Alien Warrior

 
  • Deutscher Titel: Alien Warrior
  • Original-Titel: Alien Incursion
  • Alternative Titel: Killeraliens | Horror Aliens - Eaten by Aliens | Alien Ops: Incursion | Incursion |
  • Regie: Jeffrey Scott Lando
  • Land: USA
  • Jahr: 2006
  • Darsteller:

    Kiara Hunter (Ranger Kelly Jones), Tom O’Brien (Stucker), Ken Roberts (Harry Jones), Kristina Copeland (Cheryl), Holly Dignard (Honey), Grayson Hosie (Jack), Sean Whale (Trey), John Shaw (Claude), Jaida Hay (Terri), Samantha McLeod (Sam), Mike Coleman (Bobby)


Vorwort

Irgendwo in den amerikanischen Wäldern geht ein Meteorit runter und pulverisiert dabei einen naturbegeisterten Wandersmann. Dessen Kollege hat nicht viel Zeit zum Trauern, wird er doch von einem per Anhalter mitgefahrenen Alien-Parasiten attackiert…

Etwas später treffen drei mehr oder weniger distinguierte Gruppen aufeinander – ein Trio munterer Holzhackerbuam namens Jack, Trey und Slade, Waldranger Kelly Jones mit einer Touristen-Wandergruppe, bestehend aus den Flitterwöchnern Claude und Cheryl sowie den Teenie-Tussen Honey, Terri und Sam, sowie ein Rudel übellauniger Soldaten unter der Leitung des leicht psychotischen Stucker. Letztgenanntes Team ist natürlich nicht aus Jux und Dollerei unter die Waldläufer gegangen, sondern weil es den außerirdischen Schmufix neutralisieren und die von ihm infizierten Erdlinge (klare Sache, wer vom extraterrestrischen Regenwurm gebissen wird, der hat selbigen umgehend in der Blutbahn und wird wenig später glückliche Mutter eines knuffigen Chestbursters) isolieren soll. Außerdem treibt sich noch Kellys entfremdeter Waldschrat-Vater Harry in der Gegend rum und erzählt jedem, der’s nicht hören will, insbesondere seiner Tochter, seine wüsten UFO-Verschwörungstheorien. Dieses Mal hat er halt ausnahmsweise mal Recht…

Während Holzfäller Slade als erster seinem Parasiten zum Opfer fällt, Sam und Claude sich unwissend mit dem Alien-Kroppzeuch infizieren und Kelly planlos durch die Gegend läuft, stoßen Jack und Trey auf die Soldaten, die nur für die allernötigste Zeit (sprich: bis alle wieder beieinander sind) die Maskerade Aufrecht erhalten, sie seien hier, um zu helfen. Vielmehr sind Stucker und seine Leute nur zu bereit, jeden, der vom wilden Alien gebissen wurde, über den Haufen zu ballern, außer vielleicht Claude, weil’s ganz witzig wäre, für Laborzwecke ein lebendiges Alien einfangen zu können. Zu Kellys Leidwesen scheint auf einmal ihr bekloppter alter Herr und seine mit allen lebensnotwendigen Survival-Zutaten (insbesondere Knarren, Knarren und noch mehr Knarren) die letzte Hoffnung ihrer kleinen Truppe zu sein…


Inhalt

Jesus-friggin‘-Christ. Nach dem zweifelhaften Genuss von The Bug – Aufstand der Insekten stehe ich sicherlich nicht im Verdacht, umgehend dem Jeffery-Lando-Fanclub beitreten zu wollen, aber, verdammich, ich hatte doch die dezente Hoffnung, dass Lando, wenn er sich schon nicht verbessern kann (was so schwer auch wieder nicht gewesen wäre), zumindest sein einmal erreichtes Level hält… Boy, was * I * wrong…

„Alien Incursion“ (die deutsche Titelübersetzung macht aus dem „feindlichen Einfall“ einen schlichten „Krieger“) beweist eindruckslos, dass man auch in den Vereinigten Staaten sogenannte „Filme“ drehen kann, in denen irgendwelche Pappnasen hysterisch durch den Wald rennen und one-by-one niedergemacht werden. Das kann man möglicherweise nicht verhindern (funktioniert ja hier auch nicht), muss aber nicht unbedingt noch nach Deutschland importiert werden – wir haben genügend eigene Nixkönner, die uns mit derartigen „Plotten“ auf den Sack gehen. Und da Mr. Lando zu seinem Pech schon mindestens einen Film fertiggebracht hat, der verdächtig nach professioneller, wenn auch billiger, Arbeit aussieht (den erwähnten „The Bug“) bin ich nicht mal gewillt, ihm den üblichen „Amateur/Independent“-Bonus zu geben. Pech, Keule.

Und so kann ich ohne weiteres ausführen, dass „Alien Incursion“ ein echter Drecksfilm ist, für dessen Existenzberechtigung mir nicht die allerkleinste Ausrede einfällt. Ausnahmslos alles an „Alien Incursion“ ist unterstes Niveau, bzw. wird sogar von ambitionierteren deutschen Amateurschmodderanten mühelos übertroffen.

Die Geschichte? Geschenkt… kann man als Cabin Fever meets „Alien“ meets „Predator“ zusammenfassen und hat dann auf Anhieb schon mal drei Filme genannt, die man sich lieber zum dritten, achten und hundertsiebzehnten Mal ansehen sollte als „Alien Incursion“ glotztechnisch zu entjungfern. Der grandiose „Twist“ der „Story“ ist natürlich, dass das böse Militär bzw. der erzböse Stucker noch bösartiger ist als das böse Alien und seinen Teil zum Bodycount beiträgt. Ham wa ja auch noch nie gesehen…

Charaktere sind nicht vorhanden – außer Kelly und ihrem Papa hat sowieso niemand Background (zwar deutet der Film an, dass Papa Jones und Stucker sich aus der Vergangenheit kennen – und sich seitdem nicht unbedingt Weihnachtskarten schicken -, aber über die Hintergründe lässt man uns im Dunkeln tappen), das Kanonenfutter ist ebensolches (nicht mal das „final couple“, huch-hab-ich-was-verraten, hat irgendwelchen Hintergrund), selbst der oben geschilderte Umstand, Kelly führe eine Wandergruppe, ist eine reine Vermutung meinerseits (nur das Flitterwochenpaar darf sich ein wenig gegenseitig ankotzen).

Immerhin kommt der Streifen nach nur wenig „campfire-Romantik“ (bei der erstaunlicherweise keine Gruselgeschichten erzählt werden) relativ zeitig in die Strümpfe; ist aber auch kein Wunder, da der Film keinen Plot hat, von dem er wüsste, muss er sich halt notgedrungen auf die Dezimierung des Casts beschränken. Das tut er auf die dämlichst-möglichste Weise mit fußnägelaufkräuselnden Dialogen (mein Highlight: Cheryl berichtet über Treys Tod von Monsterhand: „Er ist von uns gegangen!“), die durch die hanebüchene deutsche Übersetzung nicht besser, nur hysterischer werden, da das Synchronbuch offenbar von einem gehirnfritierten Vollpansen erstellt wurde, der vermutlich „dead end“ auch mit „totes Ende“ übersetzen würde. Beispiele gefällig?

„Lass uns über die Vorwürfe reden, die du mir vorwirfst.“
„Der Ranger war schon da. Das Funkgerät ist ausgefallen und möchte nicht, dass jemand geht.“
„…als wir Slades toten Körper gefunden haben…“
„Zielt über den Punkt eures Fingers!“ (The point of your finger ist halt doch nicht der „Punkt“ des Fingers, gell?)

Dazu kommen noch herzige Aussprachefehler des Synchro-Casts wie „er legt Wert auf seine Privatfähre“ (gemeint ist natürlich die „Privatsphäre“).

Eine weitere Todsünde des billigen Horrormülls begeht „Alien Incursion“ sogar regelrecht inflationär – Namedropping von größeren, schöneren, bekannteren und intelligenteren Filmen. Namentlich erwähnt werden von unseren liebenswerten Charakteren: „American Werewolf in London“, „Predator“, „Stirb langsam“, Evil Dead und „Night of the Living Dead“. Mit denen (sogar mit „Evil Dead“, ähm) könnte man sich sicher ’nen schönen Abend machen, mit „Alien Incursion“ … eher nicht.

Denn der Rest abseits des, äh, „Scripts“ (verfasst von Jeff O’Brien, der auch „The Bug“ schrob und entsetzlicherweise das überflüssige „La Bête“-Remake schreiben darf) ist genauso amateurhaft-primitiv. Die Kameraführung ist einfallslos bis unkonzentriert, der amerikanische Laubwald selbstredend optisch ungefähr ebenso aufregend wie der durchschnittliche deutsche Baumbestand, die „Ausstattung“ lachhaft (der superspeziale Geheimtrupp der Armee bedient sich Funkgeräten, die jeder Landser vor Stalingrad wg. Veraltung weggeworfen hätte, und die Wummen sehen aus wie von Toys’R’Us, wo sie vermutlich auch herkommen), die CGI-Creature-Effekte sind tatsächlich NOCH wesentlich schlechter als bei „The Bug“ (wo sie, wir erinnern uns, schon beschissen waren) – lowlight ist sicherlich die Szene, in der Trey bei lebendigem Leib von einem der Monster gefressen wird – und die wenigen Momente, in denen sie durch physische Props ersetzt werden, steigern das Niveau auch nicht.
Dramaturgisch ist alles natürlich für die Füße, weil Lando mit tödlicher Präzision die wenigen Charaktere, die überhaupt ansatzweise so etwas wie greifbare Facetten haben, vor dem Showdown abserviert und sowieso die Chuzpe besitzt, seinen Mistfilm auch noch als einzige gigantische Rückblende zu inszenieren (wir steigen mit der Showdown-Verfolgungsjagd ein, blenden an einer beliebigen Stelle derselben aus und machen „zwei Tage früher“ weiter). Der Showdown selbst ist ein (schlechter) Witz (zwei-drei Kugeln in den Kopf eines Monsters von den Ausmaßen eines kleinen Einfamilienhauses und die Rübe des Dings explodiert? Was verschießen die da? Nuklearsprengsätze?).

Auch wenn solche Kackfilme normalerweise durch kübelweise Blut und Gedärm „aufgewertet“ werden, brauchen sich Gorehounds den Mist nicht auf die Einkaufsliste zu schreiben. Mehr als ein paar pseudoeklige Eingeweide als Leichenteile und der immerhin doch einmal durchgezogene Chestburster-Effekt (von minderer Güte, aber wen überrascht das?) wird nicht geboten, und dann hat noch nicht mal eines der zahlreichen verfügbaren weiblichen Ensemblemitglieder die Höflichkeit, aus den Klamotten zu steigen (da die Attraktivität der Geräte sich aber auch im Kontext billiger Horrorheuler im durchschnittlichen Bereich hält, hat man da wohl auch nicht viel verpasst).

Die Schauspielerei ist angesichts der lustlosesten Pornosynchro seit langem eigentlich nicht fair zu beurteilen (wir kennen den Deal – wir haben eh weniger Sprecher als sprechende Figuren, was bedeutet, dass für die „älteren“ Charaktere die gleichen Sprecher mit verstellter „tiefer“ Stimme quasseln, was sich erheblich wesentlich weniger realistisch anhört als „Die Schlümpfe“). Aber ich wage die Vermutung, dass es auch im O-Ton mit den darstellerischen Leistungen nicht weit her ist. Top-Star im Cast ist Kiara Hunter, ehemals Miss Canada (die müssen früher mal echt niedrige Standards gehabt haben), Nationalteam-Schwimmerin und funk- und fernsehtechnisch „bekannt“ aus „Bordello of Blood“ und der kurzlebigen Superheldenserie „Nightman“, die nach Kräften dilettiert und zwischen tough-grrl und Heulsuse hin- und herpendelt, als würde es morgen verboten.
Der eigentlich routinierte TV-Character-Actor Tom O’Brien (zwei Folgen „Akte X“, drei Folgen „Timecop“, fünf Folgen „Smallville“) scheint an seiner eindimensionalen Schurkenrolle ein wenig Spaß zu haben, Synchro-sei-dank überträgt sich davon rein gar nix auf den Zuschauer. Ken Roberts („Wes Craven Presents: They“) spielt eine klassische späte Cameron-Mitchell-Rolle mit dem Unterschied, dass Cameron Mitchell die heute noch besser spielen würde, obwohl er schon fünfzehn Jahre tot ist.
Das diverse Schlachtvieh wird grausamst verkörpert von Koryphäen wie Kristina Copeland („88 Minutes“, „The Long Weekend“), Holly Dignard („Whistler“), Grayson Hosie (normalerweise Set Decorator bei tollen Produktionen wie „Beyond Loch Ness“ oder „Ghost Rig 2“), John Shaw (Watchmen) oder Sean Whale (Ripper und „uniformed cop#2“ in „White Noise 2“). Verblüffend – beinahe jedes Castmitglied hat irgendwann mal in einer „Stargate“-Episode den Rüssel vor die Kamera gehalten…

Bildqualität: 4:3-Vollbild von akzeptabler Güte – bzw. eher unakzeptabel, denn das ganze Filmchen sieht natürlich nach nichts anderem aus denn MiniHD-Camcorder-Aufnahme und dementsprechend „professionell“. Ist zwar scharf, aber eben völlig unfilmisch.

Tonqualität: Ausschließlich die bereits gewürdigte Knallchargensynchro in Dolby Digital 2.0.

Extras: Zumindest in der „Halloween: Kreaturen des Schreckens“-Box nüsch.

Fazit: Erbärmliche gequirlte Quadratscheiße.

1/5
(c) 2010 Dr. Acula


mm
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