
- Deutscher Titel: American Cyborg: Steel Warrior
- Original-Titel: American Cyborg: Steel Warrior
- Alternative Titel: American Cyborg |
- Regie: Boaz Davidson
- Land: USA
- Jahr: 1992
- Darsteller:
Austin (Joe Lara)
Mary (Nicole Hansen)
Cyborg (John Ryan)
Carp (Helen Lesnick)
Akmir (Joseph Shiloach)
Leech (Uri Gavriel)
Dr. Buckley (Jack Widerker)
Arlene (Andrea Litt)
Vorwort
Cyborgfilme waren für eine ganze Weile (sprich so die Dekade von Mitte der 80er bis Mitte der 90er Jahre des vergangenen Jahrhunderts – hach, wie sich das schreibt) recht angesagt. Das war zweifelsohne hauptsächlich James Camerons Terminator geschuldet, einem Streifen, der den lebenden Beweis dafür antrat, dass man auch mit wenig Geld (und das Budget für Terminator Teil 1 war nun wirklich lächerlich im Vergleich zu den Abermillionen, die Meister Cameron für seine späteren Filme zu verpulvern imstande war) einen spannenden, cleveren und effekttechnisch überzeugenden B-Film (und nichts anderes war Terminator letztendlich) hinzubekommen. Kein Wunder, dass jeder B-Film-Produzent, der was auf sich hielt, diesem löblichen Beispiel nachzueifern gedacht – nur, dass halt keiner dieser Gesellen einen Arnold Schwarzenegger auf der Höhe seiner Mannes- und Schaffenskraft (har-har) zur Verfügung hatte. Und so bevölkerten die eilig heruntergekurbelten Cyborg-Streifchen bald die Regale der Videotheken… mal waren die Streifen mehr inspiriert (Albert Pyuns Cyborg stinkt nach Ambition, oder ist es doch Inkompetenz?), mal weniger (die unsägliche Shadowchaser-Serie), mal gab man sich ganz den SF-Aspekten hin (nochmal Albert Pyun mit seiner Nemesis-Reihe), mal beschränkte man sich auf Action mit utopischem Einschlag (Sam Firstenbergs gar nicht mal so üble Cyborg Cop-Filme mit Part-Time-American Ninja David Bradley). Und wo wir gerade American Ninja erwähnt hatten – ungefähr zur selben Zeit war es auch tierisch in unter B-Film-Produzenten, für einen fetzigen Titel irgendein Nomen mit dem Adjektiv „American“ zu, als wäre das eine Art Ritterschlag…. Neben amerikanischen Ninjas tummelten sich da American Yakuza, American Kickboxer, American Riksha (gut, bei dem bin ich nicht sicher, ob den nicht nur ein deutscher Stratege so umtitelte) und eben auch, unvermeidlich, der American Cyborg. Der entsprang der Denkerschmiede von Yoram Globus, der sich gerade von seinem langjährigen Partner Menahem Golan getrennt hatte (die Welt atmete auf, keine „Golan-Globus-Productions“ mehr) und als Ersatz für die von ihm dadurch vorübergehend auf Eis gelegte Cannon-Werkstatt (Golan reüssierte später mit 21st Century und bescherte der Welt u.a. Robert Englunds Auftritt als Phantom of the Opera und eine Handvoll modernisierter Poe-Verfilmungen) gründete er Global Pictures, die genau das fabrizierten, was Cannon letztendlich ins finanzielle Grab gebracht hatte – vermeintlich trendorientierte Action-B-Movies, mit dem Unterschied, dass Global sich nie die Budgets leisten konnte, die Cannon investierte, demzufolge anstelle von immerhin renommierten Akteuren wie Chuck Norris Typen wie Joe Lara für Hauptrollen angeheuert wurden (wie das deutsche Videocover von American Cyborg süss-stolz verkündet, handelt es sich bei Joe Lara um „Cannons neuen Actionstar“ – in Deutschland fungierte nämlich eine Cannon-Dependance als Videodistributor). Ich glaube nicht, dass irgendein Global Pictures-Release auch nur einen einzigen Cent Gewinn gemacht hat…
Also dann, mal sehen, was uns der amerikanische Cyborg, mit dem auf der deutschen Videobox schamhaft unterschlagenen Untertitel „Steel Warrior“, so beschert.
Inhalt
Na gut, erst mal das wesentliche an Hintergrundinfo, das uns zur Abwechslung nicht durch ein paar Texttafeln, sondern durch den guten alten Erzähler geliefert wird. Wir befinden uns, wer hätte das gedacht, mal wieder in einer postapokalyptischen Welt, satte siebzehn Jahre nach dem Nuklearkrieg. Soweit, so schon mal dagewesen. Die Überlebenden wurden von einem gewissen „System“, ein über künstliche Intelligenz verfügendes Computersystem in bester SKYNET-Tradition, in den Städten zusammengepfercht und werden dort, warum auch immer, quasi als Gefangene gehalten. Und dafür, dass der status quo auch schön erhalten bleibt, sprich die dummen Menschen auf keine idiotischen Ideen kommen (irgendwie ein durchaus nachvollziehbarer Plan), setzt das System Cyborgs als Hüter von Recht oder wenigstens Ordnung ein, und die gehen mit brutaler Härte gegen die unterdrückten Menschen vor, wie uns bleistiftsweise sofort demonstriert wird, als ein weissblonder Hüne von Cyborg einen alten Penner als Fussabtreter benutzt und anschliessend aus Spass an der Freud mit Gullideckeln Frisbee spielt. Real evil.
Wo böse Computer am Werke sind, die die Menschheit tyrannisieren, kann die aufrechte, freiheitsliebende Untergrundbewegung nicht weit sein. So isses auch hier. Die Rebellen (die sich – ganz selbstverständlich – das star spangled banner als Dekoration ihres Hauptquartiers ausgesucht haben) sind vergleichsweise gut ausgerüstet, haben eine ganze Batterie Computer und genau 37 Stunden, bis ein Schiff aus Europa eintrifft. Why is that important? Simpel… im Gegensatz zur vom System verbreiteten Propaganda sind die Europäer in Punkto Revolution gegen das System schon entschieden weiter (negiert irgendwie die Geschichte mit dem „american“, oder?) und daher MUSS etwas nach Europa geschafft werden. Was? Als hättet Ihr noch nie einen Cyborg-Film gesehen…
Selbstverständlich ist die Menschheit nämlich durch den Atomschlag stantepete unfruchtbar geworden und die Amis haben gerade mal ein einziges Frauenzimmer aufgetrieben, das noch gebärfreudig ist – unsere Heldin Mary. Der Fötus ist auch schon gezeugt (hm? Wer war denn da der Daddy?) und wird aus praktischen Erwägungen nicht in Mary, sondern von ihr in einem Glaszylinder spazierengetragen. So ganz erschliessen sich mir die Zusammenhänge nicht… der Film behauptet irgendwann, Mary wäre die einzige Frau, die das Baby austragen könnte, aber warum soll es dann nach Europa in einen Brutkasten gebracht werden (das scheint nämlich der Plan zu sein, die wacky Europeans scheinen die bessere Technologie in der Hinsicht zu haben)? Und augenscheinlich ist es tatsächlich ihr Baby und nicht ein künstlich produzierter Embryo, der zwecks Geburt irgendwann mal in sie eingesetzt werden soll (was ja auch null Sinn machen würde, aber nicht vergessen, Global Pictures! Yoram Globus! Sinnhaftigkeit ist willkommene Zugabe, aber keine Pflicht). Egal, wir brauchen einen McGuffin, und den haben wir hiermit. Mary plus Zylinderbaby müssen also in knapp 36 Stunden zum Hafen, und der liegt auf der anderen Seite der Stadt, und wie üblich in postapokalyptischen Filmen ist das nicht einfach mit ´nem 30-Minuten-Trip mit der U-Bahn getan, sondern ist ein Fall für eine bis an die Zähne bewaffnete Eskorte, die Mary und ihrem Blagen vor den sich wohl einstellenden Schwierigkeiten schützen soll.
Ob das was wird? Selbstverständlich nicht, denn das System ist nicht blöd und hat die Zusammenrottung der Rebellen geortet und beauftragt einen (in Worten: EINEN) Cyborg, latürnich unseren weissblonden Opaquäler und Frisbeeamateur, zu eliminieren, was dort kreucht und fleucht (der Cyborg nimmt mit dem System in der Form Kontakt auf, dass er eine Art Interface-Spike aus seinem Zeigefinger ausfährt und sich damit in eine der an jeder Ecke herumstehenden Boxen einklinkt. Ist nicht nur eine recht unpraktische Methode, finde ich, sondern auch ein Effekt, der durch mehrmalige Wiederholung auch nicht wirklich besser wird, aber die FX-Künstler scheinen mächtig stolz drauf zu sein).
Während also die Rebellen ihre Marschvorbereitungen tätigen und sich brav ihre RZB-Tabletten einschmeissen (Radioaktivitäts-Blocker, der letzte Schrei aus Tschernobyl), bricht unser Cyborg durch die Tür und killt & meuchelt & metzelt alles, was sich ihm in den Weg stellt (allerdings muss ich schon etwas in Frage stellen, ob die mehrfach angesprochene „Präzision“ des Cyborgs nicht eine kleine Feinjustierung vertragen könnte… klar, er killt alles, was nicht niet- und nagelfest ist, aber der betriebene Aufwand sieht nicht nach Präzision, sondern nach absolutem Overkill aus), und das sind letztendlich die komplette Rebellenbesatzung minus Mary und der angedachten Chefin der Eskorte. Die beiden Damen ergreifen die Flucht (Mary hat den Fötus-Zylinder in ihrem Rucksack „versteckt“), müssen aber einen Drahtzaun überqueren. Mary gelingt die Aktion, ihre Begleiterin beisst allerdings ins Gras bzw. ins Strassenpflaster. Der Cyborg hat zugeschlagen und er, cool wie er ist, braucht über den Zaun nicht drüberzuklettern, nö, er latscht einfach durch (und unter Strom steht das Ding, der Zaun, mein ich, auch noch, aber das hat Mary nicht wesentlich gestört… stromresistent, vermutlich) – allerdings erst, nachdem er noch ein paar Wegelagerer, die sich der Habseligkeiten der Getöteten (und, so wie´s aussieht, auch dem Happa-Happa, das sie darstellt) bemächtigen wollen, durch übermenschliche Kraft und minder beeindruckende Martial Arts-Moves (sorry, aber Martial Arts wirkt oft einfach nur unglaubwürdig, wenn sie von 2,20 m-Kleiderschränken mit der Geschwindigkeit eines achtzigjährigen Rentners ausgeführt werden) ausradiert hat. Zu allem Überfluss fällt dem Cyborg auch noch eine Karte mit der angedachten Route zum Hafen in die Patschhand.
Mary und der Cyborg liefern sich ein mehrminütiges, leidlich amüsantes Hide-and-Seek-Spiel in den obligatorischen heruntergekommenen Fabrikhallen. Mary versteckt sich in einem Fahrstuhlschacht, was nicht die allerbeste Idee war, alldieweil der Cyborg einfach die Kabine in Bewegung setzt und sie zu einem wagemutigen Hechtsprung aus dem Schacht veranlasst. Schlussendlich gewinnt Mary die nötige Zeit zur Flucht, indem sie dem Cyborg einen vermutlich tonnenschweren Motorblock (oder ähnliches Ungetüm) per Flaschenzug auf den Dez donnern lässt. (Als Cyborg-Experten wissen wir natürlich, dass ungeachtet der Tatsache, dass die kinetische Energie eines fallenden Gewichts von ungefähr einer Tonne selbst den stärksten Cyborg zur Briefmarke machen sollte, bzw. ihn zumindest ausserordentlich beschädigen müsste).
Blond, wie die Blöde ist (ich weiss, ich weiss, den Spruch verwende ich inflationär), fällt Mary, kaum hat sie den Cyborg abgeschüttelt, einer Bande transsexueller Dragqueens in die Hände (mer losse nix aus), die ihr den Rucksack klauen wollen. Zwar ist Mary in der Lage, beim Chefdrag den immer wieder gern gesehenen Tritt in die Familienjuwelen wirksam anzubringen, aber es sähe schlecht aus, würde nicht der Einsame Held, der Lone Ranger der Postapokaylpse, hilfreich eingreifen – Joe Lara, bzw. wie sich doch noch herausstellen wird, Austin, wie er hier heisst. Innerhalb von dreissig Sekunden hat er die vier schwuchteligen Gesellen (die auch allesamt Hänflinge sind) ausgeschaltet und macht sich über deren Wertsachen her. Mary kombiniert, dass der Superfighter genau das ist, was sie für ihren gefährlichen Trip als Bodyguard brauchen könnte und unterbreitet ein entsprechendes Angebot. Austin hält einen Ausflug zum Hafen für eine ausgesprochen doofe, da selbstmörderische Idee, und lehnt dankend ab, auch wenn es, wie Mary sich ausdrückt, eine Sache von Leben und Tod ist. „Ist das nicht alles heutzutage?“ philosphiert er und verzieht sich. Und Mary hat nur noch, wie ein angstvoller Blick auf ihren Timer bestätigt, nur noch 31 Stunden Zeit (nicht nur, dass da das Boot ankommt, nein, auch der Fötus im Zylinder wird nach Ablauf dieser Zeit den Löffel reichen – auch die Rebellen der Zukunft legen ganz offensichtlich Wert auf just-in-time-Proceedings. Eine kleine Sicherheitsmarge wäre doch sicher nicht ganz verkehrt gewesen).
Indes kommt der Cyborg wieder zu sich und nimmt mittels „Heat Tracking Vision“ (auch dieser Cyborg bedient sich der Terminator-geprüften POV-Shots mit diversen Anzeigen) die Verfolgung auf (das Heat Tracking erlaubt ihm eher unglaubhafterweise, Marys Weg anhand farbiger Fussabdrücke nachzuvollziehen).
Austin sucht einen schleimig-schmierigen Typen mit Halskrause auf, der die Funktion eines Händlers ausübt und möchte die von den Drag Queens erbeuteten Batterien gegen RZB-Tabletten eintauschen, der Kurs allerdings, der ihm vom Schleimer angeboten wird, findet nicht des Helden Wohlgefallen. Gut für Mary, die Austin heimlich gefolgt ist und ihm jetzt triumphierend anbietet, für die Beschützerdienste und Führung zum Hafen Austin mit RZB-Tabletten förmlich zu überschütten („so viel, wie du willst“). Austin, dem ganz offensichtlich ein wenig Allgemeinbildung, was „Lockvogelangebote“ und „Wahlversprechen“ angeht, abgeht (ha, wieder gar lustig formuliert, gelle?), ist stupide genug, auf diese Offerte einzugehen. All could be well, würde da nicht der Cyborg durch die Wand brechen, um sich schiessen und dann „Ich will diese Fraü verlangen (wollen wir das nicht alle?). Der Trader wittert idiotischerweise ein gutes Geschäft und versucht, Mary dem Cyborg zu verkaufen (!), allerdings ist der Cyborg gewillt, maximal eine Kugel auszugeben und die pustet er dem Halskrausenträger in die Stirn. Also versucht Austin, es mit dem übermenschlich starken Maschinenmenschen aufzunehmen, steht dabei aber, nicht ganz unerwartet, auf relativ verlorenem Posten und würde sicher ebenfalls den Abschied einreichen, würde der Cyborg nicht aus mir vollkommen schleierhaften Gründen (zumindest an dieser Stelle, man könnte mit etwas gutem Willen und Kenntnis der späteren Handlung einen halbwegs nachvollziehbaren Anlass hierfür konstruieren) plötzlich Austin nach dessen Identität fragen. Austin nutzt die günstige Gelegegenheit, um dem Cyborg ein Messer in den Hals zu rammen und Mary legt noch eine gute Dosis Blei nach (aber Ihr glaubt doch nicht ehrlich, dass… oder??). Zumindest haben Austin und Mary wieder ein paar Minuten Vorsprung, und in der bindet Mary dem leichtgläubigen Austin den Bären auf, dass der Anlass ihres Trips zum Hafen der wäre, dass ein Schiff aus Europa (soweit, so wahr) mit einer gigantischen Ladung RZB-Tabletten eintreffen würde. Ich hab schon überzeugendere Lügenmärchen im deutschen Bundestag gehört, aber Austin begnügt sich mit einem kurzen skeptischen Blick und lässt es damit gut sein.
Der Weg zum zehn Meilen entfernten Hafen (der im übrigen Sperrgebiet ist, wer hätte das gedacht, ausserdem soll dort der Himmel blau und das Leben schön sein, whatever that means), laut Austin ein Tagesmarsch, führt erst einmal durch die Kanalisation, die heftigst vermint ist (in der Tat wirkt sich dagegen die Gegend an der innerkoreanischen Grenze wie ein Fussballfeld aus), und der Cyborg heftet sich, nachdem er zunächst mal vor dem staunenden Publikum von zilch Köpfen mit seiner Wahnsinns-Mucki-Power angibt und Autostemmen spielt, dank seiner Heat Vision an die Fersen der Heldenfraktion. Die setzt sich indes mit Rattengezücht auseinander und hat dann noch das Problem, dass Mary ihren Rucksack verliert und der genau auf einer Mine landet… Austin wäre natürlich, hat er doch keine Ahnung, dass der eigentliche Zweck der Mission da drin steckt, dafür, das Teil einfach liegen zu lassen, aber das geht selbstredend nicht und so muss Austin heldenmütig den Rucksack bergen – vorsicht, Hochspannung (gähn). Die Mine geht of course programmgemäss dann los, als der Cyborg danebensteht und unsere Helden schon aus den Abwässerkanälen an die Oberfläche gekraucht sind. Ebenso of course kann die Explosion dem Cyborg nichts weltbewegendes anhaben.
Die Public Adress, über ein Lautsprechersystem, verkündet das Inkrafttreten der Sperrstunde und auch Austin und Mary suchen Schutz in einem der Hideouts des heroischen Helden, das sich hinter einer ehemaligen riesigen Reklametafel befindet (und mit der US-Flagge dekoriert ist… was die Leut´ sich so alles in die Wohnung hängen). Austin beschliesst, den Trip erst bei Sonnenaufgang fortzusetzen, dann könnte nämlich der Cyborg aufgrund der enormen Hitze seine Hitzesicht nicht einsetzen (dafür kann er sie sehen, duh), und gibt sich ein paar character moments hin, in denen er sich als ziemlicher Nihilist outet („jede Hoffnung ist Illusion“, ein wahrer Philosoph). Kaum hat Austin sich zum Pennen abgemeldet, tätschelt Mary, die ihm immer noch nicht reinen Wein einschenken will (warum eigentlich?) den Babyzylinder.
Am nächsten Morgen wacht Mary mit sichtlichem, aber dafür umso begründeteren Unwohlsein auf – kein Wunder, denn schon verschafft sich der anhängliche Cyborg Einlass und stürzt sich auf Mary, die die Flucht ergreift und die nächstbeste Feuerleiter erklimmt (und dem Kameramann tiefere Einblicke in das beachtliche Dekollete´e der Maid ermöglicht). Der Cyborg, der mit Austin keine gesteigerten Probleme hat und sich für den auch nicht weiter interessiert, nimmt die Verfolgung auf. Austin spielt den Tarzan, greift sich ein Seil und schwingt sich von seiner Wohnstatt ins benachbarte Gebäude, wo Cyborg und Mary mittlerweile wieder fangen spielen. Er verwickelt den Cyborg in einen Zweikampf (und fängt sich heftige Dresche mittels eines vom Cyborg kurzerhand per Ausriss requirierten Rohrs ein), schafft es aber schlussendlich, den Cyborg zu Fall zu bringen, so dass der an einer Hand über dem erschröcklichen Abgrund von vielleicht vier Stockwerken baumelt. Austin zückt ein Messer und trennt dem Cyborg fieserweise die Griffel ab, der lernt das Fliegen (allerdings strikt in eine Richtung, nämlich abwärts) und unsere Helden können ihre Reise wieder einmal fortsetzen, allerdings ist Austin seiner Munition verlustig gegangen und da der Weg durch das „Blutegel-Territorium“ führt, möchte er nicht unbewaffnet weiterziehen, schliesslich – schluck-schreck-zitter – hausen dort gar grauslige Kannibalen! Und wir Experten erkennen, dass Mary sich langsam aber sicher in ihren Beschützer zu verlieben beginnt (vollkommen neues Territorium, das hier erschlossen wird).
Austins nächstgelegenes Munitionsdepot (der kluge Held baut bekanntlich vor) befindet sich in einem leeren Tank (oder Silo oder was auch immer), in das sich der tapfere Recke mit seiner Gasmaske hinablässt. Wozu er die Gasmaske braucht? No idea, denn kaum unten angekommen, reisst er sie sich auch schon von der Visage. Sein Ballermannfutter lagert, so denkt er zumindest, in einem verschlossenen Fach, aber als er es aufmacht, flattert ihm ein Rudel Tauben entgegen! (Ein wunderschönes Bild, aber erklecklich blöde! Wie kommen die Tauben in den VERSCHLOSSENEN Behälter?) Munition is aber nich da… so´n Pech. Könnte an dem Frauenzimmer liegen, das a) ein Bad brauchen könnte und b) Mary überwältigt und ihren Rucksack und die Klamotten verlangt (soviel besser sehen Marys Fetzen auch nicht aus, aber so sind se, die Weiber, immer auf die Fummel der Konkurrenz scharf). Austin eilt zur Rettung und erkennt in der Räuberin seine part-time-Kumpanin Carp. Anfängliche Missverständnisse sind schnell ausgeräumt, zumal Austin im Austausch gegen Munition eine Beteiligung am RZB-Coup in Aussicht stellt. So besänftigt, wenngleich ein wenig eifersüchtig, reicht Carp Mary sogar ihre „Glücksbrille“ (eine orange gefärbte Schweisserbrille) als Talisman. Wieder on the way erkundigt sich auch Mary vorsichtshalber nach dem Stand von Austins Beziehung zu Carp, aber zu ihrer Freude erklärt Austin, dass Carp für ihn Ersatz-Familie wäre, da er sich an seine nicht erinnern könne.
Tja, und so könnte alles wundervoll für unsere Helden laufen, würde nicht zu einem ungünstigen Zeitpunkt Marys Rucksack aufgehen und dem hinter ihr marschierenden Austin besten Blick auf den in seiner Nährflüssigkeit schwimmenden Fötus bieten, und mit Recht fragt sich der Hero, was denn das nu wieder sei, worauf Mary notgedrungen mit der Wahrheit heraussprudelt. Nun hält Austin sie erst recht für total bescheuert und will auch nichts davon hören, dass der Fötus – wie auch immer, denn meines Erachtens gehören dazu mindestens zwei – im sicheren Europa den Aufbau einer neuen Menschheit einleiten solle. Nicht böse sein, Austin! Austin ist aber böse, da er für solchen Schwachsinn ungern sein Leben auf Spiel setzt (für eine von dreijährigen Krückstockinhabern auf zwölf Meilen gegen den Wind als Lügengebilde zu identifizierende Storys von RZB-Bergen aber schon, wa?) und sich übelst vergackeiert, ausgenutzt und überhaupt fühlt. „Du hast mich betrogen!“ schimpft er und lässt sich auch von Marys Beteuerungen, sie sei verzweifelt gewesen und hätte nur ihr Baby retten wollen, nicht beeindrucken. „Du hättest mir die Wahrheit sagen sollen,“ stellt er fest und ich bin durchaus geneigt, ihm beizupflichten. Mary erzählt ihm zwar noch einen vom Pferd und der tollen Rebellion in Europa, aber Austin hat die Schnauze voll, gibt Mary eine Bleispritze und sagt dann winke-winke und ade. Und das 16 Stunden vor Deadline.
Mary ist nun also auf sich allein gestellt, und wie wir es als genregeübte Vielseher nicht anders vermutet hätten, braucht keine zehn Sekunden, um in einer scheinbar verlassenen Kirche in eine Netzfalle zu tappen und sich gefangennehmen zu lassen. Die Typen, die dafür verantwortlich ist, sehen gesichtstechnisch aus wie eine aus den Fugen geratene Pizza Quattro Stagioni, sind ergo ersichtlich Mutanten und damit selbstverständlich die vorher erwähnten „Blutegel“. Sympathische Zeitgenossen, die sie sind, fesseln sie Mary gleich mal an die Karikatur eines Kreuzes (ist es ein Seitenhieb auf die seinerzeit grossmächtig angekündigte „Jean-Claude van Damme SPIELT“-Kreuzigungsszene in Cyborg? Who knows…) und der Chefmutant, die Oberpizzafresse, ist sich sicher, einen besonderen Fang gemacht zu haben, denn Mary ist ja (ich hatte es mit Sicherheit noch nicht erwähnt, aber seit wann gibt es hässliche Heldinnen in Actionfilmen?) wunderschön! Und, so ist die Philosophie der Blutegel, solch Schönheit ist an die Augen verschwendet, solch Schönheit muss geschmeckt werden (yammi), sprich Mary hat berechtigte Aussicht, heute der Hauptgang beim Suppe´ zu werden, und der Oberblutegel leckt schon mal probehalber an (Terrain abstecken? Frag nach bei Michael Mittermeier und dem Thema „anlecken“). Aber vor den fürstlichen Schmaus hat der Herrgott, vermutlich nicht happy wegen der blasphemischen Kreuzigung, unseren tapferen Helden gestellt, der´s natürlich nicht übers Herz brachte, seinen Schützling allein auf weiter Flur zu lassen. Austin stürmt das Areal, legt Feuer, meuchelt und metzelt reihenweise Blutegel nieder und auch Mary greift ein und erinnert zukünftige Kannibalen daran, dass man einem potentiellen Opfer, das man ans Kreuz gefesselt hat, auch die Quanten festbinden sollte, sonst hagelts Tritte. Der Chefmutant schnappt sich Marys Rucksack (in dem, wie Ihr wisst, ja immer noch der Embryo rumeiert) und geht stiften. Austin wird von Mary zur Verfolgung gedrängt und verwickelt den Mutanten in einen Zweikampf auf unpraktischem Territorium (über den Dächern, sozusagen) und gar dramatisch rutscht der vom Mutanten abgelegte Rucksack die Dachschräge runter, Austin kann den Mutanten nicht rechtzeitig plätten, um hier noch helfend einzugreifen, der Rucksack stürzt ab, aber ein Stockwerk tiefer fängt ihn Mary aus der Luft. Puh, da ham wer aber Glück gehabt, wa?
In trauter Zweisamkeit können Austin und Mary wieder mal einen character moment sharen, diesmal ist hauptsächlich Mary an der Reihe und schüttet ihr Herz darüber aus, dass sie noch nicht weiss, wie sie ihr Baby nennen wird, und das ihre eigenen Erzeuger von bösen Cyborgs hingemordet wurden. Und Austin gesteht, von einer Familie zu träumen, die er selbst nie hatte bzw. sich, wie gesagt, nicht an sie erinnern kann. „Was wären wir ohne Träume?“ fragt Mary sich und die Welt, „ohne sie hätten wir nur die Realität!“ Tja, so ist´s im Leben, Freunde. Mary bemerkt, dass Austins Verletzung, die er sich im Kampf mit dem Cyborg zugezogen hat, überraschend rasch verheilt ist, was Austin unbürokratisch auf Marys aufopferungsvolle Pflege zurückführt (wir ahnen schreckliches). Austin hat eigentlich auch andere Sorgen, denn er möchte Mary gern küssen. Mary hat nix dagegen… hach, romance.
Aber in postapokalyptischen von durchgedrehten Computersystemen beherrschten Nachatomkriegswelten bleibt selten Zeit für eine kleine idyllische Nummer und schon steht Genosse Cyborg vor der Tür, und er ist nicht wirklich besser gelaunt, seit er seine Finger verloren hat, aber wenigstens die sind zu Stahlgreifern regeneriert. Man kämpft vor sich hin, eine auf den Cyborg niederprasselnde Flut aus Fässern hält diesen nur unwesentlich auf, aber mit vereinten Kräften gelingt es Mary und Austin, die Killermaschine mal wieder in einen Schacht zu schubsen. Der Cyborg klammert sich an Austin fest und der greift zum Sägewerkzeug und raspelt dem bösen Maschinenmenschen dieses Mal den ganzen Arm ab. Mit seiner verbliebenen Flosse hängt sich der Cyborg aber geistesgegenwärtig an Austins Arm und … reisst ihm selbigen tutti kompletti aus der Schulter und geht dann mit Austins Arm, aber ohne Halt, wieder mal fliegen.
Austin betrachtet schmerzerfüllt seinen Stumpf und blickt etwas ratlos auf die daraushängenden Kabel, ehe ihm ein Licht aufgeht. Dummerweise auch Mary. Na, wer hätte das gedacht, Austin ist ein Cyborg (dann aber ganz offensichtlich einer, der wegen erwiesener Luschigkeit ausgemustert wurde, denn im Kampf mano-a-mano bzw. Cyborg-a-Cyborg hatte Austin rein kräftetechnisch vielfach demonstriert die eindeutig schlechteren Karten) und obwohl Austin glaubhaft versichert, davon nicht die geringste Ahnung gehabt zu haben, ist es nun an Mary, sich verraten, verkauft, betrogen und belogen zu fühlen (never mind, dass dir der Knabe ungefähr siebenunddreissigmal das Leben gerettet hat). „Sie kontrollieren mich nicht,“ beteuert Austin, dennoch will ihn Mary an Ort und Stelle killen (wie will sie das anstellen? Bislang erwiesen sich die Cyborgs als reichlich kugelfest), bringt´s aber nicht übers Herz, sondern lässt den heftigst Maschinenöl (oder isses Blut?) verlierenden lieben Cyborg einfach zurück… Austins Blick fällt auf den neben ihm herumzuckenden, also wohl noch operablen abgetrennten Arm des bösen Cyborgs…(um einen Tie-in zu meiner obigen Anmerkung zu schaffen, wieso sich der böse Cyborg beim ersten Zusammentreffen nach Austins ID erkundigt – dies ist er. Scheinbar erkannte der Cyborg Austin als seinesgleichen).
Die nächste Szene lässt mich zunächst mal an Marys navigatorischen Fähigkeiten zweifeln, denn sie steht absolut und unverkennbar vor genau dem selben Drahtzaun, an dem ihre wilde Reise ihren Ausgangspunkt nahm. Nun, according to script logic ist dies natürlich ein vollkommen anderer Drahtzaun, und wer läuft Mary dort über den Weg? Niemand anderes als… nein, kein Cyborg, Carp! Carp bietet Hilfe an und fragt nach Austins Verbleib. „Er ist einfach gegangen,“ meint Mary und bestätigt mich in meinem Gefühl, dass das Mädel ein ziemliches Grundsatzproblem mit der Wahrheit hat, aber Carp ist´s zufrieden. „Das klingt nach dem Austin, den ich kenne.“ Carp dirigiert Mary in den richtigen Abwasserkanal zum Hafen und erhält zum Dank dafür ihre Glücksbrille zurück. (Warum sollte Carp Mary helfen? Ohne Austins Beteiligung besteht für sie doch keine Aussicht auf die vermeintliche RZB-Fuhre).
Vorbei an einer von Ratten angeknabberten Leiche arbeitet sich Mary in Richtung offenes Meer vor, während Austin seine Hobby-Elektroniker-Ader auslebt und sich den Ersatzarm angepfriemelt hat (und der passt wie angegossen und sieht im weiteren Filmverlauf nie anders aus, als würde er seit seiner Geburt an Joe Lara hängen).
Mary erreicht tatsächlich die Hafengegend und entdeckt auch schon das ankommende Schiff (einen wahren Seelenverkäufer von Kahn), aber da ist auch der böse Cyborg, der sich bei Cyborgs-R-Us auch schon einen Ersatzarm organisiert hat (gnrf). Und es sind nur noch DREI Stunden Zeit (boah, dat kann´n langer Showdown werden). Mary schiesst dem Cyborg ein Auge aus, worauf der sich die Haut vom Gesicht abzieht und wir den Terminator-Gedächtnis-Preis an die most gratitious half-machine-face-Referenz verleihen können. Dann erinnert sich der Cyborg an seine Frisbee-Fähigkeiten, schnappt sich eine herumliegende Radkappe o.ä. und schleudert die Mary an die Rübe, die prompt zusammenbricht (Mary, mein ich, ihre Rübe ist schon noch dran). „TARGET ELIMINATED“ meldet des Cyborgs Display, was ich für eine gravierende Überschätzung der Frisbee-Attacke halte. Egal, zumindest ist Mary out cold und das nutzt der fiese Cyborg von Welt, um sich das Baby zu schnappen. Aber er hat die Rechnung selbstredend ohne den Wirt gemacht, und der heisst ebenso selbstredend Austin und stürzt sich auf den Cyborg. Die beiden balgen im Wasser, wo der Cyborg versucht, Austin zu ertränken (und das funktioniert bei Cyborgs? I don´t believe that). Austin nutzt die vom Cyborg per Armtransplantation geerbten Stahlklauen und verschafft sich damit Einlass in die Bauchhöhle des Cyborgs und reisst dort ein paar Kabeleingeweide heraus (indes schwimmt der Zylinder mit dem Baby malerisch umher). Am Strand kommt Mary zu sich (von wegen „eliminated“) und erkennt, was Sache ist, bzw. vordergründig, dass der fiese Cyborg explodiert und damit wohl endgültig aus dem Spiel ist. Austin rettet noch schnell das herumtreibende Baby, und da kommt auch schon ein Beiboot der Europäer (ein weiterer Alptraum wird wahr: die Franzosen haben die Macht bei uns übernommen) und in ALLERLETZTER Sekunde (ungelogen bei Timerstand 0:00, die meisten B-Filme haben wenigstens den Anstand, eine Sekunde übrigzulassen) wird das Baby aus der Transportbox in die Brutkammer (oder was auch immer diese grosse Röhre sein soll) transferiert und ist wohlauf. Alles jubelt, alles lacht, bis auf Austin, der sich schweigsam zurückzieht.
Mary eilt ihm nach, entschuldigt sich und will – wer hätte es gedacht – Austin überreden, sie nach Europa zu begleiten. Aber Austin winkt ab – ihm ist klar geworden, dass er durch sein Cyborgsein die Chance hat, das System zu besiegen, und das will er tun. Gerührt verspricht Mary, ihr Baby „Austin“ zu nennen und ihm von seinen Heldentaten zu berichten. Ein letzter Kuss, und dann ist Schluss, d.h. Mary schippert nach Europa und Austin schreitet potentiellen Fortsetzungen entgegen (glaub ja keiner, Global Pictures hätte nicht gehofft, ein lukratives Franchise zu eröffnen)…
First things first… für einen Streifen, der aus dem Baukasten für B-Filmer aus mehr oder minder grossen Bestandteilen von Terminator, Cyborg, Escape from New York und The Warriors zusammengestückelt ist, ist American Cyborg gar nicht mal so übel.
Der alte Besserwisser Merkwürden hat selbstverständlich trotzdem was auszusetzen, und das liegt eben genau daran, dass der Film ein Konglomerat verschiedenster Genre-Versatzstücke ist. Wer nämlich angesichts dieser hehren Ahnenreihe darauf spekulieren möchte, dass American Cyborg der Thematik „Cyborgfilme“ wirklich originelles oder neues abgewinnen könnte, sollte sich fragen, ob er mit preiswert produzierten B-Filmen das richtige Gebiet gefunden hat. Natürlich nudelt das Drehbuch nur die üblichen Irrungen und Wirrungen herunter, wie sie dem Genre nun mal innewohnen (wen überrascht es wirklich, dass Austin sich als Cyborg entpuppt? Mit Sicherheit niemanden, der auch nur einen ähnlich gelagerten Film zur Hälfte gesehen hat). Zwar verbirgt sich in der weitgehend nach Schema F abgehandelten Standardplotte die ein oder andere gar nicht schlechte Idee (der Gedanke, verschiedene Gangs einzuführen, durch deren Territorien man sich plagen muss, ist nicht neu, aber mir zumindest in diesem Kontext bislang nicht untergekommen – leider wird das nicht wirklich gewinnbringend weiterverfolgt), aber, wie nicht anders erwartet, und vom üblichen Konsumenten solcher Ware vermutlich auch so erhofft, dient die dünne Geschichte nur als Mittel zum Zweck, verschiedene Actionszenen mit einem leidlich erkennbaren roten Faden aneinanderzureihen. Nicht verwunderlich, dass der Streifen mit Hintergrundinformationen geizt – was genau das System ist, was es bezweckt, aus welchem Grund von wem es geschaffen wurde, bleibt genauso ungeklärt wie die Herkunft und der ursprüngliche Zweck der Cyborgs (der kurze Erzähler-Einschub zu Beginn deutet an, dass die Cyborgs nicht ursächlich auf dem Mist des Systems gewachsen sind) und auch über die vermeintlich erfreulichere Situation in Europa verrät der Film nichts entscheidendes. Warum auch, schliesslich ist man, wenn man sich einen Film dieser Art ausleiht, auch zumeist nicht an logisch durchkonstruierten politisch-technischen utopischen Visionen interessiert (auch wenn Kollege Cameron mit Terminator ja bewies, dass man diese Themen durchaus auch im Rahmen eines Actionreissers, eh, anreissen kann). American Cyborg schert sich um diese Hintergründe nicht weiter (oder man wollte sich weitere detailliertere Erklärungen für etwaige Sequels aufheben, was bei unserem Freund Globus auch nicht verwundern würde), sondern beschränkt sich darauf, seine Actioneinlagen abzuarbeiten und dann, wenn mal kurz Zeit ist, ein-zwei Minuten character development einzubringen, wobei auch dieses absolut im Rahmen dessen bleibt, was die Genrekonventionen hergeben. Klar, dass Austin sich als Cyborg entpuppen wird, ebenso klar, dass Mary sich vor dieser Enthüllung in ihn verlieben und ihn danach verstossen wird. Und da man nur mit zwei Charakteren arbeitet (der verfolgende Cyborg hat schlicht und ergreifend keine, aber dafür immerhin noch weniger Dialog als Arnie im Terminator, was wohl auch eine Art Rekord darstellt – schätze aber, Arnie wurde ungleich besser entlohnt als John Ryan), liegt auf der Hand, dass man sich hauptsächlich mit Action über die Laufzeit helfen musste. Wobei schon noch eines angemerkt werden sollte, und das ist nun wirklich ein so gravierendes Plothole, dass ich mich vom Moment der Realisierung desselben bis zum Ende der Closing Credits nicht wirklich davon erholte… warum zum Geier begnügt sich das System damit, gerade mal einen einzigen seiner Cyborgs (man sollte ja wohl davon ausgehen, dass es ein paar mehr von der Sorte gibt) hinter den ach-so-wichtigen Flüchtigen herzuhetzen? Sollte ein megalomanisches Computersystem, das was auf sich hält, nicht alles auffahren, was die Arsenale hergeben, um die Menschen an der Ausübung ihrer aus Computersicht finsteren Pläne zu hindern? Dieses taktische Verständnis traue ich ja sogar mienem Zweitcomputer, dem alten 486er, der hauptsächlich als Schlafplatz für badmovie-Kater Pucki dient, zu. Kaum zu glauben, dass eine solche Nulpe von Terrorcomputer die ganze Menschheit knechten kann.
Na gut, Kamm drüber, jedes Computersystem ist eben nur so gut wie sein Programmierer, und vielleicht war ja der oder die schon ein basket case. Was wir also de facto haben, ist ein neunzigminütiges ziemliches non-stop-Actionwerk, und, Ehre, wem Ehre gebührt, da kommt kaum Langeweile auf. Die Actionszenen erfinden das Genre nicht gerade neu, sind aber ansprechend inszeniert und bieten alles, was das Herz begehrt, von harten Zweikämpfen bis heftigem Bleigewitter (ich habe lediglich das auch schon weiter oben angesprochene minor quibble mit den Martial-Arts-Fähigkeiten von nicht wirklich beweglichen Kleiderschränken, aber das kommt auch anderswo vor, streng genommen überall ausserhalb Hongkongs). Die Production Values sind für das zu vermutende nicht wirlich üppige Budget ordentlich, auch wenn sich die Sets bzw. Locations auf die üblichen leerstehenden Fabrikruinen, dunkle Keller und feuchte Abwasserkanäle beschränken, dennoch sieht alles nach einem echten Film mit Aufwand und nicht einem billigen DTV-Fetzer, der in Nachbars Backyard gedreht wurde, aus, wobei die für Genreverhältnisse erstaunlich gute Kameraführung sicher hilft (und natürlich ist der Look des Films dementsprechend hauptsächlich düster, urban und gritty). Inszenatorisch ist American Cyborg sicher keine grosse Kunst, aber mit grosser professioneller Routine und handwerklicher Sicherheit gedreht. Regisseur Boaz Davidson, ein alter Golan-Globus-Kumpel, der für seine israelischen Landsleute auch schon den ersten Lemon Popsicle-Film drehte (zu schlecht deutsch, Eis am Stiel, und bevor jetzt alle kollektiv aufschreien, ruft Euch ins Gedächtnis, dass die ersten zwei Filme der Serie wirklich charmante Teenie-Komödien waren und der Gehirnschwund erst dann einsetzte, als bundesdeutsche Schwachmaten die Kreativabteilung für die Eskapaden des Fettklopses Zachi Noy übernahmen) und sich, immer wieder in Zusammenarbeit mit seinen alten Spezeln, als zuverlässiger Lieferant uninspirierter, aber routinierter und ansehnlicher B-Filme wie dem Slasher X-Ray oder SF-Action wie Lunar Cop erwies. Davidson mag im Kreativbereich keine Wuchtbrumme sein, aber er versteht sein Handwerk, hat ein Gespür für Timing und schafft es, das Tempo hoch zu halten und den Zuschauer gepflegt spannend zu unterhalten. Ein paar (ich weiss leider nicht, inwieweit die deutsche FSK-16-Fassung gekürzt ist… wenn, handelt es sich zumindest auch um handwerklich saubere Schnitte) technisch überzeugende Gore- und Make-up-Sudeleien, für die Hellraiser-FX-Whiz (und Regie-Dünnbrettbohrer, siehe The_Lost_World) Bob Keen als Creative Consultant mitverantwortlich zeichnet, runden das Vergnügen für den Genrefreund adäquat ab. Und sogar, ich möchte das an dieser Stelle einmal hervorheben, weil das wirklich nicht oft vorkommt, die Filmmusik ist erträglich. Grosses Schauspielerkino ist hier sicherlich nicht zu erwarten (und wer doch an solche Ammenmärchen glaubt, glaubt auch an den Weihnachtsmann und daran, dass van Damme mit Cyborg von der Academy sträflich übergangen wurde). Joe Lara hält sich wacker, was ich von ihm nicht wirklich erwartet hatte – er absolviert die Actionszenen absolut zufriedenstellen und stinkt auch in den wenigen dramatischen Momenten nicht total ab – erstaunlich für jemanden, der mittlerweile damit leben muss, die second fiddle für absolute Oberknallchargen wie Frank Zagarino in (hochgradig unterhaltsamer, nixdestotrotz) ultraschrottiger DTV-Ware wie Warhead zu geben. Wie schon im dortigen Review erwähnt, besteht Laras bemerkenswerteste darstellerische Grosstat in der Titelrolle einer kurzlebigen Tarzan-Fernsehserie. Hier muss er sich hinter Genossen wie Oliver Gruner oder David Bradley sicher nicht verstecken.
Nicole Hansen ist zweifellos eher wegen ihrer körperlichen Vorzüge als ihrem darstellerischen Talent gecastet worden, aber im Genrekontext schlägt sich die mir bislang nicht bekannte Akteurin noch halbwegs akzeptabel, der Body ist resch, wie man so schön sagt, aber der Chauvi in mir vermisst natürlich eine gratitious nude scene. Lara wirkt in den dramatischen Szenen aber überzeugender als sie.
Der Dritte im Bunde ist John Ryan als mordgieriger und hartnäckiger Cyborg, aber von einer schauspielerischen Leistung kann man hier nicht sprechen, und das ist noch nicht mal abwertend gemeint. Ryan muss emotionslos durch die Prärie stapfen und da und hie mal ein wenig ass kicken, ohne dabei eine Miene zu verziehen (und insgesamt hat er vielleicht fünfzehn Wörter Text), und das macht er durchaus gut, seine physische Präsenz ist in Ordnung, aber für einen grossen Kickboxer halte ich ihn nicht wirklich (trotzdem möchte ich nicht gegen ihn antreten, Ihr versteht…).
Immer wieder spassig ist es, sich einen Film wie diesen aus der Hochzeit der B-Action-Schmodderfilme auf einem zeitgenössischen Verleihtape anzusehen, denn da kommt man, speziell wenn das Tape aus dem Hause Highlight (bzw. in diesem Falle vom Unterlabel MPC, aber Highlight hatte ja in seinen besten Zeiten sprichwörtlich trölfzigtausend Sublabel wie Condor, Eagle Pictures, New Vision, etc. pp.) kommt – so kommt man in den Genuss von sieben (oder acht, weiss ich nicht mehr genau) grösstenteils grottigen Trailern für grösstenteils grottige Filme (einzige qualitiative Ausnahme dürfte der frühe Til-Schweiger-Film Ebbies Bluff sein, für den ebenfalls geworben ist) – seinerzeit haben die Trailer genervt, heute lacht man drüber. Die Präsentation des Films selbst ist makellos (schätze, mein schlappe zehn Jahre altes Verleihtape brachte seiner Videothek nicht allzuviele Märker ein, das wirkt wie neu), für VHS-Verhältnisse ausgezeichnete Bild- und durchaus brauchbare Tonqualität. Da kann man zuschlagen, wenn einem das auf einer Börse über´n Weg läuft.
Fazit: American Cyborg ist kein grosser Film, aber im Bereich der Cyborg-Filme schon fast ein kleines Wunder – ordentliche Production Values, handfeste Action, solide inszeniert – knapp gesagt ein recht kurzweiliges Actionvergnügen, das trotz FSK-16-Ratings die ein oder andere Härte nicht vermissen lässt und insgesamt rasant und gepflegt unterhält. Da macht man als Genrefreund nic
Update 2017 (uff): Der Film ist mittlerweile als Digi-Remaster in der Platinum Cult Edition als Blu-ray/DVD-Kombopack erschienen. Macht man nix ‚mit verkehrt…
(c) 2004 Dr. Acula
BOMBEN-Skala: 4
BIER-Skala: 7
Review verfasst am: 01.01.2004