredete dabei Miu, ihn in die USA zu begleiten. Miu ist hin- und hergerissen, aber Lone redet ihr schliesslich gut zu, sie solle die Chance ergreifen. Miu willigt schliesslich ein, unter dem Versprechen, Geld zu schicken, damit Lone so schnell wie möglich nachkommen kann (warum Lone nicht einfach gleich mitfährt, erschliesst sich mir nicht ganz).

Inspektor Conan ist sichtlich in diesem Filmuniversum der einzige Cop, der mit einem funktionierenden Brägen ausgestattet ist – sein Untergebener, der Jenny beschattet, hält die nämlich für total plemplem, weil sie geschmacklose Klamotten und viel Happa-happa eingekauft hat, denkt sich aber sonst nix dabei, im Gegensatz zu seinem Chef, der ob dieses Reports zum sofortigen Sturm auf den Hideout unseres Helden bläst. Mit dem ältesten Trick der Welt entgeht Lone einer Festnahme – er tut so, als wäre Jenny seine Geisel. Conan ist blöde genug, darauf reinzufallen (obwohl er zumindest lange überlegt, also muss ich mein Urteil über ihn nicht ganz revidieren), endet aber schnell als wahre Geisel. Dann darf der Cop, an die Kopfstützen des Fluchtwagens gehandschellt, noch ein wenig neben demselben herjoggen, ehe er sprichwörtlich weggeworfen wird. Jenny amüsiert die ganze Aktion gar köstlich, und ein neues Versteck hat sie auch schon parat, die Yacht eines Freundes.

Luke stattet derweil seinem Rivalen Lee einen Besuch ab. Man schlägt sich in extremer asiatischer Höflichkeit ein paar allgemeine Drohungen um die Ohren, auf die typisch chinesische verquaste Art a la „Ich mache mir Sorgen um sie!“, ehe das Meeting ergebnislos beendet wird. Jenny unterrichtet Luke telefonisch, wo sie und Lone sich aufhalten und spielt dann gar lustige Spielchen mit ihrem temporären Schützling, so imitiert sie z.B., ins Wasser gefallen zu sein und ergötzt sich an Lones tapferem Rettungsversuch. Nachdem Jenny sich darüber scheckig gelacht hat, geht Lone in sich und liest noch einmal Mius Briefe, die vor Liebe triefen und ihrer Hoffnung Ausdruck verleihen, dass Lone bald nachkomme. Luke schaut mit einer Kollektion bestens Bölkstoffs auf der Yacht vorbei und startet mit seinem alten Buddy ein mittelschweres „ach-wie-waren-die-alten-Zeiten-doch-schön“-Zechgelage…und dann schalten wir zum ersten Mal in diesem unserem Film zum Objekt der Begierde, Miu!

Und die Guteste ist nicht in absoluter Top-Form, denn auch sie befindet sich im Kreise trauter Spirituosen und die bedeutungsvoll herumliegenden Tablettenschachteln verheissen auch nix gutes. Yep, Miu ist erstens Alki und zweitens Tablettenjunkie. Und warum, Frau Schumm? Wer darauf tippt, dass die Antwort auf diese brennende Frage uns sofort und auf der Stelle mittels eines Flashbacks vermittelt wird, darf mal wieder zehn badmovies.de-Gummipunkte in sein Album pappen. So höret und seiet schockiert – niemand anderes als Luke hat ihr den Bären aufgebunden, Lone sei bei einem Unfall gestorben, mit dem selbstredend nicht uneigennützigen Hintergedanken, Miu aus allgemeiner Menschenfreundlichkeit umgehend zu ehelichen. Was scheinbar funktioniert hat, aber Miu ist nicht glücklich. Und Luke, wer hätte das gedacht, ein Schuft. Kein Wunder, dass seine Miu-Suche für Lone nicht unbedingt vor Enthusiasmus übersprudelte. Schätze, das sollte jemand mal Lone ausrichten. Aber soweit sind wir noch nicht, denn Luke und Lone saufen wie die Löcher und amüsieren sich gar königlich. Wäre Herr Luke doch mal lieber zuhause geblieben, denn dann könnte er vielleicht etwas gegen die folgende Entwicklung tun: Miu sieht im allgegenwärtigen Fernsehen ein Fahndungsfoto der Liebe ihres Lebens, realisiert, dass Luke sie mächtig verarscht hat und kommt zur einzig denkbaren Konsequenz: sie schluckt ne Überdosis Pillen und schneidet sich sicherheitshalber noch die Pulsadern auf, denn doppelt genäht hält ja bekanntlich besser. Aber nicht gut genug, denn Luke kommt nach Hause, findet die Bescherung, karrt Miu ins Krankenhaus, legt sich mit einer fetten Schwester über das Rauchverbot an, während an Miu lebensrettende Massnahmen durchgeführt werden und kann sich dann über einen Teilerfolg freuen – Miu hat´s überlebt, aber – zitter-bibber-beb – das Kind nicht. Überraschung, Miu war schwanger (wenn wir das vorher gewusst hätten… wär´s uns vermutlich auch egal gewesen). Und dass Miu in Halbbewusstlosigkeit unverschämterweise den Namen „Lone“ vor sich hin stöhnt, macht die Laune unseres Gangsterbosses auch nicht besser. Jetzt darf auch Luke endlich flashbacken, aber wesentlich erhellend bzw. neu ist die Tatsache, dass Luke und Lone schon in ihrer Teenie-Zeit Rivalen um Mius Gunst waren, nun denn auch wieder nicht. Der Selbstmordversuch hat allerdings keine gravierenderen Folgen als den Kindsverlust, denn schon bald (Stunden, Tage? Keine Ahnung, der Film hält sich mit solchen Details nicht auf) kann ein äusserlich gefasster Luke seine Miu aus dem Hospital abholen. Miu fragt nicht ganz zu Unrecht, wieso Luke sie hinsichtlich Lone angelogen hat. Lukes Ausrede ist ziemlich schwach und läuft auf die alte „ich kann nicht ohne dich leben und schon gar nicht ertragen, dich mit ihm zu sehen“-Routine hinaus. Ein bisschen Phantasie hätte er da schon walten lassen können, find´ ich.

Lone ahnt von all dem natürlich nix und lässt sich so mühelos von Luke für dessen weitere Machtspielchen einspannen – Luke unterrichtet Lone, dass Lee (ich weiss, das mit den Namen ist unübersichtlich…) Organisationschef der Parade in Chinatown sei. Lone vermutet sofort, dass Miu dort aufzutreiben sei (ich verstehe Luke nicht ganz – einerseits scheint es doch Lukes vordringliches Interesse zu sein, seine Konkurrenten, so auch Lee, auszuschalten, weswegen er hier erneut Lone ziemlich direkt auf Lee ansetzt. Andererseits versuchte Luke krampfhaft vorhin auf dem Flüchtlingsschiff zu verhindern, dass Lone Lee umbringt. Was will er denn jetzt? Oder hofft er, dass Lee ihm den Gefallen tut, Lone auszuschalten? Kann auch sein, wird vom Script aber nicht sooo annonciert).

Für einen chinesischen Mobboss, der auch politisch ambitioniert ist, pflegt auch Mr. Lee eine recht laxe Security. Andererseits, dafür zuständig ist in diesem Falle offenbar des Inspektors Tolpatsch-Truppe, und da wundert es mich dann schon wieder nicht so sehr, dass Lone nicht die geringsten Probleme hat, in Lees Büroräumlichkeiten vorzudringen und den Herren auf seiner eigenen Toilette anzugehen. Lukes Sidekick stösst dazu und erschiesst zunächst Lee (jetzt begreif ich gar nix mehr… wenn das der ganze Plan war, was soll dann der Terz mit Lone?) und versucht dann, selbiges auch bei Lone zu erledigen. Der kann allerdings mit Hilfe der plötzlich aus dem Nichts auftauchenden Jenny flüchten und in der Parade untertauchen, verfolgt von Inspektor Conan, dessen Dumpftröten natürlich ihre Nulpigkeit erneut unter Beweis stellen konnten. Jenny und Lone klauen ein Fahrrad, dito der Inspektor, so dass wir eine Verfolgungsjagd per Kinderfahrrad verfolgen dürfen und ein-zwei semispektakuläre Stunts geniessen können (der bessere davon lässt Jenny und Lone unter einem Sattelschlepper durchschlittern… auch keine besonders neue Idee, aber man sieht´s immer wieder gern). Man entkommt, Lone kann noch mal in seine Jugend und Rivalität mit Luke zurückflashen und kommt schliesslich zu dem Entschluss, mit seinem Herren Bruder mal ein paar ernsthafte Takte reden zu müssen. Schliesslich habe er ja hier seine Frau finden wollen und nicht die örtlichen Syndikate bekämpfen. „Kapierst du´s denn nicht? Deine Frau ist Lukes Frau!“ platzt es da aus Jenny heraus (wie hätte er´s denn vorher kapieren sollen? Ist ja nicht so, dass ihm irgendjemand dezente Hinweise gegeben hätte… Frauen!). Jenny wusste es also die ganze Zeit, hat´s aber nicht verraten, weil sie hoffte, Lone würde sich in sie verlieben (! Was für´ne Knalltüte! Wenn du hoffst, dass sich ein ganz bestimmter Kerl in dich verknallt, hilft es sicher nicht, dass du jedem männlichen Wesen im zeugungsfähigen Alter auf den Schoss springst). Im übrigen liebe Miu Lone gar nicht mehr, und wenn er sie wirklich liebe, würde er sie in Ruhe lassen und sich verzupfen, aber wenn Lone denn unbedingt drauf bestehe, könne sie ihn zu ihr bringen. Nun ist es nicht so, dass Lone grössere Überredung aufwenden müsste, um Jenny zu letztaufgeführtem Statement zu bringen, das labert sie munter in einem Atemzug herunter – Rückgrat hat die Maid jedenfalls nicht. Also können wir langsam den Showdown aufsetzen, nicht wahr?

Luke zelebriert eine grössere Gartenparty, zu Ehren von Mius Geburtstag (ach, das wird sicher ganz melodramatisch), und ist zumindest, was seine Geschäfte angeht, bester Laune, sind doch all seine Rivalen unter der Erde. Doch da ist noch Lone, der den Partyschreck spielen will – was ihm auch nicht schwer gemacht wird, denn auch Luke scheint seine Türsteher, Kleiderschränke und Schlägertypen bei Goons-R-Us in der Grabbelkiste gekauft zu haben, die feiern nämlich lieber mit, anstatt die Türen zu bewachen. Und schon ist Lone drin und kann sich durch die Gärten schleichen und… na so eine Überraschung, die recht deprimiert in einem Schuppen sitzende Miu entdecken. Wiedersehensfreude!!! Und die muss natürlich mit einer gar zückerlichen Canto-Pop-Ballade gefeiert werden (schade, dass ich keine chinesische DVD vor mir liegen habe, denn deren Untertitel übersetzen ja immer treudoof auch die Songtexte ins Englische und für die „Lyrik“ einer typischen Canto-Ballade würde sich ein Bernd Meinunger in Grund, Boden und Grand-Prix-Verzicht schämen). Dazu herzen und umarmen sich die so lang getrennten Liebenden. „Ich wusste, du würdest mich finden,“ schluchzt Miu (Kunststück, wenn man weiss, wo man suchen muss), „lass mich nie wieder allein!“ (entschuldige mal, wer ist denn weggegangen?). Dumm nur, dass justament in die überwältigende Szene Luke platzt, der sein Weibchen zum Tortenanschneiden holen möchte und nicht ganz unerwarteterweise etwas konsterniert ist. „Du mieses Schwein,“ blafft Lone ihn an (tja, Brüderlichkeit kann man notfalls schnell überwinden) und beide ziehen ihre Bleispritzen. Kann´s denn anders kommen, als es dann auch kommt? Natürlich nö – als die Waffen sprechen, ist es Miu, die getroffen zusammenbricht. Nun sind die beiden Rivalen natürlich erst recht angefressen und schiessen sich gegenseitig an, während Inspektor Conan, offensichtlich einer göttlichen Eingebung folgend, im Alleingang die Gartenparty stürmt (gute Idee, da seine Kollegen und Untergebenen bekanntlich absolute Nixblicker sind) und sich mit Lukes Schlägern auseinandersetzt. Lone trägt währenddessen die sterbende Miu in die kurzfristige Sicherheit einer Deckung, wo das Mädel melodramatisch unter Wiederholung des Wunsches, nie wieder allein gelassen werden zu wollen, seinen Lebensodem aushaucht (Mann, bin ich heute wieder poetisch). Das endgültige Ableben seiner Liebe lässt bei Lone sämtliche Endorphine einkicken – kurz gesagt, Lone geht nun in den Berserker-Modus und Luke steht ihm in nichts nach, die beiden beginnen sich systematisch gegenseitig in Stücke zu schiessen, jetzt wird´s hübsch blutig inklusive eines Handdurchschusses von fast schon From Dusk Till Dawn-Qualitäten, bis beide aussehen wie Metzgermeister nach einer besonders unappetitlichen Schlachtung.

Inspektor Conan hat indes im Alleingang Lukes Bande niedergemacht – jetzt, wo alles vorbei ist, eilen auch seine Kollegen hinzu und können so staunend Augenzeugen werden, wie plötzlich Luke durch ein Fenster in den Vorgarten fliegt und nicht wirklich gut aussieht. Wie der Racheengel persönlich folgt ihm Lone, schwingt eine Axt und beabsichtigt frank und frei, seinem Ex-Bruder nunmehr endgültig das Lebenslicht auszublasen. Was Conan, being a cop, natürlich nicht zulassen kann. Stop, oder seine Mami schiesst, eh, will natürlich sagen, keine Bewegung, sonst wird geballert, belfert Conan und auch die hinzugeeilte Jenny, Spitzname 4711, immer dabei, versucht Lone zu besänftigen. Bei dem ist aber mit vernünftiger Ansprache nix mehr zu machen – der ist des Wahnsinns kesse Beute, rollt die Augen und schwingt die Axt… „für Miu“ schreit er, und dann friert das Bild einmal mehr geheimnisvoll ein…

Jubelnd trifft eine neue Schiffsladung Illegaler in den Staaten ein (ökonomischerweise mit der selben Footage wie ganz am Anfang dargestellt)…

Mit diesen Hongkong-chinesischen Freundschafts- und Rachedramen ist es ungefähr wie mit einer McDonalds-Filiale – kennt man eine, hat man alle gesehen. Hongkongs Regisseure mögen zu ihrer Glanzzeit die Innovateure des Action-Kinos schlechthin gewesen sein (obwohl die Zeiten wohl mittlerweile auch vorbei sind), ihre Drehbuchautoren sind aber auch nicht origineller und kreativer als ihre Hollywood-Kollegen – sie haben ersichtlich kulturell bedingt andere Archetypen, aber es bleiben halt Archetypen, die in mittlerweile auch recht formelhaften Geschichten agieren (ein weiteres Problem ist das begrenzte Angebot an gutklassigen Schauspielern in Hongkong und die Tendenz, die vorhandenen Stars ebenfalls möglichst in gewisse festgefahrene Charaktere zu stecken).

Dragon Killer, ich bleibe mal beim nicht unbedingt sinnvolleren, aber sich zumindest schneller tippenden internationalen Titel, macht da keine Ausnahme – es ist ein über weite Strecken recht konventionelles Freundschafts- und Rachedrama, das sich von Dutzenden ähnlich gelagerter Filme (Just Heroes, hier gerne mal als Hardboiled 2 vermarktet, fällt da z.B. ein) nur duch seinen „exotischen“ Backdrop Los Angeles unterscheidet. Wie üblich geht´s um die zentralen Themen dieses Sujets, Freundschaft, Vertrauen, Loyalität, Doppelspiel, Verrat, Schuld und Sühne, man kennt das mittlerweile ja. Und sonderliche raffinierte Aussergewöhnlichkeiten bietet das Script kaum, und wenn, dann macht es nichts daraus – so hätte man z.B. aus Lones goldmedaillengewürdigten Schiessfertigkeiten mehr machen können, im Film aber bleibt das nicht mehr als ein throwaway-Gag, auf die nicht gesteigert eingegangen wird. Überzeichnete überspannte Charaktere wie Jenny sind im HK-Kino auch nichts aussergewöhnliches, dazu kommen einige Unglaubwürdigkeiten – wie z.B. kommt Lone auf Lees Flüchtlingsschiff und später in dessen Büro? Was sind eigentlich die Ziele von Luke? Benutzt er Lone bewusst als Werkzeug im von ihm inszenierten Bandenkrieg, ist er ihm nur ein nützlicher Handlanger oder versucht er nur, ihn so schnell wie möglich wieder loszuwerden? Lukes Motivationen werden nie klar. Aber gut, Charakterisierungen und logische Entwicklungen waren noch selten die Hauptanliegen von Hongkong-Actiondramen (schlag nach z.B. bei John Woos A Better Tomorrow“-Filmen, die beide – Teil 3 ist ja von Tsui Hark – jeweils genug Plot für drei oder vier Hollywood-Filme beinhalten, und trotzdem dienen die Storys nur als Aufhänger für Action-Szenen und ein wenig melodramatisches Pathos). Also, warum sollten wir päpstlicher sein als der Papst, wenn wir John Woo verzeihen, dass er seine komplexen Gangsterballaden nur als Set-up für Action und Shootouts benutzt, müssen wir dies wohl auch Anthony Lau nachsehen. Nun ist Anthony Lau (die etwas unübersichtliche Situation mit westlichen Pseudonymen und realen chinesischen Namen machte die Nachforschung nicht ganz einfach, aber nach jetzigem Kenntnisstand markiert Dragon Killer sein bislang einziges Regiewerk) aber kein John Woo, nicht mal ein Ringo Lam. Will meinen, dass es Lau ganz gewiss versteht, eine packende Actionszene zu inszenieren, nur wird diese Fähigkeit in Hongkong vermutlich mit der Muttermilch aufgesogen, ich hab noch kaum einen HK-Film gesehen, egal von welchem Regisseur, bei dem nicht die Actionszenen das Highlight gewesen wären. Lau liefert alles, was des Genrefreundes Herzelein begehrt, blutige Shoot-outs, beinharte Martial-Arts-Prügeleinlagen und sogar ein wenig Schwertgeplänkel, wobei die Shoot-outs, mal mit Ausnahme des extrem gewalttätigen Schlussfights zwischen Luke und Lone (der wirklich einen denkwürdigen Meilenstein darstellt – der Zweikampf ist schon eine mittelschwere Schlachtplatte) nicht immer zu überzeugen wissen – es herrscht einmal mehr das in Hongkong nicht selten vorkommende Phänomen, dass das verwendete Kunstblut eher nach Kunstpulver aussieht, was dem Realismus der Szenen abträglich ist (Realismus? In einem Hongkong-Actionfilm? Was schreibe ich hier??). Zwischen den Action-Einlagen lässt sich der Streifen aber immer wieder Zeit für „dramatische“ Einlagen und offenbart in diesen Phasen doch die ein oder andere Länge. Immerhin, und dafür muss man ja auch dankbar sein, verzichtet der Streifen grösstenteils auf den gefürchteten Holzhammer-Humor (selbst Jenny, bei der man befürchten könnte, dass sie sich in einen reinen comic-relief-Charakter entwickelt, bleibt recht erträglich), sondern bleibt reichlich ernst.

Was die Darsteller angeht, so bietet sich eine Mischung aus etablierten Genregrössen und eher unbekannten Akteuren. Für Simon Yam (Dr. Lamb und demnächst auch in Tomb Raider II) ist der aalglatte hinterlistige Luke natürlich eine Paraderolle, und obwohl Yam sicher nicht sein komplettes Herzblut an die Rolle vergossen hat, agiert er souverän und angemessen. Conan Lee (Tiger on the Beat) ist hier zuständig für die Martial-Arts-Abteilung und zeigt, dass seine Kampffähigkeiten durchaus akzeptabel sind, wobei wir es mit bodenständigem Kung-fu und nicht mit abgehobenen Wire-Fu-Extravaganzen zu tun haben. Elaine Silva kratzt mit ihrem Charakter Jenny erfolgreich die Kurve von Nervigkeit (was, wie gesagt, durchaus im Rahmen des Möglichen war) in Richtung halbwegs sympathischer Ausstrahlung, aber die eigentliche Überraschung ist der Regisseur selber, der die Rolle des Lone mit bemerkenswertem Fanatismus ausfüllt, eine durchaus ansehnliche schauspielerische Leistung (wobei ihm allerdings angerechnet werden muss, dass sein Charakter nun auch nicht gerade ein Musterbeispiel der Tiefgründig- und Vielschichtigkeit ist, andererseits ist davon auszugehen, dass der Maestro sich die Rolle massgeschneidert hat), aber wie gesagt, Lau ist in den Actionpassagen präsent und kackt in den dramatischen Elementen nicht übermässig ab.

Splendids neue DVD-Präsentation kann in ihren technischen Aspekten durchaus überzeugen. Wer importierte Hongkong-DVDs oder Laserdiscs gewöhnt und damit vertraut ist, dass die chinesischen Label im allgemeinen wenig Wert auf die visuelle und akustische Präsentation legen, sondern oft einfach nur ihre Videoprints 1:1 auf Silber klatschen, muss man schon den Hut vor dem von Splendid ausgegrabenen Print ziehen. Widescreen ist was Hongkong-Genrefilme angeht nun besonders bei deutschen Veröffentlichungen beileibe keine Selbstverständlichkeit, Splendid zeigt den Film in hübschem 1,85:1-Letterbox mit kräftigen, lebendigen und kontrastreichen Farben, der Print selbst wird gelegentlich durch leichte speckles und drop-outs gestört, aber nicht so, dass man sich wirklich darüber ärgern müsste – für die Präsentation eines sicher auch in Hongkong nicht als A-Produkt klassifizierten Films ist das schon fast sensationell gut. Der Ton wird nur auf Deutsch, wahlweise in Dolby Digital 2.0- oder 5.1-Mix, angeboten, wobei sich die Tonfassungen an Lautstärke, Klarheit und Mischung von Dialog, Soundtrack und Effekten nicht viel geben. Der 5.1-Mix klingt naturgemäss etwas differenzierter, aber auch die 2.0-Tonspur ist gut anhörbar. Absolute Fehlanzeige herrscht auf dem Gebiet Extras – Untertitel sucht man ebenso vergeblich wie auch nur eine Texttafel zu den Stars (die Closing Credits hat man dem Film sowieso abgeschnitten), einzig eine Trailer-Show mit ungeheuer passenden Titeln wie Gangs of New York, Traffic und – schluck – My Big Fat Greek Wedding finden sich noch auf dem Silberling. Wäre es vielleicht zu viel verlangt, wenn man zumindest thematisch naheliegende Produkte anpreisen würde? Schätze, die Zielgruppen von blutigen Hongkong-Actionreissern und romantischen Komödien haben eine relativ kleine Schnittmenge…

Insgesamt ist Dragon Killer kein herausragendes Stück Hongkong-Kino – nicht ambitioniert, sondern routiniert, solide, handwerklich ordentlich und allgemein ansehnlich gespielt. John Woo muss angesichts der Konkurrenz von Anthony Lau sicher nicht in Rente gehen (mir würde aber schon reichen, er würde mal wieder einen amtlichen Film machen und nicht Schotter wie MI:2), aber wer an einem anspruchslosen, aber ordentlich blutigen Rachespektakel interessiert ist, kann mal einen Blick draufwerfen. Und der brutale Schlusskampf entschädigt für die ein oder andere nicht ganz so prickelnde Szene zuvor. Oder ganz kurz: Durchschnittsware mit spektakulärem Showdown.. Sicher nicht die ideale Einstiegsdroge in die komplexe Welt chinesischer Mafia-Filme, aber was für Genrefans.

(c) 2004 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 5

BIER-Skala: 6


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