America 3000

 
  • Deutscher Titel: America 3000
  • Original-Titel: America 3000
  •  
  • Regie: David Engelbach
  • Land: USA
  • Jahr: 1986
  • Darsteller:

    Chuck Wagner (Korvis)
    Laurene Landon (Vena)
    William Wallace (Gruss)
    Sue Giosa (Morha)
    Victoria Barrett (Lakella)
    Steve Malovic (Aargh the Awful)


Vorwort

900 Jahre nach der großen Atom-Katastrophe.
Der Mensch hat die Welt, auf die er geschickt worden war, vernichtet. Aus der Dunkelheit des radioaktiven Grauens entstand eine neue Ordnung…

… aber die Welt war woggos!

Wir befinden uns also mal wieder in einer durch Menschenhand selbst zerfickten Zukunft, wir haben uns also mal wieder durch den nuklearen Holocaust zurück in die Steinzeit gebombt. Also ist es kein Wunder, dass die Welt des Jahres 2886 (plus/minus 10 Jahre; ich denke, so ganz genau hat keiner mitgezählt) erst einmal aussieht wie die von Conan. Oder eher gesagt mehr nach Red Sonja, denn in dieser Endzeit haben die Weiber das Sagen. Sie werden mit Härte aufgezogen und müssen sich als Weiblichkeitsritual einem Monster, Argh dem Schrecklichen (Steve Malovic) stellen. Es lebe das Matriarchat! (Immer schön mit dem Fähnchen schwingen.) Die Friskos, ein Stamm von Frauls (wir haben es hier mit feinen Fantasiesprech zu tun, das ist der Ausdruck für die Frauen dieser Zeit), beherrscht die nordamerikanische Steppe, oder zumindest den Teil, der nicht mit Atomwaffen bombardiert wurde. Sie gehen gern auf die Jagd nach Plugols (=Männer), die für sie in drei Kategorien aufgeteilt sind: Machos, die dienliche Arbeitssklaven darstellen, Besamer, deren Funktion sich wohl eindeutig genug aus ihrem Namen ergibt, und Spielzeuge, denen die Möglichkeit der Besamer genommen wird, genau wie ihre Zunge, auf dass man kein Wehklagen über ihre Lippen kommen hört.

Keine wirklich erstrebenswerten Aussichten, als Mann in die Hände der Friskos zu fallen. Das denkt sich auch Korvis (Chuck Wagner) und ergreift die erste Möglichkeit zur Flucht, noch bevor er in den Genuss kommt, in eine der drei Kategorien eingestuft zu werden. Zusammen mit Gruss (William Wallace) zettelt er einen kleinen Tumult an, stiehlt ein Pferd und reitet mit ihm in den Sonnenuntergang (nein, nicht so, wie ihr jetzt denkt). Weil Korvis sich als der geborene Führer (aber wohin?) entpuppt, scharen sie andere Plugols um sich und gründen am Rande der Wüste, an der Grenze zur verbotenen Zone (das atomverseuchte Gebiet) eine Enklave der Männer. Man(n) glaubt nicht an eine friedliche Koexistenz glaubt, denn für die Frauen sind alle Plugols, die sich nicht kategorisiern lassen (immer dieses Schubladendenken, schlimm), nur Wilde, unglaublich dämliche und unglaubliche verfressene Männer, die durch die Gegend streunen und Treks der Frauls überfallen.

Also plant Korvis, die anderen Plugols aus dem Lager der Frauls von Friskos zu befreien. Doch dort droht weiteres Ungemach, denn die aufstrebende Morha (Susan Giosa) denkt, dass sie eine viel bessere Anführerin wäre, als die frisch gekrönte Vena (Laurene Landon), die als Liberale (also nicht wirklich männerfreundlich, aber nicht gar so machohaft und blutgeil) gilt. Sie hat einige wirklich harte Frauen hinter sich versammelt, die am liebsten alle Plugols auslöschen würden (was nun aber auch wirklich ziemlich dämlich wäre, newa). Als nun Korvis mit seinen Mannen ins Lager einbricht, sieht man (also Mann-Frau) mit einem Auge weg und lässt ihn mit den befreiten Plugols fliehen, wohl wissend, dass dies Vena nun als Führungsschwäche ausgelegt wird. Und das ist natürlich ziemlich necki (=beschissen) für sie. Also sieht sie sich gezwungen, den nervigen Männern hinterherzujagen. Doch Korvis, der Fuchs, der er ist, lockt sie mit zwei Pferden auf eine falsche Fährte, mitten in die verbotene Zone. Doch leider wirft es ihm bei der Konfrontation mit Vena von einem Felsen. Und während die, zwar angefressen, aber zumindest in ihrem Teilsieg befriedigt, von dannen zieht, entdeckt Korvis in der Schlucht, in der er gestürzt ist, einen Atomschutzbunker. Und zwar genau den, der für den Präsidenten gedacht war, und der enthält einer Menge nützlicher Spielzeuge. Verkleidet in einem Strahlenanzug und mit einem Ghettoblaster bewaffnet, macht er sich nun auf, die Ungleichheit zwischen den Geschlechtern wieder aufzuheben…


Inhalt

Pope John Paul II listed this Engelbach as one of his favourite Victoria Barrett films.

(laut IMBb, aber ich wage das mal, gotteslästerlich wie ich bin, zu bezweifeln; und wenn doch, frage ich mich, welche Filme der alte Sack noch so in seiner Vatikans-Videothek stehen hatte)

Ihr merkt schon, AMERICA 3000 verwöhnt den geneigten Fan mit allem, was Dystopie und Endzeit anzubieten hat. Er fährt einen niedlichen Fantasie-Sprech auf, kehrt die gesellschaftlichen Verhältnisse um und verlagert das Geschehen in die Ödnis, was den Vorteil hat, dass der Dreh dort wenig Kulissen braucht und so nicht viel kostet und sich gleichzeitig eine atmosphärische passende, weil, äh, öde Umgebung anbietet. Wir haben einen Konflikt, sogar als Geschlechterkampf (das birgt natürlich jede Menge Potenzial, die der Film pflichtschuldigst liegen lässt; so wird etwa der Plan der bösen Frauen, alle Männer zu vernichten, an keiner Stelle hinterfragt), wir haben zwei klar definierte Parteien. Dazu gibt es das dramatische Grundgerüst, hier eine Dreier-Beziehung – Vena und Korvis müssen natürlich am Ende zusammenkommen, um den Konflikt beizulegen, Morha steht dem, als dritte im Hinterhalt, im Weg. Der Kniff, der den Knoten löst, ist die Entdeckung des Bunkers durch Korvis, der nun seinen Mannen wieder die Überlegenheit durch die dort gefundenen Waffen (sie finden auch Alkohol, was aber leider nur nebenbei abgefrühstückt wird) zurückerlangen. Und da Korvis eben kein fieser Eroberer, sondern ein sensibler Intellektueller ist, reicht er eher seine Hand in Frieden, als sie zum Angriff zu erheben. Ein netter Running Gag ergibt sich daraus, dass Korvis als einer der weniger (oder als einziger, ich hab das jetzt nicht so im Kopf) lesen kann, weswegen er bei jeder Gelegenheit und mit Freude der Lektüre nachgeht; als er im Bunker eine Laserwaffe mit Bedienungsanleitung findet, erstrahlt er und ruft freudig: „Ein neues Buch!“

Das ist alles soweit in Ordnung, das läuft quasi von selbst, und deshalb kann man AMERICA 3000 an sich auch recht schmerzfrei schauen. Doch wenn es an Sachen wie Endzeit oder Barbarei geht, das einzige, was den Produzenten der B-Liga (und da erging es eben den Amis nicht besser als den Italienern) fehlte, war eben die Kniste, um das auch nach was aussehen zu lassen. Denn wenn auch in Israel, dem Mutterland der Cannon-Betreiber Golan & Globus, gedreht wurde, haben sie natürlich selbstredend nicht tief in die Kriegskasse gegriffen, um ihrem Autor David Engelbach die Sache mit dem Filmdreh dort leichter zu machen. Aber gut, es ist Endzeit, da ergibt sich die Garderobe, sie muss nur verschlissen, erdfarben und knapp sein. Messer, Äxte und Speere, sowie Laserwaffen-Props aufzutreiben, war gewiss auch nicht das Problem, und eine Handvoll Pferde gibt es überall zu mieten. Es gibt sogar ein-zwei schnieke Indoor-Sets für den Bunker zu bestaunen. Die Action an sich ist auch okay, nichts was einen vom Hocker haut, aber auch nicht dilettantisch.

Allerdings sieht die Sache dann schon anders aus, wenn wir zur Besetzung schielen. Chuck Wagner, der kurz davor noch den AUTOMAN gab, ist tatsächlich gar keine schlechte Wahl. Er ist kein richtiger Schönling, aber auch kein Muskelprotz, den smarten Jungen von nebenan nimmt man ihm schon ab. Abgesehen davon spielen die Herren der Schöpfung ja eh keine wichtige Rolle, können also vernachlässigt werden. Die Damen sind es, die Kopfzerbrechen verursachen (nebenher auch die Frage, wo die in der Endzeit das Haarspray für ihre Frisuren herbekommen; das sind Frisuren, die sehen aus, als wären sie hart wie Beton). Ich empfand Laurene Landon schon in MANIAC COP nicht wirklich überzeugend, aber hier beweist sie genauso viel Ausdrucksvermögen in ihrer Mimik wie ein beliebiger Felsen, der die Kulisse säumt und sich seit tausenden Jahren nicht von der Stelle bewegt hat. Sie ist auch vollkommen charismafreie Zone, der gönnt man kein Happy End. Auch ihre Widersacherin, gespielt von Susan Giosa, ist nun keine Person, die einen groß scheren würde, aber zumindest ist sie adrett geschminkt. Als treue Kriegerin an Venas Seite steht Lakella, dargestellt von Victoria Barrett. Bei ihr hat man stets den Eindruck, sie würde glauben, dass sie hier als Model die neue Frühjahrskollektion auf dem Laufsteg vorführen würde. Den gleichen Eindruck hatte ich schon bei ihrem Auftritt in DREI ABGEBRÜHTE SUPERCOPS neben Robert Ginty. Sie dreht heute übrigens irgendwelchen Bibelkram.

Das ein großer Teil des Casts nicht taugt, würde ja eigentlich nicht ins Gewicht fallen, denn der Film nimmt sich selbst gar nicht so furchtbar ernst (einer der sympathischen Wesenszüge des B-Films der 80er). Doch leider entstehen durch die fehlende Dichte und Qualität der humoristischen Einsprengsel (die sich größtenteils auf kurze Passagen des Erzählers und den Fantasiesprech beschränken) Längen, zwar von kurzen Dauer, die aber in ihrer Häufigkeit dann doch unangenehm auffallen. Zwar hat es Engelbach scheinbar verstanden, dem Cannon-Motto nach, ökonomisch zu drehen (zwischenzeitlich soll sogar mal ganz das Geld ausgeblieben sein, sodass die Darsteller und Helfer einige Wochen ohne Bezahlung arbeiten mussten), aber darüber hinaus wusste er nicht, das beim Dreh zu improvisieren, was sein Drehbuch nicht vorher hergab. Hier gibt es nichts, womit diese Lücken zu füllen wären, keine eindrucksvolle Optik, kein charmantes Schauspiel (leider auch keine Erotik-Einsprengsel), keine Gags am Rande. Und da kommen wir zu dem Punkt, an dem man froh sein kann, wenn man nun nicht alleine den Film an diesen Stellen durchstehen muss. AMERICA 3000 ist wohl am ehesten für eine bierselige Runde von Trashfreunden tauglich. Also, falls sich jemand das bis hierhin gefragt hat, ja, der Film ist einer SchleFaZ- Behandlung tauglich, wenngleich er nicht soo scheiße ist, diese Bezeichnung zu verdienen.

AMERICA 3000 kam damals nicht in die hiesigen Lichtspielhäuser, erschien aber selbstredend als VHS beim zuständigen Cannon/VMP-Label. Später reichte die Billigklitsche Screen eine Version für Supermärkte im Pappschuber nach. Ältere Semester haben vielleicht auch die TV-Erstausstrahlung auf RTL im Jahr 1992 gesehen, das letzte Mal flimmerte der Film 2009 beim inzwischen eingegangenen Sender Das Vierte über den Bildschirm. Auf Amazon und in den Elektromärkten lässt sich auch problemlos eine DVD des Films erhaschen, die wohl ein Bootleg ist. Sie erschien unter der Rubrik „Filmklassiker erstmals auf DVD“, ein verantwortliches Label lässt sich weder auf der Hülle noch der Disc selbst finden. Inhaltlich dürfte sie eine Kopie der US-DVD von Shout! Factory darstellen (darauf lässt die beinahe identische Lauflänge schließen), bietet den Film im 1,33:1-Bildschirmformat und mit deutscher wie auch englischer Tonspur. Als Extra ist nur ein englischer Trailer von niedriger Auflösung enthalten.

Alles in allem ist AMERICA 3000 nicht vollends verhunzt, funktioniert zumindest in seinen Grundlagen. Streckenweise wird es leider etwas langweilig, weil er eben nicht viel mehr als seine dünne Geschichte zu bieten hat. Betrachtet man nun das Elendsbild, das viele Endzeit- und Barbarenfilme der 80er feilboten, kann man ihn allerdings als einen fast schon passablen Vertreter seiner Gattung bezeichnen. Für den Ottonormalverbraucher ist er sicher zu billig, zu einfallslos, zu unlustig und damit letztlich entbehrlich, hat er dem geneigten Fan von 80s-Trash mit den richtigen Frisuren, dem Geschlechterkampf der Oberflächlichkeiten und einiger rar gesähter Seitenhiebe auf die Reagan-Ära (die Liberalen sind die Guten, der Atomkrieg wurde durch einen Computerfehler im NORAD verursacht), der über dessen Schwächen hinwegsehen mag, doch ein wenig was zu bieten. Wer sowieso dem Endzeit-Film auf Gedeih und Verderb verfallen ist, kommt hier natürlich auch nicht vorbei.


BOMBEN-Skala: 6

BIER-Skala: 6


mm
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