All Cheerleaders Die

 
  • Deutscher Titel: All Cheerleaders Die
  • Original-Titel: All Cheerleaders Die
  •  
  • Regie: Lucky McKee, Chris Sivertson
  • Land: USA
  • Jahr: 2013
  • Darsteller:

    Caitlin Stasey (Mäddy Killian), Sianoa Smit-McPhee (Leena Miller), Brooke Butler (Tracy Bingham), Tom Williamson (Terry Stankus), Amanda Grace Cooper (Hanna Popkin), Reanin Johannink (Martha Popkin), Nicholas S. Morrison (Ben), Leigh Parker (Manny), Jordan Wilson (Vik), Felisha Cooper (Alexis), Michael Bowen (Larry)


Vorwort

Blackfoot High School – Mäddy (nur echt mit Metal-Ümlaut) dreht eine Videodokumentation über ihre Freundin Alexis, die Oberhaupt der Cheerleader-Squad der Schule (den „Bitches“, denn das Football-Team heißt „Dogs“. Urk) und Gspusi des Mannschaftsstars Terry ist. Leider landet Lexi bei der Vorführung eines besonders wagemutigen Cheermoves aus signifikanter Höhe vertikal auf dem Dez und verscheidet auf dem grünen Rasen.

Drei Monate später ist die Anstandstrauerfrist vorbei und blonde bimbo Tracy, die sich unbürokratisch sowohl den Vorsitz der Cheersquad als auch die Position als Terrys Betthase gesichert hat, hält try-outs für den durch Lexis terminale Unpässlichkeit vakanten Posten im Team. Zu allgemeiner Überraschung turnt auch Mäddy vor und erweist sich als recht begabt. Schwuppdiwupp ist sie in der Squad und hat mit Tracy, der gottesfürchtigen Martha und Hanna, Marthas kleiner Schwester, die das Schicksal damit gestraft hat, im Furry-Hundekostüm Maskottchen spielen zu müssen, einen neuen Freundeskreis. Diese Persönlichkeitsänderung wiederum irritiert Leena, die örtliche lesbische Wicca-Hexe (urkurk), die schwer in Mäddy verschossen ist.

Was allerdings außer Mäddys Videotagebuch niemand weiß – Mäddy ist undercover unterwegs, um Tracy und speziell Terry das letzte High-School-Jahr gründlich zu ruinieren. Der Plan ist simpel, aber effektiv; schnell hat sie Tracy den Floh ins Ohr gesetzt, dass Terry sie mit einer x-beliebigen anderen Schlampe betrogen habe und mit ein wenig sanftem Druck serviert Tracy den Knaben vor versammelter Cheer- und Footballclique ab. Terry reagiert wenig gentlemanlike und poliert Tracy die Visage. Da niemand aus Terrys Team es wagt, gegen ihn die Flosse zu erheben, gehen die Mädels per Auto stiften; der rachehungrige Terry bläst zur Verfolgung. Es kommt, wie’s bei Frauen am Steuer kommen muss – Martha lenkt die Damenkalesche quer durch die Leitplanke, einen Abhang hinunter und in einen Fluss. Die Herren der Schöpfung, bis auf Quarterback Vik, der sich aber nicht durchsetzen kann, verweigern Hilfeleistung und so kann Leena, die kurz zuvor beobachtet hat, wie Tracy und Mäddy es miteinander getrieben haben, am Boden zerstört ist und die Verfolgungsjagd nur zufällig mitbekommen hat, nur noch vier Leichen aus dem Wagen bergen.

But when you least expect it – magic happens! Zum ersten Mal klappt eins von Leenas Wicca-Ritualen, ihre Zauber-Steine bringen die Verunglückten ins Leben zurück. Natürlich gibt es kleinere Komplikationen – Martha und Hanna haben ihre Körper getauscht (weil Hanna, verknallt in Marthas platonischen Boyfriend Manny, dies sich bei einem anderweitigen Wicca-Ritual gewünscht hat) und, akut gravierender, die Wiedergängerinnen haben Hunger, und wie sich das für ordentliche Untote gehört, nicht auf Knäckebrot und Milch, sondern menschliches Blut. Leenas Nachbar Larry ist der erste, der’s ausbaden darf.

Am nächsten Tag stellen die Football-Jocks verblüfft fest, dass die vermeintich ersoffenen Mädels quicklebendig in der Schule aufkreuzen und gute Miene zum bösen Spiel machen. Doch als Terry den bis auf den letzten Blutstropfen ausgesaugten Ben in dessen Kiffer-Van findet, macht er sich schnell die Rechnung auf, dass die Girls sich zu rächen gedenken. Wer zuerst rächt, rächt am besten, denkt sich Terry und geht in die Offensive…


Inhalt

Fantasy Film Fest. Ich weiß nicht, wie’s Euch geht, aber für mich ist Glanz und Glorie dieser drei Worte in den letzten Jahren ein wenig abgeblättert – wiewohl ich nicht grundsätzlich dagegen opponiere, dass auch Filme aus nicht-fantastischen Genres gezeigt werden, bin ich von der schieren Anzahl schnöder Krimis, Thriller und Dramen im Programm mittlerweile ein wenig angenervt. Ich weiß, dass Rosebud da gerne das Problem heranzieht, vorzeigbare Genrefilme in ausreichender Zahl aufzutun, aber ich sehe ehrlich gesagt lieber einen richtig verhunzten Horrorfilm als einen durchschnittlichen Krimi. This being told raffe ich mich 2014 doch wieder auf, ein Mikro-Programm von sieben Filmen auf dem FFF durchzuziehen, wobei meine Filmauswahl primär auf Spaß- und Horrorfaktor abstellte. Exempel Nummer 1: „All Cheerleaders Die“.

Den setzte ich – neben dem auf launig-doofen Retro-Slasher schließen lassenden Titel -hauptsächlich wegen Lucky McKee auf meine Liste. May – Schneiderin des Todes war einer der intelligenteren Horrorfilme der letzten Dekade und „Sick Girl“ gehörte zu den besten Episoden der qualitativ recht launischen Anthologieserie Masters of Horror. Bei beiden Werken stellte er unter Beweis, ein Händchen für empathische Außenseiter-Portraits zu haben und das sollte sich bei einem High-School-Film ja eigentlich gewinnbringend einsetzen lassen.

Da gibt’s aber zwei Probleme – zum einen ist „All Cheerleaders Die“ kein reiner Lucky-McKee-Film, der Maestro teilt sich die Aufgabe mit Chris Sivertson, den die Welt hauptsächlich als geistigen Vater des allgemein verlachten und mit Razzies überschütteten Lindsay-Lohan-Schwanks „Ich weiß, wer mich getötet hat“ kennt; nicht gerade die eindrucksvollste Visitenkarte. Zudem ist der Streifen das Remake eines Ultra-Low-Budget-Films, den die beiden Herrschaften 2001 unter weitgehendem Ausschluss der Öffentlichkeit herausbrachten. Und sind wir ehrlich – nicht jede Idee, die wir als Mittzwanziger für genial hielten, klang fuffzehn Jahre später noch super.

Aber lassen wir uns überraschen – auch wenn’s nur anspruchsloser Funsplatter werden sollet, ist das ja für’s FFF wie gemacht. Doch wiewohl „All Cheerleaders Die“ – bei dem Titel kein großes Wunder – auch (ggf. schwarz-) humorige Elemente aufweist, kriegen Drehbuch und Film irgendwie nie die Kurve in eine klare Richtung. High-School-Drama, Rachegeschichte, übernatürlicher ZomCom-Horror und brutale Psychopathenstory verbinden sich nie zu einer wirklich runden Story. Es ist halt tatsächlich so eine unausgegorene Idee von jungen Genrefans, die wahrscheinlich etwas zu lang vor’m „Buffy“-Marathon hockten und alles an Einfällen in ihr Script packten, was ihnen grad durch die Synapsen schoss, ohne gesteigert darauf zu achten, ob das in einen logischen Zusammenhang zu bringen ist. Dabei sind einige der Ideen nicht schlecht – allein schon aus dem Konzept, dass Mäddy (dieser Name bringt mich um) die Cheersquad infiltriert, um aus Rachegelüsten (deren eigentliche Motivation erst sehr spät in einem erklärenden Flashback aufgedeckt wird) Cheergirls und Footballjocks gegeneinander auszuspielen, hätte man ein potentes Thrillerdrama machen können, das – in Fortschreibung der bewährten McKee’schen adoleszenten jungen Frauen-Charaktere – an der oberflächlichen, sportfixierten Welt des US-Schulsystems hätte kratzen (Skandale, wonach Schulleitungen Schüler, die für die jeweiligen Sportprogramme als unentbehrlich eingeschätzte werden, vor Strafverfolgung bei sexuellen Übergriffen schützt, sind ja zahlreich), vielleicht einen „Heathers“ für’s 21. Jahrhundert basteln können. Und selbst mit dem übernatürlichen Zombie-Aufhänger wäre da noch böse-satirisches Potential da gewesen.

McKees und Sivertsons Problem ist, dass sie *selbst* wahnsinnig oberflächlich bleiben, ergo also keinen Deut besser sind als die, die sie augenscheinlich zu karikieren gedenken. Alle Charaktere sind entweder totale Klischeefiguren (die blonde Cheerleaderin, die Goth-Hexe, das Sport-Arschloch) oder völlig unterentwickelt (die eigentlich ganz interessante Schwestern-Beziehung zwischen Martha und Hanna wird letzlich nur für ein paar Gags gebraucht, und dass Martha „gottesfürchtig“ ist, muss man einfach deswegen glauben, weil sie eine Bibel mit sich rumschleppt. Hindert sie nicht daran, sich in sexy outfits zu werfen und als Cheergirl aufreizende Gymnastik zu betreiben; besonders schlimm ist das aber im Hinblick auf Terry [einziger Charakterzug: Arsch] und seine Entourage [Charakterzüge: Kiffer, verhinderter Sexmaniac, der etwas nettere Typ und der, der immer mit rumhängt, aber keine Eigenschaften hat]. Und eine Faustregel lautet nun mal: it’s hard to care for characters you’re given no reason to like – dabei wäre es nicht so schwer gewesen, den FIguren etwas mehr Substanz zu geben (es klappt nur einigermaßen bei Mäddy, deren bis dahin ziemlich unklare Motivation durch die Flashback-Sequenz deutlich wird).

Insgesamt eher abtörnend ist auch der uneinheitliche Tonfall des Films – ja, er hat eine Handvoll guter Gags, aber nicht in der Menge, dass ich den Streifen wirklich als „Funsplatter“ durchgehen lassen würde. Er bleibt lange zurückhaltend, was graphische Gewalt angeht, nur um im Schlussakt zu einem wirklich nur als „mean-spirited“ zu bezeichnenden Splatter- und Gorefest zu werden (FX courtesy by Robert Kurtzman) – wobei auch nicht hilft, dass (SPOILER) Terrys Wandlung vom prototypischen High-School-Arschloch zum blutrünstigen Vollzeitpsychopathen arg gedrängt erscheint.

Immerhin – der Film ist flott auf den Hufen und wird nicht wirklich langweilig, allerdings ist es auch ein Film für Freunde des hysterischen Kreischens (nix gegen ’ne gute Scream Queen, aber so exzessiv wie das hier betrieben wird, grenzt es an Ohrenfolter). Kameraarbeit und Schnitt sind unspektakulär, die musikalische Untermalung recht nett (der Soundtrack pendelt zwischen Hip Hop, Alternative und EDM). Die FX sind ordentlich ruppig, wobei sich einmal mehr bestätigt – am „härtesten“ wirkt Lexis Unfall, den wir ungraphisch aus der Sicht einer halbverwackelten Handkamera serviert bekommen. Over-the-top-Gore bedeutet eben nicht automatisch over-the-top-Erschrecken.

Der Cast… naja, er gibt sich Mühe (mal abgesehen davon, dass wie üblich alle Darsteller mindestens fünf bis acht Jahre zu alt für High-School-Schüler sind). Rühmliche Ausnahme ist Hauptdarstellerin Caitlin Stasey (wie viele Castmitglieder aus Australien stammend und durch den schauspielerischen Durchlauferhitzer „Neigbours“ gegangen – mittlerweile war sie auch im Aaron-Eckhart-Flop „I, Frankenstein“ dabei), die diesen gewissen junge-Sandra-Bullock-nice-girl-from-next-door-Charme mitbringt, auf den ich bekanntlich abfahre (und demzufolge durchaus voreingenommen sein könnte). Sianoa Smit-McPhee (ebenfalls aus Australien, ebenfalls in „Neighbours“ gewesen und Ensemblemitglied bei „Hung“) leiert als Hexe Leena eine ziemlich uninspirierte (und demzufolge auch unsympathische) 08/15-Wiccaklischeevorstellung herunter (das ist besonders enttäuschend für einen McKee-Film, der ansonsten ja mit gesellschaftlichen Outsidern umzugehen und die Darsteller entsprechend anzutreiben weiß), Brooke Butler tut uns zumindest den Gefallen, eine ganze Weile nur mit Slip und BH bekleidet rumzulaufen (und das nicht schlecht, ehm), ansonsten ist das aber auch nur eine typische BImbo-Performance. Eine kleine Entdeckung ist wenigstens Amanda Grace Cooper als Hanna-cum-Martha, wohingegen ihre Filmschwester Reanin Johannink (Namen haben die Leute) recht blass bleibt. Allerdings fahren alle Miezen (die auch alle mindestens mal in sexy cheer outfits zu sehen sind, lediglich Marthas Charakter zeigt auch mal Brüste. Ob das ihre eigenen sind, wage ich zu bezweifeln, wie die Szene geschnitten ist…) allesamt noch deutlich besser als die Jungs, die ich allesamt als schauspielerische Leichtgewichte ohne große Zukunft klassifizieren möchte. Gerade Tom Williamson als Haupt-Bösewicht Terry ist eine glatte Niete, dem jegliches Charisma für die Rolle (laut der er ja der große Zampano der Schule sein soll) abgeht. Nicholas S. Morrisons Kiffer-Ben nervt ausschließlich, Leigh Parker und Chris Petrowski sind ebenso farblos wie Jordan Wilson. Mit Michael Bowen (Buck aus „Kill Bill“) gibt’s einen Gaststar – seine kurze Szene als Nachbar, der Untotenfutter wird, ist richtig lustig.

Fazit: „All Cheerleaders Die“ ist die Sorte Film, die man normalerweise aus einem 5-für-20-Euro-Regal bei Drogenmüller oder einem amazon-Sonderangebot mitnehmen würde – nicht offensiv *schlecht*, aber eine recht uninspiriert zusammengebraute Melange aus nicht wirklich kompatiblen Einzelelementen (wobei ich dabei ganz besonders den brutalen, stimmungstötenden Splatterpart zum Ende hin meine). Von Lucky McKee bin ich deutlich interessanten und intelligenten Umgang mit Außenseitercharakteren gewohnt, ganz geschweigen von einem besseren Gespür für Stimmungen und FX-Einsatz. Schiebe ich die Schuld halt mal ganz entspannt auf Sportskamerad Sivertson und verbleibe mit dem Ratschlag, dass Horror-Allesseher sich nicht langweilen werden, aber Kinobesuch oder DVD-Vollpreis rentiert die Sache nicht…


mm
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