Alien Terror

 
  • Deutscher Titel: Alien Terror
  • Original-Titel: Invasion siniéstro
  • Alternative Titel: The Sinister Invasion | The Incredible Invasion | Invasion der Alien |
  • Regie: Juan Ibanez, Jack Hill
  • Land: Mexiko/USA
  • Jahr: 1971
  • Darsteller:

    Prof. John Mayer (Boris Karloff)
    Dr. Paul Rosten (Enrique Guzmán)
    Laura (Christa Linder)
    Dr. Isabel Reed (Maura Monti)
    Thomas (Yerye Beirute)
    Nancy (Tere Valez)
    Alien (Sergio Kleiner)
    Taubstummes Opfer (Mariela Florés)
    General Nord (Tito Novaro)
    Villager (Nathanael León als Frankenstein)


Vorwort

Abt. (K)ein Abgang mit Würde

Erst neulich haben wir uns mit den Alterswerken von Horror-Legende Boris Karloff beschäftigt – “The Torture Zone” entpuppte sich, wie wir uns alle erinnern und seinerzeit auch niemanden auch nur im Geringsten überraschte, als Rohrkrepierer erster Güte, den nicht mal die Tatsache eines SPIO/JK-Ratings, das gar widerwärtige Abgefeimtheiten versprach (ums selbstverständlich nicht zu halten), retten konnte. Mexikaner, da bleib ich einem alten badmovies.de-Grundgesetz treu, können halt nix, auch nicht, wenn ein ausgefuchster Exploitation-Profi wie WIP-Experte Jack Hill seine fachmännische Expertise ins Feld führt (Karloff selbst bleibt ja, weil mehr tot als lebendig, einigermaßen entschuldigt).

Okay, ich deutete damals bereits an, mir im Zustand galoppierenden Schwachsinns die komplette CMV-Karloff-Collection der mexikanischen Güllefilme zugelegt zu haben, und, auch das sag ich ja immer wieder gern, warum soll ich alleine leiden? Wobei ich im Zweifel länger und heftiger leide als Ihr, weil ich nicht nur ein paar Seiten lesen, sondern erst mal 80 Minuten Film anschauen und dann etliche Stunden am PC mir ein Review abkrampfen muss. Aber ich hab mir den Job ja freiwillig ausgesucht (und, seien wir ehrlich, schlimmer als Walz und Schnaas kann’s denn nu auch nicht werden, odda?).

Da ich ansonsten auf mein Vorwort zur “Torture Zone” vollumfänglich verweisen kann (bzw. es tun würde, wüsste ich noch, was ich damals geschrieben habe, hihi), ohne weiteres dümmliches Gesabbel (schließlich ist nur das Bein putt, nicht Kopf und Schreibfinger) zum Review.


Inhalt

Wir befinden uns sofort im klassischen Mad-Scientist-Labor der Armenhaus-Fraktion – d.h. es stehen ein paar Reagenzgläser, primitive Apparaturen und Schalttafeln, und, zu allgemeiner Überraschung, ein Miniaturschmelzofen (etwas größer als die Sorte, die man bis vor vielleicht 20 Jahren in jedem Spielzeugkatalog fand, bis Chemiebaukästen und ähnlich praktisches Spielzeug uncool wurden und durch Tamagotchis, Playstations und ähnlichen Krams ersetzt wurden… hach, what ever happened to Fischer Technik?). Bevölkert wird das Labor (eigentlich ein ganz normales Zimmer in einer Villa des viktorianischen Zeitalters… nicht, dass es uns irgendjemand verraten würde, wir schreiben übrigens das Jahr 1890 und in einem Kaff namens Guldenberg, dessen geographische Einordnung vager ausfällt als eine Regierungserklärung zur Gesundheitsreform – die Menschen führen deutsche und englische Namen, die Kleidung des Landvolks wirkt aber eher südländisch-mediterran) derzeit von zwei Gestalten in weißen Wissenschaftler-Kittelschürzen und Schweißermasken – die Herrschaften hantieren wohl mit gefährlichem Zeugs… Dieweil einer der Bekittelten eine mysteriöse rosa Flüssigkeit in den Schmelzofen schüttet, fuddelt sein Kollege an den Kontrollen seines Schaltpults, das einer Spur-H0-Eisenbahn angemessener erscheint als einem seriösen Laboratorium. Eher unerwarterweise (aus Sicht der Eierköpfe) macht es im Ofen (wenig eindrucksvoll) ka-boom und fetzt ein Loch in die Zimmerdecke.

Enttäuscht schälen sich die Eggheads aus ihren Schweißermonturen und betreiben Ursachenforschung. Egghead 1 (der Kontrollenfuddler) entpuppt sich, surprise-surprise, als uns Boris Karloff (hier auf den Namen Professor John Mayer hörend), Egghead Nummer 2 als weibliches Wesen theoretisch attraktiven Zuschnitts namens Isabell Ried, praktisch aber durch einen zwar kurz in Bezug genommenen, aber nie ernstlich thematisierten Laborunfall gesichts- und halstechnisch eher nachteilig vom Schicksal gezeichnet. Isabell ist geneigt, die Schuld auf sich zu nehmen, weil sie sich arg tolpatschig verhalten habe (hervorragende Voraussetzung für den Job eines Hantierers mit gefährlichen Substanzen. Da würden wir doch auch nicht Clumsy-Schlumpf anstellen). Der Prof sieht’s vergleichsweise locker – Radium macht eh, was es will, und keiner weiß so genau, was, da muss man halt mit Unwägbarkeiten rechnen (ach nöö, da erfindet mal wieder einen anachronistisch die Kernkraft? Dann lieber Ator II). Ein blondes jungsches Frauenzimmer entert entsetzen Blickes das Labor und bekundet, zu Tode erschrocken gewesen zu sein ob des veranstalteten Budenzaubers. Laura, des Profs liebreizende Nichte, soll sich aber keine Falten in die zarte Gesichtshaut grübeln, meint ihr Onkel: “Wir sprengen vielleicht ein paar Löcher in die Decke, aber wir jagen nicht das Haus in die Luft!” (Meinte der Experte, der dreißig Sekunden vorher zu Protokoll gab, eigentlich keine Ahnung zu haben, was Radium so macht…). Laura referiert den von mir bereits erwähnten Laborunfall als böses Beispiel, aber Isabell fragt sich nur, wohin die gewaltige Energie sich denn grad entladen habe (hm, das Loch in der Decke KÖNNTE ein dezenter Hinweis sein). Professor Mayer beurteilt die Sache metaphysischer: “Ins All, ins unendliche Universum natürlich!” (Natürlich).

Wo ein unendliches Universum zu finden ist, kann ein außerirdisches Ufo nicht weit sein. Und da ist es schon in Anmarsch (tricktechnisch für die Verhältnisse eines mexikanischen Schwachsinnsfilms gar nicht sooo schlecht, d.h. Roger Corman würde es mit Freuden und ohne Gewissensbiss wegwerfen) und landet des Nächtens in der Prärie. Singulär körperlich anwesender Okkupant des Raumschiffs (und die Unterscheidung wird noch, ähem, wichtig werden, obschon keinerlei nachvollziehbare Logik dahintersteht) ist ein blonder Schnösel Marke Thomas Gottschalk meets wie-hieß-noch-der-Typ-aus-der-”Blauen Lagune”, kleidsam eingehüllt in einen silbermetallicglänzenden Raumanzug. Abgesehen davon ist das Innere des Raumschiffs mit Ausnahme einiger Röhren mit irgendwelchen blubbernden Flüssigkeiten leerer als die Birne von Jörg Haider und beweist damit eindrucksvoll, dass Eddie Woods Ufo-”Set” aus “Plan 9 From Outer Space” beim Best-Set-Decoration-Oscar 1959 sträflich übergangen wurde. Einen Bonuspunkt verdienen sich die sparsam möbelierenden Aliens allerdings durch die liebevolle Gartenzaun-Ornament-Verzierungen ihrer Rausguckluken…

Die Agenda der Aliens ist den Plänen der bereits angeführten “Plan 9”-Invasoren gar nicht mal so unähnlich. Um nicht zu sagen – es ist die gleiche. Den schlauköpfigen Blitzmerkern ist aufgefallen, dass unsereins, also die Menschheit, unerlaubterweise mit nuklearem Material herumfuhrwerkt, und, da wir bekanntlich bei sämtlichen extraterrestrischen Spezies – angesichts unserer Historie wenig verwunderlich – kein gutes Standing haben und demzufolge kein Vertrauen genießen, befürchtet man einmal mehr, wir würden treudoof bei unseren Experimenten das Universum zu Klump schlagen. Selbiges muss verhindert werden.

Blondschopf-Alien mischt sich daher unter’s Erdenvolk. Hm. Naja, momentan strolcht er durch ein unerklärliches Gewölbe katakombenmäßigen Zuschnitts, das sprichwörtlich leer ist, aber nach der internen Logik dieses Films so etwas wie Guldenbergs Amüsiermeile schlechthin sein muss. Gut, ein verwaistes Parkhaus nachts um halb vier hat ein heimeligeres Flair, aber whatever stirs your coffee, guys. Durch dieses Dungeon schleicht nicht nur ein Alien in silbernem Gewand, sondern auch Jack the Ripper. Zugegeben, nicht in Person, aber zumindest ein ambitionierter Amateur. Der heißt Thomas, trägt Anzug und Zylinder, darüber hinaus, der Profession eines Schlitzers angemessen, ein Rasiermesser. Das passende Opfer ist an diesem Nabel der blühenden Welt des spritzigen Nachtlebens schnell gefunden – ein hübsches kleines Nuttchen, das Thomas offensichtlich schon kennt. Die Dame besteht trotz oder gerade wegen der Bekanntschaft auf Vorkasse. Während sie die gelöhnte Penunze umständlich in ihrem Geldbörschen verstaut, juckt’s Thomas schon im Killerfinger, doch noch kann er sich beherrschen und das Messer einklappen. Space Guy kuckt interessiert zu – die Balzrituale des durchschnittlichen Terraners sind halt immer wieder ein faszinierendes Thema.

Des außerweltlichen Blondis körperloser Vorgesetzter (so zumindest versteh ich das, aber es kann auch genau andersrum sein…) empfiehlt Thomas als ideales Subjekt zur feindlichen Körper-Übernahme. Der Kerl sei erwiesenermaßen willensschwach, ein pervers-kriminelles Gesindel und daher leicht zu unterwerfen, und sollte sein Kleingeist tatsächlich Widerstand leisten, kann man ihn sicherlich mit der Aussicht auf reichlich Pussy zur Kooperation überreden. Thomas, der von seinem zweifelhaften Glück noch nichts ahnt, schleppt dieweil seine Nuttenfreundin ins Schlafgemach ab, weiterhin vom Silver Surfer unter den Low-Budget-Aliens kritisch beäugt. Das Maderl macht sich, wie’s in ihrer Arbeitsplatzbeschreibung steht, frei, doch noch bevor die BH-Füllungen ins rechte Licht gerückt werden können, verlangt Thomas energisch einen Unterbruch. Das Ausziehen soll gefälligst langsam unternommen werden (was ihn drei Sekunden später nicht davon abhält, dem Girl die Träger des Kleids runterzufetzen. Da weiß einer nicht, was er will). Wer zahlt, schafft an, also schmeißt sich die Horizontale in ihrer entzückenden 18pfirsch-Ganzkörperkorsage in ebenjene, also die Horizontale und kichert lustig vor sich hin, weil Thomas ihr diktiert, was sie ihm sagen soll, um ihn scharfzumachen. (“Streichel meine Schenkel” usw.). Thomas selbst unternimmt keinerlei beischlafähnliche Aktivitäten, dem Meister kommt’s schon bei der bloßen Vorstellung und der eingeflüsterten verbalen Ausmalung. Pünktlich zum feuchten Fleck in der Unterhose erinnert sich Thomas an sein Messer und schreitet, unter sichtlichem Widerwillen und Heulen und Zähneklappern, nichtsdestoweniger aber entschlossen, zur Schlachtung (die, wie es sich für einen mexikanischen Horrorfilm von ‘69 ziemt, völlig un-exploitativ bleibt und mich wieder einmal über die mangelnde Jugendfreigabe der ganzen Karloff-Collection grübeln lässt). Tja, das ist auch die gerechte Strafe, wenn man mit Stiefeln ins Bett geht.

Thomas wickelt sein Opfer in ein Bettlaken und trägt sie zum nächstbesten Friedhof (der Mann weiß, was sich gehört), weiterhin vom Silberalien beobachtet (etwas nervig ist übrigens der signature-music-cue des Aliens, dessen BLAH-BLAH-BLAH-BLÄÄÄH-Geplärre einfach ÜBER den ganz normal weiter dudelnden regulären Soundtrack gelegt wird. Wozu auch Tonschnitt?). Bevor die holde Maid aber eingegraben wird, gönnt man uns gierig-sabberndem Perverslingspublikum wenigstens noch einen liebevollen Pan über ihren himbeersaftbesudelten Korpus. Alien-Guy still looks at Thomas in a funny way.

Wenig später klopft Thomas ans Portal einer ansehnlichen Villa und wird von einem attraktiven Frauenzimmer, dem’s allerdings ähnlich geht wie dem Doc momentan, kompensiert sie doch eingeschränktes Laufvermögen durch einen Krückstock, eingelassen. Man kennt sich bereits näher. Thomas gesteht dem Weib nämlich unumwunden, sich mal wieder nicht beherrscht haben zu können (äh, Grammatik? Ich war schon mal besser in der Disziplin) und gemordet zu haben. Die Dame des Hauses trägt’s mit überraschender Fassung, scheint also in der Tat nicht des Knaben erster oder zweiter Streich gewesen zu sein. Sie legt ein paar Zwiebelschalen Klamotten ab und wirft sich Thomas an den Hals bzw. an die Lippen (dieweil Spaceguy, Ihr ahnt es, weiterhin großen Auges zukuckt). Einen Umschnitt später betreten wir der Dame Nachtgemach, welches sich im Zustand eines gepflegten prä-während-und-postkoitalen Chaos befindet. Thomas schnorchelt den Schlaf der Ungerechten, seine Herzensdame bemächtigt sich seines blutigen Rasiermessers und drückt’s dem Pennenden in die Pfote. Offenbar ein echter Aufwecker, denn Thomas fährt aus seinem (hochnotwendigen) Schönheitsschlaf hoch und stellt terrifiziert fest, dass seine Bettgefährtin seine Hand samt Messer gönnerhaft an ihre Kehle drückt. Ihr Argument: wenn er schon irgendwelche Mädel abmurkst, dann doch bitte in erster Linie sie, die sie ihn inklusive seines sichtlich vorhandenen heftigen Dachschadens ganz doll lieb hat. Thomas wehrt entschieden ab – er mag die (namenlose) Schöne wirklich, weil sie “anders” sei (sie läuft z.B. nicht rund. Meint er das?) und er sie niemals nicht nie umbringen könnte. Das ist alles wunderbar ergreifend, tragisch and stuff, aber es ist, tschuldigung, wenn ich mal wieder offene Worte gebrauche, boring as fuck.

Weswegen ich nicht wirklich traurig bin, dass wir diese gar spannende Szene unaufgelöst verlassen und in des Professors Labor zurückschalten, wo der mal wieder damit beschäftigt ist, bunte Flüssigkeiten von einem Reagenzglas ins nächste zu kippen (übrigens scheint der Herr seine kleine Chemiespielstunde im Wohnzimmer errichtet zu haben. Sehr plüschig, das “Labor”. Gut, aber im “richtigen” ist vermutlich grad der Trockenbauer zugange). Isabell wundert sich, dass das Radium bei jedem neuen Experiment “stärker” wird und sich einer Kontrolle entzieht (was ungefähr das ist, was Professor Mayer vor gefühlten drei Stunden bereits doziert hatte). Ob möglicherweise äußere Einflüsse hierfür kausal ursächlich sein könnten? Des Profs Antwort birst geradezu vor wissenschaftlich-sachlich genauer Expertise: “Vielleicht. Mag sein.” (Original-Zitat. An dieser Stelle fiel der Doc erst mal prophylaktisch in Ohnmacht).

Thomas streift dieweil mal wieder durch die Partymeilen-Katakomben und hält Ausschau nach neuen Kandidatinnen für seinen umgekehrten Gilette-Test. Da nähert sich auch schon eine Blondine reiferen Zuschnitts und lässt Thomas sein Messer wetzen. Bei näherer Betrachtung der Dame setzt allerdings die interne Qualitätskontrolle ein und lässt ihn das Schlitzer-Vorhaben überdenken. Sehr zum Unwillen von Spaceguy, der die Misses, eine gewisse Marcia, ihres Zeichens das Eheweib eines gewissen Major Anton (was von allen nachfolgend noch auftauchenden Charakteren als real big deal geschildert werden wird, ohne dass Major Anton erstens im Film vorkäme oder zweitens wir erfahren würden, weshalb der in diesen Breiten so eine große Nummer ist), mit seinen außerirdischen Hypnosaft-Powers als kleines Gutzi für den zukünftigen Komplizen und Wirtskörper hergelotst hat. Das verklickert uns freundliches Alien dem schockierten Thomas auch begleitet von Blitzschlag und Donnerhall (ein echter Showman). Thomas gibt Fersengeld, wird aber sowohl von Marcia als auch dem E.T. verfolgt. Marcia stellt den verhinderten Ripper und legt ihm zärtlich die Hände um den Hals, während Mr. Alien dem Zwangsbefummelten auseinandersetzt, ihm killbare Frauen in rauen Mengen zuzuführen, so er, Thomas also, nur mitspiele. Dem verlangt es aber erst mal nach einer Identifikation des Fremden. “Ich bin du,” behauptet der Exterrist unverhohlen (Hey, Alien. Unterbewusstseinvortäuschen giltet nicht, Psychoanalyse ist 1890 noch nicht erfunden). Während Marcia Thomas abschlabbert, befiehlt der Außerirdische dem Geküssten, “meinen Geist aufzunehmen” (okay, ich kapiere gar nix mehr. Thomas ist von Stund an also von einer außerirdischen Präsenz übernommen, aber es ist definitiv nicht der silberverkleidete E.T., der läuft nämlich in der Folgezeit noch fröhlich in voller körperlicher Glorie durch die Handlung. Also entweder verbaselt die Synchro hier einiges, oder die Herren Autoren haben sich * ganz leicht * in ihrem konfusen Script verheddert. Fakt ist jedenfalls, es ist, wenn wir es nicht mit einer geist-spaltbaren Spezies zu tun haben, um ein anderes Alien, das in Thomas klobigen Körper einfährt). Thomas, der sicherlich ein paar Konzentrationsprobleme haben dürfte, so tief, wie ihm Marcia ihre Zunge in den Hals steckt, öffnet sich wie ihm geheißen und nach ein wenig Blubbern und Röhren ist die ganze Bodysnatcherei auch offiziell erledigt. Silver Alien reicht seinem nunmehr in Thomas’ Body steckendem Kollegen ein paar “unauffällige” Klamotten, damit man ihn nicht erkennt (ich will nicht meckern, aber so’n Charakterkopf wie Thomas wird nicht durch anderen Zwirn getarnt, es sei denn, man verpasst ihm ‘nen Kartoffelsack über die Rübe), und die ungefähr so unauffällig sind wie ein lila Elefant, der über den Kurfürstendamm spaziert, und fragt sicherheitshalber nach, ob Thomas denn seine Aufgabe begriffen habe.

Etwas später, zumindest ist die Sonne wieder aufgegangen, versammeln sich diverse Honoratioren und/oder Wissenschaftlerkollegen des Professors in dessen gepflegten Vorgarten. Man kömmt auf Einladung, da Mayer seine bahnbrechende Entdeckung in gediegenem Rahmen vorstellen möchte. Auch Militär ist anwesend (mit Pickelhauben) und, dezent-subtil wie der oben zitierte Elefant, mischt sich auch Thomas unter die geladenen Gäste (auch wenn sein Outfit weniger dem Anlass angemessen Tux und Zylinder, sondern eher etwas feinerer Landmanns-Ausgehtracht entspricht). Laura begrüßt die diversen Würdenträger, unter denen sich aber auch ein fescher Jungmann namens Paul Roston befindet, seines Zeichens Junior-Chemiker, nunmehr im Auftrag der Regierung unterwegs, um Mayers geniale Erfindung unter die Lupe zu nehmen. Ehe wir noch “designated love interest” in unseren Dreitagebart murmeln können, fällt der, der Laura von früher zu kennen scheint, schon mit der Tür mindestens ins Haus, wenn nicht schon ins Schlafzimmer und fabuliert frisch-fromm-fröhlich-frei, dass eine Ehefrau bei einem Wissenschaftler nicht viel zu lachen habe, solang der nicht einen Erfolg wie Professor Mayer vorweisen könne (way too much info für ‘ne lausige Vorstellung). Vor lauter romantischem chit-chat vergisst Laura beinahe, dass die Demonstration ansteht, hasselt die ganze Bande aber rechtzeitig ins Labor, wo Mayer bereits seinen Schmelzofen-Apparat aufgebaut hat und verkündet, dass seine Erfindung der Menschheit unvorstellbaren Segen bringen wird. Weswegen die Gäste doch bitte ihre Pupillen auf einen unschuldig in der Nähe herumliegenden Felsbrocken richten mögen. Man richtet und der Professor lässt seinen Radium-Superduper-Zermalmer-Strahl los, der den Felsen in seine Atome ZAPPt (mir fällt auf, dass Mayer vor dem “Schuss” immer erst umständlich in den Ofen kucken muss, ob das Radium, naja, gemacht hat, was auch immer Radium machen muss, bevor es Felsen atomisieren kann – ein Sichtfenster wäre ein sinnvoller Verbesserungsvorschlag für V2.0 dieses Geräts). Obwohl der Todesstrahl nun nichts anderes verrichtet hat, was ‘ne Stange Dynamit nicht auch bewerkstelligen hätte können, klatscht der ganze Tross begeisterten Applaus. Nur Thomas zieht eine missmutige Grimasse. Professor Mayer freut sich ob des Gelingens seines töften Experiments die Jacketkronen aus den Dritten (naja, verständlich, bisher hat das ganze Strahlen ja noch nicht so richtig geklappt) und jubiliert: “Das ist unser Beitrag für die Zukunft der Menschheit!” Nun, sofern sie sich mit Tunnelbohrung und Straßenbau beschäftigt, vielleicht, oder… sofern sie Uniform trägt und sich General nennt. Militärvertreter General Nord erkundigt sich nämlich stantepete, ob man des Profs Apparatur auf’n Lafette packen und an die Front karren könnte. Bei der bloßen Vorstellung, seine zutiefst humanistische Entdeckung könnte zu kriegstreiberischen Zwecken mißbraucht werden, stellt sich des greisen Professors graues Haupthaar auf halb Acht: hier wird niemand seine Erfindung als Waffe verwenden, dat dat mal klar ist (es ist natürlich auch sonnenklar, dass eine Gerätschaft, mit der man Felsen aus großer Entfernung zerkloppen kann, unmöglich für waffentechnische Verwendung gebrauchen könnte. Weltfremde Eierköppe…), und Paul sei, einer hingeschluderten Bemerkung des Regierungsvertreters sei dank, ganz auf seiner Seite. Nichtsdestotrotz verhängt General Nord kraft seines Amtes und unter Hinweis auf die nationale Sicherheit (der könnte in Dubyas Kabinett anfangen) eine totale Geheimhaltung über das soeben Gesehene und verpfeift sich zu Konsultationen mit seinen Chefs.

Professor Mayer hakt die Episode souverän ab und widmet sich lieber Paul, den er sofort ins Herz geschlossen hat. Mirnix-dirnix trägt er dem jungen Burschen eine Hospitanz als Laborassi an, die Paul unter Verweis auf seine Regierungstätigkeit mit dem größten Bedauern ablehnen muss. Mayer allerdings hat den Durchblick – die Regierung wird es sogar mit Begeisterung aufnehmen, kann sie Paul als “Spion” in Mayers Team einschleusen (Karloff sieht übrigens in diesen Szenen wirklich furchtbar erschöpft und ausgemergelt aus. Tut fast körperlich weh, den großen Mimen in diesem Zustand zu sehen).

Space Guy bringt dieweil Thomas auf Spur. Der macht, so behauptet es zumindest der Weltraummann, einen verwirrten Eindruck und muss daher an die Mission erinnert werden. Die besteht zunächst mal aus einem simplen Zustelldienst – Thomas soll dem Professor ein Paket überbringen. Der, also Thomas, leidet aber darunter, dass er von Erinnerungsfragmenten an sein (bzw. seines Wirtskörpers) früheres frauenkillendes Leben geplagt wird. Space Guy verspricht im Falle erfolgreicher Paketaustragung abstechbares Weibsvolk.

Professor Mayer ist damit beschäftigt, ein paar Rosen zuzuschneiden (jeder braucht’n Hobby), als Thomas mit dem Paket in seine Wohnstube bricht. Seine Ausrede: Als Repräsentant der Dorfbewohner, die alle mächtig stolz wie Oskar seien, eine so berühmte Konifere der Wissenschaft in ihren trauten Gestaden beherbergen zu dürfen, habe er die hehre Aufgabe, ein Geschenk des Volkes überreichen zu dürfen. Mayer freut sich ein paar graue Haare ab (schließlich ist’s genau das, wonach ein Wissenschaftler strebt – die Anerkennung von ein paar Kuhmelkern und Schweinezüchtern). Allerdings kommt ihm Thomas unbekannt vor (nicht, dass ich Mayer abkaufen würde, er täte sich des öfteren unter die Dörfler mischen und sozialisieren). “Ich geh nicht oft aus”, hüstelt Thomas und drängt auf Paketöffnung. Doch der Professor wird abgelenkt – plötzlich lassen nämlich seine Schnittblumen die roten Köpfe hängen. Der rasiermesserscharfe Verstand des Geistesmenschen arbeitet in Sekundenschnelle – hier kann doch nur radioaktive Strahlung herumwuseln und die Blumen welken lassen. Das würde er am liebsten sofort austesten, aber Thomas insistiert, dass das Paket jetzt und sofort geöffnet werden muss. Naiv, wie unser Professor ist, entscheidet er tatsächlich, dass frei flottierende Radioaktivität erheblich unwichtiger ist als ein nerviger Aushilfspaketbote und schnürt das Bündel auf. Drin befindet sich ein rosa waberndes Glühnebeldingsi, dass dem Professor via Flosse ins Gebein fährt. Nach ein wenig Gestöhne und Geröchel sinkt der Professor in seinem Stuhl zusammen und ist nunmehr offiziell dem Alien-Team beigetreten. Er rhabarbert inkohärenten Quark, aus dem nicht mal der schundgestählte Doc schlau wird, aber ansonsten, versichert er Thomas, geht’s ihm richtig knorke.

Dieweil schäkern Laura und Paul im Garten, wobei Paul, der alte Charmeur, erneut seine hohe Kunst der Frauenverführung unter Beweis stellt und der hübschen Laura die metaphorische Pistole auf die korsagierte Brust setzt: “Sie wollen doch ganz bestimmt irgendwann mal heiraten?” (Der Knabe hat ganz offensichtlich einen Hochzeitsfetisch. Will der am Brautkleid schnüffeln oder was?). Prinzipiell schon, gesteht Laura, aber hier in der Pampa ist die Auswahl schlecht und in der Stadt, in die sie gelegentlich mal auf’n bunten Abend fährt, gibt’s ja soooo viele hübschere Mädchen (hm, Laura, ich will nicht unken, aber ich glaube, Paul will was von dir. Get it!!). Paul würde sicher herzlich gern etwas geistlos-geistreiches erwidern, erspäht aber aus dem Augenwinkel den im Gebüsch herumturnenden Silberanzugträger, macht sich aber nicht wirklich einen gesteigerten Reim, der über ein Stirn-in-Falten-ziehen hinausgeht, drauf.

Im Gästeteam ist die Stimmung vergleichsweise gut – Alien-Mayer (ich bleib im weiteren Reviewverlauf bei “Professor Mayer”, gell?) hat durch couragiertes Durchstöbern der Mayerschen Hirnwindungen ermittelt, dass der das Radium keineswegs durch konzentrierte Forschung, sondern vielmehr durch puren Zufall entdeckt hat. Damit, doziert er, wäre das Risiko, irgendjemand könne Mayers Ergebnisse nachvollziehen, aus der Welt (äh, ja? Inwiefern? Selbst wenn Mayer das Radium zufällig entdeckt hat, wird er seine Experimente ja wohl dokumentiert haben. Und außerdem – was einmal zufällig entdeckt wird, kann auch zehnmal zufällig entdeckt werden…). Prima, meint Thomas, das vereinfacht die Sache ja – man muss des Profs Maschine nur zerstören und alles ist gut. Das sieht Oberalien-Mayer aber ganz anders – die Maschine muss weg, der Professor muss weg, und dessen Arbeiten und überhaupt müssen für alle Zeiten diskreditiert werden, damit gar nicht erst einer auf die Idee kommt, auf dem Gebiet weiterzuforschen. Am besten ließe sich dies durch eine kleine Explosion, die das ganze Dorf vernichtet, bewerkstelligen (und hier erweist sich, dass die Aliens keinen Plan haben, wie wir Menschen funktionieren. Etwas, das ein ganzes Dorf auslöschen kann, ist etwas, auf das ein General immer scharf ist). Soweit beschlossen und verkündet, doch die Aliens haben ein weiteres Problem – ihre “Gastkörper”. Mayer-Alien sieht Thomas als latentes Risiko und rät diesem zu einem Körperwechsel. Aus mir völlig unerklärlichen Gründen hat der Thomas bewohnende Alienparasit aber an dessen klobigen Körper einen Narren gefressen. Die ursprüngliche Thomas-Psyche sei tot und damit kein Problem mehr (okay, wieso muss man Thomas dann mit Aussicht auf killbare Frauen bei Laune halten? Entweder schwindelt Thomas oder das Script ist doof und unlogisch. Mal überlegen…). Laura bringt ein Telegramm an den Prof – Thomas fummelt es ihr aus der Hand, was Laura verblüfft, kennt sie doch den grobschlächtigen Kerl nicht. Mayer erklärt, dass es sich um den neuen Assistenten handelt, der mit den Instrumenten für sein neues Experiment bereits vertraut sei (gut, Thomas sieht nicht so aus, als wäre er mit Instrumenten, die komplexer sind als ein Schmiedehammer, auf Du und Du, aber erfind mal schnell ‘ne passende Lügenmär…). Das Telegramm ist eher unerfreulich – General Nord will eigene Leute schicken, die des Profs Ergebnisse prüfen sollen. Mayer sieht sich zur Eile genötigt – das “neue Experiment” muss fertig werden, bevor die Militärfuzzis anrücken. Laura fragt sich und ihren Onkel nach dem Grund für die Hektik, aber Mayer blafft sie an: “Ich bin dir keine Rechenschaft schuldig!” (Das ist so massiv out-of-character für Mayer, dass selbst hirnamputierten Blödblondblinsen aufgehen sollte, dass mit dem Prof was nicht stimmt).

To give Laura credit – sie ist in der Tat besorgt und geht mit diesen Bedenken bei Paul hausieren, auch wenn sie sich eher auf den hässlichen Thomas kapriziert denn das seltsame önkeliche Verhalten. Paul konsultiert Isabell, die von neuen Assistenten und Experimenten nichts weiß, aber verspricht, mal beim Professor nachzufragen.

In dessen Kemenate öffnet Thomas Isabel die Tür und gibt sich eher unleidlich – der Professor darf nicht gestört werden usw. usf. Isabel begehrt ultimativ Einlass in des Professors privates Studierzimmer, aber nix gibt’s. Durch die geschlossene Tür donnert der Professor, dass alles seine Richtigkeit habe, insbesondere mit Thomas, er aber momentan auf Isabels Hilfestellung keinen gesteigerten Wert legt. Klartext: Sie soll sich verzupfen. Isabel zupft, reißt sich in einem unbeobachteten Augenblick noch ein Blatt mit professörlichen Aufzeichnungen unter den Nagel.

Mit ihren spärlichen Erkenntnissen sucht Isabel Paul heim – ihr Credo: Der Prof wird schon seine Gründe haben, aber creepy… creepy ist Thomas dann doch. Und aus den geklauten Notizen wird niemand wirklich schlau. “Es scheint um Energie zu gehen”, vermutet Isabel gewagt ins Blaue hinein (nein, welch spektakulärer mentaler Höhenflug. Ihr arbeitet mit Radium, Mädel!), aber verstehen tut sie den Kram nicht. Und weil nichts für eine seriöse Wissenschaftlerin angebrachter ist als ein gesundes Vorurteil, hängt sie der Ansicht nach, wenn sie’s nicht kapiert, kann Thomas das schon gleich dreimal nicht (was macht die, wenn die Stephen Hawking begegnet? Den zur Entsorgung freigeben?). Aber immerhin identifiziert sie das Geschreibsel als “Mathematik” (auch damit war kaum zu rechnen, oder?).

Dieweil wird Laura an der Pforte des Mayer-Anwesens von einem hergelaufenen Dörfler behelligt. Man sucht nämlich nach Major Antons verschollenem Weib (you remember düster, don’t you?). Und, shudder, sie ist nicht die erste verschwundene weibliche Person im Dorf. Laura ist von der nicht ganz von der Hand zu weisenden Ansicht, dass dies weniger ein Problem des Professors denn eines der hierfür zuständigen Ordnungsorgane, mithin der Polizei sei, doch der Dörfler bringt die Verschwindensfälle eher mit den rätselhaften Lichtern, die man in letzter Zeit am Himmel gesehen hat, in Verbindung (eeeh… Thomas mordet seit ewigen Zeiten, das UFO landete nach Mayers letztem Radium-Experiment… da fehlt mir ein wenig der kausale Zusammenhang). Laura bestätigt zwar, dass auch ihr Onkel undefinierbare Flugobjekte gesichtet hat, kann aber ansonsten keine sachdienlichen Hinweise liefern (und ich wiederhole mich: nach Filmlogik tauchte das UFO erst auf, als Thomas’ Mordsträhne bereits voll im Gange ist. Hier schludert doch mal wieder jemand, und sei’s der Autor).

Apropos dussliges Scriptwriting – unser Silver Surfer bearbeitet zwischenzeitlich mal wieder Thomas und erinnert ihn an die Wichtigkeit der Mission und motiviert ihn mit der Rückgabe des zwischenzeitlich verlorenen Rasiermessers. Thomas hat aber keinen wirklichen Bock auf eine gepflegte Frauenabstecherei und kickt das Messer ins Gemüse. Nichtsdestotrotz besteht Silver Alien Guy auf killende Aktivität (kann mir bitte irgendjemand auch nur annähernd sinnvoll erklären, warum?? Was zur Hölle haben die Aliens davon, wenn Thomas Frauen umbringt? Wie gerade bemerkt, lenkt das nur Verdacht auf ihre Operationen). Ein passendes Opfer hätte Space Guy auch schon am Start – Thomas’ hinkebeinige Freundin! Gut, abgesehen davon, dass dem Alien, das nunmehr Thomas edlen Körper bewohnt, ziemlich schnurzpiepe sein sollte, WER ihm da genau vor die Flinte läuft, ziert sich der verhinderte Frauenschlächter und fordert die Gutste zu umgehender Verdünnisierung auf. Die fühlt sich zurückgesetzt usw., verlangt ein zartes Bützche etc. pp. Weil Thomas nicht killen will, zieht Space Guy seine Blitz-und-Donner-Nummer nochmals ab und verlangt. “Zögere nicht!” “Er redet mit mir”, lallt Thomas. Seine Freundin kuckt dämlich, macht sich aber über den Geisteszustand ihres Loverboys keine tiefschürfenden Gedanken, sondern besteht auf gegenseitiges Abschlabbern. Von Space Guy entsprechend beeinflusst, kann Thomas nicht an sich halten, umarmt das Girl und, nachdem Space Guy, ich wiederhole mich, WARUM AUCH IMMER, ihm das Messer in die Hand drückt, tötet er sie durch Stich in den Rücken (tja, nicht mal auf Versprechen psychotischer Frauenkiller kann man sich noch verlassen).

Und, ich weiß, dass ich drauf rumreite, noch mal zum Mitmeißeln: was zum fliegenden blutbesudelten Menstruationsfuck, haben die Außerirdischen davon? Geht denen einer ab, wenn Thomas Mädels meuchelt? Hey, wir haben genügend eigene Perverse, wir brauchen nicht noch den galaktischen Abschaum, danke…

Professor Mayer und Thomas experimentieren im Kreis verwelkender Rosen munter vor sich hin. Dem Prof ist die Technik zu primitiv (hm, ihr habt ein paar Meter weiter euren interstellaren Schrotthaufen geparkt. Kann man da nicht etwas nachhelfen? Ich meine, ihr habt eh vor, einen rauchenden Krater zu hinterlassen. Ob das nun Mayers Radium-Strahl oder ne außerirdische Gamma-Delta-Schwachfug-Bombe war, dürfte für den Sinn der Übung doch eigentlich zweitrangig sein) – vor allem mit dem Strahlenschutz hapert’s deutlich und das greift die menschlichen Körper an. Ob das Thomas denn nicht irgendwie bekümmert? Nicht wirklich, antwortet Thomas desinteressiert. Den Prof schon. Seine Argumentation scheint mir allerdings nicht wirklich durchdacht zu sein: Wenn er, also das besitzergreifende Alien, die Mayer-Hülle verlässt, könnte der sich regenerieren und vielleicht sogar noch stärker werden! (Was ich, angesichts der bereits referierten “wir-pulverisieren-das-ganze-Dorf”-Thematik für ein bestenfalls quartiäres Problem halte). Whatever. Mit der Verstrahlungsgeschichte hat das alles wirklich nur am Rande zu tun, deucht mir, der Professor ist einfach nur ein mieser Konversationalist, in seiner Alien-Besessenheits-Form. Nixdestoweniger freut sich Mayer-Alien auf die Heimfahrt nach erfolgreicher Dorfvernichtung, und doch… in der Heimat gibt’s keine Blumen, schnüff… (nein, ein sentimentales Hippie-Alien. Shoot me now). Kinder, so’n Schwachsinn kann man sich doch normalerweise gar nicht ausdenken…

Dieweil entdecken die Dörfler, in bester Lynchstimmung, angeführt von einer krakeelenden Weibsperson, über Marcias (oder Thomas-Freundins? Mir egal) tote Leiche. Schnell wird Rache und Blutwurst usw. geschworen, nur einer der Dorfbewohner wagt dezent einzuwenden, dass man keinerlei Beweise (streng genommen noch nicht mal einen Verdächtigen, aber ist ja auch schon wurscht) habe und die Sache doch lieber der Polizei überlassen sollte. Wie auch im richtigen Leben so oft wird Ratio mit Feigheit verwechselt und der Spielverderber nach Hause geschickt. Okay, wütende Mobs wenden sich im Zweifel, um jemanden zu lynchen, immer an die Villa des örtlichen mad scientists, aber welche Anhaltspunkte haben unsere speziellen Freunde hier, überhaupt irgendjemanden zu verdächtigen?

Wenden wir uns erfreulicheren Dingen zu tun – einem Bad Lauras bleistiftsweise (einem züchtigen allerdings… alles, was Euch Ferkel interessieren könnte, wird von Schaum bedeckt…). Thomas fügt seinem bereits recht eindrucksvollen Sündenregister noch das Spannen hinzu, wird dabei aber von Isabel ertappt, die allerdings nur nonchalant die geklauten Unterlagen zurückreicht: “Die hab ich zufällig gefunden!” Klar, dass Isabel Thomas gern ein wenig ausfragen möchte, aber Rettung für den diesbezüglich sicher eher ratlosen Alien (der muss wirklich ein Dritte-Klasse-Proleten-Alien sein, denn der hat vermutlich wirklich von nichts ‘ne Ahnung) naht in Form des Professors, der Thomas leicht angesäuert zum Materialholen schickt.

Ich weiß nicht, mit welchen Materialien außerirdische Todesstrahlsaboteure arbeiten, vielleicht gehören Bachblüten ja tatsächlich dazu… jedenfalls sammelt Thomas einen Umschnitt weiter irgendwo in der Lüneburger Heide Blätter. Dabei läuft ihm ein Frauenzimmer über den Weg, wieder ist es ein ziemlich hübsches, und wieder (das ist irgendwie auch ein recurring theme des Films) ist es eins mit einer Beeinträchtigung – sie ist nämlich taubstumm, was die Sache für einen aufrechten Mördersmann, der die Umgebung kooperativerweise nicht mit Lärmbelästigung durch Schreie etc. belästigen will, durchaus vorteilhaft gestalten könnte. Die Taubstumme kommt offenbar auch nicht sonderlich weit rum, fühlt sie sich doch von den Komplimenten des vierschrötigen Verehrers angemessen gebauchpinselt. Er dient ihr sogar seinen Schal als Kopftuch an. Als der Kerl aber relativ unsanft auf Annahme dieses ungefragten Geschenks besteht, wird’s der Dame langsam mulmig. Leider etwas zu spät, denn ehe sie potentiell hilfreiche Gegenmaßnahmen einleiten kann, hat er sie schon mit dem Schal erwürgt (Hey! Protest! Serienkiller dürfen doch ihre Tötungsmethode nicht ändern… sonst erkennt man sie doch nicht als solche). Einmal mehr ist mir die Motivation dieser Szene schleierhaft – bislang hat man uns Thomas doch, egal ob alien-besessen oder nicht, so geschildert, als würde ihn jeder Mord heftige Überwindung kosten, jetzt aber ist von einem inneren Kampf o.ä. nichts mehr zu sehen. Naja. Möglicherweise Absicht, aber wenn, dann nicht gerade aufdringlich nachvollziehbar…

Blöderweise hilft unserem freundlichen Würger der Umstand, dass sein Opfer mangels entsprechender Fähigkeit keinen Laut von sich gegeben hat, nun doch nicht weiter, da die Lynch-Posse sprichwörtlich drei Grashalme weiter steht und ob der schönen Bescherung wutentbrannt die Verfolgung aufnimmt. Mit allerletzter Müh und Not gelingt Thomas die Flucht (auch, weil die Dörfler verdammt miese Schützen sind), aber wenigstens haben die Eingeborenen jetzt einen Verdächtigen.

Isabel und Paul brüten indes über den bewussten Notizen (die sie ja drei Szenen vorher Thomas zurückgegeben hat… jetzt weiß ich, was ihr Beitrag zum Wohl der Menschheit ist: sie hat den Fotokopierer erfunden!). Dank eines nur von ihr als solchen identifizierten unabsichtlichen Hinweis Thomas’ ist sie etwas schlauer geworden.: “Das ist unerforschtes Gebiet!” (Äh? Ich frag mich langsam ernstlich, was auf den Blättern steht. Eigentlich wollen die Aliens doch nur die Maschine explodieren lassen. Was braucht’s dafür an “unerforschter” Mathematik? Überladen und feddich…). Paul sinkt vor Ehrfurcht über den ihm überlegenen Intellekt der Entstellten auf die Knie und beginnt unvorsichtigerweise, er kann halt sein blödes Maul nicht halten, wieder von trauter Zweisamkeit unter Wissenschaftlern zu fabulieren. Isabel versteht das als Einladung und baggert Paul euphorisch an, bis dem endlich der Knopf aufgeht, dass hier ein dezentes Missverständnis vorliegt und er die Annäherungsversuche peinlich berührt zurückweist. Isabel muss dies natürlich schlechterdings als Ablehnung aufgrund ihrer Gesichtsbaracke verstehen und flennt innerlich (siehste, Paul, das kommt davon, wenn man nur “Heiraten” und “Zusammenleben” als Gesprächsthemen kennt. Man verletzt andere Leute. Such dir ‘ne Ecke und schäm dich ganz doll).

Und sieh mal, Paul, was du angerichtet hast? Kaum hat sich Isabel ihren amtlichen Güteklassenkorb abgeholt, probiert sie – ausgerechnet – bei Thomas ihr Glück. Doch auch der zickt. “Ist es mein Gesicht?”, wehklagt Isabel. Irgendwie entsteht aus der ganzen Keiferei ein Handgemenge, Isabel verpasst Thomas ein paar Watsch’n, als Vergeltung schlägt er sie tot. Patsch. Wenn wir in dem Film bislang ernstlich andere gehabt hätten, würde ich glatt sagen, das war ein eher unmotivierter Kill….

Paul verlangt indes vom Professor endlich Antworten und knallt ihm das ominöse Papier vor die Nase. Mayer gibt sich unverbindlich-interessiert, hütet sich aber, irgendwelche konkreten Äußerungen zu tätigen. Muss er auch nicht. Schließlich bahnt sich ganz anderer Ärger an – Peter, der feige, nach Hause geschickte Dörfler, warnt Laura gerade über den heranziehenden Lynchmob. Stiften gehen, meint er, wäre jetzt angesagt. Professor Mayer unterbreitet gerade Paul die verbale Kündigungserklärung, als Laura mit der frohen Kunde in die Runde platzt. Lauras Idee, Paul solle die mordlüsternen Dörfler aufhalten, hält Mayer für eine geradezu elefantös-geniale Idee und stiftet für den guten Zweck sogar seine Kutsche. Ein Schelm, wer üble Hintergedanken dabei hegt.

Thomas plädiert dieweil dafür, Paul und Laura kalt zu machen, was Mayer nicht ganz einleuchtet. Aber Thomas hat, Überraschung, tatsächlich einen mehr oder weniger plausiblen Grund… weil die Aliens zwar destruktiv, aber nicht suizidal veranlagt sind, müssen sie vor dem großen BUMM ihr Raumschiff satteln, was theoretisch den Menschen Gelegenheit böte, die Sabotageaktion zu unterbinden. Wenn aber alle tot sind, dürfte ihnen das schwer fallen. Mayer ist nicht überzeugt, was aber daran liegt, dass sich des Professors eigener Geist nicht gänzlich hat unterbuttern lassen und mit dem ihn kontrollierenden Alien ringt. Den renitenten Wirt mit lieber Not niedergerungen, kann Mayer seinem Gehülfen nur beipflichten.

Laura sucht nach Isabel, findet aber nur deren Kadaver und schreit naturgemäß. Allerdings springt ihr kein edler Retter zur Seite, sondern nur Thomas, und der hat keine Hilfeleistung im Sinn. Space Guy, dem ersichtlich langweilig ist, weil Kabelfernsehen 1890 noch nicht erfunden war, kuckt zu. Say after me: warum auch immer… Laura entzieht sich dem Zugriff ihres Häschers, indem sie ihm einen improvisierten Knüppel an die hohle Birne dengelt und ergreift das Hasenpanier, Thomas bollert hinterher. Zu ihrem persönlichen Pech flüchtet Laura allerdings, nichts böses ahnend, zum Professor und kunftet aus, Thomas habe Isabel getötet (was nach ihrem Kenntnisstand blanke Spekulation darstellt) und nun sie umbringen möchte. Verdächtigerweise springt dem Prof nicht gleich vor Entsetzen der Draht aus der Perücke, sondern er schließt nur das von Laura geistesgegenwärtig verriegelte Türschloss des Studierzimmers wieder auf. Jetzt würde ich mir an Lauras Stelle ein paar unerfreuliche Gedanken re. nähere Zukunft und Lebenserwartung machen.

Selbige macht sich nämlich juxigerweise auch grad Paul, der zu seiner Überraschung feststellt, dass Thomas eine Leiche (die-von-wem-auch-immer) auf dem Rücksitz der Kutsche geparkt hat, was seiner Glaubwürdigkeit gegenüber den Dorfbewohnern, die er besänftigen soll, eher abträglich sein dürfte (und jetzt wissen wir auch, warum Mayer so ganz besonders darauf erpicht war, dass Paule die Kutsche nimmt). Jetzt, wo er ihn auch gewiss nicht brauchen kann, stellt sich Paul da auch schon der bestellte Lynchmob in den Weg. In bester Stoiber-Manier radebrecht Paul eine Rede, die nicht mal einen Dreijährigen davon abhalten könnte, einen Lolli zu klauen. Die Dörfler sind unbeeindruckt, erst recht, als einem der neugierigen Mistgabelschwinger die Leiche Marcias auf dem Rücksitz auffällt (ah, die war das also). Und immerhin ist bzw. war das die Frau von Major Anton! Paul schwingt die Peitsche und gibt Pferdefersengeld.

Thomas dringt erwartungsgemäß zu Prof und Laura vor und verwickelt die Professorennichte in Handgreiflichkeiten. Der Professor selbst kann sich leider nicht an der Auseinandersetzung beteiligen, weil des Professors originaler Geist mit dem Alien-Bewusstsein ringt. Muss aber auch nicht sein, weil Thomas Laura auch so körperlich überlegen ist und zur Würgung schreitet. Sähe schlecht aus für unser Schnucki, doch zum Glück hat Paul irgendwo unterwegs ‘ne droschkenkompatible Wendeplatte gefunden und kann zur Rettung schreiten. Naja. Auch nicht wirklich. Thomas verprügelt dann halt Paul. Laura schreit ihren Onkel an, er solle doch etwas zur Verbesserung der Gesamtsituation beitragen. Tatsächlich setzt sich des Professors gute Seite durch – er rappelt sich auf, schleppt sich zum Schmelzofen und lässt den (dem Drehbuchautoren sei dank seeeehr konzentrierten) Radiumstrahl auf Thomas los. Unter Heulen und Gezeter torkelt Thomas von hinnen. So leicht geben sich die Aliens aber nicht geschlagen – per Handauflegen wechselt der Parasit den Körper und schlüpft in Laura. Laura ist ersichtlich willensschwächer als ihr Onkel und steht sofort unter der außerirdischen Fuchtel.

Dieweil läuft Thomas mit amtlicher Pizzafresse vor die Gewehrläufe der Lynch-Posse. Päng, da isser hin (und ganz besonders begeistert mich der Dorfbewohner, der ein ausgewachsenes Holzkreuz mitschleppt – rechnet der mit Vampiren?).

Professor Mayer, wieder ganz er selbst, versucht währenddessen Paul begreiflich zu machen, dass Laura eben nicht mehr sie selbst ist und man sie deswegen dringend zwecks einer Schockbehandlung auf eine Liege fesseln müsse (die ein mad scientist selbstverdinglich stets griffbereit parat hat). Paul spielt erst mal mit, verlangt aber doch eine gewisse Begründung (er weiß ja nix von Aliens). “Später”, schnauft Mayer, erst mal muss das Böse wieder raus aus der Blonden. Laura bzw. das sie bewohnende Alien ist erstaunlich clever und setzt Paul den Floh ins Ohr, Mayer sei übergeschnappt und wolle sie killen. Der Augenscheinsbeweis spricht, wenn man davon absieht, dass Mayer Paul gerade Thomas vom Hals geschafft hat, eher gegen den Professor, so dass der nun doch Zeit für eine ausschweifende Erklärung findet. Sein Gebrabbel über körperlose außerirdische Entitäten, die mit Raumschiffen durchs Universum schippern, dient aber eher Laura zur Bestätigung der Meise-unterm-Pony-These. Der Professor greift zur Waffengewalt bzw. zur im Laborschrank deponierten Knarre, die er Laura vor den Zinken hält (auch das würde ich jetzt nicht unbedingt als Beleg geistiger Gesundheit einordnen, wäre ich Paul). Und er drückt tatsächlich ab. Ich hab’s nicht ganz verstanden – war’s ‘ne Platzpatrone, ein Warnschuss in die Decke o.ä., jedenfalls fällt Laura gleich mal in Ohnmacht. Das gibt dem Professor die Chance, das Alien – wie auch immer, scheinbar durch Elektrizität oder Magnetismus, wahrscheinlicher ist aber eher, dass keiner der an der Produktion Beteiligten auch nur einen halben Gedanken an eine Erklärung verschwendet hat – in einem Stromkreisdingenskirchens zu fangen. Nun hat Mayer endlich ein wenig Zeit, Paul ein paar halbwegs zusammenhängende Erläuterungen zu geben – die Außerirdischen wären Wesen aus puren Gedanken, die durch die von Profs Radiumexperimenten freigesetzte Energie angelockt wurden und die Quelle derselben zerstören wollen, weil sie ihnen gefährlich sein kann. Was stimmt, wie der Professor neidlos zugeben muss (was ihn a) nicht daran hindert, den gerade in die Falle gelockten rosa Gedankenklumpen dem sicheren Tod zuzuführen und b) insofern Tinnef ist, als Silver Surfer Guy von Anfang an in körperlicher Form vorlag. Also nix mit puren Gedanken, zumindest nicht alles…). Weil er die Schändlichkeit seines Tuns aber eingesehen hat, geht Mayer mit den Aliens insoweit konform, seine Erfindung zu vernichten (allerdings will er halt nicht gleich das ganze Dorf als Kollateralschaden mit in den Orkus blasen). Mit wenig eindrucksvollem pyrotechnischen Kabadaboom geht das Labor hoch (d.h. Silvestertischfeuerwerk plus ein bissl Trockeneisnebel), aber schon einen Schnitt nach draußen später brennt die Hütte bis zum Dachstuhl.

Lauras Gefühle ihrer ungefähr dreiminütigen Übernahme durch die Außerirdischen sind zwiespältig: “Es war grauenvoll, aber ich habe so viel gelernt!” (Naja, wo bisher nix war…). Der Professor spricht das Wort zum Sonntag: “Niemals wird mehr jemand mit Radioaktivität umgehen!” (Öhm. Selbst für 1969 Mexiko ist das dümmlich), außerdem hat er gelernt, dass Forschung um jeden Preis nix gut ist, weil die Resultate auch zum Schlechten eingesetzt werden können (dafür braucht der Kerl Aliens… ein Geschichtsbuch aus dem Jahr 1695 hätt’ gereicht).

Aber auch Space Guy ist zufrieden – er latscht in sein Raumschiff und freut sich über die gelungene Mission. Aber wehe, die Menschen werden wieder mit Kernkraft spielen, dann ist er aber fix wieder da… (leere Versprechungen, sag ich, nix wie leere Versprechungen…).

Heureka. Ich hätt’s ja wieder einmal wissen müssen – mexikanische Filme et moi, das wird keine Ehe mehr, die auf gegenseitigem Respekt und Wertschätzung beruht. Aber wir können zumindest eins konstatieren, Alien Terror ist ein klitzekleines Fitzelchen von Schale besser als The Torture Zone. Das ist natürlich kein besonders aussagekräftiges Statement, aber immerhin…

Und, naja, hmm… “besser” ist ein relativer Begriff. Die mageren Meriten, die sich dieser, übrigens von allen Mexiko-Karloff-Heulern als letzter (nämlich erst 1972) veröffentlichter Streifen verdient, bedienen ausnahmslos die Klientel, die auf unfreiwillige Komik steht. *Absichtlich* funktioniert an Alien Terror nichts, aber auch gar nichts, jedoch ist der Film hysterischer als der trotz seines sleazigen Themas hauptsächlich elendiglich langweilige Torture Zone.

Dass Alien Terror eher, ähm, strange ausfällt, liegt freilich in erster Linie daran, dass die Mexikaner, normalerweise schon mit einem Genre bis über beide Ohren überfordert, sich hilariöserweise daran versuchen, gleich ZWEI Genres zu verwursten – nämlich Day The Earth Stood Still-mäßige SF mit Jack-the-Ripper-, äh, “Slasher”. Das qualifiziert den Streifen zwar für die ziemlich dünn besiedelte Schublade “period piece SciFi”, macht ihn aber nun nicht automatisch besser, zumal die Dünnbrettbohrer, äh, Verzeihung, Drehbuchautoren (fängt beides mit “D” an, kann man doch mal verwechseln) nicht den geringsten Plan haben, wie man die beiden Storykomponenten einigermaßen sinnvoll miteinander verquicken könnte. Ist ja auch kein Wunder, schließlich hat keiner der drei Autoren ein vernünftiges Script auch nur von Weitem gesehen. Ibanez und sein mexikanischer Co-Autor Vergara, ein alter Spezi auf dem Gebiet des billigen Horrorfilms, ebenso wenig wie ihr US-amerikanischer Widerpart Karl Schanzer (aus dem AIP-Umfeld, Bitpart-Darsteller in “Klassikern” wie Dementia 13 und Spider Baby), vermögen es nicht, aus der Gesamtgemengelage ein irgendwie in sich schlüssiges Storykonstrukt zu destillieren. Das SF-Grundgerüst der Story orientiert sich an großen Vorbildern wie The Day the Earth Stood Still und würde sich herzlich gerne, wenn die Autoren Ahnung von dem, worüber die schreiben, hätten, als Warnung vor der Atomkraft verstehen (es ist allerdings schon hammerhart, wie naiv die Autoren 1968 – ! – mit dem Thema Nuklearenergie umgehen… so’n bisken wusste man auch damals schon). Die Aliens sind theoretisch nicht böse per se, sondern sorgen sich nur um die Zukunft des Universums – wobei man sich schon die Frage stellen darf, warum diese hochentwickelte vergeistigte Spezies nicht einfach stilvoll Kontakt mit Mayer aufnimmt und ihn auf seinen Irrweg hinweist. Mayer sieht nicht so unvernünftig aus, als würde er ein paar handfesten Fakten und Beweisen widersprechen. Aber nein, die Kerle müssen gleich die Body Snatcher-Nummer spielen und wollen ganze Dörfer auslöschen, nur um ihren Punkt zu machen.

Endgültig Banane wird das Buch durch den Einbau des Serienkiller-Subplots, der vermutlich nur eingefügt wurde, um dem Zuschauer einen fetzigen Trailer präsentieren und so tun zu können, als handele es sich bei Alien Terror um einen Horrorfilm. In dieser Nebenhandlung tiltet der Streifen logisch vollkommen aus – warum der vom Alien übernommene Thomas überhaupt weiter mordet (und von seinem Silberfolienkumpel auch noch dazu angehalten wird), ist eines der Mysterien, an deren Lösung selbst ein Komitee aus Albert Einstein, Isaac Newton und Stephen Hawking schmählich scheitern dürfte. Was zum himmelschreienden Blödsinn noch mal haben die Aliens davon, wenn Thomas fröhlich vor sich hin killt, obwohl er das ja eigentlich gar nicht mal wirklich will (zu einem Mord wird er ja vom Silver Space Guy regelrecht gezwungen)?

Okay, ich muss sicherlich nicht alles an fußnägelaufkräuselnden Hirnzellensprengern auflisten, die einem im Filmverlauf über den Weg laufen (steht ja alles oben) – ich will es mal dabei belassen, dass es sicherlich schwierig gewesen wäre, unter den gegebenen Voraussetzungen einen soliden Reißer zu drehen, aber es wäre ein geschickter Schachzug gewesen, entweder die Anti-Nuklear-Message oder den Serienkillerschmu bleiben zu lassen; das hätte wenigstens die Möglichkeit eines unterhaltsamen SF-Horrors gelassen, aber in der vorliegenden Form… möööp, da geht dann nix mehr.

Etwas unangenehm berührt auch das durchgängige Bild von körperlich verunstalteten oder sonst behinderten Frauen (die dann folgerichtig auch allesamt getötet werden), während das einzige moralisch einwandfrei gezeichnete Mädel, Laura eben, überleben darf. Möglicherweise interpretiere ich das wieder viel zu viel in einen für 250 Pesos und ein Kilo Tequila-Flaschenpfand gedrehten Güllefilm hinein, aber es fällt auch beim casual viewing auf.

Die Charaktere sind allesamt mehr oder weniger bewährte Klischeekameraden (wen wundert’s?), die Dialoge (wobei offen bleibt, wie viel daran die lustlose Synchronisation verbockt hat) sind von einer stellenweise himmelschreienden Dämlichkeit (mein Favorit ist wirklich Karloffs “Vielleicht. Mag sein.”-Line. Da lacht der Doc).

Viele Köche verderben oft den Brei, hier allerdings schaffen es nicht weniger als drei Regisseure, einen einheitlich faden Film zu inszenieren. Neben Juan Ibanez , der an allen vier Latino-Karloffs schraubte, und der wie stets für die mexikanischen Szenen (also alles ohne Karloff) zuständig war, und Jack Hill (Spider Baby, The Swingin’ Cheerleaders, Switchblade Sisters), der in Amerika den Karloff-Anteil drehte, fummelte auch noch José Luis Gonzaléz de León (auch Assistant Director bei The Torture Zone und Statist in Jodorowskys El Topo) als Co-Director an Alien Terror mit herum. Ja, ich weiß, ein konfuses Script wie dieses hätte auch ein Dreamteam aus Hitchcock, Spielberg und Scorcese zur Verzweiflung getrieben… trotzdem – man könnte ja auch Schwachsinn wie diesen probehalber mit Spannungsbogen, Drive und Tempo inszenieren. Hier plätschert aber mal wieder alles in geruhsamer Geschwindigkeit vor sich hin, vermeintliche Schockszenen wie die diversen Kills an Thomas’ randomisierten Opfern funktionieren weder vom Setup noch von der Ausführung her (mit der Ausnahme der halbwegs pfiffig gestalteten ersten Mordszene mit der Prostituierten… die hat zumindest ein wenig Zeit, sich zu entfalten und beleuchtet den Charakter des Killers). Der Versuch, durch den dörflichen Lynchmob etwas Druck für den Showdown zu erzeugen, fällt reichlich flach (vor allem, um noch mal Drehbuchschelte zu betreiben, nie klar wird, * warum * die Dörfler nicht wirklich die Polizei einschalten. Und wer zur Hölle ist Major Anton?). Hill, der für den “Schlussfight” zwischen Aliens und Helden zuständig gewesen sein dürfte, bringt in die Kampfszene keine Dynamik (okay, eine dynamische Kampfszene mit einem ungefähr hundertjährigen Karloff… öh… das wird schwierig), da fesselt nix, da ist nichts spannend oder wenigstens interessant. Echte inszenatorische Goofs sind nicht zu bewundern, unfreiwillige Komik resultiert allein aus dem hochnotpeinlichen Script. Hill, Ibanez und de Leon stellen die Kamera halbwegs vernünftig auf, sind aber fürchterlich unmotiviert.

Vor Spezialeffekten drückt man sicherheitshalber beinahe komplett – der UFO-Shot zu Beginn ist für Mexiko-Verhältnisse in Ordnung (weniger das UFO-Innere, über das sich Ed Wood kaputt lachen würde… und wir wissen alle, wie bei dem ein UFO innen aussah), in der Folgezeit beschränkt sich das FX-Budget auf ein wenig billigen aufkopierten rosa Nebel und Pyrotechnik aus dem Chemiebaukasten für Kinder. Aber – wo keine Effekte, da kann man sich auch nicht blamieren…

Der Score von Enrico Cabiati, der von Santo-Catcher-Film bis Bibeldrama alles beschallte, was nicht niet- und nagelfest war, ist penetrant und teilweise kurios – ich habe es schon erwähnt, die Methode, den BLAH-BLAH-BLÄÄÄÄH-Cue für jeden Alien-Auftritt einfach über den normalen Score dröhnen zu lassen, ist in ihrer Frechheit schon irgendwie bemerkenswert.

Zur Schauspielerei: Karloff ist, wie schon bei The Torture Zone nicht fair zu bewerten – in manchen Szenen wirklich mehr tot als lebendig müht sich der Altstar redlich, in dem wüsten Sammelsurium depperter Ideen und debiler Dialoge seien Würde zu bewahren. Die Karloff-Apologeten müssen schweren Herzens zustimmen: so arg riesig ist der Unterschied zwischen Lugosis Auftritte in den Ed-Wood-Filmen und Karloffs Performance in den mexikanischen Billigheulern nicht (wobei man sogar der Meinung sein könnte, Wood sei ein besserer Regisseur als Juan Ibanez, zumindest aber ein engagierterer).

Die internationalen Co-Stars rekrutieren sich ausnahmslos aus lateinamerikanischen Kino-Gefilden. Enrique Guzman (Paul) ist seines Zeichens wohl so etwas ähnliches wie ein populärer Sänger seiner Zeit (seine Band nannte sich “Los Teen Tops”) – die Verpflichtung für diesen Film ist zumindest ein zartes Indiz darauf, dass die Produzenten des Machwerks ein wenig auf den einheimischen Pop-Culture-Markt setzten. Leider ist Guzman ein extrem schwacher Schauspieler, der sich hölzern und ausstrahlungslos durch den Film stümpert. Christa Linder (Laura) ist, hoppala, eine echte Deutsche (sogar aus Bayern – sofern man Berchtesgaden noch zu Bayern rechnen will…). Linder begann ihre Karriere in Deutschland in Heulern wie Die Liebesquelle, 5 vor 12 in Caracas oder Kommissar X – Jagd auf Unbekannt, ehe sie sich der wohl leichter verdienten Kohle in Mexiko zuwandte und in Rene-Cardona-Schwachmatigkeiten wie Die Nacht der 1000 Katzen oder Invasion of the Dead mitwirkte. Auf dieser Seite des großen Wassers entdeckte man sie im unbekannten Fulci-Comedy-Grusler Dracula in the Provinces. Überlegt man, in was für einem Film Linder hier spielt, ist ihre Leistung gar nicht mal so übel. Maura Monti (Isabel), eine Italienerin, die in Mexiko ihr Filmglück suchte, und hier unter ihrem schröcklichen Make-up ihr Bestes gibt (whatever that means) kennen badmovies-Veteranen aus dem hochgradig unterhaltsamen Santo vs. la invasión de los marcianos; in dem sie eine der fiesen Marsianerinnen spielte. 1968 spielte sie die Titelrolle in Cardonas Filmkuriosum The Batwoman. Die große Ehrennadel am Hosenband mit Schärpe für die debilste schauspielerische Leistung geht aber ohne Zweifel an Sergio Kleiner, der mit blondem Lockenköpfchen und silbernem Kampfanzug die Schande der Galaxis portraitiert. Kleiner ist bis heute in zahllosen Telenovelas und ähnlichem TV-Kroppzeug am Start… Yerye Beirute (Thomas) kennen wir bereits aus The Torture Zone. Für den tumben Vierschrötigen ist er eine Prachtbesetzung, da die Rolle aber vergleichsweise, ähm, tiefgründig ist, scheitert er an seinem darstellerischen Vermögen.

CMVs DVD entspricht in etwa dem, was das Label mit The Torture Zone ablieferte. Der 4:3-Vollbildtransfer ist für einen fast vierzig Jahre alten mexikanischen Doofkoppsfilm anständig – kein High-End-Transfer, aber einer, der verschmutzungs- und störungsfrei abläuft, über durchschnittliche Schärfe- und Kontrastwerte verfügt und in Sachen Kompression nicht schlapp macht.

Der ausschließlich deutsche Ton ist zwar exzellent verständlich, klingt aber sehr steril und emotionslos heruntergeleiert (eine eher unmotivierte Neusynchro, vermute ich), Hintergrundgeräusche finden praktisch nicht statt, der Soundtrack klingt recht blechern.

Als Extras gibt’s den “alten US-Vorspann”, einen Trailer sowie die bereits von den anderen Karloff-Collection bekannte Karloff-Diashow.

Also, letzte Worte – Freunde des unfreiwilligen Humors kommen bei dem für ernsthafte Horrorfreunde ungenießbaren Eintopf aus SF- und Horrorelementen auf ihre Kosten – nicht im Maße eines Ed-Wood-Trashfestivals, aber genügend Anlässe für heftiges Augenrollen, hysterisches Gelächter oder ungläubiges Sabbern bietet Alien Terror dann doch. Schade ist’s nur für Boris Karloff, der, ich glaube, ich wiederhole mich, einen besseren Abgang aus der Welt des Films (und der Welt an sich) verdient hätte. Trashfreunde mit gesunder masochistischer Ader können zum gegenwärtigen Börsentarif von Fast Gar Nix wenig falsch machen (was in der Kaufhausfassung fehlt, kann nicht eruiert werden. Mir persönlich wäre nichts aufgefallen, was nicht auch in einer FSK-16 gut aufgehoben wäre, mal von der etwas frauenfeindlichen Gesamtstimmung abgesehen, die in einer gekürzten Fassung aber auch nicht goutierbarer sein dürfte… wie üblich bitte ich auch die CMV-Angabe “ungekürzte Fassung” mit Skepsis zu verstehen, da das Internet auch deutlich längere Laufzeiten als die 77 Minuten der CMV-Uncut-Version kolportiert. Wer Recht hat? No friggin’ idea).

(c) 2007 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 8

BIER-Skala: 5


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