Alien Interceptors

 
  • Deutscher Titel: Alien Interceptors
  • Original-Titel: Interceptors
  • Alternative Titel: Interceptor Force | Invasion Alien Attack | Predator 3: Interceptors | The Last Line of Defense |
  • Regie: Phillip J. Roth
  • Land: USA
  • Jahr: 1999
  • Darsteller:

    Olivier Gruner (Shaun Lambert), Glenn Plummer (Russell), William Zabka (Dave), Brad Dourif (Weber), Ernie Hudson (Major McKenzie), Angel Boris (Jena Goodwin), Mark Adair-Rios (Perez), Stefan Lysenko (Rosario), Holly Field (Lucy)


Vorwort

1993 vernichtet eine gigantische Explosion das kanadische Kuhdorf Yellowknife.

Sechs Jahre später – Shaun Lambert will bei der Technologiefirma Zircon einbrechen und Daten klauen. Sein narrensicherer Plan: einfach reinspazieren, sich von der Security festnehmen und verprügeln zu lassen, bis der Typ, der die Daten hat, dazu kommt, ihm aufs Maul hauen und sich an seine in die Brust implantierte Festplatte zum Absaugen der kostbaren Daten anstöpseln. Funktioniert prima.

Anderswo beobachtet das US-Militär argwöhnisch ein unbekanntes Flugobjekt und schickt ’ne Fliegerstaffel hinterher, Alarm zu geben, wenn’s so wär. Das UFO radiert die Squadron F-117s aus, doch in letzter Sekunde gelingt es dem letzten Stealth-Piloten, eine Atomrakete abzuschießen, die auch den intergalaktischen Eindringling in den Orkus bläst. Oder? Ein kleines Objekt entfernt sich von der Explosionsstelle und bruchlandet jenseits der Grenze im schönen Mexiko, in einem Kaff, das von dem Banditen Rosario mit eiserner Knute beherrscht wird. Das ist jetzt ein Problem für den offiziellen UFO-Beauftragten der US-Regierung, Weber. Mexiko wird einer militärischen Operation sicher nicht zustimmen, einfach aber mal rüberlaufen und kucken, was immer da abgestürzt ist, verbietet sich schon allein aufgrund der Präsenz der gewaltfreudigen Drogenkartelle. Man verfällt auf die Lösung „Söldner“ und verpflichtet Lambert und seine Teamkameraden Dave und Russell. Zur überschaubaren Begeisterung Lamberts muss er aber zwei von Lamberts Leuten mitnehmen – Kommunikationsexpertin Jena Goodwin und Perez, der einen exzellenten whatever-you-are-looking-for-Detektor entwickelt hat. Selbstredend schenkt Weber den Söldnern keinen reinen Wein ein – die Bullshit-Geschichte, die er ihne auftischt, handelt von einer wiederzubeschaffenden Black Box, deren Daten über eine angebliche Anti-Drogen-Operation der mexikansichen Regierung nicht gefallen könnten.

An der Absturzstelle findet das Team keine Spur eines abgestürzten Flugzeugs, dafür einen big-ass Krater, was den Söldner schon einen ersten Hinweis darauf bietet, dass hier etwas mehr im Busch ist als das Finden einer lumpigen Black Box. Dave läuft einem verdächtigen Einheimischen in einen Schuppen nach und verschwindet spurlos. Naja, „spurlos“ trifft es nicht ganz, seine blutigen Klamotten bleiben übrig. Shaun ist verständlicherweise milde echauffiert und macht zutreffend geltend, dass Perez und Jena mehr über die Sache wissen als sie bislang zugegeben haben. Jena gesteht unter Druck, dass ein ähnlicher Vorfall 1993 in Kanada schon geschehen sei und die USA sich damals gezwungen gesehen hatte, den Ort mit einer taktischen Atomwaffe zu planieren und es anschließend als Gasexplosion zu vertuschen. Niemand wisse aber, was genau da oben passiert sei, aber hier in Mexiko wird das gleiche passieren, falls das Team nichts näheres herausfindet.

Inzwischen haben Shaun und seine Leute auch genügend Gelegenheit gehabt, Rosario und seinen Henchmen gehörig vor’s Schienbein zu pissen, weswegen der Bandido wünscht, dass ihm die Gringos dringlich breiförmig vorgelegt werden. Für’s erste aber beißen nur Rosarios Leute ins Gras, so z.B. Alfredo, dem der Kopf von den Schultern subtrahiert wurde. Bei einem harten Kampf mit zwei von Rosarios Goons kommt Shaun überraschend Dave zu Hilfe, um sich danach wieder in Luft aufzulösen. Nun haben Sean und Russell die Faxen endgültig dicke und drohen gegenüber Jena und Perez handgreiflich zu werden. Es hilft nix: die ganze Wahrheit muss ans Licht. Hinter was das Team hier her ist, ist ein echtes Alien mit Gütesiegel auf dem außerirdischen Hintern, Jena und Perez sind hochbezahlte Spezialisten, die das extraterrestrische Kroppzeuch unschädlich machen und im Idealfall noch ein paar Proben mitbringen sollen. Jena ist zudem eine Überlebende des Yellowknife-Vorfalls, und, naja, falls sie nicht in den nächsten paar Stunden Erfolg haben, wird Weber ihnen, wie gesagt, eine Atombombe auf den Kopf werfen. Das Problem ist nur, dass das Alien neben der organischen Form auch die purer Energie annehmen, mithin also sich unsichtbar machen, und in die Gestalt jedes seiner Opfer shapeshiften kann. Auch Rosario wird eingeweiht und der knallharte Gangster greift sofort zu vernünftigen Maßnahmen, lässt Frauen und Kinder aus der Stadt schaffen und schickt seine schwerbewaffneten Jungs auf fröhliche Alien-Jagd. Aber kaputtmachen kann das Viech wohl nur die neue elektromagnetische Superimpulswaffe, die Jena extra für diesen Zweck dabei hat…


Inhalt

Mit dem Werk des Hauses UFO haben wir uns schon viel zu lange nicht mehr beschäftigt. Dabei gehört die unabhängige Filmschmiede von Phillip J. Roth fraglos zu den Unternehmungen, die mich schon einen beträchtlichen Teil meines Filmkonsumentenlebens begleitet – und zudem kann man praktisch jeden UFO-Film ohne weiteres als geeignet für diese Seite betrachten. You know you’ll not get great filmkunst when watching an UFO movie. Aber ein Grund, warum UFO bei mir immer einen Stein im Brett haben wird, ist die Tatsache, dass sie eigentlich IMMER SciFi machten – aus Überzeugung. Sicher hätte UFO mehr Geld verdienen können, hätten sie sich auf generischen Action-Kram wie Nu Image verlegt, aber der UFO-Output blieb immer firm im phantastischen Genre verankert – und als Kummer gewohnter SF-Film-Fan war und ist man für jeden dankbar, der sich dem Genre ernstlich verbunden fühlt und es nicht nur als cash grab betrachtet. Ob man es als Positivum erachtet, dass UFO auch zu den absoluten Pionieren des CGI-Einsatzes im B-Movie-Bereich gehört, ist eine Gewissensfrage, allerdings machte es das Studio auch zu einem gern gesehenen Partner für originalcontenthungrige TV-Sender in den Boom-Jahren des frühen 21. Jahrhunderts („Apokalypse Eis“, hust-hust).

„Alien Interceptors“ aka „Interceptor Force“ aka „Interceptor“ aka „Invasion Alien Attack“ ist ein vergleichsweise früher UFO-Film. Dieweil Roth um 1992 rum mit der eigenständigen Produktion von Filmen begann, entwickelte sich das Studio erst um die Jahrtausendwende zu einer beständig operierenden Fließbandoperation. 1999 hatte Roth Olivier Gruner als hauseigenen Star verpflichten können. Der war durch „Nemesis“ zu einem mehr oder weniger bankablen DTV-Star geworden und wiewohl er nie die Popularität (oder das schauspielerische Vermögen) von JCVD erreichte, war sein Name in den 90ern und frühen 2000ern für so manchen Videotheken-Kunden Argument genug für eine Ausleihe, konnte man doch allermindestens auf ein paar solide Martial-Arts-Fights bauen.

Unser heutiger Film beginnt – speziell für UFO – recht stimmungsvoll, mit „authentischen“ UFO-Aufnahmen, die zwischen den Cast- und Stabangaben eingespielt werden. Danach wird’s erst mal ein wenig konfus, wir sehen die letzten Sekunden des Yellowknife-Zwischenfalls, ehe wir zu Lamberts Einbruch bei Zircon kommen, ohne zu wissen, wer er ist, was er will und ggf. wie das mit dem Restfilm in Verbindung steht (Lösung für die letzte Frage: nicht sehr. Zwar wird behauptet, dass die von ihm hier geklauten Daten den Yellowknife-Zwischenfall betreffen, aber eine echte Bedeutung für den Plot hat’s nicht). Ist in erster Linie natürlich eine Ausrede dafür, um Olivier Gruners Moves und Kicks in einer frühen Actionsequenz highlighten zu können, auch wenn wir als Zuschauer noch nicht mal wissen, ob wir „für“ ihn sein sollen oder gegen ihn…

Die eigentliche stringente Handlung setzt dann mit dem Auftauchen des UFOs und dem recht einseitigen Luftkampf der Stealthfighter gegen den außerirdischen Eindringling ein (das erlaubt dem Film, seinen zweiten Top-Star, Ex-“Ghostbuster“ Ernie Hudson, in seiner Gastrolle als Air-Force-Major seinen Gagenscheck verdienen zu lassen). Von da aus entwickelt sich die Geschichte recht geradlinig zu einem „Predator“-Rip-off, in dem ein paar mehr oder minder harte Kerle auf feindseligem Geläuf mit einem unsichtbaren/getarnten extraterrestrischen Widerling kämpfen müssen. Großartige Plot- oder Charakterentwicklung gibt’s da nicht, es ist ein simples Szenario, in das Roth seine Charaktere reinwirft und kuckt, was passiert. Das wird alles in ziemlich forschem Tempo vorgetragen (Vor- und Abspann abgerechnet hat der Film nur gut 75 Minuten Zeit für seine Geschichte) und bedient sich eines gepflegten Rhythmus aus Actionsequenzen abgewechselt mit Expositionsblöcken. Eine überraschend angenehme Eigenschaft des von Jim Christopher („Deep Core“) nach Roths Story gestrickten Scripts ist das Fehlen eines echten „menschlichen“ Schurkens, der sich den Helden als zusätzliches Hindernis zum Unhold-ET in den Weg stellt. Rosario mag ein fieser Drogengangster sein, der „seine“ Stadt mit eiserner Hand regiert, aber sobald er mit der Situation, wie sie sich wirklich darstellt, vertraut gemacht wird, stellt er seine persönlichen Rachegelüste hintan, trifft vernünftige Entscheidungen und stellt sich dem Kampf mit dem Solo-Invasor. Und auch Weber (Brad Dourif) mag zwar zunächst als der stereotype bürokratische Schurke dargestellt werden, der mit Freuden sein Team opfert, nur um die Sache sauber abzuschließen, aber er ist bemüht, das Unvermeidliche (den Luftschlag) so lange wie möglich zu verzögern, um seinem Team die Möglichkeit zu geben, sich zu retten, und als es scheint, das niemand von seinen Leuten überlebt hat, ist er ehrlich betrübt – er muss halt nur auch das Große und Ganze im Auge behalten.

Das Alien selbst ist leider frei von Persönlichkeit – um eine gewisse Reaktion herbeizuführen, muss es schon wohl oder übel seine Shapeshifter-Fähigkeiten ausspielen und die Gestalt getöteter „Guter“ annehmen. Die Ziele der Angreifer sind auch eher vage, ja, sie werden wohl Invasionsabsichten hegen, aber ihr bisheriger modus operandi, einen Einzelkämpfer vorbeizuschicken, der bislang noch jedes Mal von den Verteidigern des Erdballs in seine Moleküle zerblasen wurde, scheint mir nicht gerade die großartigste Erfindung seit Entdeckung der Strategie zu sein. Dazu passt dann auch, dass die Klimax des Films relativ schwach ist, weil das Alien a) keinen Masterplan und b) schon überhaupt keinen Plan B hat und sich der Vernichtung durch nuklearen Overkill mit einem müde hingedrohten „wir kommen wieder“ aussetzt. Meine Güte, selbst Ro-Man war da erheblich effektiver…

Roth ist, das ist auch nicht meine neueste Erkenntnis, sicher ein besserer Produzent als Regisseur, und „Interceptors“ trägt nicht viel dazu bei, meine dahingehende Meinung zu relativieren. Es ist alles recht okay, aber… der ganze Look des Films ist selbst für UFO unheimlich billig und „shoddy“, von durchschaubaren Greenscreen-Aufnahmen, versprochenen Stunt- oder Effekt-Sequenzen, die aufgrund fehlenden Budgets oder Kompetenz nicht kommen (so sitzt unser Einsatzteam fertig in seinem Minivan im Flieger und wartet, über Mexiko „abgeworfen“ zu werden. Man darf also eine Effektsequenz erwarten, oder? Aber nein, einen Umschnitt später cruisen sie bereits über „mexikanische“ Feldwege) über billige Kulissen (das mexikanische Dorf sieht in keiner Sekunde anders als als eine billige Filmkulisse) bis hin zu den Spar-Sets für die US-Militäreinrichtungen. Dazu ist die optische Präsentation irgendwie „off“ – ich hatte zunächst vermutet, „Interceptors“ wäre einer der ersten UFO-Versuche, auf Video zu drehen, gewesen und sie hätten die neue Technik noch nicht im Griff gehabt, aber der Streifen wurde tatsächlich auf 35 mm gedreht, sieht aber eben total nach shot-on-video aus (dafür, dass der deutsche Publisher offenkundig eine 4:3-open-matte-Version eines in 1.85:1 intendierten Films auf die DVD geklatscht hat, kann UFO jetzt weniger, man merkt’s jedoch an der Bildkomposition).

Die CGI reißen’s ein bisschen raus – es gibt weniger davon als gedacht und nicht viel davon ist ambitioniert (es gibt zu Beginn gleich einen „Stunt“, der komplett, inkl. animiertem Gruner von Kollege Computer gemeistert wird), aber es ist praktikabel, speziell für einen B-Film von 1999. Das Alien ist nicht sonderlich originell im Design (es erinnert stark an den Predator, würde der ohne Klamotten rumlaufen) und die Animation wird nicht vor elementare Probleme gestellt (schwierigere Szenen bestreitet dann sicherheitshalber ein menschlicher Darsteller).

Die FSK-18-Freigabe der „Invasion Alien Attack“-DVD ist natürlich mal wieder ein besonders erheiternder Witz – der Streifen ist praktisch komplett unblutig (selbst der abbe Kopp) und könnte locker mit ’ner FSK-12 durchgewunken werden. Aber wir wissen’s ja, roter Flatschen verkauft sich besser (okay, okay, es gibt ne halbnackte Stripperin. Also FSK 16 🙂 ).

Eine besondere Nervigkeitserwähnung muss der Score von „Mad Bus“ finden, der praktisch über die komplette Spielzeit läuft und dabei zwischen Softcore-Befrickelung und generischem Herumgeriffe über Sport-Highlights pendelt.

Olivier Gruner ist bekanntermaßen kein großer Actor, und so wird von ihm auch nichts verlangt – die Originalfassung muss mal wieder eine Dialogzeile dafür verschwenden, seinen heftigen Franzmannsakzent zu erklären. Wer Gruner verpflichtet, tut dies aber nicht, um ihn Shakespeare rezitieren zu lassen, sondern Hand- und Fußkanten schwingen zu lassen, und dafür bietet ihm der Film einige Gelegenheiten (der beste Fight – und auch der witzigste – ist die Bar-Schlägerei mit Rosarios Goons). Als seine Sidekicks fungieren Glenn Plummer („Showgirls“, „Speed“), von dem ich mal echt dachte, er würde Karriere machen. Ist nicht so, als müsste Plummer heutzutage Arbeitsamts-Schecks einlösen, aber seine Rollen sind doch im Vergleich zu seinen vielvesprechenden 1990ern von keiner großen Bedeutung mehr. Hier ist er also second fiddle für Gruner, zieht seinen bewährten shtick durch, kann sich aber nicht sonderlich in Szene setzen. Das gilt auch für William Zabka („Karate Kid“, „Cobra Kai“, „Der Equalizer“) als „third fiddle“, der hat noch weniger zu tun (es ist höchstens überraschend, dass der Film ihn und nicht Plummer als ersten los wird). Brad Dourif („Fire Syndrome“, „Der Herr der Ringe“, „Dune“) spielt eine Rolle wie Weber, der mit dem Main Cast nicht weiter interagiert (immerhin – es gibt eine Szene, in der Dourif und Gruner nebst Team aufeinandertreffen), also den klassischen Lance-Henriksen-Part, im Schlaf, völlig unterfordert, der gute Brad, wie natürlich auch Ernie Hudson. Angel Boris („Boa vs. Python“, „Epoch: Evolution“, „Dragon Storm“) darf mal die Bluse anbehalten, dafür aber die „Wissenschaftlerin“ geben. Klappt bei ihr besser als bei Tara Reid… Mark Adair-Rios („Steinzeit Junior“) ist okay, aber nicht überwältigend als Perez, und Stefan Lysenko („Mafia!“, „Dark Waters“) müht sich als Rosario redlich.

Die Starmedia-DVD bringt den Film, wie gesagt, in 4:3. Die Bildqualität ist so la la, aber noch erträglich. Die deutsche Synchro kann sich das „erträglich“-Siegel nicht verdienen, der O-Ton ist auch kein Ausbund an Dynamik, aber alleine schon wegen Gruners lustigem Akzent besser als der D-Ton. Deutsche und englische Untertitel werden mitgeliefert, dito ein kurzes blooper reel und der Originaltrailer.

„Interceptors“ ist, abschließend gesagt, weder ein Highlight noch ein Tiefpunkt im UFO-Ouevre – ein solider Durchschnittsfilm, der mit besseren production values, einer Prise mehr Härte und einem generell etwas kinematischeren Look sicher unterhaltsamer hätte ausfallen können, aber zumindest ordentlich Zug aufweist und für die Budgetklasse passable Action bietet. Für verregnete Nachmittage also geeignet.

© 2019 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 6

BIER-Skala: 5


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