American Tigers – Ein dreckiger Haufen

 
  • Deutscher Titel: American Tigers - Ein dreckiger Haufen
  • Original-Titel: American Tigers
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  • Regie: David Worth
  • Land: USA
  • Jahr: 1996
  • Darsteller:

    Sgt. Mjr. Duke Ransom (Sam J. Jones)
    als sie selbst (Cynthia Rothrock)
    General Clay (Joe Estevez)
    Rancich N.A.
    Wallace N.A.
    Gomez (Rorion Gracie)
    Dettman (Tony Halme)
    Cody (Clayton J. Barber)
    Matsuda N.A.
    Hooker (Todd Curtis)


Vorwort

Abt. Oh how the mighty have fallen…

Sam Jones – ein wahrhaft tragischer Absturz. Der ehemalige US Marine wurde 1980 ins Rampenlicht katapultiert, als er, nach zwei unbedeutenden Nebenrollen in 10 – Die Traumfrau und Stunts Unlimited von Dino de Laurentiis ausersehen wurde, die Titelrolle in dessen Multi-Millionen-Dollar-Comic-Verfilmung Flash Gordon zu übernehmen. Die Wahl eines völlig unbekannten Darstellers für die Hauptrolle, ähnlich wie bei der Kür Christopher Reeves zum Superman erwies sich als Glücksfall – Jones erfüllte die Rolle hundertprozentig mit der notwendigen athletischen Präsenz, Sinn für Humor und natürlicher Sympathie, mithin also genau der richtigen Mischung, um in dem knallbunten, naiven Camp-Comic gegen das versammelte Overacting der großen Namen zu bestehen, und hätte, wenn´s denn in der Welt der Schauspielkunst mit rechten Dingen und fair zugehen würde, ein Star werden müssen.

Aber die Welt ist halt selten gerecht – Jones staubte im Nachgang zu Flash eine Stammrolle in einer kurzlebigen Fernsehserie namens Code Red an der Seite von Lorne Greene ab und versumpfte nach deren Einstellung praktisch unmittelbar im Ghetto der B- und billigen TV-Filme. Über die Jahre wurde seine Filmeauswahl, ich schätze mal stark notgedrungen, immer katastrophaler – aus dem einst hoffnungsfrohen Jungstar war ein stark in die Breite gegangener Typ geworden, der sich nicht zu schade war, in christlichen Action-Musicals (?) zu agieren, unkreditierte Bitparts in B-Actionern zu übernehmen (Evasive Action) oder die fünfzehnte Geige in trashigen Hobeln wie Gangland zu spielen.

Eher früher oder später muss sich der Weg eines „Actionstars“ wie Jones (gegen dessen Karriere sich die von Michael Dudikoff aber wie „the only way is up“ liest) mit dem eines drittklassigen Haudrauffilmregisseurs wie David Worth kreuzen (was nicht heißt, dass nicht auch Dudikoff seinen Worth-Film im Repertoire hat: Chain of Command). Worth wurde erstmals mit dem MST3K-Favorite Warriors of the Lost World auffällig und erzielte versehentlich mit dem selbst für dessen Verhältnisse dumpfen Jean-Claude van Damme-Vehikel Kickboxer einen Renner auf dem Videosektor. Anschließend drehte er in Indonesien die leidlich unterhaltsamen Lady Dragon-Filme mit Cynthia Rothrock, in Teil 2 spielt Sam Jones bereits die „second fiddle“. 1996 fiel es Worth, der mittlerweile im Nu-Image-Stall untergekommen ist, was allein schon ein Zeichen dafür darstellt, wie weit der Laden mittlerweile vor die Hunde gegangen ist, bei, American Tigers zu drehen und erinnerte sich an Sam Jones, der in diesem hektischen Jahr sieben Filme abdrehte (!) für die Hauptrolle.

Und schon neun Jahre später findet der Doc diesen Film als (selbstverständlich auf FSK 16 gekürzte) Grabbeltisch-DVD aus dem Hause Madison und kann natürlich nicht widerstehen… Würde mich sehr überraschen, wenn David Worth einen GUTEN B-Actionfilm hinbekommen täte.


Inhalt

Wir beginnen mit ein paar Panorama-Aufnahmen aus Los Angeles – scheinbar geht eine Art Staatsbesuch von statten. Eine begeisterte Menschenmenge (ähm… sowohl was „begeistert“ als auch „Menge“ angeht) schwenkt amerikanische und mexikanische Fähnchen und halten Schilder hoch, Bodyguards und Agenten drücken sich auffällig-unauffällig herum, der politische Stargast schüttelt Hände, und fünf Meter abseits des Geschehens steht der typische weiße Lieferwagen, dessen Fahrer sich eine Strumpfmaske über die Gangstervisage zieht (welcher der diversen amerikanischen Sicherheitsdienste hier für den reibungslosen Ablauf zuständig sein mag, er hat völlig versagt). Der Staatsgast schwingt sich in seine Limousine, der Attentäter drückt auf einen Knopf seiner Fernbedienung. Ka-da-ba-BOOM – flambierter Politiker. Dieses Attentat bedurfte gewisser Vorbereitung, die Limo wurde präpariert; schön blöd von den Terroristen, dass sie nicht in eine etwas reichweitenstärkere Fernzündung investiert haben, dann müssten die nämlich gar nicht hier rumlungern und sich nun eine Verfolgungsjagd mit den Sicherheitskräften liefern. An der beteiligen sich sowohl Agenten in ihren unmarkierten Fahrzeugen als auch die handelsüblichen Stadtbullen, und weil das noch nicht dramatisch genug ist, zelebriert der Film die Jagd in absolut spannungstötender Zeitlupe. Eins der verfolgenden Mobile schraubt sich ausgesprochen unmotiviert in ein herumstehendes Holzgerüst irgendwie künstlerisch aussehenden Zuschnitts und explodiert (wer gibt den CIA- oder was-auch-immer-Agenten eigentlich die Führerscheine?). Die Terroristen öffnen die Hecktür ihres Vans und ballern auf die Verfolger. Daraus einen kausalen Zusammenhang mit dem nächsten unmotivert quer durchs Bild fliegenden Auto herzustellen, gelingt dem Zuschauer nur, wenn er alle wichtigen PM-Filme gesehen hat (aber Pepin und Merhi konnten das schöner).

Den flüchtigen Angst-und-Schrecken-Verbreitern kommt der Zufall in Form eines zehn Meter langen Wohnmobils und seines döseligen Fahrers zu Hilfe. Während die Terror-Typen gerade noch so um den Riesenoschi von fahrbarer Luxusvilla herumzirkeln können, werden die Verfolger entscheidend aufgehalten – weil der RV-Fahrer tatsächlich so blöde ist, weiter auf die Straße hinausfährt und selbige blockiert, obwohl die Cops mit allem an Blaulicht und Sirene, was ihre Streifenwagen hergaben, lalülala machen (blind? Taub? Komplize? Liebe Bullen, den Deppen dürft ihr von mir aus standrechtlich erschießen).

Der Anführer der Terroristen bewohnt ein gar nicht mal so kleines Frachtschiff, das im Hafen vor Anker liegt, sieht aus wie ein schmieriger, tätowierter, leicht übergewichtiger Rocker und ist über den erfolgreichen Ausgang der Operation sehr erfreut. Die ihm rapportierten, im Zug der Verfolgungsjagd draufgegangenen Cops kommentiert er launig: „Sahne… auf… die Torte!“ (Sprechweise authentisch. Der muss sich jede Silbe auch erst mal mental zurechtlegen).

Anderswo, ein Militärgefängnis. Drei Soldaten in Paradeuniform präsentieren ihre Gewehre. Anlass hierfür ist keine formale Übung oder eine ehrenvolle Auszeichnung, sondern eine Hinrichtung, die Jungs sind das Erschießungskommando (als Delinquent würde mich das echt freuen, wenn die Knaben mit den Ballermännern ihren feinsten Zwirn auftragen). General Clay (der unvermeidliche Joe Estevez) rekapituliert das Urteil – der (leicht zurückgeblieben wirkende, aber das soll beim Militär ja kein Nachteil sein) Todeskandidat ist ein Mörder. Als solcher verzichtet er auf irgendwelche gewinnbringenden letzte Worte und lässt sich erschießen (das Anlegen der Gewehre ist ein so kinematischer Akt, dass er aus drei verschiedenen Perspektiven gezeigt werden muss, grad so, als wär´s ein besonders toller Stunt in einem Jackie-Chan-Film).

Stellen wir nun unseren Helden vor. Der hört auf den entzückenden Namen Ransom (das gibt völlig neue Möglichkeiten in der Terroristenbekämpfung… Terroristen: „We demand ransom!“ Militär: „Okay, we´ll send him over…“), ist von Rang Sergeant Major (also sowas, was ich als alter Kriegsdienstverweigerer unmöglich in einen deutschen Bundeswehrrang übersetzen kann), leicht depressiv und dem bösen Dämon Allohol zugetan. Kann man bei dem Job, den er hat, verstehen, er ist nämlich Schreibtischhengst in eben diesem Militärgefängnis und seelisch von der sinnlosen Verschwendung menschlichen Lebens zutiefst angenagt (das zumindest vermittelt er uns, indem er, also Sam Jones, mit debilem Gesichtsausdruck von der Hinrichtungsstätte schreitet und sich hinter der erstbesten Deckung einen soliden Schluck aus seinem Flachmann einpfeift).

General Clay ist aber nicht nur anwesend, um einem verurteilten Mörder das letzte Geleit zu erweisen, sondern auch, weil er schlechte Nachrichten hat, und die drückt er Ransom auf´s Auge. Dem Intelligenzservice des Pentagon ist eine Botschaft aus dem Irak in die Hände gefallen, wonach sich die führenden Top-Terroristen der Welt in den Vereinigten Staaten zu einem großen Vereinigungstreffen versammeln werden. Ransoms Kommentar (wörtlich zitiert): „So´n Scheiß!“ (Okay, an der Stelle war mir klar, dass ich auch die neue Tischplatte wieder polstern muss). Clay ist besorgt – wenn der Fakt, dass böse Gesellen sich in God´s Own Country problemlos zu einer Vollversammlung treffen können, an die Öffentlichkeit dringt, ist das ein Alptraum. „Also fällt die Luftwaffe aus,“ kombiniert Ransom schlaumeierisch (I wo, man kann doch ruhig L.A. bombardieren). Das Pentagon hat aber schon ausgeheckt, wie man den Schurken trotzdem den Garaus machen kann – mit einer Kommandoeinheit aus zum Tode verurteilten Militärgefangenen (da hat man im Verteidigungsministerium wohl grad wieder Das dreckige Dutzend gesehen und für gut befunden). „Bösartigkeit, Brutalität, Gewaltbereitschaft“, diese Qualitäten der Todeskandidaten könnten nun für Freiheit und Demokratie nutzbringend eingesetzt werden und Ransom soll sie anführen. Nun liegt aber nahe, dass einige Jahre angewandte Gefängnisbürokratie nicht unbedingt für einen gefährlichen Kampfeinsatz qualifizieren, also braucht Ransom eine zusätzliche Motivation, den Auftrag anzunehmen. Bitte schön: der Chef der hier ansässigen Terrorbrigade (der erwähnte schmierige Rockertyp) ist niemand anderes als Colonel Riley Hooker, ein alter Buddy Ransoms, mit dem unser Held noch ein Hühnchen aus dem ersten Golfkrieg zu rupfen hat: da war Hooker nämlich Ransoms kommandierender Offizier und unspezifiziert dafür verantwortlich, dass 22 tapfere Soldaten brutal und unnötigerweise aus dem Leben gerissen wurden. Während Hooker daraufhin Karriere machte (wie im richtigen Leben – failure guarantees promotion), diese aber – wann, wie, warum und weshalb auch immer – zugunsten des aufregenden Job eines gemeingefährlichen Schurken aufgab, wurde Ransom hinter den Schreibtisch abgeschoben und ist deshalb sauer. Darum ist er auch bereit, den Auftrag anzunehmen – aber nur „unter meinen Regeln“ und die sagen aus, dass diejenigen aus seiner Truppe, die den Einsatz wider Erwarten überleben, unter allen Ehren wieder in die Streitkräfte und den aktiven Dienst übernommen werden (also, ´ne Begnadigung hätt´s auch getan, oder?). Clay willigt ein.

Hooker beweist uns indes, welch netter Mensch er ist. Einer seiner Unterterroristen hat sich blöderweise verhaften lassen, und das nicht mal wegen eines fürchterlichen Anschlags, sondern weil die Torfnase vergessen hat, den Versicherungsschutz für´s Auto zu erneuern. Hooker spricht ein paar scheltende Worte, wechselt dann auf die „ach-nicht-so-schlimm-lass-uns-das-vergessen“-Tour, die bei jedem Untergebenen eines bösen Fiesmanns sämtliche Alarmglocken klingeln lassen sollte, und ballert ihn anschließend über den Haufen. Darum werde ich nie Terrorist – das Betriebsklima ist mir zu schlecht.

Dieweil sucht sich Ransom seine Elitetruppe aus. Sein Adjutantengehilfentschakl Jack hat sieben Mann ausgesucht, und die werden uns nun im einzelnen vorgestellt:

–Rancich sitzt wegen Mord und Brandstiftung; er hat das Haus seines kommandierenden Offiziers abgefackelt, aber leider übersehen, dass dessen Olle da noch drin sass…

–Cody erwartet das Erschießungskommando wegen eines Raubüberfalls und „besonders brutalem Totschlag“ (für Totschlag Todesstrafe? Harte Sitten und Gebräuche)

–Matsuda hat sich Vergewaltigung und Mord (mit 42 Messerstichen!) zu schulden kommen lassen

–Gomez´ Vergehen ist Mord im Affekt an seiner Ehefrau

–Dettman (ein Riesenbaby von beschränktem Intellekt) hat vorsätzlichen Mord (mit einem Schlag!!) auf dem Kerbholz

–Mills hat mit Drogen gehandelt und auf einem besonders schlechten Trip drei Kerle mit ´ner Axt verhackstückt

–Wallace (token black guy) sieht wegen Entführung, Freiheitsberaubung (ein wenig redundant, oder?) und Mord der nächsten Welt entgegen

Summa summarum ist dieses Siebenerpack der lebende Beweis, dass die US Army für jeden pathologischen Durchgeknallten ein warmes Plätzchen bietet.

Ransom unterbreitet sein Angebot – Freiwillige vor für eine Geheimmission. „Blödsinn“, brummt der renitente Rancich. Das muss sich Ransom nicht bieten lassen, streckt den Widerborst mit einer harten Kopfnuss zu Boden und lässt ihn formatfüllend in den Lauf seiner Dienstwumme kucken. Man könnte meinen, Rancich hätte sich durch seine garstigen Widerworte bereits qualifiziret, aber Ransom will ihn trotzdem und redet ihm durch die Gitterstäbe seiner Zelle ins Gewissen. Der ausgesprochene Incentive („Wahrscheinlich gehst du eh drauf“, „Wenn du Scheiße baust, bring ich dich persönlich um“) erscheint mir zwar stark verbesserungsfähig, beeindruckt Rancich aber tatsächlich soweit, dass er auf die Offerte eingeht (okay, most things beat the firing squad, I´d guess). Matsuda hält Ransoms Story zwar für gequirlten Kuhdung in Dosen, ist aber trotzdem mit von der Partie und Gomez, der ist vor Begeisterung ganz aus dem Häuschen: „Egal, wen ich töten muss, ich muss nur hier raus!“ Freut Ransom, denn Gomez ist (zumindest nach eigener Aussage) ein absoluter Nahkampfspezialist und frisst Terroristen zum Frühstück. Wallace, being black and stuff, „rappt“ seine Zusage (umpf). Obwohl nicht speziell bildlich gewürdigt, sind auch die verbleibenden Cody, Mills und Dettman offiziell angeheuert.

Was wir nun dringend brauchen, ist character background für Ransom, oder? Deswegen begibt er sich auch umgehend in eine von Rockern und Bikern bevölkerte Stripbar, was selbstredend Gelegenheit für einige ausführliche Topless-Shots der dort beschäftigten Hupfdohlen bietet. Der Patron des Ladens ist der fette Rocker Danny (der schleppt wirklich einen beachtlichen Ranzen mit sich herum), seines Zeichens auch ein alter Armeekumpel unseres Helden: „Bei dem hab ich die schlimmsten Jahre meines Lebens verbracht“, grinst er eine seiner Barschlampen an. Ransom erkundigt sich, ob Danny nicht die glorreichen Armeetage vermißt. „Klar, wie Fußpilz“, gröhlt Danny bestens aufgelegt. Ransom plappert munter, dass er Todeskandidaten für eine Geheimmission trainiert, Danny hält ihn für bescheuert: „Und vermutlich hast du dich auch noch freiwillig gemeldet!“ Unser Hero hat aber auch weibliche Bekanntschaft im Laden, nämlich die Kellnerin Jessie, und das ist nicht irgendeine hergelaufene ehemalige Matratze, sondern, tadadamm, des Sergeant Majors Exfrau. Ransom versucht treuherzig-plump-doof, bei ihr verlorenen Boden wiederzugewinnen, stößt aber auf weitgehend taube Ohren: „Nicht schon wieder!“ „Ich vermisse dich“, greint der taffe Soldat, aber das hätte er sich vorher überlegen sollen, meint seine vormalige Holde: „So ging´s mir auch in den letzten drei Jahren unserer Ehe!“ Das ist alles sehr sehr tragisch und mitleidserregend (wenn schon nicht vom Inhalt, dann von der Inszenierung und der Schauspielerei in der Szene).

Zum Glück hat Ransom ja seine neuen Schützlinge, an denen er sich abreagieren kann. Denen erklärt er die Spielregeln – wer aus der Reihe tanzt, wird, wie schon Rancich gegenüber angedroht, vom harten Sgt. Major höchstselbst exekutiert, der Rest der Truppe braucht aber gar nicht schadenfroh zu grinsen, der wandert dann nämlich zurück in die Todeszelle: „Alle für einen, einer für alle!“ (Die drei Musketiere meinten das, glaub ich, ein bißchen weniger drastisch). Ransom fügt noch ein paar beliebte Drill-Sergeant-Sprüche an („Die letzte erholsame Minute war gestern!“) und weist nochmals darauf hin, dass die jämmerlichen Leben der Gefangenen durchaus vom Verhalten ihrer Genossen abhängen. Es geht nichts über Motivationsmaßnahmen.

Die soldatischen Halsabschneider werden in eine (schicke, mit Meeresblick versehen) Kaserne gefahren und dürfen dort ihr neues Quartier inspizieren – eine sprichwörtlich leere Baracke, was zu gewissen Unmutsbekundungen führt. „Wo sind die Betten?“, keift der verwöhnte Wallace. „Die bekommt ihr, wenn der Sergeant Major meint, dass ihr sie verdient“, blafft Adlatus Jack. Dettman stört die fehlende Bettstatt weniger, er sucht vielmehr das Buffet – Riesenbaby hat Hunger. Fürchte, er wird ein paar Pfunde abnehmen.

Denn das knallharte Training beginnt unmittelbar im Anschluss: es gilt, einen Hindernisparcours zu meistern, der, ääääh, seeehr authentisch aussieht (also im Klartext: nicht nach einem echten, glaubhaften, überzeugenden militärischen Trainingsgelände, sondern das, was man kriegt, wenn man für 100 Dollar im Baumarkt Bretter, Stacheldraht und Seile kauft und zusammenkloppt). Die Performance seines Haufens treibt Ransom die Zornesröte ins Gesicht: „Das ist hier kein Rentnerclub!“ Auch beim Judotraining und, was ich dafür, dass es sich bei den Kerlen ja nicht um irgendwelche gewöhnlichen Kriminelle, sondern ausgebildete Soldaten der US-Streitkräfte handelt, am Schießstand (auch der – sehr militärisch. Man ballert auf einen Zaun, auf dem drei Flaschen aufgestellt sind. HABT IHR SIE NOCH ALLE? An dieser Stelle schob ich aus Selbstschutzgründen meinen Tisch aus der unmittelbaren Gefahrenzone meiner Kopfausschläge). Einzig Wallace trifft die Zielobjekte überhaupt (und das aus liegender Position. Okay, * ich * schieße schlecht, weswegen ich um jede Rummelplatzschießbude einen großen Bogen mache, aber ich glaub, das trau ich mir sogar noch zu) und lässt sich von seinen Kumpanen feiern, als hätte er gerade einen Weltrekord im Schnellfeuerschießen aufgestellt (dabei hat er für die drei Schuß sicher ´ne Minute gebraucht. Für den weiteren Filmverlauf ist Wallace aber damit der offizielle Scharfschütze der Truppe).

Unter Umständen könnte uns ggf. interessieren, was denn eigentlich den Bösmann, mithin also Hooker, antreibt. Deswegen schalten wir um auf dessen Schiff, wo er gerade zweier seiner Henchmänner einen Auftrag erteilt – unter gewissen Verständnisproblemen: „Alles klar, Chef, wir schalten die Zöllner aus und sperren sie ein.“ – „NEIN, ihr sollt sie TÖTEN!“ Denn, damit das mal klar ist, dem System und der Regierung muss eine Lektion erteilt werden (inwiefern das durch das Töten von Zöllnern bewerkstelligt wird, ist mir nicht ganz klar, aber ich bin kein Terrorist). Amerika ist, behauptet Hooker, ein Land von Schwächlingen geworden, dem es an „Pathos“ fehlt (okay, Hooker wählt bestimmt Bush), die Regierung unternimmt nichts gegen den Drogenhandel, verhindert nicht das Einsickern von illegalen Immigranten (wenn die Grenzen besser bewacht wären, hättest du Probleme, deine Terrorkollegen einzuschleusen, Meister), was Hooker ein ganz besonderer Dorn im Auge ist, denn dieser „Abschaum“ kann „nicht lesen und schreiben“, beschmiert aber „unsere Wände mit ihren Gang-Zeichen“. Und weil die Justiz auch scheiße ist und Drogendealer, „Arschficker“, „Kauderwelschsprecher“ (!) und Rap-Hörer (!!) auch permanent laufen lässt, muss man die halt vernichten. Das ist zumindest ein Standpunkt.

Weil sich möglicherweise jetzt gerade fragend das DVD-Cover anglotzt und auf die dort prominent ins Bild gerückte Cynthia Rothrock wartet, erinnert sich auch der Regisseur an seinen „special guest star“. In ihrer Hollywood-Villa gibt uns Cynthia ein paar Kostproben ihrer Körperelastizität und wird von Ransom angerufen (der kennt echt jeden): „Ich brauche dich“, brummt Ransom (erotisch oder beruflich?), „In Ordnung“, sagt Cynthia. „Ich melde mich“, entgegnet Ransom und legt auf. Schön, dass wir drüber gesprochen haben.

Noch allerdings ist Ransom der große Solo-Ausbilder (uups, hab ich was gespoilert?) und will seine Schäfchen in die hohe Kunst der Selbstverteidigung einführen. Und die hat in erster Linie mit Selbstkontrolle zu tun. Zur praktischen Demonstration dieser Theorie macht er nun in schöner Reihenfolge die einzelnen Mitglieder seiner Einheit zur Schnecke, indem er sie mit der Blödheit ihrer diversen Straftaten konfrontiert. Der Sinn der Übung scheint mir darin zu bestehen, dass die Knaben ihre Contenance wahren sollen. Matsuda hat für Ransoms demütigende Anschuldigungen nur ein „Verpiss dich“ übrig (hm, müsste das nicht „Verpiss dich, Sir!“ heißen?). Ransom kuckt ich Gomez als nächstes Opfer aus – der war tatsächlich so blöd, seine Frau aus Eifersucht umzubringen, obwohl der treue Besen nur deshalb aushäusig war, um sich als Babysitter zusätzliche Kohle zu verdienen. Gomez schwiegt stoisch. Cody wird von Ransom als „Babykiller“ tituliert, weil er nach seinem Raubüberfall ein „drei oder vier Jahre“ altes Kind überfahren hat (naja, Babys sind die in dem Alter nu auch nicht mehr…). Next in line ist Dettman, der sich anhören muss, völlig verblödet zu sein, weil er sein Mordopfer im Streit um sechs läppische Dollar erschlagen habe: „ein neuer Standard für die Welt der Bescheuerten, selbst für Nazi-Skins“, kommentiert Ransom (Dettman hat zwar ´nen geschorenen Skalp, aber davon, dass er ein Nazi wäre, war bislang nicht die Rede. Und wenn, würde das erneut beweisen, dass die Aufnahmebedingungen der US-Armee dringlich überdacht werden sollten)., „du bist noch blöder, als du aussiehst“ (und das ist gar nicht so einfach).Für Mills hat Ransom sich was ganz besonderes zurechtgelegt: „Du magst Blut. Du magst Jungs. Du magst blutjunge Jungs!“ (shoot ME now). Vielleicht möchte Herr Mills mit dem Sergeant Major knutschen? (Bezweifle ich. Ransom ist nicht mehr der Jüngste…). Für Wallace hat Ransom nicht mehr übrig als ein paar standardisierte „unser afro-amerikanischer Nigger“-Sprüche übrig. Mills hat endlich verarbeitet, was Ransom ihm gerade an den Kopf geworfen hat, flippt aus und geht Ransom an die Gurgel. Mit zwei Schlägen hat der grandiose Superfighter den lästigen Angreifer aber zur Strecke gebracht und verkauft seiner staunenden Schülerschaft selbiges als perfektes Exempel der Selbstverteidigung. Da Mills im weiteren Filmverlauf nicht wieder auftaucht, muss ich davon ausgehen, dass Ransom ihn glatt gekillt hat. „Verliert ihr die Kontrolle, verliert ihr euer Leben“, rekapituliert Ransom auch den ganzen Vorgang.

Obwohl das der vorhin ausgegebenen „einer für alle, alle für einen“-Parole widerspricht, darf der Rest der Truppe weiterleben. Inkonsequent ist das, inkonsequent! Und dann sind die Verbliebenen auch noch undankbar, zumindest Rancich, der sich mit dem Gedanken trägt, bei Nacht und Nebel aus dem Staub zu machen (ehm… wie meint der Typ, vom Kasernengelände runterzukommen? Ich mag mich irren, aber da sind normalerweise Zäune und/oder Mauern rum, bewacht von Soldaten, die gern mal auf Verdächtiges schießen? Und andere Baustelle – woah, eine steadicam-Fahrt? In einem David-Worth-Film? Unfuckinbelievable…). Nicht mit Gomez und Dettman, die sich durch eine spontane Flucht nicht um ihre zweite Chance bringen lassen wollen. Rancich versucht den Genossen begreiflich zu machen, dass die ganze Angelegenheit aus seiner Sicht nur ´ne große Verarsche ist, aber nach einem kurzen verständigenden Blick mit Dettman haut Gomez Rancich ordentlich was vor´s Freßbrett und schleift den Bewußtlosen zurück zum bettenlosen Lager. Hab doch gleich gewusst, der Kerl ist ein Troublemaker.

Mittlerweile hat Ransom seinen Burschen einen Boxring und diverse Sandsäcke gestiftet, womit die Jung sich auch fröhlch vergnügen. Ransom ist nicht völlig unzufrieden mit den Fortschritten, aber für den Feinschliff braucht´s einen absoluten Experten. Bzw. eine Expertin. Womit wir bei Cynthia Rothrock wären (die sich übrigens selbst spielt) – in bauchfreiem Top und engen Shorts entert sie die Trainingshalle und erntet seitens der sexuell ausgehungerten Gefangenen die zu erwartenden „wow-sabber-lechz“-Kommentare (gut, Heidi Klum oder Jenna Jameson wären sicher ´ne Kategorie höher anzusiedeln, aber die Rothrock sieht hier tatsächlich passabel aus). Die Jungs haben aber offensichtlich vor ihrer Einknastung ein paar Martial-Arts-Filme gesehen und weigern sich größtenteils, wie von Ransom gefordert gegen Cynthia anzutreten, auch wenn sie dies, wahre Gentlemen, die sie sind, hinter „ich-kann-doch-keine-Frau-schlagen“-Allgemeinplätzen verstecken. Cynthia kommt nach grobem Überblick über die versammelten Vertreter purer Maskulinität zum nicht von der Hand zu weisenden Schluss, dass „ihre Männer scheiße sind“. Ransom fragt sie, ob sie die Kerle lieber alle auf einmal oder nacheinander verprügeln möchte. „Zusammen ging´s schneller“, bekundet Cynthia, heute offenbar in Eile, aber weil Ransom der Chef ist, darf er sich die Methode aussuchen und, vor allem, weil man mit sechs Einzelkämpfen erheblich mehr Laufzeit strecken kann als mit einem Battle Royale, wird die „nacheinander“-Variante gewählt. Weil Rancich gerade ein wenig vorlaut war, darf er anfangen.

Jep, die erste große Actionszene des Films (nach ca. 40 Minuten) ist eine Aneinanderreihung von Trainingskämpfen. Boah ey. Die Resultate sind vorhersehbar – einer der Kämpen nach dem anderen bezieht ordentlich Dresche von Cynthia, auch wenn der ein oder andere (Cody z.B.) andeutet, von „Martial Arts“ tatsächlich schon mal was gehört zu haben (leider ist Cody ein Poser, der zwar eindrucksvolle Jumps und Kicks drauf hat, aber nur, solange kein Gegner ihn daran hindert). Wallace ist der erste, der in die Nähe eines Sieges kommt, aber auch nur, weil er sich linker Tricks bedient (Vortäuschung der Kapitulation und anschließendes in-den-Schwitzkasten-nehmen der Gegnerin. Cynthia löst das Problem mit ihrer Beweglichkeit und einem aus dem Schwitzkasten heraus geführten Backkick gegen Wallaces leere Birne). Nachdem Matsuda und Dettman auch platt gemacht wurden (Dettman erweist sich zwar gegen ihre Kicks als immun, aber ein heftiger Tritt auf die Zehen – die Knackis dürfen nämlich nur barfuß in den Ring steigen – , gefolgt von einem in die Kniekehlen und einem an den Hinterkopf legen das Riesenbaby dann doch flach) und Ransom sich über die mangelhaften Leistungen seiner Schützlinge dezent beömmelt, steigt Gomez (wir erinnern uns: Nahkampfexperte!) in den Ring. Man verbeugt sich respektvoll – und dann wagt es der Verleiher, den KOMPLETTEN Kampf aus dem Film zu entfernen (kann der so hart gewesen sein, dass er in einer 16er-Fassung untragbar ist?). Scheint immerhin annähernd ein Kampf unter Gleichen gewesen zu sein, denn Cynthia beendet den Fight mit einem anerkennenden „Das reicht“. „Nicht schlecht für eine Frau“, verdient sich Gomez ein paar Pluspunkte auf der Latino-Machismo-Skala (ich hätte den Kampf trotzdem gern gesehen).

Essen fassen! Dettman reicht seine Portion nicht, weswegen er bei Matsuda nach Nachschlag fragt. „Bedien dich, Michelin-Mann“, bescheidet der die Anfrage positiv. „Danke, Schlitzöffner!“, sagt Dettman artig (äh, „Schlitzöffner“?? Que pasa? I don´t get it, wenn´s daran was zu getten gibt). Die Tafelrunde lacht sich scheckig, bis Gomez an den Ernst der Lage erinnert und proklamiert, die ihm gegebene neue Chance nutzen zu wollen. Das sieht der Rest der Belegschaft genauso und gibt Flosse. Ein wahrhaft verschworener Haufen.

Auch Ransom ist entzückt: „Ich hätte gewettet, aus euch wären keine Soldaten zu machen!“ (eh, scusi, Soldaten waren sie doch schon vorher?), aber er ist beeindruckt. Und zur Feier des Tages rückt er mit der Nachricht heraus, dass das Team jetzt offiziell von der Army als „Sondereinsatzkommando 515 Tiger Team“ geführt wird, was erstaunlicherweise zu großartigem Jubel seiner Mitglieder führt (regt euch ab, Jungs, ist nicht so, als hättet ihr den Superbowl gewonnen oder so was). Noch begeisterter allerdings nehmen die frischgebackenen Elitekämpfer auf, dass Ransom ihnen jetzt auch echte Betten spendiert hat! Manche Leute haben niedrige Ansprüche.

Ehe wir´s vergessen – rein theoretisch besteht eine terroristische Gefahr, personifiziert durch Hooker. Der freut sich über die in 36 Stunden stattfindende Terrorconvention und motiviert seine Unterlinge mit revolutionären Sprüchen: Nicht der Regierung gehört das Land, sondern dem Volk, und wenn dem Volk die Regierung nicht passt, hat es nun mal das Recht, diese gewaltsam zu entfernen. Und das alles mit höchster moralischer Legitimation, denn dieser Spruch stammt von niemand anderem als Abraham Lincoln persönlich. Hurra!

Im Trainingszentrum heißt es dieweil Abschied nehmen – Cynthia hat keine Zeit mehr (der halbe Drehnachmittag ist halt schneller vergangen als gedacht). Ich glaub, bei den harten Jungs fließt die ein oder andere Träne. Cynthia gibt Ransom einen gut gemeinten Ratschlag: „Paß auf, die können dich jetzt fertigmachen!“ Na, hat sie den Knaben mehr beigebracht als unbedingt nötig war? (Mich würde vor allem mal wieder der Zeitablauf interessieren. Ursprünglich war mal von drei Wochen die Rede). „Du bist die Beste“, freut sich Ransom ein Loch ins Knie.

Aber das dicke Ende kommt noch, in Form von General Clay, und der hat schlechte Nachrichten. Nach nochmaligem Drüberschlafen sind die ihm übergeordneten Lamettaträger auf den Trichter gekommen, dass die „Dirty Half-Dozen“-Idee, bei Lichte betrachtet, doch nicht so supertöfte ist wie zunächst gedacht und haben deswegen eine Marineeinheit ins Training geschickt, damit die den Job übernimmt. „Tiger Team“ ist überflüssig und daher heißt´s für die Mitglieder desselben – zurück in die Todeszelle. Das findet Ransom jetzt echt gemein und unfair, außerdem würde man den Jungs gegenüber wortbrüchig (was für ein edler Recke – wobei ich mich schon frage, warum das Pentagon noch vor zwei Tagen der Gruppe eine offizielle Truppen-Einheitsbezeichnung verliehen hat… okay, it´s american military, da muss man nicht immer alles verstehen). „Ich kann verstehen, dass sie enttäuscht sind“, schnieft Clay und verspricht, für Ransom ein gutes Wort hinsichtlich einer Beförderung anzustehen, aber being our hero and stuff, kommt es Ransom natürlich nicht auf * seine * Zukunft an, sondern auf die eher unmittelbare und kurze seiner Schutzbefohlenen. Clay bricht beinahe in Tränen des Mitgefühls und der Sympathie aus, kann aber auch nix ändern, bis Ransom die geniale Erleuchtung kommt – wenn man beweisen könnte, dass sein Team mit den Marines den Boden aufwischt, käme das Pentagon doch gar nicht daran vorbei, seine Jungs einzusetzen. Ergo muss ein Duell arrangiert werden – die sechs Tiger gegen die sechs zum Einsatz ausersehenen Marines, mano-a-mano. Gewinnen Ransoms Boys alle Kämpfe, dürfen sie den Auftrag übernehmen, verlieren sie auch nur einen, heißt´s letzte Gebete sprechen (wäre Ransom konsequent, würde er anbieten, sich solidarisch miterschießen zu lassen, aber soweit geht die Liebe unter Männern dann doch wieder nicht). Clay hält das für einen soliden Vorschlag und wider Erwarten ist man auf Entscheidungsträgerebene der selben Ansicht. Endlich wissen wir, wie in der letzten verbliebenen Supermacht die wirklich wichtigen Einsätze vergeben werden – wer dem anderen besser die Fresse polieren kann… actually, it explains quite a lot.

Ransom muss das allerdings noch seinen Jungs begreiflich machen, und die sind, was man ja auch irgendwo verstehen kann, nicht gerade glücklich. Ransom packt sie am Ehrgeiz – die paar hergelaufenen Marines werden doch wohl unmöglich besser sein als das tolle Tiger Team? Natürlich nicht, und schon liegen sich wieder alle Mann jubelnd in den Armen (äh, wenn man MIR grade erzählt hätte, mein Leben hänge davon ab, ob ich und meine fünf Kollegen ein Rudel Marines verprügeln können… ich sähe das eher weniger als einen Anlass für Ola-Welle und Konfettiparade, selbst WENN ich gut im Training wäre).

Das Trainingsprogramm geht also weiter (tschuljung, wenn ich schon wieder störe – aber… ist die ganze Sache nicht ein wenig EILIG, von wegen Terroristentreffen morgen?). Rancich ist aber, obwohl er grad fröhlich mitgejubelt hat, immer noch nicht davon überzeugt, dass Ransom und seine Geschichten koscher sind. Vielmehr steht er auf dem, aus neutraler Sicht nicht mal unnachvollziehbaren Standpunkt, dass Ransom mit gezinkten Karten spielt und von Anfang an wusste, dass noch ein Ausscheidungskampf gegen die Marines ansteht: „Der verarscht uns doch schon die ganze Zeit!“ „Du blubberst Scheiße“, widerspricht Dettman, längst eingetragenes Ehrenmitglied im Ransom-Fanclub, eloquent. Dabei klingt es eigentlich ganz logisch, was Rancich blubbert – Ransom wird ´ne Beförderung kassieren, und das Schicksal der Knackis interessiert keine Sau. Die Jungs machen betretene Gesichter.

Liebe Knackis, nicht verzagen – noch ist Polen nicht verloren. Jack besorgt Ransom auf inoffiziellem Weg die Dienstakten der ausersehenen Marine Fighter und kann seinem Cheffe auch noch mitteilen, dass die Angelegenheit für ihn persönlich wird. Kommandant der Marine-Einheit ist nämlich Ransoms ganz spezieller Intimfeind Jaco (der Mann wird von persönlichen Intimfeinden nur so umwimmelt), der schon damals auf der Akademie nur den zweiten Platz belegt hat (hinter Ransom, natürlich). Jaco ist nach Ransoms Einsetzung ein „Schleimscheißer“ und auch sonst ein ganz mieser Arsch, dennoch glaubt Ransom, die besseren Karten zu haben – seine Jungs sind besser motiviert: „Wenn die Marines verlieren, gehen sie nach Hause, für meine Männer geht es um ihr Leben!“ (wobei immer noch im Raum steht, dass der bewusste Einsatz ein besseres Himmelfahrtskommando ist, sich halt nur die Frage stellt, ob man abtritt, während man bequem an einer Wand lehnt oder irgendwo unsachgemäß von Terroristen erlegt wird). Jedenfalls freut sich Random schon auf einen erlesenen „Privatkrieg“ (der Mann hat auch keine ganz gesunde Einstellung zu seinem Job).

Der Tag der Entscheidung – die Marines laufen ein und den Knackis springt der Draht aus der Mütze. Bei ihren Gegnern handelt es sich durch die Bank um muskelbepackte Kleiderschränke der breit-wie-hoch-Fraktion, gegen den unsere sympathischen Mörder wie abgebrochene Gartenzwerge wirken. „Oh Scheiße“ ist da noch der euphorische Kommentar. Jaco hat gleich zwei Adjutanten und denen gegenüber plaudert er auch gleich aus dem Nähkästchen, was für eine Pfeife Ransom doch ist („eine Lusche, ein Versager, hat keine Selbstkontrolle, denkt immer nur an sich“) – hm, da hat jemand nicht verwunden, mal gegen den verloren zu haben, was? Und wer eine Truppe von Nieten und „Psychoaffen“ trainiert, kann ja kein guter Mensch sein. Trotzdem traut Jaco seinen Muckiburschen wohl nicht ganz über den Weg, denn er gibt seinen Aides den dienstlichen Befehl, Ransom auszuschalten (in der Hoffnung, ohne ihren großen spirituellen Anführer würden die Todgeweihten freiwillig verlieren o.ä.). Ransom lässt sich auch ohne weiteres auf dem Weg zur Trainingshalle überfallen, k.o. schlagen und in einem Geräteschuppen einsperren. Ein echter Held.

In der Tat drückt die verdächtige Abwesenheit Ransoms die Stimmung in seinem Lager. Jaco besteht darauf, dass der Kampf notfalls auch ohne den Kapitän der Heimmannschaft beginnt, General Clay, der Jaco genausowenig leiden kann wie´s Ransom tut, gewährt eine zweiminütige Wartefrist. Die dürfte optimistisch bemessen sein, denn Ransom schüttelt sich grad erst den Niederschlag aus der Hohlraumversiegelung und macht einen recht unorientierten Eindruck. Für Rancich ist das Fehlen des Sergeant Majors ein weiteres Indiz dafür, dass der seine Truppe schon längst aufgegeben hat. „Das ist nicht seine Art“, behauptet Ober-Ransom-Fan Dettman, aber Rancich wäre weiterhin dafür, aufzugeben, bevor man die Gesichtszüge neu arrangiert bekommt (ehm, Erschießungskommando, Meister? Ist eine Chance auf Überleben nicht besser als certain death?). Weil Ransom weiterhin nicht auftaucht, stellt Jack die Kampfreihenfolge um. Dettman, zunächst für eine hintere Position eingeplant, soll nun den ersten Kampf austragen, weil er der beste Fighter ist (aha) und etwas Zeit schinden könnte.

Die Spiele werden eröffnet – während Ransom immer noch leicht verwirrt nach einem Ausgang aus dem verschlossenen Schuppen sucht, gewinnt Dettman im Ring mit einigen Wrestler-Manövern wie einem astreinen Bearhug die Oberhand und konsequenterweise den Kampf. 1:0 für das Heimteam. Zweiter Kämpfer ist Cody, der zunächst, da er wirklich bestenfalls ein Drittel seines Gegners darstellt, versucht, sich durch Speed und Agilität dem Zugriff seines kräftigeren, dafür aber um so langsameren Gegners zu entziehen und gelegentlich einen vorwitzigen High Kick anzubringen. Ransom fummelt erfolglos an der Schuppentüre. Cody kickt seinen Kontrahenten zum 2:0 k.o, dieweil Ransom eine Axt gefunden hat und damit die unschuldige Verschlagtür ondoliert. General Clay kann seine Freude über den zweiten Sieg der (ich wiederhole mich noch mal) Mordbrennertruppe kaum verhehlen. Wallace holt den dritten Sieg (auch wenn er ordentlich einstecken muss und eigentlich nur gewinnt, weil sein Gegner noch niedergeschmetterter ist als er selbst) – und endlich tritt die Lichtgestalt (stilecht per backlit-shot) die Halle: Ransom ist wieder da! Jubel! Cheers! „Auf den Mann ist Verlass“, freut sich seine Truppe (auf den Mann wäre Verlass, wenn er sich nicht von zwei hänflichen Bürotrotteln bewußtlos schlagen und einsperren ließe). Jaco staunt sich fast die Ordensspange weg und muss sich von Ransom auch noch finster bedrohen lassen: „Es kommt die Zeit, da reiße ich dir dein verfaultes Herz aus der Brust!“ „Scheiße“, fällt Jaco da auch nur noch ein (ehm, Sgt. Major Ransom, wenn sie die Sache petzen würden, stünde da doch ein prima Militärgerichtsverfahren mit unehrenhafter Entlassung für Jaco an? Wär das nix? Aber dem steht wohl doch die Offiziersehre, mit der sich Jaco ja bestens auskennt, im Weg). Rancich, der Querulant, holt nach anfänglicher Mühe per Sleeper Hold den vierten Punkt und Matsuda fügt ohne größere Probleme Sieg Nummer Fünf hinzu. Der Generalsstab hat mittlerweile seine Neutralität völlig aufgegeben und zeigt die Becker-Faust.

Der letzte Kampf muss also die Entscheidung bringen – es hängt alles an Gomez. Auch Jaco weiß um die Bedeutung dieses Fights, also schnappt er sich seine beiden Adjutanten und macht denen klar, dass sie sich gefälligst etwas einfallen lassen sollen, damit wenigstens dieser Kampf den gewünschten Ausgang erfährt. Ich hatte jetzt eigentlich damit gerechnet, die beiden Schnarchzapfen würden jetzt was richtig schön fieses tun, a la chloroformiertes Handtuch wie in Karate Warrior (Teil 2, glaub ich), aber auf evil genius wie den jetzt zelebrierten war ich nicht gefasst: die beiden knöpfen sich ihren Fighter vor und setzen ihm dezidiert auseinander, dass er gefälligst zu gewinnen hat, sonst werden sie persönlich dafür sorgen, dass er seinen Abschied von der Truppe nehmen muss. Boah, das ist Evil Inc., das ist satanisch, das ist mit Worten gar nicht mehr auszudrücken!

Eigentlich hätte ich´s mir ja denken können – der Kampfverlauf bleibt wieder unserer Fantasie überlassen, denn auch Gomez´ zweite Actionszene wurde bis auf rudimentäres Mattengerutsche aus der FSK-16-Fassung entfernt. Ist ja auch egal, denn dass der Richtige gewinnt, wussten wir ja eh schon, wir haben ja noch ´ne Menge Laufzeit. Damit hat das Mörderteam verlustpunktfrei den Gesamtsieg errungen und kann sich die Huldigung des Generals anhören (ob „Gratuliere, ihr habt euch ein Direktticket in die Hölle verdient“ jetzt die richtige Ansprache ist, weiß ich nicht). Die Marines ziehen mit eingekniffenen Schwänzen ab und Ransom reicht Jaco noch ein freundlich-beleidigendes „Respekt, wieder mal Zweiter“ rein. Lustig ist es, Soldat zu sein.

Damit können wir nun, so gut 20 Minuten vor Schluss, auf unseren, ähm, Plot zurückkommen. Terroristen, Meeting, Hooker, Ihr erinnert Euch? Es folgt die Einsatzbesprechung, die anhand eines 3D-Modells (ausgeborgt bei der Fa. Märklin, vermute ich) des Geländes vollzogen wird (jetzt mal ´ne blöde Frage: wenn Ihr WISST, wo Hooker sein HQ hat, warum versenkt ihr den Pott nicht einfach im Hafen und verhaftet alles, was sich an Land rettet?). „Bis jetzt war alles nur Spaß und Spiel“, mahnt Ransom (ach ja, diese Todesspiele, machen immer wieder Laune), jetzt wird´s ernst mit echten Kugeln, echtem Blut und echtem Tod! Wuaah! Der Plan besteht darin, durch ein Tunnelsystem die Hafengegend zu infiltrieren, heimlich an Bord zu schleichen, mit zwei getrennten Teams Sprengladungen zu legen (Wallace darf sich als designierter Sniper an Land auf die Lauer legen)und wieder zurück. Wahnsinn. Sophisticated. Elaborat. Da hat jemand sicher gut und gerne zehn Sekunden drüber gebrütet. Nichtsdestoweniger ist dieser Plan komplex genug, um von Ransom Satz für Satz von seinen hochintelligenten Mitstreitern abgefragt zu werden (auch das schlägt wieder zwei Minuten tot).

Bevor´s aber endgültig ans Eingemachte geht, hat Ransom noch was privates zu erledigen (wir ahnen es… der muss nochmal mit Ex-Frauchen labern). Also ab in Dannys Bikerspelunke, wo der Maitre D´ gerade einen Wet-T-Shirt-Contest veranstaltet (fünf Satz Brüste, wenngleich aus unerfindlichen Gründen scheinbar leicht geschnitten). Danny erklärt unbürokratisch alle fünf Kandidatinnen zu Siegern (wahrer Sportsgeist) und schmeißt ´ne Lokalrunde (Wer nix wird, wird Wirt, heißt es ja. Dieser wird, wenn er so weiter macht, bald pleite gehen). Ransom sitzt mit Sieben-Tage-Regenwetter-Visage im Publikum – Danny gefällt der alte Kumpel in diesem Zustand überhaupt nicht, weswegen er spekuliert, dass die Sache schlecht stehe. „Du kommst doch aber zurück?“ „Was denkst du?“, versucht sich Ransom an einem falschen Lächeln. Jessie serviert ihrem Ex eine Pulle Jack Daniels Black Label, aber zu allgemeiner Verblüffung, speziell ihrer, lehnt er ab: „Ich bin trocken!“ (Würde uns vermutlich stärker beeindrucken, wenn wir mehr als nur eine throwaway-Szene zu Beginn gehabt hätten, die erklärt hätte, dass Ransom tatsächlich Full-Alki ist). Danny ahnt schweren Beziehungstalk und zieht sich unauffällig zurück. Jessie gibt sich stark beeindruckt, auch wenn Ransom relativieren muss, dass er derzeit noch versucht, alloholfrei zu leben, sich aber redlich bemüht, versprechen will er aber nichts. Jessie ist trotzdem gerührt und verdutzt, als er ihr einen dicken Umschlag (ohne dass es ausgesprochen wird, ist da wohl Zaster drin) in die Hand drückt, als Entschädigung für die miesen Ehejahre (sind für derartige Arrangements nicht Anwälte erfunden worden?). „Wir reden, wenn du wieder zurück bist“, schluchzt Jessie, dann fällt man sich in die Arme und schlabbert sich ab. Hach, können verkorkste Ehen simpel wieder gekittet werden… wer braucht da noch Eheberater?

Schreiten wir also endlich zum Showdown. Das Team erhält seine Waffen und bekommt unerwartete Verstärkung – ein fetter Biker und ein weniger fetter, aber kaum weniger verfilzter Kollege drängen sich auf: Danny (dem ich etwas mehr Intelligenz zugetraut hätte) und einer seiner Kumpels namens Edwards, von dem wir vorher noch keinen Piep gehört haben. „Ich hab gehört, du fühst eine Truppe von Bekloppen und Psychos. Ich dachte, du kannst noch zwei mehr gebrauchen“, juxt Danny und Ransom ist zwar überrascht, aber begeistert (aha. Da drängen sich also zwei Typen auf, von denen einer vielleicht vor Jahren mal Soldat war, mittlerweile aber verfettet ist, und über den anderen weißt du nicht mal, ob der ´nen Schießprügel überhaupt richtig halten kann?? I´d feel safer already… stöhn). Bei Sonnenuntergang (also mit den 36 Stunden von vorhin kommen wir mit Sicherheit nicht mehr hin…) beginnt der Angriff. Man schleicht durch die Tunnel, während die Terroristen ihr Ding machen, d.h. sinnlos durchs Schiff patrouillieren usw. Wallace nimmt seine Sniper-Position ein, der Rest entert das Schiff via eines günstig von seiner Reling hängenden Kletternetzes (Zufälle gibt´s…).

Hooker begrüßt indes seine zahlreich eingetroffenen internationalen Gäste. Es haben sich Vertreter von Roten Brigaden (sind die nicht schon anno 1996 ziemlich out gewesen?), Leuchtender Pfad, aus Libyen (ein nicht wirklich arabisch wirkender Typ, der sich ein Handtuch um den Schädel gewickelt hat), aus dem Irak, der Roten Khmer (von Hooker leutselig auf den Rücken geklopft) und der Schiiten (ich wusste es immer, alle Schiiten sind Terroristen. George W. Bush und seine Cronies liegen richtig! Mama mia… solche Filme können Terrorismus verursachen) eingefunden. Obwohl die Ziele der diversen Terrororganisationen recht exklusiv sein dürften (oder haben reaktionäre Rechtsausleger wie Hooker wirklich was mit Steinzeitkommunisten wie den Khmer gemeinsam?) träumt Hooker von einer gemeinschaftlich ausgerufenen „New World Order“ und der Ausmerzung der lästigen Regierung: „Wir müssen so hart zuschlagen, dass normale Gewalt dagegen ganz zahm aussieht!“ (Wow, was für ein Slogan). „Wir räumen Kaufhäuser, Schulen, Bürogebäude, Behörden, die Verwaltung!“ (Räumen? Klingt nicht besonders evil) „Keiner kommt raus!“ (Wie denn nu? Entweder räumen oder keiner kommt raus…). Ohne Zweifel werden im Zuge dieser brachialen Gewaltaktionen ein paar gesetzestreuer Bürger ins Gras beißen, aber Schwund ist überall, man kann sich nicht um alles kümmern usw., hauptsache, venceremos (das verwendete Master unterstreicht den Punkt des Terrorpapstes mit einigen knarzig-ultrahohen Fiep-Geräuschen).

Weil Hookers Wachtposten leider komplett unfähig sind, kann die Eliteknackieinheit in aller Ruhe die Bomben pflanzen und den Zeitzünder wie geplant auf 5 Minuten einstellen. Tension! Will they get out alive? Endlich wird eins der beiden Teams von Bösmännern entdeckt und unter Feuer genommen. Rocker Edwards beißt ohne weiteres in den kalten Deckstahl (we barely met ya, dude!). Dettman erwidert das Feuer und wird totgeschossen. Der Gefechtslärm sorgt für Nervosität bei Hookers Publikum, der allerdings sieht keinen Grund zur Beunruhigung und schickt nur seine zwei Chief-Henchmänner hinaus, um für Ordnung zu sorgen. Auch das zweite Tiger-Team gerät unter Feuer. Die Unruhe unter den geladenen Gästen steigert sich zu echtem Unmut: „Hier ist die Kacke am Dampfen!“ Und weil den Herren nicht danach ist, rauchede Exkremente zu bewundern, machen sie sich vom Hof. „Kommt zurück, ihr Arschlöcher“, belfert Hooker (dessen Connections zu anderen Terrorgruppen von Stund an einen empfindlichen Dämpfer nehmen dürften) lautstark, aber wirkungslos und sieht sich genötigt, persönlich in den Kampf einzugreifen. Der Countdown steht bei 2:58, als Hooker und Ransom sich Aug in Aug gegenüberstehen. Hooker findet es ausgesprochen lustig, den alten Kumpel hier wiederzusehen: „Ist doch eine kleine Welt!“ „Die wird gleich noch kleiner“, knurrt Ransom und würde Hooker nun gern umpusten, schon allein der 22 toten Soldaten (Ihr erinnert Euch düster) wegen. Alles Firlefanz, meint Hooker, ihm wäre es jetzt vielmehr nach einer Feier: „Saufen, fressen, nur wir zwei!“ (Aber keinen Sex beim ersten Date, ja?). Ransom ist willig – ´ne Feier kann Hooker haben. Er legt seine Knarre weg und schreitet zum Duell der blanken Fäuste (was man so alles „feiern“ nennt)…

Der beinharte Kampf verdient sich, zumindest in dieser Schnittfassung, mindestens eine ehrenvolle Nominierung für den Preis des „lamest fight ever“. Bei Countdown 1:50 versucht Hooker im Maschinenraum (also Laufstege, Rohre, das ganze Trara) eine Leiter zu erklimmen, aber Ransom packt ihn energisch am Knöchel und schleudert ihn fatalerweise auf unnachgiebigen Boden. Ich hab schon eindrucksvollere Oberbösewichtabgänge gesehen. Noch 30 Sekunden – der Rest der Gruppe liefert sich an Deck einen unaufgeregten Shoot-out mit den Terroristen, wobei der Libyer prominent mitmischt, Cody bringt es fertig, sich erschießen zu lassen. Alle anderen erreichen wohlbehalten das sichere Festland, dann explodieren die Bomben und Hookers Schiff zerbröselt in einem der schlechtesten jemals von mir gesichteten Pseudo-CGI-Pyro-Effekte (aufkopiertes Feuer auf ein Standbild des Schiffes, und dann von einem 64er ein paar – sehr gleichmässig wirkende – Trümmerstücke reinrendern lassen. Ich versuche Bildmaterial zu liefern, ob mir das gelingt, ist aufgrund der hundsmiserablen DVD zweifelhaft. Auf jeden Fall ist es wunderschön, dass man anhand der DVD-Screenshots wunderbar nachvollziehen kann, dass der Rumpf des Schiffs sich trotz der Tatsache, dass praktisch gerade die kompletten Deckaufbauten in die Luft fliegen, sich nicht um einen Millimeter bewegt… schöööön).

Trauerfeier für die gefallenen Helden – sieht zwar nicht nach einem Militärfriedhof aus, sondern mehr einem x-beliebigen grünen Hügel im Gelände, für den man keine Drehgenehmigung braucht, trotzdem hält General Clay hier die offizielle Gedenkrede. 16 Terroristen wurden getötet, der Rest verhaftet. Als Helden gefallen sind Dettman und Cody, die Beisetzung erfolgt mit vollen militärischen Ehren. Edwards erhält posthum eine Ehrenmedaille, worüber er sich sicher sehr freuen wird. Die überlebenden Todeskandidaten (immerhin vier) werden wieder in den aktiven Dienst aufgenommen (und können also wieder ihren diversen psychopathischen Veranlagungen nachgehen… the world truly is a safer place now), Danny bekommt die Ehrenmedaille am Band und freut sich dafür ein zusätzliches Loch in die Kutte (damit kommt er in seinen Biker-Kreisen sicher schwer an) und Ransom sogar die Ehrenmedaille in Gold – da freut sich Jessie, die fest an der Seite ihres Ex-Gatten steht. Viel von ihm haben wird sie aber in Zukunft wohl auch nicht, denn als letzte Auszeichnung verkündet Clay, dass das Tiger Team von nun an eine ständige Einrichtung unter Ransoms Kommando (als „Heeresfeldwebel“ oder so…) sein wird. Da werden sich doch vor allem die Ex-Knackis kaum vor Begeisterung halten können. „Ihr seid eine tolle Truppe“, lobt General Clay abschließend, Jessie drückt sich eine Träne der Rührung aus dem geröteten Auge und mit einer heftig wedelnden US-Flagge nimmt das Drama dann auch endlich sein Ende…

Brrr… für einen drittklassigen Actionfilm ist die Inhaltszusammenfassung verdammt lange geworden. Das liegt hauptsächlich daran, dass es David Worth (nicht zum ersten Mal) gelungen ist, einen Actionfilm zu drehen, in dem mit „Action“ im Wortsinne heftigst gegeizt wird. Und wenn´s Action mal wirklich gibt, ist es nur selten solche, die wirklich * hart * und demzufolge für den Genrefreund ansprechend sein könnte.

Das aber liegt hauptsächlich an der vermurksten Konzeption des Streifens, und für die kann, Ehre, wem keine gebührt, David Worth nur eingeschränkt was, denn die Story „erdachten“ Bob Kronovet, seines Zeichens Produzent epochaler Werke wie Deadly Eyes und Enter the Blood Ring sowie Jim Fryman (heutzutage Schreiber für… General Hospital) – sofern man überhaupt behaupten kann, die beiden Herrschaften hätten eine Idee gehabt, die über „lass uns mal Dirty Dozen abrippen“ hinausging. American Tigers bedient sich einer der abgedroschensten Plotten der Actionfilmgeschichte und vergeigt selbst die noch tüchtig.

Das große Problem bei Filmen wie diesen, die kriminelle Subjekte * positiv * in den Mittelpunkt der Story rücken, ist es, diese Figuren zu Identifikationsfiguren, sie sympathisch zu machen, sie mithin erfolgreich zu bejubelbaren Helden zu stilisieren. Dazu ist es unerlässlich, dass man ihnen Tiefgang mit auf den Weg gibt, ihr Schicksal, dass sie, in diesem Fall, in die Todeszelle des Militärgefängnisses geführt hat, tragisch zu machen. Daran scheitert der Film schon mal grundsätzlich – und auch noch mit Schmackes, weil eine zentrale Sequenz des Films uns ausführlich vorbetet, welche Verbrechen unsere „Helden“ auf dem Gewissen haben. Mit Ausnahme von Gomez, bei dem man ein wenig Tragik verspürt (überhaupt ist er auch der einzige Charakter, der so etwas wie Reue für seine Tat zu empfinden scheint) sind das alles völlig kranke Vollidioten, die man mit gutem Grund weggesperrt hat (als prinzipieller Gegner der Todesstrafe bin ich natürlich nicht unbedingt dafür, dass man sie gleich endgültig aus dem Verkehr zieht, aber ich bin trotzdem der Ansicht, dass die Welt ohne sie deutlich besser dran wäre). Es stellt sich hier ein ähnliches Gefühl ein wie bei dem vor einiger Zeit besprochenen Ripper 2. Brandstifter, Vergewaltiger und Mörder taugen nun mal nicht zu Helden. Solche Typen WILL ich nicht „anfeuern“ und ihnen die Daumen drücken. Bei Ripper 2 konnte man sich ja wenigstens noch daran ergötzen, dass diese Charaktere mehr oder weniger blutig um die Ecke gebracht wurden und so zumindest niedere Instinkte befriedigt werden, American Tigers stilisiert die verurteilten Verbrecher aber mit Fleiß zu nachahmenswerten Helden, echten Kerlen, die verweichlichten Typen wie den Marine-Schlaffis zeigen, wo der Hammer hängt. Da ist der Film in seiner Aussage gar nicht so weit weg von den reaktionären Positionen, die sein offizieller Schurke Hooker vertritt (ich weiß, ich weiß, Aussage, Aussage war sicherlich das letzte, was David Worth und die Produzenten interessierte). Es stört halt einen denkenden Menschen wie mich gravierend, dass er sich einen Film ansehen muss, der falsche Ideale verherrlicht und die These postuliert, dass auch geisteskranke bösartige Killer durchaus ihren Platz in eine Gemeinschaft haben können, und sei´s um anderen bösartigen Killern aufs Maul zu hauen. Eine nicht sehr angenehme Philosophie…

Ein weiteres Problem dieses Ansatzes ist, dass die „Knackis“ als liebe nette Burschen geschildert werden (nur der frühzeitig entsorgte Mills und der penetrant querulante Rancich haben überhaupt Ecken und Kanten, alle anderen sind quasi Schwiegermutterdarlings, die sich, um eine Formulierung bei Bertler & Lieber aus anderem Zusammenhang auszuborgen, für einen freundlichen Klaps eines Uniformträgers sofort die Haare schneiden würden; besonders auffällig ist das bei Dettman, der von Ransom mal kurz als „Nazi-Skin“, mithin also besonders verachtenswertes Subjekt, angesprochen wird, aber über den kompletten Filmverlauf hin sogar so etwas wie der comic relief-Charakter ist, über dessen Freßsucht wir uns amüsieren sollen und der ansonsten wie ein treues Hündchen an Ransoms Rockzipfel hängt). Addieren wir dazu, dass alle diese Typen wirklich gemeingefährliche Schweinehunde sind, die nicht ganz von ungefähr da gelandet sind, wo Ransom sie aufgabelt, können wir nur noch zu dem Schluss „verlogener Scheißdreck“ kommen und haben völlig Recht.

Ein anderes Problem ist das aufgebaute „Bedrohungsszenario“ durch die Terroristen um Hooker. Ehm, zugegeben, wir haben 2005 ein etwas anderes Terror-Bild als 1996, Bin Laden sei´s „gedankt“, aber so richtig motherfuckin´ evil wirken Hooker und seine Truppe nicht. Klar, sie sind schon böse (wie durch den Teaser-Anschlag ja auch verdeutlicht wird), aber eine Aktion, bei der ein mexikanischer Botschafter (vor allem, was hilft´s, wenn ihr eigentlich dagegen protestieren wollt, dass die amerikanische Regierung unfähig ist?) und zwei Cops draufgehen, als grandiosen Sieg abzufeiern, ist für einen routinierten Schreckensverbreiter von Weltformat doch armselig. Die Motivation Hookers (schlichtes Reaktionärtum von der Stange) mag noch angehen, seine Pläne sind aber sehr diffus (da verbaselt auch die scheußlich-schlechte Synchro einiges). Was hat er vor? Ja, großformatige Anschläge, aber wozu braucht er die Unterstützung der internationalen Terrorgruppen, die noch dazu ideologisch völlig inkompatibel zu seinen Zielen sein dürften? Überhaupt fehlt die konkrete Bedrohung – die Terroristen TREFFEN sich nur zu einer Besprechung, es ist nicht so, dass die auf einer zündbereiten Atombombe sitzen o.ä. Klar, Präventivschläge gegen Terroristen sind ein probates Mittel, aber es fällt halt schwer, daraus ein wirklich spannendes Filmszenario zu stricken (weswegen Worth es mehr oder weniger gar nicht erst versucht).

Gravierend fällt natürlich auch die bescheuerte Struktur des Films ins Gewicht – der Film ist ein klassischer „Trainingsfilm“, wie z.B. auch Worths eigener Kickboxer, d.h. der Großteil der Laufzeit wird damit verbracht, die Protagonisten in geeignete Form für den großen Schlußkampf zu bringen. Worth´ filmischen track record gegeben, verblüfft es kaum, dass das überwältigende Schwergewicht dabei auf Martial Arts liegt. Da liegt der Hund aber dann gleich zweimal begraben, einmal inhaltlich und einmal „filmisch“. Der inhaltliche Schwachfug liegt darin begründet, dass die Helden also wie die Blöden Martial Arts trainieren, während ihrer finalen Mission aber so ziemlich alles brauchen und anwenden AUSSER Martial Arts (möglicherweise spielen da Schnitte eine Rolle, aber ich glaube nicht, dass im Showdown wirklich viel fehlt. Zur 18er-Fassung fehlen nach meinen Informationen dreieinhalb Minuten und da vor dem Finale bereits zwei komplette Kämpfe von Gomez fehlen, kann ich mir nicht vorstellen, dass im Showdown mehr als nur ein paar Sekunden, und die vermutlich im Zweikampf Ransom/Hooker, auf der Strecke blieben). Der Showdown macht quasi den ganzen Film vorher sinnlos, weil der Schlußkampf keinen praktischen Bezug zum vorhergehenden Training hat (überhaupt ist der ganze vermeintliche Kamikaze-Einsatz trotz des Verlusts von drei Männern im Team der „Guten“ so lächerlich einfach, dass man sich schon fragt, wieso dafür ein spezielles Himmelfahrtskommandoeliteteam gebildet werden musste und nicht einfach irgendein x-beliebiger Army-Platoon mit der Aufgabe betraut wurde. Die hätten das auch kaum schlechter lösen können). * Filmisch * haben die beiden großen Martial-Arts-Sequenzen den Haken, dass es sich nun mal, Todesdrohung im Versagensfall für unsere Protagonisten außen vor gelassen, um Trainingskämpfe handelt, sie mithin nicht wirklich hart und/oder aufregend werden können (ganz besonders die erste Kampfrunde mit Cynthia, im Duell mit den Marines geht´s ja wenigstens um was, wenngleich auch hier klar ist, dass die Jungs sich nicht gerade totprügeln werden) – ganz zu schweigen von der Vorhersehbarkeit der jeweiligen Kampfausgänge. Bei dieser Konzeption KANN während dieser Kämpfe also überhaupt nichts geschehen, was den Zuschauer ernstlich vom Sitz reißen würde.

Komplett unnötig ist der Subplot um Ransoms Alkohol- und Eheprobleme, der meines Erachtens hauptsächlich deswegen im Film ist, um aufgrund der Location „Stripbar“ einen Haufen Titten zeigen zu können (nicht, dass das grundsätzlich was schlechtes wäre).

Das Script, das ganze Konstrukt des Films ist also eine vollständige Totgeburt, aber gelegentlich schimmert trotz allem (unfreiwilliger) Unterhaltungswert durch – zumeist serviert durch die Dialoge und da, möchte ich wetten, wiederum speziell durch die debile Synchro. Mein Lieblingslacher ist zweifellos der „So´n Scheiß“-Kommentar Ransoms, als ihm General Clay vom Terroristen-Treff berichtet. Der Dialogtext an sich, Sam Jones´ Gesichtsausdruck und der hochmotivierten Sprechleistung des Synchronsprechers fügen sich hier zu einem Gesamtkunstwerk zusammen, das man als Trashfan schon mal gesehen haben sollte. Auch sonst verstecken sich einige lächerlich-doof-amüsante Dialoge im Werk, die Lachmuskeln regen auch grandiose Einfälle wie der hypermoderne „Schießstand“ im Trainingscamp (und das kollektive Versagen ausgebildeter Soldaten ebenda) oder der Modelleisenbahn-Plan des Überfalls kurz vor Showdownbeginn an. Leider insgesamt viel zu wenig, um dauerhaft zu unterhalten, viel zu oft wird einfach nur sinnlos dummes Zeug gelabert.

David Worth gehört auch zu den Regisseuren, die es trotz jahrelanger Erfahrung nie schaffen werden, einen wirklich hinkuckenswerten Actionfilm zu inszenieren (wir erinnern uns – auch Kickboxer ist trotz van Damme alles andere als ein wirklicher Klassiker des Prügelfilms; und auch dort hat Worth das Problem, dass es außer dem Showdown kaum wirkliche „Action“ gibt). Bei ihm sind die Kampfszenen, und darauf kommt´s in Martial-Arts-Filmen nun mal an, langweilig choreographiert und einfallslos fotografiert. Der Mann hat kein Gespür für eine dynamisch inszenierte Szene, das ist gelangweiltes Abfilmen ohne auch nur den Versuch zu unternehmen, die Prügelorgien im Ring (und die finden hier ja alle im Ringgeviert statt) irgendwie interessant oder „anders“ zu gestalten. Und das ist nicht nur bei den Zweikampfszenen so, auch die Autoverfolgung zu Beginn kann man kaum langweiliger abspulen (und ebenso kaum Autocrashes und Explosionen beliebiger und un-kausaler in ebensolche reinschneiden) – da hilft auch der Einsatz von Zeitlupe nichts mehr (ich hab´s grad probiert: bei 16fachem schnellen Vorlauf sieht die Verfolgungsjagd * fast * rasant aus). Auch die „große Actionszene“ des Showdowns ist mißraten – ein bissl planloses Herumgeballere ohne Anspannung, ohne Dramatik, und, auch das fällt auf, ohne wirkliche * Inszenierung * der Tode. Wenn Dettman und Cody, mithin ja zentrale Charaktere, mit denen wir theoretisch mitfiebern sollten (es aber aus oben ausformulierten Gründen nicht tun) sterben, geschieht das dermaßen beiläufig, als würde nicht eine Hauptfigur, sondern „Soldier #28“ oder „Thug #14“ entsorgt. Da hat der Film mal Chancen für echtes Drama und vergeigt sie (ja, ich nörgele normalerweise auch an theatralischen Sterbeszenen herum, aber wenigstens ein kurzer close-up oder ein entsetzes „NEEIN!“ eines Kameraden wären doch drin, oder?).

In den Non-Action-Szenen zieht sich Worth auch nicht besser aus der Affäre. Point-and-film ist die Devise, innerhalb des Szenen-set-ups gibt´s kaum mal Bewegung, weswegen mir wohl auch die einzige steadicam- oder meinetwegen auch Dolly-Kamerafahrt so prägnant ins Auge gefallen ist. Sowas ist man von Worth und seinen Kameraleuten einfach nicht gewöhnt…

In der FSK-16-Fassung sind naturgemäß keine Härten mehr enthalten – da gibt´s keinen Spritzer Blut, keinen gebrochenen Knochen, kein gar nix. Gut, auch ungeschnitten dürfte die Sache nicht wesentlich härter sein, weil die Martial-Arts-Sequenzen, wie gesagt, eher Freundschaftsspielcharakter haben und im Finale eh nur plump geballert wird. Actiontechnischer Höhepunkt ist zweifellos der Auftritt der von mir eigentlich immer gern (wenn sie nicht gerade Nacktszenen macht) gesehenen Cynthia Rothrock. Sie wird zwar nicht dazu gezwungen, alle Kabinettstückchen ihres Repertoires auszupacken, zeigt aber ihre Beweglichkeit und sieht hier mal wirklich ziemlich gut aus. Theoretisch hat der Streifen in seiner Besetzungliste jede Menge Martial Arts-Potential, da die Angehörigen des „Tiger Teams“ zum überwiegenden Teil wohl echte Kampfsportler mit ausgezeichneten Credentials sind, aber sie können nicht viel davon zeigen (in der ersten Kampfrunde mit Cynthia dürfen sie ja drehbuchgemäß nicht wirklich eine Chance haben, die zweite Runde mit den Marine-Kleiderschränken ist aufgrund der Schwerfälligkeit der Gegner in der Kampfchoreographie limitiert).

Nudity-Freunde kommen, wie schon gesagt, in den Stripbar-Szenen zweimal auf ihre Kosten.

Erwähnt werden sollte noch die Musik, die mich zumindest an einer Stelle DERART irritierte, dass ich die DVD stoppte und lauschte, welcher meiner Nachbar mit unpassender Mucke meinen Film“genuss“ stört, bis ich realisierte, dass das tatsächlich der beabsichtigte Soundtrack war…

Zu den Darstellern: Sam Jones – oh weia… ich mag den Kerl ja, weil er wirklich eine eingebaute likeability hat, von der viele B-Bodys nur träumen können, aber hier bietet er eine armselige Vorstellung – lustlos, unmotiviert (und in die Breite gegangen). Vom sympathischen Strahlemann Flash Gordon ist hier nicht mehr viel übrig geblieben. Wirklich tragisch. Gut, die unpassende Synchrostimme verleiht ihm einen stets leicht angesoffen wirkenden Eindruck (das ist rollenmäßig vielleicht nicht mal völlig daneben, klingt aber einfach beschissen), schauspielerische Aufgaben werden ihm nicht gestellt, und Actionszenen hat er streng genommen auch nicht.

Cynthia Rothrock absolviert als „special guest star“ einen extended cameo, hat aber dabei zwei der lustigeren Lines des Films und macht in ihren Actionszenen ´ne gute Figur. Sie bewahrt sich also ihre Würde. Joe Estevez spielt Rollen wie die des General Clay im Schlaf (und das, obwohl er sicherlich nicht das talentierteste Mitglied des Estevez/Sheen-Clans ist).

Don Gibb (der spielt den fetten Danny) kennen Kampfsportfans sicher aus Bloodsport nebst erstem Sequel, wo er Frank Dux´ Kumpel Ray Jackson spielte. Also auch jemand mit Erfahrung im Genre, der hier völlig verschwendet wird (im Showdown, für den er sich ja extra anmeldet, spielt er praktisch keine Rolle). Ein-zwei halbseidene Witze kann er für sich verbuchen, außerdem den engsten Kontakt zu unbedeckten weiblichen Körperteilen. Er hatte also vermutlich seinen Spaß.

UFC-Fighter Rorion Gracie (Co-Kampfchoreographie bei Lethal Weapon 1, als Darsteller in John Millius´ Motorcycle Gang) sollte zumindest kampfsportlich die nötige Expertise mitbringen. Sein Gomez ist sowas wie der „ausgearbeitetste“ Charakter im Script und ansatzweise kann er, im Kontext eines billigen B-Films und umgeben von Vollnulpen, da fällt halt auch der Einäugige auf, andeuten, dass er ein bissl schauspielern kann. Derek Medina (Rancich) hatte jüngst eine Minirolle in Mr. & Mrs. Smith. Hier hat er wenigstens in ein paar Szenen als Querulant von Dienst ein bissl was zu spielen und hält sich einigermaßen aufrecht. Clayton J. Barber (Cody) verdient sein Geld hauptsächlich als Stuntman in Großproduktionen wie Blade, American Pie oder Charlie´s Angels und im TV (dort z.B. in Buffy und Angel). Er ist prinzipiell einer der besten Athleten im Cast, d.h. er kann ziemlich gut springen und kicken, hat als „Schauspieler“ aber vorsichtshalber zusammengerechnet drei Lines. Todd Nagasawa (Matsuda) besorgte das Stuntwork bei Sword of Honor, Tony „The Viking“ White (Dettman) dürfte im richtigen Leben Wrestler sein. Matt Sigloch (in der Rolle des fiesen Navy-Commanders Jaco) spielte immerhin Bitparts in Batman & Robin und Lost Highway.

Tony Halme (Dettman) ist natürlich einem breiteren Publikum bekannt als Ludvig Borga, seinerzeit (Anfang/Mitte der 90er) stark gepushter Schuft im WWF-Wrestling-Ring. Neben seinen Wrestlingeskapaden versuchte er sich auch als Strongman, Boxer und Politiker (in dieser Funktion gewann er als Kandidat der rechtspopulistischen Wahre-Finnen-Partei einen Parlamentssitz), kam aber auch hin und wieder mit dem Gesetz in Konflikt (da war der böse Alkohol schuld, obwohl Finnen eigentlich eine gewisse Resistenz entwickelt haben sollten) und verstarb, wie so viele seiner Zunft, jung.

Todd Curtis (eindruckslos als Terroristenchef, dem fehlt eindeutig der Sinn für´s gepflegte Overacting) agierte fünf Jahre lang in der Soap The Young & The Restless, bevor er ins B-Action-Fach wechselt und u.a. Chain of Command zierte. Heutzutage scheint er seine Kohle mit einer eigenen Videogame-Firma zu verdienen.

Unter den muskelbepackten Navy SEALs findet sich mit Joe De Angelis ein ehemaliger Mr. Universum (fragt mich aber nicht, welcher das ist). Die undankbare Rolle Ransoms Ehefrau spielt Carol Hoyt, die sich nicht dafür zu schade war, in einer Staffel der Power Rangers eine gewisse „Dimitria/Divatox #1“ zu spielen.

Die DVD aus dem Hause Madison ist mal wieder ein hervorragendes abschreckendes Beispiel – alles, was man an einer DVD verhunzen kann, wird einem hier präsentiert. Das fängt schon an beim grauenhaften Vollbildtransfer, der sich bereits bei normaler Bildschirmauflösung in seine griesligen Bestandteile auflöst und für den „unterdurchschnittliche VHS-Qualität“ ein unangebrachtes Kompliment wäre, den diversen Mastering-Fehlern (durchlaufende Balken, enervierende hochfrequente Störgeräusche, ab und zu mal ein paar Frames in schwarz-weiß), hört aber bei der gruseligen Kompression, die speziell auf einem PC-Monitor zu tränenden Augen führen dürfte, noch lange nicht auf. Zum Beispiel sollte man es tunlichst unterlassen, den Film über das Kapitelmenü anzuschauen – dort werden einem acht Kapitel präsentiert (sogar mit Kapitelüberschriften), aber die umfassen mitnichten den ganzen Film (das „erste Kapitel“ steigt mit der Erschießung im Militärgefängnis an), außerdem wird man nach Absolvierung eines auf diesem Wege angewählten Chapters wieder ins Kapitelmenü zurückgeworfen (könnt´ sich mühselig gestalten, den Film so anzukucken…). Dabei ist der Hauptfilm in doch säuberlich in 23 Chapter unterteilt… Wer die DVD mal mit einem der ach-so-verbotenen Tools ankuckt, dürfte erstaunt sein – der „Hauptfilm“ erscheint da nämlich auf 12 TITEL verteilt mit einer Laufzeit von 146 Minuten (und das mit einer totalen Datenmenge von 2,971 GB – wie das aussieht, könnt Ihr Euch selbst ausrechnen)… Verdammt, WinOnDVD ist schon verflucht schwer zu bedienen (und ich bestreite amtlich, dass das Ding mit ´ner anderen Software gemastered wurde. Schon die Menüs kommen mir mal wieder seeeehr bekannt vor). Des Rätsels Lösung ist also, dass Madison in ihrer unergründlichen Weisheit den Film sozusagen dreimal auf die DVD gebrannt haben – einmal komplett, einmal die 8 Kapitel aus dem Kapitelmenü und dann noch mal in Auszügen als „Spezial“ (man kennt das von Madison – drei nach Ansicht des Publishers besonders bemerkenswerte Sequenzen zum Getrennt-Genießen), macht summa summarum zwölf Titel… Als Extra findet sich dann noch EINE Texttafel – „Starportrait Cynthia Rothrock“ mit wieder einmal knallhart recherchierten fünf Zeilen über die illustre Karriere der Martial-Arts-Queen (es wird nicht EIN Filmtitel erwähnt); und aus der kommt man auch nur wieder raus, indem man die Menü-Taste drückt. Seufz. Der Ton schimpft sich übrigens Dolby Stereo 2.0 und ist die erwartete Dumpforgie.

Schlußwort also… American Tigers ist als Actionfilm ein völliger Fehlschuss, es sei denn, man gibt sich mit zwei größeren „Trainingskampfsegmenten“ zufrieden – da kann man sich aber auch K1-Fighting auf Eurosport ankucken, die Kämpfe sind allemal intensiver (und besser abgefilmt, interessanter anzukucken usw.). Die Story ist doof, die Darsteller überfordert bis unwillig, die Inszenierung dröge. Gelegentliche Anflüge gepflegter Idiotie sorgen für Momente des trashigen Glücks, aber zu selten, um wirklich eineinhalb Stunden zu füllen. Gepaart mit der grauenhaften DVD-Umsetzung von Madison kann ich mich daher bei aller Sympathie für Sam Jones und Cynthia Rothrock nicht zu einer auch nur halbherzigen Empfehlung durchringen. Selbst David Worth, faint praise that it is, hat schon besseres abgeliefert, nicht VIEL besseres, aber immerhin…

(c) 2004 Dr. Acula


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