All the Boys Love Mandy Lane

 
  • Deutscher Titel: All the Boys Love Mandy Lane
  • Original-Titel: All the Boys Love Mandy Lane
  •  
  • Regie: Jonathan Levine
  • Land: USA
  • Jahr: 2006
  • Darsteller:

    Amber Heard (Mandy Lane), Anson Mount (Garth), Michael Welch (Emmet), Aaron Himelstein (Red), Edwin Hodge (Bird), Whitney Able (Chloe), Luke Grimes (Jake), Melissa Price (Marlin), Adam Powell (Dylan)


Vorwort

Sie ist das unerreichbare Objekt der Begierde der kompletten testosterongesteuerten High-School-Belegschaft – Mandy Lane. Zum allgemeinen Entsetzen gibt sich die holde Jungfer aber ausschließlich mit dem Loser Emmet ab. Bei einer Pool-Party gelingt es Emmet, den lokalen Football-Jock Dylan zu einer Mutprobe zu überreden. Im Irrglauben, Aktionen fortgeschrittener Geistesschwäche könnten Mandy Lane imponieren, hopst Dylan vom Dach seiner Bude in den Pool. Zumindest größtenteils, für den Hinterkopf hat’s nicht mehr ganz gelangt. Fatal, fatal… 9 Monate später hat sich nicht viel geändert. Mandy Lane ist immer noch die umschwärmte, aber abweisende Schönheit, nur Emmet ist mittlerweile auch bei ihr abgemeldet. Um so mehr überrascht es Red (Marke Kiffer-Hippie), dass Mandy sich breitschlagen lässt, mit seiner Clique auf seiner Ranch (bzw. der seines Dads) ein ausgelassenes Wochenende zu verbringen. Man (d.h. neben Red und Mandy Quoten-Neger Bird, official asshole Jake sowie Blonde Bimbo Chloe und „fat girl“ Marlin) amüsiert sich mit Tontaubenschießen, Saufen, im Seeplantschen und Kiffen. Ein wachsames Auge auf die Aktivitäten der Jungdeppen hat „Ranchhand“ und Maskulinitätsmonster Garth. So gehen die Dinge ihren Gang (und sie gehen… und gehen… und gehen), bis kurz vor dem Entschlafen des Publikums (sorry, wenn ich der Kritik vorgreife) tatsächlich der böse Slasher-Killer auftaucht und sich ans metzelnde Werk macht.


Inhalt

Wie man der vergleichsweise lustlos hingerotzten Inhaltsangabe entnehmen mag, entwickelte sich „All the Boys love Mandy Lane“ trotz allem Vorab-Hypes und massiven Pushings seitens der Festivalleitung („einer der drei besten Filme“) zu DER großen Enttäuschung des diesjährigen FFF-Jahrgangs. Jonathan Levines Debütwerk kann sich stolz ans Revers heften, einer der belanglosesten, unkreativsten und langweiligsten Teenieslasher seit Erfindung des Genres zu sein.

Das Beste am Script von Drehbuchdebütant Jacob Forman ist zweifellos der Titel (der hätte einen guten Film verdient) – ansonsten spult der Streifen die gängigen Klischees in einer Gemütsruhe, die selbst leidenschaftlichen Tarkovsky-Fans ermüdend vorkommen sollte, ab, dass man irgendwann beinahe vergessen hat, nominell einem Horrorfilm beiwohnen zu dürfen. Es ist zweifellos richtig, dass der Große Ahnherr (TM) aller Slasher-Filme, der gute alte „Halloween“ sich auch ’ne gute Stunde bis zum Metzel-Part Zeit ließ, aber Levine ist kein Carpenter. Das Script taugt einfach nichts – viel zu lange passiert nichts, wenn’s passiert, ist es wahlweise dumm oder unspektakulär. Die wenigen witzigen Ideen werden glatt von den einfallslosen Baukasten-Figuren k.o. geschlagen, die dummes Zeug labern, dummes Zeug tun und sich generell so aufführen, als hätte es noch keine einzigen Teenieslasher gegeben. Der großartige „Plottwist“ kommt zwar überraschend (aber ich meine, sowas ähnliches schon mal gesehen zu haben, weiß bloß grad nicht, wo), steht aber, wenn ich mal sagen darf, auf äußerst tönernen Füßen (SPOILER SPOILER SPOILER: Die Identität des primären Killers wird schon früh aufgedeckt – nicht, dass es sich dabei um eine Überraschung handeln würde, mehr als einen Verdächtigen baut der Film ja gar nicht erst auf -, aber gen Ende erfahren wir, dass er einen Komplizen hat, nämlich niemand anderes als … Mandy Lane. Welche Motivation dahintersteckt, bleibt vollkommen diffus. Die Psychologie hinter diesem Twist muss ein Albino-Eichhörnchen ausgeknobelt haben). Dazu kommen einige der deppertsten Szenen der gesamten Slasher-Geschichte, wobei ich exemplarisch die wohl längste „ich lauf auf dem Feldweg vor dem Auto, in dem der Killer sitzt, anstelle mich in die Büsche zu schlagen“-Sequenz (eine Meile) aller Zeiten und, mein ganz besonderer Liebling, folgende Szene anführe (sicherheitshalber SPOILER-Warnung, aber wegen mir könnt Ihr das ruhig lesen). Da sind also zwei unserer lieben Teenager aus der Ranch entkommen, den Killer hart auf ihren Fersen, entdecken die liebevoll drapierten Leichen zweier ihrer Freunde am Wegesrand und sind sprichwörtlich drei Schritte vom Auto, das sie in Sicherheit bringen kann (und die ist in Form einer lebhaft befahrenen Hauptstraße keine 500 Meter weit weg) – was also tun? Klar, sich gegenseitig die Zungen in die Münder stecken. An dieser Stelle brach das Kino kollektiv in einen „mit dem Scheiß könnt ihr uns doch nicht ernsthaft kommen“-Stoßseufzer auf. In einer Genreparodie wär das ja okay, aber „Mandy Lane“ meint sich leider todernst (so ernst man einen Teenieslasher heutzutage noch nehmen kann). Da fällt einem echt nix mehr ein.

Handwerklich ist das alles ganz anständig gelöst – no objections here; allerdings sei angemerkt, dass Levine sich (in totaler Verkennung des Inhalts seines Films) um einen rauen 70er-Jahre-Grindhouse-Stil bemüht, die grobkörnige Kamera mag nicht so recht zu dem kaum schockenden, nie sleazigen Prozedere passen. Die Kameraführung reißt ansonsten keine Bäume aus, der Schnitt bebt nicht vor Innovation, aber das Tempo des Streifens ist derart lahmarschig, es ist nicht mehr feierlich (und wenn man halt „Charakteren“ zukucken muss, die die Vokabel nicht wert sind, weil sie nur Abziehbilder all jener Teenieslasherhohlbratzen sind, die man schon vor zehn Jahren nicht mehr leiden konnte, wird die Angelegenheit noch viel viel zähflüssiger). Wenn das Metzeln mal in Fahrt kommt, entwickelt sich tatsächlich leidlich Spannung (aber den Part kann man höchstens völlig versauen, wenn man hirnloser deutscher Amateurspläddaproll ist), sofern das Script nicht wieder eine Bräsigkeit oben geschilderter Kategorie auspackt. Schade ist es um einen wunderschön zusammengestellten Soundtrack, der erfreulicherweise mal NICHT aus gängigem Alternative Rock oder Kommerzpunk zusammengestellt wurde. Wenn’s davon ’ne CD gibt, ich würd‘ glatt koofen.

Was Kills und Härten, die Essenz eines Splatterfilms (neben dem obligatorischen Satz Möpse, der in diesem Falle von Whitney Able vor die Kamera gehalten wird), angeht, bekleckert sich „Mandy Lane“ auch nicht mit Ruhm. Der Killer geht gerne mal mit der ordinären Schrotflinte vor (als „Slasherwaffe“ aus nachvollziehbaren Gründen in der bisherigen Filmgeschichte eher unterrepräsentiert) und vollzieht eine der am schlechtesten umgesetzten Gewaltaktionen, die ich mitanblicken durfte (er zieht einem Opfer ein Messer über die Stirn, was zur Folge hat, dass selbiges plötzlich erblindet… wer jemandem die Augen ausstechen will, sollte halt nicht drei Zentimeter drüber ansetzen… stöhn). Die allergrößten Ruppigkeiten werden brav ausgeblendet, so dass auch dem Splatterfreak und Gorehound nichts von Memorabilität entgeht. Forget it.

Positiv zu bemerken ist der sympathische Cast, der sich alle Mühe gibt, gegen seine doofen Charaktere anzukämpfen – der Kampf ist freilich aussichtslos, weil ein Schauspielerkollektiv aus DeNiro, Pacino, Helen Mirren und Co. keine Chance gegen dieses Script hätte. Anson Mount (Garth) kennen wir aus „Urban Legends: Final Cut“, Poolhall Junkies und dem letztjährigen FFF-Heuler „Snoop Dogg’s Hood of Horror“, Amber Heard war in „Drop Dead Sexy“ und „Alpha Dog“ am Werk, Michael Welch zierte den regulären Cast von „Joan of Arcadia“ und hatte eine kleine Rolle in „Star Trek: Insurrection“, Aaron Himelstein (der seine Sache als Red wirklich ausgezeichnet macht) gehörte ebenfalls zur „Joan of Arcadia“-Belegschaft und hatte seinen bislang wohl größten Kinoauftritt als „junger Austin Powers“ in „Goldmember“. Edwin Hodge amtierte u.a. in „National Lampoon’s Dorm Daze“. Einen guten Eindruck hinterlässt auch Melissa Price (was man alles „fett“ nennt… tsk). Die jungen Akteure empfehlen sich nach Kräften für bessere Rollen – vielleicht wird aus dem ein oder anderen noch mal was…

Ich bin, um zum Schlusswort zu kommen, weil ich „Mandy Lane“ nicht wirklich mehr Platz einräumen möchte als unbedingt nötig ist, nicht so fies wie ein FFF-Besucher, der sich herzlich wünschte, Jonathan Levine möge nie mehr einen Film drehen. Die Hauptschuld am „Mandy Lane“-Desaster trägt Autor Jacob Forman, der alle Versatzstücke des Slashergenres in den Mixer steckte, einen unglaubwürdigen Plottwist Marke Shalalamadingdong drantackert und hofft, daraus würde sich automatisch ein unterhaltsamer Film ergeben. Pustekuchen. „Mandy Lane“ bringt dem geneigten Zuschauer leider nur eine Stunde Langeweile garniert mit dreißig Minuten doofem Slash’n’Stalk der dritten Liga. Dass Krempel wie dieser (wenn auch mit zwei Jahren Verspätung) 2008 sogar noch einen Kinostart in Deutschland bekommen wird, lässt mich einmal mehr an der Zurechnungsfähigkeit der Filmverleiher zweifeln. Nicht mal als DVD-Premiere könnte dieser Bauchklatscher eine Existenzberechtigung haben. Da kommen einem die „Urban Legend“-Sequels auf einmal richtig knorke vor…

2/5

(c) 2006 Dr. Acula


mm
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Danny Doom
Danny Doom
26. April 2017 13:54

Hey,
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